Eyes Wide Shut – Folge 5

Satan in Hollywood

Wie Rechtsradikale gezielt Verschwörungstheorien verbreiten, um den Boden vorzubereiten für den Sturz des Systems: Besuch in Brandenburg beim rechten Einflüsterer Jürgen Elsässer. Serie «Eyes Wide Shut», Folge 5.

Von Daniel Ryser, Olivier Würgler (Text) und Matthieu Bourel (Illustration/Animation), 19.01.2021

«Spiegel TV» – wir haben in den letzten Wochen sehr viel «Spiegel TV» geschaut: Rocker­gangs, libanesische Clan­kriminalität, soziale Brenn­punkte – alles, was unser Reporter­herz begehrt.

Der Blick nach Deutschland zeigt uns, dass dort die Gangart an den Protesten gegen die Corona-Massnahmen wesentlich unangenehmer ist. Der Ton rauer, die Gewalt­bereitschaft latent, und Überschneidungen mit offen zur Schau gestelltem Rechts­radikalismus sind unübersehbar.

In Berlin organisiert die Stuttgarter Verschwörungs­bewegung Querdenken an einem Samstag im August 2020 eine Demonstration gegen die Corona-Massnahmen, und Zehn­tausende kommen: Hippies mit Rastas, die aussehen, als würden sie gerade aus einem Yoga-Retreat in Goa kommen, die Reichskriegs­flaggen oder Regenbogen­fahnen schwenken, neben Nazis, neben Hooligans, neben unauffälligen Männern in karierten Hemden, die sich besorgt über ihre berufliche Zukunft äussern, neben Menschen, die in «Spiegel TV»-Kameras rufen, dass Corona durch Liebe heilbar sei.

Zur Serie «Eyes Wide Shut»

Wieso ist Verschwörungs­glaube während der Pandemie plötzlich allgegen­wärtig? Woher kommt er, wie wirkt er, was richtet er an? Zum Auftakt der Serie.

Die Menschen fordern Frieden und Meinungs­freiheit. Und ein Militär­gericht für Merkel. Und den Galgen für Journalistinnen.

Einige der Demonstranten stürmen die Treppe zum Reichstag hoch und feiern es im Netz als «Sturm auf den Reichstag». Im Oktober kommt es zu einem Brand­anschlag und Cyber­angriffen auf das Robert-Koch-Institut, die zentrale Einrichtung der Bundes­regierung auf dem Gebiet der Krankheits­überwachung und der Krankheits­prävention. Das Institut spielt bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie in Deutschland eine zentrale Rolle. Und Anfang November kommt es in Leipzig am Rande einer Demonstration der Gruppe Querdenken zu Ausschreitungen von Rechtsextremen.

«Die Stimmung bei den letzten Demonstrationen gerade in Berlin hat sich rapide geändert», sagt die Historikerin Annika Brockschmidt. «Man kann beobachten, dass das Erregungs­potenzial immer grösser wird. Und das liegt auf einer Linie mit dem, was Forscher über Verschwörungs­erzählungen heraus­gefunden haben: dass es eine Art selbst­radikalisierendes System ist. Wenn ich an eine Verschwörungs­erzählung glaube, ist es sehr wahrscheinlich, dass ich auch noch an eine zweite glaube.»

Ende November wurden erstmals Wasser­werfer an Corona-Protesten eingesetzt, die Polizei sprach von einem massiven Gewalt­potenzial. «Diese Entwicklung halte ich für bemerkenswert», sagt Brockschmidt. «Die Demonstration in Berlin war durchsetzt mit rechten Hooligans, die für den Krawall gekommen waren.»


«Es gibt viele Versuche von rechts aussen, dieser Bewegung ihre Inhalte aufzudrücken. Da ist sehr viel in Bewegung und sehr viel in Fluss», sagt Rechts­extremismus­forscher Alexander Häusler, Sozial­wissenschaftler aus Düsseldorf. «Der Kern dieser Bewegung ist nicht aus dem organisierten Rechts­extremismus entstanden. So viel ist klar. Die Anti-Corona-Proteste sind kein Produkt einer rechts­extremen Strategie, sondern ein Ausdruck von Abwehr­haltungen gegenüber staatlichen Massnahmen im Umgang mit der Pandemie.»

