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Mathematiker
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Aufschlussreiche Hintergrundlektüre für mich war Jakob Weiss: Die Schweizer Landwirtschaft stirbt leise. Zürich: Orell Füssli, 2017. ISBN 978-3-280-05651-6. Vergriffen. Eine seiner einprägsamen Aussagen: die Bundesverfassung verlangt die Versorgung des Landes mit eigenen Lebensmitteln, die Behörden geben den sog. Selbstversorgungsgrad für verschiedene Lebensmittelarten mit 60-65% an. Nimmt man die importierten Futtermittel heraus, bleiben höchstens 55%. Aber der grösste Schwindel ist die dabei vollständig ausgeblendete vollständige Abhängigkeit, auch unserer Landwirtschaft, von importierter fossiler Energie. Kein Traktor läuft ohne importierten Diesel, und keine Gewächshausheizung (Heizöl ist technisch dasselbe wie Diesel). Selbstversorgungsgrad null Prozent! Ich sehe wenige Bauern-Vertreter*innen, die bereit sind diese Probleme anzugehen. Das erforderte einen grundsätzlichen Umbau auch der Landwirtschaft. Der SBV und die übrige Bauerlobby wehren sich mit allen Mitteln gegen jedes mögliche Schrittlein in diese Richtung, siehe z.B. Trinkwasserinitiative.

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Städter Handwerker
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Vielen Dank für Ihren Kommentar N. A., ich sehe es leider genauso wie Sie. Ohne Saudi-Arabischen Diesel gibt es in der Schweiz keine Lebensmittel mehr.

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Verlegerin
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Der zweitgrösste Schwindel darin ist die Tatsache, dass wir viel Getreide an Tiere verfüttern. Würden wir das Getreide essen, läge, nachhaltiger, ein deutlich höherer Selbstversorgungsgrad drin.

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Ich habe gestern in einem SRF Podcast gehört dass zwei Drittel der Teilnehmer:innen einer Umfrage die Anliegen/Wut/Probleme der Landwirt:innen nicht verstehen. Ich finde das wäre der erste Schritt in Richtung Lösung, den Austausch zwischen Konsument:innen und Produzent:innen zu fördern, mehr Verständnis für die „Gegenseite“ zu schaffen. Wenn das gemacht ist folgt die Politik automatisch/wird es für die Politik einfacher.

Und hier oute ich mich nun wohl als etwas parteiisch: viele Leute haben wirklich kaum Ahnung wie unsere Lebensmittel produziert werden, was dazu nötig ist. Wie Erträge zustande kommen. Es wachsen nun mal nicht x Tonnen Weizen pro Hektare, so hat das die Natur nicht vorgesehen. Es muss nachgeholfen werden. Hier aufzuzeigen was alles nötig ist um zu produzieren, das für Laien verständlich darzustellen, Aufzuklären, das ist wichtig.

Könnte die Republik dahingehend was machen?

Wenn ein gewisses Grundverständnis da ist können wir uns dann über verschiedene Systeme und ihre Vor- und Nachteile unterhalten, wenn allen die Konsequenzen von Entscheiden klar sind. Ich bin der Meinung das Konsument:innen oft aus bestem Wissen und Gewissen entscheiden, aber die Konsequenzen und Zielkonflikte nicht abschätzen können.

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Die Bauernverbände unterstützen ihre Forderung nach mehr Transparenz und Realitätssinn definitiv nicht. In deren Werbungen sieht man nur Vorzeigebetriebe mit glücklichen Tieren und Hühnern, die ihre Eier selbst in die Migros bringen... Auch erweiterte Organisationen des Landwirtschaftssektor wie Agroscope versuchen eher Entwicklungen zu stoppen oder umzukehren, in dem sie z.B. eher fragwürdige Studien zu gesundheitlichen Nachteilen von pflanzlichen Milchalternativen veröffentlichen oder solche zur Unbedenklichkeit von Transfetten in Milchprodukten. Von den politischen Versuchen sämtliche ökologischere Konkurrenz, welche ja die laut Artikel von den Bauern gewünschte Transformation des Konsums einleiten könnte, durch Verbote vom Markt zu drängen brauchen wir nicht mal zu sprechen. Oder halt doch: So dürfen nun seit kurzem nach den Milchalternativen auch die pflanzlichen Käsealternativen nicht mehr als solche bezeichnet werden (EU).

