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Miriam Flückiger
Leserin
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Mir fällt vorallem auf, dass wir zuwenig auf die Ärzte und Pflegepersonal an der Front hören. Diese haben im Moment wenig Zeit um lautstark aufzufallen. Es bringt ja niemandem was Betten hinzustellen ohne qualifiziertes Personal oder? Diese Transparenz fehlt uns völlig. Das nach einer Pressekonferenz der Intensivärzte, deren Message ja ganz klar war (wenn man hinhört), vorallem darüber debattiert wie jetzt genau wieviel Betten in welcher Statistik auftauchen oder nicht, ändert nichts daran, dass im Moment Intensivpflege nicht in gewohnter Qualität möglich ist. Ich habe vor kurzem einen Blog von einer Pflegerin entdeckt, den fand ich sehr interessant. Wir müssen wieder lernen einander mit Respekt zuzuhören. https://pflegebasisnachrichten.blog…ref=fb&m=1

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Bei der Betrachtung der Diskussion fällt auf, dass es hier eine grössere Gruppe gibt, die offenbar genau zu wissen glaubt, wie wir in die jetzige schwierige Lage geraten sind und was nun zu tun ist. Die Schuldigen sind auch bekannt, Politiker, die dem Druck der Wirtschaft nachgeben. Bei den Massnahmen werden Maximallösungen bevorzugt. Man ist misstrauisch gegenüber tiefergehenden Analysen, weil die eigene Sicht der Dinge erschüttert werden könnte. Es werden Schuldzuweisungen gemacht. Beliebt ist der Vergleich von Schweden und Norwegen, weil man glaubt, hier eindeutige Ursachen ausmachen zu können. Weniger beliebt sind Vergleiche wie derjenige der momentanen Lage von Österreich und des Kantons Zürich. Hier schneidet Zürich in allen Belangen besser ab, trotz weniger strengen Massnahmen.

Die Romandie hatte schon im August und September deutlich höhere Zahlen als die übrige Schweiz. Kaum jemand wies darauf hin. Nun gab es von 1719 Todesfällen in den letzten 4 Wochen 1121 in der lateinischen Schweiz (von Corona-data.ch), gegenüber 598 in der Deutschschweiz, bei 30% Bevölkerungsanteil. Den grössten Unterschied gibt es zwischen Basel Stadt (5) und Freiburg (182, bei etwa doppelter Bevölkerung). Die Ursachen dafür zu verstehen wäre wichtig. Die heutige Situation ist auch eine Folge von Versäumnissen im Sommer, zu schnelle und weitgehende Lockerungen, ungenügendes Contact Tracing, wenig Initiative, die Massnahmen auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen. Nur mit einer unvoreingenommenen Haltung können die Todesfallzahlen effizient niedrig gehalten werden.

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Wenn Sie einen Staat wie Österreich mit einem kleinen Gebiet wie der Kanton ZH vergleichen, kommt Zürich besser weg. Wenn Sie den kleinen Staat Österreich mit der kleinen Schweiz vergleichen, kommt die Schweiz eindeutig viel schlechter weg.
TA: Die Schweiz ist auch bei den Covid-Todesfällen an der Weltspitze
https://interaktiv.tagesanzeiger.ch…vergleich/

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ZH hat eine genügend grosse Bevölkerung (1.5 Mio.) für einen Vergleich mit Österreich und ist in etwa repräsentativ für die Deutschschweiz.
Dagegen ist im obigen verlinkten Tagi-Artikel der Vergleich der Schweiz mit ganzen Kontinenten doch ziemlich fragwürdig. Er soll wohl dazu dienen, den Titel des Artikels zu rechtfertigen.
In der Liste mit den europäischen Ländern im selben Artikel wäre die Westschweiz mit zuoberst, während die übrige Schweiz im Bereich zwischen Griechenland und Niederlande läge, unter Österreich. Die Schweiz bei diesen Unterschieden als ein einheitliches Gebiet zu behandeln, erschwert das Finden optimaler Lösungen.
Wichtiger ist aber, dass bei einer Rate ähnlich der übrigen Schweiz in der Westschweiz nur etwa etwa 300 statt 1200 Tote verzeichnet worden wären. Natürlich hängt das auch mit den höheren Fallzahlen zusammen. Der Grad der Öffnung kann der Grund dafür nicht sein, der ist in der Westschweiz geringer. Diese Thematik wurde heute abend auch in der Tagesschau SRF aufgegriffen. Es wurde gesagt, dass es für den "Coronagraben" bis jetzt keine schlüssige Erklärung gäbe, Ein besseres Verständnis könnte viele Menschenleben retten. Forschungsprojekte scheint es aber bis jetzt nicht zu geben.

Sehe grad noch einen Beitrag von SRF zum selben Thema
Ein Link

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Punto Österreich noch dies

SRF: Österreich: 80 Prozent der Verstorbenen wohnen in Heimen
Die zweite Corona-Welle trifft in Österreich ganz besonders Bewohner von Alten- und Pflegeheimen. In mehreren Bundesländern kamen zwischen 1. Oktober und 12. November mehr als 80 Prozent der an Covid-19 Verstorbenen aus solchen Heimen, wie aus einer parlamentarischen Anfrage an das Gesundheitsministerium hervorgeht.

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Herr Binswanger hat absolut richtig geschrieben, die politische Schweiz hat versagt. Das Parlament schlug im Moment einer völligen Benebelung der Sinne seiner Regierung durch die Sperre der Notlage das wichtigste Mittel, auf eine Pandemie zu reagieren, aus der Hand. Seitdem verharrt die Politik im Lande im Seilziehspiel anstatt schnell zu reagieren. Es ist ein endloses Trauerspiel. Man muss sich die Meinungen aller Gegenspieler eines Lockdowns in den Medien anhören, um anschliessend bei Überlastung der Spitäler den Ratschlag zu bekommen - Bürger sollen ihre Patientenverfügungen bereit halten! Das ist eine politische Arroganz, die nicht zu überbieten ist.

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Zum Erinnern noch - um die zwei Millionen Menschen jeden Alters leben hierzulande mit Vorerkrankungen und mit einer Patientenverfügung. Der fehlende Lockdown betrifft alle, einberechnet die hilflosen Betagten.

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Musiker / Schauspieler
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Offenbar bin ich nicht der einzige, der zum Thema Sterblichkeit einen gesellschaftlichen Dialog als dringlich erachtet. Die Ethikerin Ruth Baumann-Hölzle sagt im Interview auf SRF:

„Ein gesellschaftlicher Dialog – auch in den Medien – hat zwei Grundansprüche zu erfüllen: Erstens sind stets Fachpersonen mit unterschiedlichen Einschätzungen der wissenschaftlichen Fakten einzubeziehen. Und zweitens sind die verschiedenen Moralvorstellungen eines Sachverhaltes miteinander ins Gespräch zu bringen.“

Und damit spricht sie mir aus dem Herzen. Auf die Frage, ob die aktuelle Krise eine Chance für einen Dialog sein könnte, sagt sie weiter:

„Es ist nicht nur eine Chance, es ist eine Notwendigkeit, wenn unsere Gesellschaft nicht völlig zerrüttet, sondern erstarkt aus dieser Krise hervorgehen soll.“

Bei der aktuellen Binswanger-Kolumne ist mir „der Kragen geplatzt“, weil darin die Chance zu einem verbindenden und grundsätzlichen Dialog über die Thematik - meiner Meinung nach - einmal mehr verpasst wurde. Und zwar weil die Kolumne die oben genannten Grundansprüche nicht erfüllt. Was bleibt ist ein mehr oder weniger freundlicher verbaler Schlagabtausch und eine zunehmende Verhärtung der Fronten.

Ich habe schon verstanden: Es ist eine gut gemachte Kolumne, welche der Politik auf die Finger schaut. Aber ich finde die Welt braucht jetzt mehr Verbindendes.

https://www.srf.ch/news/schweiz/dis…t-zwingend

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Chefredaktion
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Sie dürfen gerne die Kolumne von Mely Kiyak lesen, wenn Sie lieber keine Politik im engeren Sinn wollen und lieber übers Sterben nachdenken möchten, lieber Herr S. Herr Binswanger hat übrigens zum wiederholten Mal frühzeitig darauf hingewiesen, was jetzt Tatsache ist: die Überlastung der Intensivkapazitäten ist seit heute Tatsache.

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Naturwissenschafter
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ogott, das war so ein billiger Trick des Stettbacher, ich dachte, da falle jetzt wirklich keiner rein. Er hat neu die "zertifizierten" Intensivbetten ausgeschieden, um sie als vollbesetzt labeln zu können. Er war aber immerhin so ehrlich zu sagen, dass es nochmal so viele unzertifizierte gebe oder vorbereitet seien, die zum grössten Teil frei seien.
Er tat mir ein bisschen leid, der Stettbacher. Da hat sein KSD so lange um die Kommunikationshoheit über die Betten gekämpft, und als es sie hatte (und allen anderen verboten hatte, Statistiken zu Hospitalisationen zu publizieren, inkl. dem BAG und der privaten Site www.corona-data.ch), gaben die Daten keinen Grund mehr für Alarmismus, und er musste selber einen Parameter erfinden, der noch eine Schlagzeile hergab.

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Johanna Wunderle
Muttersprache NL
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Danke für den Hinweis auf die Kolumne von Mely Kiyak. Auch in meinem Herkunftsland ist Sterben in der Gemeinschaft üblich. Vor kurzem starb mein Bruder. Die letzten paar Wochen seines Lebens durfte er umringt von seinen Geschwistern und seinen Freunden verbringen. Es war für uns alle eine schöne und bereichernde Zeit.
Anders ist es, wenn auf Grund von Versäumnissen, Arroganz und Ignoranz : "infizierte Kranke alleine und isoliert sterben müssen."
Da sind Gefühle wie Ohnmacht, Irritation, Enttäuschung und auch Unmut über leichtsinniges Abschieben von Verantwortung für mich verständlich und sogar berechtigt.
Herzlicher Gruss Herr M.

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Ich schau mir gerade die Übersicht des Kantons Zürich über die Intensivbetten in den Spitälern an und kann weder eine Überlastung erkennen noch, dass COVID-19-Patienten übervertreten wären.

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Musiker / Schauspieler
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Natürlich habe ich den Text von Mely Kiyak schon längst mit grosser Dankbarkeit (an Autorin und Republik) gelesen. Ja! Das ist inhaltlich und vor allem in der Art genau das, was es meiner Meinung nach mehr braucht.
Noch eine Beobachtung: Zum Text von Kiyak gab es 87 fast ausschliesslich positive Kommentare - downvotes sind die Ausnahme. Die Kommentarschreibenden sind dankbar, respektvoll und inspiriert. Selbst gehörte ich zu den begeisterten Stillen und habe den Text nicht kommentiert aber mehrfach geteilt.

Ich hoffe ich konnte mein Feedback an die Redaktion nun verständlich platzieren. Es macht diese Serie von Binswanger-Kolumnen für mich nicht besser, wenn er recht hat. Ich gehöre gar nicht zur Fraktion, welche diesen Aspekt kritisiert oder in Frage stellt. Es ist auch legitim, dass jemand der Politik auf die Finger schaut.
Ich lese aber die über 200 Kommentare hier und beobachte Emotionen, Irritation und Polarisierung, downvotes, Besserwisserei... neben viel Schlauem, Differenziertem, Anständigem auch.
Ich frage mich, ob dies mit dem Fokus auf Politik oder/und allenfalls doch auch etwas mit dem Stil dieser Kolumne zu tun hat. Wie man in den Wald ruft...?!

In diesem Sinne bedanke ich mich herzlich für den Austausch und das offene Ohr der Redaktion.

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Was gemeldet wurde, sehr geehrter Herr M., ist eine praktisch vollständige Auslastung der rund 900 zertifizierten Intensivbetten. Die Task Force, auf die die Republik sich sonst doch so gern beruft, rechnet in ihrem Lagebericht vom 6. November mit einer Gesamtzahl von 1'400 Intensivbetten. Gewiss ist die Lage ernst und die konsequente Einhaltung der Corona-Massnahmen unabdingbar, aber: 'wir haben es ja gesagt' hilft jetzt auch nicht unbedingt weiter. Gesagt hats übrigens die Task-Force, und die Republik hats nacherzählt. Darin war Binswanger konsequent, da haben Sie recht. Ich kann aber bestens nachvollziehen, wenn Herr S. das auf die Dauer ein bisschen mager findet und sich einen vertieften Dialog zum Thema Sterblichkeit wünscht. Dass mir selber das phantasielose Rumgehacke auf 'der Politik' zunehmend auf die Nerven geht, habe ich ja schon andernorts ausgeführt.

