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Freie Mitarbeiterin Uni-Magazin Zürich
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Ich finde das Setting im Gourmettempel zynisch. Es entsteht dabei ein schwarz-weiss Bild zwischen gesunder (und super privilegierter!) Oberschichts-Bio-Küche und "bösem" Unterschichts-Zuckerzeug.
Was mich hingegen sehr interessiert hätte: mehr zu erfahren zum Thema Auslöser der Krankheit Adipositas. Wie steht es dabei um Umweltgifte? Lebensmittel-Zusatzstoffe? Medikamente? Stress und zuwenig Schlaf? Hätte ich in diesem Zusammenhang deutlich spannender gefunden als zu lesen, dass der Blumenkohl im Sesammantel war oder wo der Pfeffer auf den Erdbeeren gewachsen ist.

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Sehr interessanter Artikel der wieder einmal aufzeigt, was unsere Lebensmittelgesetze taugen. Die Zeche bezahlen wir alle mit immer höheren Krankenkassenprämien.

Die Lebensmittelindustrie will mehr Umsatz, und das erreicht sie am einfachsten mit einem der aggressivsten und schädlichsten Suchtmittel: Zucker! Um das zu erreichen werden hunderte von Millionen in Forschung und Entwicklung gesteckt. Da hat sich seit bald hundert Jahren kaum etwas geändert, hiess es doch schon 1930: gesund und kräftig GUIGOZ Milch aus dem Greyerzerland. Natürlich bevorzugten die Kinder diese gezuckerte Milch und gewohnten sich so am JoJo Effekt der Droge. Heute gibt es in den Imbissbuden zum gezuckerten Burger mit gezuckerten Pommes noch gratis einen ½ Liter Cocki dazu. Automaten mit Süssgetränke im Schulhaus? Eine Schande und gehört eigentlich verboten!

Die Auswirkung, viele Jugendliche und immer mehr Erwachsene sind Zuckersüchtig. Da funktioniert das natürliche Hungergefühl des Körpers nicht mehr, die Sucht verlangt nach mehr Zucker und was Sucht mit Menschen macht ist bekannt!

Es stehen Wahlen bevor: Auch Zucker macht Zähne braun.…wie im Kommentar von Thomas Wälchli zum Beitrag «Sünneli-Aufgang in der rechtsextremen Szene»:
Wählen ist wie Zähne putzen - wenn man es nicht tut, wird es braun.
Es kann niemand behaupten, wir hätten es nicht gewusst!

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Es sind übrigens nicht nur die Lebensmittelgesetze. Wussten sie, dass der Bund den Anbau von Zucker jährlich mit 70 Mio CHF subventioniert, und so die Lebensmittelindustrie mit billigerem Zucker versorgt?

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Ja, dank hervorragendem Lobbying!
Es ist hinlänglich bekannt, dass Zucker im Gehirn die gleichen Reaktionen wie Morphin und Kokain auslöst und trotzdem wird es in praktisch in allen Fertigprodukten, weil spottbillig, sehr grosszügig beigemischt. Und der Geschmackssinn soll schon frühzeitig auf Zucker trainiert werden, daher beginnt die Sucht schon im zarten Säuglingsalter bei der Verabreichung gesüsster Babynahrung.

PS: Es wäre interessant, das Menu von Tanja Grandits auf den Zuckergehalt zu analisieren. Hat es darin mehr oder weniger Zucker als in einer 33 cl Flasche Coca?

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Und billigstem Füllstoff: Zucker schlägt auf der Waage zu Buche, auf der Waage im Laden...

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Spannend. Ich finde gut, dass deutlich gesagt wird: Menschen können nichts dafür, wenn sie schwerer sind als andere, es ist biologisch, Punkt. Und: es ist hart, wenn der Körper sein Gewicht verteidigt.

Dann aber: ihr müsst euch halt bewegen und eure Ernährung umstellen, so wie wir das machen, nur selten Süsses und Gemüse-Abo und mit Xylit backen.
Dazu zwei Gedanken:
Erstens ist das unfassbar privilegiert, so essen zu können, und das wird mir hier zu wenig reflektiert, stattdessen wird auf „trockenes“ Convenience-Gemüse verwiesen, das halt weniger teuer sein sollte - hallo? Wo ist das bitte sinnvoll? Und wenn ihr das dann oft genug gegessen habt, mögt ihr es auch lieber.
Zweitens: Ich empfinde die Art, wie die beiden Damen ihre eigene Ernährung beschreiben, als heftigen Fall von déformation professionnelle. Ein Glacé in der Badi ist was GANZ SPEZIELLES. Und das böse Glas Orangensaft beim Zmorge, heieiei.

Gesundheit hat so viele Komponenten. Klar ist Ernährung wichtig, und es ist toll, wird daran so zukunftsweisend geforscht. Aber danach muss es darum gehen, wie das für eine Mehrheit alltagstauglich werden kann und da ist halt auch eine Wahrheit, dass „ungesundes“ Essen unglaublich genussvoll sein kann. Ich fände es furchtbar, immer nur mit latent schlechtem Gewissen Süsses zu essen. Und das will ich auch meinen Kindern nicht vermitteln. Es ist ein sehr schmaler Grat zu Essstörungen, gerade in unserer Körper-obsessiven Gesellschaft.