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Ich nerve mich jedesmal über die verlogenen Fernsehspots von "Schweizer-Fleisch".

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Ich denke viele von uns Konsumenten sind sich bewusst, dass die heutige industrialisierte Landwirtschaft unsere Umwelt, in der wir nun mal leben müssen und von der es nur eine gibt, schädigt. Gleichzeitig bezahlen wir als Kosumenten weltweite Spitzenpreise und höchste Subventionen für die landwirtschaftlichen Produkte und sind massivem Lobbyismus und überproportionaler Einflussnahme zB seitens des SBV ausgesetzt. Das übergeordnete Bild ist meiner Meinung nach erschreckend, da passen Dinge eindeutig nicht zusammen.

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Ich stimme zu bei den Umweltschäden und finde natürlich das wir hier ein „Optimum“ finden müssen. Die Frage ist meiner Meinung nach ist es besser mehr Fläche extensiver zu bewirtschaften oder weniger Fläche intensiver (und dafür mehr Natur-Land statt Kultur-Land)? Was wäre hier das ideal? Ich habe die Antwort nicht, wäre aber sehr interessiert wenn z.B. die Republik dieser Frage nachgehen würde. Und was heisst intensiv in so einem Szenario?

Bzgl. Preise: Natürlich gibt Optimierungspotenzial, wie immer. Gewisse natürliche Grenzen sollten wir aber nicht ausblenden: Geographie (Berge, Hanglagen, Grösse der Schweiz vgl. mit Bevölkerungszahl) und daraus resultierende maximale Feldgrössen, Anzahl Betriebe, sind es Familienbetriebe oder sind sie eher wie eine Firma strukturiert. Schöne, kleine, familiäre, Kundennahe, extensiv-produzierende Bauern zu fordern die dann aber bei den Preisen mit giganto-Betrieben in Australien, USA oder Brasilien mithalten sollen, geht das auf? Wie im Artikel erwähnt, den Bauern gibt es nicht. Hier wäre es gut aufzuzeigen was für Strukturen nötig wären damit die Preise die wir im Laden zahlen realistisch werden. Und wie das dann clasht mit dem Bild das wir uns wünschen (ich behaupte jetzt einfach es wäre so).

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acc@eml.cc
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Haben Sie eventuell einen Link zu diesem Podcast? Tatsächlich musste ich auch einen Deutschen fragen, wieso die Landwirte in Deutschland eigentlich genau protestieren, obwohl ich versucht habe mich zu informieren. Generell lässt sich vielleicht auch sagen, dass ein diffuses "ich bin unzufrieden mit der Situation" jetzt nicht unbedingt viel zum Verständnis beiträgt. Viele Menschen sind unzufrieden mit ihrer Lohnarbeit und viele Betriebe müssen kleinere oder grössere Herausforderungen meistern.

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F. B., denken Sie, die Landwirt:innen selber wissen woher ihre Probleme stammen? Mir scheint, dass selbst ihre grosse mächtige politische Vertretung gar nicht an einem solchen Verständnis interessiert ist. Aus meiner Sicht gehen die Probleme auf einen Goldküstenmilliardär zurück, welcher den Landwirt:innen erfolgreich eingetrichtert hat, sie seien Unternehmer:innen. Hingegen die Realität ist, dass Landwirtschaft ein Care-Bereich ist. Da hilft auch keine neoliberal-ideologische Brille, um diesen Umstand auf immer konsequenzenfrei zu verleugnen.

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Ich denke die Landwirt:innen als homogene Gruppe gibt es nicht. Genauso wie es im Rest der Bevölkerung die gibt die nur ÖV fahren und solche die einen SUV wollen. In vielem oder fast allem bin ich nicht auf der Linie vom Goldküstenmillionär, aber Unternehmer:innen sind sie und sollen sie meiner Meinung nach auch sein. Wir wollen ja das sie sinnvoll mit den Subventionen umgehen bzw. von diesen gelenkt werden, nicht? Ich finde im übrigen nicht das die Landwirtschaft ein Care-Bereich ist. Art. 104 der Bundesverfassung gibt den Auftrag der Landwirtschaft klar vor. Ich persönlich will Schweizer Produkte und ich will das die Schweiz sich so gut wie möglich selber versorgen kann, vor allem seit dem 24.02.22 sehe ich das nochmal in einem anderen Licht. Und diesen Wunsch lasse ich mich gerne was Kosten (im Laden aber auch zahle ich gerne Steuern für Subventionen). Aber klar, das mögen nicht alle so sehen, da müssen wir als Gesellschaft den Landwirt:innen schon klar sagen was wir wollen und die Konsequenzen tragen.

