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Die Schweiz hat ihren wirtschaftlichen Erfolg nicht zuletzt einem Kriegsgewinnlermodell zu verdanken. Darum loben wir uns neutral zu sein und werden nicht müde unsere guten Dienste anzubieten, die im aktuellen Fall, im Ukraine-Krieg, allerdings nicht gefragt sind. Dass insbesondere die SVP darauf besteht, die Fahne der Neutralität noch sichtbarer im Wind flattern zu lassen, hat damit zu tun, die Profite mit Kriegstreibern und anderen Autokraten verfassungstauglich zu machen. Dass diese Profitmentalität rechtlich verbürgt ist, zeigt sich immer dann, wenn Manager und Verwaltungsräte für ein wirtschaftliches Debakel zur Verantwortung gezogen werden sollten. Es fehlen schlicht die Gesetze oder genauer: Der Vorsatz oder Eventualvorsatz für ein wirtschaftliches Gebaren voller Gier, Boni-Wahnsinn und Milliardenverluste für die Öffentlichkeit kann nicht nachgewiesen werden. So war es im Fall Swissair und so wird es im Fall Credit Suisse sein. Die Swissair-Verantwortlichen waren zuletzt Opfer und wurden fürstlich honoriert. Jetzt, im Fall der Credit Suisse, hört man allenthalben Säbelrasseln. Das gehört zum Geschäft, insbesondere der Politik, die im Herbst die Räte in Bern neu bestellt. Nur: Wird das Monster UBS an die Kandare genommen? Sorgt die Politik dafür, dass die UBS abspecken muss? Das Gesetz dazu ist 15 Jahre alt. Oder ist die Politik bereit, die Eigenkapitalquote der UBS auf 10-15 % zu erhöhen? Ich befürchte, dass in dieser Richtung wenig bis gar nichts geschieht. Also dann: Bis zum nächsten Mal. Die Schweiz ist im innern selbst ein Schurkenstaat, was die Nähe zu anderen Schurkenstaaten erklärt.

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Meeresbiologe, Fotograf
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Genau. Aus dem Positionspapier der FDP Die Liberalen vom 21. Januar 2023:

«Damit der Schweizer Wohlstand auch morgen Bestand hat, müssen liberale Prinzipien wegleitend sein: Eigenverantwortung anstatt staatlicher Bevormundung, Anreize statt Verbote, Marktwirtschaft anstelle staatlicher Eingriffe und mehr Freihandel dafür weniger Protektionismus.»

Das Geschäftsmodell der Schweiz ist «Leben auf Kosten anderer». Stichwort negative Spillovers. Daran werden die Wahlen im Herbst gar nichts ändern.

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Was soll an diesem Statement falsch sein? Dass dessen Umsetzung nicht überall gleich interpretiert wird, ist eine andere Geschichte.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Auch wenn die Aussagen und Schlussfolgerungen des Artikels ganz sicher richtig sind, wird sich in der Schweiz erst etwas ändern, wenn Druck aus dem Ausland ausgeübt wird, oder intern Gewalt droht.
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass hierzulande, seit Jahrhunderten, noch nie etwas vorausschauend gestaltet wurde.
Entstanden ist die Eidgenossenschaft in mehreren hundert Jahren kriegerischer Auseinandersetzungen, mit wechselnden Allianzen und oft besonders grausamer Kriegsführung. Das waren Zustände, wie wir sie heute in Syrien, Libyen oder auch Afghanistan kennen.
Erst die Eroberung durch die Grossmacht Frankreich, machte aus dem Flickenteppich von Clans, Adelshäuser und Warlords eine einheitlich verwaltete Region.
Unsere viel gerühmte Demokratie? Wurde uns von Napoleon aufgezwungen, nachdem die zentralistische Führung französischer Prägung gescheitert war. Auch die geordnete föderalistische Struktur der Kantone, fusst auf französischer Verordnung.
Selbst die Anerkennung der Juden als Staatsbürger musste uns von Frankreich aus 'nahegelegt' werden.
Die Neutralität, wurde uns von den Siegermächten des 1. Weltkriegs verordnet, vor allem um die Schweiz von zu starkem französischem Einfluss fernzuhalten.

