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Michael Rüegg
Freier Autor
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Lieber Const, ich bitte ebenfalls um Schilderung der Kishonschen Verhaftsbemühungen.

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Okay, Michi!
Kishons Wunsch mich verhaften zu lassen … Natürlich handelte es sich wie eigentlich immer um ein Missverständnis.
Es passierte an einem hektischen Vormittag im Flughafen Kloten, im Terminal A. Ich jobbte als Handgepäckwagenstosser. Meine Aufgabe war, die leeren Trolleys aus dem Gewühl zu entfernen. Es war ein unübersichtliches Chaos aus Passagieren, Gepäck und Ungeduld. So erwischte ich ein volles Wägelchen mit einem kleinen, hellbraunen Lederkoffer drauf. Ich steuerte das Ding ins Gewühl zurück, links und rechts nach dem Besitzer suchend.
Zu meiner Verblüffung war es niemand anderer als Kishon. Er fragte mich: «Was wollän Sie mit meinäm Koffärr, jungärr Frräund?», fragte er.
Ich erklärte, dass ich die leeren Wagen einsammle, und dass ich aus Versehen ...
Kishon sagte: «Liebärr Frräund, beantwortän Sie mir nurr eine Frage: Was wollän Sie mit meinäm Koffärr?»
Ich wiederholte, was ich gesagt hatte.
Es interessierte ihn so wenig wie beim ersten Mal. Er: «Wo ist Ihr Vorgesetztärr?»
Ich zeigte auf einen Kollegen, der zwar nicht mein Vorgesetzter war, aber danach aussah. Es war ein älterer Italiener, der aus Gründen der persönlichen Würde eine Krawatte über dem Uniformhemd trug.
Kishon sprach ihn an: «Fäuern Sie diesen Herrn hier! Är wollte meinen Koffärr stäälen. Wo ist di Polizai?»
«Polizia? Gehe uffe, danne links und links!», log der der würdevolle Kollege.
Kishon marschierte ab, in Richtung eines Labyrinths aus Bürokorridoren.
Ich dachte kurz an meinen Grossonkel Louis. Der nicht nur ein Flieger war, sondern auch ein Snob. Und sich brüstete, dass er nur tote Autoren lese.

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Michael Rüegg
Freier Autor
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Love it. Vor ein paar Jahren stand ich mal David Sedaris gegenüber, den ich ziemlich vergötterte. Ich hatte mich davor mit seinem Mann Hugh unterhalten. Als Sedaris mit Autographieren fertig war, gesellte er sich zur Runde. Ich lächelte krampfhaft, bis er zu Hugh sagte: So, gehen wir essen? Und dann war er weg. Lieber über tote Autoren reden als mit lebenden.

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Lieber Constantin Seibt, seit Jahren liebe ich Ihre Artikel, habe früher den "Tagi" hauptsächlich wegen Ihren Beiträgen abonniert und bin heute mit der "Republik" glücklich! Ich freue mich auf den nächsten Beitrag!

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Haha, ging mir G. ähnlich! Wenn ich einen Beitrag von C.S. im Tagi las, dachte ich mir: „Genau deshalb habe ich den Tagi abonniert.“

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Lieber Herr Seibt, langsam werde ich süchtig... In diesem Sinne warte ich gerne auf die Kishonsche Verhaftung.

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Ist gemacht. Siehe oben!

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Danke - wundervoll!

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Even Meier
Thus play I in one person many ...
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PPPPPS: Warum verhaften? Für heute ist genug. Falls Sie wollen, schreib ich es in den Kommentaren zu diesem Artikel.

Sehr gerne! Ein neuer Tag, eine neue Geschichte!

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Lieber Herr Seibt, laut lachen beim Frühstück macht glücklich - bitte weitermachen !

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PPPPPS: Warum verhaften? Für heute ist genug. Falls Sie wollen, schreib ich es in den Kommentaren zu diesem Artikel
BITTEDANKE

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Das kommt mir schon etwas sehr durchdacht vor; solch raffiniertes Kalkül im Geist eines gebeutelten Opfers. Da legt sich wohl der gereifte Beobachter und fesselnde Schreiber CS die vergangene Welt zurecht. Aber ein Lesevergnügen ist es allemal.

