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Besten Dank für diesen Artikel. „Psychotherapeutische“ Gespräche, deren Ergebnis der Behörde mitgeteilt werden, sind faktisch verdeckte Gutachten. Diese Praxis darf nicht als Therapie bezeichnet werden.

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Therapie ohne Schweigepflicht? Das ist völlig absurd. Eine Therapie fusst auf der therapeutischen Beziehung, auf Vertrauen, ohne diese keine Therapie.

Daher die Frage ob die 'freiwillige' Therapie ohne Schweigepflicht überhaupt eine Psychotherapie ist, wissenschaftlich gesehen, sein kann. Denke dazu gibt es keine Studien. Mich würde dazu auch die Haltung des Verbandes der Psychotherapie interessieren.

Was ich sagen kann: aus therapeutischer Sicht (soweit das zu beurteilen ist) machen die Massnahmen keinen Sinn. Ich denke es wurde keine psychologisch geschulte Fachperson mit einbezogen im Entscheid sondern einzig Volzugspersonen die primär für einen reibungslosen Gefängnisbetrieb zuständig sind. Die sollen mal freiwillig einen Psychologen, eine Psychologin zu Rate ziehen bei ihrem Vorgehen ;-)

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Verena Goanna •in :)) Rothen
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Vertraulichkeit ist das A und O, anders gesagt: unabdingbare Voraussetzung für das, was als Therapie bezeichnet werden darf und kann. Da könnte es allerhöchstens Studien dazu geben, ob dieses Prinzip auch konsequent eingehalten wird. Hier ganz offensichtlich nicht.
Deshalb ist das, was da offenbar „ausser-rechtlich“ quasi angeordnet wird, niemals Therapie, sondern im Klartext ein Kontroll- und Überwachungsinstrument. (Ein manipulatives noch dazu; Vorgaukeln falscher Tatsachen durch die intransparente Benennung.) Anders gesagt: Das, was da als „Therapie“ verkauft wird, ist das genaue Gegenteil einer Therapie.
Und alles in allem — auch abgesehen von der „Therapie“frage — scheint da einmal mehr nicht Rechtsstaatlichkeit bzw. eine rechtsstaatliche Justiz verübt zu werden, sondern de facto eine Rachejustiz sich etabliert zu haben. Systematisch, systemisch, höchstwahrscheinlich. Auch das so ungefähr das Gegenteil dessen, was als rechtsstaatlich gesetzlich geregelt ist.

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Wie ist es in einem Strafvollzug möglich, eine Lehre zu sistieren? Ein Einsatz und Beitrag des Häftlings zur Wiedereingliederung und Resozialisierung.
Wie ist es möglich, dass in einem Strafvollzug das Recht auf Privatsphäre verletzt wird.
In staatlichen Institutionen, die in professioneller Weise, also in der Pflicht sind „neutral“ zu beurteilen. Freiwillig unausgesprochen ein Muss indiziert, sich einer Therapie zu unterziehen.
Vielleicht bräuchten die beurteilenden Gremien Schulung in gewaltfreier Kommunikation, in wertschätzendem Verhalten und dass die Wiedereingliederung das oberste Ziel einer Inhaftierung ist. Denn es geht um die Zukunft von Herrn Russo und dass er in der Lage ist, sich deliktfrei in die Gesellschaft zu integrieren.
Herrn Russo werden meines Erachtens Steine in den Weg gelegt. Dieser Umgang legt Steine in die Seele und führt wiederum zu Reaktionen.
Ich wünsche mir konstruktiven, würdevollen Umgang mit Menschen. Auch im Gefängnis.

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Pensionist
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Mitgefühl ist eine gute Sache – da kommt das Gute in einem so richtig zum Vorschein. Die meisten Kommentare hier: in dubio pro reo, viel Verständnis für Luca Russo, den Messerstecher. Der junge Mann hat fast zwei Menschen getötet. Sie haben nur dank Glück und vermutlich dank sofortiger, medizinischer Hilfe überlebt. Er nahm ein Klappmesser mit in den Ausgang, sicher nicht um einen Apfel zu schälen. Sondern um sich – wie es immer so schön heisst – sich im Ernstfall zu «verteidigen». Mir fiel beim Lesen des Artikels das an für sich harmlose Sprichwort ein: «Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht und wenn er auch die Wahrheit spricht». Wer lügt, zerstört Vertrauen. Wie erst, wenn jemand fast zwei Menschen getötet hat? Der in Kauf nahm, zum Mörder zu werden? Dieses Vertrauen lässt sich nur schwer wieder aufbauen. Eine andere Frage, die mich umtreibt: Luca hat Migrationshintergrund, sonst hätte man nicht diesen Namen gewählt. Wenn das stimmt, wie gross ist seine Frustration gegenüber der Gesellschaft generell? Sieht er sich vielleicht als Opfer?
Wir müssen uns auf die Institutionen verlassen können, die es sicher auch lieber hätten, müssten nicht solche schwere Entscheidungen treffen. Wiedereingliederung ist oberstes Ziel – man muss aber auch die Gesellschaft vor einem erneuten Rückfall dieses Täters schützen.

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Theologin/Seelsorgerin
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  1. Im Tessin könnte jemand ohne Migrationshintergrund Luca heissen oder Lucien in der Romandie und ich kenne genügend Schweizer:innen ohne Migrationshintergrund, die gegenüber der Gesellschaft frustriert sind. Mir ist schleierhaft, wozu Ihre Bemerkung dient.

