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Freie Testfahrt!

08.03.2021

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Liebe Leserinnen und Leser – and everyone beyond

Am Freitag waren es wohl die News der Woche: Die Schweiz will eine Test­offensive starten. Und zwar wird – gemäss Bundesrat – ab dem 15. März dafür eine Milliarde Franken lockergemacht:

  • Neu gilt: Wer keine Symptome hat, soll den Test nicht mehr selber bezahlen müssen. Das betrifft auch Grenz­gängerinnen. Und kommt Firmen, Pflege­heimen, Schulen und Institutionen entgegen, die ihre Leute flächen­deckend und regel­mässig testen möchten. Das heisst: Alle Tests werden gratis sein.

  • Und: Jede Person in der Schweiz soll gratis 5 Selbsttests pro Monat beziehen können, sobald diese zur Verfügung stehen.

Das Hochfahren der Testmaschinerie bedeutet einen Meilenstein in der Schweizer Pandemie­bekämpfung. Expertinnen hatten schon länger auf eine Ausweitung der Massentests gehofft. Während die Nachricht für viel Freude sorgte (unter anderem auch bei vielen Politikern und den Branchen­verbänden), ist die Schweiz im Vergleich damit eher spät dran. So hatten die Behörden in den USA bereits im November das erste Do-it-yourself-Testkit (via Nasenstäbchen) zugelassen.

Der Schritt der Schweiz ist – vorausgesetzt, das Ganze funktioniert logistisch wie geplant – ein wichtiger und ein guter Schritt. Nun endlich setzt sie auf das eine T (Testen) in der lange beschworenen TTIQ-Strategie (Testen, Tracing, Isolation, Quarantäne) – und der Bund nimmt dafür auch ordentlich Geld in die Hand. Und die Schweiz gesellt sich nun zu Nachbar­ländern wie Deutschland (wo Selbst­tests seit vergangener Woche bei den Discountern Aldi und Lidl zu kaufen sind und reissenden Absatz finden) und Österreich (wo die Antigen-Schnelltests für zu Hause heimelig «Wohn­zimmertests» heissen).

Die zuverlässigsten Tests sind diejenigen, die zur Analyse in ein Labor müssen. Was heisst das für Selbst­tests zu Hause? Sie sind wohl nicht ganz so genau. (Mehr zur Verlässlichkeit von Tests haben wir bereits hier geschrieben.)

Dennoch gilt grundsätzlich: Mehr testen ist immer gut.

Damit lässt sich das Risiko besser kontrollieren. Wenn man dabei stets im Hinter­kopf hat, dass es eine hundert­prozentige Sicherheit nie gibt. Ein Test reiht sich ein in eine Vielzahl von Möglichkeiten, den gemeinsamen Umgang mit Covid-19 sicherer zu gestalten. So sagte denn auch Gesundheitsminister Alain Berset: «Diese Ausweitung ist Teil einer Gesamt­strategie, die der Bundesrat in diesem Jahr entwickelt hat. Mit dem Impfen und den immer besseren Möglichkeiten zum Testen kann man die Pandemie gut begleiten. Das erlaubt auch, Lockerungs­schritte vorzusehen. Sehr vorsichtig, denn die Situation ist immer noch sehr fragil.»

Je einfacher der Zugang zu Tests und je mehr getestet wird, desto grösser ist jedoch der Taschen­lampen­effekt: dass blinde Flecke im Infektions­geschehen erkannt werden können. Das ermöglicht es, Cluster zu finden. Und Tests sind auch Werkzeuge: um andere Massnahmen gezielter anwenden zu können – Tracing, Quarantäne und Isolation. (Und so lässt sich hoffentlich – in Kombination mit den Impfungen – ein weiterer Holz­hammer verhindern.)

Und auf einer persönlichen Ebene: Wenn Sie Ihre Grossmutter sowieso besuchen würden – dann schadet auch ein Selbsttest nichts. Im Sinne von: Nützts nüt, so schadets nüt. Im besten Fall entdecken Sie das kleine Mistding bei sich und besuchen Ihre Grossmutter, wenn Sie wieder sicherer unterwegs sind.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

Die Liste der Risiko­länder für die Einreise in die Schweiz ist erweitert worden. Ab heute Montag finden sich mehrere neue Länder auf der Liste, darunter die Malediven, Chile, Kuwait und Luxemburg sowie mehrere Gebiete in Österreich und Italien. Für diese gilt unter anderem eine 10-tägige Quarantäne bei der Einreise in die Schweiz.

Die Schweizer Armee kann ihre Masken kostenlos umtauschen. Die Firma Emix Trading AG habe ihr ein Kulanzangebot gemacht, so die Armee. Damit werden sämtliche von ihr gelieferten und bei der Armee­apotheke eingelagerten FFP2- und KN95-Masken kostenlos durch frische und länger haltbare eingetauscht. Gemäss SRF handelt es sich dabei auch um diejenigen Masken, die aufgrund eines möglichen Schimmel­pilz­befalls zurück­gerufen worden waren.

