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Ich bin ein alter Mann. Solche Texte lese ich seit 45 Jahren. Sie klingen klug, würdig und erhaben. Trotzdem halte ich nicht allzu viel davon. Denn was Herr Pfister beschreibt, sind nur die Symptome einer Politik, für die meist ausgerechnet jene verantwortlich sind, die das Malaise heute beklagen: die Bürgerlichen selbst. Der heutige Zustand der Demokratie hat elementar mit unserer neoliberalen Wirtschaftsideologie zu tun, die alle Bereiche erfasst hat: ökonomischer Wettbewerb über alles, Eigenverantwortung total, alle gegen alle, soziale Ungerechtigkeit als systemimmanenter Faktor und das Gemeinwohl als belächelte Antiquität.

Und genau darum funktionieren die Medien – die klassischen wie die digitalen – so, wie sie funktionieren: als renditegetriebene Unternehmen und nicht als verantwortungsbewusste Hüter und Moderatoren des öffentlichen Diskurses. Und genau darum verhalten sich die Bürgerinnen und Bürger so, wie sie es heute tun: als Einzelkämpfer fürs eigene Interesse. Was denn sonst auch? So wird es ihnen von den Bürgerlichen ja seit 30 Jahren beigebracht. Das belegen die Mitte&Co. gerade jetzt wieder mit ihrer Nein-Kampagne gegen die 13. AHV-Rente: Diese zielt darauf ab, mit der Spaltung der Gesellschaft solidarische Umverteilung zu verhindern.

Nein, wir brauchen keine schönen Texte. Wir brauchen bürgerliche Parteien, die endlich ihren Job tun, indem sie die Wirtschaft in den Dienst des Gemeinwohls stellen, indem sie Politik für die Mehrheit der Menschen machen und indem sie endlich eine Brandmauer gegen den aufkommenden Faschismus aufziehen.

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Marco Zaugg
Coach und Prozessbegleiter
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Ich schliesse mich diesem Beitrag in allen Punkten an, aber ich unterstütze die Republik trotzdem, Pfister ein Forum zu bieten. Ich freue mich auf einen klaren Positionsbezug von Pfister gegen die antdemokratischen Ideologen und Brandstifter.

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Kulturkritiker
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· editiert

wunderbar: "haltet den Dieb!" schreien diejenigen, die den Staat schon vor Jahren ausgehölt haben. wie kann es sein, dass ein BR Merz und eine BR W.-Schlumpf behaupten könnem, die USR II koste einen zweistelligen Millionebetrag, während sie tatsächlich einen zweistelligen Milliardenbetrag kostete? das konsensorientierte Schweizer Politiksystem wird von solchen ungesühnten Schandtaten missbraucht.

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Anderer 60
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Trotzdem hoffe ich es Pfisters Kolumne nicht die letzte ist.

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Ich teile ihre Meinung vollumfänglich. Sie haben das auf den Punkt gebracht.

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Schön, Sie hier wieder zu treffen. Herr Pfister. Sie haben mir etwas gefehlt, seit ich Twitter verlassen hatte.

Wie demokratische Institutionen und der öffentliche Diskurs stabilisierend wirken, wurde mir bei den COVID-Abstimmungen klar. Die deutlichen Ergebnisse haben eine breite Akzeptanz für die COVID-Politik in der Bevölkerung gezeigt. Und ich war davon überrascht! Weder die öffentlich rechtlichen, noch die sozialen Medien, haben mich darauf hoffen lassen.

Demokratische Institutionen stärken und einen guten Rahmen schaffen für ethische Medien hilft sicher.

Die Ursachen und Treiber der Hyperpolitik sehe ich aber auch in alten weissen Männern mit grossen Vermögen, die diese Mittel zum Ausbau ihrer Position und gegen die Demokratie einsetzen.

Höhere Steuern auf Vermögen und Erbschaftssteuern würden der Gemeinschaft dann doppelt gut helfen, wenn sie auch noch für die Stärkung der Institutionen genutzt werden.

Zu revolutionär?

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Eine wichtige Ergänzung zu unserer hochgelobten (halb)direkten Demokratie scheint mir in dem Zusammenhang der Hyperpolitik doch die aktuell vorhandenen Ungleichgewichte einzelner Player. So habe ich als Bürgerin einen deutlich erschwerteren Zugang zum Parlament als Lobbyist:innen. Zudem werden Abstimmungskämpfe nur teils argumentativ geführt, auch hier dominieren die Emotionen auf den Plakaten (und Social Media-Werbungen resp. Beiträgen). Zumal hier hinzu kommt: die Partei mit dem grössten Budget (SVP) kann am meisten Leute erreichen. Zuletzt stimme ich Herrn Pfister zu, dass die journalistische Arbeit essentiell für Demokratien ist. Hier beobachte ich jedoch auch bereits seit längerer Zeit eine Zeitenwende, wenn man sich bspw. nur die NZZ unter Eric Gujer und die steten Kürzungen des Service Publique anschaut.

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Es passt halt zu einem um Souveränität bemühten Kommentar aus der Mitte, einfach die bewährte Institution der direkten Demokratie als Lösung für die Hyperpolitik-Problematik hinzustellen. Es lebe die Gemütlichkeit. Dabei wäre alles andere als Gemütlichkeit angesagt, denn es verhält sich genau umgekehrt: Gerade die direkte Demokratie wird von Wut- und Empörungs- Affektpolitik in besonderem Masse bedroht. Siehe auch mein Kommentar oben.

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Ich freue mich, dass die Republik Herrn Pfister (Mitte-Partei) hier zu Wort kommen lässt. Manchmal habe ich den Eindruck, wir Republikleser sind etwas zu einseitig unterwegs.
Natürlich gibt es Grenzen, wem man eine Bühne offeriert. Die AFD und einzelne SVP Scharfmacher hätten nach meinem Geschmack hier nichts zu suchen.

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Lorenzo Moret
Auditor a. D.
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Über Geschmack sollten wir nicht diskutieren. Einhaltung der Gewaltentrennung ist sakrosankt.

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Passionierter junger Schnaufer
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Herr Moret, ich habe gesehen, dass Sie schon mehrmals hier kommentiert haben.
Können Sie mir kurz erklären, was denn an diesem Artikel und Herrn Pfister nicht gut ist?

Denn in meiner Sicht hat Herr Pfister weder politisiert noch Werbung gemacht. Er hat ein Thema aufgegriffen, dass heute allgegenwärtig ist und übrigens brandgefährlich ist. Man denke nur an die ganzen Wut- und Hetzevideos in den Sozialenmedien.

Wir müssen lernen damit umzugehen und eine Lösung zu finden. Ich finde es spannend, dass sich jemand vertieft damit befasst. Sogar wenn es ein Politiker ist. Ich gebe zu, dass ich mich auf das Naivitätsgleis begebe und nicht anneheme, dass Herr Pfister das wegen Eigenwerbung macht.

Schöns Tägli

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Gaby Belz
Jeden Morgen neu
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Dass der Präsident der Mitte-Partei übersieht, wie stark die gebrochenen Versprechen von Wirtschaft und Demokratie für Chancengleichheit aller Bürger/innen zum Glaubwürdigkeitsverlust geführt haben wundert nicht. Didier Eribon lässt grüssen, oder aktueller: warum schaffen es unsere Parlamentarier/innen nicht, die Gesundheitskosten substantiell zu senken, sodass sie für alle aus eigener Kraft tragbar werden? Den Diskurs mit einem wie Gerhard Pfister engagiert weiterzuführen ist mir aber wichtig, denn da hat er recht: Demokratie braucht gegenseitiges Zuhören und das Schmieden tragbarer Kompromisse.

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Danke, liebe Gaby, für stimmige Frage und Hinweise. Die (beabsichtigte) Ohnmacht bezüglich endlos steigenden Krankheits- & Versicherungskosten ist ein augenfälliges Beispiel der angesprochenen Entwicklung.
Ich schätze Herrn Pfister ebenfalls als unaufgeregten, dezidiert argumentierenden und konsensorientierten Politiker. Mögen seine Kolumnen dazu beitragen, dass Wahrhaftigkeit, Verbindlichkeit und Integrität an politischer Kraft gewinnen... bezüglich eingangs erwähnter Problematik gerne auch bei Lobby-PolitikerInnen der Mitte.

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Multifunktional
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Mir gefällt, dass die Republik mit dem Kolumnisten Pfister die linke Bubble verlässt und damit einen Schritt gegen die zunehmende Polarisierung unternimmt. Dem Inhalt der Kolumne kann ich mehrheitlich zustimmen, für die nächsten Ausgaben würde ich mir eine etwas prägnantere und fesselndere Sprache wünschen. Etwa ab der Mitte der Kolumne bin ich vom konzentrierten Lesen zum Überfliegen des Textes übergegangen, da mir der Text zu langfädig schien.

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Meine Erwartung ist, dass sich Herr Pfister dann auch dem Dialog hier stellen wird. Das wäre für mich eine Bedingung um als Politiker, diese Platform nutzen zu können.

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Dem stimm ich zu!

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Kulturkritiker
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Politiker Kolumnen schreiben zu lassen, ist eine Bankrotterklärung der vierten Gewalt, des kritischen Journalismus.

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Sehr geehrter Herr M.
Warum soll die Kolumne eine Bankrotterklärung der vierten Gewalt gegenüber sein? Es könnte eine sein, wenn wir hier nicht die Gelegenheit hätten, darauf zu reagieren und zu debattieren.
Ich meinerseits schätze die Vielfalt hier und eben auch solche Beiträge. Ich muss ja nicht gleicher Meinung sein.
Da ich in keinen sozialen Kanälen aktiv bin, sie deshalb auch nicht lesen kann, ist dies für mich eine Bereicherung. Und das verstehe ich unter "unabhängigem Journalismus".

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Lieber Herr A., herzlichen Dank für Ihre kluge Frage und entschlossene Stellungnahme. Ich teile die Haltung zu unabhängigem Journalismus, durchwegs vielfältig UND stets dem Gemeinwohl verpflichtet.

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Lorenzo Moret
Auditor a. D.
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Offenbar fehlt das Geld in der Redaktion. Trostlos!

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Passionierter junger Schnaufer
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Herr Pfister bekommt recht mit Ihren beiden Kommentaren. Jedenfalls meiner Meinung nach..

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Dis Gedanken von Ihnen Herr Pfister sind nachvollziehbar, aber erst wenn Vorschläge folgen, wie der direkte demokratische Diskurs wiederbelebt werden kann, werden sie mehr als schönes Geschwätz eines Politikers. Die Parteien und Vereine von gestern sind so jedenfalls keine zeitgerechten Formen mehr. Was schlagen Sie vor?

