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Ich habe in den 80er Jahren zwei Jahre an einer Realschule unterrichtet. Vor Wahlen und Abstimmungen habe ich das zum Thema gemacht. Die SchülerInnen haben sich informiert, Zeitung gelesen, Nachrichten gehört. Am Freitag vor dem Wahlsonntag wurde dann abgestimmt und die SchülerInnen konnten es kaum erwarten, wie es dann bei der "richtigen" Abstimmung herauskommt. Auch jeden Tag einmal Nachrichten hören habe ich eingeführt. Nach anfänglichem Desinteresse machte ich einen Wettbewerb. Nach jeden Nachrichten stellte ich 3 Fragen zum Gehörten und wer nach zwei Monaten am meisten Punkte hatte, gewann ein Rollbrett. Nach zwei Monaten wussten die Schülerinnen aber Bescheid was auf der Welt so läuft und sie hörten Nachrichten auch "ohne Rollbrett". Den anderen Lehrkräften habe ich empfohlen doch auch Nachrichten zu hören. Niemand hat es getan meist mit der Begründung - dafür haben wir keine Zeit, sonst kommen wir mit dem Stoff nicht durch.

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Herr Gadient herzlichen Dank für diesen wunderbaren Beitrag. Wie sagte Gandi: Lass uns die Veränderung sein die wir uns von der Welt wuenschen.

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Einfach fantastisch, Herr Gadient! Was für ein kreativer Ansatz, um ganz konkret etwas für die Demokratie zu tun.

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Herzlichen Dank Frau Hamilton - Irvine. Ich hab den Schuldienst allerdings nach zwei Jahren hingeschmissen, aber das ist eine andere Geschichte. Was mich freut, dass ich mit SchülerInnen von damals immer noch Kontakt habe, War auch schön mitanzusehen, was aus den Realschülerinnen geworden ist, auch wenn sie "nur" in der Realschule waren. Einer wurde Professor an der Kunstakademie Dresden und ist heute ein europaweiter Spezialist für chinesische Buchkunst. Er hat den "Schuldienst" verweigert und wollte nur zeichnen. Ich hab ihn gelassen und er zeichnete wandfüllend Schlachten, die Preussen gegen die Ulanen mit hunderten von Figuren. Hab halt immer daran geglaubt, dass in jedem/jeder SchülerIn etwas schlummert. Man muss es einfach erkennen, aber meine Art zu Unterrichten hat halt nicht so gepasst. Tempi passati.

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Ich hoffe, es finden dereinst wieder vermehrt Menschen an die Urnen. Der Anteil in meinem eigenen Bekanntenkreis (+/-50) ist erschreckend tief!
Zusätzlich etwas störend am Wahlsystem finde ich, dass im Ausland lebende Schweizer abstimmen können, während in der Schweiz lebende Ausländer nicht abstimmen können. Das ergibt keinen Sinn.
Wer länger als 10 Jahre im Ausland lebt, dessen Wahlrecht sollte ,,eingefroren“ werden, bis er eines Tages vlt wieder zurückkehrt. Und umgekehrt sollten Ausländer automatisch nach 10 Jahren hier wählen und abstimmen gehen können.

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Urs Müller
Politisch interessierter Mensch
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Dass das Stimmrecht der Auslandschweizer:Innen eingefroren werden soll, finde ich einen interessanten Vorschlag.
Hingegen bin ich dezidiert der Meinung, dass nur Schweizer:Innen auf Ebene NR (ev. auch Kanton) wählen sollen. Nur wer das Bürgerrecht hat, sollte auf dieser Ebene Wählen und auch gewählt werden dürfen.
Wo ich kein Problem hätte, wäre auf kommunaler Ebene (Gemeinden/Städte) und selbstverständlich bei Abstimmungen (ev. ausser solcher zur Verfassung), denn von den Themen der Abstimmungen sind ja alle Einwohner:Innen der Schweiz gleichermassen betroffen.
Und meines Erachtens sollte die Einbürgerung vereinfacht werden. Ich hatte die Kollegen, welche unbedingt den Wohnort beibehalten mussten, um endlich die Chance für eine Einbürgerung zu erhalten, deshalb aber überteuerte Mieten und weite Arbeitswege in Kauf nehmen mussten.