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Jeder Tod wegen Cov ist tragisch. Was die Todesraten angeht denke ich das Ziel sollte sein, eine durchschnittliche Mortalität anzustreben. Bei einem Slowdown oder Lockdown und anderen Schutzmassnahmen sinkt auch die normale Mortalität (weniger Grippe, weniger Unfälle, weniger Mobilität..). Weniger Todesopfer einzufordern als in einem normalen Jahr fände ich Zuviel des Guten. Schutzmassnahmen können auch eine Uebermortalität durch Suizide bewirken https://www.bmj.com/content/371/bmj.m4352, welche vor allem jüngere Menschen betreffen. Wir belasten jugendliche Menschen schon stark genug durch unsere Unfähigkeit die Altersvorsorge zu stabilisieren, und indem wir ihnen Cov-Schulden aufbürden.

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Danke bestens für diesen Beitrag. Interessanterweise ist es heute selbst für viele Kommentatorinnen der Republik nicht stossend, dass um die 50-100 vermeidbare Tote und ca. 2000 Longcovid-Fälle pro Tag(!) dazukommen. Möglicherweise sind wir Schweizerinnen wirklich so - ich mags noch immer nicht so recht glauben und denke, dass sich bald mal viele fragen werden, wie wir als reiches, fortschrittliches Land einen derart desaströsen, asozialen Kurs fahren konnten. Aber vielleicht ist das die Schweiz und ich wusste es bisher einfach nicht.

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Naturwissenschafter
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Es ist die Schweiz! 50-100 vermeidbare Tote/Tag, das geschah nicht erst bei Corona, sondern bei starken Grippewellen. 2015, 2017/18, um nur die wenig zurückliegenden zu nennen. Mit Lockdown wären die leicht zu vermeiden gewesen, wir wir jetzt wissen. Dazu kommt: Bei Grippe sterben viele junge Menschen, gerade auch Kinder. In der zweiten Corona-Welle ist der Durchschnitt des Alters der Gestorbenen 86 Jahre, mehr als unsere Lebenserwartung. Deshalb ist der Begriff "vermeidbare Tote" bei der zweiten Welle sehr relativ. Relativer jedenfalls als bei der Grippe.
Ich weiss, es tönt inhuman. Aber ich befürchte so langsam, dass wir, auch wenn Corona per Impfung besiegt werden sollte, in Zukunft jeden zweiten Winter in Lockdown verbringen werden. Aus Angst vor der Grippe.

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Sie wissen schon, dass die Grippe mindestens zehn mal weniger tödlich als Corona ist? Dass die hohe momentane Übersterblichkeit trotz gewisser Gegenmassnahmen - welche die Grippe wohl völlig im Zaun halten - da ist? Dass Corona wohl auch viel häufiger schwere Langzeitfolgen (insbesondere auch u50) hat?

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Wir wollen nicht schwarzmalen, aber die Daten sprechen eine deutliche Sprache.

Sehr geehrter Herr Binswanger
Sie wollen nicht schwarzmalen. Warum tun Sie es dennoch? Man kann die Daten auch anders interpretieren, vorallem wenn es sich um pessimistische Prognosen handelt.

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Naturwissenschafter
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Ich möchte hier eine Denksportaufgabe zur Herdenimmunität präsentieren.
Denn die 2. Welle ist fundamental anders als die erste. Viel infektiöser. Und 5-10x weniger tödlich.
Wir peaken zurzeit bei ca. 7500 Infektionen/Tag, 50 verstorben an und mit Corona und einer Positivitätsrate von nicht weniger 25% bei den Tests. Das bedeutet: Die Dunkelziffer muss enorm sein. Ich nehme mal Faktor 10. Dass eine tiefere Zahl extrem unwahrscheinlich ist, kann ich bei Bedarf mit einer weiteren Denksportaufgabe zeigen.
Mit Faktor 7500 und Dunkelziffer Faktor 10 haben wir täglich 75'000 Infektionen. Für die Herdenimmunität brauchen wir 40-60% Immunisierte, das sind sich Impf-Pharma und Durseuchungs-Virologen einig. 40-60% von 8 Mio sind 3.2-4.8 Millionen.
Das bedeutet: Auf dem heutigen Niveau ist Herdenimmunität in 32-48 Tagen erreicht. In dieser Zeit sterben 1600-2400 Schweizer - bei einem aktuell durchschnittlichen Alter veim Coronatod von 86 Jahren (höher als die Lebenserwartung!) wohl in erster Linie mit Corona. Weit weg von Herrn Althaus' Schätzung.
Also: Die Herdenimmunität - Herr Binswanger nennt sie Durchseuchung, das klingt bedrohlicher - ist bei der Ansteckungs- und Sterberate dieser 2. Welle keine Illusion, sondern in Reichweite.
Was für die Anbieter von Impfstoffen sehr bedrohlich ist. Ein Land mit erreichter Herdenimmunität braucht keinen Impfstoff mehr. Die Investition ist in den Sand gesetzt. Ausser, der Impfstoff wurde zum Voraus schon an Regierungen verkauft, dann haben diese Regierungen ein Problem.
Auch das ist ein Grund, strenge Massnahmen zu fordern. Jetzt - bevor die Ansteckungskurve wegen beginnender Herdenimmunität von selber sinkt.

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Nach einer Ansteckung mit Covid-19 soll die Immunität nur einige Monate andauern. In dem Fall wäre die angestrebte Herdenimmunität in Ihrer Denksportaufgabe doch eher eine kurzlebige Durchseuchung. Oder täusche ich mich?

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Naturwissenschafter
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Nein, Sie täuschen sich nicht. Oder vielleicht beim Stand des Wissens über die mögliche Immunität - so viel ich weiss, ist noch alles möglich. Langdauernd, nicht sehr lang, gar nicht. Oder: komplette Immunität nur über kurze Zeit, aber langdauernde Teilimmunität, die milde Verläufe ermöglicht. Wie beim Schnupfen.
Eine kurze Immunität und keinerlei Teilimmunität würde uns ganz andere Sorgen bescheren. Sie wäre in erster Linie eine Enttäuschung für diejenigen, die auf Impfung hoffen. Denn auch Impfung basiert auf Immunität und die Wirkung würde schnell verpuffen. In dem Fall bliebe uns nur eines: Mit Corona leben und uns damit abfinden, dass mit 70 das Leben vermutlich zu Ende geht.

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Wenn man bei TA interaktiv verschiedene Gebiete vergleicht, findet man folgendes (7-Tage-Durchschnitt, Infektionen pro 100'000, Todesfälle pro 100'000 Einwohner):

Kanton Genf .. 154 --- 1.39
Schweiz ............ 71 --- 0.88
Italien ............... 57 --- 0.86
Österreich ......... 82 --- 0.49
Kanton Zürich .. 48 --- 0.38
Deutschland ...... 23 --- 0.20

Ich überlass es allen, die eigenen Schlussfolgerungen aus dieser Momentaufnahme zu ziehen (zum Beispiel bezüglich Ländervergleich), ausser dass ein direkter Einfluss der Massnahmen, die in Kraft sind, nicht ersichtlich ist und dass es wohl kein schlechter Ansatz ist, für die Kantone (oder Deutschschweiz/lateinische Schweiz) separate Lösungen zu treffen.

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Genf hat 3.5-mal höhere Todesfallzahlen als Zürich. Es gibt also in Genf einen oder mehrere zusätzliche Faktoren, die für zwei Drittel der Todesfälle verantwortlich sind. Frage an die Taskforce: Ist es sinnvoll, dies zu ignorieren, aber in Zürich die Restaurants zu schliessen? Auch eher unerwartet: der vielgescholtene Kanton Zürich steht momentan besser da als Österreich, auch punkto Todesfälle.

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Man kann den Faden sogar noch etwas weiterspinnen. Vieles spricht dafür, dass es sich um eine Art kulturellen Faktor handelt. Im Wallis ist sind Unter-/Mittelwallis und das Oberwallis ziemlich homogen, der Sprung findet zwischen Sierre und Leuk, an der Sprachgrenze statt (siehe Diagramm unten links im folgenden Link).
Ein [https://www.vs.ch/documents/6756452…%20Woche45)
Es werden sehr schnell Schuldzuweisungen wegen unterlassener Massnahmen gemacht. Die Wirklichkeit ist aber deutlich komplexer.

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Wichtiger Hinweis, dass föderalistisches Vorgehen durchaus auch Vorteile haben und einer pauschalen zentralistischen Lösung in punkto Akzeptanz überlegen sein könnte, weil der Sinn einer Restriktion den davon Betroffenen viel unmittelbarer einsichtig wird.

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Das öffentlich rechtliche Fernsehen hat seine bisher sehr seriöse Berichterstattung verlassen. Damit stärken sie die , sagen wir's mal vorsichtig nicht durch Intelligenz sich auszeichnenden Coronaskeptiker. Und eine Frage: Warum spricht man immer nur von fehlenden Betten? Es ist das fehlende Personal auf dessen Buckel eigentlich die ganze Last ruht. Betten haben wir genug. Aber beim Personal geschieht nichts obwohl deren Kapazitäten bis aufs Letzte ausgereizt wird. Wenn Frau Ruth Humbel meint , unsere Pflegenden hätten sich nicht zu beklagen sollten wir die diese Wochen in verschiedenen Tageszeitungen veröffentlichte Statistik anschauen. Da steht die Schweiz mit den Löhnen der Pflegenden an 3. letzter Stelle in Europa (Kaufkraft bereinigt)!! eine Schande für eines der reichsten Länder der Welt. Die Kritik aus dem Munde einer Nationalrätin zu vernehmen, die vermutlich mit all ihren Mandaten von Krankenkassen, dem Lohn als Nationalrätin etc. ein vielfaches verdient scheint an Zynismus nicht zu überbieten zu sein.

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Johanna Wunderle
Muttersprache NL
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Positive und konstruktive Energie kann ich in den Beiträgen von Herr S. nicht entdecken.
„Schöne Worte sind nicht wahr, wahre Worte sind nicht schön,“ soll schon Laotse gesagt haben.

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Musiker / Schauspieler
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Das war dann wohl das Wort zum Sonntag!
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die Woche.

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Ich gehe mit Herr Binswanger einig, dass man früher auf die zweite Welle hätte reagieren können, ja müssen. Zwei Wochen früher reagiert hätte zahlreiche Menschenleben gerettet. Die Argumentation im Artikel ist m.E. aber zu eindimensional: Herr Binswanger unterstellt allen Entscheidungsträgern, welche nicht früher härtere Massnahmen unterstützt haben, mutwillig und gedankenlos Tote in Kauf zu nehmen (Zitat: "offenbar ist es okay, vulnerable Mitbürger sterben zu lassen, solange dies mindestens theoretisch in einem Intensiv­bett geschehen kann"). Könnte es nicht sein, dass sich (mindestens ein Teil der) Entscheidungsträger sehr differenziert Gedanken gemacht hat zu mehr oder weniger Öffnung? Neben naturwissenschaftlichen auch psychologische, soziologische und ja, auch wirtschaftliche Überlegungen einfliessen liessen in ihre Entscheidung? Kleines Gedankenexperiment: Die Übersterblichkeit bei einer schweren Grippewellen ist in einer ähnlichen Grössenordnung wie jetzt bei Covid (das soll Covid nicht verharmlosen, natürlich wäre die Sterblichkeit bei Covid ganz ohne Massnahmen noch viel höher als bei einer Grippewelle, aber mit den jetzigen Massnahmen bei Covid sind wir in etwa in gleicher Grössenordnung Todesfälle wie bei einer Grippewelle ohne spezielle Massnahmen). Wenn Herr Binswanger die jetzigen Todesfälle als absolut untolerierbar betrachtet, dann würde das bedeuten, dass zukünftig bei jeder normalen Grippewelle massive Massnahmen getroffen werden müssten, um die dann vorkommenden Todesfälle zu verhindern. Weil auch dann sterben Mitbürger in einem Intensivbett. Fand Herr Binswanger das auch schon immer gar nicht OK und fand auch bei jeder Grippewelle hätte es einen Lockdown gebraucht? Kurz: Jeden zusätzlichen Todesfall zu vermeiden ist die denkbar einfachste, aber auch eindimensionalste Forderung. Sie entspricht nicht den komplexen Realitäten unserer Gesellschaft. Herr Binswanger macht es sich zu einfach. Ich wünschte mir zukünftig eine differenziertere Betrachtung.

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Das sehe ich auch so! Es hilft nicht von "irreparabel" (das heisst total kaputt...) und Behördenversagen zu schreiben und in Panik zu verfallen. Auch ich bin ein "vulnerabler" Bürger (schreckliches Wort), und nichts scheint mir verkehrter als "wehrlos" auf die TF oder auf die Behörden zu hoffen statt selber die Verantwortung für mich zu übernehmen und nur das zu tun, was meiner Gesundheit und Umgebung hilft. Das tun ja auch die meisten Menschen in unserem Land und damit sind wir bisher nicht "irreparabel" gefahren. Es ist eine Gratwanderung mit laufendem Lerneffekt was SRG, Behörden und die TF machen.

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Historikerin und Autorin
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Ich sehe vor allem ein Kommunikationsproblem - weniger ein Massnahmenproblem. Die strengsten Massnahmen nützen nichts, wenn sie nicht konsequent eingehalten werden.