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Marie-José Kolly
Journalistin mit 💕 für Wissenschaft
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Liebe Frau H.,
Wie das für eine Mehrheit alltagstauglich wird, ist eine der Fragen, die mich seit Langem umtreibt. Und in diesem Kontext sind manche der Antworten der Interviewpartnerinnen selbstverständlich als Beschreibung ihrer persönlichen Lebensumstände und Prioritätensetzungen zu lesen (etwa: der Gemüsekorb), andere als durchaus alltagstaugliche Strategien für alle (Zuckeralternativen).
Ich habe immer wieder mit Wissenschaftlerinnen verschiedener Spezialisierung über die Frage nach dieser Alltagstauglichkeit beim Essen gesprochen, und was dabei oft rauskommt, ist: Wissen ist eben auch ein Privileg. Wer weiss, was im Körper wie wirkt, kann auch selbstbestimmter entscheiden, wann und wie oft sie / er sich den Orangensaft gönnt. Wer weiss, wie man mit kaum Aufwand zu einem bedeutend gesünderen und gleich schmeckenden Kuchen kommt, würde den vielleicht gerne backen. Weder dieses Wissen noch Gesundheit im Allgemeinen sollte davon abhängen, wie viel Geld / Zeit / Bildung man hat. Das war mit ein Gedanke beim Planen dieses Interviews.

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Vielen Dank für diese Rückmeldung! Ich finde, man spürt die Intention im Interview absolut. Ja, Wissen ist ein Privileg, in vielen Bereichen. Es ist aber halt auch so, dass man Menschen nicht zu einem gesünderen Leben zwingen kann. Die Ernährung ernsthaft umzustellen (da reicht einmal Kuchen mit künstlichem Süssstoff backen nicht) ist mit extrem viel Selbstdisziplin verbunden, die man nur aufbringen kann, wenn man die nötigen psychischen Ressourcen und den Rückhalt des Umfeldes hat. Es ist wirklich ein komplexes Thema.

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Der beste un-fun-fact zum BMI finde ich immer noch

The body mass index (BMI) chart and its labels—underweight, overweight, obese, etc.—were created by a panel of nine individuals, seven of whom were “employed by weight-loss clinics and thus have an economic interest in encouraging use of their facilities.”

(Emili Nagosky, Burnout)
mit Referenz auf Ernsberger P, Koletsky RJ. Weight cycling. JAMA. 1995 Apr 5;273(13):998-9. doi: 10.1001/jama.1995.03520370038027. PMID: 7897814.

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(durch User zurückgezogen)
(durch User zurückgezogen)
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Das hängt womöglich damit zusammen das die beiden Ernährungsexpertinnen sind und nicht Epidemiologinnen. Vielleicht erlagen sie der Versuchung dem eigenen Fachgebiet zu viel Bedeutung anzumassen.

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Städter / Handwerker
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Grüzi Frau H.

Dass die beiden Frauen sehr privilegiert sind in ihrer Lebensart ist klar. Dass wir alle sehr privilegiert sind in der Schweiz ist für mich auch klar. Trotzdem finde ich das Interview spannend. Vor allem wenn Fakten auf den Tisch kommen. Und ich finde es schon wichtig zu wissen, dass ein Glas Orangensaft oder ein Glace ziemlich einerlei sind. In der Schweiz haben wir in vielen Geschäften die Möglichkeit auch günstig einzukaufen. 500gr. Brot 1.40Fr / TK Gemüse ca 4Fr. / Joghurt 70Rp. Jedoch sollten die Leute auch wissen was sie wann essen sollten. Und dort kommt mir der Artikel ein bisschen zu kurz. Zucker beim Sport ist nämlich nicht grundsätzlich schlecht, allgemein sind Kohlenhydrate für körperliche Arbeiten wichtig. Das fehlt mir ein bisschen.

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Wunderbar, dieses mäandrieren zwischen Kindheitserfahrungen, Kellner, Labor, Küche und Supermarktkasse (= Form), beeindruckend die Vielperspektivität auf das Thema (= Inhalt).

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Marie-José Kolly
Journalistin mit 💕 für Wissenschaft
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Herzlichsten Dank, Ihre Worte freuen mich sehr.

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Danke für das spannende Interview! Ich mochte, wie die Essensgänge mit eingebaut wurden (mir das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen und Lust auf mehr machen).

Was mir ein bisschen fehlte, war die etwas differenziertere Auseinandersetzung mit Gesundheit und idealem Körperbild: im Interview fällt der Satz „Übergewicht ist eine Krankheit.“, aber was genau bedeutet das denn eigentlich?
Ab wann gilt eine Person als über- oder Mehrgewichtig?
Gerade in der heutigen Kultur, in der Schlanksein immernoch als Ideal und für manche der BMI immernoch als aussagekräftig gilt, hätte ich mir in einem Interview zu Fett gewünscht, dass solche Ideale und die ganzen Diäten (die ganz ganz kurz angesprochen werden) im gesellschaftlichen Spiegel reflektiert und auch medizinisch eingeordnet werden.
Denn mir scheint, zwischen Schlanksein und starkem Mehrgewicht, auf das sich hier vor allem bezogen wird (so lese ich das zumindest), gibt es ja viele Zwischenstufen des Gewichts und auch der Lebensweise.