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Das wäre schon mal ein Anfang.

Als Beispiel fällt mir immer die Türkei ein; Millionen von Türken im Ausland wählen Erdogan, müssen aber selbst nicht unter ihm leben. Das ist nicht fair. Und wir wissen: im Ausland lebende sind vor lauter Wehhmut und Heimweh oft noch sehr viel verklärt-nationlistisch eingestellt.

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Dass Nicht-Staatsbürgerschfts-tragende nach 10 Jahren zumindest auf kommunaler Ebene wählen und abstimmen können sollten finde ich gut. Auch die Regelung, dass vor der Einbürgerung X Jahre Wohnsitz im selben Kanton notwendig sind, gehört auf den Müllhaufen der Geschichte.

Warum deshalb im Rest der Welt wohnende mit Staatsbürgerschaft bestraft werden sollten leuchtet mir hingegen nicht ein. Ich zahle als Auslandschweizer beispielsweise weiter in die AHV ein (nicht obligatorisch), habe weiterhin Konten in der Schweiz (Die Post machts, natürlich nicht gratis, die Grossbank hingegen wollte > 5Mio drauf, sonst nicht) und könnte auch Immobilienbesitz in der Schweiz haben.

An meinem Wohnort in Kanada sind Grundbesitzende auf kommunaler Ebene abstimmungsberechtigt, manche Steuern (zum Beispiel Schule) sind umgekehrt auch an den Grundbesitz geknüpft.

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Naja, hier lebende Ausländer zahlen nicht nur AHV, sondern auch Steuern und haben trotzdem nichts zu sagen.
Nicht dass ich die Urteilskraft für eine Abstimmung von Auslandschweizern per se für geringer halte, aber warum soll jemand nicht hier lebender darüber abstimmen, was die hier lebenden betrifft? Bzw; können sie ja nach meiner Idee 10 Jahre lang.

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Chance für ein Umdenken?!
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Hmmm... das finde ich einen sehr prüfenswerten Vorschlag. Soweit habe ich noch gar nie nachgedacht - werde darüber nachdenken müssen... Danke dafür.
Dies wäre eine, m.E. , sinnvollere Lösung, als 16-jährigen das Wahlrecht zu geben....

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Ihre Erkenntnisse geben Hoffnung, dass der Rechtsdrall abflachen wird - hoffentlich bald!

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Schülerin am Gymnasium
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Ich stimme Ihnen im Grossen und Ganzen zu. Es ist immernoch so, dass politische Bildung viel zu wenig im Fokus steht. Allerdings finde ich, dass es durchaus Verbesserungen gibt, die man auch sehen sollte. Als Beispiel mussten wir uns im Geographieunterricht beim Thema Energiezukunft Schweiz einen Standpunkt aussuchen (z.B. eine Partei oder eine Organisation) und diesen dann in einer Diskussion vertreten. Ich zum Beispiel hatte die Organisation "Wednesdays against Warming" (klar an FFF orientiert). Dadurch, dass wir wirklich miteinander diskutieren mussten, mussten wir uns mit der Argumentation der jeweiligen Organisation auseinandergesetzen und uns in die jeweilige Position versetzen (nicht jede Person hatte das, womit sie sich persönlich indentifizieren konnte, vor allem bei den rechten Parteien fand sich zuerst niemand). Natürlich gab es auch einige uninteressierte Personen, aber im Generellen habe ich es so wahrgenommen, dass das einen sehr positiven Effekt hatte und wir auch nach der eigentlichen Diskussion weiter diskutiert haben. Da die Diskussion auch benotet wurde, haben sich die meisten Mühe gegeben. Ich persönlich diskutiere auch privat sehr viel und auch sehr politisch, allerdings war das für einige Personen aus meiner Klasse eine Art erster Kontakt mit Politik, der bei vielen eine positive Wirkung hatte. Natürlich ist das nur ein Einzelbeispiel, allerdings sehe ich, dass wir auch in sonstigen Fächern viel diskutieren und über Politik reden. Vor allem in Geschichte bringen wir oft unsere eigenen Meinungen ein und reden teils auch nach Unterrichtsschluss weiter, einfach nur, weil es uns interessiert.
Was mir aber auch aufgefallen ist, ist der grosse Unterschied zwischen Sekundarstufe I und II. In Ersterem war ich die Einzige, die mit Lehrpersonen diskutiert hat, die anderen aus der Klasse waren politisch komplett uninteressiert. Deswegen denke ich, dass spätestens in der Sekundarstufe I angefangen werden sollte, über unser politisches System zu reden und dies auch als reguläres Fach eingeführt werden sollte.

