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Welche Gesinnung hat ein Polizist, der eine US-amerikanische Südstaaten­flagge, (Symbol der amerikanischen Rechten) mit dem Hashtag «thinblueline» auf sein Auto malt?
Ich habe in den USA gelebt und die dortige (m.M.n. übermächtige) Polizeipräsenz als beängstigend empfunden..
Vorfälle wie diese Gerichtsverhandlung hinterlassen kein gutes Gefühl bei mir.

Wohin geht die Entwicklung bei uns? Stichworte wie „racial profiling“ und „cop-culture“ (a.k.a. „second code“) lassen mich kein gutes Bild für die Zukunft malen.
Das klare Statement des Richters gibt mir Hoffnung.

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Bei solchen Themen dreht sich bei mir der Magen schon beim Lesen des Teasers. Es ist 2024, wir reden über Einwilligung und Zustimmung, aber die Polizei darf aus einer kleinen Mücke eine Leibesvisitation machen — "das machen wir immer so" — und kommt damit davon.

Grotesk! Oder: Zum kotzen.
Weiss man, ob dieser Entscheid weitergezogen wird?

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Anina Ritscher
Gerichtsreporterin
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Mir ist das aktuell nicht bekannt, nein.

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· editiert

Wie bitte? Keine persönliche Vorteile?

Der persönliche Vorteil der Basler Krawall Gruppe ist (sexuelle) Dominanz gegenüber Wehrlosen auszuüben.
Die Polizei hat die Staatsgewalt. Dieses gefährliche, aber notwendige Recht muss eine strenge Prüfung und Eingrenzung bedingen.

Das passiert in Basel nicht ansatzweise ausreichend. Was sie zur Krawall Gruppe macht. Schrecklich zu lesen.

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Beängstigend!

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Consultant
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Es wird sich eher herumsprechen, dass sie durch die Instanzen freigesprochen wurden und darum alles okidoki ist. Die werden sich wohl alle abklatschen und sagen weiter so.

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Vermutlich hast Du mit dieser Einschätzung (leider) recht …. 🥴

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blauäugige Bürgerin
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Anscheinend sei es in Basel noch schwerer als andernorts, Polizisten zu rekrutieren. Wobei von konservativer Seite due Vermutung geäussert wird, das liege an den vielen Demos und Chaoten. Nicht zum erstenmal drängt sich mir beim Lesen dieses Artikels die Frage auf, ob die Ausprägung des Basler Nachwuchsproblems andere Gründe haben könnte. Dringt darüber je eine Innensicht nach aussen? Wäre spannend.

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Diese Geschichte schockiert mich. Vor 8.5 Jahren kam ich mit einem Flix-Bus von einem Festival von Berlin zurück nach Zürich mit einem Freund. Um 3 Uhr in der Nacht überquerten wir die Schweizer Grenze, wo zwei Grenzpolizist:innen den Bus betraten und alle Ausweisdokumente kontrollierten. Alle Mitfahrenden bekamen ihre Ausweise zurück ausser mein Freund und ich (beide Schweizer Staatsbürger). Wir mussten mitgehen und kamen beide in einen separaten grellen Raum und unser Gepäck wurde ebenfalls aus dem Bus zur Untersuchung entfernt. Ich war nicht kooperativ, weil der Grenzpolizist suggestiv, beeinflussend und aggressiv war. Er fragte mich, ob ich Drogen im Ausland konsumiert habe. Als ich nicht antwortete behauptete er, er kann mich da behalten und mich zwingen einen Drogentest zu machen. Dann schwenkte er um und behauptete, dass es sowieso nicht strafbar wäre, wenn ich im Ausland „sogar 1 kg Koks“ konsumiert hätte. Ich verweigerte jegliche Interaktion. Ich musste mich schliesslich komplett nackt ausziehen und mich nach vorne gebeugt mit dem Gesicht an die Wand stellen. Ohne jeglichen ersichtlichen Grund. Mein Freund im anderen Raum hatte Magenbeschwerden und war viel kooperativer. Er musste die selbe Demütigung durchstehen. Wir konnten uns dieser Prozedur nicht mehr verweigern, weil der Polizist aggressiv war und das ganze schon 1.5 h dauerte. Am Ende war es 4:30 Uhr und wir konnten in den Bus zurück, ohne dass uns jegliches Fehlverhalten nachgewiesen werden konnte. Ich hab den Polizisten beim weglaufen noch gefragt, warum gerade wir rausgenommen wurden. Seine Begründung war, dass ich ja bekanntlich Probleme mit dem Betäubungsmittelgesetz kenne. Er spielte damit auf einen Vorfall an, der sich zwei Jahre davor abspielte, wo mir 0.5 g Haschisch aus den Niederlanden zugeschickt wurden per Post. Ich wurde von jeglicher Schuld freigesprochen. Ich habe leider nie eine Beschwerde eingereicht, was ich noch mehr bereue, wenn ich solche Geschichten lese.