Und eben, der Wille zum Schlanksein macht auch einfach sehr oft sehr krank.

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Marie-José Kolly
Journalistin mit 💕 für Wissenschaft
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Danke, Frau S., für Ihr umfassendes Feedback! Absolut einverstanden, dass BMI, Körperbild und weitere Themen, die Sie ansprechen und die der Differenzierung bedürfen, wichtig sind in diesem Kontext. Wir wollen sie sehr gern angehen, sprechen immer wieder darüber, aber sie hätten den Rahmen (und Umfang 😇) dieses spezifischen Interviews gesprengt. Beste Grüsse!

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Mensch mit vielen (Care) Aufgaben
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Liebe Frau Kolly, ich möchte mich Frau S. Kritik anschliessen. Ihre Antwort finde ich unbefriedigend: Wenn eine differenzierte Auseinandersetzung mit der ganzen Body Positivity und Fett Atkivismus Bewegung im Interview keinen Platz findet, hätte sie nicht als Aufhänger dienen dürfen mit einem schnoddrig dahingeworfenen Zitat, das die ganze Legitimität der Bewegung als medizinisch bedenklich vom Tisch wischt (und damit ihre Komplexität völlig ignoriert), und zusammen mit dem Botero Bild, dass andere Menschen auch einfach als schön empfinden, ohne dabei Menschen mit krankhaftem Übergewicht drauf zu sehen.
Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Zucker und Stoffwechsel im Interview ist spannend, und die Policy Empfehlungen haben Hand und Fuss. Bedenklich finde ich hingegen die Lifestyle Empfehlungen, die für Menschen außerhalb des Hochschulkosmos in den allermeisten Fällen schlicht nicht umsetzbar sind, da weder Zeit noch Geld da sind, um stundenlang Gemüse vom Bio Abi zu schnippeln. Ein schlechtes Gewissen hinterlassen sie trotzdem. Dass das ganze Interview noch in einem Gourmettempel stattfindet, unterstreicht meinen Eindruck, dass sich hier zwei sehr privilegierte Menschen über die Essgewohnheiten der (meist) unteren Schichten mockieren und dabei andere Lebensrealitäten völlig verkennen.
Liebe Grüsse, H. P.

Edit: Typo

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So ein Oberschicht-Bullshit: Sternenküche und Gemüse aus dem Schrebergarten. Zelebrierte Brotstücke früher bei der Oma...
Dass sich einkommensschwache Kids ohne anwesende Eltern und Oma an Capri Sonne und Fertigpizza satt essen müssen, ist das Problem. Niemand, der echte Probleme hat, findet die Zeit, sich um den eigenen fucking Stoffwechsel zu kümmern! Die Armen sind fett, die Reichen leisten sich genussvolle ausgewogene Ernährung. Mit Fat Shaming und allem, was zur sozialen Distinktion dazugehört. Gesund leben braucht Zeit, Zuwendung und vor allem Geld. Das haben sehr viele nicht.

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Zeit und Zuwendung: Einverstanden. Aber Geld braucht eine gesunde Ernährung nicht wirklich viel. Für das Geld einer Fertigpizza kriegt man die Zutaten für ein ausgewogenes Menü, sogar mit Bio-Gemüse.

Ich spreche da aus Erfahrung: Meine Eltern haben sehr sparsam gelebt, aber gegessen haben wir immer ausgewogen und vielseitig. Meine Mutter stand jeden Tag fast eine Stunde in der Küche, hat die Menüs von Grund auf selber zubereitet, mit Gemüse aus dem eigenen Garten. Das ging so weit, dass das Steueramt einmal die Steuererklärung nicht akzeptieren wollte weil es nicht sein könne, dass man eine Familie mit so wenig Geld ernähren könne :-)

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SoWi, Übersetzerin, Autorin, Bloggerin
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Wie bitte soll jemand, der u.u. bereits zwei Geldjobs hat, um über die Runden zu kommen, noch eine Stunde täglich in der Küche stehen?
Da gibt es weissgott gescheitere Lösungen, um sich gesund zu ernähren.

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Eben: Zeit ist Geld.

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"Physiker"
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Als ich noch im Militär war, war das Budget für Nahrungsmittel pro Person pro Tag zwei Franken irgendwas, inkl. Käse und Fleisch, allerdings im Grosseinkauf. Heute zahle ich etwa so viel für ein Dauerabo Gemüse (Bio Demeter), plus 8 Stunden pro Jahr Solaridaritätsarbeit.

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Ich verstehe nicht, was Sie mit Bullshit meinen. Ist die Ernährungswissenschaft in Ihren Augen Bullshit und/oder nützt nur der Oberschicht und ist deshalb abzulehnen?
Oder hat Sie die Verpackung gestört?
Mich interessieren ernährungswissenschaftliche Artikel sehr.

