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Kulturschaffende
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Darüber hinaus braucht es aber auch andere Konzepte, andere Wohnkonzepte zum Beispiel. Wir sind mit einem anderen Paar zusammen gezogen, alle 4 Erwachsenen haben Teilzeit gearbeitet (60 - 80 %), alle haben abwechselnd die 4 Kinder gleichzeitig betreut. Diese sind heute erwachsen und finden, sie hätten nicht schöner aufwachsen können: Permanent waren andere Kinder zum Spielen da.
Ein Familieneinkommen von 200‘000 hatte allerdings bei weitem nie jemand, ist ja aber auch nicht nötig. Mehr teilen! Die Kleinfamilie ist alleine einfach grenzenlos überfordert. Warum versuchen trotzdem alle immer nur dieses eine Modell?

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Sie sprechen mir aus dem Herzen, Frau R.! Gemeinsame Kinderbetreuung in der Gruppe war für uns Menschen übrigens der erste evolutionäre Durchbruch. Während unsere nächsten Verwandten nur alle 6-10 Jahre ein Kind kriegen und unglaublich viel Zeit für die Erziehung aufbringen müssen (wer das nicht glaubt, fragt hier am besten den Orang-Utan seines Vertrauens), konnten wir dank der gemeinsamen Kinderbetreuung deutlich mehr Kinder aufziehen - und daneben blieb uns auch noch mehr Zeit. Zeit, in der wir Werkzeuge, hochkomplexe soziale Beziehungen und zahlreiche neue Ideen entwickeln konnten. Die Geschichte der Menschheit wäre unvorstellbar ohne gemeinsame Kinderbetreuung. Wir behielten dieses Modell auch sehr lange bei. Die Kernfamilie ist eine relativ neue Erfindung, die sich erst nur der Adel leisten konnte und die, wie viele Formen von Luxus, bei uns erst zur Biedermeier-Zeit ihren Weg in den Mittelstand fand.

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Anja Conzett
Reporterin
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Ein spannendes Modell! Vielen Dank für Ihren Beitrag.

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Dazu ist das neue Buch von Remo Largo, zusammen Leben sehr empfehlenswert. Er sagt genau das, die Kleinfamilien seien überfordert oder überlastet mit dem Ganzen. Der Mehrgenerationenhaushalt ist halt auch schon fast ausgestorben, obwohl wir grad sowas ähnliches im Zweifamilienhaus leben. Mehr Kommunikationsbedarf aber unter dem Strich sehr gut.

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Danke vielmals für diesen wichtigen Artikel.
Ich hoffe, dass die zwei Wochen Vaterschafts»Urlaub» nur ein Schritt sind, auf dem Weg für eine vernünftige, zeitgemässe Elternzeit, wie es in anderen Ländern schon lange der Fall ist.

Auch ich habe viele negative Erfahrungen gemacht mit der Kombination Mutter und Arbeitsmarkt. Gut ausgebildet und mit Leitungserfahrung war ich optimistisch, schnell wieder eine Stelle zu finden, trotz Schwangerschaft. Zweimal passierte es, dass mir ein Arbeitsvertrag vorgelegt wurde, in diesem Moment habe ich jeweils gesagt, dass ich schwanger sei mit dem Resultat, dass ich die Stelle nicht bekommen habe.
Als unser Sohn auf der Welt war, war ich noch immer auf Arbeitssuche. Nach einem Telefoninterview wollte man mich für ein persönliches Gespräche einladen. Dann kam zum Schluss die Frage, «Wie alt ist eigentlich Ihr Kind?» Ich antwortete, 10 Monate. Umgehend kam die Antwort, «Och, die erste Zeit mit dem Kind ist doch die schönste Zeit, wollen Sie diese Zeit nicht lieber mit Ihrem Kind verbringen?» Dann verabschiedete sich die Frau schnell.
Bei einem Vorstellungsgespräch für eine 15% Stelle, wurde ich gefragt, wie ich denn gedenke, die Kinderbetreuung zu regeln. Mein Mann hatte fast zur gleichen Zeit ein Vorstellungsgespräch für eine Vollzeitstelle, die regelmässig Einsätze am Abend und an den Wochenenden beinhaltete, das Thema Kinder resp. Kinderbetreuung wurde nicht mit einem Wort erwähnt. Wie lange wird es noch dauern, bis es bei allen angekommen ist, dass Kinderbetreuung in die Verantwortung von Mutter und Vater gehört? Danke, dass sich die Republik immer wieder dieses Themas annimmt!
Ich bekam viele Absagen auf meine Bewerbungen. Auf meine Nachfragen hörte ich bei den Teilzeitstellen mit weniger Verantwortung, oft die Antwort «Sie sind überqualifiziert» Bei den Absagen auf 80% Stellen in höheren Positionen, waren es die Bedenken, ob ich als
Mutter fähig sei dafür. Das ist meiner Meinung nach eine der Erklärungen, wieso gut ausgebildete Frauen zu Hause sind oder Freiwilligenarbeit machen.
Anstelle von Männern und Frauen, die sich in leitenden Positionen völlig verausgaben,
plädiere ich für Co-Leitungen. Somit bleibt Zeit für die Familie, und Erschöpfung und Burnout werden seltener vorkommen.

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Das gleiche haben meine Frau und ich erlebt. Sie hat einen Master in Unternehmenskommunikation und dennoch wurden wir nach dem zweiten Kind von den horrenden Betreuungskosten und dem Mangel an Teilzeit Jobs für Sie wie für mich in ein traditionelles Familienmodell gedrängt. Da es uns nicht gelang, unsere Situation zu ändern, sind wir ausgewandert und wohnen nun in Dänemark.

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Anja Conzett
Reporterin
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Danke fürs Teilen.

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Der Dank gebührt Ihnen für den Beitrag. Daumen Hoch.

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Dieser Artikel irritiert mich ehrlich gesagt, weil ich mich Frage, was den genau das Ziel ist, das wir als Gesellschaft verfolgen? Will dieser Artikel irgendwie Lösungen dafür finden, dass Frauen trotz Kinder noch möglichst gut ein System bedienen, das ja gerade eben Care-Arbeit oder Zeit mit Kindern nicht als wertvoll erachtet? Für mich fühlte sich das beim Lesen an, als wäre es halt so eine lästige Aufgabe eines jungen Paars und insbesondere der Frau, irgendwie Kinder grosszuziehen und dass man diese Aufgabe nun möglichst gut rationalisieren und aufteilen soll auf Kitas oder Grosseltern oder eben beide Elternteile, damit das BIP trotzdem möglichst steil steigen kann und möglichst wenig tolle Ressorcen für Care-arbeit verloren gehen. Frage mich etwas, ob das die Art und Weise ist wie man über das Aufziehen unsere Kinder und der nächsten Generationen reden sollte.

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Interessante Perspektive. Ich stimme zu, das es nicht immer um Gewinnmaximierung gehen darf. Allerdings habe ich den Artikel eher vor dem Hintergrund der fehlenden Wahlfreiheit gelesen. Ein familienfeindliches Umfeld hindert uns nicht nur daran, das BIP zu optimieren, sondern vor allem, unsere individuellen Lebenspläne zu verwirklichen.

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Anja Conzett
Reporterin
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Um Ihre erste Frage zu beantworten: m.E. sollte das Ziel unserer Gesellschaft sein, dass Mütter (und auch Väter), in dem Ausmass am Berufsleben teilnehmen können, wie sie es wünschen und strukturelle Hindernisse diesbezüglich aus dem Weg geräumt werden.

Und Sie? Welches Ziel sollten wir als Gesellschaft aus Ihrer Sicht verfolgen?