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Herzlichen dank , einfach toll. Ich freue mich auf die nächsten Beiträge.

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Armando Köppel
Rente-Geniesser
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Köstlich, einfach köstlich! Die harte Schule als Klassenclown, Mutterwunschverdreher, Kishonbeunruhiger und Lebenswegfinder führte erstaunlicherweise zu einem excellenten Ergebnis: Der "Beste Kolumnist von Allen," finde ich. Danke allen "Erziehungsberechtigten" die dazu beigetragen haben. Wann kommt das Buch, das Beste von Allen?

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Mitbetroffene
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Danke!!!
Sie schreiben: "Man interessierte sich in meiner Familie für Originalität, nicht für das Rudel" und ich frage mich, inwieweit gerade dies ein AD(H)S begünstigt, fördert oder gar in die Wege leitet. Dem werde ich nachgehen. Es würde zumindest dazu passen, dass in all meinen Kindern viel, aber unterschiedluch, AD(H)S steckt.

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Sabine Muth
Vielleserin
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Kenne ich auch. Und hat sehr geholfen. In einer mündlichen Prüfung keine Ahnung zu haben, aber trotzdem kenntnisreiche Vorträge zu halten, mit denen man dann so knapp durchkommt. Jedes Halbjahr einen blauen Brief bekommen "Versetzung gefährdet" und dann doch das Abi schaffen. Ich habe oft Blut und Wasser schwitzend ausgerechnet, welche Noten gerade so reichen und dann - oh Wunder - grad noch die Kurve gekriegt.

Auch in meiner Familie war die Devise "Originalität vor Konformität". Das ist mir bis zu diesem Artikel nie aufgefallen. Und auch nicht, wie sehr mir dieses unausgesprochene Motto im Leben geholfen hat. Bis jetzt dachte ich, meine Eltern hätten ihrer Jugend wegen (meine heiss geliebte Mutter war 19, als ich auf die Welt kam, sah aus wie Audrey Hepburn und ist mit fast 80 inzwischen eine verehrungswürdige Grand Dame) einfach nur Nerven wie Drahtseile gehabt.

Danke für diese beglückende Erkenntnis. Ich werde diese Einsicht mit Mama beim sonntäglichen Telefonat teilen. Und nun ist mir auch klar, warum mein Vater mit seinem undiagnostizierten ADHS nach einer ansehnlichen Karriere mit so viel Chuzpe und Weisheit alt werden konnte und sein Studium damals NICHT geschmissen hat, obwohl ich plötzlich da war.

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ADS ist erblich bedingt. Insofern ist mindestens ein Elternteil ebenso betroffen, was erklärt, warum in den Familien Individualität gross geschrieben wird; sie wissen, was es bedeutet, sich durch ein Leben als Aussenseiter*in zu kämpfen, weswegen sie das ihren Kindern zumindest zu Hause ersparen wollen.

AD(H)S kann man nicht fördern oder weg-trainieren . Es handelt sich dabei um eine Störung des Dopaminhaushalts.

Man kann nur lernen, besser damit umzugehen. An Individualität zu glauben hilft dabei, sich nicht zwanghaft an anderen zu orientieren - und dabei zu scheitern.

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Mitbetroffene
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Nicht dass ich es besser wüsste, aber ich frag mich bei der Vererbungstheorie immer: wann, wie weit zurück und warum hat es dann überhaupt mal angefangen?

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Die Storry kommt mir selbst auch bekannt vor...
PS: Der schluss ist der beste Teil! ;)

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Wie Oscar Wilde sagte: „99% des Applauses sind Erleichterung.“

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Vermutlich muss ich mir ein ADHS antrainieren um zu verstehen, was der Artikel sagen will. Eine lose Folge von Anekdötchen, die jeder aus seiner Jugend erzählen könnte, ob besonderer Mensch (mit ADHS) oder Normalo (ohne ADHS). In einer nächsten Folge könnten sie ja, falls Sie im Militär waren ein paar Geschichten aus jenem Umfeld präsentieren. Da können Männer ja abendfüllend drüber reden.