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Nein, die Ernährungswissenschaften halte ich nicht für Bullshit. Viele Antworten waren auch interessant, wenn auch nicht überraschend oder neu.
Ich habe mich geärgert, weil in diesem doch ziemlich langen Interview soziale und ökonomische Aspekte fast gänzlich fehlen oder nur angedeutet werden: wieso leiden Einkommensschwache häufiger an den Folgen von Fehlernährung als Reiche? Ist das so?...
Bullshit ist, wenn Privilegierte sich in einem Sternerestaurant über den Cola-Automaten am Gymnasium des Sohnes aufregen, Kuchenrezepte mit Süssstoff empfehlen und suggerieren, gesunde Ernährung sei ausschliesslich eine Frage des Wissens, Planens und des guten Willens. Da kann ich gleich das Apotheken-Blättli lesen oder so etwas.

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Gesund leben braucht vor allem EINS : BEWUSSTSEIN !

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Und Geld. Geld und Bewusstsein.
Und Zeit. Zeit, Geld und Bewusstsein.

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Bitte zu Ende lesen und nicht nur die ersten drei Absätze.

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freie Redaktorin
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Tolles Interview! Wieder viel Neues gelernt. Vielen Dank.

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Marie-José Kolly
Journalistin mit 💕 für Wissenschaft
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🙏

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Das hat mich am meisten umgehauen: 80% der Gesundheitskosten gehen auf Ernährung zurück 😵

Dazu kommt noch, dass Ernährung den drittgrössten Anteil unserer Klimabilanz verbucht. Und trotzdem wird das Thema von der Politik, wenn überhaupt, nur mit Samthandschuhen angefasst.

Mir knurrt der Magen vor Unbehagen.

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Bernhard Wehrli
Umweltwissenschaftler
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Grüezi Anonym 1
Mich hat die Zahl 80% auch verblüfft. Aber sie stimmt nicht. Mit den 80% meint das BAG alle nichtübertragbaren Krankheiten. In vielen dieser Fälle hat die Ernährung keinen Einfluss.

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und leider wird auch in diesem sonst interessanten interview betreffend fettleibigkeit kein unterschied zwischen adipositas und lipödem gemacht. das lipödem ist eine chronische erkrankung der fettverteilung v.a. in den extremitäten, aber auch an hüften und manchmal bauch, welche auch durch abnehmen oder sport nicht beseitigt werden kann. sie kann nur verlangsamt und die schmerzen durch tägliches tragen von kompressionswäsche gelindert werden. der körper wächst ohne zutun und frau (männer haben es nicht) wird als fettleibig abgestempelt. ich habe ein lipödem stadium 2, alle extremitäten.
da es sich um eine entzündliche krankheit handelt, ist selbstverständlich die ernährung wichtig.

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Ja, das Gepräch bringt viele Façetten. Und natürlich sind die Voraussetzungen für Adipositas (von Krankheit abgesehen) verschieden. Aber in dem Ganzen bekommt man doch den Eindruck, übergewichtige Menschen könnten da gar nichts dafür. Tatsache ist, dass die extrem Übergewichtigen in den letzten Jahren überall zunehmen und das ist wohl nicht nur auf Veranlagung zurückzuführen. Die gesundheitlichen Folgen bezahlen wir alle mit.
Die guten Ratschläge zu „trockenem“ Biogemüse helfen Leuten mit kleinem Portemonnaie natürlich nicht weiter. Es ist aber so, dass auch „Normalos“ zunehmen, wenn sie unbekümmert weiteressen. Als ich Kind war, in einem bescheidenen Haushalt, gab es kein Bio. Es hiess aber immer „iss nu sovel, dasst na mee miegsch“ - das ist mir als Grundsatz geblieben. Ausserdem war meine Mutter als junge Frau „au pair“ in Italien und Südfrankreich und hatte von dort die leichte, einfache Küche mitgebracht. Bezeichnenderweise sieht man in beiden Ländern viel weniger adipöse Menschen.

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Letzteres stimmt nicht (mehr) wirklich. Ich war soeben in Frankreich in den Ferien - es gibt auch da viele adipöse Menschen.

Gem. im Internet verfügbaren Statistiken ist der Anteil an übergewichtigen Menschen in Frankreich und Italien zwar im europäischen Vergleich unter dem Durchschnitt (knapp unter 50%), aber etwas höher als in der Schweiz (42%). Bei Adipositas ists in der Schweiz 11% und in den anderen beiden Ländern vergleichbar, Italien etwas tiefer, Frankreich etwas höher.

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Da kann ich Ihnen nur zustimmen. In Frankreich hat sich die Convenience Food Industrie deutlich erfolgreicher durchsetzen können als in Italien.
Es ist einfach, höherer Konsum von Fertigprodukten = mehr adipöse Menschen!