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Brigitte Hürlimann
Gerichtsreporterin
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Danke, dass Sie Ihre Erfahrung hier mit uns teilen. Schade, dass der Vorfall nicht aufgearbeitet wurde, aber es ist natürlich grad noch einmal belastend, ein solches Verfahren durchzumachen.

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(durch User zurückgezogen)
Artist
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... Dass das 'Nein' so klar formuliert wurde macht die Lage für die Zukunft vielleicht etwas leichter, wenn jemand sich traut, die Beamt:innen anzuzeigen. Trotzdem bleibt die Tatsache bestehen, dass das Vorgehen nicht als Unrechtmäßig beurteilt wurde. Bei mir hinterlässt es ein ungutes Gefühl.

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Nahe mitbekommen…
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Tja nicht nur in Basel, Winterthur junge Menschen die politische Plakate klebten (links) dasselbe: ganz nackt ausziehen, danach mussten sie 24 h in Einzelzellen. Sie wurden im Januar ohne Jacken und mit Crocks und Trainerhosen, von der Polizei entlassen. Die verlangte Quittung für die konfiszierte Kleidung wurde verweigert. Sie wurde zwecks Beweisspuren behalten, wie sich nach dem unverhältnusmässigen Prozess herausstellte.
Den Rest kann frau unter Kleisterprozess googeln bei Interesse…
Das alles radikalisiert, da helfen keine Dialogteams die zwar gut gemeint, aber das Verhalten der Polizei zeigt etwas anderes.

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Wo ist die politische Führung der Polizei? Vielleicht müsste man den Polizeikommandanten auswechseln.

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· editiert

Es mag unangebracht erscheinen, dass ich bei diesem Artikel, der völlig zu Recht grosse Empörung bei offensichtlich allen Lesern und auch bei mir hervorruft, mit einem Meta-Thema anfange.

Mir fällt auf, dass in der Republik einerseits recht viele Beiträge zur Polizeiarbeit erscheinen und diese andererseits fast ausnahmslos negativ sind bzw. reale und vermeintliche Verfehlungen von Polizisten betreffen. Man kann mit Recht argumentieren, dass es die Aufgabe der Presse ist, Missstände aufzudecken und dass es sich insbesondere die Republik zur Aufgabe gemacht hat, die Arbeit der Polizei kritisch zu beleuchten, weil das in der „herkömmlichen“ Presse zu wenig stattfindet. Andererseits frage ich mich, ob da am Ende doch auch eine Selection Bias vorliegen könnte.

Für einen funktionierenden Rechtsstaat brauchen wir die Polizei, was einem lebhaft vor Augen geführt wird, wenn es ihr wie in Deutschland nicht gelingt, den politischen Aschermittwoch der Grünen vor randalierenden Verfassungsfeinden zu schützen. Bei dem negativen Bild jedoch, welches in linken Kreisen und auch hier herrscht, werden sich wohl die wenigsten politisch links eingestellten Menschen dazu entschliessen, zur Polizei zu gehen. Bei der Armee ist die Situation ja ähnlich. Hier und bei anderen Artikeln lese ich in den Kommentaren von Polizisten als gefühllose Roboter, dass es nichts gefährlicheres gibt als Polizisten und auch Sprüche wie „all cops are bastards“ finden noch Zustimmung. Das empfinde ich in seiner Gesamtheit als wenig konstruktiven Aufbau des Feindbildes Polizei.