Edit: Typo

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Johanna Wunderle
ehemalige Primarlehrerin
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Danke Anonym 2 für den ermutigenden Beitrag.

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Johanna Wunderle
ehemalige Primarlehrerin
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Liebe/r Anonym 1
Vielen Dank für Ihren wichtigen Kommentar. Leider kann ich nicht dagegenhalten, dass in der Schule und in der Gesellschaft im Allgemeinen die Demokratie lustvoll praktiziert
wird. Es gibt Ausnahmen in meiner Familie und im Freundeskreis.
Abgesehen von den Wahlen bin ich zunehmend überzeugt, dass wir erneut lernen und lehren sollten zu reden und zuzuhören.
Es wäre mE sinnvoll in der Schule jeden Tag mit einer kleinen Gesprächsrunde anzufangen, wo die Kinder und Jugendlichen über sich, ihre Erlebnisse, Wünsche, Sorgen reden könnten. Die Themenzentrierte Interaktion von Ruth Cohn ist eine ausgezeichnete Technik.
Auch John Dewey der sich für "Werte" einsetzte ist aktuell.
Wenn Menschen schon als Kinder die Gelegenheit bekommen zu lernen, wie sie sich äussern können und wie sie zuhören können, würden weniger psychisch krank werden.
Die Basis für "Wertesysteme und Entscheidungsfindungen" wäre gelegt. Ausserdem würde gegenseitige Anerkennung entstehen.
(Leider fehlt mir die Zeit. Ich hoffe auf einen Artikel zum Thema, das Sie angesprochen haben.)

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Multifunktional
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Ich kann Ihnen nur teilweise zustimmen. Die Schule hat sich in den letzten 40 Jahren doch stark gewandelt. Ab der Mittelstufe hat unsere Schule einen „Schülerrat“, in dem sowohl spezielle Aktivitäten geplant (z.B. Übernachten in Schule) als auch aktuelle Anliegen der SuS vorgebracht werden können (Anpassung Schulregeln). Dadurch werden nun aktuell die Kleiderregeln angepasst.
Am Gymnasium unseres Sohnes gibt es jedes Jahr einen Parteienbasar, bei dem lokale Parteipolitiker mit einem Stand präsent sind. Alle grossen Parteien machen mit. Im Anschluss stellen sich die Politiker einer moderierten Fragerunde. Der SVP-Mann sei dabei dieses Jahr sehr schlecht weggekommen. :-)
Auch Diskussionen zu politischen Fragen, wie sie Anonym 2 beschreibt werden gemacht. Es wäre aber sicher wünschenswert, wenn dies noch weiter ausgebaut würde in der obligatorischen Schule.

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Finde das ein sehr interessanter Gedanke und stimme Ihnen zu, wenn ich auf meine eigene Jugend schaue und jetzt auf den Schulalltag meiner Kinder.

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„ Trotzdem denke ich nicht, dass die Kinder und Jugendlichen ermutigt werden, ihre Meinung zu bilden, zu vertreten und zu ändern.“ Schade, dass Sie so denken, ohne dieses Denken auch nur ansatzweise zu begründen. Gehen Sie doch einmal in eine Berufsfachschule Ihrer Wahl in den allgemeinbildenden Unterricht.

“ Das Militär ist m.E. immer noch ein Ort, an welchem höchstens das Gedankengut aus rechter Ecke sich wohlfühlt”. Liebe Frau Anonym, so sei es in der Armee. Worauf stützt sich Ihr Urteil?