  2. Ja, die Gesellschaft muss sich darauf verlassen können, dass Täter, die ihre Strafe verbüssen, nicht rückfällig werden. Eine Ausbildung z.B. hilft einer solchen Person, ein geregeltes und weitestgehend abgesichertes Leben zu führen, so dass er (oder sie) hoffentlich besser klar kommt und rechtschaffend lebt. Wo also ist der Nutzen, wenn einem Insassen eine Ausbildung sistiert wird? Wo kommt die Institution in dem Moment ihrere Verpflichtung nach, einen Täter bestmöglich auf die Wiedereingliederung vorzubereiten?

Edit: Klammerbemerkung ergänzt.

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Brigitte Hürlimann
Gerichtsreporterin
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Luca Russo ist Schweizer. Punkt.

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Pensionist
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Wir wissen ja wie in der Schweiz die Stimmungslage gegenüber AusländerInnen ist. Hätten Sie gleich erwähnen können.

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Ich hab auch einen 'Migrationsnamen' (und Sie selbst nach eigener Logik auch?) aber das sagt nichts über meine Haltung zur Gesellschaft aus. Ich bin auch nicht auf alle Schweizer stellvertretend wütend und sowieso auch selbst Schweizerin. Ich finde da stellen Sie ein bisschen abenteuerliche und für die Evaluation dieses Falls auch wirklich irrelevante Hypothesen auf. Da muss schon im Vorfeld im Kopf ein Zusammenhang zwischen 'Migrationshintergrund' und 'Kriminalität' vorhanden sein, damit man sowas in diesen Artikel hineinliest...

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Pensionist
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"Da muss schon im Vorfeld im Kopf ein Zusammenhang zwischen 'Migrationshintergrund' und 'Kriminalität' vorhanden sein, damit man sowas in diesen Artikel hineinliest..." Im Ernst? Das ist doch Alltag in der Schweiz 🥴. Was ich damit meine: wurde er evtl. gemobbt? Und ja, er hat einen südländischen Namen. Deshalb der Alias "Luca Russo".

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Also wäre ich Luca ich würde mich als Opfer der "Gesellschaft" sehen und ich bin Schweizer ohne Migrationshintergrund.
Die Frage ist wohl eher wie gut abstrahiert er "Gesellschaft". Denkt er nur, dass er mit den Entscheidern in seinem Fall ein schlechtes Los gezogen hat udn Korrekturinstanzen fehlen? Denkt er, dass die gesammte Strafvollzugsbehörde für die Tonne ist, oder denkt er, dass dieses Verhalten ein Sypmtom für die ganze Schweiz ist.
Ich für meinen Teil denke ersteres. Mit tendenz zu zweiteres. Was denken sie?

Ich frage mich zudem wie intensiv muss sich jemand nach 7 Jahren noch täglich mit der Tat auseinander setzen. Die Strafe einserseits besteht ja, die Konsequenzen erlebt er. Ich sehe nicht, dass er nach 7 Jahren noch zu ALLEM "Ja und Amen" sagen muss. Er soll sein Schicksal Stück für Stück wieder selber in die Hände nehmen - was er auch tut z.B. indem er sich auch mal gegen Behörden wehrt. Nicht immer erolgreich aber er tut es - und tut es meines erachtens korrekt.

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Florian Gysin
Software Engineer
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Solche rassistischen Ressentiments wie von Herrn R. sollten wir hier gar nicht diskutieren, dafür haben wir doch eine Moderation.

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Ich verstehe nicht, weshalb einige Kommentierende sich an der Thematik abarbeiten, ob Luca nun zu glauben sei oder was die Perspektive der Behörde ist.

Für mich geht es in diesem Artikel mehr um 1. die Übersteuerung eines Gerichtsurteils durch Vollzugsbehörden
2. die daraus resultierende Verweigerung von gesetzlich vorgesehenden Wiedereinglederungsmassnahmen und
3. die dadurch folgende fahrlässige Gefährdung der Öffentlichkeit.

Egal ob wir Luca „glauben“ oder nicht: solange er nicht verwahrt wird (klingt jetzt gerade nicht so und wäre kaum wünschenswert), kommt er in wenigen Jahren frei. Dies ohne Angewöhnungszeit, ohne Lehre (wenn diese nicht fortgeführt wird) und einer entsprechend resultierender Ausweglosigkeit.
Das bedeutet, die Gesellschaft muss einfach auf Luca hoffen, dass er es packt. Ich wünsche ihm dafür schon mal gutes Gelingen.

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Mit dem letzten Abschnitt vollkommen einverstanden.
Zu den anderen beiden: Wenn Sie von "Übersteuerung" sprechen, ist das ein Urteil über die Arbeit der Behörden. Um sich ein vollständiges Bild machen zu können, wäre es schon nötig, die Sicht der anderen Seite besser zu kennen, so wie es Pamela weiter unten bereits geschrieben hat.

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Das sehe ich nicht ganz so, ich habe explizit von „Vollzugsbehörden“ gesprochen - hier Strafvollzug. Diese haben sich weitestgehend an die Anweisungen der Gerichte zu halten. Sollten sie damit nicht einverstanden sein (Verhalten des Verurteilten etc) müssen sie dies via befugte Entscheidungsbehörde gehen. Sonst öffnet dies der Willkür die Tür, was einem Rechtsstaat nicht würdig ist.