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„Das pragmatische Argument zählt, nicht die subjektiv beste Idee oder die blosse Emotion. Nicht die Lautstärke, nicht die Anzahl Likes oder Follower entscheidet, was richtig und was falsch ist. Sondern der Souverän.“
Da bin ich nicht einer Meinung. Wenn man sich die Plakate zu den Abstimmungen ansieht und zum Beispiel zur Initiative für eine 13. AHV-Rente Übertitelungen wie „Enkelkinder belasten?“ liest, wenn es um Kaufkraft geht, glaube ich, dass da schon ein emotionalisierender Hintergedanke im Spiel ist. Natürlich ist nicht klar, wie stark diese Plakate Einfluss auf die Wähler*innen nimmt, aber wenn dies die Aushängeschilder der Gegenseite sind, möchte ich den „Pragmatismus der Argumente, die zählen“ wirklich in Frage stellen.

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"Physiker"
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Einverstanden. Im Allgemeinen, zum Glück nicht immer, gewinnt das Kapitel, dem es gelingt, die Mehrheit selbst entgegen ihren Interessen abstimmen zu lassen. Wie die aktuellen Abstimmungen zu AHV und Rentenalter hoffentlich nicht zeigen werden.

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Ich stolpere über einen Begriff im Titel:

die demokratisch ausgehandelte Wahrheit…

Wir verhandeln doch nicht „Wahrheit“ sondern Regeln, Gesetze, was man darf und was man man nicht darf , damit anstehende Probleme gelöst und die Grundrechte auch der Schwächeren in der Gesellschaft respektiert werden.
… eine demokratische „Wahrheit“ ?!
Ich bin irritiert!
Edit; aber, danke für ihre differenzierenden Überlegungen…

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Mit der direkten Demokratie hat deshalb die Schweiz wie kein anderes Land einen geeigneten institutionellen Rahmen, der die Gefahren der Hyper­politik bändigen könnte.

Das genaue Gegenteil ist der Fall. Der direkten Demokratie wurde historisch je gerade deshalb mit soviel Skepsis begegnet, weil die Angst bestand, es könne sich eine Herrschaft eines im Affekt unreflektiert entscheidenden Mobs entwickeln. Deshalb auch das Konstrukt der indirekten Demokratie.

Die direkte Demokratie, mit all ihren Vorzügen, funktioniert nur, wenn sie auf einer entschleunigten, unaufgeregten und pragmatischen Meinungsbildung beruht. Und gerade dieser Prozess wird gegenwärtig von der "Hyperpolitik" unterlaufen. Es ist z.B. eine relativ neue Entwicklung, dass Parlaments- und Bundesratsmitglieder in Sendungen wie der Arena nicht nur – wie das schon immer in unterschiedlicher Ausprägung der Fall war – polemisieren, sondern schlichtweg bezüglich Tatsachen in Sachpolitikfragen unverfroren in die Kamera lügen, weil sie genau wissen, dass irgendwelche Faktenchecks weniger wiegen als eine aufgepeitschte Meinung.

Es ist also nicht so, dass die direkte Demokratie die Lösung für die Hyperpolitik-Problematik darstellt, sondern umgekehrt: Die Hyperpolitik stellt gerade für die direkte Demokratie eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar. Zur Verteidigung der direkten Demokratie vor der Hyperpolitik gilt es, sich auf den Wert ihrer Stützen, i.e. Entschleunigung und unaufgeregte Diskussion, Hochhalten von Meinungsvielfalt, und Zugeständnisse an Minderheiten zu besinnen.

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Ihr widerspruch in ehren: die hyperpolitik bedroht die demokratie, ganz richtig. „Entschleunigung und unaufgeregte diskussion, hochhalten von meinungsvielfalt…“ sind ja gerade tugenden der demokratisch gesinnten bürger:innen. Man dreht sich halt im kreis: wer, wenn nicht der politisch handelnde bürger/bürgerin soll „sich auf den wert ihrer (der demokratie) stützen besinnen“?

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Herr Pfister behauptet, dass die direkte Demokratie das Antidot gegen Hyperpolitik sei, wenn in Tat und Wahrheit die direkte Demokratie die durch Hyperpolitik gefährdetste Staatsform darstellt. Sie unterliegt der Gefahr, dass die Leute, wenn durch Hetze angestachelt, unüberlegte, illiberale und Minderheiten-diskriminierende Entscheide fällen. Der Harvard-Politologe Yascha Mounk beschreibt dies in seinem Buch "Der Zerfall der Demokratie" und erwähnt die Schweiz als warnendes Beispiel (z.B. Minarettinitiative). Daniel Binswanger hat darüber übrigens 2018 eine Kolumne verfasst.

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Albert America
Grafik und Webdesign
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Eine Kolumne von Gerhard Pfister?! Als Erstes habe ich mir gedacht: «Der ist mutig, der weiss schon, dass unter der Kolumne eine Diskussion stattfinden wird.»
Das Thema Gefahr für die Demokratie erscheint mir ungefährlich. Ich stimme den Aussagen mehrheitlich zu. Interessant ist doch, wenn ich etwas über «Pfister's» Beweggründe und sein Denken erfahre. Zwischen den Zeilen drückt das zum Teil durch.

des weltweiten Siegeszugs des westlichen Lebens- und Wirtschafts­modells

Der Begriff Siegeszug, wird immer nur von den «Siegern» verwendet.

Sie ersetzen den Lärm in den sozialen Netzwerken mit dem vernünftigen Argument in den demokratischen Foren und den echten, weil journalistischen Medien.

Dem stimme ich zu, nur wo sind sie geblieben, die demokratischen Foren und journalistischen Medien? Das TA-Media-Imperium oder die NZZ wurde gekauft.

Die Republik hat eine stolze Liste von Kolumnen, in denen ich nahe an den Beweggründen, Emotionen und persönlichen Aussagen bin. Bsp: «Binswanger», «Kiyak» «Berg», «Rosenwasser» oder «Strassberg» u.v.a. Da muss «Pfister» doch zulegen und offen über sich selber schreiben. Ich bin gespannt und bedanke mich schon mal für den Schritt zur gemeinsamen Kommunikation.

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Vielleicht sollten wir Herrn Pfisters erste Kolumne zusammen mit dem ebenfalls heute publizierten Artikel "Maassen, Weidel, AfD: Das Netz reicht bis in die Schweiz" lesen. Während sich nämlich rechts aussen politisierende Personen über die Landesgrenzen hinaus vernetzen und finanzieren, sucht Herr Pfister den Dialog mit einer gemässigten Linken. Vielleicht sollten wir dieses Gesprächsangebot annehmen, um aus der Mitte in einer sachlichen Diskussion eine Partei zu machen, die kein Anhängsel des bürgerlichen Blocks ist, sondern ihren Namen verdient, weil sie ein solider Prellbock gegen die sich gegen rechts aussen radikalisierende SVP und FDP ist.
Ob diese Interpretation richtig ist und ob Herr Pfister seine Aussagen ernst meint – dass nämlich Medien und Dialoge gestärkt werden müssen – und in diesem Sinn seine Kolumne tatsächlich als Gesprächsangebot zu verstehen ist, wird sich zeigen, wenn er sich hier in der Kommentarspalte auf inhaltliche Diskussionen einlässt. Sollte er dies nicht tun, könnte seine Kolumne tatsächlich gleich wieder eingestellt werden, weil seine Abwesenheit geradezu der Beweis wäre, dass er seine hier getätigten Aussagen nicht aufrichtig meint und die Kolumne bloss als Plattform für seine eigene Meinung, nicht aber als Diskussionsforum zur Bildung einer kritisch-aufgeklärten Öffentlichkeit benutzt.

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Reicht ein idealisierendes Vergangenheitsbild für die Zukunft? Was ist mit dem vielen Geld und den technischen Möglichkeiten für die Beeinflussung? Was ist mit der steigenden Unsicherheit, Angst und Machtlosigkeit gegenüber grossen Herausforderungen wie Klima, Auftürmung von Reichtum und Verarmung, Migration und Kriegen? Wie relevant sind die traditionellen schweizerischen demokratischen Foren und Formen, wenn die Musik an anderen Orten ausserparlamentarisch und international spielt? Was lernen wir aus der erwähnten frz. Revolution und anderen späteren Umbrüchen wie nach dem 1. Weltkrieg oder aktuell in den USA zu Akzeptanz und Vertrauen in Institutionen, welche alle den Anspruch hatten und haben, gesellschaftliche Probleme zu "lösen"? Die seit den 90er Jahren skizzierten "Post"- Modelle oder wie hier Rückgriffe in vermeintlich gute alte Zeiten, wo Freisinn, Christlich-konservative und Sozialdemokraten noch ihre Bubble-Zeitungen hatten, reicht nicht mehr. Die Leere an tragfähigen Zukunftsbildern wird offensichtlich.

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Mit der direkten Demokratie hat (..) die Schweiz wie kein anderes Land einen geeigneten institutionellen Rahmen, der die Gefahren der Hyper­politik bändigen könnte. Denn die direkte Demokratie zwingt zum demokratischen, offenen Diskurs, zur Konfrontation mit den Anders­denkenden, zu Rede und Gegenrede mit den Mitmenschen mit ihren anderen Ansichten. Das pragmatische Argument zählt, nicht die subjektiv beste Idee oder die blosse Emotion.

Bravo, Gerhard Pfister! Als Parteipräsident beweisen Sie hiermit den Mut, Ihr eigenes Handeln unter eine aufgeklärte Leitidee von Bürgerpolitik — also bürgerlicher Politik im ursprünglichen, nicht libertär verzerrten Sinn — zu stellen. Und bravo Republik, den Dialog mit einem starken Kopf der „Mitte“ (die noch längst nicht immer entsprechend ihrem programmatischen Namen politisiert) zu wagen!

Ihre Bezugnahme auf Peter Sloterdijk, geschätzter Herr Pfister, ist sogar doppelt mutig. Denn Sloterdijk ist ja auch Autor der Kritik der zynischen Vernunft (1983), mit der er ganz zu Recht erstmals berühmt geworden ist. Zynismus, das ist gemäss seiner trefflichen Definition „das aufgeklärte falsche Bewusstsein“ und das heisst: „die von sich selbst wissende Anpassung, die [die] bessere Einsicht den ‚Zwängen‘ geopfert hat“ (a.a.O., S. 37 bzw. 41).