Diverse Medienberichte wurden in den vergangenen Wochen publiziert über Hochzeitsfeste, Jodlermusicals, Kilbenen usw., die sich zu Superspreader-Events entwickelten. Wer den eindrücklichen Rundschaubericht über Jassturniere, Carfahrten und Chorproben gesehen - O-Ton: "Das sind mini Kollege, die hend kei Corona!" - kann nachvollziehen, wieso das Infektionsgeschehen aus dem Ruder gelaufen ist: Man hat sich an die Pandemie gewissermassen gewöhnt, und solange niemand zumindest streng warnt, kehrten Viele zum Vor-Corona-Leben zurück.

Ich hätte mir gewünscht, dass Behörden, Fachleute, Berset, Koch oder Ähnliche konstanter und überzeugender vor allem auf ältere (Risiko)-Personen eingewirkt hätten, damit allen stets bewusst gewesen wäre, dass die Gefahr - vor allem für sie - nicht vorüber ist. Denn es gehört schon auch zur Verantwortung der gefährdeten älteren Leuten, sich selbst zu schützen. Was übrigens nicht bedeutet, dass diese eingesperrt leben müssen, man weiss ja mittlerweile, wie man sich wirksam schützen kann.

Dass die Science-Taskforce in die Bresche sprang und mit möglichen, wenn auch pessimistischen Negativ-Szenarien aufrüttelte, war im Licht der oben Gesagten gut und nötig. Der erhoffte Effekt ist ja auch eingetreten, so wie es jetzt aussieht - die Zahlen gehen zurück. Deshalb gehe ich mal davon aus, dass sie die Prügel gut verkraften können.

In einem Punkt stimme ich Daniel Binswanger vollkommen zu: Tragisch ist, dass das Virus durch die zu grosse Verbreitung nicht mehr von den Alters- und Pflegeheimen ferngehalten werden kann. Die Menschen dort können sich nicht selber schützen.

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"Physiker"
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Ich bin nicht einverstanden was die Wirksamkeit von Massnahmen betrifft. Alles was man wirklich weiss ist, dass man sich nicht ansteckt, wenn man zu infizierten Menschen einen Abstand einhält, draussen oder in genügend gelüfteten Räumen, oder ihnen nur kurz begegnet, und sich die Hände wäscht wenn man möglicherweise infizierte Flächen berührt hat, bevor man sein Gesicht berührt. Sowie das ganze umgekehrt als Fremdschutz. Alles andere ist Spekulation. Die Evidenz von grossen Massnahmen wie Lockdowns ist unsicher, auch wenn gewisse Plausibilitäten bestehen. Deshalb erachtete ich vieles davon als kontraproduktiv und deshalb dürfte die auf Angst basierende Kommunikation oft nicht funktionieren.

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Wenigstens haben Sie diejenigen, deren Wohlergehen uns so rührend am Herzen liegt, nicht Insassen genannt....

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Historikerin und Autorin
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Ich verstehe leider nicht, was genau Sie mit Ihrem Kommentar sagen möchten.

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Herr Ackerman sagte an der PK "ein Land mit einer Testpositiviät von mehr als fünf Prozent hat die Kontrolle verloren“, was eine international, wissenschaftlich anerkannte Sicht der Covid-Epidemie ist. Was dann die Schweiz mit einer Testpositivität, die sich zwischen 20 - 26% bewegt? Wer gute Ohren hat, merkte, dass der Wissenschaftler eigentlich gewaltig warnt. Das grosse Problem der Task Force ist die fehlende politische Unterstützung. So bleibt Schweizer Wissenschaftlern nichts anderes übrig, als in Empfehlungen und durch die Blume zu sprechen. Das Parlament sperrte die Notlage, der Bundesrat kann nicht agieren, das BAG hält sich hinter der Task Force bedeckt und die Task Force dient als Buhmann der Nation.

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Die Positiven auf die gemachten Tests zu beziehen ist eher Mumpitz. Das bedeutet nur, dass die eher richtigen Leute getestet wurden, und nichts wie sich das Virus sonst noch ausbreitet. Bei 25% Quote sind also 3 von 4 Tests redundant, bei 5% sind 19 von 20 redundant.
Und ja, die fuer die Tests Verantwortlichen wurden ueberrollt. Der Prozess wurde nicht effizient genug aufgesetzt, es liegt an zu klein geplanter Infrastruktur, nicht an der Zahl der verfuegbaren Tests.

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Es spielen mehrere Faktoren zusammen. Wenn sich mehr als 5% von Corona positiven Personen innerhalb einer Testzahl befinden, dann stellt sich die Frage, ob genug getestet wird. Es ist auf jeden Fall ein Hinweis auf mögliche existierende Dunkelziffer, die sich bei einer stillen Entwicklung im Rahmen einer fehlenden Beachtung in erhöhten bis potential zunehmenden Hospitalisierungen und Todesfällen spiegeln würde (Italien im Frühjahr). Bei diesem Prozess ist das Alter der Erkrankten massgeblich. Bei ausschliesslich jungen Infizierten bleiben erhöhte Spitaleintritte und Todesfälle aus. Wegen der Gefahr einer stillen Entwicklung im Dunkeln ist eine stetige Kontrolle der Testpositivität durch eine ausreichende Testkapazität wichtig, um ein Wissen über die Entwicklung der Pandemie zu behalten und bei Bedarf die notwendigen vorausgehenden Vorbereitungen zu treffen.

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· editiert

In einem anderen Land - ausser den USA vielleicht - hätte ein Bundesrat, der solchen Mist über Wissenschaft und Wissenschaftler rauslässt, gehen müssen.
Ich finde es unglaublich traurig und auch sehr enttäuschend, dass in diesem Land, das einige der besten Hochschulen der Welt hat und einen sehr guten allgemeinen Bildungsstandard, anscheinend so eine grosse Aversion gegenüber Wissenschaft herrscht. Das war mir vor all dem nie so bewusst.
Aber ja, wenn man die Augen ganz, ganz fest zumacht, und es sich ganz, ganz fest wünscht, und dreimal ringelreihe singt, dann geht das Virus vielleicht weg...

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eine grosse Aversion gegenüber Wissenschaft herrscht

Die Aversion wird kultiviert, Expertise wird seit Jahrzehnten gezielt untergraben durch Herren und Damen wie dem Maurer. "Who needs experts" war ein Brexit-Kampfruf. Durch die Entkoppelung von Meinung, Politik und Wahrheit lassen sich gewisse Inhalte viel besser ans Volk bringen.

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Genau, so ist es.

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· editiert

Im Wallis liegt die Positivitätsrate sogar bei 40 %, bei vierfach erhöhter Anzahl Tests gegenüber den ruhigeren Zeiten. Trotzdem scheint es, dass die Lage nun unter Kontrolle ist.
Ein Link (Sehr übersichtliche Darstellungen des Kanton Wallis)
Ich glaube, dass neu untersucht werden muss, was eine so hohe Positivitätsrate bedeutet. Ist die Dunkelziffer nun hoch oder niedrig?
Wissenschaftler sollten Klartext reden, nicht durch die Blume sprechen.

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Je höher die Positivrate umso mehr ist die Pandemie ausser Kontrolle

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Das ist in unserer Zeit nicht ohne politische Unterstützung so einfach. Es gibt Gruppierungen, die ihre Lust auf Krawall sehr gerne gegen Klartext sprechende Wissenschaftler ausleben.

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Ingenieur
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  1. Ich masse mir nicht an den Wert eines Menschenlebens zu bestimmen und diskutiere entsperchend auch nicht darüber. Ich habe nur wiedergegeben, wie verschiedene Quellen den Wert eines geretteten Menschenlebens definieren (mit Betonung auf gerettet). Ich wollte damit darauf hinweisen, dass in vielen Lebensbereichen solche Berechnungen gemacht werden und üblich sind. Deshalb sollte, der Gerechtigkeit wegen, auch für Corona eine gemacht werden.

  2. Es geht mir nicht um die Kosten der Spitalbehandlung. Es geht mir um eine gesamtwirtschaftliche Betrachtung der Folgen dieser Massnahmen. Und diese sind mittlerweile immens gross und werden uns noch sehr lange beschäftigen. Jedoch sind diese sehr schwer zu beziffern.

  3. Ich wollte mit meinem Kommentar darauf hinweisen, dass der Bundesrat im Moment richtig handelt, wenn sein Augenmerk auf der Auslastung der Spitäler liegt und die Anzahl der Todesfälle sekundär behandelt. Leider wurden die Massnahmen diesen Herbst zu spät getroffen, weil man es zuerst mit einer Erweiterung der Maskenpflicht auf Bereiche, wo man sich wahrscheinlich nicht ansteckt, probiert hat.

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In der Tat ist die Corona Taskforce zuwenig interdisziplinaer aufgestellt. Mediziner sind weniger geeignet. Die Massnahmen zum Tracing skalieren nicht. In Restaurants aufliegende Boegen, wo sich die Besucher mit Name, Tel und email und der Zeit (krakelig) eintragen ? Ein netter Ansatz fuer den ersten Tag. Der skaliert nicht, wenn das Tracingteam anrufen muss und nachher die Listen per fax bekommt. Dann darf diese abgetippt werden. Sehr effizient, dann benoetigt man nur nur fuer diesen Job proportional viele Leute wie es Listen gibt. Es waere eine Arbeit von wenigen Tagen gewesen eine App zu schreiben, wo in den Restaurants ein QG Code haengen wuerde, welcher vom Gast fotografiert wuerde. Dafuer gaebe es nachher keine zusaetzliche Arbeit mehr, egal ob es um 1000 oder 100'000 Eintraege geht.
Desgleichen mit der bestehenden Corona App. Da gehen nun also die Testresultate erst zum kantonalen Tracing Team auf die Halde. Diese bearbeiten das ineffiziente manuelle Tracing vorrangig und schauen sich die Testresultate irgendwann mit beliebiger Veroegerung an. Die App benutzer duerfen machmal laenger wie 5 Tage auf die Codes warten, wenn sie nicht mehr interessant sind. Mittlerweile ist durchgesickert, dass die Testlabors die Corona Codes fuer die App selbst erstellen koennten. Das ist aber aufgrund auch administrativer Gruende auf irgendwann verschoben.
Allenfalls waere dieses Verfahren per Finanzen beschleunigbar. Wenn das Resultat und der Code nicht am naechsten Tag vorliegen, ist der Leistung nicht erbracht, wird nicht verguetet. Es waere durch passende Ablaeufe naemlich machbar.
Was noch nicht begriffen wurde, ist, dass die Tracing Arbeit wie sie jetzt gemacht wird, proportional zu den Faellen sind. Wenn sich also die Faelle alle 2 Wochen verdoppeln, muss die Anzahl Tracer auch alle 2 Wochen verdoppelt werden. Macht mal.
Fazit, die Task Force, die Nationale, wie die Kantonalen bremsen eher wie sie was bringen. - Ersetzen, durch Leute, welche die erforderlichen Ablaeufe so auslegen, dass sie skalieren. Nicht mit einem Mediziner als Chef, sondern einem Infomatiker oder aehnlich.

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Herr G., mit der App haben Sie leider komplett recht. Es ist ein Trauerspiel; was nutzt die Meldung dass man jemandem kranken lange sehr nahe war, wenn man die Meldung nach mehr als 5 Tagen bekommt. Ich kenne von der Arbeit einen Fall, wo es 9 Tage gedauert hat.