Die Schweiz übernimmt Corona-Patienten aus Tschechien. Einige Patienten aus dem hart von der Pandemie getroffenen Land sollen hier behandelt werden, derzeit laufen Abklärungen zwischen den Behörden der beiden Länder. Auch Deutschland und Polen helfen aus. Tschechien erlebt gerade eine schwere dritte Welle. Gestern Sonntag waren knapp 7900 Menschen in dem 10,6-Millionen-Menschen Land in stationärer Behandlung, davon mehr als 1700 in schwerem bis kritischem Zustand.

Der syrische Diktator Bashar al-Assad wurde positiv getestet. Auch seine Frau Asma al-Assad habe das Virus, teilte die Präsidentschaft mit. Dabei handle es sich gemäss der Mitteilung um «milde Symptome». Unter dem Regime von Assad befindet sich das Land seit 10 Jahren in einem brutalen Bürger­krieg und in einer wirtschaftlich desperaten Lage – verlässliche Zahlen zur allgemeinen Corona-Situation gibt es kaum.

Und zum Schluss: Ein Verhüllungs­gebot

Hygienemaske, selbst gemachte aus Stoff oder doch FFP2? Die Frage, welche Maske in dieser Pandemie nun zu tragen ist, ist so alt wie die Pandemie selbst. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat nun kürzlich eine Grafik publiziert, die zeigt, welche Masken die Behörde für die Bevölkerung empfiehlt und von welchen sie abrät. Und sorgt damit ordentlich für Verwirrung.

In der Grafik kriegen nämlich selbst genähte Masken einen grünen Haken verpasst, werden vom BAG also empfohlen. Bei Atemschutz­masken (FFP2 oder FFP3) hingegen steht ein rotes Kreuz.

FFP2- und FFP3-Masken sind der Gold­standard der Masken, sie bieten den grössten Schutz (was nicht heisst, dass die übrigen Schutz­massnahmen damit obsolet werden). Warum rät also das BAG nicht dazu? Die Masken seien nicht immer zuverlässig, «da unter anderem die Handhabung und das korrekte Tragen der Atemschutz­masken Schwierigkeiten darstellen», begründet das BAG auf seiner Website.

Sollten Sie Ihre FFP2-Masken nun wegwerfen und sich an die Nähmaschine setzen? Bitte nicht.

Es stimmt: Sitzt eine Maske nicht richtig, schützt sie auch nicht richtig vor einer Infektion. Das gilt aber für FFP2, wie es auch für Hygiene­masken oder solche aus Baumwolle gilt. In einem wissenschaftlichen Artikel, basierend auf bisheriger Forschung, legen australische Forscher jedoch dar, dass eine Atemschutz­maske, bei der nicht gecheckt wurde, ob sie richtig passt, wahrscheinlich immer noch besser schützt als eine Hygienemaske.

Zieht sich Ihre FFP2-Maske zusammen, wenn Sie einatmen? Und bleibt Ihre Brille ohne Beschlag? Das ist ein gutes Zeichen dafür, dass Ihre Maske sitzt.

In unseren Nachbar­ländern Frankreich, Deutschland und Österreich sind nun selbst genähte Masken in öffentlichen Räumen inzwischen verboten und FFP2-Masken teilweise Pflicht. Zahlreiche Wissenschaft­lerinnen in den USA und Europa sind zum Schluss gekommen, dass FFP2-Masken auch für die breite Bevölkerung angesagt wären in Anbetracht der ansteckenderen Covid-Varianten, die zirkulieren. Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC sieht das etwas anders: Sie sieht den zusätzlichen Nutzen von FFP2-Masken für die breite Bevölkerung als «gering bis moderat». Vor allem deshalb, weil die normale Bürgerin wohl eher Schwierigkeiten damit hat, die Atemschutz­maske richtig zu verwenden. Eine Haltung, der sich auch das BAG anschliesst.

Bleiben Sie umsichtig. Bleiben Sie freundlich. Und bleiben Sie gesund.

Ronja Beck, Marie-José Kolly und Marguerite Meyer

PS: Haben Sie Fragen und Feedback, schreiben Sie an: covid19@republik.ch.

PPS: Wir würden uns freuen, wenn Sie diesen Newsletter mit Freundinnen und Bekannten teilten. Er ist ein kostenloses Angebot der Republik.

PPPS: Das hat nicht direkt mit Corona zu tun: Heute ist der 8. März – der internationale feministische Kampftag oder auch: Tag der Frau. (Warum Gleichstellungs­themen sehr wohl etwas mit Corona zu tun haben, lesen Sie bei Republik-Kollegin Olivia Kühni.) An dieser Stelle möchten wir auf drei Frauen­leben verweisen, die in der Schweiz eine wichtige Rolle spielen. Drei Juristinnen, drei Generationen, ein Ziel: Sie wollen gleiche Rechte und Chancen für alle. Emilie Kempin-Spyri, Annegret Katzenstein und Nadja Herz fordern die Schweiz heraus – damals wie heute. Ein lesenswerter Beitrag über die Kämpferinnen für das Recht von Republik-Gerichtsjournalistin Brigitte Hürlimann.

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