Natürlich wäre es trotzdem interessant in diesem spezifischen Fall zu wissen, was die Vollzugsbehörden sich überlegt haben. Wobei mich die wenigen Äusserungen welche die Zürcher Behörden dazu machen wollten nicht gerade positiv stimmen…

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Wenn es keine Rolle spielt, was Luca R. sagt, dann hätte man sämtliche Texte mit seinen Aussagen weglassen können und müssten uns somit nicht daran "abarbeiten". Dann wäre es gemäss Ihnen eine rein juristische Sache und im Text steht, dass sich die Vollzugsbehörde auf das Bundesgericht stützt. Dieser Entscheid wird zwar kritisiert, aber eine rechtswidrige "Übersteuerung" ist es nicht.

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Theologin/Seelsorgerin
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Zunächst Danke für den gut geschriebenen Beitrag, ich lese Ihre Beiträge immer wieder gerne, Frau Hürlimann!

Mich lässt eine gestaffelte Frage nicht los, die mir während der Lektüre kam: Wenn letztlich auf den ersten Blick niemand von dem Vorgehen profitiert
-der Häftling nicht (sistierte Lehre)
-die Gesellschaft nicht (sie wird jemanden aufnehmen müssen, der von 0 auf 100 mit ihr konfrontiert wird)
wer profitiert dann auf den zweiten Blick? Diejenigen, die ihre Macht ausüben können im System Gefängnis (wer sich innerhalb des Gefängnis beschwert, bekommt das zu spüren)?
Eine beelendende Vorstellung.

Vielleicht liege ich vollkommen falsch, doch wenn wir immer von den Kosten hören, die der Strafvollzug verursacht, würde mich interessieren, ob es auch finanzielle "Nutzniesser/Profiteure" gibt, für die es von Interesse sein könnte, Haftbedingungen so zu gestalten?

Edit: Rechtschreibung. Und Präzisierung/Differenzierung der Frage nach den "Nutzniessern/Profiteuren" - ich gehe nicht einfach davon aus, dass es die gibt.

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Liebe Frau B., Sie fragen, wer profitiert von diesem System. Mir fällt in den Dialogbeiträgen auf, dass niemand die politische Verantwortung anspricht. Die hat in diesem Fall Regierungsrätin Jacqueline Fehr und ihre Partei, die SP. Ich nehme an, mit einem Strafvollzug, der die Wiedereingliederung in die Gesellschaft als konkretes Ziel hat, sind keine Wahlen zu gewinnen. Leider.

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Theologin/Seelsorgerin
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Ich stimme zu, liebe Frau D., dass der Nutzen der Politik(er:innen)/Partei(en) ein Aspekt ist. Gleichzeitig sind im Gefängniswesen so viele andere, im Zweifelsfall unpolitische Personen/Organisationen eingebunden, dass mir der Hinweis auf die politische Verantwortung zu kurz greift.

Edit: Name ergänzend :) .

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Verena Goanna •in :)) Rothen
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Wobei eine ganz andere Partei die Voraussetzungen dafür (auch in der gesellschftlichen Härte) geschaffen hat.
Wie im Asylunrecht, das wir heute haben (das genau so gesellschaftlich verheerend), so auch im Strafrecht und insbesondere dessen Vollzug.
Die Pöschwies müsste wohl dringend struktuerell überprüft und mit regelmässigem Monitoring und Mediation der Aufsichten ergänzt werden. Und einem wirkungsvollen Controlling. Der Leitung und des Aufsichtspersonals.

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Brigitte Hürlimann
Gerichtsreporterin
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Danke für Ihr Kompliment, liebe Frau B., und über die Fragen, die Sie aufwerfen, werde ich nachdenken. Von Strafrechtsfachleuten hört man oft, dass das Gefängniswesen ganze Branchen alimentiert, verschiedenste Berufsgruppen, verwaltungsinterne Jobs generiert, usw. Wenn das Strafen anders verstanden würde als das blosse Einsperren, dann...

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Theologin/Seelsorgerin
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Danke, liebe Frau Hürlimann, ich bin gespannt, was bei Ihrem Nachdenken vielleicht herauskommen mag.

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Verena Goanna •in :)) Rothen
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Spannende Fragen!
Und: Sind nicht, geehrte A. B., auch die, die solche Macht auf eine derart kontraproduktive bis allenfalls gar ganz klar destruktive Art (für Strafverbüssende und uns alle, für die Gesamtgesellschaft) ausüben, Teil der Verlierer?
Wenn die Strukturen und Prozesse, last not least, geduldete Atmosphäre in einem Vollzug, und fehlendes Mentoring und auch Monitoring, fehlende Mediation der Aufsichtspersonen von denen praktisch wohl nur Härte, Ungerechtigkeit, fehlende Fairness und an sich sogar Widergesetzlichkeit, sicher auch Zynismus und sadistische Züge zumindest eher fördern als verhindern, derart zwangsläufig, wie das zumindest in der Pöschwies wohl doch der Fall zu sein scheint, dann schadet das dem Aufsichtspersonal ja genausosehr wie sämtlichen, wirklich sämtlichen weiteren Involvierten. Und involviert sind wir alle; schlicht durchs zeitgleich, örtlich überschneidende, gemeinsame Leben — in diesem Fall innerhalb nicht nur unseres Landes, sondern auch unserer gemeinsamen und überlappenden (funktionierenden oder auch gebrochenen) Rechtsstaatlichkeit.

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Theologin/Seelsorgerin
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Vollkommen einverstanden, liebe Frau Verena Goanna •in :)) Rothen!