Das habe sich an banalen Dingen entzündet wie der Masken­pflicht. Zudem habe es von Anfang an einen Bezug gegeben zur Impf­gegnerschaft und zu bestimmten Verschwörungs­theorien, wonach die Massnahmen auf eine Zwangs­impfung hinaus­laufen würden.

«Wir beobachten, dass bei den Demonstrationen inzwischen sehr viele organisierte Rechts­extreme mitlaufen», sagt Häusler. «Die AfD ist vertreten. Aber auch zahlreiche militant-neonazistische Kleinparteien wie ‹Die Rechte› oder ‹Der III. Weg›. Die laufen dort mit und schauen, was dort für sie geht. Organisatorisch spielen sie aber noch keine grosse Rolle.»

Diesen Gruppen sei es bisher nicht gelungen, die Bewegung in ihrem Sinne völlig zu unterwandern, weil die Protestierenden nur partiell zugänglich seien für offen rechts­radikales Gedanken­gut. «Anders ist es, wenn man jenen Teil der Protestierenden betrachtet, bei dem es sich tatsächlich um Verschwörungs­theoretiker handelt und nicht um Leute, welche in erster Linie gegen die Corona-Massnahmen demonstrieren: Diese Leute sind zunehmend nach ganz rechts offen», sagt Häusler.

Für die Rechts­extremen seien diese Corona-Proteste bisher ein zwei­schneidiges Schwert: Ein Grossteil der AfD-Wählerschaft bestehe aus älteren Menschen, die eher stärker von der Pandemie betroffen seien. Deshalb sei es noch gar nicht ausgemacht, ob die Rechten mit der Teilnahme an den Anti-Corona-Protesten politisch punkten könnten. «Bis jetzt zumindest ist es noch keiner Rechtsaussen­partei gelungen, sich als Profiteurin der Corona-Krise aufzustellen», sagt der Rechtsextremismusforscher.

«Die Pandemie ist nicht vergleichbar mit der sogenannten Flüchtlings­krise, wo man mit Populismus sehr schnell Mehrheiten gewinnen konnte. Es ist unwahrscheinlich, dass man mit diesem Thema hier und einer solchen Vorstellungs­welt Mehrheiten erreicht.»

Die Leute fühlten sich verfolgt und in ihrer Meinungs­freiheit unterdrückt: «Das ist anschlussfähig an rechts­populistische Erzählungen», sagt Häusler. «Wir sind das eigentliche Volk, wir werden unterdrückt, die staatlichen Mächte unterdrücken uns mit dem Diktat der politischen Korrektheit. Wir dürfen nicht mehr frei sagen, was wir wollen.»

Häusler sagt, auf diesen Demonstrationen werde von Verschwörungs­theoretikern ein wirklichkeits­feindliches Untergangs­szenario konstruiert: «Historische Tatsachen werden umgedreht, indem man behauptet, dass wir heute nicht in einer Demokratie, sondern im Faschismus leben. Die Verhältnisse werden so umgedeutet, dass man mit Neonazis auf die Strasse gehen kann, um für seine Rechte einzutreten, und das auch noch als eine in Anführungs­zeichen antifaschistische Haltung darstellen kann. Es ist eine komplette Umdrehung historischer Prozesse, um das eigene Handeln zu legitimieren.»

Die Nazis, die Gewalt: Wie gefährlich ist das?

«Die grösste Gefahr, die ich sehe, ist die massive Verbreitung von Demokratie­feindlichkeit gemischt mit einer Bezugnahme auf Erklärungs­ansätze, die nichts mehr mit Analyse, nichts mehr mit Realität zu tun haben, sondern sich auf Einflüsterer und Verschwörungs­theoretiker in sozialen Netzwerken verlagern. Wir erleben einen Prozess, der zusehends aufklärungs­resistent ist. Darin sehe ich eine grosse Gefahr. Dass sich diese Szene immer weiter ausgegrenzt fühlt und radikalisiert und dadurch anfällig wird für rechte Einflüsterer wie zum Beispiel den Publizisten Jürgen Elsässer vom Magazin ‹Compact›. Das sind Leute, die ganz gezielt versuchen, die Verschwörungs­szene mit ihrer rechts­radikalen Ideologie zu vereinnahmen.»