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Mensch
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Zuerst: Die Verbrüderung mit Rechtsextremen und der identitären Bewegung geht gar nicht! Dafür gibt es keine akzeptable Begründung. Das sollte grundsätzlich klar sein!

Ergänzung: Jemandem den Tod zu wünschen, ist inakzeptabel (siehe Text)

Im Beitrag angesprochen wurden die sehr grossen Traktoren. Was kostet so ein Gerät? Ein armer Kleinbauer kann sich das bestimmt nicht leisten. Es scheint also reichlich Geld vorhanden zu sein.

Die finanziellen Mittel stammen wahrscheinlich aus Subventionen, gesprochen von Politikern die sich Liberalität auf die Fahne geschrieben haben. Politiker die von Eigenverantwortung sprechen, so lange es nicht die Bauern betrifft.

Diese „Liberalität a la carte“ hat sich in Europa leider eingebürgert, auch in der Schweiz. Doch wer Subventionen annimmt, geht gleichzeitig eine Verpflichtung ein. Diese Verpflichtungen heissen: Regeln.

Der Schutz unserer Natur sollte unseren Bauern eigentlich ein Anliegen sein. Immerhin wird damit uns Konsumenten gegenüber mit diesem Argument um Verständnis für die immer üppiger sprudelnden Subventionen geworben.

Die Einschränkung von giftigen Pestiziden macht durchaus Sinn, wenn deren Giftigkeit nachgewiesen ist. Ein Bauer der damit Probleme hat, dem liegt die Natur - als Grundlage seiner Existenz - kaum echt am Herzen.

Für mich stellt sich die Frage der Sympathie für die Demonstrationen, welche im Text erwähnt wird. Bei mir hält sie sich in Grenzen. Ich bin mir bewusst, dass die Bauern wichtig sind, aber sie können sich nicht selber über alle anderen erheben.

Dieses Selbstverständnis entspricht in keinem Land dem „gesellschaftlichen Vertrag“….

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Wo ist denn die Grenze der Vereinnahmung erreicht? Unsere Schweizer Bauern sind stark mit der SVP verbandelt. Diese Partei war laut Manifesto Project und der Analyse der New York Times im Jahr 2015, die rechteste der untersuchten Parteien. Seither wurde sie sicher nicht linker oder gemässigter. Meiner Meinung nach, gestützt auf diese Analyse und Erfahrungen aus der Beobachtung der Politik seit 2015, ist die SVP sehr rechtspopulistisch und in Teilen rechtsextrem. Ich habe noch nie von Bauern aus dem Bürgerlichen Lager gelesen, die sich davon distanzieren. Natürlich gibt es auch Bauern im grünen Lager, sie stellen aber doch eher eine Minderheit dar und werden meiner Meinung schlecht vom schweizerischen Bauernverband vertreten.

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dochdoch, das geht schon und jaklar: LEIDER. Wir haben einen Umweltschützer der ersten Stunde (nzz-Nachruf), den Bauern V. Oehen, der noch kurz vor seinem Tod auf einem Parteitag der rechtsextremen 'Partei National Orientierter Schweizer' auftrat.

Dass dies "Schützen" dann auch in einer Blut&Boden-Lehre sich ausdrücken kann, ist naheliegend. Oehen war Gründer, Vorstandsmitglied und Vizepräsident bei der Arbeitsgemeinschaft für Bevölkerungsfragen (ab 1987 unter dem heutigen Namen Ecopop).

Ich freue mich, einige Gemüsebauern und Bäuerinnen persönlich und namentlich zu kennen. Ihr Futter beschert mir gute Verdauung.