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Liebe Republik - ich finde das eine interessante und sorgfältige Schilderung ganz aus der Perspektive des Betroffenen. Schön wäre, wenn man als nächstes die Perspektive der Behörde - die den Fall begleitet - lesen könnte, die die verschiedenen offenen Punkte in der Erzählung uU. nochmals ganz anders erklären würde. Nun, wir wissen, dass das in der Regel aus verschiedenen Gründen nicht möglich ist, was solche Berichterstattungen aus meiner Sicht hoch problematisch macht. Sie rufen dann uU Empörung hervor, die wenig mit der realen Situation zu tun hat. Um ehrlich zu sein: Ich kann den Bericht als Perspektive durchaus schätzen, bin aber recht ratlos in der Einordnung, da nur eine Seite zu Wort kommt. Meine Frage wäre schon: Bringts das?

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Brigitte Hürlimann
Gerichtsreporterin
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Liebe Frau W., es kommt mitnichten nur eine Seite zu Wort. Ich habe Hunderte von Seiten an Verfügungen und Entscheide gelesen und zitiere daraus, das ist die Haltung der Behörde. Diese stützt sich unter anderem aufs Bundesgericht, was ich im Artikel auch erwähne. Plus die Ausführungen von Christoph Sidler, der einen Fachbeitrag zum Thema publiziert hat. Natürlich kommt der Insasse ausführlicher zu Wort, das ist so, denn es geht um seine Beschreibungen, was den Vollzugsalltag betrifft und darum, warum er ins Gefängnis gekommen ist, was ja wirklich eine schlimme Geschichte ist. Beste Grüsse, Brigitte Hürlimann

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Liebe Frau Hürlimann - ich wollte nicht Ihre Sorgfalt in Frage stellen, sondern das (ich finde allgemeine) Problem, dass die Behörde mit ihrer Perspektive nicht zu Wort kommt und evtl nicht kommen kann aus Gründen wie Schweigepflicht etc, ich kenne nicht alle Hindernisse. Dass ich mir aber genau dies wünschen würde, um mir wirklich ein Bild machen zu können. Alles, was in den Haftjahren passiert ist, findet sich ja nicht in Verfügungen und Entscheiden, nehme ich an, sondern v.a. die Schlussfolgerungen. Ich versuche, mein Unbehagen beim lesen noch etwas konkreter zu verorten und die für mich offenen und relevanten Fragen zu formulieren: Wieso genau wird die Lehre sistiert? Was ist auf dem Video mit der Schlägerei zu sehen, welches „offenbar“ kursiert (soweit ich sehe, wissen wir auch nicht, ob das stimmt, dass es kursiert). Wir wissen nur, dass er bezüglich Geschehnissen frei gesprochen wurde, aber nicht, weshalb. Hat die Behörde formuliert: Therapie oder sonst kein Ausgang (ich verkürze etwas)? Wie genau kam sie zu diesem Schluss? Ist wirklich die Entwendung von Nüsslisalat und das Zuspätkommen ausschlaggebend gewesen (unwahrscheinlich)? Ich würde gerne von jenen, die den Fall kennen, jetzt und heute hören, was hier vorgebracht würde und welche Entwicklungsperspektive sie bei dem Mann sehen. Vielleicht unmöglich, aber sonst masse ich mir einfach kein Urteil an.

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Brigitte Hürlimann
Gerichtsreporterin
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Liebe Frau W., vielen Dank für Ihre Ergänzungen. Ich hätte noch sehr, sehr viel mehr schreiben und ergänzen können, im Bericht, ich bin wirklich (leider!) vom Umfang her an eine Grenze gestossen. Aber Ihre Zeilen inspirieren mich zu dieser Idee: Vielleicht sollte die Republik im Nachgang zu diesem Text einen Podcast planen, mit einer Vertreterin/einem Vertreter der Vollzugsbehörde?

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Leser
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Geschätzte Frau Hürlimann. Vielen Dank für diesen engagierten Beitrag. Für mich Qualitätsjournalismus und ein guter Grund die „Republik“ zu lesen.

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Brigitte Hürlimann
Gerichtsreporterin
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Oh, ganz herzlichen Dank für dieses Feedback, sehr motivierend. Bonne nuit, Brigitte Hürlimann

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Der Kanton Zürich hat ein gröberes Problem mit Respektlosigkeit im Strafvollzug, will mir nicht zum erstenmal scheinen...

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Köchin
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Vielen Dank Brigitte Hürlimann für diesen Beitrag. Wie wenig wissen wir über den Strafvollzug. Und Sie berichten immer über alle Beteiligten. Das ist wertvoll und wichtig.

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Brigitte Hürlimann
Gerichtsreporterin
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merci beaucoup, geschätzte verlegerin!

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Enarchist & Anfänger
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Das ist nach „Weggesperrt“ von Thomas Galli schwer erträgliche Lektüre. Man sollte das Buch zur Pflichtlektüre für sämtliche Beteiligten machen.

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Brigitte Hürlimann
Gerichtsreporterin
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Sehr guter Hinweis. Hier noch der Link zum Interview mit Thomas Galli: https://www.republik.ch/2020/07/29/…eschwaecht

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Pensionist
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Was im Artikel nicht steht: Ich zitiere aus einem "Blick"-Artikel:
"Der junge Messerstecher (gemeint ist Luca R.) hatte im Umfeld der Street Parade zwei Raverinnen belästigt. Eine der Frauen hatte damals dem betrunkenen Belästiger eine saftige Ohrfeige verpasst. Darauf war .... ausgeflippt und zückte ein Klappmesser. Als die beiden Franzosen sich schützend vor die Frauen stellten, stach er wie von Sinnen auf deren Oberkörper ein. Sie überlebten schwer verletzt".

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Brigitte Hürlimann
Gerichtsreporterin
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Diese Darstellung ist umstritten, darum steht sie nicht in meinem Text.