«Willkommen im Reich des Bösen», sagt Jürgen Elsässer und führt durch sein Haus im branden­burgischen Falkensee. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, keine Antifa drohend vor der Haustür wie am alten Redaktions­ort in Leipzig, den Elsässer 2015 in einer Nacht-und-Nebel-Aktion verlassen musste. Nur eine Kleinfamilie, die einen Kinder­wagen vor sich herschiebt. In dieser ländlichen Beschaulichkeit wartet Jürgen Elsässer auf die nationale Revolution.

«Ich hatte mir zu viele Hoffnungen gemacht auf die grosse Querdenker-Demonstration am 29. August in Berlin», sagt der 63-Jährige. «Die Chefs von Querdenken hatten gesagt: Wir machen ein Camp im Regierungs­viertel und gehen nicht mehr weg. Dann hättest du eine Situation gehabt wie auf dem Maidan in Kiew. 100’000, die dort ein Camp gemacht hätten. Ich träumte von einem zweiten Maidan. Denn das ist eine Strategie: Wenn die Regierung eine oppositionelle Kraft nicht mehr aus dem Regierungs­viertel wegkriegt oder nur mit massiver Gewalt, dann driftet man in eine Situation wie im Herbst 1989 in Deutschland.»

«Im Herzen bin ich serbisch», sagt Elsässer.

Der Jugoslawienkrieg war der Kippmoment, wo der einstige Vordenker der radikalen Linken in Deutschland sich dem serbischen National­staat zuwandte und danach Schritt für Schritt immer weiter nach rechts marschierte.

Bei wiederholten Besuchen in Belgrad Ende der Neunziger habe er realisiert, dass die «Regierung der nationalen Einheit» von zwei Lagern gebildet wurde – von Slobodan Miloševićs Sozialistischer Partei und der rechts­extremen Serbischen Radikalen Partei: zwei Lager, die sich im Zweiten Weltkrieg massakriert hätten. «Da realisierte ich: Das ist eine Querfront», sagt Elsässer. «In der Stunde der Not für das Vaterland sagte Milošević: Wir vergessen die alten Streitigkeiten und bilden eine Querfront aus linken und rechten Kräften, die bereit sind, die Souveränität der Föderation Jugoslawien und auch von Serbien zu verteidigen.»

Auch den deutschen National­staat sieht Elsässer bedroht: Und zwar vom «internationalen Finanz­kapital, dem globalen Casino». «National­staaten sind für das grosse Finanz­kapital ein Hindernis für maximalen Profit, weil sich in den National­staaten die unteren Klassen in jahrzehnte­langen Kämpfen ein gewisses Sozial­system, ein gewisses Lohnniveau und einen bestimmten Anteil an gesellschaftlichem Reichtum erstritten haben», sagt er. «Das will man weghaben. Den ganzen Plunder. Am Schluss arbeiten wir zu den Löhnen, die in Shanghai gezahlt werden.»

«Ich habe immer gesagt, als wir mit ‹Compact›, meinem Magazin, begonnen haben: Wir brauchen eine Querfront, ein nationales Bündnis von Oskar Lafontaine bis Peter Gauweiler. Später hätte ich gesagt: von Frauke Petry bis Sahra Wagenknecht.»

Querdenken, Querfront, eine neue Maidan-Revolution: Die Hoffnungen von Elsässer haben sich bisher nicht erfüllt.

Einerseits, sagt er, weil es sich bei den Protesten um keine wirkliche Querfront handle, «diese würde von einem festen links­radikalen und einem festen rechts­radikalen Block gebildet, die sich aus taktischen Gründen zusammen­schliessen». Stattdessen herrsche ein heilloses Durcheinander.

«In den Köpfen der Leute ist viel Chaos, viel Irrationalität, aber auch viel Verzweiflung, und das drückt sich an diesen Protesten vielfältig aus», sagt Elsässer. «Man hofft auf den Regen­bogen, ein altes Symbol aus den Bauern­kriegen, der sich auch in der Bibel irgendwann spannt, wenn der Erlöser kommt. Die Schweden-Fahne. Viele russische Fahnen. Pro Trump, Pro Putin. Zwei Kräfte, die ihre National­staaten verteidigen gegen den globalistischen Sog. Und dann die Reichsfahne: Das Bismarck-Reich war eine stabile Phase. Daran klammert man sich. Die schwarz-weiss-rote Fahne als letzter Bezugs­punkt für eine einigermassen intakte deutsche Staatlichkeit. Danach kam die Weimarer Republik: marode. Dann die Nazis: indiskutabel. Dann BRD und DDR: nicht souverän. Beide.»