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Ich glaube, ich bin da nicht so weit weg von Ihnen. Nur das ich nicht zwischen Berufsleben und Care-arbeit unterscheide. Berufleben bedeutet für mich eben auch, Kinder grosszuziehen, Menschen zu pflegen, Arbeiten fürs Gemeinwohl zu tun (alles was allgemein als Freiwilligenarbeit, ehrenamtliche Arbeit, etc. gilt) und dafür finde ich, müsste in einem ersten Schritt die Umwertung dieser Care-arbeit zu "richtiger", bezahlter, wertvoller passieren. Sonst glaube ich, behandelt man immer nur Symptome.

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"in dem Ausmass am Berufsleben teilnehmen können, wie sie es wünschen". Sehr einverstanden, sofern dies auch diejenigen umfasst, die heute in höherem Ausmass erwerbstätig sein müssen, als sie wollen. Mich erstaunt, wie oft dies übersehen oder nicht als Problem anerkannt wird. Ist bei Eltern (jeden Geschlechts), die sich mehr Zeit für ihre Kinder nicht leisten können, besonders akut, aber eigentlich auch bei Kinderlosen, die beruflich überlastet sind.

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Jede Frau sollte es heute wissen auf was sie sich einlässt wenn sie Kinder will und erst recht Akademikerinnen. Sie macht dies freiwillig und niemand zwingt sie dazu. Kinder haben ist ein Hobby wie ein anderes und Hobbies sind nicht gratis. Darum verstehe ich das Gejammer der Mütter nicht. Tönt brutal.

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Anja Conzett
Reporterin
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Einmal völlig abgesehen davon, dass es Sie nicht zu stören scheint, wenn Frauen anders behandelt werden als Männer – zahlt Ihr Hobby eines Tages meine AHV?

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Klar werden Frauen anders behandelt als Männer, aber das wissen sie ja im Voraus und leisten sich trotz allem ein Kind. Angenommen es gäbe keine Kinder mehr, dann wären ja alle Probleme auf der Erde innert 100 Jahren gelöst, sogar das mit der AHV!

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Vater von 3 Töchtern
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Ich hoffe, Sie sind hobby- äh kinderlos?

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Vater von 1 Tochter und 3 Söhnen.

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Leserin
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Ein Hobby kann von einer Minute auf die andere aufgegeben werden. Mutterschaft jedoch nicht.

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Antonia Bertschinger
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Und wie ist es mit Männern, die Kinder haben? Auch ein Hobby? Oder nicht mal das?

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“Jede Frau sollte es heute wissen auf was sie sich einlässt wenn sie Kinder will ...”. Ich habe bisher immer geglaubt, dass Mann und Frau gemeinsam entscheiden, ob sie Kinder haben wollen oder nicht.

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Sind sie sich da sicher? Wenn ich in meinem Bekanntenkreis so schaue, bin ich nicht so sicher, ob sich wirklich die Mehrheit ‚gemeinsam‘ entschieden hat. Ich tippe eher darauf, dass die Männer einfach ‚ja‘ gesagt haben. Möglicherweise ist dass mit ein Grund, dass viele Männer lieber nicht zuhause mithelfen... Aber das wäre eine andere Diskussion.

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„Doch der Mann steht am Anfang seiner Karriere als selbst­ständiger Anwalt, Teilzeit ist illusorisch „ Genau solche Argumente, welche als Tatsachen verkauft werden, sind Teil des Problems. Solange Männer und Frauen so denken und handeln ändert sich nichts.

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Anja Conzett
Reporterin
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Lieber Anonymus, ich glaube der Artikel beschreibt relativ ausführlich, dass die Hürden, die gut ausgebildete Mütter bei der beruflichen Integration erleben auf weitaus mehr zurückzuführen sind als auf individuelle Entscheide. Finden Sie nicht?

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Liebe frau conzett, es sind eben die individuellen entscheide die etwas verändern, nicht das klagen über das system. Warum kann ein neu selbständiger anwalt nicht teilzeit arbeiten? Weil er damit keine 200‘000 verdient? Ich habe zwei kinder jg 95 und 98 mit einem 60/60modell gross gezogen - auch mit einkommens- und karriereeinbussen für beide eltern- und ihnen und vielen anderen damit ein model für die zukunft aufgezeigt, das mehrwert für alle bringt, abseits von nur geld auf dem konto. Nur mit tun entstehen neue modelle die neue kreise ziehen. Klagen reicht nicht.

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Ich musste schon ein wenig schmunzeln, als ich die Mail von der Republik heute Morgen gelesen habe und es mit dem Mail zu den Vättern verglichen haben.

Müttern werden also von der Erwerbsarbeit abgehalten, während sich Männer für ein Familienmodel entscheiden. Ob das wirklich der Wahrheit entspricht?

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Anja Conzett
Reporterin
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Guten Morgen Herr M., ich bin mir nicht sicher, was Sie meinen. Möchten Sie den Gedanken für mich ausführen?

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Im heutigen Mail wurde die Formulierung

"Was hält studierte Mütter von der Erwerbsarbeit ab?"
verwendet.

Gestern bei den Männern:

"Wie entscheiden sich Väter heute für ein Familienmodell?"

Bei den Frauen wird der Passiv verwendet, während bei Männern der Aktiv Anwendung findet.

Ist ein Muster, dass noch häuffig auftritt, obwohl ich nicht denke, dass externe Faktoren Frauen mehr beeinflussen als Männer.

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Denise Zumbrunnen
Buchhändlerin
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Ein guter und sehr wichtiger Beitrag, vielen Dank dafür. Nur ist es schade, dass die drei Frauen die Anwältin, die Architektin und die Hebamme heissen. Im Beitrag gestern wurden die Männer mit Namen, Foto und ihrer Stimme porträtiert. Ich nehme an, für diesen Artikel wurde absichtlich ein unpersönliches Narrativ gewählt, um zu verdeutlichen wie stark Mütter auf ihr „Mutter sein“ reduziert werden. Ich wünschte mir jedoch, die drei Frauen auch als Heldinnen gezeigt, mit Namen, Foto und O-Ton.

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Anja Conzett
Reporterin
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Danke für Ihren Beitrag. Die Anonymisierung geschah auf Wunsch der Frauen, da sie sehr offen über Einkünfte, ihre ehemaligen Arbeitgeber und Missstände in ihren Branchen sprechen, in die sie entweder bereits zurückgekehrt sind oder zurückkehren wollen. Ich hoffe, Sie haben Verständnis dafür.

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Denise Zumbrunnen
Buchhändlerin
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Ja, da die Familieneinkommen offengelegt wurden und die Frauen über ehemalige Arbeitgeber sprechen, verstehe ich den Wunsch der drei Frauen und habe auch vermutet, das dies der Grund war. Gleichzeitig zeigt diese Tatsache umso deutlicher, das wir in Sachen Gleichstellung und Lohntransparenz noch viel zu tun haben.

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Vater von 3 Töchtern
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Geht jetzt leicht (aber wirklich nur leicht) am Thema vorbei: Gab es nicht einmal die Verheissung, dass wir alle aufgrund von Automatisierung und Produktivitätssteigerung weniger arbeiten müssen? Wenn ein 100% Pensum nicht mehr 42-50 Stunden sondern nur noch maximal 30 Stunden pro Woche wären, würden sich viele Probleme von selbst lösen. Wer würde denn hauptsächlich von der Erhöhung des BIP um 12 Billionen profitieren?
Falls sich Menschen ohne Kinder mit weniger Erwerbsarbeit langweilen sollten, gäbe es sicher noch viel Freiwilligenarbeit zu tun.
Bis dahin, falls wir das überhaupt wollen, bleibt das Thema leider weiter wichtig.