Ich jedenfalls würde mir mehr von der Haltung wünschen, die der Strafrechts­professor Tobias Singelnstein in seinem sehr differenzierten Interview in der Republik „Die Polizei ist eine Art Fremdkörper in der Demokratie“ zum Ausdruck bringt:

„Man kann der Organisation insgesamt vertrauen und trotzdem sagen: Ihr habt Probleme, und ich erwarte als Bürger, dass ihr diese Probleme löst, damit ich euch weiter vertrauen kann.“

Edit: nachträgliche Korrekturen in kursiv

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Brigitte Hürlimann
Gerichtsreporterin
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Geschätzter N. O. H., ja, es braucht die Polizei. Und es braucht eine breite Debatte darüber, welche Polizei wir wollen. Das ist, wie von Ihnen erwähnt, auch der Ansatz von Tobias Singelnstein. Vor einigen Monaten habe ich übrigens den Kommandanten der Zürcher Stadtpolizei interviewt, um auch dieser Seite eine Stimme zu geben: https://www.republik.ch/2023/09/18/…ser-werden

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Wirklich gutes Interview! Hatte ich noch nicht gelesen.

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Danke, Frau Hürlimann! Werde ich mir gelegentlich anschauen. Weiss grad nicht, ob ich’s schon gelesen habe. War zumindest vor meiner Rückkehr zur Republik.

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blauäugige Bürgerin
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· editiert

Lieber Nils (wir haben mal zusammen gearbeitet), danke für dieses Votum. Solche Kommentare stören auch mich, und ich wünsche mir da ein entschiedenes Eingreifen der Moderation.

Den Schweizer Konsens, dass es die Polizei braucht, teile ich. Gleichzeitig wird dieser Konsens ja nirgends ernsthaft bezweifelt. Erst kürzlich hat das Parlament die Mindeststrafen für Gewalt gegen Blaulichtorganisationen erhöht. Der Konsens ist so unbestritten, dass andere Stimmen teils nicht gehört werden. In diesem Sinn scheint mir Hinschauen richtig und nötig. Das passiert sicher auch intern... aber heute vielleicht nicht (mehr) genug? Markus Mohlers Buch "Polizeiberuf und Polizeirecht im Rechtsstaat" ist derart voll von Hinweisen auf Menschenrechte und Verhältnismässigkeit, dass ich bei der Lektüre dachte: Oha, warum muss er das so betonen, ist das am Ende eine Art Vermächtnis, ein Hinweis an seine Nachfolger? Er war in Basel tätig, unter anderem als Staatsanwalt.

Als ich vor einigen Jahren begann, Augenverletzungen durch Gummischrot zu sammeln, tat ich das nur, weil das hierzulande sonst partout nirgends gelingen wollte, inklusive auf denjenigen Wegen, die ich als normal und natürlich betrachtet hätte. Das ist ein auffälliger Gegensatz zu Frankreich oder den USA, wo mein Berufsstand rasch, klar und kollektiv auf die Gefahren nichtletaler Munition hingewiesen hat, als es zu relevanten Fallserien kam. Die Inzidenz solcher Vorfälle war 2023 bei uns höher als in Frankreich auf der Höhe der Proteste der gilets jaunes. Dennoch landet man hier in der Schweiz in der Schmuddelecke, wenn man das nur schon (sachlich) zu beschreiben versucht. Das hat mir arg zu denken gegeben.

Ebenso schimpfe ich seit diesem seltsamen Hobby mit augenauf und mit dem Revolutionären Aufbau, wenn sie angriffige Phrasen dreschen. Für eskalierende Gewaltspiralen braucht es zwei Seiten. Innerhalb der jeweiligen Filterblasen wird zuverlässig eine ausgeblendet. Aber niemand ist nur Täter oder Opfer.

Im Frühling 23 konnte man im Chreis Cheib einer solchen Eskalation live zuschauen: Erst kam die Wir-kochen-weiter-Demo mit zerschlagenen Tramhäuschen und anderen "Knalleffekten", anfangs April = ein paar Wochen später wurden sieben Polizisten bei der Langstrassenunterführung verprügelt, worauf es keine Kristallkugel brauchte, um kommen zu sehen, was am 1. Mai passierte: das erste kaputtgeschossene Auge, das in Zürich seit vielen Jahren bekannt geworden ist.