Sie und ich teilen offenbar die Hochachtung vor Janusz Korczak. Einer der Grundsätze für das sogenannte Kindergericht lautete: “Das Gericht ist nicht die Wahrheit, aber es möchte die Wahrheit finden.” Sollte dies nicht auch für unsere Meinungen gelten?

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Zur Armee:

  1. Ich habe ihr Beispiel mit dem Durchdiener gelesen und ich kann mir auch vorstellen, dass dies passiert ist. Wenn er dann aber nichts unternimmt, sprich sich beschwert, hält sich mein Mitleid in Grenzen. Man muss sich nur hoch genug beschweren und je höher man gehen muss, um gehört zu werden, umso härter kommt der Hammer von oben auf die fehlbare Person. Spätestens der 1. Major oder der 1. BM, der die Beschwerde sieht versteht das und wird sich einschalten, denn sonst gerät er selbst unter den Hammer. Das ist auch kein Fall wie sexueller Missbrauch oder Vergewaltigung in denen es eine grosse Überwindung bräuchte, um den Täter anzuzeigen.

  2. Eine Organisation, welche wichtige, staatliche Aufgaben unter Zeitdruck ausführen muss, kann nicht demokratisch sein. Das Volk gibt via Parlament und Bundesrat der Armee die Vorgaben, nicht die Soldaten. Heutzutage gibt es viele Foren für die Soldaten, um den Vorgesetzten eine Rückmeldung zu geben, egal ob man Rekrut oder Oberstlt ist, jedoch sind diese Voten niemals bindend. Bei der Armee wird eher noch mehr als bei einem Unternehmen darauf eingegangen, aber Zeit und Geld sind häufig zu limitiert für alle Wünsche. Es wird auch auf Sinnvermittlung gesetzt, aber wenn die Zeit drängt gibt es einen knappen Befehl, der ohne Widerspruch ausgeführt wird. Einzige Ausnahme: Der Befehl widerspricht Reglementen oder dem Kriegsvölkerrecht.

Die Armee ist demokratisch, da sie einer Demokratie dient, ist aber selbst nicht demokratisch organisiert. Demokratisch organisiert sind , wenn ich nichts vergesse, grundsätzlich nur der Staat, Vereine und Genossenschaften.

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Stadtzürcherin
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Vielen Dank für den Artikel.
Es hat mich an eine ältere Kollegin erinnert, die 75 Jahre alt ist und die in ihrem ganzen Leben 1 Mal abgestimmt hat. Ich versuche sie (und meine gleichaltrigen Kolleginnen) bei jeder Abstimmung dazu zu ermuntern abzustimmen, aber sie findet, es sei ihr egal und sie sei nicht politisch aufgewachsen. Dann aber regt sie sich über den fehlenden Klimaschutz auf.
Ich habe bis jetzt an fast jeder Abstimmung teilgenommen (bin <30), wie meine Mutter auch. Ich habe Mühe damit es nachzuvollziehen, wieso ein paar "Ja" und "Nein"'s so schwierig sind zu setzen. Vielleicht würde eine symbolische 5 Franken Busse wie in Schaffhausen (wenn ich mich recht erinnere) zu mehr Motivation führen.

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als Teilnehmende
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Ich habe Ihren Beitrag mit Interesse gelesen, Frau Bütikofer. Ich habe schon als Kind politische Diskussionen im Elternhaus und im Radio gehört. Die Zeitungen gehörten auch dazu. Wir rissen sie uns manchmal buchstäblich aus den Händen. Dafür bin ich vor allem meinem Vater sehr dankbar. Meine Mutter (nicht politisiert), ist durch die Heirat mit meinem Vater aktive Urnengängerin geworden. Politik interessierte mich schon früh und sie ist schon lange ein wichtiger Pfeiler in meinem Leben geworden. Ja, ich politisiere lustvoll und kann mich dabei mit wichtigen Themen auseinander setzen und dazu lernen. Die Chance haben abzustimmen zu können, ist ein Privileg in der CH. Wird zuhause nicht über Politik gesprochen noch an die Urne gegangen, soll später in der Schule darin gefördert werden. Fach: Politikunterricht.