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Die gibt es, stammt von Keynes um 1930, ich glaube sogar, es waren 15h-Wochen. Er hatte insofern Recht, als dass wir "aufgrund von Automatisierung und Produktivitätssteigerung weniger arbeiten müssten".
Klar, denkt man sich, "könnten" wir dank der erhöhten Produktivität die Arbeit zurückfahren und gleich viel produzieren wie früher, und den gleichen Wohlstand aber mehr Freizeit haben. Stattdessen war man aber bereit, gleich viel oder mehr zu arbeiten, um entsprechend viel mehr zu verdienen. Die hedonistische Tretmühle war spätestens hier gesellschaftlich fix installiert. Mit erhöhtem Wohlstand kommen entsprechend meist auch erhöhte Ausgaben.

Die Gretchenfrage, die schon oben daraus folgt, ist absolut richtig: Wer profitiert wirklich von dieser erhöhten Wertschöpfung? Haben wir etwas davon? Ist es auch wirklich "Wert", der generiert wird?

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Danke für diesen Artikel. Ich möchte aus vielen anderen Gründen eigentlich kinderlos bleiben aber die Schwierigkeiten, so zu arbeiten,wie man das möchte, gehört definitiv dazu. Ich versuche aber dafür die Mütter in meinem Team im Rahmen des Möglichen in der Tagesplanung mit Kind zu unterstützen.

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Noch etwas zum Argument der Effizienz (McKinsey & co): Dieses Argument funktioniert bloss im neoliberalen Kontext, wenn wir die Arbeit von Kinderbetreuern sehr viel tiefer gewichten (und entlöhnen) als die Arbeit der Akademikerinnen.

Das ist in dieser Form weder fair noch fortschrittlich.

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Anja Conzett
Reporterin
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Danke für Ihren Beitrag, Herr W. Ich gebe Ihnen durchaus recht, dass eine Einbindung der weiblichen Arbeitskraft in der Wirtschaft nicht zwingend eine Aufwertung bezahlter oder unbezahlter Care-Arbeit bedeutet – es schliesst sie aber auch keinesfalls aus. Parallel zu Massnahmen, die Müttern die Teilnahme am Arbeitsmarkt ermöglichen, muss der politische Rahmen geschaffen werden, der die Care-Arbeit aufwertet.

Oder in den Worten der Hebamme: «Seid so lieb und engagiert euch erst einmal dafür, dass ‹Frauen­berufe› anständig entlöhnt werden.»

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Guten Tag Frau Conzett, eigentlich wollte ich etwas ausführlicher schreiben, aber die Care-Arbeit ruft...

Die professionelle Fremdbetreuung impliziert nun mal immer eine tiefere Wertung der Betreuungsarbeit, sonst würde man diese gar nicht abgeben wollen. Das schliesst zwar eine Aufwertung der Löhne durch z.B. staatliche Subventionen nicht aus, aber die gesellschaftliche Wertung bleibt.

Die Fremdbetreuung mit der Entlastung der Eltern zu begründen ist das eine. Wenn wir dies aber mit wirtschaftlicher Effizienz und Bruttosozialprodukt rechtfertigen, so befinden wir uns voll und ganz auf der neoliberalen Schiene Richtung Zweiklassengesellschaft.

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Ich sehe ... karrieregeile Menschen?

Den Artikel verstehe ich nicht so ganz - es wimmelt von Referenzen auf Krippen- und Kita-Ausgaben, Subventionen und Steuerlast. Dabei sind die Protagonistinnen explizit nicht am Finanziellen gescheitert, sondern an miesen Arbeitgebern und einem Mangel an attraktiven Teilzeitstellen.

Zumindest die Architektin und die Anwältin haben sich vorgängig nicht nach einem sozial halbwegs anständigen Arbeitgeber umgesehen (die gibt es!), sondern sich auf ihre Karriere konzentriert. Und weil das in ihrem Umfeld alle so machen, kommt eben das dabei raus was wir hier sehen.

Die Arbeitgeber werden sich erst ändern, wenn ihnen die guten Leute davonlaufen. Deshalb mein Appell an alle, die bei der Jobsuche eine Wahl haben: Schaut Euch gut an, für welchen Arbeitgeber Ihr Euer Talent einsetzt! Und habt den Mut, die Konsequenzen zu ziehen, auch wenn man dabei Kompromisse bei Karriere und Lohn machen muss.

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Anja Conzett
Reporterin
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Guten Tag Herr W. Zu Ihrer Information: Das Wort «karriergeil» ist aus sozio-kultureller Sicht ein zutiefst misogyn aufgeladener Begriff. Er ist vor allem Frauen vorbehalten, die trotz Mutterschaft professionelle Selbstverwirklichung anstreben (auf Männer hingegen wird er fast nie verwendet; ihnen sind Adjektive wie «ehrgeizig» oder «zielstrebig» vorbehalten).

Auch wenn ich davon ausgehe, dass Sie diesen Begriff anders auslegen, werde ich nicht auf den Rest Ihres Beitrags eingehen. Die bewusste oder unbewusste Verwendung von Begriffen, die landläufig dazu gebraucht werden, Menschen in ihrer Würde oder Integrität zu verletzen – sei es aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Herkunft, Klasse oder sexuellen Orientierung –, ist für mich in jeder Debatte disqualifizierend.

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Sicher hätte ich da einen besseren Begriff aussuchen können. Zumindest quantitativ ist der Begriff "karrieregeil" aber im Alltag mitnichten den Frauen vorbehalten, eher umgekehrt. Dass er für Frauen einen misogynen Beigeschmack hat verstehe ich, deswegen habe ich ihn ja explizit auf das gesamte (männlich dominierte) Umfeld bezogen. Abwertend ist er natürlich sowieso.

Was hätten Sie denn für einen Begriff verwendet, für "Menschen welche zugunsten der Karriere ihre gesellschaftliche Verantwortung zu wenig wahrnehmen"?

Ausserdem: Niemand zwingt Sie mit mir zu debattieren. Aber denken Sie wirklich dass es nötig ist, den Dialog gleich mit einer schulmeisterlichen Belehrung und Disqualifikation abzuwürgen? Bloss weil jemand, unabsichtlich, in Ihr persönliches Minenfeld von tabuisierten Wörtern getreten ist? Obwohl Ihnen eigentlich klar ist, dass es anders gemeint war?

Ein schönes Wochenende wünsche ich.

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Leserin
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Sehr geehrter Herr W.
Ersetzen Sie doch einfach „karrieregeil“ mit beruflich interessiert. Es gibt einfach Leute die mögen ihren Beruf und herausfordernde Aufgaben. Ich finde das generell einen attraktiven Charakterzug.
Zweitens beobachte ich in Ihrem Kommentar eine gewisse Schuldumkehr: Wenn Mütter herausfinden dass ihr Arbeitgeber doch nicht so sozial ist wie er immer nach außen tut ist das natürlich allein ihre Schuld, was beklagen sich die sich noch.
Falls Sie familienfreundliche Arbeitgeber empfehlen können dürfen Sie die gerne zur Diskussion beitragen.
Das wäre konstruktiver.
Ich persönlich finde den Artikel sehr gut und informativ. Er bestätigt meine langjährige Erfahrung mit diesem leidigen Thema.
Es wird besser aber seeehr langsam.

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Informatik-Ingenieur und Ökonom
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Detail: oft wird in solchen Diskussionen der akademische Rang mit dem Lohnanspruch gleichgesetzt. Zum Beispiel hier:

"Die Hebamme verdient weitaus weniger als ihr Mann, obwohl sie den gleichen akademischen Rang hat wie er."