Der Aufbau der moderneren wirtschaftlichen Struktur der Schweiz, erfolgte auf Bestreben eines Oligarchen, Alfred Escher, der die Grundlagen für Versicherungen, Banken, Eisenbahn und Grossindustrie schuf. Und damit auch die ausgeprägte Ausbeutungskultur, welche noch heute unsere Gesellschaft so prägt.
Die Beteiligung der Arbeiter an der Politik musste mit Gewalt erkämpft werden, und auch die Beteiligung der Frauen, wurde erst angegangen, als wir weitherum die letzten waren, die den Frauen das aktive und passive Wahlrecht verweigerten.

Ohne jeden Zweifel, ist das Geschäftsmodell mit dem Verwalten von Vermögen aus zweifelhafter Herkunft nicht mehr lange haltbar, und auch der intransparente Handel mit Rohstoffen aller Art, wird in Bälde auf massiven Widerstand der umliegenden Länder stossen.
Aber die Schweiz wird im Herbst unverdrossen die rückwärtsgewandten Bürgerlichen in die Mehrheit wählen und auf die ganz grosse Katastrophe warten, in der unbegründeten Hoffnung, sie werde nie eintreten.
Leider scheint die Demokratie helvetischer Ausprägung unfähig zu proaktivem Handeln, ebenso wie zum Bewältigen von Krisen.

Was aber unbestritten hervorragend funktioniert, ist das Schönreden von massivem Versagen im Nachhinein.

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Ihre Überzeugung, Herr Reber, und die Verbreitung der Idee einer unbeweglichen Gesellschaft ist einer der Treiber, warum sich hierzulande der Wandel schwer tut. Darum besser Zuversicht verbreiten. Reden darüber, wohin wir als Gesellschaft wollen und den Weg dazu von unseren Politikern einfordern. Jetzt.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Tja, ich zum Beispiel, möchte eine Gesellschaft, wo alle Menschen erst einmal willkommen sind und eine Chance erhalten zu zeigen, was sie wert sind.
Eine Gesellschaft, welche akzeptiert, dass nicht jeder Mensch gleich ist, nicht jeder Mensch auf Abruf Leistung erbringen kann, nicht jeder Mensch bereit ist, andere herumzuscheuchen und nicht jeder Mensch bereit ist, anderen zu dienen.
Ich möchte eine Gesellschaft, welche nicht alles mit einem Preisschild versieht und den Erfolg alleine an monetärem Reichtum festmacht.
Eine Gesellschaft, wo wir alle miteinander anpacken um gemeinsame Ziele zu erreichen, und nicht jeder für sich schauen muss.

Um das zu erreichen, brauchen wir andere Regeln, andere Gesetze. Um das zu erreichen, bräuchten wir eine Mehrheit, welche gewillt ist etwas zu ändern. Aber diese Mehrheit sehe ich nicht. Nicht im Kleinen und auch nicht im Grossen.
Deshalb bleibt alles wie es ist, bis die Kacke durch den Ventilator fliegt.
Deshalb reisst eine egoistische, gierige Minderheit die Macht, und den Reichtum an sich, um die Mehrheit zu dominieren.

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Ich bin nicht einverstanden damit, dass «hierzulande noch nie etwas vorausschauend gestaltet wurde».

Zum Beispiel brachte die Total­revision der Bundes­verfassung von 1874 der Schweiz für einige Jahrzehnte eines der weltweit fortschrittlichsten Staats­wesen überhaupt. Das geschah nicht nur aus Druck von aussen.

Ich finde es gut, wie Sie einige Mythen der angeblich ach so tollen Eidgenossen entlarven. Aber dem Schweizer Volk gleich allen Gestaltungswillen abzusprechen geht mir zu weit.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Tatsächlich, das geschah aus innerem Druck. Die Schweiz drohte zerrissen zu werden, zwischen den konservativ katholischen, den wirtschaftsliberalen und den föderalistischen Kantonen. Auf diese Verfassung konnten sich liberale und föderalistische Kantone einigen und überstimmten damit die konservativen. Die wirtschaftlichen Vorteile waren gross genug, dass selbst die verbohrtesten Katholiken zähneknirschend diesen Entscheid akzeptierten.

