Donnerstag, 4. Mai 2023
Wir beginnen mit einer Leseliste und einem ungewöhnlichen Blickwinkel, der Abwechslung verspricht.
Ich habe vor ein paar Monaten eine literarische Entdeckung gemacht, die ich mit meinem ganzen Umfeld teilen möchte (jetzt also auch mit Ihnen): die Autorin Ursula K. Le Guin. Genauer gesagt ihre sechsteilige Fantasy-Reihe «Erdsee».
Besonders beeindruckt hat mich der vierte Teil, «Tehanu». Die Hauptfigur und Erzählerin ist Tenar, eine ältere Frau und Witwe, die nach dem Tod ihres Mannes seinen Hof verwaltet.
Erst nachdem ich das Buch zu Ende gelesen hatte, ist es mir aufgefallen: Ich kenne kaum Literatur, in der ältere Frauen eine Hauptrolle spielen. Das hat mich nicht losgelassen. Denn «Erdsee» ist tolle, unterhaltsam erzählte Fantasy, die sich mit dem Patriarchat auseinandersetzt und – leider – nichts von ihrer Aktualität verloren hat, obwohl die Erstpublikation 55 Jahre zurückliegt.
«Erdsee» sei Ihnen also wärmstens empfohlen. Und gerade noch ein paar weitere tolle Werke, die ältere Frauen ins Zentrum stellen:
Falls Sie noch mehr Leseideen in dieser Richtung suchen – hier noch eine Übersicht mit vielen weiteren Titeln.
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Nicht nur Leserinnen, auch Kinder kommen manchmal auf erstaunliche Gedanken. Sie schliessen von einem Glas Milch auf das gesamte Universum, zum Beispiel.
Ich stelle mir die Situation, in der diese Frage aufkommt, so vor: Die Vierjährige sitzt am Frühstückstisch, trinkt ihre Milch. Papa sagt: «Beeil dich, wir sind spät dran», während er hastig die Sportsachen des Kindes in einen Rucksack stopft. Das Kind muss noch unbedingt ein Spielzeug für den Weg aussuchen. Papa sucht hektisch ein Dokument für die Arbeit, murmelt: «Na gut, aber mach schnell.»
Das Kind springt auf, setzt das leere Milchglas auf der Tischkante ab. Es fällt runter, zerspringt. Splitter in allen Winkeln. Papa atmet tief ein. Kind: «Was passiert eigentlich, wenn das Weltall kaputtgeht?»
Ja, Kinder haben ein Gespür für Timing, aber vor allem haben sie Gespür. Ein Gespür für Zusammenhänge, denn ihre Fragen sind weniger zufällig, als sie uns erscheinen. Das kaputte Glas und das kaputte Weltall haben einiges gemeinsam. Auch das Weltall wird, so besagt jedenfalls die gängige Theorie, eines Tages, in vielen Milliarden Jahren, zerbröseln.
Getrieben von der dunklen Energie dehnt es sich immer schneller immer weiter aus. Die Galaxien entfernen sich voneinander, die Sterne haben keinen Treibstoff mehr, sie brennen aus, es wird dunkel. Einige Wissenschaftler glauben, dass sich dabei auch die Himmelskörper selbst dehnen, bis ihre Atome förmlich zerreissen. Die Protonen, neben den Neutronen die Hauptbestandteile von Atomkernen, beginnen sich aufzulösen. Und ohne sie gibt es keine Atome, keine Moleküle, keine Materie – und kein Milchglas.
Solange wir aber noch über Moleküle, Materie und sogar Milchgläser verfügen, wenden wir uns einem Thema aus der Praxis zu.
Vor einer Woche haben wir uns mit Verlegerinnen im Rothaus zu einem Dialog-Workshop getroffen. Es ging um die Frage, wie wir das «Wohnzimmer der Republik» zugänglicher machen können für all jene, die sich nie oder nur selten zu Wort melden – obwohl sie eigentlich etwas zu sagen hätten.
Das Thema beschäftigt uns schon so lange, wie es die Republik gibt. Nach einer intensiven Debatte im Juni letzten Jahres luden wir im Oktober zu einem ersten solchen Community-Workshop ein. Damals hörten wir zu und sammelten Ideen, Vorschläge und Wünsche. Einige davon haben wir in den vergangenen Monaten bereits umgesetzt: Wir haben die Etikette erweitert, haben den Meldebutton «anstössiger Inhalt melden» in einen niederschwelligeren «Moderation herbeirufen»-Knopf umgetauft und wir haben uns Verstärkung geholt für die Dialogmoderation am Wochenende.
Für diesen zweiten Workshop hatten wir uns vorgenommen, zusammen mit den Verlegerinnen eine zusätzliche, konkrete Unterstützungshilfe zu erarbeiten: ein Dokument mit praktischen Tipps und Tricks für einen höflichen Austausch auf Augenhöhe. Die Existenz eines solchen Dokuments würde doch bestimmt dazu beitragen, die Hürde zur Beteiligung weiter zu senken!
Unsere Gäste waren anderer Meinung. Die Idee mit dem Metaartikel überzeugte sie nicht. Vielmehr wünschten sie sich, solche Hinweise lieber direkt und regelmässig im Dialog lesen zu können – und damit dort, wo sie auch wirklich und unmittelbar relevant sind. Der Einwand hat uns überzeugt. Für die kommenden Wochen und Monate nehmen wir uns vor, mehr darüber zu schreiben, wie der Dialog funktioniert, was Sie dort tun und lassen können. Vielleicht stossen auch Sie auf den ein oder anderen Hinweis, den Sie noch nicht kannten.
Haben Sie selbst Wünsche, Anregungen, Ideen rund um das «Wohnzimmer der Republik»? Dann melden Sie sich gerne in der Debatte zur Debatte oder per E-Mail an kontakt@republik.ch.
Ihre Crew der Republik
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