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Eine schöne Zusammenfassung der Statistiken. Mich würde aber noch interessieren, weshalb junge Frauen eher links wählen und auch, weshalb junge Männer die FDP und SVP cool finden. Sind die beiden Parteien für die männliche Jugend wegen des "Benzins im Blut" so hip oder werden sie gewählt, weil sie noch immer dem ewig männlichen Wachstumsglauben nachhängen?

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Ich habe das KV gemacht und dort wird einem immer eingebläut wie der Markt alles regelt, vielleicht kommt daher die FDP Stärke, da dort ja dasselbe Mantra herrscht.

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Als junge Person verstehe ich viele Nichtwähler:innen ziemlich gut, obwohl ich selber immer Abstimme. Zumindest in meinem Umfeld passt wenigen Leuten eine Partei oder Person wirklich gut ins persönliche Meinungsspektrum. Da stimmt vielleicht 50% der Meinung überein. Dann sind es vielfach neue unbekannte Persona, bei welchen das Vertrauen tiefer ist. Zum Schluss gehen die eigenen Stimmen ins Leere. Z.B wurde bei mir während vielen Jahren kein einziger und einzige meiner Kandidat:innen gewählt. Da liegt es leider Nahe wenn man es sein lässt, was schade ist.

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Privilegierter
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Hm, finde ich jetzt nicht naheliegend. Ja, jemanden zu finden der:die in mein Meinungsspektrum passt, habe ich schon lange aufgegeben. Es gibt aber zum Glück verschiedenste Arten/Taktiken, zu wählen. Ins Leere gehen Stimmen ja auch nicht. Wenn der Anspruch (überspitzt) ist: Kandidat:in muss 100% passen und nur er:sie darf gewählt werden, ansonsten das nächste Mal Teilnahmeverweigerung. Ja, dann wird es schwierig, jemandem unser System schmackhaft zu machen.

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Bin nicht mehr der Jüngste und es geht mir ebenso. Trotzdem wähle ich immer, die Stimme geht ja nicht verloren. Was mich besonders nervt ist die bürokratische Art mit Zetteln. Ich bin oft am streichen, panaschieren, ... damit es mir passt - ich komme mir dabei vor wie ein hinterwäldlerischer Höhlenmensch, der nie einen Computer oder ein Handy gesehen hat. Es ist ziemlich mühsam seinen Willen so auszudrücken - etwa dass ich mehr Frauen in der Politik sehen möchte, oder digalisierungsfreundliche Politiker:innen, weniger Jurist:innen, keine Firmenchef:innen, keine Bauernlobbyisten, etc. Ich denke der Staat könnte viel mehr tun, um den Wähler:innenwillen, speziell auch der Jungen, einfacher umsetzbar zu machen. Unter denen, die ich frage, wählen die meisten "nur" eine Partei. Ich vermute dieses bürokratische System führt zu systematischen Verzerrungen. Gerade junge Leute könnte man digital vermutlich leichter abholen.

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Herzlichen Dank für diese Informationen.

Hier in Deutschland ist die Bürgerbeteiligung in Form von Abstimmungen kaum bekannt.
Wir arbeiten daran, dass die Bürgerbeteiligung in Deutschland zunimmt.
Uns interessieren vor allem die Unterschiede zwischen der Schweiz und Deutschland.
Ohne den Anspruch zu stellen, dass unsere Ansichten wissenschaftlich fundiert sind, glauben wir folgendes festzustellen.
Das Interesse an Wahlen nimmt in beiden Ländern ab.
Die Wahlversprechen der Parteien in beiden Ländern stehen im grossen Widerspruch zu den tatsächlichen Ergebnissen. Dies betrifft im Spezielle die sichere und klimaneutrale Energieversorgung.
In beiden Länder glaubt eine Mehrheit der Medienschaffenden, es seien die Repräsentanten des Volkes und eine Elite von Wissenschaftern, die die Lösungen unser grossen Probleme herbei zaubern.
In beiden Länder wird wenig Wert auf politische Bildung gelegt, was jedoch Grundvoraussetzung für eine funktionierende Volksherrschaft ist.
Einmal mehr die Bitte an die Republik, es nicht nur bei der Analyse bleiben zu lassen, sondern mögliche Verbesserungen den Lesern zur Diskussion zu stellen.