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Interessierte Durchschnittsbürgerin
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Das Wort Bauer (bzw. Landwirt) ist tückisch, ruft es doch eine Vielzahl an verschiedenen Bildern hervor. Von der heilen "Heidi"-Welt bis zur seelenlosen Ausnutzung von Tier und Pflanze ist Alles dabei, hier müsste sorgfältiger kommuniziert werden und ich bin froh, Ansätze davon in diesem Artikel zu finden. Viele der Agro-Grossbauer wissen ganz genau, dass sie vom "Heidi-Bauer-Image" profitieren können, obwohl sie mit ihren Grundentscheiden eher auf der anderen Schiene fahren. Die Konsumenten kaufen allzuoft Billigware oder Produkte die weit von "saisonal und lokal" sind; auch sie wissen viel mehr als es ihre Kaufentscheide erahnen liessen.
Verantwortung herumzuschieben bringt aber nichts: Alle müssen wir unser Verhalten ändern, wenn wir Gewässer, Luft, Pflanzen und Tiere (darunter auch wir) erhalten wollen, und zwar rasch. Ich wünsche mir mehr Ehrlichkeit: Lebensmittel müssen teurer werden und die Auslagen weniger üppig.
PS: Ich bewundere jeden nachhaltigen Gemüse-/Früchteproduzenten (weltweit)... mein Gemüsegarten leidet unter meinem fehlenden Talent und ich bin unendlich dankbar, dass ich ausweichen kann.
PPS: Ich bewundere jeden Tierhalter, der die Kosten nicht scheut, um wirklich artgerecht und respektvoll zu handeln. Ganz vegan ist keine Lösung, aber der Konsum tierischer Produkte sollte minimal sein und immer mit Spezialbewusstsein verbunden.

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Gaby Belz
Jeden Morgen neu
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Und ich frage nach der Rolle die wir Konsumierenden einnehmen können. Schon lange träume ich von einer Plattform die mithilfe von wasserdichten Labels/Kriterien einzelne Marken und Produkte bewertet, mittels Webinaren, Newsletters und Textblöcken Informationen vermittelt und Konsument*innen regional vernetzt. Leider habe ich bei den grossen Organisationen bis jetzt dafür kein Gehör gefunden.

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Grossvater "Oekoterrorist"
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Ein "wasserdichtes" Label gibt es seit über hundert Jahren, es heisst "Demeter" und ist am FibL (eidg. Forschungsinstitut für biologische Landwirtschaft) während mehr als 40 Jahren mit dem DOK-Versuch (Dynamisch, Organisch, Konventionell) evaluiert worden. Ressourcenverbrauch (Land, Energie, Finanzen) bei gleichem Ertrag: Konventionell 100%, Organisch 80%, Bio-dynamisch 65%. Viel wichtiger: Demeter-Höfe haben als einzige stetig steigende Boden-Fruchtbarkeit.
Wir hatten vor 50 Jahren "unseren" Demeter-Bauern, der jedes Jahr eine Liste brachte, wo man seine Produkt- und Mengenwünsche eintrug. Der Bauer produzierte alles, was gewünscht war, natürlich nur saisonal und regional (vollständigt genügend!) und lieferte (nebst dem Hofladen) selbst aus (ohne Zwischenhandel). "Gesunde" Landwirtschaft, leider durch Globalisierung und Industrialisierung vernichtet.

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Demeter ist ja gut im Prinzip, aber die pseudowissenschaftliche Seite davon irritiert mich gewaltig. Umso mehr, als biologische Landwirtschaft absolut zentral ist, aber "biologisch-dynamische" halt eher fragwürdig...

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Informatikingenieur, Buchautor
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Wir Konsumierende könnten vermehrt den Direktverkauf der regionalen Landwirte unterstützen, anstatt beim Grossverteiler einzukaufen.

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Gute Darstellung der Hintergründe und der Aufgabe, welche die Regierungen nun zu lösen haben. In einem entscheidenden Punkt kann ich dem Autor hingegen nicht wirklich folgen. «Ich glaube nicht», sagt Ernst Langthaler, «dass der Green Deal eine Revolution beabsichtigt. Denn er hinterfragt die Agrar­industrialisierung nicht grundsätzlich.» Ganz besonders für Deutschland, wo derzeit die Grünen am agrarpolitischen Steuerrad sitzen, aber auch in anderen europäischen Ländern dürfte die intuitive Wahrnehmung der Bauern und der Agrarindustrie eher eine drohende Revolution befürchten: Die spüren doch, dass es langfristig nicht nur um die eine oder andere Subvention geht, sondern um einen radikalen Wandel in der Produktion tierischer Lebensmittel – weg vom Tier, hin zu Pflanze und Labor.