Aber ich wünschte mir sehr, dass sich ein paar Leute mehr für etwas anderes als Nein einsetzen würden. Die letzten Jahrzehnte waren doch massiv von Abwehrschlachten geprägt.

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interessierter Leser
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Ich finde auch, dass Herr Reber etwas schwarz sieht. Eher selten, aber immerhin, haben Volksinitiativen Fortschritte erzwungen. Dies selbst dann, wenn sie nicht zur Abstimmung gelangt sind. Auch der interkantonale Finanzausgleich, der den unsäglichen Steuerwettbewerb relativiert, scheint mir doch eine „Eigenleistung“ zu sein.

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Es ist offensichtlich, dass das Geschäftsmodell Schweiz ausgedient hat. Diese Erkenntnis stellt unser kollektives Selbstverständnis mit all seinen Mythen und Erzählungen grundsätzlich in Frage. Wir erleiden eine kollektive Kränkung. In einer solch hoch emotionalen Situation bleibt leider wenig Raum für kritische Selbstreflexion. Umso mehr nehmen Emotionen wie Wut und Hass ihren Platz ein und führen zu Reaktionen des Trotzes, der Abkapselung und des „Mehr desselben“. Konkret heisst das: noch mehr Neutralität, wie es die SVP mit ihrer unsäglichen Initiative vorgespurt hat und Berset mit seinem „harten Kern“ der Neutralität (was Bilder von Granit, von Réduit und von Banktresoren evoziert) untermauert hat. Und aus Trotz werden wir uns nun erst recht nicht mehr dreinreden lassen und werden die Geschäfte mit allen Verbrechern dieser Welt auszubauen versuchen. Und die Wut schliesslich kann – zumal Wahljahr ist – beliebig kanalisiert werden, auf Europa, auf die Ausländer, die Flüchtlinge, die Linken, die Weicheier, die Städter etc.
Aus diesen Gründen – und das ist der einzige Punkt, mit dem ich mit Herrn Binswanger nicht ganz einverstanden bin – dürfte es sehr vielen in unseren Landen sehr schwer fallen, Realitäten nüchtern zur Kenntnis zu nehmen. Und vor allem dann auch Konsequenzen daraus zu ziehen.

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Die Wut kann auch auf „die Frauen“ kanalisiert werden - eben auf all die Personen, die aktuell konstruktiv voran gehen.
Ich stimme dem Kommentar voll und ganz zu!
Der Druck auf die Schweiz kommt von aussen und der Druck ist riesig.

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Ich gebe Ihnen zu 100% recht - und genau den gleichen Post hätte man schon zum Satz schreiben können: „Am Bankgeheimnis werden sie sich die Zähne ausbeissen!“ „Wir“ Menschen sind nicht sehr lernfähig.

Gestern schrieb ich auf SRF sinngemäss: Achtung, eine Isolierung der Schweiz wird sie noch weniger souverän machen. Aber auf die Einsicht bei der SVP, dass Souveränität durch Alleingang nur für Grossmächte (teilweise) funktionieren kann, warte ich ja seit Jahrzehnten vergeblich.

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Verleger und Citoyen
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Nichts Substanzielles wird geändert werden, weil das Geschäftsmodell der Schweiz seit je auf Betrug und Rosenpicken beruht. Das Modell schwemmt massig Geld ins Land, von dem alle als Steuerzahlerin und Bürger profitieren. Die Steuerzahlerin zahlt weniger Steuern, der Bürger hat seinen besten Schutz vor militärischer Gewalt. Wer will die Schweiz angreifen, wenn er sein Geld hier gebunkert hat?

Ab und an gibt es eine Zäsur, wie jetzt mit der CS. Die negativen Aspekte der Zäsuren sind zu vernachlässigen im Vergleich zu den Gewinnen und Vorteilen, welche das Geschäftsmodell der Schweiz garantiert.

Moral kennt das Geschäftsmodell Schweiz nicht.