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Johanna Wunderle
ehemalige Primarlehrerin
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Lieber Herr Löpfe, die erste Voraussetzung , wäre die Förderung der Gesprächsfähigkeit.
Viele Menschen haben nicht mehr gelernt sich zu äussern und zuzuhören.
M.E ist das der Grund für die Beliebtheit der Social Media, die Ersatz sind für the real thing.

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Mir gelingt es mit den meisten Menchen ins Gespräch zu gehen.
Wenn ich es einmal nicht schaffe, frage ich mich, wie muss ich mein Gegenüber ansprechen.
Niemand zwingt mich Social Media Angebote zu nutzen.
Hier in Ingelheim bewegen wir mit unserer regionalen, sicher mit Energie versorgten, klimaneutralen Energiezelle Tausende von Menschen und schaffen es sogar politische Einigkeit zu erzielen über alle Parteien hinweg.

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Urs Müller
Politisch interessierter Mensch
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Vermutlich ist hier irgendwo ein Thread oder Teil davon verloren gegangen.
Ich antworte trotzdem auf den Einwand, dass Social Media beliebt sei.
Gerade politische Diskussionen sind auf SoMe häufig nur «hinausplärren», ich sehe selten fundierte Diskussionen. Der Vorteil von SoMe ist: ich kann einfach mal was sagen, ohne dass mich die Kollegen im Büro oder die Familiemitgliedern fragend anschauen und sich vielleicht sogar die Hand vor den Kopf schlägt. Die Antworten auf SoMe muss ich ja nicht mal lesen. So, denen habe ich mal die Meinung gegeigt.
Das ist auch der Grund, weshalb sich viele Menschen auf SoMe auch derart «entblössen». Das könnten sie nicht mal an einem Stammtisch .

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Ich hätte folgende Zusatzfrage zu dem sehr interessanten Artikel an Frau Bütikofer: gibt es auch Zahlen zu Schweizer Stimmberechtigten mit Migrationshintergrund (soviel ich weiss werden offiziell Primos und Secondos zu dieser Gruppe gezählt)? Gibt es Angaben über deren Anteil insgesamt und über das Wahlverhalten?
Vielen Dank

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Lukas Häuptli
Leiter Politik & Recherche
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Lieber Herr K., danke für Ihre Frage. Womöglich hilft für deren Beantwortung folgende Studie: https://onlinelibrary.wiley.com/doi…spsr.12136.

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Es gibt Untersuchungen dazu, man spricht dabei vom Part ipation Gap. Bei den Nationalratswahlen 2019 17%, d.h. Die Zahl der Abstimmenden mit Migrationshintergrund lag 17
% tiefer als die Zahl der Gruppe stimmenden ohne Migrationshintergrund. Mehr dazu unter www.demokratie-migration.ch

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Mich würde mal Wunder nehmen, wieviele Briefstimmen nach den Auszählungen (Mo+Di nach Abstimmungssonntag) bei den Gemeinden eintreffen.

Kann mir gut vorstellen, dass viele Menschen denken, dass sie abgestimmt hätten, in Wahrheit aber den Stimmzettel am Freitag oder Samstag in den Briefkasten geworfen haben, was meistens zu spät ist…

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Danke für den sehr interessanten Artikel!

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Molekularbiologe PhD, Unternehmer
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Liebe Frau Bütikofer, Sie schreiben " ... auch 2019 noch nahmen deutlich weniger Schweizerinnen über 65 an den Wahlen teil als gleichaltrige Schweizer". Aber wurden hier wirklich "gleichaltrige" miteinander verglichen? In der Grafik sind es einfach Leute über 65. Und da Frauen im Schnitt rund zehn Jahre älter werden als Männer und meines Wissens die Stimmbeteiligung im höheren Alter wieder abnimmt, wäre nur schon aus diesen demographischen Gründen eine tiefere Stimmbeteiligung in der weiblichen Gesamtpopulation über 65 erklärbar (wobei die Frage bleibt, wie gross / signifikant dieser Effekt wäre).

