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Das Dilemma der GLP-ZH dürfte sich bei jedem einzelnen ihrer Wähler widerspiegeln,. Ich weiss wirklich noch nicht, ob ich am zweiten Wahlgang teilnehmen werde und wen ich wähle (obwohl es wahrscheinlich kaum drauf ankommt, Noser wird ohnehin gewinnen). Für die Grüne spricht, dass sie das Kernanliegen der GLP energisch vertreten wird und den Klimawandel ernst nimmt (während man bei Noser noch gewisse Zweifel an der Nachhaltigkeit der Gössi-Wende hat und etwas an den Wolf bei den sieben Geisslein erinnert wird). Auf der anderen Seite ist sie halt schon eine typische Anhängerin des Stadtzürcher Sozialarbeiter-/Soziologen-/Politologen-/Primarlehrer-Staats. Es muss ja etwas zwischen neoliberal (wobei das, was hier neobliberal heisst, vor 100 Jahren wohl sozialdemokratisch gewesen wäre) und Riesenbeamtenapparat der sogar den Protest gegen sich selber perfekt und akkurat organisiert (siehe Nagelhaus) und die deutsche Schreibweise neu und verbindlich normiert), geben. Richtig und ein Vernunftentscheid wäre, wie gesagt, die Wahl der Grünen; Begeisterung löst das bei mir nicht aus. Als GLP hingegen würde ich die Grüne unterstützen; die einzelnen Mitglieder und Sympathisanten sind klug genug, um sich ein eigenes Urteil zu bilden, weshalb man nicht mit einer "falschen" Parole ein falsches Signal setzen sollte.

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Intellektueller Landarbeiter
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Ich kannte Marionna Schlatter bisher nicht, habe sie aber am letzten "Ziischdigsclub" gesehen, wo es um die "grüne Wende" ging und in der Roger Köppel mal wieder seine Karikaturen über den marxistisch-grünen Bevormundungs- und Umverteilungsterror zeichnen konnte.
Mit dem, was sie sagte und vor allem WIE sie es sagte, konfrontierte die Kandidatin die Köppel'sche SVP-Hetze auf wohltuendste Weise mit der Wirklichkeit:
Hier ist eine bodenständige junge Frau mit Herz und "Köpfchen", und sie geht nicht nach Bern um sich die Fingernägel zu lackieren, sondern um Nägel mit Köpfen einzuschlagen!
Sie will allgemein verbindliche REGELN entwerfen und umsetzen, damit sich die Leute umwelt- und sozial-verträglicher verhalten.
Wenn sie es nicht von sich aus und aus Einsicht tun können, dann müssen sie das halt!
Und wenn nicht, dann werden sie gemassregelt und gebüsst.
Frau Schlatter brachte dazu ein anschauliches Beispiel:
Auch wenn man mit dem Verbrennen von Plastik im eigenen Kamin eine behagliche Wärme fürs eigene Haus generieren könnte, ist das verboten, aus dem einfachen Grund, weil ein solches privates Plastik-Feuerchen stinkt und die Luft der Allgemeinheit vergiftet!
Mir fällt dazu ein anderes anschauliches Beispiel ein:
Niemand würde Regeln im Strassenverkehr als "Regulierungswut des Staates" bezeichnen, der "die Freiheit und die freie Fahrt für freie Bürger einschränken" will!
Alle Auto-LenkerInnen sehen den Sinn von allgemein verbindlichen Regeln im Strassenverkehr zum Nutzen ALLER VerkehrsteilnehmerInnen ein!
Warum wird also hier, wo es um nicht weniger, als um die Erhaltung unserer natürlichen Lebensgrundlagen geht, insbesondere von rechtsbürgerlicher Seite ein solches Zeter Mordio abgelassen?
Wie immer geht es um Geschäfte und um VIEL Geld!
Für diejenigen, die an der Umweltzerstörung und an modernen Formen der Sklaverei mit verdienen, sind beide "Zivilisationskrankheiten" nur halb so schlimm, beziehungsweise- bürolistisch-ökonomisch ausgedrückt- "der monetäre Nutzen übersteigt die sozialen- und ökologischen Kosten".
Wann genau diese Kosten/Nutzen-Rechnung für die "feinen Geschäftsherren im Nadelstreifen-Anzug", wie Ruedi Noser (FDP) ihn klassisch verkörpert, einmal stark negativ wird, wissen wir nicht.
Wir wissen aber mit von Wissenschaftlern und Klimaforschern berechneten hohen Wahrscheinlichkeit, DASS sie früher oder später stark negativ ausfallen wird, aber wiederum zuerst für die Allgemeinheit!
Bereits heute trifft die "negative Kosten/Nutzen-Rechnung" die verarmten Massen im Süden. Früher konnten sie noch etwas Selbstversorgung betreiben, oder im Fluss, am See, oder im Meer fischen.
Heute, wo sie "sich am entwickeln" sind, sind diese Flüsse stinkende, mit Müll übersäte Kloaken!
Die Meere sind von der Grossfischerei der Weltmächte leer gefischt worden.
Die Industrie, welche ihre Halbfertigung in Billiglohn-Länder verlegt hat, leitet ihre giftigen Abwässer dort einfach in die Gewässer, oder sie verpestet die Luft, so dass viele Menschen krank werden und elendiglich dahinsiechen, bevor sie irgendwo in ihren Slum-Hütten verrecken und zum anderen Abfall geworfen werden...
Ruedi Noser hat mit seinem Verschiebungs-Antrag dafür gesorgt, dass vor den Wahlen nicht über das für seine Geschäftsherren-Kreise heikle und lästige Thema "Konzernverantwortungs-Initiative" debattiert werden musste.
Die "Liberalen" diskutieren halt lieber über "die Verantwortung jedes Einzelnen" als über "die Verantwortung der Multinationalen Konzerne"...