Die Innovativsten in der Lebensmittelindustrie arbeiten mit viel Kapital und Hochdruck an Angeboten, die in nicht gar ferner Zukunft Produkte aus Fleisch, Eiern und Milch in jeder Hinsicht vollwertig ersetzen können, auch preislich. Und dann wird einfach Schluss sein für ganz viele in der Landwirtschaft, für die kleinen Bauern wie für die ganz grossen Kotzbrocken. Egal, ob in zehn oder zwanzig Jahren oder etwas später: Der Zug fährt in diese Richtung, aus ökologischen Gründen und weil die Bereitschaft immer mehr abnehmen wird, für eine alles in allem ethisch sehr schwer begründbare Tierausnutzung weiterhin so viel Steuergeld auszugeben.

Dass die durchwegs konservativ bis reaktionär politisierenden «Bauern»verbände ihre Klientel mit verschlossenen Augen an die Wand fahren wollen, ist nicht weiter erstaunlich. Umso wichtiger sind politische Massnahmen zur Abfederung der nicht aufzuhaltenden foodindustriellen Weichenstellung – zum Beispiel durch eine schrittweise Verlagerung aller Subventionen und Direktzahlungen weg von der Tierhaltung und hin zum Pflanzenbau. Damit diese erste Massnahme politisch umsetzbar wird, braucht es breite Proteste der Zivilgesellschaft gegen die in der Landwirtschaft vorherrschende Tierhaltung. Ich sage «breite», weil Vegi- oder Vegan-Propaganda, bei aller Sympathie, das notwendige Momentum nie erreichen werden – wäre es anders, bräuchte es ja keine Industrie, die nun Fake-Fleisch herstellt, damit die Konsumenten aufhören, die Nutztierhaltung zu unterstützen.

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Mathematiker
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Lieber Herr Studer, Sie schreiben „Die Innovativsten in der Lebensmittelindustrie arbeiten mit viel Kapital und Hochdruck an Angeboten, die in nicht gar ferner Zukunft Produkte aus Fleisch, Eiern und Milch in jeder Hinsicht vollwertig ersetzen können, auch preislich.“ -- Diese Perspektive entspricht überhaupt nicht meinem Geschmack; ich halte das für eine Fehlentwicklung, für einen unbedarften Versuch Lebensmittel ums Verrecke industriell zu produzieren und die Preise tief zu halten, obwohl uns die Industrialisierung der Lebensmittelproduktion sowohl bezüglich Ressourcenverschleiss/Zerstörung der Lebens- und Produktionsgrundlagen (externalisierte Kosten!) als auch bezüglich Produktequalität nicht gut dient. Ein Problem ist doch, dass die Landwirtschaft ihre „Produktivität“ einzig am Output misst, aber z.B. die Erhaltung der Bodenqualität und andere Nachhaltigkeitskriterien in der Rechnung nicht erscheinen. Nachhaltige Tierhaltung (Wiederkäuer) ermöglicht Flächen zu nutzen, die für Ackerbau ungeeignet sind, aber unsere industrialisierte SBV-Fenaco-Landwirtschaft baut perverserweise auf Äckern Tierfutter an, am liebsten im Ausland, für die „Bahnhofbauern“, die dann nicht mehr wissen, wo sie ihre Gülle ausbringen sollen. Diese Massentierhaltung ist eine überhaupt nicht nachhaltige, perverse Abzockerei. Veganer werden müssen wir nicht, oder jedenfalls nicht alle. (Lesetipp: Anita Idel: Die Kuh ist kein Klima-Killer! Wie die Agrarindustrie die Erde verwüstet und was wir dagegen tun können. Marburg: Metropolis, 9. Aufl. 2022, ISBN 978-3-7316-1513-2 (1. Aufl. 2010); https://www.metropolis-verlag.de/Di…13/book.do)

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Simples Missverständnis, Nol Alders – ich finde es gar nicht toll, dass die Lebensmittelindustrie in diese Richtung geht, ich sage nur: das wird so geschehen. Unter anderen Gründen deswegen, weil die meisten Menschen nicht bereit sind, ihre Ernährungsgewohnheiten im Kopf umzustellen; die sind dann einfach froh, wenn sie Würste auf den Grill legen können im Wissen, dass dafür keine Tiere sterben mussten. Was sehr unter dem Strich immerhin ein Fortschritt ist. Anita Idels Arbeit, die ich kenne, in Ehren, doch an die riesigen Mengen Fleisch, die heute vertilgt werden, kann die traditionelle Grünlandwirtschaft nur einen kleinen Bruchteil beitragen. Da es die Mehrheit nicht schafft, Fleisch höchstens einmal im Monat zu essen, bleibt halt nur der – mir unsympathische – Umweg über Fake-Fleisch, wenn einem die Tiere und das Klima wichtig sind.

