Aus dem Dialog

«Wie geht ihr mit der Weltlage um?»

Die Republik-Community diskutiert, fragt, erzählt. Schon gelesen? Hier finden Sie eine Auswahl aktueller Dialog­beiträge.

Von Lucia Herrmann, 25.11.2022

Synthetische Stimme
0:00 / 6:59

Journalismus kostet. Dass Sie diesen Beitrag trotzdem lesen können, verdanken Sie den rund 27’000 Leserinnen, die die Republik schon finanzieren. Wenn auch Sie unabhängigen Journalismus möglich machen wollen: Kommen Sie an Bord!

Die Debatten mit Ihnen lösen in der Redaktions-Crew immer wieder etwas aus und stossen Veränderungen an.

Besonders viel zu reden gibt seit Sommer die Frage «Warum beteiligen sich so wenige Frauen am Republik-Dialog?». Die vielen Beiträge haben (wieder einmal) verdeutlicht: Die Antwort lautet bestimmt nicht, dass Frauen weniger zu sagen hätten. Woran liegt es dann? Am meisten Zustimmung erhielt die Wort­meldung einer Verlegerin, die ihre eigene Zurück­haltung so begründete:

Leider verkommt die Debatte mehr und mehr zu einem Kräfte­messen unter Platz­hirschen. Das schüchtert ein. Nicht nur mich als Frau, nehme ich an. Wer nicht mithalten kann, schweigt.

Eine Verlegerin in «Warum beteiligen sich so wenige Frauen am Republik-Dialog?».

Der Dialog ist ein Angebot, jeder darf, aber niemand muss sich dort äussern. Wenn aber Personen stumm bleiben, weil sie sich nicht getrauen, dann haben wir ein Problem. Und zwar wir alle. Denn Ängste und Unsicherheiten sind Gift für das, wofür der Dialog hier steht: einen Austausch auf Augenhöhe.

Um diesem Anspruch gerecht zu werden, haben wir nun zwei erste Anpassungen vorgenommen – an der Etikette und bei der Moderation. Alle Details dazu lesen Sie am Schluss dieses Beitrags.

Zuerst zu aktuellen Stimmen aus dem Dialog:

Suppenwurf, Kunst und Klima­protest

Seit Aktivistinnen mit flüssigen Lebens­mitteln in Richtung berühmter Kunst­werke werfen, wird in der Öffentlichkeit heftig über Sinn und Berechtigung dieser Protest­form gestritten. In ihrer Kolumne «Kunst ist verletzlich» nimmt Autorin Kia Vahland darauf Bezug und verweist auf einen Bilder­sturm im 16. Jahr­hundert. Einige Verleger fanden diesen Verweis völlig unangebracht:

Oder auch:

Weitere Verleger schalteten sich ein, und auch die Autorin selbst reagierte auf die Rück­meldungen. Der Austausch zeigt, wie viel­schichtig die aktuelle Debatte eigentlich ist – und wie entscheidend es ist, sie präzise und differenziert zu führen. Lesen Sie selbst!

Wie umgehen mit den Krisen?

Klima­krise, Kriege, Inflation und steigende Strom­preise. Die gegen­wärtigen Nachrichten sind nicht besonders erbaulich. Und dann kommt auch noch die Bedrohung der Demokratie durch faschistische Kräfte hinzu. Letzteres beschäftigte Daniel Binswanger im Vorfeld der Midterm-Wahlen in den USA. Darauf fragte eine Verlegerin in die Runde:

Ihr wurde gleich mehrfach geantwortet:

Andere hören und machen Musik, nehmen sich Hannah Arendt zu Herzen, gehen spazieren und empfehlen «achtsame Beschäftigungen mit kleinen Dingen, Problemen und Aufgaben des Alltags».

Twitter abschaffen! Oder doch nicht?