Das implizite Vorurteil gegen nicht-Studierte stört mich. Der akademische Rang sagt in der praktischen Realität nämlich oft wenig darüber aus, wie produktiv jemand ist. Der Lohn sollte sich in einer Meritokratie idealerweise nach der Produktivität richten und nicht nach Titeln.

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Woran misst man die Produktivität bspw. einer Hebamme? Oder grundsätzlicher von sog. Care-Arbeit?
Guter Artikel, legt einmal mehr den Finger auf einen meiner Meinung nach enorm wunden Punkt, der auch in diesem Kommentar aufscheint: was zählt, ist das, was zählbar ist. Wie aber bewerten wir den ganzen Rest?

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Dorothee Brumann
Fachführung Sourcing & Empowerment Coach
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Erschütternd, aber wahr.

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Leserin
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Liebe Frau Conzett. Danke für den Artikel.

„Auch in der Schweiz wird das Potential der Frauen nicht ausgeschöpft.“ Die unsägliche Ökonomisierung des ganzen Lebens mittels solcher Sprache ist ein Übel.

„Wenn Arbeit sich nicht lohnt.“ Es kann nur richtig sein, das höhere Einkommen mittels Progression auch höher besteuert werden. Allerdings sollte zur zivilstandsunabhängigen Individual-Besteuerung gewechselt werden.

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Anja Conzett
Reporterin
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Lieber Herr C. – bezüglich des zweiten Parts. da sind wir uns einig.

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anonymer Mensch
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Vielen Dank für diesen Artikel.
Ich bin selber betroffen.
Ich hatte einen Vorgesetzten, der genau gleich alt war wie ich. Er hat mich wegrationalisiert. Begründung: Ich arbeite "nur" Teilzeit. So hiess es natürlich offiziell nicht, aber im Gespräch wurde mir das so mitgeteilt.
Hätte ich keine Kinder (davon eines mit einer Behinderung = fordert noch mehr Aufmerksamkeit als "normal"), wäre ich als Frau in meiner langjährigen Berufstätigkeit stetig die Karriereleiter hinaufgestiegen, ohne viel Dazutun. Meinen männlichen Kollegen ist das so passiert, weil sie 100% arbeiten. So auch meinem ex-Vorgesetzten. Er war zwar gleich alt wie ich, aber hatte im Gegensatz zu mir eine nicht-akademische Ausbildung. d.h. er war mir intellektuell und auch menschlich unterlegen.
Ich bin um die 50. Ich rechne nicht damit, dass ich noch eine Chance erhalten werde auf dem Arbeitsmarkt, da sich in meinem Berufsfeld die Teilzeit-Arbeit nicht durchgesetzt hat.
Ich habe einen Verein gegründet und arbeite viel. Wir haben ein tolles Team, das sehr engagiert und motiviert ist. Aber nicht jeder kann es sich leisten, so etwas aufzubauen, denn ich werde dafür nicht finanziell entschädigt. Menschlich ist es jedoch sehr sehr bereichernd und ich würde das nie mehr weggeben, denn jetzt kann ich mir selber aussuchen, mit welchen Menschen ich arbeiten möchte. Und solche narzisstischen Menschen wie mein Ex-Chef haben darin keinen Platz mehr. Das ist mein Privileg.
Es macht mich jedoch wütend, dass viele Frauen das nicht können, weil sie diese Freiheit nicht haben und deswegen vieles erdulden müssen in diesem ungerechten patriarchalen System.

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Anja Conzett
Reporterin
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Danke für Ihren Beitrag.

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Aus leidvoller diesbezüglicher Erfahrung: danke, danke, danke für diesen Bericht.

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· editiert

Vielen Dank für den guten Artikel. Ich selbst bin seit 6 Monaten Vater. Unser Ziel ist und war es immer Möglichst ausgeglichen Beruf und Kinderbetreuung aufzuteilen. Das haben wir noch nicht geschafft, aber wir arbeiten dran. Seit der Geburt arbeite ich 80% und würde gerne noch etwas reduzieren. Meine Frau beginnt nächsten Monat mit 50% und dem Vorhaben weiter zu steigern. Mit Großeltern, Krippe, Homeoffice Möglichkeiten haben wir uns ein Kalender-Tetris zurechtgelegt, dass theoretisch verhebt. Ich habe großen Respekt davor was da nun auf uns zukommt, bin aber überzeugt, dass es der richtig Weg ist.

Meiner Meinung nach zu kurz beleuchtet in diesem Artikel ist die Situation der Männer. Um mehr Gleichberechtigung und Chancengleichheit herbeizuführen darf man nicht nur bei den Frauen ansetzten. Es braucht dringend ein Umdenken, zur Rolle von Männern im Beruf! Das Verständnis dafür, dass Männer genauso Pensen reduzieren oder Auszeiten nehmen ist in den meisten Unternehmen (und bei vielen Männern) noch vollkommen unterentwickelt, dabei sollte es der Normalfall sein!

Somit wäre z.B. das Risiko eine Führungsposition an einen Mann zu vergeben genauso „hoch“ wie an eine Frau. Dies würde automatisch gläserne Türen und Lohnungleichheiten reduzieren. Also nicht nur Frauen nach „oben“ verhelfen, sondern auch Männern nach „unten“ :-)

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Dominique Turzer
Architekt und Planer
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Danke für diesen wertvollen Beitrag! Ich glaube in diesem Problem liegt ein Schlüssel für eine weniger selbstzerstörerische Berufswelt.

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Bei solchen Beiträgen kommt mir immer die Geschichte vom Fischer in den Sinn. Der Fischer, der schon am Morgen am Strand liegt und nichts tut. Kommt einer vorbei und erklärt ihm wie er mit mehr arbeiten (fischen) und in Folge grösseres Boot/Personal/Fischverarbeitung etc. reich werden könnte und dann schlussendlich nach vielen Jahren alles von allein liefe und er nur noch am Strand ausruhen könnte. Und seine Antwort: das tue er doch schon.
Fragt doch mal die Mütter, die gerne zu Hause bleiben, den Mann zur Arbeit schicken und dank Kindergarten/Abwaschmaschine/Staubsauger/Waschmaschine etc. auch mal morgens auf dem Tennisplatz anzutreffen sind.

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Werter Herr K., Sie vergleichen da gerade das "zu Hause bleiben" von Müttern mit "am Strand liegen".

Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie noch nie mehr als allenfalls ein paar Stunden alleine mit Kleinkindern verbracht haben?

P. S. Kindergarten ist in der Schweiz von etwa 9-13.30 Uhr, an ungefähr 2.3 Tagen die Woche. Wenn Sie mithelfen, das zu ändern, damit ich wirklich endlich mal auf den Tennisplatz kann, fände ich das grossartig.

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Anja Conzett
Reporterin
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Guten Tag Herr K. Warum genau sollte ich das tun?

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Antonia Bertschinger
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Ich kannte eine Kinderärztin, die nach der Geburt des ersten Kindes nicht Teilzeit arbeiten durfte. (Wie auch alle anderen Ärztinnen im betreffenden Spital.) So hörte sie halt auf zu arbeiten. (Wie auch alle anderen Ärztinnen im betreffenden Spital, die Mutter wurden.)
ca. 2008 war das.

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Software Ingenieur
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Danke für den interessanten Artikel.

Verheiratet und mit 2 kleinen Mädchen welche 3 Tage in die Krippe gehen (Kosten ca. 3100 chf pro Monat) lohnt es sich für uns finanziell nicht wirklich dass ich 60% arbeiten gehe obwohl ich als Software Ingenieurin arbeite. (Wir haben bisher nie im Detail ausgerechnet ob wir ein leichtes plus haben oder sogar minus. Ich schätze am Ende bleibt ein kleines Plus.)
Wir haben uns so entschieden weil ich gerne arbeite und mir zu Hause mit den Kindern der soziale Kontakt gefehlt hat. Auch macht es für mich Sinn auf dem "Laufenden" zu bleiben.
Ich habe auch Glück, dass ich eine flexible Stelle gefunden habe und bisher hatte ich nie das Gefühl, dass ich benachteiligt wäre. Ich habe hier aber auch einfach Glück mit der Branche. Es gibt sehr viele Kollegen und Kolleginnen welche Teilzeit arbeiten - oft sind es jedoch 80%.