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Lieber Herr Binswanger, ich hätte es nicht besser ausdrücken können.
Es ist unerträglich, was die Schweiz in dieser Pandemie tut, resp. eben nicht tut. Es ist ein einziger Wertzerfall, welcher international nur noch mit Entsetzen und Sprachlosigkeit zur Kenntnis genommen wird. Es sind und bleiben viele unnötige Todesfälle und es hat niemand das Recht über diese lost years of life zu richten, wie es viele in einer unglaublichen Arroganz tun.
Wenn die Schweiz nur ein bisschen auf die Taskforce gehört hätte, die essentiellen Massnahmen zum richtigen Zeitpunkt eingeführt hätte als in persönlichen politischen Befindlichkeiten und politischer Führungslosigkeit zu verharren, wären wir heute nicht an der Spitze der Länder welche die Pandemie nicht in den Griff bekommen.
Der Tagesschaubericht von SRF vom 12.11. war tendenziös und gefährlich, da dieser den Aussagen von U. Maurer Aufwind gab und der Bevölkerung suggerierte, dass alles ja gar nicht so schlimm sei, wie es ist. Die unakzeptablen vielen Toten, die Spitäler und deren verheiztes Personal, der zunehmend schlechtere werdende Zugang zum CH Gesundheitswesen für andere Erkrankungen/Unfälle und die Tatsache, dass ein funktionierendes Gesundheitswesen die Basis ist für eine gesunde Volkswirtschaft und nicht umgekehrt, wurden dabei komplett ausgeblendet.
Der Umgang mit der Pandemie bei geringen Fallzahlen ist ohne weiteres möglich ohne grosse wirtschaftlichen Einbussen und grosse Eingriffe in die persönliche Freiheit sofern man zur richtigen Zeit das tut, was man tun müsste und jedermann dies dann auch wirklich tun und begreifen würde, dass man einem sich schnell verbreitenden Virus nicht mit Werkzeugen wie in Abstimmungen begegnen kann.
Eine Pandemie stellt per se neben der Eigengefährdung immer auch eine Fremdgefährdung dar und braucht deswegen - auch per definitionem - klare und adequate Regeln für eine möglichst grosse Verhinderung dieser Fremdgefährdung , so wie im Strassenverkehr und sind deswegen nicht als Eingriff in die persönliche Freiheit zu werten. Auch im Strassenverkehr haben die Erkenntnisse der Wissenschaft (z.b. punkto Geschwindigkeitsbeschränkung etc.) zu entsprechenden Regeln geführt. Warum ignoriert die Schweiz diese nun in dieser Pandemie in einem solchen Ausmass?
Es wird seit geraumer Zeit von einer Bevölkerung erwartet ungenügende Massnahmen für Monate ohne konkrete Zielsetzung umzusetzen, vom Gesundheitswesen und seinem Personal diese Ueberlastung für Monate auszuhalten und zu erleben, dass sich 50% der Bevölkerung an diese Mini- Massnahmen gar nicht hält, da diese Pandemie ja eh nur Probleme bietet für die Alten und die vulnerablen Gruppen. Da zudem diese Mini- Massnahmen keine klaren Verhältnisse schaffen, wird es politisch weiter möglich sein die betroffenen Betriebe finanziell nicht zu entschädigen.
Die Schweiz will keine Klarheit schaffen, da sie sonst für deren Konsequenzen Verantwortung übernehmen müsste. Die Schweiz brüstet sich ob ihrer humanitären internationalen Rolle und will Einsitz im UNO Sicherheitsrat, ist aber nicht gewillt - fähig wäre sie dazu allemal - das Minimum an Ethik gegenüber ihrer eigenen Bevölkerung, ihren eigenen Institutionen wahrzunehmen und für diese Ethik auch zu bezahlen.
Die Schweiz hat zudem nicht nur gesellschaftlich und gegen innen irreparable Schäden erlitten, sie hat dies auch gegen aussen, international erlitten. Das Bild der reinen, guten, freien unabhängigen Schweiz, welches die Schweizer persönlich und politisch immer gemalt haben, bröckelt weiterhin massiv mit langfristigen Konsequenzen. Dass die Schweiz alle facts, Kenntnisse und Erfahrungen der Wissenschaft und anderer Länder und Menschen dieser Erde weiterhin ignoriert und meint, sie wisse es besser und meint, dass sie so durch den Winter kommen wird und dabei auch noch spart, ist und bleibt leider ihre grösste Illusion.
Persönlich empfinde ich nur noch Trauer, Scham und eine unerträgliche Fassungslosigkeit all dies mitzuerleben als Teil dieser Schweiz, ohne die Möglichkeit an dieser Führungslosigkeit, dieser Verantwortungslosigkeit, dem weiteren Leid und den langfristigen Konsequenzen des schweizerischen Verhaltens etwas ursächlich ändern zu können. Les jeux sont faits.

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Ein Kommentar, der den Mensch respektiert.
Ein Kommentar mit Anstand, was ich leider bei vielen anderen Kommentaren vermisse.
Ich gratuliere Ihnen

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Mathematiker in IT, Bildung und Beratung
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· editiert

Lieber Herr Binswanger, liebe Dialogteilnehmer

Eher zufällig habe ich zuerst hier in den Kommentaren ‚gschneugget‘. Ui, ui, ui; was hat Herr Binswanger nun wohl wieder ‚verbrochen‘? Und dann hab ich den Artikel gelesen und war fast etwas ‚enttäuscht‘. Angesichts der Kommentare wirkte er auf mich paradoxerweise ziemlich nüchtern: Eine pointierte Perspektive mit ein paar Spitzen.

Zurück bleibt der Eindruck, dass wir halt alle ziemlich nervös, angespannt, verunsichert etc. ... sind und das dünkt mich angemessen.

Und falls jemandem Herr Binswanger und dieser Dialog zu viel ist, so kann ich Mel Kiyaks Kolumne vom 10.11. und im Dialog besonders die Beiträge von B. J. empfehlen.

Beste Grüsse, K.A.

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Retraité
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Sie sind offenbar stärkeren Tabak gewohnt. Ist das gut?

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Mathematiker in IT, Bildung und Beratung
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Lieber Herr G.

Ui ui ui, was hab ich da geschrieben? Nein, das wäre schlecht, sehr schlecht. Ich habe das enttäuscht mit Anführungszeichen versehen. Danke für die Rückmeldung.

Und - hmmmmmm - ... :
Ich mag pointierte Artikel und sie dürfen (müssen?) auch mal einseitig sein, wie es eine echte Perspektive nicht anders sein kann. Wo aber Aufregung und Zeter-Mordio in den Republik-Dialogen entsteht, halte ich mich zunehmend still und besonders Abo-Kündigungs-Beiträge finde ich so was von müssig.

Bleibt die Stärke des Tubaks.
In einem anderen Beitrag von Ihnen in diesem Dialog haben Sie ‚beissende und halsstarre Ideologie‘ für die Kolumne verwendet. Das genügt mir an Tubakstärke und benebelt mich gerade noch nicht so, dass ich Ihre valide Postition noch wahrnehmen kann ;)

Wertschätzende Grüsse, K.A.

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Ingenieur
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Es ist doch nicht gerecht, wenn wir plötzlich extrem viel mehr Geld ausgeben um Menschenleben zu retten, als dass wir das vor der Pandemie machten (und nach der Pandemie auch wieder tun werden). In verschiedensten Quellen (ich persönlich kenne die SIA 269) wird der Wert eines geretteten Menschenlebens im 7-stelligen Bereich angegeben. Das Wort "gerettet" finde ich in diesem Zusammenhang sehr wichtig. Nach diesem Wert richteten sich vor der Pandemie staatliche Massnahmen wie z. B. Sicherheitssanierungen an Bauwerken, die nach ihrer Durchführung Menschenleben retteten. Wenn eine Massnahme ein schlechtes Kosten-Nutzen-Verhältnis hatte, wurde sie nicht ausgeführt. Der Gerechtigkeits halber sollten sich deshalb die Massnahmen gegen diese Pandemie ebenfalls an diesem Wert orientieren und vielleicht noch der Tatsache Rechnung tragen, dass es viel schlimmer ist, wenn eine 30-jährige Person stirbt, als wenn eine 80-jährige Person stirbt. Ansonsten werden Corona-Tote als schlimmer angesehen, als alle anderen Toten, was definitiv nicht der Fall ist.

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"Physiker"
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Der schwyzer Arzt und Kantonsrat Antoine Chaix schätzt die Kosten pro "gerettetes Leben" bei Covid-19 tatsächlich auf ca. 10 Millionen Franken. Ihn stört nicht die Summe an und für sich, sondern der extreme Unterschied zum "Wert von Leben" bei seiner Tätigkeit bei "Ärzte ohne Grenzen". Anlässlich einer Choleraepidemie in Mosambik 1999 musste er Menschen sterben lassen und hier hätte offenbar $50 gereicht um einen Todesfall zu vermeiden. Er schrieb: "Dieser Irrsinn ist umso stossender, wenn man bedenkt, dass die Pharmaindustrie (oder der Westen allgemein) zum Beispiel sich mit Händen und Füssen um die Jahrtausendwende dagegen wehrte, antiretrovirale Medikamente gegen die unendlich tödlichere HIV-Pandemie in Afrika einzusetzen. Dabei ging es lediglich um einige hundert bis tausend Dollars pro Patient und Behandlung. Bei einer Pandemie, die zum Beispiel ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung von Swasiland dahinraffte..."

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Wie stellen Sie sich das genau vor? Soll dann neben der Beatmungsmaschine eine Maschine mitlaufen, die die entstandenen Kosten zählt? Wenn die Intensivpflegekraft den Patienten dreht, kostet es Betrag x zusätzlich? Und wenn dann der von Ihnen erwähnte Höchstbetrag erreicht ist, stellt wer genau die Maschine ab?
Wie zynisch wird es gerade??

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Das Problem ist meiner Meinung nach, dass wir überhaupt diese Diskussion führen. Ein gut aufgestelltes Contact Tracing mit einer guten Teststrategie, im Sommer aufgebaut, hätte uns vor der aktuellen Situation bewahrt.
Jetzt wird es sowieso teurer! Ein Lockdown als Wellenbrecher (damit danach wieder wenige Fälle gut betreut werden können) kostet (wahrscheinlich aber weniger, als das, was nun passiert).
Wenn der Lockdown z.B. (so angeschaut, wie sie es erwähnen) nun zu viel kostet, und deshalb nicht durchgeführt wird, sterben sehr sehr viele der Risikogruppen UND auf den Intensivstationen liegen Patienten, die teils keiner Risikogruppe zuzuordnen sind. Das Problem: sie erhalten arbeits- und kostenintensive Behandlungen über einen „unüblich“ langen Zeitraum.
All das war bekannt, die Schweiz hat es nicht beachtet.
Stattdessen diskutieren wir nun tatsächlich, wie viel ein Menschenleben denn wert sein darf.

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Ingenieur
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Natürlich nicht, es ging mir um die Allgemeinen Massnahmen, die vom Bundrat beschlossen werden (Lockdown u. ä.). Niemals habe ich über Behandlungen im Spital geschrieben.

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· editiert

Vielen Dank für diesen Beitrag.

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Das haben Sie offenbar nicht richtig verstanden, Herr Binswanger: es sterben pro Tag nicht 160-190 Menschen und dann noch hundert Koronaopfer dazu, sondern vielleicht total 200. An Covid sterben vorwiegend (aber nicht nur!) Patienten, die ohnehin in den nächsten Wochen und Monaten gestorben wären. Naming, blaming, shaming - das hat angesichts der riesigen Probleme dieser Epidemie keinen Platz!

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"Physiker"
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Waren die Artikel von Ihnen Herr Binswanger ursprünglich einen Grund, die Republik zu lesen, sind Ihre Corona-Artikel für mich nun das Gegenteil: in ihrer Absolutheit ein permanentes Ärgernis. Man kann das Thema auch ganz anders sehen wie hier im Film des NDR, ausgestrahlt von Arte: https://www.arte.tv/de/videos/09811…-freiheit/ .

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Vielen Dank für den Link zur Arte Doku Corona: Sicherheit kontra Freiheit, Herr S. Ich finde sie angenehm unaufgeregt. Und vielen Aussagen derer, die zu Wort kamen, kann ich auch zustimmen. Auch wenn die Doku den schwedischen Weg insgesamt als den besseren, weil nachhaltigeren Weg herausstellt, finde ich sie doch relativ ausgewogen und vor allem nicht anklagend im Ton. Es wird im Vergleich der drei Länder Schweden, Deutschland und Frankreich klar, dass es nicht den einen richtigen Weg gibt und wenn es ihn gibt, dass wir ihn nicht kennen und das auch immer im Hinterkopf behalten sollten. Diese Absolutheit ist ja, wenn ich es richtig verstehe, ihr Hauptkritikpunkt an Herrn Binswanger und nicht, dass Sie in verschiedenen Punkten anderer Meinung sind.

Umso schöner ist es doch, dass wir hier im Dialog bleiben können und unsere Argumente überdenken, verwerfen oder auch schärfen können. Ich für meinen Teil kann sagen, dass das auch gut funktioniert. Und das ist ja auch eines der Hauptanliegen der verlinkten Doku.

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Lieber Herr S., Sie haben Ihrem Ärger ja immer wieder Kund getan, was ich sehr begrüsse. Ja, es gibt auf die Pandemie die unterschiedlichsten Blickweisen. Es ist sicherlich immer richtig, über alles ein kontroverses Gespräch zu führen. Genau dieses vermisse ich in der Schweiz ein wenig. Deshalb habe ich meinem Erstaunen Ausdruck gegeben, dass über die hohen Todeszahlen, die bereits seit längerem absehbar sind (ich habe dazu zum ersten Mal im August einen Kommentar geschrieben, den Sie auch schon kommentiert haben (auch damals schon durchaus kritisch, aber noch etwas weniger ungeduldig)), sehr wenig debattiert wird. Wir konnten wissen, dass es so enden wird, wir haben nichts gemacht. Wenn Sie dafür argumentieren, dass es dafür auch gute Gründe gibt, dann können wir darüber ein Gespräch führen. Was ich schwierig finde, ist, wenn den Tatsachen nicht ins Auge gesehen wird.
Der arte Film, den Sie verlinken ist interessant. Aber ich finde ihn an vielen Stellen sehr inkonsistent. Natürlich kann man Ioannidis als Zeugen bringen. Aber dass seine Studien gröbste Mängel aufweisen, ist heute eigentlich kaum mehr strittig. Ich würde mir schon wünschen, dass solche Dinge dann auch eingeordnet werden. Auch die Ländervergleiche in dem Film finde ich etwas schwierig. Schweden hatte es in vielerlei Hinsicht viel einfacher als Frankreich. Müsste man es nicht eher mit Norwegen und Finland vergleichen?
Mit herzlichen Grüssen, DB

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"Physiker"
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Lieber Herr Binswanger und Herr Hennigsen, Offenbar lebt die Kolumne von der Kontroverse und Sie haben beide Recht, dass differenzierte Artikel weniger Diskussionen auslösen, und die grossartige Forensoftware der Republik somit zu einem Informationsgewinn führt (aber ich würde trotzdem die Downvote-Möglichkeit als unnötig polarisierend ausschalten!).