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Genossenschafterin "MehalsGmües"
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Der Beitrag erwähnt die wirklichen Bauern, die in ihrer Existenz bedrohten, bis zur Selbstmordgefährdung ausgebeuteten, die auch in Deutschland, genau wie indische Bauern, ehrlichen Herzens ihre Not auf die Strasse tragen, nur am Rande. Das geht doch nicht. Ohne selbstgerechte "grüne" Arroganz sollten wir uns mit denen solidarisieren. Alles andere trägt zu ihrer weiteren Marginalisierung bei und verschärft das Problem. Will heissen verschärft ihre Enteignung. Denn nur die gestopften Agrarkonzerne überleben am Ende, wenn wir uns nicht mit den letzten erdverbundenen wirklichen Bauern verbinden.

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Grossvater "Oekoterrorist"
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Längerfristig (25 Jahre), ist das grössere Risiko wohl der Klimaschock, womit "wir" wieder beim Wetter sind. Hier ein Leserbrief zum Thema, der sicher nicht veröffentlicht wird:

Um Himmels Willen! Jetzt soll auch noch in der Schweiz ein Klimaleugner "President" werden. Der ahnunglose Bauer D. nennt die verzweifelten Bemühungen globaler Wissenschaft und Politik, seine Produktionsbasis "Natur" funktionsfähig zu erhalten, "moderne Hexenjagd"! Wie seine deutschen Kollegen, wehrt er sich gegen das Ende der absurden Subventionen seiner CO2-Schleudern, obwohl längst klar und beschlossen ist (Paris 2016), dass diese bis 2050 eliminiert werden müssen. Selbst die NZZ fordert "Decarbonisierung" (d.h. Ende von fossiler Energie, Kunststoffen und Microplastik), sowie "Kreislaufwirtschaft" (Ende der gesamten Rohstoffindustrie!), sagt aber nie, wie das mit der Wachstumsfalle Konkurrenzwirtschaft (Kapitalismus) innert 25 Jahren (!) möglich sein soll.
Derweil folgen "wir" wegen solcher "Presidenten" dem extremsten Szenario (Nr.5) des IPCC, das mit bis zu 8m Mehresspiegelanstieg bis 2300 das absolute Chaos prognostiziert. Das wir damit, nach 300'000 Jahren stabilen Umwelt-Parametern (MSL und 200ppm CO2 konstant) die gesamte Evolution von "Leben" in geologischen Sekunden (CO2: 410ppm nach nur 200 Jahren) zerstören, will niemand sehen. Kein Wunder, haben wir doch mit durchgehender Spezialisierung "Tunnelblick-Fachidiotie" zum Standard gemacht. Schöne neue Welt, bald halt nur noch in der VR-Brille.<

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In dem Buch „Veganomics“ von Joel Luc Cachelin wird aufgezeigt, wie eine landwirtschaftliche Revolution mit vielen Gewinnern aussehen könnte. Leider eine Utopie, aber für die unumgängliche Veränderung der landwirtschaftlichen Produktion sollten sich LandwirtInnen, PolitikerInnen und KonsumentInnen einsetzen.

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Mensch
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Meiner Meinung nach sollte der Begriff „Land Wirtschaft“ definiert werden. Im ersten Teil des Wortes „Land“ wird die Beziehung zur Natur als Grundlage angesprochen, mit „Wirtschaft“ die geschäftliche Basis.

Der Konflikt liegt zwischen diesen Worten. Wie funktioniert Tierwohl unter diesen Umständen? Wie viel Naturschutz ist möglich?

Auf Grund solcher Fragen müssten die Subventionen neu definiert werden. Eine gewisse Flexibilität ist also Voraussetzung, auch in der „Land Wirtschaft“….

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Informatikingenieur, Buchautor
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Ironischerweise kämpfen die Bauern nicht mal nur für sich selber. Die Gelder der Subventionen, um welche es geht, fließen weiter zu Lieferanten aus den Branchen Pharmazie, Chemie und Maschinenbau. Auch nachgelagerte Nahrungsmittelkonzerne und Großhändler profitieren von den vergünstigten Rohstoffen.