Der Traum von einem zweiten Maidan habe sich auch deshalb nicht erfüllt, weil sich die Rechten, die AfD oder die Identitäre Bewegung, in der Corona-Protest­bewegung bisher weitgehend blamiert hätten. «Die AfD wollte anfangs gar nicht mitmachen», sagt Elsässer. «Die haben planlos die Regierung unterstützt und sich bei der entscheidenden Abstimmung im Bundestag enthalten, und bis heute haben sie keine wirkliche Position.»

«Früher wuchs ‹Compact› im Gleichschritt mit der AfD», sagt Elsässer. «Das hat sich irgendwann entkoppelt. Corona hat uns völlig neue Leserkreise erschlossen. Unser weiblicher Leseranteil zum Beispiel hat sich von 15 auf 30 Prozent verdoppelt. Deshalb bestehe ich darauf, dass ich zwar Patriot bin, aber kein Rechter. Denn in der Krise hat sich gezeigt, dass die Rechte einen begrenzten Horizont hat. Grosse Teile der Rechten sind staatsgläubige Spiesser. Sie denken nicht in den Kategorien von Revolution. Ich denke immer an die Revolution. Das ist mein roter Faden: Wie kann ich das Regime stürzen? Das ist das Wichtigste, das Regime zu stürzen.»

«Neunzig Prozent der Menschen stehen hinter den Massnahmen der Regierung», sagen wir.

«Mal sehen, wie lange das geht», sagt Elsässer. «Die Wirtschafts­krise kommt ja noch.»

An der Wand hängt ein Porträt von SPD-Politiker Helmut Schmidt. «Der beste Bundes­kanzler, den dieses Land jemals hatte», sagt Elsässer, der 1990 in Frankfurt am Main noch die Gross­demonstration «Nie wieder Deutschland!» gegen die Wieder­vereinigung organisiert hatte. Helmut Kohl habe auch seine Verdienste. Er habe aber immer von der geistig-moralischen Wende gesprochen, dass man den Linkstrend in den Medien zurückfahre. Aber dann habe er das Privat­fernsehen zugelassen: «Das war der grösste Niveau­verlust deutscher Kultur, seit ich denken kann.»

Jürgen Elsässer verbreitet in seinem Magazin die Verschwörungs­theorien der QAnon-Bewegung, die davon ausgeht, dass ein Pädophilen­netzwerk die Welt regiert, welches Kinderblut trinkt, um sich zu verjüngen: «Satan in Hollywood», «Kinder­schänder. Die Netzwerke des Bösen», «Abramowitschs Blutorgien». «Die Musikvideos von Lady Gaga strotzen von okkulter Symbolik. Ihr aktuelles Album heisst ‹Chromatica›, worin manche eine Anspielung auf die sogenannte Adrenochrom-Thematik sehen.» Elsässer publiziert Interviews mit Attila Hildmann («So Gates nicht!») und bezeichnet Bill Gates als «Impf-Diktator».

Wir fragen den ehemaligen Journalisten von linken Zeitschriften und Zeitungen wie «Konkret», «Neues Deutschland» und «Junge Welt», wo er rausflog, weil er einen Kommentar schrieb mit dem Titel «Rettet die deutsche Kohle!», der einst Bücher gegen den grassierenden Antisemitismus in Deutschland geschrieben hat, die für die linksradikale Szene in Deutschland wegweisend waren und weit darüber hinaus Beachtung fanden, ob er eigentlich wirklich glaubt, was er da abdruckt.