Nun, „pragmatisch“ (wie Sie schreiben, Herr Pfister) gegen die realpolitisch herrschende, vorwiegend im Dienste ungehinderter Kapitalverwertung stehende und daher ziemlich unbürgerliche Sachzwang-Rhetorik zu politisieren, ist zugegebenermassen kein einfaches Unterfangen, wie vor einer Stunde Walter Langenegger in seinem exzellenten Kommentar dargelegt hat. Gleichwohl möchte ich Ihnen gern konzidieren, dass Sie und Ihre Partei das gelegentlich — und hoffentlich immer öfter — durchaus ernsthaft versuchen. Aber eben: Solange die nicht ganz eingemittete „Mitte“ in wesentlichen Debatten wie etwa jener zur Konzernverantwortungsinitiative (wenn ich mich richtig erinnere) oder aktuell zur AHV sich jeweils an die Seite der allein ihren Wirtschaftsinteressen huldigenden Ego-Parteien stellt, statt sich für eine in argumentativer „Wahrheit“ (wie Sie wohl sagen würden) wohlbegründete Gemeinwohlorientierung zu engagieren, droht die Zynismusfalle des aufgeklärten falschen Bewusstseins. Dieses wird, um nochmals Sloterdijk (a.a.O., S. 40) zu zitieren, irgendwann „krank an dem Zwang, vorgefundene Verhältnisse, an denen es zweifelt, hinzunehmen, sich mit ihnen einzurichten und am Ende gar deren Geschäfte zu besorgen.“

Ich würde mir dieses Zitat nicht erlauben, wenn ich Sie, sehr geehrter Herr Pfister, nicht bei bester mentaler Gesundheit wahrnähme. In diesem Sinn traue ich Ihnen den Mut durchaus zu, wahrhaftig an der Verkleinerung der Differenz zwischen Ihren hier geäusserten Leitideen und der „pragmatischen“ Politik Ihrer Partei zu arbeiten. Ich bin gespannt auf kommende exemplarische Argumentationsstücke in Ihrer neuen Republik-Kolumne!

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Die Aussagen von Gerhard Pfister verschleiern die Realität oder verkehren sie sogar ins Gegenteil. Zum Beispiel folgende Aussage:

«Mit der direkten Demokratie hat deshalb die Schweiz wie kein anderes Land einen geeigneten institutionellen Rahmen, der die Gefahren der Hyperpolitik bändigen könnte. Denn die direkte Demokratie zwingt zum demokratischen, offenen Diskurs, zur Konfrontation mit den Andersdenkenden, zu Rede und Gegenrede mit den Mitmenschen mit ihren anderen Ansichten. Das pragmatische Argument zählt, nicht die subjektiv beste Idee oder die blosse Emotion. Nicht die Lautstärke, nicht die Anzahl Likes oder Follower entscheidet, was richtig und was falsch ist. Sondern der Souverän.»

Zusammengefasst: In der direkten Demokratie entscheidet alleine der «Souverän» und dies anhand pragmatischer Argumente und nicht nach Emotionen und Lautstärke.

Diese Aussage scheint wie ein Witz in Anbetracht der Tatsache, dass die bürgerlichen Rechts-Parteien (inkl. Die Mitte), mit ihrem reichlich vorhanden Geld, seit Jahrzehnten mit Emotionen, Angstmacherei, populistischen Aussagen und «Fake-News», Volksabtimmungen beeinflussen und gewinnen.
Im Weiteren wird verschleiert, wer der «Souverän» in der Schweiz ist. Es ist mitnichten eine Mehrheit der Bevölkerung, sondern nur ein sehr kleiner Teil davon der entscheidet. Zum Beispiel bei der Abstimmung zur Initiative «Mehr bezahlbare Wohnungen» vom 9.2.2020 waren es 14.9% der Bevölkerung:
Anzahl Stimmberechtigte = 5'467'714, Anzahl Nein-Stimmen = 1'280'331.
Damit haben 23.4 % der Stimmberechtigten entschieden, resp. die Initiative abgelehnt. Das entspricht einem Anteil von 14.9 % der gesamten Wohnbevölkerung von 8'606’033. Sind 15% der Bevölkerung genug um als Souverän zu gelten und haben diese Personen wirklich nur nach pragmatischen Argumenten und nicht nach Emotionen und Lautstärke entschieden?

Im Weiteren scheiterte die Initiative auch am Ständemehr, was eine absolut undemokratische Regel aus dem letzten Jahrhundert ist. Diese Regel gibt der konservativen Landbevölkerung ein massiv überproportionales Gewicht. Von einer gut funktionierenden, direkten Demokratie in der Schweiz kann wohl kaum die Rede sein.

Meiner Meinung nach ist die direkte Demokratie genauso anfällig auf «Hyperpolitik» wie andere politische Systeme. Das Problem ist nicht das System, sondern

Menschen mit zu viel Geld und Macht.

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Herrn P. Weiss möchte ich zustimmen. Und es gilt, die Gretchenfrage zu stellen: Wie halten Sie es mit höheren Steuern und der Erbschaftssteuer? Somit um die Fragen ‚Ungleichheit‘ und ‚Macht‘. Herr Pfister und mit ihm der Salonphilosoph Sloterdijk dringen nicht zu diesen Begriffen vor und vernebeln nur. Und das ist wohl das Ziel: Ablenkung von den wesentlichen Fragen.

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Beobachterin
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Und wie halten Sie es mit den Transparenz-Forderungen bezügl Lobbyisten und Parteienfinanzierung?

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Der Nennung der „Gretchenfrage“ nach der Erbschaftssteuer kann ich nur beipflichten. Sie berührt die immense Herausforderung unserer Gesellschaft durch die Spaltung zwischen reich und arm. Herr Pfister kennt sicher die Haltung des Gerechtigkeitsphilosophen Michael Sandel zu diesem Thema. In einem dazu geführten Gespräch in der ZEIT (https://www.zeit.de/2023/32/michael…us/seite-1) bringt es Sandel auf den Punkt: „Ich unterstütze die Idee des verstorbenen Ökonomen Tony Atkinson, dass der Staat nicht nur Erbschaften besteuern sollte, sondern sich auch um ein garantiertes Erbe für alle kümmern sollte, sodass jeder Bürger ab einem bestimmten Alter über ein gewisses Vermögen verfügen kann…Für den Neofeudalismus unserer heutigen Meritokratien mit ihren ungezügelten Märkten ist es ebenso charakteristisch, dass der Zugang zu den besten Schulen und Universitäten, also zu gehobenen Qualifikationen und damit auch zu guten Einkommen, mit den Privilegien und Ressourcen der Eltern an die nächste Generation vererbt wird.“ Damit wird klar, dass die Frage nach der Erbschaft nicht nur Geld betrifft, sondern weit mehr. Sandel bestreitet auch die liberale Haltung zur Freiheit des Konsums und zur Verteidung und Idealisierung der Meritokratie. „ Es wäre ein fehlerhaftes Verständnis von Freiheit, wenn man sich auf eine Idee vom Handeln beschränkte, die Erfolg und Scheitern als individuell selbstgemacht verstünde. Die liberale Idee, dass Freiheit bedeutet, zu bekommen, was man möchte, halte ich für eine verarmte Idee. Sie beschränkt sich auf Konsumbedürfnisse, ohne zu ergründen, ob sie geeignet sind, ein gutes Leben und das Gemeinwohl zu stärken…. Diese meritokratische Ideenwelt ist verführerisch, aber sie ist irreführend. Sie vergisst nicht nur, dass es biografische Zufälle und pures Glück gibt, die über Lebensverläufe entscheiden. Sondern sie nimmt auch nicht wahr, dass wir in Herkünfte, in Familien, in Nationen, in Infrastrukturen eingebettet sind, die unsere individuelle Handlungsfähigkeit erst ermöglichen und prägen“ Bezüglich der Frage nach Besänftigung dieser Entwicklung kommt Sandel unter anderen ebenso wichtigen Antworten auf die überraschende Erkenntnis der Demut: „ Uns fehlt die Tugend der Demut. Sie ist es, die uns zu mehr Offenheit erziehen kann, die uns die Zufälle des Lebens erkennen lässt, die uns hilft, in unseren Gemeinwesen wechselseitige Verpflichtungen wahrzunehmen, die Erfolgsethik der Gewinner zu überwinden und gegenüber anderen großzügig zu sein.“
Sloterdijk als „Salonphilosophen“ zu bezeichnen und zu behaupten, er „verneble“ nur, wird ihm in keiner Weise gerecht, zumal Pfister zeigen konnte, wie visionär er bezüglich des behandelten Themas (und ich würde sagen, in Bezug auf manch andere Themen) war.

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Ganz schwierig finde ich, von einem der gewieftesten Polit-Taktikern eine Kolumne zu lesen, die implizit fordert - oder erwartet das nur die Redaktion oder handelt es sich um ein Missverständnis meinerseits ? -, sein alltägliches politisches Handeln, das in anderen Medien sehr präsent und für mich immer wieder anstössig ist (weder „Mitte“ noch sozial verträglich), auszublenden und mich so ganz im Allgemeinen auf irgendwelche politischen Ausführungen einzulassen.
Der Titel ist die erste Hürde, die nicht genommen wird: Davon, dass die Wahrheit in Abstimmungen demokratisch verhandelt wird, könnte nur die Rede sein, wenn die ganze, millionenschwere Manipulationsmaschinerie der Lügen und Halbwahrheiten abgestellt und „der zwanglose Zwang des besseren Arguments“ siegen würde, wovon keine Rede sein kann.
„ Die klassischen journalistischen Medien verlieren ihre orientierende, einordnende Kraft, ihre Forums­aufgabe für den politischen Diskurs.“
Das gilt m.E. zu 100% für abhängige Medien wie NZZ und TA, nicht aber für die SRG. Und ausgerechnet dieser unabhängigen Institution will Herr Pfister ans Leder, indem er sie einer politischen (!) Oberaufsicht (der Finanzkommission) unterstellen will.
Nein, ich bin nicht gewillt, was Herr Pfister in seiner Kolumne schreibt, ohne Vergleich mit seiner Politik zu konsumieren; sie darf diesen nicht scheuen.

  • Und was war konkret der Ausweg, den er im Lead verspricht? Ich habe ihn nicht gefunden…

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Beobachterin
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Ich bin für einmal etwas enttäuscht von vielen der kritischen Kommentaren in diesem Dialog. Hier weht viel pauschales Misstrauen entgegen anstatt inhaltlich kritisch die Schreibe Pfisters zu zerpflücken.

Danke fürs Aufbrechen der Blase, Republik.

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Die Analyse von Herrn Pfister scheint mir etwas oberflächlich und unvollständig. Die existierenden demokratischen Institutionen sind wichtige Gefässe für eine rationale, ausdauernde, inhaltliche und konstruktive Debatte, die neuen Gefässe sind irrational, kurzlebig, polemisch, und hyper?