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Verlegerin
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Danke für diesen Kommentar!! Die besten Lobbyisten für Agrarsubventionen sind die Agrarindustriellen. Weil sie kassieren. Das BAFU hat mal im Heft 'Umwelt' die Rolle von Fenaco beleuchtet - und bekam dann zacking Besuch aus dem BLW.

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Senftube
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Das ist jetzt nicht ganz beim Thema, aber mich beschäftigt folgende Frage schon länger: Was ist besser beim Lösen des Zielkonflikts zwischen Ernährungssicherheit und Umweltschutz, die gesamte Landwirtschaft umweltfreundlich zu gestalten oder einen Teil der Flächen intensiv zu nutzen und dafür einen Teil als Naturschutzgebiet komplett unter Schutz zu stellen? Wird das nie diskutiert, weil es politisch etwas utopisch ist? Oder ist diese Frage längst vom Tisch, weil letztlich jede Form von intensiver Landwirtschaft zu schädlich oder langfristig gar weniger ertragreich ist?

Ich denke dabei insbesondere an Biodiversität. Ist es zielführender, diese auf respektive neben jedem Feld zu fördern oder eher auf anderen grossen Flächen, die komplett geschützt werden? (Das ist natürlich nur ein Teil der Problematik, klar…)

Wenn wir weniger Futtermittel für die Fleischproduktion produzieren (was ja leider weit und breit nicht zu sehen ist, aber hoffentlich ändert sich das…), würden ja Flächen frei. Also wenn die Frage nicht längst beantwortet ist, wäre sie doch eine Diskussion wert?

Haben wir diesbezüglich Expert:innen im Forum? Hat jemand Antworten oder sogar Links dazu?

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Joel Luc Cachelin geht in seinem Buch „Veganomics“ genau auf diese Fragen ein.

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Senftube
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Danke für den Tipp!

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Es gibt diesen Zielkonflikt nicht, F. K.. Solange die Hälfte der Lebensmittel die produziert werden, gar nicht gegessen werden, solange ist die Flächenfrage keine. Es ist eher so, dass nicht-ökologische Landwirtschaft auf lange Sicht schlicht nicht nachhaltig ist. "Nachhaltig" bedeutet, dass die Ressourcen so genutzt werden, dass das System sich nicht selber im Weg steht bzw. nicht irgendwann kollabiert. Wenn Ihr Vorschlag umgesetzt würde, müsste nach erfolgreicher aber schliesslich versiegender Ausbeutung einer Fläche die nächste Fläche ins Ausbeutungsvisier genommen werden...

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77 Prozent der weltweiten landwirtschaftlichen Flächen wird für die Fleischproduktion genutzt. Weitaus effizienter wäre es, auf diesen Flächen Nahrungsmittel für den menschlichen Verzehr zu produzieren und ein Grossteil der landwirtschaftlichen Flächen könnte sich von der Ausbeutung für immer erholen.

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Senftube
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Natürlich, wenn wir keinen Foodwaste hätten… und wenn nicht so grosse Flächen der Futtermittelproduktion dienten…

Das Problem mit versiegender Ausbeutung hatte man ja schon vor der industrialisierten Landwirtschaft und hat darum bei der Nutzung immer Flächen sich erholen lassen, bevor sie wieder genutzt wurden. Weil es ja auch so für den Boden eigentlich schon zu intensive Nutzung war. Ich kann nicht beurteilen, ob so ein Modell vielleicht wieder zielführend wäre.