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Einigen Aussagen in ihrem Kommentar stimme ich zu. Dass allerdings die Steuerzahler generell davon profitieren sollen, sehe ich anders. Es sind wenige sehr reiche Menschen, Spekulanten und Finanz- und Rohstoffhandel Firmen, welche von dem Steuersystem in der Schweiz profitieren. Der Lohnausweis-Empfänger gehört hier nicht dazu.
Dass die Schweiz militärisch kaum angegriffen wird, liegt nicht am hier gehorteten Geld. Das wäre eher eine Einladung zu einem militärischen Überfall. Es liegt daran, dass die Schweiz von Nato-Staaten ringsum geschützt wird. Die Einschätzung, dass die negativen Aspekte des Modell Schweiz zu vernachlässigen seien im Vergleich zum Gewinn, ist eine Behauptung, die mit Fakten zu untermauern wäre. Und auch hier wäre wieder zu fragen, wer denn die Gewinner sind, hier in der Schweiz?

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Ein Beispiel: Glencore. "2021 überwies das Unternehmen den hiesigen Steuerbehörden 448,3 Millionen Franken." Weil der Reingewinn durch den Russland-Ukraine-Krieg sich mit 17 Mia. Franken im Vergleich zum Vorjahr verdreifachte, ist es sehr wahrscheinlich, dass die in Baar ZG domizilierte Rohstofffirma für 2022 dieses Jahr dort einen Milliardenbetrag an Steuern abgibt.

Das heisst: Der Schweizer Fiskus zieht hier voraussichtlich Gewinn aus der Rohstoffkrise, die durch den Ukraine-Krieg verursacht wurde.

Und vom dreckigsten aller Energieträger: der Kohle.

49 Millionen Franken fliessen nach Rüschlikon ZH durch den dort domizilierten Grossaktionär und früheren CEO Ivan Glasenberg.

Der Wirtschaftsethiker Florian Wettstein hält das für problematisch. «Wenn ein Unternehmen vom Krieg finanziell profitiert und die Schweiz die entsprechenden Steuererträge einsackt, wird sie selbst indirekt auch zur Profiteurin», sagt Wettstein, der an der Universität St. Gallen lehrt. «Man sollte sich daher überlegen, wie man das Geld zugunsten der Menschen einsetzen kann, die unter dem Krieg leiden.»

Doch solche Ideen, wie eine "Windfall-Tax" oder jene der SP und Grünen, einen Teil des Steuerertrags zu "Glencore-Opfern" zu spenden, werden von den rechtsbürgerlichen Parteien abgeschmettert. So etwa vom Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler (SVP), Mitte-Präsident Gerhard Pfister oder Rüschlikoner Gemeindepräsident Fabian Müller (FDP) – Die üblichen Verdächtigen halt.

Wirtschaftsethiker Wettstein zeigt sich derweil eher resigniert: «Die Schweiz agiert bei solchen Themen fast immer zögerlich und spät.» Man habe es beim Bankgeheimnis gesehen, ebenso bei der «verpassten Chance» mit der Konzern­verantwortungs­initiative. «Dieses Muster wiederholt sich jetzt einmal mehr.»

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Verleger und Citoyen
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Danke Herr S. auf Ihre Replik: Ziehen Sie mal von der Stadt Bern in die Stadt Zürich um, dann realisieren Sie, dass wir alle von den Machenschaften des CH-Wirtschafts-Polit-Modells profitieren. Ich lebte in Bern jetzt in Zürich und weiss, wovon ich rede. Zug u.a. Steuerparadiese lassen ihre Bürgerinnen noch mehr profitieren. Dass Wohnen für Mieter fast unerschwinglich wird, ist eine Kehrseite der gleichen Münze. Ich beharre darauf, dass das gehortete Geld der bessere militärische Schutz ist als all das Kriegsmaterial der CH-Armee, von dem diese teilweise nicht weiss, wo es ist und noch weniger, wie man es einsetzt mit den Feierabendsoldatinnen und -Soldaten, die wir haben. Dass unsere Nähe zur Nato uns schützt, da bin ich bei Ihnen, wobei ich durchaus bereit wäre, 80% des Geldes, das wir für die CH-Armee verschleudern, der Nato zu geben und mit den restlichen 20% eine Partisanen-Truppe zu unterhalten, die als professionelle Guerillatruppe einen allfälligen Aggressor bekämpfen würde.