Dieser Gegensatz scheint mir konstruiert. Ist es zum Beispiel ein Zeichen einer rationalen, ausdauernden, inhaltlichen und konstruktiven Debatte, wenn eine Komission des Nationalrats mitten in der Covid-Pandemie der Science-Task-Force öffentliche Stellungnahmen gesetzlich verbieten will? Sind Debatten im Parlament wirklich immer konstruktiv und lösungsoriert? Machtspielchen und Intrigen im Hintergrund finden nie statt?

Und die sozialen Medien? Wird dort wirklich nie rational, ausdauernd, sachlich und konstruktiv debattiert? Ich weiss nicht wie es ihnen geht, aber mir schienen die langen Twitter-Threads des Epidemiologen Althaus deutlich rationaler, ausdauernder, sachlicher und konstruktiver als was das Parlament in der Zeit zu Stande brachte.

Ich persönlich war unendlich dankbar, dass es neben den politischen Institutionen, deren Klientelpolitik Tausende von Mitbürgern mit dem Leben bezahlt haben, noch eine Zivilgesellschaft gab, die sich in die Debatte eingebracht hat - auch wenn es manchen Mitgliedern etablierter Instituationen nicht gefallen hat.

Ich glaube wir sollten die Qualität und den Wert politischer Debatten nicht an dem Ort messen, an dem sie geführt werden. Die Veränderung des politischen Diskurses zeigt sich an allen Orten.

Bestimmt wirklich das Gefäss den Inhalt? Ich denke, es ist umgekehrt: der Inhalt sucht sich das passende Gefäss. Als Althaus im BAG kein Gehör fand hat er sich auf anderem Weg eingebracht. Wenn unsere politischen Institutionen und Prozesse so gut sind, wie Pfister schreibt, bräuchte niemand diese anderen Wege. Ich müsste nie demonstrieren gehen, weil die Politik meine Probleme bereits angegangen ist. Und doch finden Demonstrationen statt. Sind Demonstrierende wirklich irrational und hyper weil sie sich nicht institutionell einbringen? Oder wählen sie diesen Weg, weil sie sich von den Institutionen nicht gehört fühlen? Und könnte an diesem Gefühl eventuell etwas dran sein?

Ich denke, Binnswanger hat schon Recht, wenn er die Ursache für das Erstarken des Rechtspopulismus in der Schwäche der Konservativen sieht, denjenigen Menschen, die ihre Lebensweise von den Umwälzungen der Gegenwart bedroht sehen, eine Perspektive aufzuzeigen, wie sie diese Lebensweise in die neuen Umstände retten können. Einfach zu hoffen, das alte werde wiederkehren, oder die alten Institutionen würden hoffentlich ausreichen, scheint mir da etwas gar mutlos.

Wenn in den sozialen Medien die rationale, informierte und konstruktive Debatte fehlt, dann trägt diese Debatte doch in die sozialen Medien! Wenn soziale Medien das Geschäftsmodell des Journalismus unterlaufen und dadurch die vierte Gewalt schwächen, dann erfindet ein neues Geschäftsmodell, damit ihr den Journalismus bewahren könnt! Wenn das Gemeinschaftsgefühl schwindet, nehmt Verwirrte auf, statt sie als irrationale Wutbürger auszugrenzen. Schafft Gemeinschaft, indem ihr gemeinschaftliche Werke wie die AHV stärkt, statt die Gesellschaft in normale Rentner und EL-Bezüger zu unterteilen, und tatenlos zuzusehen, wie "Sozialhilfeempfänger" zum Schimpfwort wird.

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Wie immer: Auch Pfister behauptet nicht, dass alles immer so sei, wie er es sieht. Es ist einfach ein Denkansatz, eine Einladung, darüber nachzudenken. denn Pfister ist zwar ein kluger Kopf. Aber auch kluge Köpfe haben nicht immer Recht.

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Entgegen vielen Dialogbeiträgen hier bin ich der Meinung, dass man Herrn Pfister als Kommentator nicht ablehnen sollte, nur weil man ihn oder seine Politik nicht mag: Es kommt ja in erster Linie darauf an, was er in seinem Artikel zu sagen hat.

Gerade diesbezüglich ist mir aber nicht ganz klar, was sich die Republik von dem Präsident der Mitte erhofft hat, der sich weder links noch rechts positionieren, und niemandem auf die Füsse würde treten wollen.

Ein gegenwärtiges Sachpolitikthema kann Herr Pfister ja schlecht aufnehmen, weil er sonst in den Verdacht gerät, die eigene Parteipolitik zu propagieren. Also muss es etwas allgemeineres sein, mehr in Richtung "Politische Kultur", und, weiter einschränkend, ein Thema, mit dem von Links bis Rechts sich alle mit der Analyse "wir haben ein Problem" einverstanden erklären können.

Da bietet sich sich zwar eine (in diesem Artikel durchaus gelungene) mit literarischen Quellen hergeleitete politische Analyse des "Hyperpolitik"-Phänomens an, aber bei der Lösungsfindung besteht bereits wieder die Herausforderung, niemandem auf die Füsse zu treten.

Hier bietet sich dann scheinbar die immer ziehende Lobpreisung der direkten Demokratie an. Dass sich Herr Pfister mit dieser ansonsten immer funktionierenden unverfänglichen "Lösung" aber gerade bei diesem Thema in die Nesseln gesetzt hat, weil die Meinungsbildungskultur der direkten Demokratie ja gerade Opfer einer Hyperpolitik mit ihrer temporeichen Effekthascherei-Meinungshetze ist, und dementsprechend nicht die Lösung per se, sondern das zu schützende Gut darstellt, verleiht dem Kommentar am Schluss noch eine Prise unfreiwillige Komik.

Und das wars dann...

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Da muss ich ihnen recht geben; das problem ist nur, dass in einer demokratie letztlich immer der bürger überzeugt werden muss. Wer soll es sonst richten? Der gleiche bürger, der laut ihnen „opfer der hyperpolitik“ ist, muss als politisches subjekt entscheidungen treffen. Es führt kein weg daran vorbei, die harte arbeit auf sich zu nehmen, die mitbürger: innen von den guten ideen zu überzeugen und sie vom glauben an die falschen heilsbringer abzuhalten.

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Ich finde es spannend hier das Denken des Mitte Präsi zu hören und zu prüfen. Wenn Links die (gesellschaftliche) Mitte nicht versteht und überzeugt wird sie nie bestimmen - nur moralisch recht haben.

Bin grundsätzlich einverstanden mit vielem Gesagten - wer sich im politischen Sozial Media bewegt sieht, dass dieses Gefäss in grossen Teilen für eine unvorstellbare Verrohung und Polarisierung sorgt. Diese Kommentarspalten beunruhigen mich extrem.

Gleichzeitig kann es sehr geeignet sein, um sichtbar zu machen, informieren und mobilisieren. Diese Mobilisierung sollte dann einfach nicht (nur) in den verrohten Kommentarspalten und Echokammern im echten Leben enden.

Wie. Keine Ahnung.

Ich als Kunstvermittler versuche im Kleinen Diskussionsräume im öffentlichen Raum zu schaffen und die Gesellschaftliche Spaltung von Links/Rechts, oder Arm/Reich zu Volk/ Geldadel zu verschieben. Weil ich glaube, dass in der Vermögenskonzentration und Errosion des Mittelstandes die Gefahr für Demokratie und Wirtschaft liegt.

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Ein interessanter Tag für mich als Republik-Leserin (Verlegerin, Abonnentin whatever): Die hochrelevante Recherche von Lukas Häuptli zu den Verbindungen SVP-AfD. Und die erste Kolumne von Gerhard Pfister. Ich glaube, ich hatte im Herbst der Republik den Link zu verdanken, mit dem ich auf Pfister’s Eröffnungsrede des Parlaments nach den Wahlen stiess. Eine Rede, die der Würde des Hauses im allgemeinen Rechnung trug und im besonderen der Schwere der anstehenden Aufgaben mit Referenz auf Stefan Zweig’s «Die Welt von gestern». Ein Highlight in einem politischen Betrieb, der zunehmend Clickhascherei betreibt, vorallem – aber nicht nur – durch Teile der SVP. Zum Abwinken. – Es freut mich, einmal im Monat Pfister’s Gedanken lesen zu können. Ich unterstelle ihm keine «hidden Agenda», sondern würde mal annehmen, dass er (noch vorhandene) offene Denkräume nutzen und mitgestalten will, und dass für ihn die Republik ein solcher sein kann, was erfreulich ist. Auf jeden Fall bieten seine Ausführungen Stoff zum Nachdenken. Auch wenn die Schlusskurve etwas steil daher kommt. Die Lösung in der direkten Demokratie als Alleinstellungsmerkmal der Schweiz zu sehen, überzeugt mich nur halb. Gerade dieser direktdemokratische Diskurs ist ja nicht unbedroht und infiltirert von Demagogie, unhaltbaren Mythen, Hasspropaganda (Würmerplakat als Erinnerung). Im Schlussabsatz wird es dann weiter gefasst: «Gegen die Hyperpolitik, gegen die politische Aufladung der subjektiven Emotionalität zur Empörung, gegen die Atomisierung der Gesellschaft und gegen die Wut der Bürger sind demokratische Institutionen, der öffentliche Diskurs und das rationale Argument für mich die einzige Verteidigung, die die westlichen Demokratien haben.» D’accord!

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Mir scheint es nicht korrekt die direkte Demokratie als Lösung zu propagieren, wo doch auch bei uns der Populismus und Extremismus zunehmen. Direkte Demokratie reicht nicht weil auch bei uns offene Wunden, wie Gesundheitssystem, Landwirtschaft, Hochpreisinsel, Sozialwerke, Wohnungsmark und nun auch das Schulsystem, eher am vereitern denn am heilen sind. Ich sehe als Ansatz einer Lösung eher die Verhinderung von Lobbyismus und Klientelpolitik, erhöhung der Transparenz des Politikbetriebs, sowie dem Sicherstellen von mehr Chancengleichheit für politische Karriereren und Lancierung von Initiativen. Gemäss Zusammensetzung des Parlaments sind diesbezüglich die Chancen für Juristen offensichtlich grösser als für andere Gruppen. Transparenz gelingt nur mit soliden Daten und unabhängigem Journalismus.

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Arbeitnehmer
·

Reichlich verschwurbelt verfasst. So ganz klar wird nicht, worauf Herr Pfister hinaus will. Also wenigstens nicht um 8 uhr morgens..
Ansonsten hoffe ich, dass sein Engagement hier nicht allzulange dauert.