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Genau, Übergewicht nimmt zu und dazu kommen noch massive regionale Unterschiede dazu, siehe USA. Ich glaube man muss differenzieren, es gibt sicher genetische Faktoren die Übergewicht begünstigen, im Interview wurde etwa das Sättigungsgefühl genannt. Aber irgendwas in unserer Ernährung/Umwelt/Lebensform hat sich verändert und es werden jetzt mehr Leute mehr übergewichtig. Zucker ist sicher ein wichtiger Faktor, aber Zucker ist auch nicht wirklich neu. Ich finde das Bewusstsein bei den aktuellen Eltern ist, zumindest in meiner Bubble, sicher grösser als noch bei meinen Eltern.

Ich vermute mehrere Faktoren haben sich verändert und führen zusammen zu der Zunahme:
Vielleicht sind wir einfach gestresster und snacken deshalb mehr. Oder wir bewegen uns jetzt weniger, Teenager haben ja jetzt alle ein Trotti mit Motor damit sie nicht mehr zu der Bushaltestelle gehen müssen und fürs Velofahren wurden die Strassen zu gefährlich etc.

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Leider ist Dünn sein etwas für Gutverdienende und Gebildete: Nur diese haben die Ressourcen, Wissen und auch das Geld sich darum zu kümmern.

Leider schwingt da eben auch etwa dünkel mit in diesem Artikel, sowas von wir sind Elite und Ernährung uns richtig.

Essen ist auch ein Peergroup Ding: ich drinke ab und zu Energydrinks, M-Budget, ohne Zucker. Als 45 Jähriger linker, fühle mich wie ein plep damit. Das macht sonst keiner in meinem Umfeld.

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Bernhard Wehrli
Umweltwissenschaftler
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Viel spannende Information zu den leidigen Fettpolster, eingepackt in ein umfangreiches Gourmet Menü! Aber dass 80% der Gesundheitskosten wegen falscher Ernährung anfallen, ist schlicht falsch. Zu viele Spitäler, überteuerte Medikamente, höhere Lebenserwartung... all das trägt zu den Gesundheitskosten bei und hat nichts mit dem Zucker im Apfelsaft zu tun.

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Bernhard Wehrli
Umweltwissenschaftler
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Frau Kolly zitiert per Link die Strategie des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) zu den nichtübertragbaren Krankheiten wie Krebs, Diabetes oder Herzinfarkt. Dieser Typ Krankheiten verursachen gemäss BAG 80% der Gesundheitskosten. Allerdings können wir Raucher Lunge, genetisch bedingte Diabetes oder Herzinfarkt nicht einfach dem Zucker in die Schuhe schieben.

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Marie-José Kolly
Journalistin mit 💕 für Wissenschaft
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Hallo Herr Wehrli,

vielleicht haben Sie’s überlesen: da steht « mitverursacht ».
Und: « durchs Essen und Trinken », nicht vom Zucker allein.

Welcher Herzinfarkt nun zu welchen Teilen auf Alkohol, gesättigte Fette, Zucker oder Zigaretten zurückgeht, ist natürlich nicht offensichtlich.

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Multifunktional
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... vielleicht geht ein Herzinfarkt manchmal auch einfach aufs Herz zurück und hätte auch durch die bewussteste Ernährung nicht verhindert werden können? ;-)

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"Physiker"
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Ich lese gerade den Roman Makers von Cory Doctorow. Dort gibt es eine Genbehandlung, welche extrem dicke Amerikaner nehmen können, die sich das leisten können, und dann bekommen sie perfekte Proportionen egal wieviel sie essen. Der Nachteil: sie müssen fortan 10'000 kcal pro Tag essen, da ihr Stoffwechsel so ineffizient G. ist. Diese Menschen nennen sich "Fatkins" und fühlen sich hip; eine Subkultur entsteht mit eigenen Klubs und Restaurants. Ein "gefundenes Fressen" für die Industrie: zuerst die Behandlung und dann viel mehr Zwangskonsumation. Ich fürchte, so was wird kommen, die heutigen Medikamente und Hormonbehandlungen sind erst der Anfang.
Ich bin selber zuckersüchtig: Meine Eltern ernährten mich zwar nicht besonders ungesund, aber erlaubten mir viel Süsses. Heute habe ich es mehrheitlich im Griff, hauptsächlich durch "Intervalfasten" (jeden zweiten Tag kein Znacht), unsere Konfi machen wir mit dem im Artikel erwähnten Xylit, und ich trinke Kaffee und Tee heute ohne Zucker.

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Privilegierter
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Einfach, um sicher zu gehen. 10'000 kcal und nicht 10'000 kJ? Wenn das wirklich kein Verschreiber ist, bin ich grad etwas sprachlos.

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"Physiker"
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Doctorow schreibt zwar 10000 calories - wie umgangssprachlich falsch verwendet wird - meint aber 10000 kilocalories, ca 41800 kJ. Das wäre ca. 1.5 kg Schokolade... In Realität schaffen selbst Hochleistungssportler nur um die 6000 kcal/d umzusetzen, aber essen könnte man mehr, wenn es nicht verdaut wird... (Schon den Römern sagt man nach, sich periodisch übergeben zu haben, um mehr essen zu können.)

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Woho, Cory! viel Spass bei dem Buch, und auch den anderen Büchern von Doctorow! :) Insb. zu empfehlen ist die Little-Brother-Serie.