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Bei solchen Geschichten ist es für mich unmöglich, ein Urteil zu bilden. Herr Russos Ansichten kann ich zur Kenntnis nehmen und gestehe ihm zu, dass auch er leidet. Aber es ist mir nun mal unmöglich, in sein Inneres zu schauen und zu erkennen, wie manipulativ er ist und wie er in gewissen Situationen reagieren wird. Das weiss er ja selber auch nicht, ansonsten hätte er keine Angst vor einer Therapie. Was mich an ihm stört ist, dass er das Bedürfnis, möglichst schnell in Freiheit zu kommen über das Sicherheitsbedürfnis von anderen stellt:

«Ich habe Dutzende von Berichten über Mitinsassen gelesen, die sich einer Therapie stellten, einer freiwilligen oder einer gerichtlich angeordneten. Plötzlich galten sie als psychisch schwer gestört, plötzlich war von einem längeren Behandlungs­bedarf die Rede – und das Ende des Freiheits­entzugs rückte in weite Ferne. In gewissen Fällen kann sogar nachträglich eine kleine oder ordentliche Verwahrung angeordnet werden. Das will ich nicht, davor habe ich Angst. Lieber bleibe ich Straftäter und sitze notfalls die ganzen zehn Jahre ab, als dass ich ohne Gerichts­beschluss und ohne Gutachten nachträglich zum Psychiatrie­fall gemacht werde.»

Deshalb kann ich mir auch nicht anmassen, die Gegenseite pauschal zu kritisieren.

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Verena Goanna •in :)) Rothen
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Woraus schliessen Sie, dass er sich „über das Sicherheitsbedürfnis von anderen stellt?“
So wird er weissgott nicht geschildert.

Was mich an ihm stört ist, dass er das Bedürfnis, möglichst schnell in Freiheit zu kommen über das Sicherheitsbedürfnis von anderen stellt.

(Edit: Ergänzung: Nach zwei Dritteln der Haft erste Hafterleichterungen zu erhalten, ist als Standard vom Gesetz vorgeschrieben. Nicht sein Privatbedürfnis, sondern de facto sein Recht. Welches ihm mit verwehrt wird. — Sich gegen Unrecht wehren zu dürfen, ist ein Grundrecht, soweit mir ist, in der Verfassung unseres Staates. Das gilt auf dem gesamten Staatsgebiet. Strafvollzugs-Anstalten sind keine rechtsfreien Ex- oder Enklaven. Jedenfalls nicht laut Gesetz.)

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Jetzt wird es wirklich langsam bedenklich hier. Lesen Sie doch meinen Kommentar richtig, andere haben es auch geschafft und verstanden. Ich bezog mich auf seine Aussage, nicht darauf, wie es "weissgott" geschildert wurde. Aber wenn Sie sich nun blindwütig auf meine Person einschiessen wollen, bitte.
Und wollen Sie hier mit Ihrem anderen Kommentar ernsthaft eine Verschwörungstheorie aufstellen? Dann würde ich mir langsam Sorgen machen...

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Pensionist
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Danke.

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Verena Goanna •in :)) Rothen
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Lese ich das richtig, geehrte Brigitte Hürlimann: immer kurz nach Ihren Besuchen in der Pöschwies hat es Rückschläge für den Häftling gegeben?
Ausserdem: immer wieder zuerst Hoffnung auf (an sich gesetzlich vorgesehene) Verbesserungen; kurz bevor diese eintreten sollten, dann die Verweigerung der Lockerungen? ((Letzteres wird in Ländern, die auf nicht mehr sichtbare, sprich psychische statt physische Folter umgestellt haben, praktiziert.))

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Brigitte Hürlimann
Gerichtsreporterin
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Liebe Frau Goanna, nein, das kann man nicht so sagen, dass es immer kurz nach meinen Besuchen in der Pöschwies Rückschläge für den Häftling gegeben hat. Luca Russo geht allerdings davon aus, dass es die Verantwortlichen generell nicht gerne sehen, wenn ein Insasse Besuch von Journalist:innen bekommt. Liebe Grüsse, Brigitte Hürlimann

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Verena Goanna •in :)) Rothen
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Hm. Danke für die Präzisierung, Frau Hürlimann.

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Ganz am Schluss des Artikels steht, es gehe um Bagatellen, Canabis. Da liegt meines Erachtens der Fehler: Die erste Tat Streetparade, Drogen, Messer, Auseinandersetzung, Schwerverletzte.
Dann ist Canabis sieben Jahre später nicht eine Bagatelle, sondern möglicherweise das Hauptproblem. Damit einher geht Selbsterkenntnis, Prävention, Drogenverzicht.
Es ist eine Illusion, zu behaupten Cannabis sei immer harmlos. Wenn jmd. irgendwas nicht verträgt, bzw. in Kombination mit anderem nicht verträgt, dann ist das seine Lebensrealität.

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Senftube
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Wer zu viel Cannabis konsumiert, wird nicht aggressiv - sondern träge bis zum Einschlafen. Das könnte man gar statt Medikamenten in manchen Fällen zu Therapiezwecken einsetzen. Es ist die gesellschaftlich akzeptierte Droge Alkohol, die Situation wie die an der Street Parade total eskalieren lassen kann. Die Wirkung kann durch Cannabis verstärkt werden - aber Sie fokussieren infolge gesellschaftlicher Konventionen auf die falsche der zwei Drogen.

Zum Wohl beim Blut, das für uns alle vergossen wurde.

