Liebe alle
Grosse Aufregung in Zürich: Der Böögg konnte zum ersten Mal in der Geschichte nicht abgebrannt werden – was in der Live-Übertragung im TV die bange Frage nach sich zog, woher man denn nun wissen solle, wie warm der Sommer werde (je schneller der Kopf der Schneemannfigur explodiert, desto wärmer der Sommer, so will es die Folklore).
Nun ja.
Der Sommer wird warm. Überdurchschnittlich heiss. So wie seit Jahren immer. Dafür braucht es keinen explodierenden weissen Mann.
Bei all den launigen Mutmassungen im Fernsehen über die Temperaturen des kommenden Sommers fiel ein Wort freilich nie: Klima.
Dabei wäre es eine schöne Gelegenheit gewesen, mal den grösseren Zusammenhang zu benennen an diesem Sechseläuten-Montag, an dem alle übers Wetter diskutieren.
Hier knüpft unser neuestes Video an.
Wie erklärt man einem Kind den Unterschied zwischen Wetter und Klima? Wie können wir wissen, wie der Klimawandel unser Wetter verändert? Und was hat das alles mit Hitzewellen, Überschwemmungen und Gerichtsverfahren zu tun?
Kaum jemand kennt sich damit besser aus als Friederike Otto. Die deutsche Physikerin erforscht Wetterextreme und den Einfluss des Klimawandels. In unserem Video nimmt sie uns mit in die faszinierende Welt der Attributionsforschung und spricht Klartext zur Frage, inwiefern sich immer noch viele Menschen von der Politik belügen lassen. Film ab!
Das erste Video verpasst? Dort erklärt Stefan Rahmstorf, was Kipppunkte sind und warum wir sie vielleicht wie abstürzende Flugzeuge betrachten sollten.
Klimaschutz ist ein Menschenrecht
«Es ist ein Präzedenzfall. Und ein Urteil mit Signalwirkung für die ganze Welt. Ein Entscheid, der fortan nicht mehr ignoriert werden kann.»
So beschreibt Republik-Justizreporterin Brigitte Hürlimann das Urteil aus Strassburg, das die Schweiz vergangene Woche ins globale Scheinwerferlicht gerückt hat. Die Klimaseniorinnen gewinnen vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte: Die Schweiz unternimmt zu wenig zum Schutz des Klimas, und verletzt damit die Menschenrechte seiner Bürgerinnen.
So klar das Urteil auch ist – die Debatten darüber, was daraus folgt, für die Schweiz und anderswo, haben gerade erst begonnen. Ein paar Leseempfehlungen zur Einordnung:
«Die Türen für Klimaklagen sind hiermit weit aufgestossen worden.» Die deutsche Rechtsanwältin Roda Verheyen, die selber mehrere aufsehenerregende Klimaklagen geführt hat, spricht im Interview mit der Republik über die weitreichenden Auswirkungen des Urteils.
In seinem Wochenkommentar schreibt Republik-Co-Chefredaktor Daniel Binswanger über die teilweise massiven Abwehrreflexe, die das Urteil in der Schweiz ausgelöst hat. «Jetzt eine neue Debatte über die Demokratiefeindlichkeit des Menschenrechtsgerichtshofs loszutreten – das ist vollkommen verantwortungslos.»
In einem ausführlichen Interview mit dem «Blick» geht Andreas Zünd, der Schweizer Richter am Menschenrechtsgerichtshof, der den Entscheid mitgetragen hat, auf die Kritikpunkte ein, die nun von verschiedenen Seiten geäussert werden. Und erklärt, warum das Urteil sich nicht nur an die Schweiz richtet.
Eine gute Übersicht über laufende und entschiedene Klimaklagen weltweit bietet die Climate and Human Rights Litigation Database der Juristinnen Helen Keller, Corina Heri und anderen von der Universität Zürich.
Aus der Community
Wie kommen wir aus der Klimakrise raus? Das ist die grosse Frage, der wir mit «Challenge Accepted» gemeinsam nachgehen.
Antworten finden wir, indem wir den Blick auf Menschen richten, die in der Klimakrise einen Unterschied machen. Wir finden aber auch Antworten, wenn wir uns untereinander austauschen.
Dafür sind unsere virtuellen Klimagespräche da, von denen wir mittlerweile mehr als zehn durchgeführt haben, immer mit sehr positiven Rückmeldungen der Teilnehmenden.
In moderierten kleinen Runden von fünf bis sieben Personen erhalten Sie die Gelegenheit, von anderen Menschen zu hören, wie sie die Klimakrise angehen. Und mit anderen zu teilen, was sich für Sie bewährt hat und welche Fragen Sie weiter umtreiben.
Interesse? Hier können Sie sich anmelden.
Liebe Grüsse
David Bauer, Sabrina Weiss
PS: Wir freuen uns über zwei Auszeichnungen. Das Klimalabor wird Ende Monat mit einem Swiss Press Award ausgezeichnet, offen ist lediglich noch, ob mit dem 1., 2. oder 3. Platz. Und an den European Digital Publishing Awards in Wien haben wir und unsere Gestalterinnen von Bodara für «Challenge Accepted» den Preis für das beste Design erhalten.
PPS: Letzte Chance, an unserer ausverkauften Veranstaltung mit Bundesrat Rösti am 6. Mai in Bern dabei zu sein: Die Verlosung läuft noch bis Ende nächster Woche.
PPPS: Eine letzte Leseempfehlung: Rico Grimm von «Krautreporter» zeigt mit sieben Grafiken, wie sich der Klimawandel gerade besorgniserregend beschleunigt.
Die Klimakrise ist hier. Die Lage ist ernst. Challenge accepted.
Ein frischer Blick auf die grossen Herausforderungen und auf Menschen, die sie anpacken. Und jede Menge Gelegenheiten, sich auszutauschen, voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu inspirieren.
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