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Der Beitrag von Daniel Binswanger bestätigt einmal mehr, dass Politik und Kultur in der Schweiz von der Wirtschaft dominiert werden. Im heutigen Leitartikel der NZZ „Arroganz kommt vor dem Fall“ glaubt Peter Fischer: „In der Krise hat es am Zusammenspiel von Wirtschaft und Politik gefehlt.“ Das Gegenteil ist leider der Fall. Die dominierende Wirtschaft hatte in diesen Belangen einen zu lähmenden Einfluss auf die Politik.
Übrigens, Arroganz, Überheblichkeit und Einbildung sind höhere Formen von Dummheit. Kommt noch Macht dazu, wähnt man sich allmächtig und ist zu allem fähig.

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Ausgezeichnete Darlegung der Situation. Da aber die Schweizer Politik meistens nur reaktiv auf Druck von aussen reagiert, bin ich nicht sehr optimistisch. Und wenn die Schweizer Politik dann handeln muss, wird ja nicht nach der besten Lösung gesucht, sondern nach der, die dem Ruf aller politischen Parteien am wenigsten schadet.

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Urs Fankhauser
Citoyen
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· editiert

8Danke für diese Auslegeordnung zur Neutralität. Letztere ist im Moment die "Gretchenfrage" der Schweizer Politik. Die einen vermögen auf diesem Feuer immer noch ihr Süppchen zu kochen, andere verbrennen sich die Finger daran. Ich glaube jedoch, dass die Neutralität nicht das eigentliche Problem ist. Dieses liegt noch eine Schicht tiefer, im Mythos des "Sonderfalls".
Diese Hybris teilen wir uns mit den USA. Dort heisst das Phänomen "God's own country". In diesen zwei Denkweisen scheint Stolz auf: Darüber, dass "man" zu den frühesten Demokratien gehörte. Aber eben auch eine grosse Portion Selbstüberschätzung und Betriebsblindheit. Beide Demokratien gehören heute zu denjenigen, die als fast unreformierbar gelten. In beiden garantieren föderalistische Verfassungsbestimmungen aus der Gründerzeit, dass die heutigen urbanen Bevölkerungszentren durch dünn besiedelte und wirtschaftlich schwache Peripherien politisch dominiert werden. Das Sonderfalldenken der USA kann durch das ebenfalls reichlich vorhandene Sendungsbewusstsein mitunter zur Bedrohung werden. Dasjenige der Schweiz ist nur noch lächerlich.
Wäre nicht jetzt der Moment für die Schweiz, ein etwas normaleres Land zu werden? Europa hat sich in den gut 100 Jahren seit 1907 stark verändert. Alte Erzfeinde wie D und F sind Partner in der EU und der NATO geworden. Statt inmitten verfeindeter europäischer Mächte leben wir umringt von einem Europa, welches in der EU und weitgehend auch in der NATO vereint ist. Und machen wir uns nichts vor: Im Kalten Krieg wären wir im Konfliktfall auf der Seite der NATO gestanden. Weil wir gar keine Wahl gehabt hätten. Wenn wir uns daran erinnern, mit welchen Untergangsszenarien die Aufgabe des Bankgeheimnisses stets bekämpft wurde: Wäre nicht gerade jetzt ein guter Moment - um frei nach Willy Brandt - etwas weniger Neutralität zu wagen?

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Geschäftsleitung myNewEnergy
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Wirksamer Klimaschutz und dauerhafter Frieden lässt sich mit diesem Verhalten der Schweiz nicht vereinen.

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpubl&lektorin
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Oder anders ... genau dafür (und für soziale Absicherung) hätten wir diese 109 Milliarden, wobei es seit heute im Klartext 159 Milliarden sind, stattdessen dringend gebraucht,

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpubl&lektorin
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· editiert

Wie viele Nullen bedeutet das nochmal?

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Wie immer bestechend analysiert, Herr Binswanger.
Mir kommt zur Neutralität der Schweiz nur die alte britische Weisheit: «You can't have the cake and eat it!» in den Sinn.
Machen wir ihr ein Ende mit Schrecken.