Korrekterweise müsste man also wirklich Menschen gleichen Alters, z.B. 65-Jährige, miteinander vergleichen. Wenn wir das tun, kommen wir dann noch zu den im Wesentlichen gleichen Zahlen?
LG

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Die Daten stammen von Selects. In der Ausgabe von 2019 finden Sie in Grafik 2 ein Vergleich nach Geschlecht und Alterskategorie. In der Ausgabe 2007 ist es die Grafik 1.

Bei beiden Grafiken würde ich nicht die Vermutung aufstellen, dass der von ihnen angesprochene demographische effekt, sich stark bei der Wahlbeteiligung von Frauen niederschlägt. Allenfalls bei den Männern über 75.

Die Geschlechterdifferenz in der Wahlbeteiligung scheint mir (derzeit) mit über 65 für ältere Jahrgänge solide wiedergegeben.

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Molekularbiologe PhD, Unternehmer
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Vielen Dank. Da die Grafiken in den von Ihnen genannten Quellen nicht nur >65 anzeigen, sondern für die ältere Bevölkerung drei Datenpunkte (55-64, 65-74 und >75), scheint auch mir, dass der Unterschied wahrscheinlich relevant ist, und kein reiner Demographie-Artefakt. Es widerstrebt mir einfach ein bisschen, dass im Artikel Aussagen zu "Gleichaltrigen" gemacht werden, die dann mit Zahlen mit dem "gewünschten" Effekt untermahlt werden, statt wirklich gleichaltrige zu zeigen.
So kommt es dann auch zu zusätzlichen Fehlern, z.B. wenn im Artikel behauptet wird 2019 sei eine 20%-Differenz bei den >65-Jährigen festgestellt worden. Das stimmt so nicht: die 20% betreffen die 65-74-Jährigen, während der Unterschied bei den >75-Jährigen sehr viel geringer ist (ca. 10%). Dieselbe Abnahme bei den über 75-Jährigen finden wir in den 2007 Zahlen nicht. Da stellt sich schon ein bisschen die Frage nach der statistischen Relevanz all dieser Zahlen...

Interessanterweise sind 2007, also rund ein Jahrzehnt vor der Erhebung in 2019, nicht nur die Zahlen für die >75-Jährigen etwa gleich hoch wie die der 65-74-Jährigen, sondern auch auch die Zahlen der rund ein Jahrzehnt jüngeren 55-64-Jährigen. Aus letzterem liesse sich spekulieren, dass der Effekt eher an die Generation als an das Alter gebunden ist, und dass er nach der vor-babyboomer Generation langsam aussterben wird. Aber eben: Das ist alles ziemliches Kaffeesatzlesen. In der Wissenschaft wird leider nur allzu oft zuerst die Aussage aufgestellt, und dann mit passendem Zahlenmaterial unterlegt, statt zuerst die Zahlen zu analysieren, und dann Hypothesen aufzustellen, die man dann wieder anhand von weiterem Zahlenmaterial auf ihre Aussagekraft testet.
Was "Statistik" so alles zustande bringt hat z.B. gerade vor zwei Wochen erst Herr Binswanger in seinem Kommentar zum "Wahlbarometer" amüsant beschrieben.

Danke nochmals für die beiden Links.

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Mich interessiert, ob bei den Stimmberechtigten auch die Minderjährigen mitgezählt werden. Ein Drittel der 8,7 Millionen sollten ja minderjährig sein. Oder zählen die Kinder nicht als Einwohner? Kann mir jemand antworten?

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Lukas Häuptli
Leiter Politik & Recherche
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Liebe Frau Z., danke für Ihre Frage. In der Schweiz sind zurzeit rund 5,5 Millionen Menschen stimm- und wahlberechtigt. Vom Stimm- und Wahlrecht ausgenommen sind alle Jugendlichen und Kinder unter 18 sowie alle Menschen ohne Schweizer Bürgerrecht.