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Software Ingenieur
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Ok ich habe es mal ausgerechnet und es bleiben maximal 500 chf übrig wenn ich Steuern und Krippe von meinem Einkommen abziehe. (Das "Problem" hier ist, dass mein Mann - auch mit ETH Master - einen sehr gut bezahlten Job hat.) Plus haben wird eine Haushaltshilfe (alleinerziehendes Mami) und somit wären diese 500.- auch noch weg (klar das müsste man nicht haben und ist für uns ein Luxus).

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Ich höre immer wieder, dass Frauen ihren Lohn mit den Betreuungskosten der Kinder gegenrechnen und dann zu dem Schluss kommen, dass sich die Arbeit nicht lohnt. Das ist ein grosser Fehler, finde ich. Ein Mann würde nie seinen Lohn auf diese Weise in Frage stellen. Beide Löhne kommen in einen Topf und aus diesem Topf wird Kinderbetreuung gezahlt.

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Ich kenne ein Paar welches draufgelegt hat. Der Verdienst der Frau war nur gering groesser wie die Betreuungkosten. Sie mussten da aber durch, denn sonst haette sie sich den Anschluss verbaut. Bei einigen Karrierewegen muss mann/frau 100% dran bleiben, sonst sind sie (die Wege) weg. Das kann dann fuer den Rest des Lebens heftig einschenken, wie auch im Artikel dargelegt wurde. Heftig nicht nur im Sinne von Geld , sondern auch im Sinne von weggeworfener Qualifikation.

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Ja.. also irgendwie sind Familien mit Einkommen über 100'000 jetzt nicht unbedingt diejenigen, die mein grösstes Mitgefühl geniessen.
Ich verstehe schon, dass Müttern die Teilzeit-Karriere schwierig gemacht wird.
Aber gilt nicht dasselbe auch für Männer (auch kinderlose)? Teilzeit-Karriere funktioniert in den wenigsten Fällen..
Dann können wir weg kommen von der Geschlechterdiskussion und anfangen Arbeit/Karriere neu zu denken/ gestalten, damit alle mehr Zeit mit ihren Feund*innen/Kindern/Haustieren/Hobbies/ verbringen können.
Oder/und auch alternative Wohnformen diskutieren, in der mehr als zwei Menschen für ein Kind da sein können.

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Anja Conzett
Reporterin
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Geschätzter Anonymus. Wie im Artikel beschrieben – dass Väter gerne mehr Teilzeit arbeiten würden, zu 75 Prozent aber Vollzeit arbeiten (müssen), ist ein Teil des Problems. Nicht mehr, nicht weniger – ein Teil.

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"zu 75% müssen", dass ist m. E. eben ein grosser Teil des Problems. Ich bin übrigens w, kinderlos und selbstständig in Teilzeit. Und wünsche jedem die Möglichkeit Teilzeit zu arbeiten- meine Lebensqualität wird dadurch enorm gesteigert, obwohl ich so erhebliche Lohneinbussen in Kauf nehme.

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Leser
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Danke für diesen äusserst informativen Artikel. Eigentlich unfassbar, wenn man so sieht, wie Mütter immer noch systematisch benachteiligt werden im Berufsleben.

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Huch...das klingt heftig. Hat sich die Gesamtsituation denn eher verschlechtert? Oder hatten wir vor rund 30 Jahren einfach nur viel Glück, dass wir als Eltern ein 50/50, 40/60 "Jobsharing" machen konnten? Gut, beide in Berufen, wo Teilzeitarbeit noch relativ gut akzeptiert war.

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Anja Conzett
Reporterin
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Das ist eine sehr gute Frage, Herr F., danke dafür.
Im Artikel erwähne ich kurz eine Studie von Social Changes Switzerland, die sehr detailliert untersucht hat, wie sich die Erwerbstätigkeit von Müttern seit 1980 entwickelt. Sie kommen zum Schluss, dass – obwohl drei Mal mehr Mütter mit Vorschulkindern am Erwerbsleben teilnehmen – sich ein Weiterbestehen oder sogar eine Verschärfung bestimmter
individueller Unterscheidungsmerkmale in der beruflichen Integration von Müttern mit kleinen Kindern feststellen lässt.
Hier noch einmal der Link zur Lektüre, die ich sehr weiterempfehlen kann: https://www.socialchangeswitzerland…101017.pdf

Es freut mich übrigens, dass Sie und Ihre Frau andere Erfahrungen gemacht haben. Darf ich fragen in welchen Berufen Sie tätig waren?

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Hallo Frau Conzett- danke für den Link. Meine Frau war in der Pflege tätig, traf dort damals eher auf eine entgegenkommende Situation, sowohl seitens der KollegInnen, wie auch des Arbeitgebers. Ich war in der Sozialarbeit tätig, öffentliche wie private Trägerschaften. Natürlich gab es auch in unserer Situation ab und zu Probleme, z.B. wenn es darum ging, unsere Teilzeittätigkeiten mit den KollegInnen beider Seiten abzustimmen. Manchmal hatte man schon das Gefühl, dass Teilzeitarbeit als Störfaktor im Getriebe betrachtet wird- trotzdem, mehrheitlich hat es gut geklappt.

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Vielen Dank für diesen Bericht. Es ist einfach erschöpfend und die Erkenntnis, wie das System Energie aus Familien zieht ernüchternd. Dies bedeutet, dass das Ringen um ein entspanntes und genussvolles Familienleben erfolglos bleibt, auch wenn alle das Beste geben.

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Märchentante*onkel
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"Teilzeit ist nicht nur bei Müttern beliebt – gemäss einer repräsentativen Studie von Pro Familia würden 9 von 10 Männern gerne ihre Arbeitszeit reduzieren. Faktisch arbeiten jedoch nur knapp 18 Prozent der Männer unter 90 Prozent – bei den Vätern sind es 24 Prozent, wie die Umfrage von Swiss Life ergeben hat. Solange die Väter nicht mitziehen – sich Teilzeit­arbeit nicht normalisiert –, kann die Arbeit mit reduziertem Pensum für Mütter tückisch sein, selbst wenn sie eine Teilzeit­stelle finden." Das Problem sind demnach nicht Väter, die "nicht mitziehen", sondern die Arbeitgeber, die trotz Wunsch der Väter keine Teilzeitstellen anbieten, d.h. letztlich natürlich auch ein zurecht kritisiertes patriarchalisches System.

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Anja Conzett
Reporterin
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Guten Tag Frau C., Sie müssen mir kurz helfen bei der Interpretation Ihrer Kritik; ist es der Begriff «mitziehen», an dem sie sich stören? Denn inhaltlich scheinen wir uns einig zu sein.

(Ps: Sollte es an der Formulierung «mitziehen» gelegen haben, gebe ich Ihnen recht – in diesem Zusammenhang missverständlich)

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Märchentante*onkel
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Eine korrekte Analyse des Problems führt tendenziell zu besseren Lösungen. Es liegt nicht an den Vätern, dass sich Teilzeit nicht normalisiert, sondern an den Arbeitgebern, die dem Wunsch von Vätern und Müttern nach Teilzeitarbeit nicht entsprechen.