Was die Todeszahlen angeht, hatten tatsächlich weder ich noch viele andere mit einem nochmaligen so grossen Anstieg gerechnet; Sie hatten also die bessere Intuition. Aber wir sollten trotzdem diskutieren, was dies genau heisst. Gemäss den Mortalitätskurven auf https://www.experimental.bfs.admin.…/momo.html sind unter 65-jährige überhaupt nicht erkennbar betroffen und auch bei älteren Menschen ist die Übersterblichkeit in den meisten Regionen im Normalbereich. In den am meisten betroffenen Grossregionen Genfersee und Mittelland ist sie ca. 100 Todesfälle pro Woche höher als die Erwartung von G. 200 bis 300.

Da die meisten Betroffenen alt bis sehr alt sind, würde ein Berechnung nach verlorenen Lebensjahren noch unauffälliger ausfallen. Jedoch kann jeder Todesfall für die Betroffenen in jedem Alter tragisch sein. Wichtiger als die verlorenen Lebensjahre selbst dürfte die Lebensqualität der letzten Jahre und die Art des Sterbens sein, und hier habe ich das Gefühl, das die Massnahmen gegen Covid-19 insgesamt mehr Leid verursachen als die Krankheit selbst, wie auch verschiedene Ärzte glauben (siehe auch der woanders velinkte "Unerhört"-Film. Meine Mutter starb mit 96. Sie hatte eine zunehmende Demenz und wäre gerne ein paar Jahre früher gestorben. Es war ihr nicht vergönnt; sie überlebte selbst zwei Treppenstürze und mehrere Infektionen, die letzte Blasenentzündung dann nicht mehr. Ich besuchte sie fast jeden Tag und sie hatte immer Freude. Wäre ihr letztes Jahr 2020 gewesen, bin ich überzeugt, dass das Besuchsverbot schlimmer gewesen wäre als allenfalls etwas früher zu sterben.

Zum Ländervergleich kann ich nicht viel sagen, ausser dass ich bei skandinavischen Besuchen den Eindruck hatte, dass die Norweger sich von Haus aus distanzierter verhielten als die Schweden; vielleicht hatte dies einen Einfluss. In der Schweiz gibt es diesbezüglich ja auch unterschiedliche Regionen mit unterschiedlichen Gewohnheiten.

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Geht mir sehr ähnlich. Daniel Binswanger scheint bei Corona einen Tunnelblick zu entwickeln, wobei er auf eine treue Schar von Kommentatoren zählen kann.

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Ich kann mich noch gut an die Aussage von Marcel Salathé erinnern (26.9.20, Ende Kalenderwoche 39). Die Zahlen gingen ja zu dem Zeitpunkt tatsächlich wieder runter und auch ich habe mich davon blenden lassen bzw. war zuversichtlich. Ich dachte, dass sich vielleicht alle wieder etwas besser an die Massnahmen halten, weil die Fallzahlen die Wochen zuvor ja hochgingen. Ich denke heute allerdings, dass es damit zusammenhing, dass, aus welchem Grund auch immer, weniger getestet wurde. Der erneute Anstieg kam dann umso „überraschender“. Wenn es so war, kann man sich natürlich fragen, warum Marcel Salathé das nicht gesehen hat. Aber es ist nur eine These bzw. ein Erklärungsversuch meinerseits. Dass die Zahlen dann so explodiert sind, ist meiner Meinung nach dem Wetterumschwung geschuldet.

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Lieber Herr H., herzlichen Dank für diese Bemerkungen. Der Wetterumschwung ist sicherlich ein sehr wichtiger Faktor. Wie wichtig entdecken wir erst jetzt. Und ja: Auch ich finde, dass Marcel Salathé phasenweise recht erratisch kommuniziert hat. Ich vermute, es hat damit zu tun, dass die Wissenschaft in unserem Land ständig einen komplizierten Eiertanz aufführen muss. Sie macht den Versuch, die Fakten in die Öffentlichkeit zu tragen, muss aber dennoch strategisch kommunizieren und allfällig Empfindlichkeiten mit in Rechnung stellen. Diese widersprüchliche Ausgangslage führt gelegentlich zu eher widersprüchlichen Ansagen.
Herzlich, DB

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· editiert

Lieber Herr Binswanger, wenn ich ein Beratungsmandat übernehme, muss ich damit leben, dass ich Berater*in bin. Bin ich nicht zufrieden damit, wie die Person oder das Gremium, das zu beraten ich übernommen habe, meine Empfehlungen umsetzt, muss ich das intern klären. Gelingt das nicht, muss ich mit dieser Spannung entweder leben oder meine Funktion als Berater*in aufgeben. Dann kann ich soviel und so laut Fakten in die Öffentlichkeit tragen, wie immer ich will. Was nicht geht, ist der berühmte Fünfer und ds Weggli: ich kann als Berater*in dem oder den Entscheidungsträger*innen nicht in der Öffentlichkeit in den Rücken fallen, auch wenn mir sein*ihr Handeln noch so Mühe macht, und gleichzeitig Berater*in bleiben wollen, sonst richte ich ein Chaos an. Genau das, was wir jetzt haben. Eine Kakophonie. Und ein Machtkampf. In aller Öffentlichkeit. (Wobei ich persönlich finde, dass M. Ackermann seine Sache gut mache, gerade mit seiner menschlich anmutenden Unsicherheit im Auftritt. Wenn einer die Scherben kitten kann, dann sicher er.)

Es ist mMn in keiner Weise so, wie Sie schreiben, dass nämlich 'die Wissenschaft in unserem Land ständig einen komplizierten Eiertanz aufführen muss'. Reto Knutti äussert sich, u.a. hier in der Republik, bspw. unverbogen und ohne auf Zehenspitzen zu lavieren. Der Eiertanz einzelner Wissenschaftler hat vielmehr mit ihrer Doppelrolle zu tun. Wären Salathé und Althaus einfach 'nur' Wissenschaftler, könnten sie so laut kritisieren, was, wo und wie immer sie wollen, aber das befriedigt den persönlichen Ehrgeiz halt vielleicht doch weniger.

Die Task Force hat ja auch noch einen ökonomischen 'Arm', der von Monika Bütler präsidiert wird, und eine Expertengruppe für Ethik und Soziales unter der Führung von Samia Hurst-Majno. Ich bin weder auf sozialen Medien unterwegs, noch habe ich einen Fernseher, lese zugegeben nur diverse Zeitungen und die Republik, aber von diesen Bereichen lese ich eigentlich kaum je (ausser von Eichenberger, der aber nicht der Task Force angehört), obwohl Ökonomie wie Ethik doch in einer Pandemie auch ihre Wichtigkeit haben. Warum ist das so?

Das wären Fragen, die mich persönlich brennend interessieren würden und über die nachzudenken Sie als Philosoph und Literaturwissenschaftler doch prädestiniert wären.

No offence, Herr Binswanger. Einfach frank heraus meine Meinung.

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Der Autor spricht von „Behördenversagen“ und macht dieses für „hunderte, gar tausende von Toten“ verantwortlich. In der Schweiz sterben ausserhalb der Koronaepidemie täglich 160-190 Menschen; die meisten davon sind alte Mehrfachkranke, die wegen eines Infektes (Harnwege, Grippe) verwirrt werden oder stürzen und in der Folge sterben. Aktuell ist halt häufig das Coronavirus für eine derartige Dekompensation verantwortlich und nicht „Behördenversagen“. Eine leichte Übersterblichkeit bei Hochbetagten war im März/April feststellbar und wird wahrscheinlich auch jetzt wieder manifest. Dazwischen lag eher eine Untersterblichkeit. Es ist sehr unfair, den Behörden „Versagen“ vorzuwerfen. Es sollte sich jeder glücklich schätzen, wenn er derart schwerwiegende Entscheide nicht treffen muss.

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Lieber Herr B., vielen Dank für diesen Kommentar. Dass die Behörden es nicht einfach haben - das will ich Ihnen gerne zugestehen. Allerdings ist es nun einmal so, dass in solchen Bedrohungssituationen wie Corona eine ist, die Regierungen in der Verantwortung stehen.
Natürlich sterben jeden Tag zahlreiche in der Regel betagte Menschen, aus den verschiedensten Gründen. Wir sind uns jedoch wohl einig, dass es nicht begrüssenswert ist, wenn auf die 160-190 täglichen Todesfälle noch einmal hundert draufgesattelt werden. Sie führen ganz richtig an, dass wir im Herbst eine Übersterblichkeit hatten (jetzt geht es im Übrigen noch massiver wieder los). Wie hoch wäre diese gewesen, wenn wir keine Massnahmen ergriffen hätten? Ich glaube, das ist die Frage. Herzlich, DB

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Lieber Herr Binswanger - Sie irren leider in einem zentralen Punkt: Sie schreiben
"Wenn die Ansteckungs­zahlen zu hoch sind, lassen sich vulnerable Mitbürgerinnen – insbesondere Insassen von Alters- und Pflegeheimen – nicht wirkungsvoll schützen. Warum wird dieses Faktum nicht anerkannt?"
Richtig ist, dass diese Gruppen auch heute - in der zweiten Welle - nicht wirklich geschützt werden. Falsch ist, dass das grundsätzlich nicht möglich wäre! Dass Sie die schmerzhafte Realität, dass die Menschen in den Heimen ein 10x höheres Todesfall-Risiko tragen als ihre AltergenosInnen ausserhalb der Heimen, zu einer grundsätzlichen Zwangsläufigkeit erklären, erstaunt mich. Von Ihnen hätte ich erwartet, dass sie das hinterfragen. Denn das Gegenteil ist richtig: es wäre möglich! Nur müssten wir den Schutz-Aufwand bei den 1600 Alters- und Pflegeheimen deutlich steigern. Das könnten wir - aber wir tun es nicht. Warum das so ist, müsste die Republik eigentlich ernsthaft diskutieren - denn richtig ist auch, dass wir einen Grossteil der 1000 Toten aus den Alters- und Pflegeheimen in der ersten Welle hätten verhindern können, wenn .... Dass die Republik hier nicht weiterfragt, erstaunt und bekümmert mich. Sie nicht? Freundlicher Grüsse.

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Lieber Herr Keller, es ist nicht so, als ob die Republik der Frage, weshalb in den Alters- und Pflegeheimen so hoch ist, nicht nachgegangen wäre. Wir haben dazu unter anderem eine sehr interessant Recherche von Daniel Ryser publiziert.
https://www.republik.ch/2020/05/28/…her-zufall

Sie mögen recht damit haben, dass es grundsätzlich möglich wäre, die Insassen von Pflege- und Altersheimen zu schützen. Was man einfach konstatieren muss: Es scheint nicht wirklich zu gelingen Es gelingt nicht in der Schweiz, und mir ist kein Land bekannt, wo das anders wäre. Das ist der Punkt. Ob das zwangsläufig ist oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Tatsache ist: Es geschieht nicht. Ich bin mir relativ sicher, dass es in den entsprechenden Einrichtungen viele sehr wohlmeinende Leute gibt, die sich extrem berühren. Trotzdem kommt es immer wieder zu Ansteckungen und fürchterlichen Vorfällen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Lage sehr viel besser werden wird, wenn alle Heime über Schnelltests verfügen und die Möglichkeit haben, die Pflegenden jeweils vor Dienstantritt durchzutesten. Wenn das nicht geht, so würde ich vermuten, dürfte es sehr schwierig werden, Ansteckungen wirkungsvoll zu unterbinden.