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SoWi, Übersetzerin, Autorin, Bloggerin
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In mehrere Diskussionsbeiträgen wurde die Alltags(un)tauglichkeit der im Artikel erwähnten frischen und gesunden Küche genannt. Dazu möchte ich ein paar Dinge anmerken:

"Dick wird man nicht zwischen Weihnachten und Neujahr, sondern zwischen Neujahr und Weihnachten", sagte mir plakativ mein allererster Ernährungsberater SVDE, bei dem ich war. Mit anderen Worten: die Regelmässigkeit macht den Unterschied, nicht einzelne Exzesse. Das gilt sowohl für die Kalorienaufnahme als auch für die Kalorienverbrennung: Immer nur ein, statt zwei Löffel Zucker in den Kafi, Halbrahm statt Vollrahm beim Sauce verfeinern, konsequent Treppensteigen statt den Lift bringt auf Dauer mehr als die Crash-Diät im Januar oder 1x in der Woche 1 Stunde Joggen gehen. Kleine, regelmässige Handlungen sind wirkungsvoller als grosse, unregelmässige Handlungen - und lassen sich im vollgestopften Alltag viel, viel besser umsetzen. Wer findet schon eine ganze Stunde Zeit für Sport? -> eine Stunde plus noch den Weg pro Woche sind auf die Tage umgerechnet 10 Minuten im Tag. Das ist eher zu machen!

(an dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass die KK in manchen Fällen eine Ernährungsberatung SVDE übernimmt, wenn gewisse Bedingungen erfüllt sind und der HA einem überweist - da kann man sich das in einigen Kommentaren erwähnte fehlende Wissen über Ernährungsverhalten und Ernährungszusammensetzung in komprimierter und auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnittener Form aneignen)

Beim Kochen ist es umgekehrt: Täglich frisch einkaufen und 1 Stunde Gemüse schnippeln ist unrealistisch. ABER: am Samstag frisch einkaufen und grad die Menus für die ganze nächste Woche vorkochen ist machbar (Stichwort "Batch cooking" bzw. "Meal Prep"). Oder 5 Liter Tomatensauce kochen und portionenweise einfrieren oder heiss abfüllen braucht nicht mehr Zeit, als 1 Portion.
Das erwähnte "Convenience-Gemüse" kann man sich auch selbst machen: Gemüsehobel kaufen und frisches Gemüse hobeln (das geht auch zum Serien bingen) In einem Tupper im Kühlschrank aufbewahrt bleibt das mehrere Tage frisch und man muss sich nur noch bedienen.
Dazu muss man übrigens auch nicht das teure Bio-Gemüse kaufen, um gesund zu essen. Auch Gemüse aus konventionellem Anbau ist ok. Ein Rüebli ist ein Rüebli. Problematisch sind vor allem die industriell verarbeiteten Speisen. Wer denen aus dem Weg geht, hat schon viel gewonnen.

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Dass Bio-Produkte gesünder seien, ist leider hauptsächlich Marketing und wissenschaftlich umstritten bis nicht nachweisbar. Die Auswirkungen auf die Ernährung bei bio vs konventionell sind bestenfalls marginal. Viel wichtiger ist es, was Sie sagen auch im Interview immer wieder zur Sprache kommt: Nämlich dass man genügend oft überhaupt unverarbeitete Produkte zu sich nimmt.

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Naja, wenn es Ihnen egal ist, welche Rückstände von Herbiziden und Pestiziden ihre Leber und Nieren verarbeiten müssen, dann spielt Bio oder konventionell tatsächlich keine Rolle. Das scheint mir allerdings ein doch sehr eingeschränktes Verständnis von Gesundheit. Und dann gäbe es ja noch die Umwelt.

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Machbar ist einfach eine Frage der Umstände.
Wenn man die Zeit (und Energie!) hat, 5gk Gemüse zu schnippeln (und bei mir geht das länger als für eine Mahlzeit, auch mit einiges an Übung mit Messern und Gemüse), dann kann man sicher ein bischen was optimieren (aber auch dann muss man ja das Essen noch "fertig" zubereiten zum Verzehr).

Aber die Fertigprodukte sind ja nicht aus Spass so benannt, die sind weniger aufwändig.

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Senftube
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«Bei der Zucker­reduktion verfolgt der Bund die Strategie der freiwilligen Verpflichtung der Industrie.»

LOL - „freiwillige Verpflichtung. Selten einen Satz gelesen, der die Absurdität der bürgerlichen Dauerplatte „Eigenverantwortung“ besser aufzeigt.

(Eigenverantwortung ist eine wunderbare Sache, aber die Bürgerlichen meinen damit: Nur ja keine Regulierungen, auch keine vernünftigen.)

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Das war letztes Jahr: https://www.srf.ch/news/schweiz/dis…l-zu-suess

Wie es anfing:

Schon 2015 haben deshalb zehn Lebensmittelproduzenten und Händler, darunter Nestlé, Coop und Migros, in der «Erklärung von Mailand» versprochen, schrittweise weniger Zucker in ihre Joghurts und Müslis zu rühren.