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Guten Tag Frau C., Ich habe eine ketzerische Anmerkung zu dieser ‚repräsentativen‘ Studie. Persönlich bin ich nicht so sicher, ob Männer in einer solchen Studie wirklich ehrlich sind. Es macht sich heute nicht so gut, zu sagen, dass man lieber arbeiten geht als zuhause auf die Kinder aufzupassen. Wenn also 9 von 10 Männern gerne reduzieren (um die Kinder zu betreuen), glaube ich eher, dass die meisten Männer gelogen haben! 😉

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freie Redaktorin
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Danke für diese eindrückliche Reportage und gute Auslegeordnung.
Gestolpert bin ich über die Studie der Uni Basel, die mit Zahlen von 2009/10 operiert. In den letzten zehn Jahren sind doch bestimmt sehr viele neue Betreuungsplätze geschaffen worden. M.E. verdient dieser Beitrag die jüngsten Zahlen (auch wenn diese eine ähnliche Tendenz belegen).

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Anja Conzett
Reporterin
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Danke für den Hinweis Frau E. – Sie haben natürlich recht.

Eine aktuellere exakte Prozentzahl dazu, wie viele Vollzeitbetreuungsplätze in der Schweiz zur Verfügung stehen, habe ich ausserhalb der Studie zwar nicht gefunden. Ich habe jetzt aber anhand der gemäss Bund zur Verfügung stehenden Kita-Betreuungsplätze und der Geburtenrate der letzten vier Jahre errechnet, dass 18 Prozent der in der Schweiz geborenen Kinder einen Vollzeitbetreuungsplatz zur Verfügung haben – dabei nicht mitgerechnet sind jedoch die Kinder von Zugezogenen. Trotzdem lässt sich eine (wenn auch geringfügige) Verbesserung der Situation abzeichnen.
Der Artikel wird um diese Information ergänzt.

Ihnen noch einen schönen Tag!

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Hobby Klima Arithmetiker
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Danke für den tollen Artikel! Gute Portraits mit Zahlen untermauert: Das sitzt. In meinem Alter kriegen viele meiner Freund*innen Kinder, und was meine penislosen Mitmenschen so erleben, deckt sich leider mit dem Artikel. Das Problem hat so viele Facetten und Ausprägungen, ich weiss gar nicht wo ich beginnen soll. Inzwischen habe ich eine Hochachtung entwickelt gegenüber allen Frauen, insbesondere Müttern, die trotz garstiger Umstände trotzdem nicht aufgeben, wie zum Beispiel die Architektin im Artikel.

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Das Wort "penislos" empfinde ich als Frau als sehr irritierend.. Als wäre Mann die Norm und Frau, die penislose Abweichung davon. Vielleicht ist es in diesem Kontext ironisch oder unterstreichend gemeint, dann erübrigt sich mein Hinweis.

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Hobby Klima Arithmetiker
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Das war einerseits ironisch gemeint, andererseits soll es auch zum denken anregen: Wir sind alles Menschen, und wenn man sich vorstellt, das so etwas Männer systematisch passieren würde, dann wäre die Hölle los...

Aber ich gebe ihnen recht, ich bin hier in eine unbewusste Normierung getappt, die ich eigentlich vermeiden wollte.

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Sehr guter Beitrag. Danke.
Was, bei identischer Problematik, nun ohne akademische Titel in der Arbeitswelt?
Bei der Mehrzahl der Familien mit Kindern in der Schweiz fehlt der akademische Titel, welcher einen höheren Lohn generiert und die Möglichkeit bietet, sich Teilzeit leisten zu können.
Ein Gutteil ist aus purer Existenz-Not dazu gezwungen, dass beide Elternteile einem 100 % Broterwerb nachgehen müssen oder teilweise sogar verdammt sind, in verschiedenen Teilzeit Job den notwendigen Lebens Unterhalt zu generieren.
Wie sind hier die Befindlichkeiten?
Ich denke ein Blick jenseits, könnte helfen, die Akzeptanz der CH-Medienwelt zu stärken.
Ihre bisherige Arbeit schätze ich sehr. Nur vermisse ich teilweise den 360° Horizont
Radius um allen Bewohner der Schweiz mit ihrer bemerkenswerten Redaktions-Arbeit ein friedfertiges Leben zu sichern.
Quo vadis, liebe Republik Redaktion?

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Anja Conzett
Reporterin
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· editiert

Danke für Ihren Beitrag, Herr Z. Sie weisen auf einen wichtigen Aspekt hin – alle Nicht-Akademikerinnen, denen noch einmal ganz andere Nöte begegnen, sind in diesem Artikel kaum berücksichtigt. Aus Aktualtitätsgründen (hinsichtlich der Abstimmung über die Erhöhung der Kinderabzüge von der direkten Bundessteuer) habe ich den Fokus bewusst auf Akademikerinnen gelegt – der Artikel ist auch so schon ausführlich genug geworden. Das schliesst aber natürlich nicht aus, dass ich mich in Zukunft nicht mehr derselben Frage auf einem anderen Ausbildungsniveau befassen werde.

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Geschäftsführerin, 2 erwachsene Töchter
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Vielen Dank für diesen Artikel. Es erschüttert mich, dass die genannten Hindernisse für ein individuell gestaltetes, familienfreundliches Berufsleben immer noch bestehen. Aus meiner eigenen Erfahrung als Mutter und Berufseinsteigern um die Jahrtausendwende muss ich sagen: jedes Wort davon ist wahr. Wir haben damals, weil unsere Stellen viel zeitliche Flexibilität erforderten und es noch zu wenig Krippenplätze gab, eine inhouse-Tagesmutter engagiert. Sie war mit Abstand unser höchster Budgetposten. Unter dem Strich zahlten wir wegen der Teilzeit-Erwerbstätigkeit beider Elternteile und wenig Abzugsmöglichkeiten hohe Steuern, das führte einige Jahre lang zu einem leichten Minus. Aber Geld ist nur das eine Hindernis, und das BIP soll ja nicht als Motivation herhalten - es geht um die berufliche Erfüllung der Mütter und die Wertschätzung der Väterfamilienarbeit! Andere Hindernisse sind Arbeitgeber, die Teilzeitern die spannenden Projekte vorenthalten, die Wochenendarbeit erwarten, die Frauen mit Heiratsabsichten keine Festanstellung geben, die Druck auf Männer in Teilzeit ausüben, damit sie das Pensum aufstocken (alles selber erlebt). Es wird noch viel zu sehr auf Präsenzzeit abgestellt. Dabei gibt es Studien, die belegen, dass Teilzeit zu effizienterem Arbeiten führt. Klar ist auch, dass Paare, wo beide im Beruf stehen, besser da stehen, wenn es zu Trennung und Scheidung kommt.
Meine Forderung geht dahin, dass man wie ein kleines KMU alle effektiven Fremdkosten (= Gewinnungskosten) von der Steuer abziehen kann: für die Tagesmutter, (die zahlt ja nachweislich auch Steuern!) oder die Krippe, die Haushalthilfe, den Gärtner, etc. Dass die Heiratssteuer endlich abgeschafft und die Individualbesteuerung eingeführt wird. Dass man Topsharing-Stellen staatlich fördert. Dass der öffentliche Raum familienfreundlicher gestaltet wird (wo sind eigentlich all die Sitzbänke hingekommen?) Dass es Doppel- oder Trippel-Familienwohnungen gibt, die das gemeinsame Kinderaufziehen mit Partnerfamilie(n) ermöglichen (haben wir 1999 gesucht, vergeblich). Es gibt leider noch sehr viel zu tun! Ich verstehe darum alle Paare, die sich angesichts all der Hindernisse gegen Kinder oder für eine konservative Familienform entscheiden...