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Albert America
Grafik und Webdesign
·

Warum? Vielleicht erfahren wir etwas über Herr Pfister, das wir nicht wissen. Meine eigene Meinung kenne ich (einigermassen), aber über das Denken eines Mitte-Partei-Präsidenten, kann ich bis jetzt wenig aussagen. Zuhören ist eine Kunst. (Zwischen den Zeilen lesen hingegen auch).

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Arbeitnehmer
·

Ja. Ich bin einverstanden damit, allerdings ist es ja nicht so, dass es in seiner Position nicht genügend Kanäle und Möglichkeiten gibt, seine Ansichten kundzutun. Wenn, dann wäre es vielleicht interessanter, eine politfreie Kolumne zu ganz unterschiedlichsten Themen zu lesen, um ihn und seine Denke besser kennenzulernen.
Aber so finde ich es ein wenig müssig. Zumal seine Schreibe schwer lesbar ist.

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(Nicht nur) hier wird viel von Demokratie gesprochen und vom Bürger etc. Nicht nur Gerhard Pfister spricht jeweils ganz selbstverständlich von den "Schweizerinnen und Schweizern", die sich über die steigenden Krankenkassenprämien oder über den Stil der politischen Auseinandersetzung ärgern.

Vor rund 50 Jahren waren 25% der arbeitenden Bevölkerung Ausländer. Heute sind es 34%. Also jede Dritte wird hier offensichtlich ausgegrenzt, ist nicht mitgemeint, ist nicht Teil des Demos und damit auch nicht Teil dieser sog. Demokratie. Nicht nur hat die Ausländerin / der Ausländer nichts zu sagen, auch wird dieser Teil der Bevölkerung - auch hier: ganz selbstverständlich - übergangen, wenn über die sog. Demokratie oder ganz allgemein über die Zukunft dieses Landes gesprochen wird.

Frage an Herrn Pfister: War die Schweiz vor der Einführung des Frauenstimmrechts Ihrer Ansicht nach eine Demokratie? Und ist sie heute, auch Ihrer Ansicht nach, eine Demokratie? Bzw. wie definieren Sie Demokratie im Jahr 2024 in einem Land, in welchem ein Drittel der arbeitenden Bevölkerung politisch gewollt kein Stimm- und Wahlrecht hat?

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Guten Tag,
Ich finde Herrn Pfister ja an und für sich ok. Aber was hat ein (unabhängiges) Presseorgan wie Republik dazu bewegt, einem Politiker, egal von welcher Partei, eine Kolumne auf dieser Plattform zu geben?
Ich finde diesen Vorgang merkwürdig, es sei denn es kommen auch andere parteipolitische Kolumnisten in demselben Maß dran. Ich hoffe, letzteres ist der Fall…
Gruß

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Lieber Herr Mores, es geht nicht darum, jemandem eine Plattform zu geben - Herr Pfister wird auch nicht über das politische Tagesgeschäft schreiben. Sondern es geht darum, eine Debatte zu führen, bei der verschiedene Stimmen Platz haben, so lange sie klug und reflektiert sind und so lange sie die Demokratie hochhalten und keine menschenfeindlichen Positionen beziehen. Es geht darum, sich mit unterschiedlichen Ideen auseinanderzusetzen und über eine Vielzahl von Denkanstössen zu diskutieren. Das kann geschehen, indem man innerhalb eines Artikels verschiedene Ideen und Haltungen abbbildet, oder das kann geschehen, indem unterschiedliche Menschen ihre Ideen in Kolumnen darlegen können und wir dann darüber diskutieren. Wir wollen nicht, dass die Republik zu einem Echoraum wird, bei dem sich alle nur gegenseitig auf die Schultern klopfen und in ihren bereits bestehenden Haltungen bestärken. Herr Pfister macht Vorschläge und legt explizit Wert auf die Feststellung, dass alles, was er schreibt, bestreitbar sein muss. Er lädt also ein, zu widersprechen, wenn man die Dinge anders sieht. Das finde ich interessant. Dazu kommt, dass viele der Fragen, mit denen er sich auseinandersetzen wird, solche sind, die auch uns als Republik beschäftigen: Wie stärken wir unsere Demokratie? Wie schaffen wir ein lebenswertes Miteinander? Was brauchen erfolgreiche Gemeinschaften heute? Herzlich, Bettina Hamilton-Irvine

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Toni Peterer
Interessierter an unabhängigen Medien
·

Ich erachte das was er in der Kolumne schreibt nicht als parteipolitische Aussage, sondern eher als eine staatsmännische Beschreibung der politischen Entwicklung mit der besonderen Situation in der Schweiz.

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Als nicht ganz so Belesener und Kompetenter wie einige Kommentierende hier, also als einfach politisch interessierter möchte ich hier die Republik ermuntern den Dialog mit Herrn Pfister fortzuführen. Es interessiert mich zu lesen, wie Herr Pfister die Kommentare der HH Walter Langenegger, Anonym3, A. W., Peter Ulrich um nur einige zu zitieren, aufnimmt und einordnet. Im Sinne seiner Ausführungen dürfen wir uns dabei gerne auf den politischen Rahmen fokussieren und Inhalte etwas zurückstellen. Es geht für mich darum Handlungsempfehlungen für den Umgang mit der Hyperpolitik und der Polarisierung zu definieren, zu erkennen und umzusetzen. Daraus ergeben sich, hoffentlich, tragfähige Kompromisse und Lösungen. Wir alle sind dann sicher in der Lage diese Diskussion hier an den politischen Taten zu messen.

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· editiert

Zuallererst möchte ich sagen, dass es ein Armutszeugnis für die verehrte Verleger:innenschaft in diesem Forum wäre, wenn diese Herrn Pfister mit emotionalisierenden Ad hominem-Argumenten angreifen oder gar gegen ihn bei der Redaktion lobbyieren würde, um ihn rauszumobben. DAS wäre das eigentliche "WTF!", der eigentliche Skandal. In meinem Verständnis ist der Dialog ein Forum und keine Bubble, keine gleichgeschaltete Sekte oder Partei. Kritik unbedingt, aber konstruktive bitte. Nur so können wir als lernende Gemeinschaft, nun, lernen.

Was den Inhalt angeht, möchte ich Herrn Pfister danken, diese zwei Bücher aufzugreifen, die ich just selbst – zum Teil – antiquarisch besorgt habe, aber um ehrlich zu sein, noch nicht gelesen habe. Aber seine Argumente, wie er dies wünscht, teilweise dennoch bestreiten.

Als jemand, der während der 90er und Nuller die formativen Jahre – also jene Jahre, in welchen die Identität am intensivste geprägt werden (meist während und nach der Pubertät) – hatte, erlebte es etwas differenzierter:

  • Gegen die Technokratie und jenseits der Parteien politisierte ich mich in der Globalisierungskritischen Bewegung und NGO's.

  • In den 90ern erlebten wir die Hyperpolitik eines Blochers und den Aufstieg der SVP nach der rechtspopulistischen Zürcher Linie (Vorbild übrigens der AfD) sowie jene eines Le Pens, Haider oder Berlusconi. Die Gegenwart sieht dahingehend als blosse technisch induzierte Intensivierung länger zurückreichender Tendenzen aus.

Ein Unterschied aber sehe ich: Ein Leitspruch der Altermondialisten war "Eine andere Welt ist möglich" (vs. Thatchers TINA-Prinzip, "There Is No Alternative" oder später Merkels "Alternativlosigkeit", welche die "Alternative für Deutschland" inaugurierte). Doch an eine Alternative, eine bessere, sprich gerechtere andere Welt, glauben viele längst nicht mehr. Also verteidigen selbst Linke nur noch ihren Besitzstand und zerfleischt sich gegenseitig.

Die Rechnung müsste IMHO abgeändert werden:

  • Politik minus Institution minus progressive Alternative ergibt Polarisierung, Emotionalisierung, Identitäts- und Kulturkampf.

  • Biedermeier minus progressive Alternative plus Lärm ergibt Hyperpolitik.

Der Konservatismus, der fast per definitionem mit progressiven Alternativen wenig anfangen kann, ist daher eher Teil des Problems als Teil der Lösung. Was leider oftmals in der Anbiederung (no pun intended) Konservativer Parteien mit Regressiven Kräften offen zu Tage tritt.

Burke als Gewährsmann finde ich zudem schwierig, da er von einer ewigen Göttlichen Ordnung (adieu Frauenrechte!) ausgeht, in der auch die Hierarchie des Staates natur- und gottgegeben ist. Er war deshalb auch gegen weite Teile der Aufklärung, gegen allzu starke Demokratisierung und nicht zuletzt gegen demokratische Mehrheiten für Neuerungen der Verfassung.

Und noch eine kleine Nebenbemerkung zur Rhetorik: Es ist, wenn nicht verdächtig, so doch augenfällig wie die Nuancen der Argumente sich verschieben: Von pragmatischen über rationale hin zu vernünftigen Argumenten. Diese Gleichsetzung ist in der Sache falsch und ideologisch missbräuchlich.

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· editiert

Ich werde das Gefühl nicht los, dass Gerhard Pfister beim Schreiben seiner Kolumne vergessen hat, dass er seit langem Politiker ist, also über Jahrzehnte mitbestimmt hat bei Entscheiden, die uns ins aktuelle Desaster führten und weil er sich vielleicht mit Vergangenem (Politiker wollen immer vorwärts schauen) nicht gerne beschäftigt, sich lieber der Philosophie zuwendet, die er mal studierte.

Und da gelingt ihm eine in sich stimmige Premiere in einem Artikel in der Republik und er beschreibt auf einer Metaebene die Gefühlslagen der verunsicherten Bürgerinnen in einer Analyse zum störenden Schreien der politischen Komödianten anstelle des Diskurses der 70er des letzten Jahrhunderts.

Das kann er.

Was er und seine Volksvertreter nicht konnten war eine vernünftige und halbwegs ausgewogene Politik zu orchestrieren, bei der nicht vor allem der Mann im oberen Viertel der Gesellschaft sich bestätigt sah, sondern die Mitte und die darunter auch was vom Kuchen im Verhältnis zu den Spitzenverdienern und -erben abbekamen.

Verlässt man die Geist durchdrungene Philosophie von Pfister und Co. und steigt hinab in Realitäten, die eben die Mitte und die darunter vor allem Ende des Monats bedrohen, wird man schnell neben vielem anderem bei den Krankenkassenprämien fündig.