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lieber Herr Binswanger
danke dass Sie sich die Zeit nehmen - aber Sie geben zu schnell auf. Sie nehmen es einfach so hin, dass "es nicht gelingt". Wir sollen hinnehmen, dass 53% der Corona-Toten der ersten Welle aus Alters- und Pflegeheimen stammen, wo nur 3% der Bevölkerung leben?
Dabei ginge es doch genau darum.
Aber auf was konzentrieren wir uns - mit Forschung und mit personellen und finanziellen Mitteln? Für die Folgekosten der Corona-Politik geben wir im Moment > 30 Mia aus. Es dürften noch viel mehr werden - je nach dem wie es weiter geht.
Aber es gibt kein einziges Projekt der COVID-19 Science Task Force zu der Frage des optimalen Schutzes der besonders Gefährdeten. Dabei ist es offenkundig: das Sterberisiko der 80+ ist 1600 mal höher als jenes der 0 - 50 Jährigen! Darum stellt sich doch die Frage warum es nicht gelingt? Das können Sie doch nicht mit einem bedauernden Achselzucken hinnehmen - Sie als Star-Kolumnist der Republik! Darum abonnieren wir doch die Republik.
Warum gibt es keine intensiven Teststrategien für alle, die in Pflegeheimen arbeiten und wohnen? Warum erhalten die Pflegeheime, die alle in der Verantwortung der Gemeinden liegen, keine systematischen kantonalen und Bundesunterstützungen - fachlich und finanziell? Warum mussten die Verantwortlichen für Pflegeheime z.T. sich sogar selber, ohne eidgenössische und kantonale Fachunterstützung, um die Beschaffung von Schutzkleidern und Test-Kapapzitäten kümmern? Und z.T. monatelang darauf warten? Das müssten Sie doch hinterfragen. Das sind doch die wirklichen Katastrophen. In Schweden wurde dazu eine nationale Untersuchungskommission eingesetzt - in der Schweiz wurde das von offizieller Stelle nicht einmal thematisiert. Dabei ist das doch die eigentliche Katastrophe! Und niemand interessiert sich wirklich dafür - es werden keine wirklichen Strategien diskutiert und keine Forschungsprojekte gestartet. Und auch die Republik hinterfragt das nicht. Sind wir einfach alle zu jung? Zuwenig betroffen?

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Danke für diesen Artikel!

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Viele Fragen von Herr Binswanger kann man mit eine einzige Antwort beantworten : "wir sind eine geteilte Gesellschaft". Und nicht nur in der Pandemie Bekämpfung. Was eine Hälfte will, wird von der anderen Hälfte bekämpft.

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Ist das BAG (oder die entsprechenden Stellen im Ausland) in der Lage flächendeckend festzustellen, ob jemand zum zweiten Mal positiv getestet wird. Eigentlich ist das etwas, das selbstverständlich sein müsste, aber nach den Erfahrungen mit dem Contact Tracing muss man das fragen. Für das Thema Immunisierung und später Impfung ist diese Information enorm wichtig. Vielleicht weiss das ja jemand, oder es wäre ein Thema für eine Recherche.

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(durch User zurückgezogen)
Johanna Wunderle
Muttersprache NL
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Lieber Herr Binswanger,
Danke für Ihren Beitrag. Er ist sehr wichtig um der schleichenden Desorientierung durch namhafte Medien entgegen zu wirken.

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Das SRF nannte die Quarantäne (das zentrale und solidarische Element der Epidemiebekämpfung!) auch schon mal "Einzelhaft" (26.10.2020) oder kritisiert, dass mit einem positiven Test "nicht einmal der Weg zur Arbeit" erlaubt ist (10.11.2020; Der Arbeitsplatz ist einer der bekanntesten Ansteckungsorte!). Damit werden Massnahmen zum Schutz der öffentlichen Gesundheit gezielt unterminiert. Wahrscheinlich mit dem zweifelhaften journalistischen Auftrag "Reichweite" zu generieren anstelle Informationen. Ein bedenklicher Erfolg der Rechten erreicht durch den Abbau des SRF.

Dass sich Teile der demokratische Gesellschaft plötzlich nicht mehr dem Schutz der Vulnerablen verschreibt, ist ein weiterer unheimlicher Erfolg der Rechtspopulisten (diese Anfänge wurden hier bereits hervorragend analysiert: https://www.republik.ch/2020/05/16/…en-rechten; auch wenns am Schluss niemand so gemeint haben will). Darum danke an Herrn Binswanger für die einfache Erinnerung:

"Als Gemeinschaft und als Staats­wesen tragen wir die Verantwortung für vulnerable Bürgerinnen." Punkt.

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Herzlichen Dank für Ihren offenen und klugen Beitrag, M. S.! Ich stimme Ihnen vollumfänglich zu. Eine Frage treibt mich um: wie sehr werden eigentlich Hausärzte und Spitex (Erfahrung in Palliativ-Care) in die Corona-Krankenpflege mit einbezogen? Möglicherweise liegt hier ein grosses Potenzial brach.

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"Physiker"
·

Es gibt eine ganze Reihe Ärzte, die sich Sorgen machen. Einige davon kommen im Film https://www.unerhoert-der-film.ch von Reto Brennwald zu Wort, der allerdingss noch von vor der zweiten Welle stammt. Er gibt vor allem Ärzten und Professoren eine Stimme, die kaum beachtet werden, also "unerhört" sind: Antoine Chaix, Christoph Schmidli, Alexandar Tzandar, Michael Levitt, Daniel Holtz, M. Haditsch und René Zellweger. Sie sind kritisch aber nicht in der Weise wie bekanntere im Stil von z.B. Wolfgang Wodarg. Dazu kommen im Film noch die bekannten Pietro Vernazza, Beda Stadler und Daniel Koch vor.

Mehrere der Ärzte haben sich an den Bundesrat mit Fragen und Petitionen gewandt und keine Antwort erhalten. Die Botschaft ist immer dieselbe: Die Wirkung der meisten Massnahmen ausser Abstand (oder stattdessen Masken in engen Situationen) und Handhygiene ist wenig bekannt, oft kontraproduktiv und auf jeden Fall unverhältnismässig.

Antoine Chaix, der für Médecins Sans Frontières in Ebola-Krisengebieten unterwegs war, macht einen einfachen Vergleich: In der Schweiz kostete die Vermeidung eines Corona-bedingten Todesfalls rund 10 Millionen Franken, während weniger als ein Hunderttausendstel dieses Betrags ein Leben in Afrika retten könne (https://www.tagblatt.ch/schweiz/hau…ld.1223614). Auch wenn der Vergleich etwas hinkt, ist es schon ein krasses Missverhältnis, besonders da gerade in Altersheimen immaterielle Kosten dazu kämmen, welche durch die geretteten Lebensjahre nicht aufgewogen würden.

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Pflegefachperson
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Es wären Möglichkeiten vorhanden, die Bettenkapazitäten auf den Intensivstationen weiter auszubauen, nur ist es mit Betten alleine nicht getan... Es braucht auch genügend Personal um diesen PatientInnen die qualitativ hochstehende Pflege zukommen zu lassen die sie brauchen, insbesondere Pflegepersonal welches über die zweijährige Zusatzausbildung verfügt welche für die Betreuung von beatmeten PatientInnen notwendig ist.
Die Realität sieht aber so aus dass bereits im „normalen“ Tagesgeschäft gerade genug Zeit für die nötigsten Massnahmen und Bedürfnisse bleibt, und das an ruhigen Tagen. Also auch wenn die zusätzliche Infrastruktur vorhanden ist... das Pflegepersonal hat keine Reserven! Wie sollen wir das alles bewältigen, wenn schon der Normalzustand kritisch ist?
Ich finde es super dass ihr auf die Problematik aufmerksam macht, wie z.B. auch mit dem Erfahrungsbericht einer Pflegefachfrau im Frühling. Hilfreich wäre es für uns, wenn die LeserInnen erfahren würden wie sie diese Betroffenheit und ihr Bedürfnis, uns zu applaudieren, in echte Taten umwandeln können damit sich langfristig tatsächlich etwas an der Situation ändert... auch nach der Pandemie, wenn unsere Einsätze schnell wieder vergessen und als selbstverständlich angesehen werden. Ein Bericht zur Pflegeinitiative, ein Thema das unseren Berufszweig schon seit Jahren beschäftigt, fände ich sehr hilfreich und würde meiner Meinung nach sehr gut in die Republik passen. Grüsse von der Front

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Waere es nicht moeglich den passend ausgebildetetn Pflegern noch je 20 Hilfskraefte zur Seite zu stellen, welche die zeitraubenden Routinearbeiten uebernehmen ?

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Pflegefachperson
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Wie gesagt mangelt es ja bereits an spezialisierten Pflegefachpersonen pro PatientIn... In Pflegeheimen können „Hilfskräfte“ bestimmt einige Aufgaben übernehmen, aber im hochkomplexen Intensivbereich sind die delegierbaren Tätigkeiten leider sehr begrenzt (was nicht heissen soll das die Arbeit im Pflegeheim einfacher ist, nur anders). Natürlich können uns die Rekruten z.B. Botengänge, Aufräumarbeiten und andere Kleinigkeiten abnehmen, aber für die medizinaltechnischen Handlungen direkt am Patientenbett, die Handhabung der Geräte und der Medikamente braucht es definitiv mehr als nur einen „Crashkurs“.

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Musiker / Schauspieler
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· editiert

Meiner Meinung nach werden vulnerable Menschen und Verstorbene in dieser Pandemie von verschiedenen Seiten und ungefragt benutzt, z.B. um Massnahmen zu rechtfertigen oder Entscheidungsträger zu kritisieren. Und hier - zum wiederholten Male - in einer Kolumne, die - ich respektiere - eine pointierte Meinungsäusserung ist. Das irritiert mich. In diesem Text z.B. dass die unnötigen Toten als Aufhänger dienen. Da wird polarisiert und mit dem Finger auf „Schuldige“ gezeigt, und einmal mehr die Chance für eine wichtige Diskussion verpasst.
Es ist mir wichtig zu betonen, dass ich den Schutz der Mitmenschen absolut befürworte und persönlich auch bereit bin einen hohen Preis dafür zu zahlen.
Was mich irritiert ist das zunehmende Gefühl, dass Menschen und Tote 1. ungefragt und 2. benutzt werden. Schauen wir vielleicht etwas zu oft in die Statistiken?
Warum beschleicht mich dieses Gefühl? Meine persönlichen Begegnungen mit Menschen der Risikogruppe ergeben ein anderes Bild. Todesangst im Zusammenhang mit Covid ist mir nicht begegnet. Oder: Der dringende Wunsch noch lange zu leben gehört typischerweise eher zu einer anderen Bevölkerungsgruppe. Ein lieber Freund würde es sogar bevorzugen, auf der Bühne bei seiner Arbeit zu sterben als jetzt, kurz vor dem Pensionsalter zu seinem Schutz weggesperrt zu werden.
Wichtig! Ich präsentiere hier keinen Vorschlag, wie denn anders mit der Pandemie umgegangen werden sollte. Und einmal mehr: Ich beneide die Entscheidungsträger nicht!

Aber ich fände ich es eben spannend, ja sogar notwendig und wichtig, wenn zu dem Thema ein gesellschaftlicher Dialog stattfinden könnte. Wer will sich wie schützen? Wer kann welchen Beitrag zum Schutz der anderen leisten? Welchen Schutz erwarten wir von unseren Mitmenschen? Oder auch: Wie und wie lange wollen wir leben? Wie gehen wir mit Angst um? Oder der Tatsache, dass wir eben früher oder später doch alle sterben?

Und ich wünsche mir in den Medien mehr solche Beiträge wie die kürzlich hier erschienene Kolumne zum Sterben. Das war eine Anregung zum Nachdenken. Das war mit Fingerspitzengefühl geschrieben.

Ihnen Herr Binswanger wünsche ich in der Covid-Thematik einen Blick über den Tellerrand der Statistiksuppe hinaus. Ob wir gut mit der Pandemie umgehen, lässt sich meiner Meinung nach nicht nur aus den Zahlen lesen. Und der internationale Vergleich, wer es am besten „kann“, ist spannende Zahlenjonglage, aber eben doch sehr einseitig und oberflächlich. Was heisst den gut mit der Pandemie umgehen oder Corona „können“?
Warum ich mir diesen persönlichen Schlusskommentar erlaube? Mein Blick in die „Diskussion“ zu ihren Kolumnen führt zu folgender Interpretation: Schreibstil, Titelwahl und das bei mir ausgelöste Gefühl, dass sie es eben schon lange besser wissen, generieren viele Kommentare und bestimmt auch viele Klicks, aber es polarisiert (zunehmend). Und jedesmal bleibt bei mir eine Irritation und eine leise Enttäuschung zurück: Schade, schon wieder wurde die Chance für einen (Denk-)Anstoss zu einer wichtigen Diskussion verpasst.

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Wie kommen sie zu der Annahme, dass Herr Binswanger hier versucht Klicks und Kommentare zu generieren? Das macht doch im Rahmen der Republik absolut keinen Sinn.