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Realist
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Ich kann Daniel Binswanger nur zustimmen, allerdings befürchte ich dass es diesen Herbst trotzdem noch nicht zu den politischen Umwälzungen kommen wird die dieses Land so dringend nötig hat.
Zu viele werden wieder auf die Schattenboxereien der Rechten und insb. die rückwärtsgewandten Narrative der vom Herrliberger Olicharchen finanzierten Politsekte hereinfallen (aber der Genderstern!!!). Das ständige nach unten und nach allem Fremden treten (ausser es hat Geld) der Parteisoldaten von Blocher vor den Wahlen ist widerwärtig und dass es da nicht mehr Widerrede gibt, finde ich traurig.

Kommt dazu dass wir offensichtlich Weltweister in kognitiver Dissonanz sind. Anders kann ich mir nicht erklären wieso in der heuchlerischen Neutralitätsdebatte mit dem Rohstoffhandel das wichtigste Thema fast komplett ausgespart wird. Dabei ist doch schon lange bekannt dass um die 80% der russischen Erträge aus diesem Bereich in der Schweiz über die Handelsticker fliessen. Man schaue sich dazu auch den Beitrag der "Finanz und Wirtschaft" von dieser Woche an, wonach die Importe von russischem Geld im Februar sprunghaft angestiegen sind. https://www.fuw.ch/import-von-russi…3071647069

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Das Gold dürfte uns in Zukunft auch noch um die Ohren fliegen.. Schade wird da nicht schon mehr recherchiert

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Bezüglich dem Bericht der fuw ist es Gold und nicht Geld. "Import" bzw. Transfer von Geld wäre aber auch interessant. Gibt es da Zahlen für die letzte Zeit?

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Öl- und Gashandel, Kapitalexport für Schurkenstaaten. Binswanger sagt, wir sollten neue Geschäftsmodelle finden. Kim Stanley Robinson zeichnet in seinem Buch "Das Ministerium für die Zukunft" ein sehr schmeichelndes und inspirierendes Bild für die Schweiz und Zürich: mir ist vorgekommen, als seien wir, dank unserer geografischen Lage, der ETH-Forschung, unserer (Neutralitäts-)geschichte und unserem auf viel Verhandlung beruhenden demokratischen System prädestiniert, die Klima bedingte Neuorientierung beherzt anzupacken. Wir kennen uns (eigentlich) aus unserer Geschichte aus mit schonendem Umgang mit Ressourcen, genossenschaftlicher Bewirtschaftung von Boden (Allmenden), Zusammenarbeit verschiedener Sprachgruppen, und Gesetzen, die aus Not erlassen wurden (Waldgesetz). Warum nicht auf diese Art Zukunft setzen, allgemeine Lebensgrundlagen erhalten und fördern als Geschäftsmodell? Ein Amerikaner, ein Sciencefiction-Autor zeigt uns, wie wir auch sind. Um lebensbejahend und kreativ vorwärts gehen zu können brauche ich andere Antriebskräfte als Scham und Verzweiflung über Gier und kurzfristiges Gewinndenken und von Lobbyisten gesteuerte Politiker. Dieses Bild zeigt nicht alles, was die Schweiz, uns Schweizerinnen ausmacht. Wir heissen doch Eid-Genossenschaft: schliessen wir einen Bund auf die Zukunft, die ganze Schweiz, unserer Tradition gemäss, eine Genossenschaft.

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Danke Frau D.! Moralische Klarheit, Zuversicht und Selbstbewusstsein können wachsen, wenn wir uns als Genossenschaft verstehen und danach handeln.

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Das Geschäftsmodell der Schweiz Banken und hat sich mit dem automatischen Informationsaustausch nicht geändert. Die Konten werden einfach nicht mehr in der Schweiz geführt, sondern in Asien (Singapure). Die Kunden und die Gelder blieben die gleichen. Das Geld wurde einfach transferiert. Deswegen gab es auch keinen Abfluss. Hinter dem schönen Titel Wealth Management verbirgt sich noch immer nur die elende Beihilfe zur Steuerhinterziehung.