Und bei der Anamnese von Pfisters "Mitte": "Linke schreien nach Verstaatlichung und reiner Planwirtschaft, Rechte verschliessen die Augen und stecken den Kopf in den Sand. Es braucht einen direkten Auftrag vom Volk: Die Kostenbremse ist die einzige Massnahme, die Verantwortung und Solidarität fördert, Druck erzeugt und den Akteuren Beine macht" (Kostenbremseinitiative, Webseite "Die Mitte")

Tönt doch auch eher nach "Verabsolutierung der eigenen abstrakten Ideal­vorstellung zur einzig richtigen Gesinnung", was Pfister doch auf der Basis des Gründer­vaters des europäischen Konservatismus, Edmund Burke, kritisieren will; nämlich "die Verabsolutierung der eigenen abstrakten Ideal­vorstellung zur einzig richtigen Gesinnung".

Passiert auch bei "Der Mitte".

Denn: Die Linken schreien nicht nach Verstaatlichung; sie schreien nicht sondern sie schreiben: «Gesundheit ist kein Business! Der Profitmacherei auf Kosten der Versicherten muss ein Ende gesetzt werden. Es braucht jetzt mehr Transparenz und einen kontrollierten, zentralisierten Einkauf von Medizinprodukten. Zudem gehören Kickbackzahlungen verboten».

Und wenn "Die Mitte" im Initiativtext fordert: "Er [der bund] regelt in Zusammenarbeit mit den Kantonen, den Krankenversicherern und den Leistungserbringern die Kostenübernahme durch die obligatorische Krankenpflegeversicherung so, dass sich mit wirksamen Anreizen die Kosten entsprechend der schweizerischen Gesamtwirtschaft und den durchschnittlichen Löhnen entwickeln. Er führt dazu eine Kostenbremse ein."

Dann frage ich mich, weshalb "Die Mitte" sich nicht mit der SP ohne ideologische Scheuklappen schon seit Langem zusammengetan hat, denn beide wollen doch dasselbe.

Das könnte dazu führen, dass ein Grossteil der Löhne nicht zu den Pharmariesen und den Vermietern von nächtlichen Beatmungsgeräten abgeführt werden müsste, dadurch die Bürgerin merkte, dass die da oben Probleme lösen, anstatt sie vor sich herzuschieben und so die Distanz zwischen Bern und Maladers schrumpfen könnte.

Und Gerhard Pfister hätte nachher wieder Zeit für Sloterdijk, Anton Jäger oder wenn's sein muss sogar auch Richard David Precht oder Reinhold Messner.

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Den Wert unserer Institutionen - Parteien, Medien, Forschung, Bildung - zu stärken, ist sicher richtig.

Aber die neuen Institutionen, die sozialen Medien, sind gekommen, um zu bleiben. Sie fördern nicht langweilige Wahrheiten oder respektvolle Kompromissvorschläge, sondern alles was klickt.
Das ist aber nicht gottgegeben. Staaten können es beeinflussen - durch Rahmenbedingungen. Mindestens:

  • Datenzugang für Forschung

  • Veröffentlichung von Kennzahlen.

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Als ob es noch etwas gebraucht hätte um einen trüben, verhangenen Morgen noch ungeniessbarer zu machen: Der Erguss eines bürgerlichen Parteipräsidenten, ungefiltert, unhinterfragt. WTF!?

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Sollten Sie Ihren Beitrag als lichtvolle und genießbare Alternative dazu gedacht haben, würde ich Ihnen höflichst raten, es nochmals zu probieren. Oder war es Ihre subsubsub...versive Absicht, Herrn Pfisters Bestandesaufnahme des "zu laut, zu schnell, zu unreflektiert" zu bestätigen? Bravo, das hat hervorragend geklappt.

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Sie hätten es schon erkannt, wenn mein Kommentar eine 'lichtvolle und genießbare Alternative' (auch wenn ich ehrlich gestanden nicht ganz verstehe, was das eigentlich sein soll) hätte darstellen sollen. Es war eine Äusserung des kompletten Unverständnis gegenüber der redaktionellen Entscheidung einem der profiliertesten, einflussreichsten und in den restlichen Medien zur Genüge präsenten, aktiven Politiker eine weitere Plattform zu bieten. Je länger ich darüber nachdenke, dass ich mir jetzt offenbar Belehrungen in Sachen Demokratie von dem Präsidenten einer Regierungspartei anhören soll, desto grotesker kommt mir das Ganze vor. Ich kann mir das nur mit dem Bemühen der Republik erklären, irgendwie den Vorwurf der 'Linkslastigkeit' zu entkräften.

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"Physiker"
·

Im Sinne des Artikels: QED!

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Liebe Republik, wenn ihr schon einen Parteipolitiker über den politischen Prozess, an dem er selber als Akteur beteiligt ist, schreiben lasst, müssten sich in der Kolumne Vertreter verschiedener Parteien wenigstens abwechseln. (Ich brauche allerdings kein weiteres Parteiblatt.) Wie begründet ihr eure Wahl des federführenden Mitteparteivertreters? Ich finde es fragwürdig, Parteivertreter:ihnen eine Bühne als scheinbar unabhängige Welterklärer zu bieten.

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Ich finde es wichtig, dass nicht nur linke Politiker hier schreiben dürfen. Das gehört zu einer ausgeglichenen Zeitung. Pfister schreibt gut und bringt interessante Aspekte, die man diskutieren kann. Andersdenkende haben durchaus Platz hier.

Einem SVPler würde ich hier eher keine Plattform geben. Ihm traue ich nicht zu, dass er, über seine politischen Väter, hinaus eine eloquente Rede mit erforderlicher Sachlichkeit, Differenziertheit und Ausgewogenheit führen könnte. Die Lügen und der rechte Abgrund ist dort eindeutig zu nahe.

Ganz anders bei Pfister, er liest (oder hört) sich angenehm an und er ist auf eine anständige Art diskutierbar. Ich muss politisch nicht die gleiche Meinung haben wie er, um "herzlich willkommen, Herr Pfister" zu sagen.

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Hier schreiben dürfen von mir aus alle, auch SVP-Vertreter:innen. Aber eine Kolumne zu erhalten ist ein anderes Kaliber und ist seitens der Redaktion zu begründen.

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Multifunktional
·

Sie sind nicht die erste Person hier, die Probleme damit hat, dass ein Parteipolitiker eine eigene Kolumne bekommt. Spannend finde ich jedoch, dass dies bei der Kolumne von Frau Rosenwasser scheinbar kein Problem zu sein scheint? Warum stört es Sie bei einem Mitte-Politiker, nicht aber bei einer SP-Politikerin?

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Mathematiker
·

Pfister ist seit einiger Zeit Präsident seiner Partei, Frau Rosenwasser brauchte ein paar Tage um überhaupt zu fassen, dass sie gewählt war, niemand hatte damit gerechnet -- das ist ein grosser Unterschied.

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Liebe Frau K., danke für Ihren Kommentar. Dazu gibt es zwei wichtige Dinge zu sagen: Erstens wird Herr Pfister nicht über das politische Alltagsgeschäft schreiben, nicht über Agrarreformen und AHV-Rente, sondern über die grossen Bögen. Er schreibt eine politphilosophische Kolumne, bei der es um die Themen geht, die auch uns als Republik beschäftigen: Wie schützen wir unsere Demokratie? Wie leben wir zusammen? Was braucht unsere Gesellschaft, damit sie funktioniert? Zweitens haben wir mit Anna Rosenwasser bereits eine Kolumnistin, die auch SP-Nationalrätin ist.

Das heisst aber noch lange nicht, dass wir nun zu einer Forumszeitung werden, bei der alle mal schreiben dürfen. Wir haben ein klares publizistisches Profil, klare Kernthemen, eine klare journalistische Haltung. Und unsere Aufgabe ist klar: Wir machen Journalismus, der Machtkritik übt und die demokratische Auseinandersetzung voranbringt. Und der unseren Leserinnen hilft, die Welt besser zu verstehen und neu zu betrachten. Dabei erscheint es uns auch wichtig, dass wir nicht in einer Blase verharren, in der wir uns nur gegenseitig in unseren bereits bestehenden Positionen bestärken. Sondern dass wir eine Debatte führen, bei der eben verschiedene Stimmen Platz haben, bei der man sich mit unterschiedlichen Ideen auseinandersetzt, und in der man über eine Vielzahl von Denkanstössen diskutieren kann. Das ist doch viel interessanter und öffnet den Horizont viel mehr, als wenn man sich nur gegenseitig auf die Schultern klopft und zustimmt. Und Herr Pfister legt ja auch explizit selbst Wert auf die Feststellung, dass alles, was er schreibt, bestreitbar sein muss. Er lädt also ein, zu widersprechen, wenn man die Dinge anders sieht. Das finde ich interessant. Herzlich, Bettina Hamilton-Irvine

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Toni Peterer
Interessierter an unabhängigen Medien
·

Offen gestanden stört es mich nicht, was bei vielen Kommentaren der Fall ist, dass er hier eine Kolumne hat. Viel eher ist für mich interessant, was er schreibt und dass was er sagt hier diskutiert werden kann. Das ist ja in der Republik im Gegensatz zu vielen anderen Medien qualitativ hochstehend. Seine Aussagen stehen über der Parteipoltik, was viele Politiker der Polparteien vermutlich nicht fertig bringen würden.

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Ich bin auch etwas spät dran, aber wage mich mal aus der Deckung: Ich finde es auch gut, dass es die neue Kolumne gibt um das Spektrum der Debatte die die Republik bietet zu erweitern und denke/hoffe es wird der Republik gut tun (auch wenn ich mitnichten ein Fan der Mitte oder Hrn. Pfister bin... aber wo kommen wie hin wenn wir Menschen alleine aufgrund ihrer Rolle oder Berufs nicht zuhören wollen...).

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Beobachterin
·
· editiert

Ich bin in der technokratischen Politikära der 90er aufgewachsen, meine Gspänli unpolitisch und im Studium wurde Empörung gegen Missstände in Sachlichkeit und liberaler Umweltökonomie neutralisiert. Ich lernte est über die Klimastreik- und Frauenstreik-Zeit, wie kraftvoll und bestärkend eine gemeinsame Wut und Empörung sein kann im Kampf gegen die eigene Hilflosigkeit und für eine bessere Zukunft. Sehr viele Menschen kamen so in ein fruchtbares Diskutieren, Handeln, Bewegen. Neu denken und Lösungen suchen.