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Hoi Mami... ich glaube das mit den Kindern überlege ich mir nochmals. Die tollen Republik-Artikel in den vergangenen Tagen haben mich hinsichtlich des Kinderwunsches eher erschüttert als ermutigt.

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Geschäftsführerin, 2 erwachsene Töchter
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Mein Ziel war nicht, irgendjemanden zu entmutigen. Frau kann auch Glück haben, so wie ich, mit einem fortschrittlichen Arbeitgeber, der ein 60:60-Jobsharing einer Führungsposition ermöglicht hat. Wichtig scheint mir, dass junge Erwachsene, insbesondere Frauen, wissen, wo die Risiken liegen. Auch Dich verurteile ich nicht, wie auch immer Du Dich entscheidest.

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Leserin
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@botanist. Steuerabzüge für private Haushaltshilfe, Gärtner usw. NEIN! Feudalistische Verhältnisse mit Herrin und untergeordneten Hausbediensteten gehören der Vergangenheit an.

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Geschäftsführerin, 2 erwachsene Töchter
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Dann müsste man das konsequenterweise auch für KMU abschaffen. Feudalistisch ist das mE nur, wenn man die Angestellten nicht anständig dafür bezahlt (schwarz anstellt). Gerne gebe ich Ihnen die Kontaktdaten von Haushalthilfe und Tagesmutter, die jahrelang bei uns angestellt waren.

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Urs Fankhauser
Citoyen
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In einer Gesellschaft, die Kinder nach wie vor als "Privatsache" abtut (mache auf dieser Seite nennen es gar "Hobby"), wird sich für die Frauen nicht so rasch eine Verbesserung einstellen. Ich sage dies als Mann, der die Kinderbetreuung mit seiner Partnerin 50/50 geteilt hat. Mein Hauptproblem ist im Rückblick nicht, dass meine berufliche Karriere darunter gelitten hat, sondern die Tatsachen, dass dies nach wie vor nur wenige Männer für eine sinnvolle Lösung halten. Die staatliche Unterstützung für Paare mit Kindern müsste massiv ausgebaut werden. Es darf nicht sein, dass ein Elternteil aus der Erwerbsarbeit aussteigt, nur weil das so erzielte Mehreinkommen weitgehend durch die Kosten für Drittbetreuung von Kindern aufgefressen wird.

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Verlegerin
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Vielen Dank für Ihren wichtigen Beitrag. Die Bretter, welche die linke Politik auf Gemeindeebene zu bohren hat, sind so dick, dass wir Gefahr laufen, dass die kommende Generation die gleichen Hindernisse findet wie meine Generation. Und zwar in Landgemeinden. Seit acht Jahren biete ich in einer Zürcher Landgemeinde Ferienbetreuung für Schulkinder mit Durchführungsgarantie auch bei wenigen Anmeldungen an. Auslöser war die Betreuungssituation anschliessend an die Krippenzeit unserer Tochter. Mittlerweile verdiene ich aus dieser Tätigkeit einen dreistelligen Betrag - pro Jahr (Mitarbeitende erhalten volle Löhne). Dieses Jahr führt die Schulpflege, deren Mitglied ich seit zehn Jahren bin, eine Bedarfserhebung über den Betreuungsbedarf bei den Eltern durch. Es versteht sich von selber, dass ich diesen Erwerb aufgeben werde, sobald die Schule Ferienbetreuung anbietet. Denn die öffentliche Hand profitiert auch von den Steuern, welche die Familien dann zusätzlich bezahlen können. Ich möchte Mut machen, politische Anfragen an den Gemeinderat zuhanden der Gemeindeversammlung und Einzelinitiativen auf lokaler Ebene zu starten. Weil ich Behördenmitglied bin, war und ist mir das nicht möglich.

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Keine einzige spannende Einsicht und auch keinen originellen Gedanken in dem Artikel.. alles schon tausendmal gehört.. warum interviewt ihr nicht mal 3 PAARE, die es trotz widrigem Arbeitsmarkt und anderen Übeln schaffen, sich das Arbeiten-für-Geld und das Kinder-Aufziehen einigermaßen fifty-fifty zu teilen? Die gibts nämlich- und wäre doch interessanter zu hören, was die sagen

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Anja Conzett
Reporterin
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Oh, glauben Sie mir Frau S. – auch mich ödet es zutiefst an, dass ich mich mit denselben Problemen auseinandersetzten muss wie schon die Generation meiner Mama. Aber so lange sich die Lage nicht verbessert ist Originalität wohl ein Luxus, den ich mir nicht leisten kann.

Als aufmerksamer Leserin ist Ihnen sicher nicht entgangen, dass die Anwältin und ihr Partner nach Überwinden diverser Hürden unterdessen beide je 80 Prozent arbeiten. Welchen weiteren Erkenntnisgewinn versprechen Sie sich davon, dass ich 3 PAARE befrage, die es so handhaben?

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..weil dann vielleicht mal klarer wird, wieso es z.B. bei ihm eine Tatsache ist, dass “Teilzeit illusorisch” ist..? Für sie war es doch offenbar genauso illusorisch?
..und jetzt beide 80%, wäre das wirklich nicht von Anfang an gegangen? Wieso wird denn im Moment des Zweifels, zB. einige Zeit nach der Geburt (und ja, die Zeit danach, in der man nicht arbeiten muss, ist zu kurz) bei den allermeisten Paaren (und selbst bei denjenigen, wo beide Akademiker sind) offensichtlich gleich klar, dass auf jeden Fall seine Karriere gesichert wird, um den Preis ihrer, und um den Preis der Fairness und echten und modernen Partnerschaft, und um den Preis dass die Kinder ihren Vater etwa gleich viel sehen würden, und und und?

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Das Einkommen des Haushaltes wird zur Berechnung der Einkommenssteuer durch die Köpfe geteilt. Das erste Kind wird mit einem halben gezählt, das zweite auch, das dritte Kind (und jedes weiter) zählt einen ganzen. Erst dann wird die Tabelle zur Ermittlung des Steuersatzes hervorgeholt: Eine Familie mit drei Kindern teilt das Einkommen durch vier, um ihren Höchststeuersatz zu berechnen.

Die Früh- und Spätbetreuung der Kinder kostet weniger als 10 CHF pro Stunde, ab 07h30 bis 17h00 sind die Kinder in Krippe, Kindergarten oder Schule, für Mittagessen ist gesorgt. Krippe und Kindergarten sind kostenlos, das Mittagessen nicht - aber es ist so preiswert, dass niemand verzichten braucht. Es gibt ein System von Betreuerinnen, die bei sich oder zu Hause bei den Kindern aufpassen, bis die Eltern nach Hause kommen. Familien können es schaffen, ihre Kinder nur morgens kurz und vor dem zu-Bett-gehen kurz zu sehen, in der Woche.

Damit möchte ich nicht sagen, dass das ein erstrebenswerter Zustand ist (für mich), aber: Die, für die es wichtig ist, können es so machen. Mann und Frau können beide arbeiten gehen, ohne ihre Kinder oder die Finanzen zu vernachlässigen.

Es braucht nur einen Umzug nach Frankreich.

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Vielen Dank fuer die Uebersicht ueber die Zusammenhaenge. Das Problem existiert eigentlich schon seit ueber einer Generation, aehnlich dem Eigenmietwert. Unsere im Vergleich zu unseren Nachbarn etwas andere Familienpolitik kommt daher, dass wir keinen Wiederaufbau hatten, und es uns erlauben konnten die Frauen zuhause zu lassen und den Kindern zu schauen. Der Wiederaufbau in Deutschland wurde von den Frauen gestemmt, denn viele Maenner fehlten nach dem Krieg.