Danach hat der Aufbau eine zufällig ausgewählte nächtliche Polizeipatrouille aufs Geratewohl hinterrücks angegriffen (es gab ein Bekennerschreiben) - und das Quartier mit Plakaten zugekleistert, auf denen unter anderem zu lesen war, es gebe viele gute Gründe, die Polizei anzugreifen... expletive deleted. Also habe ich einen dicken schwarzen Permanentmarker in meine linksgrünversiffte Jutetasche gezügelt und jedes solche Plakat, das mir begegnete, mit einem Peace-Zeichen verkritzelt.

Könnten revolutionäre Lesezirkel mal nicht nur den guten alten Marx durchackern, sondern auch Zeitgenössisches wie Colum McCanns "Apeirogon" oder Patrick Radden Keefes "Say Nothing"? Gewalt hat einen hohen Preis. Immer. Für alle. Das Ende mehrerer Ex-IRA-Ikonen haben Weggefährten als Suizid über Jahrzehnte bezeichnet.

Umgekehrt wäre es schön, wenn Anhänger*innen von Law&Order sich Filme wie "The Departed" ansähen und nicht nur solche wie "End of Watch". Den ersten 22 Sekunden des Trailers mit Jack Nicholson kann ich nicht widerstehen und bitte im voraus um Verzeihung: https://m.youtube.com/watch?v=iojhqm0JTW4

Frieden zu schliessen ist ein schwieriger Prozess, und der Verlust von Feindbildern kann eine instabile Identität sogar schmerzlich bedrohen, aber der Versuch lohnt sich. Der als Bub beidseits blind geschossene (!) Richard Moore, der sich seit Jahrzehnten für minderjährige Kriegsopfer in aller Welt engagiert, ist besser alt geworden als seine kämpferischen Landsleute Dolours Price und Brendan Hughes. (Natürlich sollen wir Normalsterblichen sowas nicht schaffen müssen. Aber jede solche Geschichte zeigt, wozu wir Menschen auch noch fähig wären, wenn wir inne hielten und in uns gingen.)

edit: typo

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acc@eml.cc
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Ich reiche an der Stelle noch ein Interview mit Oliver von Dobrowolski nach. Er ist Kriminal­hauptkommissar in Berlin, Antifaschist – und schreckt nicht vor Kritik an seinem Berufs­stand zurück. Seine Erfahrungen als linker Polizist teilt er nicht nur mit republik.ch, sondern auch auf diversen Social Media Kanälen, wenn man dies dann auch wissen möchte.

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Danke auch für deinen differenzierten und interessanten Kommentar, Anna!

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No justice, no peace, lautet der Slogan.
Man kann nicht "beide Seiten" als Argument anführen wenn es so ein krasses Machtgefälle und solchen Missbrauch ebendieser gibt.

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Ob es die Polizei braucht ist nicht unumstritten. Immerhin ist es eine neue Erfindung, in den USA z.B. entstanden um entlaufene Sklav*innen wieder einzufangen. Es gibt auch viel Literatur zum Thema Police abolition.

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blauäugige Bürgerin
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Diese Diskussion kenne ich. Aber dann landen wir bei der Mafia. (Siehe wiederum "The Departed".) Da ist mir eine staatliche Institution, die wenigstens nominell einer demokratischen Kontrolle untersteht, unendlich viel lieber. Ich kann nachvollziehen, dass Menschen wie Sie die demokratischen Kontrollen unzulänglich finden. Aber genau dafür gibt es die Judikative. Mir ist es ein heiliges Rätsel, warum wir nach bald fünfzig Jahren immer noch kein Bundesgerichtsurteil zum Thema Gummischrot haben. Klar, Prozess = potentielle Retraumatisierung, siehe die lange Antwort aufs Othering andernorts. Trotzdem. Ich habe mich sogar schon bei der bitteren Frage ertappt, ob auch das zur Romantisierung des Revoluzzertums gehört, so ungefähr nach dem Motto: Die Institutionen von denen da oben sind eh korrupt... Hundertprozentig von der Hand zu weisen ist das nicht, wenn man sieht, dass z.B. Richter Harris keine Klimaprozesse mehr führen darf, während umgekehrt nie was passiert. Aber genau deshalb muss man dran bleiben. Davon bin ich zutiefst überzeugt, auch nach der Lektüre des haarsträubenden Buches "Unrecht für Ruhe und Ordnung" über juristische Aspekte der 80er. Immerhin ist derselbe Justizapparat vielfältig genug, dass er kürzlich eine hochinteressante Masterarbeit über Gummischrot zugelassen hat.