Nun stecken wir aber wieder etwas fest, und die Hilflosigkeit greift da und dort wieder um sich. Weil die fachlichen Argumente für dringend mehr Klimaschutz sprechen (damit wir überleben), für Gleichstellung (z.B damit Frauen vor sexistischer Gewalt geschützt werden), für eine Erbschaftssteuer (weil ein grosser Ginikoeffizient die soziale Stabilität gefährdet) usw., die Politik jedoch in einem Backlash wandelt und weil die Fakten mehr und mehr verdreht werden. (In Chur wirbt zb die FDP gegen die Stadtklimainitiative mit dem Argument fehlender Nachhaltigkeit, und die Mitte-Stadträtin behauptet, Hitzekarten hätten nichts mit der Vorlage zu tun).

So argumentieren wir weiter einerseits sachlich und fachlich fundiert, und ich empöre mich immer wieder, und ertappe mich selber im Wutbürgerinnenmodus, weil ich mich ohnmächtig fühle.

Texte von Rebecca Solnit und anderen zur Hoffnung geben mir Orientierung und den Mut dranzubleiben. Weil der Wandel im vollen Gang ist, und weil ein grosser Teil des Lärms ä la Pfister die Panik jener ist, die Angst vor dem Wandel haben.

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· editiert

Vielen Dank. Der Artikel weckte ähnliche Gedanken bei mir. Ich finde, hässig sein - nicht auf Menschen, aber auf Ungerechtigkeiten - ist wichtig.
Pfister mag es mit seiner konservativen Haltung nicht, wenn es laute Kritik auf der Strasse und in den Sozialen Medien gibt, welche das Weiter-so der bürgerlichen Parteien in Frage stellt.
Pfisters Abwerten von "Gefühlsbekundungen" sehe ich deshalb zwiespältig. In der etwas verklärten guten alten Zeiten der Nur-Printmedien waren viele Stimmen eben nicht zu hören.

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Beobachterin
·

Gibt es die Möglichkeit hässig zu sein UND im konstruktiven Dialog bleiben?

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Ich gehe zB inhaltlich auch mit Binswanger oft nicht mit, aber ich zweifle nicht an seinen Absichten. Gerhard Pfister ist Parteipräsident UND hat in der Vergangenheit bewiesen, dass er zwar zu schwätzen weiss, seine Politik aber aus reinster moralfreier Taktiererei besteht.
Warum so einem NOCH ein Forum bieten??

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Persönlich finde ich es sehr gut, hier auch der Stimme einer rechts-konservativen Partei einen Platz einzuräumen, um ihre Position im Interesse einer ausgewogenen Meinungsbildung verstehen zu können. Die heutigen Gedanken scheinen vernünftig, Danke. Lediglich ein Satz erzeugt Fragen bzgl. des Verhaltens von Volksvertretern: "Parlaments­mitglieder erhalten mediale Präsenz für ihre Tweets statt für das, was sie im Parlament sagen.": Dies scheint zu implizieren, dass Parlamentsmitglieder dort etwas anderes sagen als auf Twitter/X -- was doch unerfreulich wäre, oder? Wenn die "offiziell" politisch geäusserte Meinung und die "öffentlich geäusserte" Meinung divergieren, befeuert dies nicht die Polarisierung und Abkehr vom "geregelten" politischen Diskurs? Ja, es ist schwierig, komplexe Probleme auf einen Tweet herunterzubrechen; es zu versuchen, sollte aber doch ein Ziel sein, um auch diejenigen zu erreichen, die keine langen Beiträge wie diesen lesen.

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· editiert

Ich habe den Satz nicht so aufgefasst, dass die Inhalte von Tweets und Debattenbeiträge im Parlament divergieren. Naturgemäß sind Tweets sehr verkürzte, zugespitzte Aussagen fast ohne Kontext, und wenn dann große Medien wie TA, Ringier, CH-Media, SRF etc. nur die knackigen Tweets statt komplexerer Inhalte aufgreifen, erhöht das zwar die Klickrate, ist der Debatte aber abträglich und letztlich Gift für die gesellschaftliche und politische Diskussion. Das ist, als ob wir hier nicht ganze Artikel, sondern jeweils nur den Titel diskutieren würden.

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Spannender Beitrag. Bin gespannt auf die kommenden Inhalte.

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Toll, auch einmal die Perspektive eines bürgerlichen Parteipräsidenten lesen zu dürfen (die ich noch gar nicht kannte- woher auch?).
Das ist echte Ausgewogenheit. Ich weiss jetzt nicht, wie wertvoll für mich persönlich die Ideen von einem der mächtigsten Männer der Schweiz sind, der die Polarisierung in Zeiten der Klimakrise und der ungleichsten Vermögensverteilung seit fast hundert Jahren zwar anerkennt, aber vom sympatischen Landkanton Zug aus Abstimmungskampf gegen KOVI und 13.AHV Rente betreibt - immer auf der Seite der Kleinen, Zwinkersmiley.
Naja, noch ist die Republik noch nicht so ausgewogen, dass wir ein Hufeisen an den Kopf bekommen 🙃

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Wo bleibt der XMV??
·

Herrn Pfister ist in seiner Analyse meiner Meinung nach zuzustimmen.
Einen grossen Anteil am Geschilderten hat sicherlich, dass es heutzutage nur mehr wenige AkteurInnen gibt, welche das Wohl des Grossen und Ganzen im Auge behalten. Sie mussten in der heutigen Kakophonie der kurzatmigen Beliebigkeiten (von denen wir uns leider nur allzu oft ablenken lassen) der immer grösser werdenden Armee der reinen Interessenvertreter Platz machen, genau so, wie Herr Pfister es schildert. Das Ergebnis: Eine Polarisierung durch 'mehr Geld = mehr Lärm'. Und dieses 'Rezept', kombiniert mit der immer öfter zu beobachtenden Bequemlichkeit, sich mit Fragen etwas vertiefter auseinander zu setzen, lässt dieses Rezept aufgehen. Leider.
We're over-newsed but under-informed.

Also herzlich willkommen Herr Pfister - Sie haben mich noch vorem z'Morge zum Nachdenken angeregt...

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Ärztin
·

Interessant, dass ausgerechnet Herr Pfister „Polarisierung, Emotionalisierung, Identitäts- und Kulturkampf“ beklagt.

Ich erinnere mich lebhaft an Diskussionen auf Twitter, wo er ohne jegliche faktische Grundlage behauptete, dass Schulkinder in den öffentlichen Schulen vor SARS-CoV-2 geschützt werden und alle, die solche Aussagen mit Fakten widerlegten, blockiert hat.

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"Physiker"
·

Ich hätte gedacht, dass es das beste Mittel gegen die beklagten Tendenzen wäre, die unsozialen Medien nicht zu verwenden...

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Ich sehe Herrn Pfisters Funktion in der „Republik“ ähnlich wie diejenige von Frau Badran in der Tagi-Suppe.
Ich bin gespannt, ob er sich der Diskussion stellt, zu der seine Artikel einladen. Wenn nicht, wäre sein Engagement gleich wieder zu beenden. Dann hätte er diese Plattform nicht verdient.
Mal sehen…

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Ich brauche die Republik nicht als Forumsmagazin, das dann auch noch einen Politiker seine Ansichten verbreiten lässt. Als anti-bubble Mittel lese ich schon NZZ, Tamedia und die WoZ.
Also bitte lasst das in Zukunft sein, zumal Herr Pfister hier auch nichts aufregend Neues denkt bzw. schreibt.

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Lieber Herr S., danke für Ihre Rückmeldung. Aber Sie müssen sich keine Sorgen machen, dass die Republik zur Forumszeitung wird. Wir haben ein klares publizistisches Profil, klare Kernthemen, eine klare journalistische Haltung. Unsere Aufgabe ist klar: Wir machen Journalismus, der Machtkritik übt und die demokratische Auseinandersetzung voranbringt. Und der unseren Leserinnen hilft, die Welt besser zu verstehen und neu zu betrachten. Dabei erscheint es uns auch wichtig, dass wir nicht in einer Blase verharren, in der wir uns nur gegenseitig in unseren bereits bestehenden Positionen bestärken. Sondern dass wir eine Debatte führen, bei der eben verschiedene Stimmen Platz haben, bei der man sich mit unterschiedlichen Ideen auseinandersetzt, und in der man über eine Vielzahl von Denkanstössen diskutieren kann. Das ist doch viel interessanter und öffnet den Horizont viel mehr, als wenn man sich nur gegenseitig auf die Schultern klopft und zustimmt. Und Herr Pfister legt ja auch explizit selbst Wert auf die Feststellung, dass alles, was er schreibt, bestreitbar sein muss. Er lädt also ein, zu widersprechen, wenn man die Dinge anders sieht. Das finde ich interessant. Dazu kommt, dass Herr Pfister nicht über das politische Alltagsgeschehen schreiben wird, sondern sich mit Fragen auseinandersetzt, die auch uns als Republik beschäftigen: Wie stärken wir unsere Demokratie? Wie schaffen wir ein lebenswertes Miteinander? Was brauchen erfolgreiche Gemeinschaften heute? etc. Mit freundlichen Grüssen, Bettina Hamilton-Irvine

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Herr Pfister hat mit seiner Analyse den Nagel auf den Kopf getroffen.
In seiner Lösungsfindung idealisiert er (einmal wieder) die direkte Demokratie der Schweiz, da diese das ideale Gegenmittel gegen die aufgeladene und aggressive Stimmung sei.
Hier liegt aber der große Gedankenfehler vor: die direkte Demokratie ist besonders anfällig für derartige Strömungen, die aufgeladen sind, wie die bereits angenommen Initiativen zur Masseneinwanderung sowie Minaretten bewiesen haben. Gleiches zeigt sich auch in der direkten Wahl des US Präsidenten.
Die sozialen Medien sind der größere Hebel für aufgeladene, populistische Ideen, was auch den massiven Erfolg einer rechtsextremen SVP erklärt

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Wenn Demokratie als ein Ausleben und Kräftemessen polarisierter Standpunkte begriffen wird ist sie unfähig, dringend nötige Veränderungen zu erreichen. Warum reden Parteien nicht mehr miteinander? Männlichkeit als Kampflust verstanden ist kummuliert Ursache von Kriegen, die hingenommen werden als unvermeidlich.

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der Andere wieder/ Leser
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(lesen Sie meinen Beitrag nur, wenn Sie zu viel Zeit haben. Er ist gefühlt 10x zu lang)
Ja, ich bin auch einen von denen, welche*r zuerst die Augen verdreht, als sie gelesen haben, dass Herr Pfister hier eine Kolumne besitzt. Ich vermute, Herr Pfister ist ein Aristokrat im Gewand eines Demokraten.

M.E. würde er gerne in dieser Schweiz leben, welche die Englische Dichterin Helen Wiliams 1794 kennengelernt hat:

https://www.nzz.ch/gesellschaft/ueb…ld.1633977

(Der Artikel ist leider nur noch gegen kostenlose Registrierung F. lesbar).