Wer viel Zeit mit sozialen Medien verbringt, weiss: Besonders sozial geht es hier nicht zu und her. Das hat auch die Geschichte über einen Schweizer Künstler gezeigt, der viel Aufmerksamkeit für sich und seine Kunst generierte und es dabei mit den Details nicht so genau nahm. Im Dialog dazu kam der Kurznachrichten­dienst Twitter jedenfalls nicht gut weg. Eine Verlegerin meinte sogar:

Dem widersprach Tech-Redaktorin Adrienne Fichter, die – aller Kritik zum Trotz – auch auf die demokratie­politische Bedeutung der Plattform hinwies:

Was die Verlegerin darauf entgegnete, lesen Sie am besten direkt im Thread nach. Diese Diskussion war übrigens der Ausgangs­punkt für einen Essay, den Adrienne Fichter im Anschluss angegangen ist. Thema: Warum Twitter Service public ist.

Fragen und Kritik aus der Chefetage

Während der Urabstimmung von Project R stehen wir Ihnen Red und Antwort zum Stand unseres Unternehmens. Einige von Ihnen haben dieses Angebot bereits genutzt und nachgefragt: Warum hat sich die Höhe der Lohn­kosten im vergangenen Geschäfts­jahr verändert? Erhebt die Republik eine Öko­bilanz über ihr eigenes Wirtschaften? Warum ist die Rechnung für Kreditkarten­gebühren so hoch? Warum wird der Vorstand im kommenden Jahr nicht mehr aus fünf Personen bestehen? Wie werden eigentlich die Voten bei der Urabstimmung gezählt, und: Ist das sicher?

Beschäftigt Sie eine andere Frage oder möchten Sie uns eine Rück­meldung geben? Dann stimmen Sie ab und schreiben Sie uns in der Abstimmungs­debatte – noch bis zum 27. November.

Was sonst noch bei der Republik zu reden gibt, sehen Sie in der Übersicht auf unserer Dialogseite. Schalten Sie sich ein, lesen und diskutieren Sie mit.


Damit zu den eingangs angesprochenen Anpassungen, mit denen wir das Diskussions­klima einladender machen wollen. Die eine Änderung wirkt vorbeugend, die andere soll helfen, wenn eine Debatte zu kippen droht.

  • Erweiterung der Etikette: Die Dialog-Spiel­regeln enthalten neu einen expliziten Absatz zu Diversität. Damit unterstreichen wir, dass es nicht nur wichtig ist, was man sagt und wie man es sagt, sondern auch, wie sich das Gesagte in eine Gesamt­diskussion einfügt:

4. Miteinander statt neben­einander: Der Dialog der Republik soll für alle Verlegerinnen zugänglich sein. Es geht nicht darum, möglichst laut und dominant aufzutreten, sondern einen inhaltlichen Austausch voran­zubringen. Wir wünschen uns eine Vielfalt an Stimmen und Perspektiven. Denken Sie deshalb daran, auch anderen Stimmen Raum zu geben, und akzeptieren Sie, wenn nicht alle Anwesenden Ihre Meinung teilen.

Etikette
  • «Moderation herbei­rufen»: Über die «Flagge» konnten Sie bis anhin «anstössige Inhalte» im Dialog melden. Neu können Sie darauf klicken, wenn Sie sich an einem bestimmten Ort in der Diskussion mehr Moderation wünschen. Das heisst: wenn Sie sich unwohl oder unsicher fühlen oder (wie bisher) wenn Ihnen ein Inhalt negativ auffällt.

Diese beiden Anpassungen alleine zaubern noch keine Diversität in den Republik-Dialog. Aber sie sind ein Schritt in diese Richtung. Konkret ausgearbeitet haben wir sie übrigens in einem Workshop, den wir Anfang Oktober mit einer Gruppe von Verlegerinnen durchgeführt haben.

Zur Debatte: Wie geht es Ihnen im Republik-Dialog?

Jede Diskussion ist nur so gut wie ihre Teilnehmer. Der Republik-Dialog soll für alle Verlegerinnen zugänglich sein. Ist Ihnen in letzter Zeit etwas positiv oder negativ aufgefallen, hat Sie etwas irritiert? Haben Sie Vorschläge, wie der Dialog noch besser werden kann? Dann lassen Sie es uns wissen. Hier gehts zur Debatte über die Debatte.

Wenn Sie weiterhin unabhängigen Journalismus wie diesen lesen wollen, handeln Sie jetzt: Kommen Sie an Bord!