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Es ist eigentlich erstaunlich, dass Arbeitgeber*Innen die Management-Erfahrung aus der Elternzeit nicht expliziter wertschätzen - z.B. als ECTS Kredite für eine executive MBA. Gerade in Wissens/Kreativ-Branchen wo der Arbeitsalltag manchmal ein bisschen an einen Kindergarten erinnert, sind erfahrene Eltern oft sehr viel feinfühliger und effektiver in Team-Dynamik oder Konfliktlösung.

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"Das Paar hat kein Anrecht auf einen subventionierten Krippen­platz, weil es gemeinsam nicht mehr als 100 Prozent arbeitet."
Ist das ein Problem? Subventionen sind doch dazu da, Familien mit sehr knappem Budget zu helfen. Freiwillige Teilzeitarbeit ist kein Subventionsgrund.

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Ich finde den Artikel etwas konfus: drei sehr verschiedene Beispiele heruntergebrochen auf das Fazit, das Muttersein und weiterhin berufstätig bleiben schwierig bis unvereinbar sind. Im Fall der Hebamme stellt sich mir die Frage, WARUM es nicht möglich ist, weniger als 80% zu arbeiten. Und mit der Antwort darauf an allfälligen Lösungen zu arbeiten, oder Leute finden, die das tun oder bereits erledigt haben.
Die Anwältin hat meiner Meinung nach die gute Strategie gewählt, und einem Umfeld den Rücken gekehrt, das ihrem Lebensentwurf nicht freundlich gegenüberstand. Sie hat selber die Verantwortung und damit halt auch das Risiko genommen, dass das Business mal besser und auch mal schlechter läuft. Und sich damit die Freiheit erkauft, selbst über ihren Einsatz bestimmen zu können.
Das Gegenteil ist für mich die Architektin. Ich habe in einer praktisch nur mit Männern besetzten Firma gearbeitet, die Teilzeitarbeit bedingungslos unterstützt hat. Allerdings hat es sich gezeigt, dass in der heutigen extrem kurzfristig denkenden und nicht planenden Zeit der Einsatz in den hochspannenden Projekten in Positionen mit grosser Verantwortung sehr schwer mit Teilzeitern besetzbar war. Der Druck seitens der Kundschaft in Bezug auf Präsenz und auch die Einhaltung der Termine war meist zu hoch. Für mich ist das kein grundsätzliches Frauenproblem (auch wenn da der Anteil der Teilzeitarbeitenden grösser ist) sondern ein Problem von Organisation, Verantwortungsnahme und Ansprüchen an einen Job. Und nicht in jedem Marktsegment ist es einfach, die anstehende Arbeit so aufzuteilen, dass sie zur Zeit erledigt, profitabel und dann erst noch spannend für alle Beteiligten ist. Das beste Gegenmittel meiner Meinung nach ist hier auch das Modell der Anwältin: selber in die Verantwortung gehen, und nicht auf andere warten.

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· editiert

Die Debatte wird immer wieder unter dem Deckmantel von Kosten geführt. Dabei ginge es im Kern um Werte und Werthaltungen.

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Anja Conzett
Reporterin
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Es ist natürlich immer legitim die Systemfrage zu stellen. Nur: Wenn nichts anderes als diese Frage gestellt wird, verpassen wir die konkreten Massnahmen, die sich treffen lassen, akute Missstände zu beheben.
Oder wie mein Grossvater so schön sagte: Ein Kompass gibt die Richtung vor, aber nicht den Pfad.

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Gewerkschaftlerin & Sozialarbeiterin
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Danke für diesen wichtigen Beitrag. Teilzeitarbeit & Topsharing muss in der Schweiz endlich zur Normalität werden. Doch davon sind wir bis anhin leider meilenweit entfernt...

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Mitziehen... ist nicht so einfach. Teilzeit bedeutet das Leben hat nicht die Arbeit als alleinigen Fokus. Bedeutet der Arbeitnehmer bringt keinen 150% Einsatz wenn's noetig waere. Und sonst auch keinen 100%igen. Bedeutet man kann uebergangen werden bei als dringend angesehenen Projekten. Und die Befoerderung ist daher auch limitiert. Vereinfacht/nett ausgedrueckt.
Wenn man nun noch realistischerweise/boese reinwirft, dass eine Familie keine Konstante sein muss ... soll man dich fuer's Abstellgleis entscheiden.

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Tja, jetzt haben sie genau beschreiben, womit Frauen sich konfrontitert sehen: dem beruflichen Abstellgleis.

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Software Ingenieur
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Ich bin jetzt nicht ganz mit Ihnen einverstanden. Das Pensum alleine sagt kaum etwas über die Arbeitsmotivation / Einsatz aus.

Ein 60% Pensum erlaubt es mir z.Bsp auch mal einen Tag mehr zu arbeiten wenn es nötig ist (das klappt mit unserer Krippe zum Glück auch oft kurzfristig, oder das Grosi schaut auf die Kinder), das habe ich bei einem 100% Pensum so nur in absoluten Ausnahmesituationen gemacht.
Ich denke wenn man das Glück hat einen "guten" Arbeitgeber zu haben, dann gibt es auch beidseitige Vorteile.
(Hinzu kommt seit März noch, dass Home Office nun in der Firma sehr akzeptiert ist und ich so zusätzliche Freiheiten habe, welche auch wieder mir und dem Arbeitgeber zu Gute kommen.)

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Es braucht wohl ein Umdenken in zweierlei Hinsicht. Erstens sollten Männer ihren Wettbewerb um die guten Jobs nicht mit der Arbeitszeit sondern mit dem Kopf bestreiten. Davon profitieren alle beteiligten und dann klappt's auch mit der Teilzeitarbeit. Das führt dann auch zur Erkenntnis, dass umgekehrt Mütter oder in Erwartung Stehende die Teilzeitarbeiten arbeiten wollen geachtet werden statt kontrolliert werden.

Zweitens könnten Männer (mit tiefen Löhnen) ja auch ganz aufhören zu arbeiten, wie es Frauen schon immer getan hatten. Die Frau mit dem grossen Lohn geht dann arbeiten. Allerdings geht das natürlich nicht auf, wenn beide Akademiker sind. Auch da muss wohl ein Umdenken bei der Partnerwahl stattfinden. Gesellschaftlich würde es grosse Vorteile bringen wenn sich Menschen mit hohen und tiefen einkommen zusammen tun würden. Das ist nicht neu, sondern nun einfach umgekehrt. Aber es hat auch Vorteile für die Familien: Wenn der Papi zuhause mit den Kindern die perfekten Flugzeuge, Bahnen und Städte geschickt aus allen möglichen Materialien die er von seiner (früheren) Arbeit kennt, bauen kann. Oder Dinge reparieren kann, die andere wegwerfen.

Ich glaube es braucht beides Umdenken über Teilzeitarbeit und über die Zusammensetzung der Paare. Beides kann man nicht erzwingen... Aber man kann es denken... umdenken eben.

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Ihre Idee bzgl. Partnerwahl finde ich reichlich absurd. Paare sollten sich unter Prämisse zusammentun, dass die/der eine die/den andere/n subventionieren könne? Dann müssten in der Folge alle KMUs so aufgebaut werden, dass sich opferbereite Patrons mit leistungsfähigen Angestellten zusammenfinden, damit wir die Sozialversicherungen abschaffen könnten - oder so ähnlich?
Jeder Staat sollte an seiner Zukunft genügend interessiert sein, dass er von sich aus in die nachwachsenden Generationen investiert. Das Grossziehen von Kindern kostet viel Geld, die Gemeinschaft müsste sehr viel mehr mitfinanzieren, als es heute der Fall ist. Dann braucht es auch keine abenteuerlichen querfinanzierten Partnerschaften.

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