Wie es läuft:

«Die Mailänder Erklärung hat einen Rückgang von drei Prozent Zucker gebracht. Das ist so gut wie nichts.» Die Erklärung sei eher ein Feigenblatt.

Ja nun: "Wir haben nichts versucht und haben keine Ideen mehr."

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Das Setting hat mir auch gefallen. Es sind spannende und wichtigeAussagen für das Verständnis von Stoffwechselprozessen. Dass die Zuckereigenschaften nebst der Ausschüttung von Insulin nicht auf alle gleich wirken, ist erhellend.

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ein rundrum tolles interview - mehr davon!

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Super, das Interview hat mir viele Anregungen gegeben, wie ich mich gesünder ernähren kann und ein tieferes Verständnis für Bruder Körper.

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Johanna Wunderle
Einheit in der Vielfalt
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Amuse-bouches im teuersten Restaurant von Basel um einen Beitrag über gesunde Ernährung schmackhaft zu machen?
Liebe Republik wo bleibt das Urteilsvermögen?

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Hab damit kein Problem so die Qualität und das Ambiente stimmen. Ist der Budgetposten entsprechend angespart gönn ich mir diese (!) Extravaganz an Stelle einer anderen.

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Freie Mitarbeiterin Uni-Magazin Zürich
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Ich hätte es besser gefunden, die Redaktion hätte das Geld für weitere journalistische Arbeit zum Thema "Was weiss die Forschung darüber, was alles Adipositas (mit-)verursacht" ausgegeben als für ein schickes Essen im teuren Edelrestaurant.
Interessant (und erschreckend) fand ich in diesem Zusammenhang den aktuellen WoZ-Artikel von Franziska Meister zum Thema Mikroplastik, von dem wir jede Menge aufnehmen und der offenbar auch im Verdacht steht, unseren Stoffwechsel durcheinander zu bringen: https://www.woz.ch/2339/plastik-und…01WBCQJMRV
Und auf SWR gab es auch kürzlich eine Doku zum Thema Mikrobiom, in der es unter anderem um problematische Emulgatoren in der Nahrung ging, die möglicherweise dick machen bzw. das Abnehmen behindern: https://youtu.be/CCxOGL33d_s?si=8hbx1wznaCX8qdve
Und wenn ich die ganzen Kommentare hier lese, denke ich, es wäre auch spannend, einen Artikel zum Thema Diet-Culture, Body Positivity und den aktuellen (meiner Beobachtung politisch nach recht konservativen) Backlash dagegen zu lesen. Wie wär's?

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Energie Forscher
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"Menschen können nichts dafür, wenn sie schwerer sind als andere, es ist biologisch, Punkt. Und: es ist hart, wenn der Körper sein Gewicht verteidigt."
Nope!

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:D doch. Du bist dran.

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Senftube
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Also ehrlich gesagt empfand ich die Formulierung im Artikel da als zu absolut. Was ich da vor Jahren mal in einem All-Invlusive-Hotel (nie wieder!) gesehen habe… Aber für viele trifft es zu.

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Energie Forscher
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Ein interessanter Beitrag, aber viel zu einfach. Natürlich ist das Mikrobiom verschieden, und natürlich ist es verschieden effizient, Nährstoffe aus unserer Nahrung zu extrahieren. Aber wir reden hier noch von schwarz und weiss, dazwischen gibt es viel grau.
Zum Thema dicke Kinder: Ein sehr grosser Problem, und Süssgetränke müssen weg. Aber sonst würde ich sagen, mit Zucker alleine kriegst du kein Kind dick, dazu braucht es wenig Bewegung und prozessiertes Essen mit viel Fett. 1 g Zucker hat viel weniger Energiedichte als 1 g Fett. Die einzige Art und Weise, wie wir Gewicht verlieren, ist durch den Verlust von CO2 aus abgebauten Nährstoffen. Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Nährstoffe gebraucht werden, dass unser Metabolismus läuft. Also Bewegung.
Das ganze auf Hormone und Biologie und Bakterien zu schieben, ist viel zu einfach. Natürlich hat es enorm viel mit Disziplin zu tun, vor allem seit wir so viel Freizeit haben, und uns nicht mehr 18 Stunden um Nahrung kümmern müssen. Dicke Leute pauschal als unschuldig zu bezeichnen ist enorm lächerlich.
Warum wir keine Lust haben zu kochen, warum wir stattdessen viel teures Convenience- Food kaufen, das ist unser reales Problem. Warum erschöpfen uns unsere 8 Stunden am Computer derart, dass wir nicht mehr in der Lage sind, abends eine halbe Stunde zu kochen?
Zucker ist eine der Hauptenergiewährungen des Körpers. Das Gehirn vebraucht fast 2/3 davon, akzeptiert nichts anderes. Glukose ist clean, sauberer Abbau und gute Umwandlung in ATP. Wenn der Körper keinen Zucker mehr aufnehmen kann, macht er ihn unter Verwendung von anderer Energie selbst.
Ein halbes Jahr Gewichtskontrolle und kontrolliertes Essen, und jeder Mensch weiss mehr oder weniger, was ihm gut tut.
Dass Medikamente wie Ozempic einfach hochgejubelt wird, ohne dass man weiss, wie es funktioniert, ist fahrlässig. Die Preise dafür exorbitant für ein triviales Medikament.
Ich habe den Artikel gelesen, weil ich den Titel gut und ehrlich fand, und ich genau diese Entwicklung als Problem sehe, dass Übergewicht als optische Variante angesehen wird. Ist es nicht. Aber danach kommt sehr viel Οberflächliches..