Frau Wiliams war zwar etwa an der Landsgemeinde Glarus. Jedoch galt da die freie Rede nur pro Forma. Die Gesellschaft war derart ineinander verstrickt, und voneinander abhängig, dass es kaum ein "Puurli" (ein Pächter mit einem kleinen Bauernhof) es gewagt hätte, gegen die Obrigkeit zu opponieren. Zumal alle Votanten ja namentlich bekannt waren. Und ich vermute, dass es Herrn Pfister da ganz wohl gewesen wäre - unter der Voraussetzung, dass er nicht zum "gemeinen Volk" gehört hätte.

Wenn ich mir den Leistungsausweis der CVP (oder jetzt der Mitte) anschaue, dann denke ich vor allem an die Klüngelei in Sachen Krankenversicherung und Pensionskassen. Ich durfte Herrn Albrik Lüthi noch kennenlernen (er war übrigens ein Liberaler):

https://www.inclusion-handicap.ch/a…1512987865

Herr Lüthi war ein Nationalökonom und hat uns in einem winzig kleinen Seminar in die Geheimnisse der IV eingeweiht. Er hat geholfen, die IV auf die Beine zu stellen. Er hat uns gesagt, er werde es wohl selbst nicht mehr erleben, aber seines Erachtens wäre eine einzige Kasse für alle Formen des Erwerbsausfalls (Krankheit, Unfall, Alter, Elternlosigkeit, Militär, und wahrscheinlich noch andere) die einzig sinnvolle Versicherung. Und was machen die Exponent*innen der CVP? Nisten sich mit Wonne im Bereich der Kranken- und Pensionskassen ein und blockieren noch so gern in deren Namen jede halbwegs brauchbare Lösung. V.a. im Form einer "Hinterzimmerdemokratie" ("vorberatende Kommissionen", in welche "mann/ frau sich ja kennt"): Eben dies ist m.E. das aristokratische Element. Wobei die "Hinterzimmerdemokratie" ja demokratisch nicht besonders gut legitimiert ist. Dass Herr Pfister jetzt die neuen Formen der Demokratiebewegungen (welche auch durch elektronische Medien wie die Republik hier) des Teufels findet, ist m.E. keine Überraschung. Das stört nur. Sprich: Die Demokratie wäre ja schon gut. Wenn nur die lästigen Stimmbürger*innen nicht wären.

Und der andere Grund, wieso ich der Meinung bin, Herr Pfister würde sich aristokratisch gebärden, liegt m.E. daran, dass er zum Geldadel gezählt werden darf. Der höhere Status wird dabei primär über die Bildung vererbt. Und dass Herr Pfister eine Privatschule geleitet hat, macht es m.E. auch nicht unbedingt besser.

Ein letzter Grund, wieso ich es jetzt nicht unbedingt so toll finde, wenn Herr Pfister hier schreibt, ist derjenige, dass er in seinem Bericht m.E. eine Nebelpetarde gezündet hat. Die heutige Malaise besteht m.E. weitgehend darin, dass der Kapitalismus als alternativlos angeschaut wird. Alle anderen Religionen werden als obsolet abgetan oder sind eines (un-)natürlichen Todes gestorben: Sei es die Religionen im engeren Sinn (welche jedoch durchaus auch widersprüchliche Auswirkungen hatten), aber auch der Kommunismus/ Sozialismus/ Marxismus/ Maoismus oder sonstige -ismen, oder etwa die Hippie- der Friedensbewegungen. Alle weitestgehend tot. Einfach bei Sloterdijk anzufangen und daraus die heutige Kakophonie in der politischen Diskussion zu beklagen, finde ich persönlich jetzt nicht gerade das Gelbe vom Ei.

Sei's drum: Ich vermute, da haben Sie den Bock zum Gärtner gemacht. Trotzdem: Wenn es darum gehen würde, dass sich Herr Pfister vorurteilsfrei ins Getümmel stürzt und mit Personen, welche nicht anonym hier unterwegs sind, zwischendurch auch im Dialog wirklich vorurteilsfrei sich austauscht, dann soll es mir trotzdem recht sein. (Ich weiss, dass Herr Pfister nicht mit anonymen Accounts kommuniziert. Das ist eben das, was an der glarner Volksgemeinde auch nicht stattfand. Aber was soll's. Ich kann mir eben eine eigene Meinung nicht leisten).

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Gemeinsinn, Ausgleich und Gerechtigkeit sind wesentliche Aspekte der Demokratie. Davon habe ich in Ihren Überlegungen nichts gefunden Herr Pfister.

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Roman Burger
Eher einfach gestrickt
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Im Gegensatz zu all den Besserwissern und ach so kritischen Zeitgenossen hat Herr Pfister eine Mehrheit seiner Partei und Stimmbürger überzeugt, in Bern über mehrheitsfähige Lösungen für unser Land zu debattieren und diese zu finden. Auf dem Spielfeld unten und nicht von der Tribüne aus werden Tore geschossen, man wird dort unten aber auch hart angegangen. Dafür hat er und seine Meinung mein Respekt, auch wenn ich die nicht unbedingt teile. Danke Republik für diese Weitung des Horizontes.

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Mathematiker
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An welche Probleme denken Sie da, Herr Burger, für die Herr Pfister mehrheitsfähige Lösungen gefunden hat?

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Mathematiker
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Nun ja, „Mitte“ entpuppt sich immer deutlicher als Etikettenschwindel, als untauglicher Versuch den Begriff zu monopolisieren. Die reale Politik seiner Partei (und sein eigenes Verhalten in früheren Funktionen) macht die hehre Philosophie des Poeta Doctus etwas unglaubwürdig.

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Unabhängig davon, ob man jetzt etwas für die Mitte Partei übrig hat, finde ich es doch sehr interessant und auch löblich von einer so bedeutenden Person wie Herrn Pfister hier über gewisse Gedanken zu schreiben. Ich finde es eine ganz tolle Idee seitens der Republik, der Politprominenz dies zu ermöglichen, solange die Aktion nicht in Politwerbung und PR ausartet und die Fakten stimmen. Sehen Sie es doch als aussergewöhnliche Chance für einen Einblick in die Gedankenwelt von Personen die aktuell unsere Politik massgeblich beeinflussen.

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Herr Pfister hätte eine bedeutende Person werden können, wenn er bei den letzten Bundesratswahlen den unsäglichen, demokratisch nicht legitimierten Machtblock aus SVP und FDP im Bundesrat zusammen mit den liberalen und linksgrünen Kräften beendet hätte.

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Ich erwarte, dass Lobredner auf die direkte Demokratie den Willen der Wahlberechtigten besonders ernst nehmen. Das heisst auch, dass Abstimmungsresultate mathematisch genau ernst genommen werden müssen (weil ja sonst die Glaubwürdigkeit in sich zusammenfällt und Willkür oder Machtspielen die Türe geöffnet wird)
Ich habe Herrn Pfister vor der Bundesratswahl schriftlich darauf hingewiesen, dass die aktuelle Zusammensetzung des Bundesrats ziemlich schlecht mit dem Willen der Wahlberechtigten übereinstimmt, und dass es naheliegende Lösungen gäbe, bei denen eine sehr hohe Übereinstimmung entstehen würde.
Er hat darauf geantwortet, dass es wichtigere Kriterien für die Bundesratswahl gibt als Mathematik. Welche das sind, hat er nicht ausgeführt.
Fände er es akzeptabel, wenn dank ungenauer Mathematik Mitte-Regierungsräte oder -rätinnen abgewählt oder Mitte-Initiativen abgelehnt würden?
Seine Glaubwürdigkeit hat bei mir zur Zeit keinen Höchststand, was nicht ausschliesst, dass er diskussionswürdige Thesen aufstellen kann.
Ganz nebenbei: aus mathematisch-logischen Gründen gewinnen Mitte-Parteien die meisten direkt-demokratischen Abstimmungen, egal wie klein, leise oder unbedeutend sie sind. Wie stolz sollen sie darauf sein, wenn ihnen schon die publikumswirksame, laute Aussenposition verwehrt ist?

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· editiert

Wenn westliche Menschen sich heute mühelos als Demokraten bezeichnen, dann meistens nicht, weil sie den Anspruch erheben, das Gemein­wesen in täglichen Anstrengungen mitzutragen, sondern weil sie Demokratie zu Recht für die Gesellschafts­form halten, die es ihnen erlaubt, nicht an den Staat und die Kunst des Zusammen­gehörens zu denken.

"Zu Recht?" Unsinn. Sonst ja. Bis hin zum bösen Erwachen, wenn es dann schon zu spät ist.

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Toll, auch auf jemanden zu stossen, dem dasselbe augefallen, resp. aufgestossen ist!

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Da ist aber einiges falsch. Das für mich klarste ist:
Die Realität der Massenbewegungen wie Fridays for Future sind einfach nicht verienbar mit der Idee, dass das politische sich ins private zurückgezogen hat.

Die alten Institutionen, die tatsächlich in der Lage waren, die "Wahrheit auszuhandeln", haben an Macht verloren, ebendiese Wahrheit nach ihrem Gutdünken zu formen . Kann man bedauern, insbesondere wenn man davon profitiert(e). Muss man aber nicht.

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pensionierter Fluglotse
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Achtung: Ironie.
Zur Zeit triumphiert die "demokratische Wahrheit" über die "physische Realität". Klimaschock, Ukraine, Mikroplastik, Artensterben u.s.w. gibts vielleicht, aber doch nicht in der Schweiz! Und überhaupt müssen wir zuerst darüber diskutieren, ob wir Diesel weiter subventionieren. Sonst werden die Bauern noch hässiger und gar freie Fahrt für freie Bürger verhindern! Da hilft uns Sloterdjk sicher weiter. Wenn nicht, sagt uns ja vielleicht G.Pfister, wie man demokratisch Trump&Co. und das Ende der Welt verhindert.

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Jonas Studach
Community-Support
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Liebe Frau Baumgartner Steinbeck,
Wenn Sie hier im Dialog Links posten, dann geben Sie uns bitte noch ein bisschen Kontext. So können die Mitlesenden selbst entscheiden, ob es sich für sie lohnt, den Link anzuklicken und es wird auch ein Bezug zur hier geführten Debatte hergestellt (siehe auch Punkt 2 in der Etikette).

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Grüezi Herr Pfister

Ich bin kein stereotyper Stammwähler der Mitte, bin aber beeindruckt davon, was Sie aus der Partei gemacht haben. Ich lese gerne mehr von Ihnen.

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(durch User zurückgezogen)