(Das meine ich nicht respektlos gegenüber Religion oder als zynischen Kommentar im Kontext einer blutigen Tat - sondern um aufzuzeigen: Der von der Wissenschaft glasklar als die viel gefährlichere Droge eingestufte Alkohol wird gar christlich hochgehalten, während das mit Ausnahmen vergleichsweise harmlose Cannabis verteufelt wird. Das ist pure Ideologie.)

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Falsch: Es geht nicht um irgendwen, der Zitat "viel Canabis verträgt". Es reicht Canabis alleine, um Menschen in die Psychiatrie zu senden, die Gretchenfrage dabei, ob sie als Selbstmedikamentation instinkiv eingesetzt wurde, um eine psychische Krankheit zu überdecken, Canabis konsumiert wird, ursprünglich ein Heilkraut oder ob umgekehrt Cannabis zu früh in der Adoleszenz dazu führt, das eine psychische Krankheit sich entwickelt.

Ich bin für Facts und nicht Fake Newas.

Vgl. neulich in den Medien, ein psychisch kranker Mann will im Bundeshaus, nicht in einer Kirche(!), eine militärische Ehrung abholen. Die Kapo triaggiert ihn inkorrekt, das Fedpol wird eingesetzt, die Mutter von Blick kontaktiert und der Betroffene verhaftet.
Was kostet uns SteuerzahlerInnen solch eine falsche Triage?

Dazu möchte ich z.B. die Meinung einer Gerichtsreporterin lesen. Warum, lässt sich sowas die Konsensdemokratie Schweiz bieten.

Ein Jaguarauto wurde im Vorbeigang teilbeschädigt.

Kein Aufschrei in den Medien, die Irrationalität der Kapo Bern, des Fedpols wird hingenommen.

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Das liest sich fast schon Kafkaesk, danke für den Beitrag.

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Man stelle sich für einen Moment das Folgende vor: Trotz der disziplinarischen Verfehlungen, trotz der Schlägerei und trotz der Therapieverweigerung wird Luca Rosso zum frühestmöglichen Termin bedingt Entlassen. In Freiheit gerät er erneut in einen Konflikt und ersticht einen Menschen. Wie genüsslich würden manche Medien und Politiker:innen den Zürcher Behörden Versagen und "Kuscheljustiz" vorwerfen? Dieses Risiko will keine Exekutive eingehen, und so erklärt sich das im Artikel geschilderte Verhalten der Behörden. Ist es deswegen richtig? Kaum. Ich teile alle bisher in der Diskussion genannten Vorbehalte, u.a. zur Therapie ohne Pflicht zur Vertraulichkeit. Die Frage ist aber doch: Wie kommen wir zu einer Politik und Justiz, die den Mut haben, dutzende gelungene Resozialisierungen höher zu gewichten als die eine verfrühte Entlassung?

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Einfach nur zum Kotzen. All diese Entscheidungsträger stellen für die Gesellschaft eine grosse Bedrohung dar und gehörten eigentlich weggesperrt. Ich will mir nicht vorstellen, wie viele rückfällige gewordene Täter mit fairer Behandlung im Strafvollzug hätten verhindert werden können.
Da muss tatsächlich jemand wichtiges Interesse daran haben, dass die ehemaligen Straftäter auch in Zukunft Straftäter bleiben und ins Gefängnis zurückkehren.

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Verena Goanna •in :)) Rothen
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Etwas krass formuliert, Anonym 1.
In den Grundzügen führen Sie hier aber an sich genau auf, was poltische Vorstösse (guess who) vor ca 20-25 Jahren ganz eindeutig bezweckt haben mit Kampagnen damals, die verzerrter und hetzerischer kaum mehr hätten ausfallen können — und was hier als Langzeitfolge der damaligen Verschärfungen und Verhärtungen ein sehr gutes Beispiel ist.
Der Grundsatz des Strafrechts lautet (an sich; vielleicht wäre ehrlicher: lautete ursprünglich demokratisch mal (dochdoch, so wars formuliert, und im Grundsatz wahrscheinlich noch): Mit Verbüssung, „Absitzen“ der auferlegten Strafe hat ein•e Straftäter•in ihr Unrecht gebüsst und auch gesühnt. Der Strafvollzug sollte der Besinnung und „Läuterung“ dienen — was gar nicht so schlecht funktioniert, solange die Häftlinge denn genauso respektvoll behandelt werden, wie es von ihnen erwartet wird, und zu welchem Verhalten sie im Vollzug „erzogen“ bzw angeleitet werden sollen.
Alles, was sich kontraproduktiv auswirkt auf das primäre und klar vordringliche Ziel des anschliessenden möglichst guten Bestehens und Weiterlebens unter uns allen ausserhalb der Mauern und Zäune, müsste strikt verboten sein innerhalb der Mauern.
Regelmässige Gesprächsrunden (und zwar für Aufsichtspersonal genauso wie für Grfangene; und vorzugsweise ab und an auch gemischt) statt Isolationsstrafen und Ähnliches.
Alles, was Aggressionen geradezu zielgerichtet oder jedenfalls notwendigerweise triggert, gehört nicht in einen demokratischen staatlichen Vollzug.
Eine Lehre ist die allerbeste Voraussetzung für das Leben danach. Im geschilderten Fall sogar noch ganz konkret mit der Familie verbunden, der Unterstützung des väterlichen Betriebs. Sowas zu unterbrechen — als Strafe für was auch immer — müsste (gerade über das direkt involvierten Personal) klar untersagt sein. Genauer gesagt: ist im Grunde genommen ein Verbrechen!! No matter what.