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Diese Annahme ist eine möglicherweise unfreundliche und vielleicht falsche Unterstellung von mir, welche aus der persönlichen Irritation entsteht, die bei mir nach dem Lesen dieser Corona Kolumnen jeweils zurückbleibt. Warum wiederholt und bestätigt sich Herr Binswanger zu diesem Thema immer wieder von Neuem? Warum kommt nichts Neues, Überraschendes, Inspirierendes, vielleicht sogar Geniales zum Thema Corona? Oder einfach ganz banal: Mal ein Themenwechsel?
Ich beobachte, dass die Kolumnen sehr ausgiebig und kontrovers diskutiert werden. Es gibt verschiedene „Lager“: Die Fans, die sich bedanken und bestätigt fühlen, die Andersdenkenden, welche sich auf den Schlips getreten und abgekanzelt fühlen, und die Irritierten, welche von Herrn Binswanger vielleicht generell, vielleicht auch zu diesem Thema etwas anderes erwarten...
Aber eben: Die grosse Resonanz könnte vielleicht auch Triebfeder dazu sein, das was funktioniert zu wiederholen.

Ich denke, dass Klicks und Kommentare auch für die Republik wichtig sind.
Einmal ist es für die Republik wichtig, erfreulich und letztendlich vital, dass sie gelesen wird. Es besteht zum Glück keine unselige Verbindung zur Werbung. Und die Geldgeber sind wir, die Leser. So freue ich mich persönlich über den Erfolg dieses Projektes und damit grundsätzlich auch über die Klicks und die rege und zu grossen Teilen intelligente Diskussion. Aber ich finde es eben eine verpasste Chance, wenn mit der Kolumne die Diskussion „angeheizt“ wird und sich damit die Fronten verhärten, statt dass sie inspiriert zu einem kreativen und konstruktiven Dialog.

Und noch eine letzte Vermutung. Wir sind doch alle Menschen. Genauso wie ich mich freue, wenn meine Kommentare gelesen und diskutiert werden, werden sich vermutlich auch die Autoren über Resonanz freuen.
Und diese Freude gönne ich übrigens allen und wünsche einen wunderschönen Herbstsonntag!

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Danke Herr S., ich bin absolut einverstanden mit Ihnen, besonders auch mit dem Schlusssatz

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Das Problem einer Epidemie liegt darin, dass sich die Lage von einem Tag zum anderen ändert und keine Zeit für lange ausgiebige Diskussionen zur Verfügung steht. Ein lineares Denken und ein gewohnter Lebensstil bewältigen ein exponentielles Wachstum der Angesteckten, der Hospitalisierten und der Toten nicht. Vom März bis zum Ende Oktober, d.h. innerhalb von acht Monaten verstarben am Coronavirus in der Schweiz 2 229 Personen, im November innerhalb von 2 Wochen mehr als Tausend - Stand von gestern 3 300 Tote. Das sind harte Tatsachen, nicht nur Statistik.

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Musiker / Schauspieler
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3000 Tote sind eine eindrückliche Zahl und es ist traurig für alle, die einen nahestanden Menschen verloren haben. Das sind Fakten. Und darüber braucht es glaub ich keine Diskussion.
Herr Binswanger schreibt nun, dass es sich zumindest bei einem Teil davon um „unnötige“ Tote handelt. Dabei geht er von der Annahme aus, dass ein schnelleres Handeln der Politik und strengere bzw. konsequenter umgesetzte Massnahmen zu einem besseren „Ergebnis“ geführt hätten. Diese Annahme basiert auf einem Ländervergleich und Aussagen von Wissenschaftlern. Aber hier ist die Faktenlage anders: Wir wissen es nicht! Übrigens auch ich nicht. Wir wissen nicht, ob der Schweizer Weg durch die Pandemie 3000, 2000 oder 1000 „unnötige“ Tote auf dem Konto hat. Wir können mutmassen, schätzen, annehmen aber nicht besserwissen. Und gerade weil hier das Eis so dünn ist braucht es eine Diskussion, müssen alle Stimmen Gehör finden und ernst genommen werden. Sonst wird die Gesellschaft gespalten und die Massnahmen verlieren ihren Rückhalt. Die letzten 8 Monate hätten meiner Meinung nach genügend Zeit dafür geboten, zumindest um einen konstruktiven Dialog anzustossen. Leider beobachte ich sowohl im öffentlichen wie im privaten Raum das Gegenteil. Die Fronten verhärten sich.

Und noch ein Gedanke zum Diskussionsstil: Warum sprechen wir nicht häufiger und in Dankbarkeit vom Erfolg der Massnahmen? Warum wird nicht mit Zahlen jongliert und täglich gepostet:
130‘000 sind wieder gesund geworden (Danke allen Ärztinnen, Pflegern und helfenden Familienmitgliedern)!
xxx’xxx hatten das Virus ohne Symptome (Danke Immunsystem!)
xx‘xxx sind dank der Massnahmen nicht gestorben (Danke an die Entscheidungsträger und alle, welche die Massnahmen ge- und ertragen haben!)
....
Vor lauter Freude würden gleich noch ein paar Menschen mehr gesund (bleiben)!

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Lassen wir Vernunft und Zahlen sprechen:
Sterbeziffern:
70000 Menschen sterben in CH pro Jahr. Davon 200 im Verkehr, 1500 an Alkohol und 9500 am Rauchen. Im Frühling starben wöchentlich während eines Monats gesamthaft statt 1300 ca. 1500 Menschen. In der vorletzten Woche ca. 1600 wobei die Zahlen jetzt abnehmen. Im März 2019 starben während 3 Wochen 1400 Menschen pro Woche und im Januar/Februar 2017 während 6 Wochen zwischen 1400 und 1600 Menschen. Im Jahr 2020 sind bis dato 3000 Menschen an Covid19 gestorben.
Todesalter:
Stand 13.11. : unter 30: niemand und von total 2900 Personen waren 600 über 70 und 2000 über 80 Jahre alt.
Soviel zur Covid19-Sterbestatistik.
Zur Situation in Pflegeheimen:
unsere Betagten werden in Pflegeheime abgeschoben. Mit Grippeimpfungen und Antibiotikagaben wird oft ein erlösendes Sterben verhindert.
Zur Durchseuchung:
glücklicherweise scheint sich in letzter Zeit eine längerdauernde Immunisierung herauszukristallisieren. Menschen im Publikumsverkehr wie Polizei, ÖV, Medizinalpersonen und Verkaufspersonal sind nicht reihenweise ausgefallen. Somit scheinen viele Personen durch ständige geringe Virenlasten resistent geworden zu sein.
Bleibt zum Schluss das Problem der Bettenbelegung und des entsprechenden Personals:
Da stellt sich mir die Frage, warum unser allgegenwärtiger Staat im letzten Sommer nicht vorgesorgt hat.
Und zu guter Letzt möchte ich meinem Befremden Ausdruck verleihen, dass die Republik nun wie alle anderen etablierten Medien auf Panik macht. Steht die Republik auch so am Abgrund?

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Anderer 60
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· editiert

In diesem Beitrag hier fehlen die Fakten u.a. über die Immunität. Es ist Fakt, dass man sich zum zweiten Mal anstecken kann. Aber man weiss immer noch nicht genug über die Immunität, da sich niemand zum zweiten Mal anstecken möchte und da es im März zu wenig Tests gab. Mich interessiert, wie es in ein paar Wochen mit der Immunität wird.

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Eine zweite Ansteckung ist selten und bei allen viralen Infekten möglich. Die weltweit einzeln vorgekommenen Fälle wurden von den Medien aufgebauscht. Vgl. Nzz 12.11. Studie findet langlebige Antikörper etc. Nur keine Panik.

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Der Vorwurf des Alarmismus an die Taskforce ist meiner Meinung nach berechtigt. Herr Ackermann hat sich an der PK auch nicht gut verteidigt, weder von der Körpersprache her noch von den Argumenten. Wenn man, wahrscheinlich auf einer simplen Extrapolation basierend, zweimal warnt, dass das Gesundheitssystem in wenigen Tagen überlastet sei, ist das nicht wissenschaftlich. Heute tut die Taskforce noch einmal dasselbe, indem sie die Schliessung von Restaurants und Kultureinrichtungen fordert, obwohl es keine Anzeichen gibt, dass die Fallzahlen in den Kantonen mit strengeren Massnahmen stärker sinken.

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Im Nachhinein wissen es immer alle besser. Und Schuld sind immer die anderen. Einige Kommentare strotzen vor Ignoranz bezüglich der Komplexität unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens. Es ist eben nicht so einfach wie es einige gerne hätten. Ich sehe mir immer wieder die Entwicklung des Reproduktionswertes an und erinnere mich gut an die Aussage von Marcel Salathé, prominentes Mitglied der Taskforce, der just vor dem Beginn der zweiten Welle noch gesagt hat, es sehe im Moment gerade sehr sehr gut aus! Bisher habe ich noch keine Erklärung gesehen, weshalb der Reproduktionswert Ende September so schnell in die Höhe geschossen ist, damit die zweite Welle eingeleitet hat und sich bis bereits vor dem Zeitpunkt der neu verordneten Massnahmen des Bundesrates von selbst wieder gegen 1 bewegt hat! Es scheint als würde sich der Reproduktionswert fast unabhängig von behördlich verordneten Massnahmen entwickeln und ganz eigenen, noch unbekannten Gesetzmässigkeiten folgen. Wir wissen schlicht immer noch viel zu wenig, wie und wo sich die Infektionen tatsächlich ereignen.

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Ich kann mich noch gut an die Aussage von Marcel Salathé erinnern (26.9.20, Ende Kalenderwoche 39). Die Zahlen gingen ja zu dem Zeitpunkt tatsächlich wieder runter und auch ich habe mich davon blenden lassen bzw. war zuversichtlich. Ich dachte, dass sich vielleicht alle wieder etwas besser an die Massnahmen halten, weil die Fallzahlen die Wochen zuvor ja hochgingen. Ich denke heute allerdings, dass es damit zusammenhing, dass, aus welchem Grund auch immer, weniger getestet wurde. Der erneute Anstieg kam dann umso „überraschender“. Wenn es so war, kann man sich natürlich fragen, warum Marcel Salathé das nicht gesehen hat. Aber es ist nur eine These bzw. ein Erklärungsversuch meinerseits. Dass die Zahlen dann so explodiert sind, ist meiner Meinung nach dem Wetterumschwung geschuldet.

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Es gibt eine Erklärung, warum der Reproduktionswert Ende September in die Höhe geschossen hat. Frankreich verzeichnete Mitte September den Beginn einer äusserst heftigen Corona-Welle. Die in der Westschweiz arbeitenden Grenzgänger trugen die Infektion von neuem wie bereits im Frühjahr über die Grenze und der Reproduktionswert ist auch hierzulande gestiegen. Der Bund reagierte und erklärte unzählige Länder zu Risikogebieten. Damit wurde schlagartig das sommerliche Reisen unterbrochen und die epidemiologische Lage entspannte sich für kurze Zeit. Im Oktober wurde Zürich zum Hot Spot Zentrum der deutschen Schweiz. Im Allgemeinen profitierte die Deutschschweiz lange von einer sehr guten epidemiologischen Lage in Deutschland, wo die Regierung vom Parlament getragen das Heft fest in der Hand hat und die 16 Bundesländer schneller gemeinsame Ziele finden als es in der Schweiz der Fall ist.

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Herr S., der R-Wert bewegte sich Ende Oktober nicht von selbst gegen 1. Der bekannte Katalog von behördlichen Massnahmen und der vernünftige Teil der Bevölkerung, der nach der Mahnung von Alain Berset wieder soziale Kontakte unterbrach, trugen zur Senkung der Fallzahlen bei. Aber die Testpositivität liegt immer noch sehr hoch. Die Hospitalisierungen und das Sterben gehen leider weiter. Ein Lockdown wird unausweichlich.

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Phu... Menschen sterben. Das als "unnötig" zu betiteln: überheblich. Verkehrstote sind doch auch unnötig. Gehen wir also alle nicht mehr auf die Strasse? Wer hat denn das Recht zu beurteilen ob ein Tod (natürlicher Vorgang, passiert jedem) nun nötig oder unnötig war? Menschen sterben an Malaria. Menschen, Kinder! verhungern. Aber wir jammern rum, weil unser Grosi sterben könnte. Lieber in der isolation hocken mit TV, Internet und Lieferservice, als auf ein Tablet, Fernsehen und Zalando zu verzichten und damit weniger Kinderarbeit zu fördern...
Ja die Pandemie ist da und kostet weltweit viele Menschenleben. Weltweit sterben auch viele Menschen an Hautkrebs und Sie, Herr Binswanger, haben auf beide Zahlen genau gleich viel Einfluss.

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Liebe Frau L.,

Zwei Anmerkungen:

  1. Wer Tote in Kauf nimmt - und so verstehe ich Sie - darf das konsequenterweise nur tun, wenn er auch Tote innerhalb des eigenen Umfeldes in Kauf nimmt. Wer also problemlos sagen kann, dass es okay ist, wenn Partner, Kind oder Eltern sterben, darf dieses Argument verwenden. Wer das nicht kann, sollte seine Argumentation überdenken, ansonsten denkt er/sie sehr inkonsequent.

