7-Uhr-Newsletter

Wie der Milliardenbetrug eines globalen deutschen Konzerns aufflog, das Porträt von CVP-Nationalrat Philipp Kutter und das Nachrichtenbriefing

18.09.2020

Teilen

Freitagmorgen, schön, sind Sie da.

Heute im Angebot:

Jede Redaktion, die Unangenehmes ans Licht bringt, kennt das: Anwältinnen schicken eingeschriebene Briefe mit Klagedrohungen, PR-Offensiven werden gestartet und Gefälligkeitsgutachten bestellt, um Missstände zu verwedeln und Recherchen zu diskreditieren. Business as usual im Journalismus. Doch was passiert, wenn Journalisten ein globales Milliardenunternehmen mit direktem Draht in höchste Regierungskreise des Betrugs überführen, bei dem selbst die Aufsichtsbehörden ganz fest an dessen Erfolg glauben wollen?

  • Heute erzählen wir Ihnen die unglaubliche Geschichte von Wirecard, dem spektakulärsten Firmencrash jüngerer Wirtschaftsgeschichte – aus der Perspektive des Reporters, der den Fall ins Rollen brachte. Als sich vor drei Monaten rund 2 Milliarden Euro in der Bilanz des globalen deutschen Finanzdienstleisters in Nichts auflösten, war nicht mehr zu leugnen, was Dan McCrum von der «Financial Times» längst aufgedeckt hatte: dass der Konzern seine Bilanz frisierte. Inzwischen ist Wirecard bankrott, und der Absturz des Börsenlieblings wirft einen Schatten auf den deutschen Finanzplatz, auf die Aufsichtsbehörden (deren Mitarbeiter selber mit Wirecard-Aktien handelten), die Prüfgesellschaften, die nichts bemerkt haben wollen, auf die Politik, die wegschaute und stattdessen für die Firma lobbyierte. Und ein Schlaglicht auf die Versuche eines globalen Unternehmens, Journalisten einzuschüchtern und zum Schweigen zu bringen: mit Klagen, Verleumdungen, sogar Beschattungen.

  • CVP-Nationalrat Philipp Kutter gilt selbst in der eigenen Partei als Politiker ohne Profil. In der Mitte, von der Mitte, für die Mitte. Beflissen, engagiert, aber weder griffig noch greifbar. Doch seit ihm der Coup gelang, aus einer Vorlage mit bescheidenen Abzügen für Eltern mit Kita-Kindern umfassende Steuersenkungen für Familien zu zimmern, die das 37-Fache der ursprünglichen Vorlage kosten, hat der Zürcher jetzt immerhin einen Spitznamen: der «370-Millionen-Mann». Wer ist Philipp Kutter, der neue Schreck der Linken? Reporterin Cinzia Venafro hat ihn getroffen: Der vielleicht doch nicht so langweilige Herr Kutter.

  • Ein hochrangiger Vertreter der Weltgesundheitsorganisation WHO zerstreut die Hoffnungen auf ein schnelles Ende der Pandemie. Düster auch der Befund der Uno zur weltweiten Artenvielfalt. Und ebenso jener zur Medienkonzentration in der Schweiz. Ist im Nachrichtenbriefing «Was diese Woche wichtig war» denn wirklich gar nichts Erfreuliches zu vermelden? Doch, doch – einfach von einem anderen Planeten.

Wir wünschen gute Lektüre.

Ihre Crew der Republik

www.republik.ch

Unterstützen Sie unabhängigen Journalismus mit einem Monatsabonnement oder einer Jahresmitgliedschaft!