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Diese Diskussion hatte ich schon mal mit einem anonymen Verleger. Was wäre denn ein alternatives Modell zur Polizei? Würde mich interessieren.

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Das ist für mich willkürliche Polizeigewalt, unangemessen und entwürdigend. Dass die beteiligten Polizisten keine Einsicht zeigen und deshalb davon ausgegangen werden kann, dass keine Nachschulung stattfand und dieses Vorgehen von höherer Stelle akzeptiert oder sogar gewollt ist, ist sogar beängstigend. Es zeigt, dass Bürger Polizeigewalt hilflos ausgeliefert sind. Die Staatsanwälte eine Untersuchung lieber vermeiden. Dies in einem Rechtsstaat. Wie schrecklich.

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Wann wird bei der Polizei endlich aufgeräumt? Das ist doch alles nicht zu fassen!

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Verbunden werdenauch dieSchwachenmächtig
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Ganz herzlichen Dank für diesen Einblick sowohl in den Gerichtssaal, wie auch in die Haltung und Handlungsweisen der (BS) Polizei. Ein viel zu wenig begangener Weg!

Als Fachpersonen scheint es doch klar, dass die Polizistinnen und ihre männlichen Kollegen auf dem neuste Stand der Rechtssprechung zu stehen haben. Sind sie es nicht, so ist das ein Führungsproblem, denn fachliche Weiterbildung denke ich, ist Sache der Führungsetage.

Dass die PolizistInnen die Aussagen verweigern, sehe ich als eine sehr eigenartige Situation an. Was ist der Grund? Besteht überhaupt eine Berechtigung als öffentliche Person mit Gewaltberechtigung ihr Verhalten nicht erklären zu müssen? Das sind doch Fachpersonen mit höchster Verantwortung gegenüber ihrem Tun und Lassen. Da scheint mir Differenzierungspotenzial in der Gerichtspraxis vorhanden zu sein.

Aber auch ganz allgemein scheint mir das Thema würdig, aufgearbeitet zu werden. Was für Erfahrungen haben Sie damit Frau Hürlimann? Was ist überhaupt der Grund für dieses Recht? Bei mir hinterlässt es stets einen suspekten Eindruck, wenn eine Person Aussagen verweigert.

Dann dieses Vorhandenseinmüssen des subjektiven Schuldempfindens um jemanden verurteilen zu können! Ich glaubte ich lese nicht richtig! Es wird wohl selten jemand gerne eingestehen, dass er vorsätzlich oder im Affekt gehandelt habe. Sicher nicht, wenn dadurch die Verurteilung für eine Straftat begünstigt wird.

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Anina Ritscher
Gerichtsreporterin
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Der Polizist und die Polizistinnen berufen sich auf ihr Recht auf Aussageverweigerung. Das ist grundsätzlich erlaubt. Der Anwalt der Privatklägerin machte, wie Sie, geltend, dass das hier nicht zulässig sei. Da es sich um Vertreter der Staatsmacht handle und diese eine Mitwirkungspflicht hätten. Doch letztlich waren die drei im Strafrecht als Privatpersonen angeklagt. Es handelte sich nicht um eine Verwaltungsklage.

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Verbunden werdenauch dieSchwachenmächtig
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Vielen Dank Frau Ritscher und Pardon für die Verwechslung! Ich meinte der Artikel stamme von Frau Hürlimann.

Gehe ich als Laie richtig in der Annahme, dass die Polizistinnen, -wären sie von jemand anderem angeklagt worden, - sie der Mitwirkung verpflichtet gewesen wären. Als privat Angeklagte dem offenbar nicht so ist?