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Wenn jetzt auch noch die Wirkung von Substanzen vom Sofa aus bestimmt werden soll , dann sprengt das den Rahmen eines Artikels mit Schwerpunkt Strafvollzug.
Im Übrigen gibt es dafür Analysegeräte, dann kommte gleich an den Tag, ob es sich um Kombinationen bzw. Monokonsum handelt.
Wenn Canabis schläfrig machen soll, dann ist nicht einzusehen, warum es konsumiert wird. THC macht eine Reaktion, die nicht staatlich immer erwünscht ist, deshalb kann man überall CBD kaufen.
Geht alles vom Sofa aus.
Crack ein Problem in Genf. Das hört man dann nicht vom Sofa aus, aber auf Autobahnrastätten in der Umgebung Genf.
Kokain, macht hellsichtig, das sind dann die Mitmenschen, die einen, die eigenen Fehler um die Ohren schlagen, geht unter bloss stellen. Die sitzen nicht auf meinem Sofa.

Niemand lehre mich Substanzenkunde, nur weil ich eine andere politische Meinung habe.

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Senftube
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Geschätzte Frau von Graffenried, ob Sofa oder nicht (haben Sie eine Überwachungskamera bei mir?): Ich stütze mich auf die Wissenschaft, Sie können das recherchieren, wenn Sie mir nicht glauben. Wie Substanzen wirken, hat rein gar nichts mit der politischen Einstellung zu tun - es sei denn, die eigene Meinung ist von dieser Einstellung beeinflusst. Besser ist der umgekehrte Weg, auf der Basis von Fakten zur (politischen) Meinung zu kommen. Dies mal als erstes. Zweitens können Sie mir persönlich antworten, statt mich in einem separaten Post als Sofaschwafler darzustellen. (Kann man als versuchtes Blossstellen verstehen.) Vielleicht nehmen Sie auch mal die Klickzahlen zur Kenntnis, denn Ihre Meinung wird offenbar von einer Mehrheit nicht geteilt. Die Mehrheit hat auch nicht immer recht - aber sowohl diese als auch die Wissenschaft zu ignorieren, da kommt kaum etwas Vernünftiges dabei raus. Weiter sollten Sie besser lesen, denn ich schrieb nicht, THC mache in jeder Dosierung direkt müde, ich schrieb von „zu viel“, wobei die müde machende Wirkung vor allem den anderen Inhaltsstoffen zuzuschreiben ist. Und nicht zuletzt: Wenn Sie Widerspruch nicht ertragen, ist ein Diskussionsforum nicht der richtige Ort für Sie. Widerlegen Sie hingegen auf der Basis von Fakten, was ich sage, bin ich Ihnen dankbar, denn dann habe ich etwas dazugelernt.

Hier ist ein Anfang für Sie, ich muss ja meiner eigenen Forderung auch nachkommen. Fakten zu Cannabiskonsum von der Suchtpräventionsstelle, nicht verharmlosend, aber ohne den Punkt Aggressivität, dafür aber Lachdrang oder auch innere Ruhe:

https://www.suchtschweiz.ch/zahlen-…g-risiken/

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Also Wissenschaft: Oliver Sacks, Neurologe USA, Selbstversuche mit Substanzen.
Al-Anon, Selbsthilfegruppe weltweit, Angehörige von Suchtkrangen.
Paul Berger, Bern, Pfarrer für Gefängnisse und Drogenkranke.

Wissen ist Wissen, Polemik könnte was anderes sein.

Alle Ihre weiteren Antworten interessieren mich nicht, wegen Ihrer Polemik und Ihren Unterstellungen gegen meine Person. Ich habe auf Seelsorge einen Master und Spezialausbildung USA Krankenhausseelsorge, auf Englisch!

Seit 5. 3. 2022 bin ich Einbruchopfer, es waren nicht Drogenkranke, das hat ihnen das Gericht nicht zugestanden, bloss Freizeitkonsumenten, 8 bis 10 Stunden später vollbreit, als sie der Polizei strahlend ihre Beutetasche zeigten. Dann wurden sie verhaftet und werden nach der Strafe abgeschoben. Realität ist Realität und Wunschvorstellungen sind Wünsche.

Eine andere Meinung ist anders.

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Senftube
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Gut, mit dem Sofa habe ich angefangen, ich entschuldige mich dafür,

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Verena Goanna •in :)) Rothen
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Film, wo es soweit ich mich erinnere, genau auch um Fragen eines sinnvollen und möglichst erfolgreichen Justizvollzugs geht:
Thorberg, Regie Dieter Fahrer, Balzli & Fahrer Filmproduktion, 2013
https://www.srf.ch/kultur/film-seri…sellschaft

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Stadtzürcherin
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Grosses Lob an die Brigitte Hürlimann. Ihre Reportagen gehören ganz klar zu meinen Favoriten!

Es ist nicht das erste Mal, dass ich einen Bericht über den Vollzug oder Gerichtsverhandlungen lese und häufiger, wie es mir lieb ist, habe ich danach ein unwohles Gefühl im Bauch.
Und ich frage mich schon was braucht es damit einerseits die Rechte aller Insassen eingehalten werden wie auch, dass gerechter geurteilt wird. Mir wird es immer noch schlecht, wenn ich daran denke wie der gewalttätige Rechtsextremist aus "gutem, zürcher Hause" (was auch immer das heissen soll) so glimpflich davon gekommen ist. https://www.republik.ch/2022/10/06/einer-von-uns

Ohne jetzt Details zu kennen würde ich die Urteile zwischen dem und dem hier genannten Luca Russo vertauschen.