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Wie kommen sie darauf, dass ein Drittel minderjährig sei? Das würde doch bedeuten, dass die Schweiz entweder eine Geburtenschwemme, oder eine Lebenserwartung von nur 18*3 = 54 Jahren aufweist ...

Laut dem Bundesamt für Statistik umfasste die ständige Wohnbevölkerung Ende 2021:

  • 8'738'791 Menschen

  • 2'244'181 Ausländer, davon 412'119 unter 18, und 1'832'062 darüber

  • 6'494'610 Schweizer, davon 1'160'504 unter 18, und 5'334'106 darüber

Anders formuliert: Bei den Schweizern waren 17.8% minderjährig, bei den Ausländern 18.3%. Von den 6.5 Mio. Einheimischen sind 5.3 Mio volljährig.

Dazu kommen die Auslandschweizer, die die Ausübung ihrer politischen Rechte beantragt haben, abgezählt werden die "wegen Geisteskrankheit oder Geistesschwäche entmündigten"

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Dazu gehört passend noch die Zahl derjenigen, die zwar hier wohnen und Steuern zahlen, aber nicht abstimmen dürfen.
Bei den Kindern gehe ich davon aus, dass diese nicht Stimm- und wahlberechtigt sind, aber bei den Einwohnern gleichwohl erfasst sind.
Es wäre jedoch interessant, absolute Zahlen zu haben. Auch wenn man sie googlen könnte ...

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Man kann :-)

https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/hom…litik.html

5'539'952 im Durchschnitt in 2022, die 5.5 Mio kommen ziemlich gut hin.

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als Teilnehmende
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Sie sind ein guter ideenreicher Pädagoge gewesen, Herr Gadient.

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Johanna Wunderle
ehemalige Primarlehrerin
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Das finde ich auch. Wenn es viele wie Herr Gadient gäbe, sähe es anders aus in der Welt.

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Nun. Ich gehe regelmässig wählen, auch in der Stadt Zürich. Obwohl ich rot-grün wähle wurde die Stadt mit Beton zugepflastert, Ärmere und unterer Mittelstand werden vertrieben und nicht nur gibt es Google seit langem in unserer Stadt, nein, sie bauen ihren Standort in der Stadt Zürich im Kreis 4 noch massiv aus. Seit Jahren grassiert die Gentrifizierung. Verliere ich meine Wohnung, werde wohl auch ich aus der Stadt ziehen müssen, obwohl hier geboren und aufgewachsen. Weil ich mir Wohnungen für 3000 Franken (und das ist noch die untere Marge) nicht leisten kann, aber auch keine Familie habe oder so wenig verdiene, dass ich in gewissen Genossenschaften Platz finden würde.
Menschen, die das Auto für die Arbeit benötigen und bereits nicht viel verdienen wie mit ehemalige Lebenspartnerin, die Schreinerin ist, werden mit der Parkplatzpolitik gegängelt. Die Pendelabzüge bei den Steuern wurden vor Jahren stark begrenzt. - Um nur einige Punkte zu nennen.

Ich frage mich tatsächlich nun, warum ich immer wählen war. Wofür? Offenbar hat keine der Parteien Interesse an der arbeitenden Bevölkerung, die kein Eigenheim besitzt. Sie können sich in die Situation gar nicht hineinversetzen wie mir scheint.

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Ich würde mich sehr für die Studie interessieren, diebzeigt dass der Stadt-Land-Graben eher ein Generationen-Graben ist. Kann mir jemand den Link geben. Danke!

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Ich zähle zur Gruppe der älteren Männer. Und ich nehme auch an jeder Abstimmung und jeder Wahl teil und das, seit ich das Recht dazu habe, verhalte mich also 'statistikkonform' :-). Der Grund ist einfach: Mein Vater tat dies auch und - als die Frauen dann endlich dieses Recht auch hatten - meine Mutter ebenso. Beim Betrachten der Statistik wird recht klar, dass diese Vorbildfunktion wohl am Verschwinden ist. Dass die Schule dies übernehmen solle, finde ich etwas 'müde', damit würde das Elternhaus mehr und mehr obsolet...

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