Darf ich Ihnen dazu noch ein paar Anschlussfragen stellen:

  • Gäbe es eine Möglichkeit PolizistInnen, wenn sie in der Ausübung ihrer Arbeit straffällig werden, anders anzuklagen, sodass sie eine Mitwirkungspflicht hätten, was für die Aufarbeitung einer solchen Situation, meiner Meinung nach unabdingbar ist.
    Sie waren ja nicht als,Privatpersonen unterwegs !

  • Anders gefragt, können diese Polizistinnen noch anders angeklagt werden und wer müsste als Kläger auftreten? Das Justizdepartement? Die Staatsanwaltschaft?

Gerne wiederhole ich noch meiner Frage, die Sie natürlich nicht beantworten müssen!
Was ist der Hintergrund des Rechts, eine Aussage zu verweigern. Und was haben Sie für eine Ansicht dazu entwickelt?

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Die Polizei scheint offenbar seit den Achtzigerjahren, als verschiedene meiner Freund*innen und auch ich Ähnliches erlebt hatten, nichts dazugelernt zu haben. Noch immer funktionieren die PolizistInnen nach demselben Schema: Dem bzw. der zeigen wir's! Behandeln wir sie, die eventuellen DelinquentInnen möglichst brutal, dann werden sie niemals mehr straffällig werden und wir PolizistInnen werden nicht mehr wegen ihnen den Feierabend, das Wochenende, den Zukunftstag, das Schiesstraining abbrechen müssen, um ihnen eine Abreibung zu geben. Ich befürchte, dass dieses Verhalten systemimmanent ist und alle Organisationen betrifft, in denen Uniformen, Waffen und eine strenge Hierarchie existieren und das Bewusstsein vorherrscht, dass ihre Mitglieder von der Justiz kaum je belangt werden.

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blauäugige Bürgerin
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Persönlich habe ich nur gute Erfahrungen mit Polizisten und Polizistinnen gemacht und habe Mühe mit einer derart pauschalen Aussage. Dieser Beruf ist belastend und gefährlich. Und es gibt Kreise, die völlig undifferenzierte Feindbilder hegen und entsprechend hemmungslos auf Leute in Uniform einpöbeln, sei es mit Worten oder Härterem. Das hilft niemandem, siehe Antwort an Nils H. unten - sie ist so scheusslich lang, dass ich nichts davon wiederholen möchte.

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· editiert

«Nein!», ruft Hoenen in den Saal. Es sei stets die Verhältnis­mässigkeit zu prüfen… und das Verhalten anzupassen…Sonst werde er bei der Beurteilung ähnlicher Fälle in Zukunft von einem «Eventual­vorsatz» ausgehen müssen.

Und dazwischen liegen Jahre, in denen Gewaltsysteme Schritt für Schritt im Stillen weiter ausgebaut werden von Persönlichkeiten mit der entsprechenden Gesinnung und genügend „krimineller“ Energie legal und illegal, hüben und drüben, sichtbar und „im Dunkeln“, in der Politik und in Führungsfunktionen von zuunterst bis zuoberst. Es wird gemobbt, intrigiert, gedemütigt, Macht gestärkt, gehetzt, gelogen, gespalten, oft auch unter den Schlagworten Kameradschaft oder Zusammenhalten oder Solidarität werden konspirative Seilschaften ausgebaut, oder Praxis gegen Theorie moniert, Hassrede als Humor bagatellisiert, Gewalt als handeln und sich miteinander verständigen als labern von Schwächlingen bezeichnet etc. (Es gibt keinen positiven Begriff, der nicht ins Gegenteil verdreht worden wäre) Die Vielen, die alle selbstverständlich für Menschenrechte, gegen Rassismus, Antisemitismus, Faschismus… sind, hören zu, nicken, verstehen, klatschen, kurz sie passen sich an, wenn sie nicht, wie Anne F. beschreibt, rasch in der Schmuddelecke landen wollen - überall.
Was mich in all den Jahren besonders schmerzt: ich meine die Häme der Verantwortlichen in diesem Gerichtssaal fast physisch zu spüren: SIE müssen nichts ändern. Im Gegenteil, sie haben nun einige Jahre Zeit. Die Motive ihres Handelns sind ganz anderer Natur, sicher NICHT menschenrechtsbasierte Grundrechte. Vielleicht ist dann ja der Richter, warum auch immer, nicht mehr im Amt.