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Wut kocht hoch bei dieser Lektüre, lässt mich hilflos zurück. Da muss einer doch ausrasten. Armer Luca!

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Mir scheint, man sollte die Dinge etwas auseinanderhalten. Da ist einerseits der Justizvollzug, in dem auch Menschen arbeiten und in dem trotz standardisierter Verfahren vieles Ermessenssache ist. Der Artikel fokussiert sehr auf diese Seite, was legitim ist, und macht klar, dass hier wahrscheinlich Einiges anders laufen sollte. Auf der anderen Seite lese ich die Zitate des "armen Luca", welche mich ziemlich daran zweifeln lassen, ob er wirklich verstanden hat, was sein Anteil an der Geschichte ist. Schwafelt - Entschuldigung, aber hier passt das Wort leider- vom Schmetterlingseffekt, als ob eine winzige Sache eine unaufhaltsame Kaskade von Ereignissen in Gang gesetzt hätte. Als ob er nicht selbst mehrmals die Möglichkeit gehabt hätte, einen anderen Weg einzuschlagen. Es ist mir egal, wenn er total bekifft an die Street Parade geht, aber, um mal damit anzufangen, warum bitte nimmt er ein Klappmesser mit? Um sein Znünibrot aufzuschneiden? Er nimmt doch in Kauf, dass er es so verwenden wird, wie er es letztlich tat.
Es tut mir leid, aber mein Mitleid hält sich sehr in Grenzen für jemanden, der grundsätzlich in der Lage ist, zwei Menschen ohne nachvollziehbaren Grund abzustechen. Eine faire Behandlung verdient er wie jeder Mensch schon, aber "armer Luca" geht mir zu nahe an eine Täter-Opfer-Umkehr.

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Täter Behörde und Opfer Luca, Ich wüsste jetzt nicht wie man hier von einer Umkehr reden könnte, dass die Behörde Opfer von Luca wäre. Ich denke das hier armer Luca durchaus gerechtfertigt ist.

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Als ich an der Universität in Bern studierte hatten wir zwei praktische Semester Gefängnisseelsorge unter der Leitung des Pfarrers Paul Berger. Wir waren in verschiedenen Gefängnissen, wir haben mit allen Involvierten gesprochen auch Gefangenen.
Der Thorberg hat neu eine Frau als Direktorin. Sie stellt einige Abläufe um zum Wohl der Gefangenen. Wie das weitergeht, ob das hilfreich ist zur Wiedereingliederung wird sich zeigen. Einen Versuch ist es wert.
Die Sichtweisen sind naturgemäss unterschiedlich und werden immer unterschiedlicher. Die Gesellschaft in der Schweiz will Sicherheit. Der Gefangene kommt irgendwann raus, will sein Leben. Dazwischen der Vollzug.
Nicht zu unterschätzen der Hinweis, der Gefangene sei nicht völlig clean. Bei allem Verständnis, aber Substanzen verändern Reaktionen.
Ich schlief in meinem Auto, es wurde eingebrochen, zwei Männer. Ich war an der Gerichtsverhandlung: Drogen. - Als Betroffene, ich bin froh, dass das nicht toleriert wird.

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Aus Opfersicht habe ich Gott auf den Knien gedankt, dass diese beiden kein Klappmesser dabei hatten, die in meinen sehr gut gekennzeichnetes Behindertenauto eingebrochen sind und davon liefen. Ich wäre nicht schwerverletzt, ich wäre Geschichte.
Das ethische Dilemma dahinter ist: Wer trägt die Verantwortung für was? Die Vollzugsbehörde wird zu Verantwortung gezogen, wenn nach der Entlassung wieder eine Tat geschieht.
Der Gefangene plädiert auf unglückliche Umstände, kommt nie mehr vor, die Strafzeit war schlimm, weil viele, alle über ihre Straftaten sprechen, eine Hochschule um noch krimineller zu werden.
Das Gericht muss das Strafgesetzbuch anwenden zw. Jugendstrafrecht und Erwachsenenstrafrecht.
Die Opfer sind lebenslänglich gezeichnet.
Allen gerecht zu werden ist ein Dilemma.

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Fakten sind Fakten:
Hier können wir die Sichtweise einer sorgfältigen Gerichstreporterin lesen.
Der Gefangene hat das Recht, seinen Gesichtwinkel darzustellen.
Die Vollzugsbehörde, ihr wird vorgeworfen, dass sie ....genau, was eigentlich sei?

Stilmittel der Gerichtsreporterin wiederholte "wenns...."

Was ins Auge sticht ist, dass nach sieben Jahren Canabiskonsum nicht eingestellt wurde trotz Klagen über die Gefangenenzeit, trotz Hoffnung, nach Absitzen der obligatorischen Strafzeit nicht der gesamten von 10 Jahren freigelassen worden zu sein.

Wo liegt das Problem, jedEr LeserIn kann sich eine eigene Meinung bilden.

Meine Meinung: Vermutlich liegt die Gefahr in den Drogen, erwähnt wird Cannabis. Wer kein Cannabis verträgt, wird allein durch Cannabis gefährlich.

Heutzutage werden Drogen oft gemischt, Cannabis plus Alkohol, ganz gefährlich Xanax, offiziell heisst das Polyxtoxie. Irgendwas muss gefährlich sein, keine Vollzugsbehörde arbeitet so willkürlich, dass ein Irrtum ihrerseits vorliegt, - warum wurde die Lehre abgebrochen? Warum wird zu spät kommen konsequent geahndet? - müsste ihr rechtsstaatlich zuerst bewiesen werden. Nennt sich Konsensdemokratie.

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