«Ich finde diese Verschwörungs­theorien faszinierend», sagt Elsässer. «Diese Geschichten reissen die Leute mit. Obwohl es völlig irre Elemente hat, trägt es dazu bei, dass die Leute anfangen, sich Fragen zu stellen, offener zu werden. Es sind wunderbare Allegorien. Die Bibel sagt: Gleichnisse. Man erzählt eine Geschichte, um einen Sachverhalt zu illustrieren. Die Geschichte selber stimmt nicht. Nicht in der Form. Adrenochrom stimmt nicht. Das stammt aus dem Buch ‹Fear and Loathing in Las Vegas›. Aber der Sachverhalt, der damit illustriert wird, nämlich der, dass es dekadente Eliten gibt, die sich als letzten Kick an den Kindern vergreifen, und dass diese Tendenz zunimmt und dass diese Tendenz über Epstein auch an die Clintons rangekommen ist, das ist ein Fakt. Es ist jetzt wichtig, die Bewegung in ihrer Widersprüchlichkeit und Vielgestaltigkeit zusammen­zuhalten. Dann sie von den Allegorien ein bisschen runterzuholen und zu erden auf die Faktenbasis, und sie vom Happening wegzubringen auf eine Macht­strategie im Sinne von 1989.»

«Ich spreche nicht gerne von Verschwörungs­theorien. Ich spreche lieber von Irrationalismus», sagt der Rechts­extremist. «Dieser Irrationalismus ist bezeichnend für das Ende einer Gesellschafts­epoche. Wenn wir diesen Irrationalismus bündeln, diese Aufwallung im Kampf gegen das Establishment, wie 1525 in den Bauern­kriegen; der Irrationalismus in die Bahnen des organisierten Kampfes gelenkt: Dann haben wir Revolution.»

Weshalb braucht es eine Revolution?

Die Antwort, die jetzt folgt, dauert sehr lang. Zwei American-Spirit-Zigaretten lang, die Elsässer in Kette raucht.

Das internationale Finanz­kapital ist der Feind, sagt er: Es zerstört die National­staaten. Corona als letztes Glied einer langen Kette, eines Plans, die nationalen Wirtschaften zu vernichten.

Es gebe keine einzelne grosse Verschwörung von Satanisten und Bill Gates, sondern verschiedene deep states in den USA und in Deutschland, die sich bekämpften.

Die Zukunft sei eine brave new world: «Alles befriedet. Kein Aufbegehren mehr. Kein Rassismus mehr.»

Die Wirtschaft der Zukunft sei von Computern gemacht. Und die Eliten, Bill Gates, könnten diese Computer beeinflussen. «Und während sich die Rechten noch in der vorher­gehenden Schlacht befinden, der Verteidigung der Völker, der Nationen, steht schon die nächste Schlacht an: die Abschaffung der analogen Menschheit.»

Und dann sinniert Jürgen Elsässer über das Wesen Russlands.

«Russland war nur kurzfristig der Gegner Deutschlands», sagt er.

«Im Ersten und Zweiten Weltkrieg. Vorher war man eins: die heilige Allianz in den antinapoleonischen Kriegen.»

Die russische Seele sei den Deutschen sehr nahe, sagt er.

«Die Angelsachsen sind pragmatisch-rationalistisch. Die romanischen Länder sind träumerisch-verspielt. Aber diese mythische Tiefe, die haben die Deutschen, und noch stärker haben sie die Russen. Diese Märchen­welt. Die ist bei den Russen stark ausgeprägt. Bei den Deutschen ist sie schon ein Stück durch Imperialismus gebrochen.»

«Die Leidenschaft in der slawischen Welt: Die Deutschen sind temperierter. Weinende Männer, weinende Frauen, das gibt es in Deutschland nur im unmittelbaren privaten Bereich», sagt Elsässer. «Das ist ein Ausdruck westlicher Kälte. Auch diese Kälte, mit der man Feinde behandelt: eine schlechte Eigenschaft, die Deutschland mit dem Westen verbindet.»

Der industrielle Massenmord an den Juden und die industrielle Bombardierung von Vietnam: Das sei typisch westlich-rationalistisch. Die Slawen hingegen stünden für das Chaotische: «Sie schneiden sich die Köpfe ab. Serben. Und Kroaten. Die nächste Generation hat schon wieder geheiratet untereinander. Es ist nicht so festgefügt.»

«Es ist Hitze», sagt er.

«Hitze kann auch zerstörerisch sein. Aber noch schlimmer ist Kälte. Kaltblütiges Morden.»

Eyes Wide Shut

Folge 2

Und plötzlich all diese Helikopter am Himmel

Folge 3

Wir töten die halbe Menschheit

Folge 4

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Satan in Hollywood

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We are the World

Folge 7

Entspannt in die Barbarei

Folge 8

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Folge 9

Der Untergang des Abend­lan­des