Vielen Dank Republik und hier im besonderen Anina Ritscher, dass sie Zeugnis ablegen, unermüdlich. Es ist wichtiger denn je!
Und auch N. O. H. und A. F. dafür, die Grauzonen in denen wir alle verantwortlich handeln können bewusst zu machen.
[edit: rechtschreibung]

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in der Stadt Zürich wird ebenfalls standardmässig immer das volle Programm durchgeführt. Von einem deutlichen richterlichen «Nein» habe noch nie etwas gelesen.

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Ich möchte solchen Polizeibeamten nie über den Weg laufen und wünsche dies auch keinem. Dieser absolute Glaube, alles richtig zu machen, macht mir Angst. Das sind nur noch Roboter, bar jedes Gefühls.

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blauäugige Bürgerin
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Überspielt ein solches Verhalten nicht eher die Angst bzw. das Gefühl, mit dem Rücken zur Wand zu stehen? In dubio bin ich immer dafür, das Gegenüber als menschlich zu betrachten. Sonst verfällt man selber ins Othering, und schon schaukelt es sich gegenseitig hoch.

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Gilt das auch für Mitglieder des Klu Klux Klans?
Oder gibt es einen Punkt ab dem man sagen kann die Gruppe hat sich selbst erfolgreich so weit ge-othert, dass die Reaktion angebracht ist?

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ohne Rolle
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Kurze Nachfrage: waren es Polizistinnen oder Polizisten, die die Frau der Leibesvisitation unterzogen haben?

In der Regel schätze ich sehr, dass die Republik in ihren Texten bei den Geschlechtern abwechselt, doch wenn - wie ich meine zu erinnern - die Regelung gibt, dass Frauen nur von Frauen im Intimbereich "kontrolliert" werden, finde ich es hier irreführend, dass bis auf den Anfang, mehrheitlich von Polizisten, statt Polizistinnen die Rede ist.

Das erweckt den Eindruck, als wenn der Vorfall noch schlimmer ist, als er sowieso war. - Falls meine Erinnerung trügt, bitte ich um Hinweis.

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Brigitte Hürlimann
Gerichtsreporterin
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· editiert

Liebe A. B., es waren Polizistinnen. Das ist seit einiger Zeit klar, dass solche Körperkontrollen nur von Personen des gleichen Geschlechts durchgeführt werden dürfen. Die Kontrollen bleiben dennoch demütigend und sollten nicht standardmässig durchgeführt werden. Probleme gibt es übrigens regelmässig bei trans Menschen. Ah, und noch dies: Bei der Kontrolle in der Wohnung und beim Abführen der Frau war noch mindestens ein Mann anwesend, darum das Abwechseln mit "Polizisten" und "Polizistinnen".

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ohne Rolle
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Danke, liebe Brigitte Hürlimann, für die Präzisierung! Ja, die Vorstellung, dieses Prozedere standardmässig über sich ergehen lassen zu müssen, ist widerwärtig. Die Problematik bei Transmenschen ist mir bewusst.

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(durch User zurückgezogen)

Es ist mir ein Rätsel, warum dieser Richter seine Macht, das Gesetz zu beeinflussen, nicht nutzt und endlich mal eine Grenze zieht für solches Verhalten der Polizei. Wieso wartet er auf den nächsten Vorfall? Wieviele von all den Leuten, die schuldlos und grundlos sowas erlitten haben, können sich dagegen überhaupt juristisch wehren? Bis das der*die nächste tut, dauert es vielleicht nochmal 10 Jahre, und während dieser Zeit missbrauchen diese Polizist*innen weiterhin ihr Gewaltmonopol. Ich finde der Richter hätte hier seine Verantwortung wahrnehmen müssen, das Recht angemessen zu interpretieren. So wirkt es einfach wie ein weiterer Vorfall, in dem sich Gerichte und Polizei gegenseitig zuarbeiten.

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