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Die Wirtschaftssysteme mindestens der 'westlichen Welt' sind kapitalistisch ausgeprägt. Das ist keine Wertung, sondern eine Feststellung. Das bedeutet: Geld ist prinzipiell wichtiger als Arbeit, Umwelt inklusive Biodiversität und Klima, Sozialität, etc. Das heisst dann auch: Wenn es ans Portmonnaie geht, dann hört alles andere auf, etwas zu bedeuten. Auch das ist keine Wertung, sondern eine Feststellung. Man kann nun von dieser Situation profitieren oder sich darüber aufregen: Das ist die heutige - und wohl auch noch länger andauernde - Faktenlage.
Im Falle der Bauern bedeutet z.B. teurerer Diesel weniger Gewinn, also weniger Geld, und damit hört der Spass natürlich auf.
Für Grossverteiler im Foodbereich heisst das, wenn die inländischen Produkte z.B. wegen des Diesels oder anderer, für die Bauern aufwändigere Produktionsumstände, teurer werden: Weniger Marge, denn die Endkundenpreise können wegen ausländischer Konkurrenz nicht beliebig angehoben werden. Weniger Marge gleich weniger Geld in der Kasse, und auch da hört der Spass auf, da importiert man dann halt Dinge zu tiefen Preisen, um die Marge zu halten, usw.
Und für die Endkunden... das muss man ja nicht weiter ausführen, wann der Spass aufhört: Das Portmonnaie steuert alles.
Gehört indirekt auch zum Thema: Beim Endkunden kommt noch dazu, dass er das Geld von irgendwo her haben muss, im Falle der Rentner liegt ja z.B. der Spass bei der 2. Säule voll bei den Versicherungen und Banken, Stichwort Rentenklau etc., auch hier: Wichtig für die Versicherungen/Banken halt auch: Der Gewinn, also das Geld, wie überall, passt genau.
Das ist das kapitalistische Prinzip. Ob man das gut findet oder nicht, ändert kurz- und mittelfristig nichts, Wirtschaftsformen ändern sich nur über längere Zeiträume oder dann über den Kollaps, welcher aber auch niemandem Spass machen würde :-(.

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Kapitalistisch.. naja. Eher dominiert von Subventionen, Foerdergeldern, Steuersenkungen, Steuerprivilegien und Monopolen

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Wie Sie richtig sagen: Bei all dem geht es ausschliesslich, immer und nur um Geld. Ob es sich nun - wie bei der abgesenkten Unternehmenssteuern darum geht - Geld nicht abgeben zu müssen oder dann ums Geldeinsacken (man denke an die Art und Weise, wie Versicherungen im Falle des BVG anno 2002 viele Milliarden einbehalten konnten, welche anderen gehört hätten) handelt. Alles andere, wie eben so Zeugs wie Umwelt, Gesundheit etc., das muss in einem System, in welchem die Priorität auf dem Geld liegt (mit welchem in diesem System fast alles erreicht werden kann) halt hintenan stehen. Wie gesagt: Das ist unser System, und so sollten wir uns nicht wundern, dass wir alle mit allen Mitteln hinter eben diesem Geld her sind, auch wenn's dann halt ein bisschen Dreck in der Luft oder im Wasser, ein paar Armutsbetroffene mehr und ein paar Insekten weniger gibt. Monopoly in echt eben.

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weil ich als Bilingue F/D das Glück hatte diesen französischen Kanal für mich zu entdecken, teile ich den gerne mit euch. Hier wird die Hintergrundproblematik so gut erklärt dass es sogar ich beim ersten mal Zuhören verstehen konnte. Meinen Kenntnisse nach ist in der Schweiz derselben Wurm drin wie in Frankreich und sehr sehr wahrscheinlich auch in Deutschland und weitere Länder.
https://www.youtube.com/@LeCanardRefractaire
Ins besonderen:
https://youtu.be/NhuBwq8PdMo?feature=shared
https://youtu.be/B6kB1gV1w04?feature=shared
https://youtu.be/vlNTfdaANgg?feature=shared
https://youtu.be/hiR6bW7oY-w?feature=shared

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Lucia Herrmann
Community @ Republik
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Guten Tag!
Merci fürs Mitdenken, ich habe zwei Hinweise von Moderationsseite:

  • Der verlinkte Youtube-Kanal ist in der Vergangenheit durch Verschwörungserzählungen aufgefallen. Damals ging es um ein anderes Thema (Ukraine-Krieg), aber ich denke als Kontext ist das doch relevant.

  • Wenn Sie auf externe Seiten verlinken, dann ordnen Sie diese bitte mit 1-2 Sätzen ein, damit sich alle informiert entscheiden können, ob sie darauf klicken wollen oder nicht. Vgl dazu unsere Erklärungen hier.
    Beste Grüsse

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Danke für den Hinweis. Was verstehen Sie genau unter Verschwörungserzählungen und was kann ich mit Ihrem Hinweis tun?

MfG

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Lorenzo Moret
Auditor a. D.
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Klarheit in 5 Minuten, grstern in "Europa heute" Podcast:
https://podcasts.google.com/feed/aH…EwNA?ep=14
Schönen Tag

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