  2. Ob jemand an Malaria, Hunger, dem Coronavirus oder an Alter stirbt: Alles davon ist grundlegend nicht okay. Was man sich aber überlegen muss, ist auch, mit wie viel oder wenig Aufwand diese Leben gerettet werden können. Ich denke, es ist das, was Herr Binswanger mit "unnötig" meint. Ich glaube, es ist offensichtlich, dass wir jedes Leben retten sollten, bei welchem das mit "vertretbarem Aufwand" *) getan werden kann. Wer denkt, dass das nicht so sein muss, für den müsste es auch in Ordnung sein, wenn wir immer noch in Steinhöhlen leben und knapp 40 Jahre alt würden. Und spätestens an diesem Punkt wären wohl nur noch die wenigsten einverstanden, dass Sterben okay ist.

*) Mir schaudert, aber es geht mir um die Argumentation.

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Und zu Ihrer Frage: ja, mein Grosi kann an corona sterben. Oder an einem Herzinfarkt. Oder einfach morgens nicht mehr aufwachen. Oder an Influenza. Oder stürzen. Ich bewerte nicht, welche dieser Todesursachen nun besser oder schlechter sind. Grundsätzlich sind die meisten Leute daran interessiert am Leben zu bleiben. Dass mein Kind an corona ums Leben kommt betrachte ich als sehr unwahrscheinlich. Also kann ich mir sparen, davor Angst zu haben. Die Wahrscheinlichkeit ist deutlich größer, dass mein Kind einen sexuellen Übergriff erlebt. Das macht mir persönlich mehr Sorgen als ein Virus. Oder multiresistente Keime, machen mir auch mehr Angst als covid.

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Ich nehme nicht Tote in Kauf. Das wäre nur der Fall wenn ich wissentlich andere Menschen mit covid infizieren würde, oder im Winter mit Sommerpneus fahren, oder dafür sein dass man Flüchtlinge abweist und ertrinken, foltern, verhungern lässt, ...
Der Nachweis für einen kausalen Zusammenhang zwischen der Mehrzahl der Massnahmen und einem Anstieg oder Rückgang der Pandemie Zahlen, welche ausserdem äußerst ungenau sind, fehlt. Physical distancing funktioniert und ist auch nicht schwierig nachzuweisen. Anwesenheitslisten, Maskenpflicht oder die Beschränkung der Anzahl Personen bei privaten Treffen: mehr als fragwürdig. Ist dem Virus mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit egal.
Es ist am Ende tatsächlich die Frage ob es uns das wert ist. Sind Milliarden CHF gerechtfertigt wenn es vielleicht gar nicht so viel schlimmer wäre ohne diese Massnahmen? Sind die Milliarden für die paar "geretteten" vor der Pandemie gerechtfertigt, wenn man mit einem Bruchteil des Geldes doppelt so viele Flüchtlinge versorgen könnte? Wir müssen uns solchen Fragen stellen, wenn wir den Anspruch an uns stellen, menschliche Entscheide zu treffen.

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Ziemlich trauriger Kommentar.

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Retraité
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Herr Binswanger, ich lese ihre Kolumnen über Corona nur noch kursiv. Ihre ätzende Rechthaberei wiedersteht mir. Sie scheinen ein Extremist zu werden.

Ich empfehle Ihnen einmal in ein Altersheim zu gehen, um mit alten Leuten zu reden. Dort sind viele bereit zu sterben, weil sie wissen, dass sie jetzt oder später sterben müssen. Auch ihr Lebenswille ist nicht mehr so ausgeprägt und sie sind froh, dass sie halbwegs über die Runden kommen. Ich selber gehöre zur sogenannten Risikogruppe und habe in den letzten Jahren meine Eltern und Schwiegereltern teilweise eng in den Tod begleitet. Ich sehe die Corona Situation deshalb viel gelassener.

Diesem Sachverhalt gegenüber empfinde ich Ihre beissende und halsstarre Ideologie als völlig deplaziert. Schade! Ich mag ihre Kommentare und Erörterungen zur Wirtschaft, die Kompetenz ausstrahlen, viel besser.

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Ich empfehle Ihnen mit Pflegefachpersonen aus Pflegeheimen zu sprechen, wo das Virus gerade grassiert. Ich habe das gestern.

Fangen Sie diese Personen bitte auf, wenn diese sich schuldig fühlen, sich Vorwürfe machen, die Gestorbenen nicht genügend geschützt zu haben. Wenn sie sagen, dass sie doch strenge Massnahmen umsetzen, immer aufgepasst haben. Oder lange Schichten schieben, weil andere Mitarbeitende positiv getestet wurden.

Und trösten Sie bitte diese Personen, denn auch wenn der Tod dazugehört, ist das Virus mal im Pflegeheim, gleicht es einem Massaker und ist für alle sehr, sehr belastend.

Darum: Binswanger: Danke. Geben Sie Betroffenen weiterhin eine Stimme.

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Retraité
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Frau G., fragen sie einmal dieses Personal, ob sie bereit sind sich impfen zu lassen.

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Die Corona-Pandemie deckt fundamentale Widersprüche und Brüche auch in unserer Gesellschaft auf. Ganz deutlich zeigt sich, wie hemmungslos und zynisch wirtschaftliche Interessen längst die sozialen und kulturellen Bereiche infiltriert und geschwächt haben. Populisten wie Ueli Maurer verkörpern diese Ideologie, die bereit ist, im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen zu schreiten.
In einigen Kommentaren wird zu Recht auch darauf hingewiesen, wie viel Engagement und Fürsorge sich in unserer Gesellschaft gerade in dieser Pandemie zeigt und dass letztlich wir alle als Gesellschaft und als Individuen in der Verantwortung stehen.
Ich bin mir bewusst, dass wir die „Schuld“ an der Situation nicht allein einzelnen Exponenten wie dem Bundesrat, den Kantonsregierungen oder welchen Entscheidungsträgern auch immer in die Schuhe schieben können, auch wenn viele Kritik gerechtfertigt ist.
Aber es liegt letztlich an uns allen, uns für eine Politik einzusetzen, die nicht in erster Linie Grosskonzerne mit ihren CEOs und Aktionären bedient, sondern die eine Politik der Fürsorge für alle darstellt, für die Jungen, die Zukunftsängste haben, für Familien, die um ihre Existenz bangen, für alte Menschen, die vereinsamen, für gesundheitlich Geschwächte, die durch Corona besonders gefährdet sind.

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Brillante Analyse und auf den Punkt gebracht. Herzlichen Dank Herr Kienholz.

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Johanna Wunderle
Muttersprache NL
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Vielen Dank für Ihren Beitrag Herr Kienholz. Ja!!! Es liegt an uns alle, uns für eine Politik der Fürsorge einzusetzen. Und gerechtfertigte Kritik darf /muss geäussert werden, weil sie
eine massenhafte Desorientierung wenigstens teilweise entgegenwirkt. Diese Aufgabe nimmt Herr Binswanger immer wieder auf sich. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.

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Senior Researcher
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Ihre Fürsorge in Ehren, aber mir ist meine Freiheit wichtiger. Mit Fürsorge nimmt man Menschen die Freiheit weg. Auch wenn sie alt sind.

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Bei Fremdgefährdung kommt es per Definition zu einer gewissen Einschränkung Ihrer hochgelobten Freiheit! Und wenn auch Sie irgendeinmal krank sind erwarten Sie dann, dass ausgelaugtes und selbst krankes Pflegepersonal trotzdem nach Ihnen schaut wohl weil Sie Ihre KK Prämie bezahlt haben?? Ueberlegen Sie was " to care and being cared for" wohl bedeuten könnte. Eine Krise braucht Behutsamkeit und Differenzierung und nicht Distanzlosigkeit individueller Bedürfnisse.

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Vielleicht sollten wir uns alle mal mit dem Thema "Endlichkeit" befassen und uns darüber Gedanken machen, wie wir leben und wie wir sterben.
Der Tod kann jederzeit kommen. Von innen oder aussen.
Was tun wir für unsere Gesundheit?
Unser ganzes System indem wir Leben und Arbeiten ist nicht menschenfreundlich, denn wenn es so wäre, würden wir nicht so viel Angst haben.
Diese Corona-Krise sehe ich als Chance für unsere ganze Gesellschaft und für jeden Einzelnen von uns. Egals was Wahrheit ist. Es geht darum, wie wir damit umgehen. Wie ich mit meinen Mitmenschen umgehe. Wie ich mit mir selber umgehe. Und dies nicht nur jetzt, sondern immer im Leben.

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Liebe Frau Furrer
Dankeschön für diesen Beitrag.
Eine Optik die nach Machbarkeiten sucht, die nachhaltige persönliche Entwicklung und somit Gemeinsinn sehen und mitgestalten will. Ein gutes Rezept, sozusagen.

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"Das Behördenversagen – die ungenügende Ausweitung von Testkapazitäten und Contact-Tracing, die Föderalismus-Blockaden, der tiefenentspannte Umgang mit ansteigenden Fallzahlen im Sommer, die Zeitlupen­reaktion, als im Oktober eine explosive Infektions­entwicklung einsetzte – kostet Menschen­leben." bis hierhin folge ich Ihnen und kann zustimmen. Was danach kommt ist Polemik. Erstens leben sehr viele "Alte" und auch andere mit Risiken behaftete Personen, was die Covid 19 Erkrankung betrifft zu Hause und können sich gut schützen. Institutionen in der Altersbetreuung haben gelernt. Sie sind besonders anfällig, wie alle Menschenansammlungen! Ihre Verallgemeinerung, dass alte Menschen alleine vor sich hinsiechen und abserbeln, woher nehmen sie so etwas! Zeigen sie doch mal auf, wie sie in den Intensivstationen, wo das Sterben auch ohne Covid19 steril abläuft anders sterben wollen, ohne dass sie zum Spreader Event werden. Ich hasse diese Sprache...
Das ganze CH Gesundheitswesen ist auf die stark "Gefährdeten" ausgerichtet, die "Fürsorge" auch. Ihr Konstatieren von Behördenversagen hat Auswirkungen auf die ganze öffentliche Gesundheit (in der Definition der WHO") mit multiplen Langzeitwirkungen .
Gehen Sie Mal der Frage nach, wie es nicht risikobehafteten Menschen geht (also Jungen von Kind bis 65 und höher mit der neuen Definition), die in die Isolation geschickt werden und niemand guckt...... , nicht mutwillig: überlastet. Wenige reden von der Angst, die Leute befällt, wenn sie daran denken, dass sie in die Quarantäne müssen und bewusst oder unbewusst tricksen. Nein, sie sind die Schuldigen. Wie nützlich wären Begleitungen!!! Die Mittel zur Kontrolle der Hygienmassnahmen in besonders gefährdeten Firmenumfeldern fehlen...... Auch die zaghafte Diskussion, wer zuerst geimpft werden soll etc..... wird nicht geführt, weil keiner wagt, effektiv darüber zu diskutieren um nicht angeprangert zu werden, er riskiere Tote!!! Ich hoffe, dass bei dem Setzen auf die baldige, aber begrenzt zur Verfügung stehende Impfung nicht noch mehr Schaden angerichtet wird.

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Liebe Frau K.,
als ich den Titel las, dachte ich, es könne bei der Kolumne um die grosse Angst gehen, welche die Gesellschaft zur Zeit gerade auseinander treibt (irreparable Schäden). Der Focus liegt aber anders, dem Tolerieren von Todesfällen ( von der Unterstellung "einsames Dahinsiechen in Heimen" kann ich nichts erkennen, nur dass viele Tode dort "still" sind, was absolut stimmt, da die meisten Heimbewohner*innen Patientenverfügungen haben und nicht in die Spitäler kommen. Aber natürlich werden sie in den Heimen liebevoll begleitet.) Ihr Kommentar hingegen weist auf eben diese Angst hin, die ich ebenfalls sehr wahrnehme.
Eigentlich bräuchten jetzt alle Hilfe und Verständnis, die unter der aktuellen Situation leiden. Und das sind wohl wirklich fast alle, quer durch alle Generationen, Berufsgruppen und Schichten. Und statt einem näher rücken, wie wir dies als soziale Wesen bei Angst und Gefahr automatisch machen würden, müssen wir auf Distanz gehen, verschwinden hinter Masken und führen von Ferne erbitterte Diskussionen, wer denn nun schuld ist und wer den höchsten Preis zahlt. Nicht einmal über die Sinnhaftigkeit einzelner Massnahmen können wir uns einigen.
Sie schreiben richtig: Alle sind überlastet. Alle brauchten Unterstützung aber wo soll der Staat Prioritäten setzen?
Lassen wir uns von diesen Diskussionen auseinandertreiben oder unterstützen wir uns gegenseitig so gut wir können? Es braucht manchmal gar nicht so übermenschlich viel, die "erste Welle" hat es gezeigt. Freundlichkeit, Verständnis, die Frage: Was kann ich für dich tun?
Klingt naiv, hilft aber sehr gegen die Angst und ihre Folgen.

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Liebe Frau L., vielen Dank für Ihre einfühlsamen Worte. Sie sprechen mir aus dem Herzen.

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