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Ausländische Vermögen auf CH Banken: 2400 Milliarden, nicht 2.4 Milliarden, wie im Artikel steht.

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Christian Andiel
Produzent
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· editiert

Sehr geehrter Herr W., und auch an die Herren S. und B.: Besten Dank für den Hinweis, der Fehler ist korrigiert. Und es war der Fehler der Produktion, Daniel Binswanger hatte den Betrag korrekt geschrieben - wir haben uns von der englischen Schreibweise "billion" = "Milliarde" in der verlinkten Quelle täuschen lassen.

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpubl&lektorin
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Find ich sehr schön, dass ihr das auch so unter den Artikel geschrieben habt. Der letzte Satz hat mich da schon smilen lassen.

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Da bin ich auch drüber gestolpert, ich nehme an damit sind 2,4 Billionen gemeint?

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Daniel Binswanger
Co-Chefredaktor
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Vielen Dank, das war gemeint. Wir korrigieren! Herzlich, DB

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Ich dachte beim Lesen auch, dass das eher so nach Regionalbanken klingt. 2400 ist wohl plausibler.

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Das dreiste Geschäftlimachen wird wohl auch die Verhandlungen mit der EU negativ beeinflussen. Wieso Kompromisse mit den unsympathischen Berggnomen eingehen, wenn diese ihre Schmuggeltunnels nicht mal dann offenlegen, wenn der Kontinent unter Beschuss steht?

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Epochenbrüche durch 9/11 und Ukraine als Ursachen. Da könnte man noch etwas tiefer graben und fragen was waren denn die Ursachen dieser Ursachen. Und schon ist man auf dem Glatteis der "Verschwörungstheoretiker".
Und wenn schon eine Änderung des Geschäftsmodells Schweiz, dann bitte konsequent mit allen kriegsführenden Staaten wie Saudiarabien, Israel und ... Halt, schon wieder Glatteis.
Und Pharmaindustrie als sichere Zukunftsbranche? Was, wenn Novartis oder Roche stolpern gibts da nicht auch Katastrophen Skandale (von Seveso bis aktuell Pfizer)?
Die vielen Fragezeichen zeigen, auch ich bin ratlos.

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Warum soll man auf das Glatteis der Verschwörungstheorie geraten, wenn man nach den Ursachen der Ursachen fragt? Man muss die Fragen nur richtig stellen und methodisch korrekt beantworten.

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Realist
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Man kann (und soll auch) immer weitergraben. Das darf aber nicht dazu führen, dass wir die Hände in den Schoss legen und offensichtliche Missstände nicht endlich entschlossen anpacken.

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Rückstellungen wären ein Weg. Bevorzugen würde ich einen Weg à la Islands "Kochtopfrevolution" 2009 ff.

Was haben wir Bürger:innen mit dem Versagen von einem privaten Unternehmen zu tun? Und sei dieses noch so gross? Es ist sehr wahrscheinlich, dass die UBS uns früher oder später Probleme bereiten wird wie diverse Banken in diversen Ländern ab 2007/2008. Griechenland, Spanien, Irland... und eben: Island.

Letztere haben es m.E. genau richtig gemacht, indem die politische Zivilgesellschaft sich ganz klar von den privatkapitalistischen Machenschaften abgegrenzt und dafür keinerlei Haftung o.ä. übernommen hat. Aber das war ein harter Kampf gegen die damalige Politik, die sich wie überall auch heute noch viel zu stark mit dem Privatkapitalismus identifiziert und oft gar nicht daran denkt, stattdessen die Interessen der Zivilgesellschaft zu vertreten.

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· editiert

genau richtig! obwohl die situation island/ch durchaus unterschiedlich war/ist. aber es müsste deutlich hörbar räbbele.

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Zur Geschichte, wie die Schweiz seit Mitte des 19. Jahrhunderts zum Global Hub des Rohstoffhandels wurde, kann ich "Transithandel" von Lea Haller empfehlen:

Kaffee, Baumwolle, Kautschuk: kaum eine Ware, die nicht quer über die Weltmeere verschifft wird. Treibende Kraft dabei sind nicht die Abnehmer, sondern Zwischenhändler. Lea Haller legt nun erstmals eine detaillierte Geschichte des Transithandels vor, der einen gewaltigen Teil der globalen Wirtschaft ausmacht.