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Anonym8 - wo steht im Artikel, dass Zucker auf Null gesetzt werden soll? Ich finde die Stelke nicht (vielleicht zu wenig Zucker gegessen?)

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did sugar write this?

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Viel Wissenswertes, aber wo bleibt der psychologische Aspekt. Habe immer gedacht, dass, wer zu dick ist, das am ehesten (auch) mit einer Psychotherapie in den Griff bekommt.

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Sylvie Reinhard
Unternehmerin
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Spannendes Interview - danke Marie-José! Auch fürs Rezept fürs zuckerfreie Granolamüesli. Endlich ausprobiert — sehr lecker! Als nächstes kommt dann das Quicheteig-Rezept dran :)

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Marie-José Kolly
Journalistin mit 💕 für Wissenschaft
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Sehr interessanter Artikel! Leider natürlich viel zu kurz, um die gesammte Tragweite darzustellen. Doch so ist es stets; selbst dreistündige Podcasts, direkt von oder mit Wissenschaftlern greifen da oft zu kurz.
Eine Darstellung stört aber: Der Punkt mit dem "starken" Willen. Die persönliche Entscheidung, sich situativ FÜR das Unangenehme und GEGEN das Angenehme zu entscheiden hat sehr wohl mit Willen zu tun (klar, Sam Harris würde da opponoieren). Die Dopamin Wirkungskette ist lediglich der Rahmen, in welchem sich das psychologische Prinzip des Willens ausbildet. Es ist wie mit dem Mut: Dieser ist auch nicht einfach die Abwesenheit von Angst, sondern die Entscheidungen, welche man unter dem Einfluss der Angst trifft. Ich würde alle Therapieformen für adipöse Menschen unterstützen, aber eine Form der Willensstärkung (zB das Studium der Stoiker) muss meines Erachtens auch dazu gehören. Oder denken Sie, es fällt mir immer leicht, im Regen Sport zu treiben und an der Packung M&M's vorbei zu gehen?... ;)

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Dankbarer Leser
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Zucker ist eine Droge, die wie alle Drogen süchtig macht? Geschenkt. Das war mir schon länger bewusst. Aber dass die "gesunden" Fruchtsäfte wie Apfelsaft und Orangensaft und Multivitaminsaft hinsichtlich des Zuckergehalts so ungesund sind wie Coca-Cola oder all die anderen Zuckerwasser, die ich fast nie trinke: Ouch! Da ist eine Umstellung angesagt.
Was mir in dem Artikel gefehlt hat, ist ein Kulturvergleich. Die USA mit ihrem guten Drittel stark übergewichtiger Menschen, von denen viele ARM und übergewichtig sind, sind ein recht gut bekanntes Beispiel. Von Asien ist in dieser Hinsicht viel weniger bekannt. Da kann ich etwas beitragen. Ich reise seit 1988 wegen einer für mich zentralen Beziehung jedes Jahr nach Thailand. 1988 gab es da kaum dicke Menschen. Inzwischen hat Thailand einiges an "Entwicklung" samt boom und bust hinter sich gebracht. Es gibt da inzwischen so viele Übergewichtige wie bei uns. Auffallend ist die Zunahme übergewichtiger Kinder. Dahinter steckt dieselbe Entwicklung wie bei uns. Supermärkte mit viel stark verarbeiteten Lebensmitteln und Bergen von Süssgetränken, statt der frischen und vielfältigen Früchte und Gemüse von den Märkten. Zucker steckt in jedem Gericht, das man im Restaurant oder am Esstand verzehrt, ist er doch auch ein Geschmacksverstärker. Die Werbung für den "modernen" Lebensstil läuft Amok: Wer sich am bei uns üblichen Mass stört, sollte gescheiter nicht nach Thailand reisen. Und die Städte? Abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen von einer derart erschütternden Hässlichkeit, dass sie schon fast wieder fasziniert: Wie um Himmels Willen können Menschen da überleben? Ohne den bei uns üblichen Auslauf mit gut gepflegten Wegen in der nahen Natur und in den Wäldern, in öffentlichen Pärken, entlang von Gewässern, in den Bergen? Denn das gibt es da natürlich, wenigstens in Zentralthailand, d.h. im Schwemmgebiet des grossen Flusses Chao Phraya, alles nicht. Die Folge von mehr Kalorien, mehr Zucker, mehr fast food auch bei abnehmenden Möglichkeiten, diese Kalorien mit gesunder Bewegung wieder loszuwerden: Jede Menge übergewichtige Menschen, jede Menge Zivilisationskrankheiten. (Übrigens auch jede Menge Streit in den Familien, um Geld, und Schulden. Aber das ist ein anderes Thema.)

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System Engineer
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Super Artikel, ideal für einen Sonntagmorgen.

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