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Mitbetroffene
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Sie können sich AD(H)S weder weg noch an trainieren. Und ja, manche Sachen können nur "Insider" richtig verstehen, nachvollziehen. Darum war ich auch wirklich, wirklich, w i r k l i c h happy, als ich eine Therapeutin mit AD(H)S fand. :)

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Doch ja, weshalb Ephraim Kishon Sie verhaften lassen wollte, würde mich schon interessieren. Beleidigung der besten Ehefrau von allen?

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Danke für deine unterhaltsamen Beiträge - Pubertät... nie wieder 😊

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Fährt Motorrad mit Links
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Schade Herr Seibt, haben Sie nicht den Übertritt vom B ins A getan, mit dem Altgriechisch zusätzlich zu Latein und Mathe wäre sicher etwas aus Ihnen geworden. Und im A gab es überhaupt gar keine Bullies. Unmöglich.

Herrliche Kolumne.

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Doch. Im A gab Bullies. Sie arbeiteten dort als Griechischlehrer.

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;) in B sind das die Mathlehrer(ohne -innen). G. besonders, wenn sie junge Frauen mit Flair für - ja, Logik, vor sich sitzen haben. Oder eben andere, die in Mathe schwimmen. Gehn Sie doch Würschtli verkaufen! Unser häufigstes Math-Axiom. - Leider haben wir nach den ersten beiden Mathe-Physere-Rausschmissen aus der Klasse Arbeitsgruppen gebildet, anstatt eine Klassenclown herauszubilden. Wär bestimmt entspannter gewesen. ADHS wird mir immer sympathischer, by the way.

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Fährt Motorrad mit Links
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Also doch. Vae victis!

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Märchentante*onkel
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· editiert

Wollte Ephraim Kishon Sie deshalb verhaften lassen, weil Sie amüsanter sind?

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Kishon - ist das der, der die Löffel verbiegen kann?

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Fährt Motorrad mit Links
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Uri Geller verbog telekinetisch Löffel und brachte kaputte Uhren zum laufen, also nicht nur im TV-Studio, sondern auch solche in der Kommode von Herrn Schweizer und Frau Deutsch. Ephraim Kishon konnte etwas Ähnliches: die Augen anderer verdrehen, ohne unbedingt selbst anwesend zu sein.

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Mitbetroffene
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ich empfehle Ihnen eine Google-Suche ;)

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ronald wüthrich
schirmträger
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fasst man* einen entschluss wirklich, so hilft einem der ganze himmel (goethe +/-)

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lieber constantin seibt - in der regel liebe ich ihre artikel. wirklich! aber diesen hier und auch schon den letzten finde ich nicht besonders lustig oder erhellend. es blitzt mir zu viel arroganz durch. ich frage mich, was eine leserin ohne gymierfahrung damit anfängt?
also sorry - und ich freu mich auf den nächsten artikel!

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Kein Problem. Auch meine Form schwankt, wie der Pudding sagte. Hoffen wir, dass meine Arroganz sich nächste Woche mehr zurückhält!

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Naja. Das ist nicht nur im Gymi so. Jeder Mensch mit Schul-Erfahrung kennt die Erfahrung mit Lehrkräften verschiedener Art. Und wer nicht blind durch die Schulzeit ging, kennt auch die Mobbing-Dynamiken. Das, was Sie als Arroganz interpretieren kenne ich von mir selber sehr gut: Es ist an sich bloss trockene Retrospektive mit ausgeprägter Analyse der Situation.
Mit Arroganz hat es mE nichts zu tun, wird aber gern so verstanden. Vermutlich, weil unsere Gesellschaft so konditioniert ist (sich so konditioniert), dass man sich immer kaschieren soll. Nacktheit ist den Menschen ungewohnt - und erscheint arrogant, weil sie den Fokus G. auf die Person lenkt. Und das ohne Scham.

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Mitbetroffene
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ich hab kein Gymi, noch habe ich die Sek wirklich G. zu ende gebracht.... trotzdem macht mir das Lesen auch dieses 9. Beitrages von Herrn Seibt einfach Spass. Und die Kommentare dazu sind ebenfalls sehr unterhaltsam :)

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Tolle Story, und Kommentare.

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PPPS: Andererseits sollten Sie sich beim Lesen einer ADHS-Kolumne nicht wundern, wenn etwas abgeschweift wird.

Brilliant.

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