Am Beispiel der Schweiz, über die heute ein Fünftel des weltweiten Rohstoffhandels abgewickelt wird, zeigt Haller, wie sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts zentrale Techniken und Institutionen der Globalisierung herausbildeten: von Terminbörsen über internationale Schiedsgerichte bis hin zu Steuerprivilegien für multinationale Konzerne.

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Wäre da nicht auch noch der Goldhandel aufzuführen?

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Nach meinem Wissen haben wir dort den grössten Teil des Marktes an Saudi Arabien verloren, bzw übergeben. Zumindest alles was nicht ethisch vertretbar ist.

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Interessant auch der Überblick der SRF zur Frage: Welche ist denn nun die Banker-Partei?

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Der Zusammenhang zwischen Neutralität und Offshore-Banking leuchtet nicht unbedingt ein. Es mag im Fall Russland zutreffend sein und das Verhalten der Schweizer Banken und Behörden dazu ist fragwürdig (https://www.tagesschau.de/ausland/e…n-101.html). Wenn 200 Milliarden Franken als Zahl für die Einlagen russischer Gelder angenommen wird, sind es 8.3% aller Privatvermögen ausländischer Kunden in der Schweiz (bezogen auf 2.4 Billionen Franken). Zwar absolut stattlich, aber relativ genommen wenig. Obwohl über die ausländischen Einleger nicht viel bekannt sein dürfte, sind es wahrscheinlich eher Private und nicht Staaten, z.B. sogenannte Schurkenstaaten. Möglicherweise Private aus Schurkenstaaten. Nicht alle ausländischen Einleger sind kriminell. Die Regulierungen und Vorschriften nehmen zudem zu. Ein Entwurf der EU-Kommission sieht laut einem Bericht des Magazins Spiegel vor, dass nur noch Banken mit einer „physischen Präsenz“ in den EU-Ländern dortige Kunden betreuen dürfen. Für UBS, CS, Bär und Co. ist das kein Problem. Diese haben eigene Töchter im Gemeinschafts-Raum. Laut Spiegel verfügen derzeit 56 Schweizer Banken eine Lizenz der deutschen Finanzaufsicht (https://insideparadeplatz.ch/2022/1…n-stecker/). Laut eidgenössischem Finanzdepartement sei es wichtig, dass die Schweiz im Offshore-Banking stark bleibe. Steuerinformationen würden automatisch ausgetauscht und die Schweiz verfüge über strenge Geldwäschereiregulierungen. (https://www.srf.ch/news/wirtschaft/…m-der-welt). Das Problem der CS war, dass es sich nicht an die Vorschriften hielt wie die wiederholten schweren Rügen der Finma zeigen. Geldsanktionen gab es vor allem durch Anklagen aus den USA.
Ob die Schweizer Pharmaindustrie mit steigenden Exportzahlen als Vorbild taugt, ist zweifelhaft. So ist zum Beispiel Wirksamkeit sehr teurer Krebsttherapien, die in den letzen Jahren entwickelt wurden, insgesamt unbefriedigend, vor allem wenn auf wichtige Endpunkte wie relevante Lebenszeitverlängerung und Lebensqualität geschaut wird (https://www1.wdr.de/daserste/monito…e-100.html).

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Bio Bäuerin, Politikerin
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... sag mir wo die Frauen sind... Mein Vorschlag: was interessiert mich das Geschwätz über die Banken, die Parteien, die Politik, die Macht, das Geld. Das Leben in die eigenen Hände nehmen, der unbezahlten Carearbeit einen Wert geben: selber kochen, regional und bio einkaufen, Kleider pflegen, Wohnung in Stand halten, Familie und Nachbarn umsorgen. Über die Lebenszeit selber bestimmen.

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Und damit ist die Welt in Ordnung?! Sie dürfen ihren eigenen Garten durchaus pflegen, nur haben Banken, Parteien, Politik, Macht und Geld immer etwas mit ihrem Leben zu tun - ob sie wollen oder nicht.

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Hat denn nicht das Investment Banking die CS zu Fall gebracht?

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