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Wenn ich auf der Strasse den Rechtsvortritt verweigere, kann ich jemanxden töten. Vortrittsregelungen sind also prima vista sinnvoll und nötig.

Wenn der Gemeinderat von Zürich eine Eingabe eines Mitgliedes des Gemeinderates nicht entgegennimmt, weil sie kein genderneutrales Binnensternchen enthält, werden damit prima vista weder Leben noch Seelen gerettet (sofern das Konzept Seele bei den laizistischen Grünen noch eine Bedeutung hat). Zur Rettung des Klimas, da bin ich einverstanden, wird es neben marktwirtschaftlich verträglichen Mechanismen (Lenkungssteuern und Zertifikate) auch Verbote brauchen, wie wir sie zum Beispiel im Gewässerschutz schon lange kennen. Die Grünen in der Stadt Zürich sind aber dermassen staatsfreundlich, dass sie Sachen regeln, die eigentlich nur die Alten und die Rechten provozieren sollen und gesamtgesellschaftzlich wenig Sinn machen. Deshalb wird für viele Wähler die Ständeratswahl eine Wahl des kleineren Übels sein.

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Intellektueller Landarbeiter
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Zwei Beispiele für Nicht-WählerInnen:

  • Eine junge Genferin, die einmal spontan nach Calais reiste, um Flüchtlinge dort zu unterstützen und die eindeutig dem ökologisch-sozial-multikulturellen Milieu zuzuordnen ist. Sie kann mit Politik einfach nichts anfangen.

  • Ein junges Ehepaar mit Kleinkind, voll im Berufsleben stehend
    Sie mit muslimisch-kosovarischem Migrationshintergrund. Er ein Kind aus einer Nord-Süd Beziehung (Vater Schweizer, Mutter Philippinin). Beide weltoffen und "angepasst".
    Sie interessieren sich kaum für Abstimmungen und Wahlen.

Ich respektiere das, denn schliesslich interessieren sich auch nicht alle für Fussball, oder für Jazz, oder für weiss ich was. Die müssen das ja auch nicht! All diese gesellschaftlichen Betätigungen sind FREIWILLIG und sollen es auch bleiben!
Wichtig ist die MÖGLICHKEIT für die politische Mitbestimmung via demokratische Prozesse und Institutionen!
Dass diese Mitbestimmung oft mühsam, zeitraubend und unergiebig sein kann, insbesondere wenn man es mit notorischen Neinsagern, Querulanten und Sektierern zu tun bekommt, ist natürlich auch eine Tatsache.
Ich zum Beispiel habe die Nase voll von "meiner" Bioladen-Genossenschaft und gehe dort nicht mehr an die Generalversammlungen, unter anderem auch darum, weil dort inzwischen "die Geldgeber" regieren und die Beschlüsse der Genossenschaft nur noch einen Folklore-Charakter haben, und in jährlichen Ritualen des "Hand erheben und auszählen" zelebriert werden, mit den üblichen einstimmigen "Ostblock"-Resultaten.
Denn wer will sich das schon antun, in einer solchen Verwaltung sitzen, Geschäftszahlen sammeln und analysieren und Strategien und Leitbilder für die Zukunft entwerfen?
Alles furztrocken und mühsam! Und immer sitzt einem dabei "der Markt" im Nacken...
Nein. Die, die das tatsächlich machen wollen, werden auch gewählt, und zwar einstimmig.
Denn sonst macht das ja niemand.
"Meinsch eigentlich, ich miechi daas gäärn? Aber öppert mueses jao mache!" hört man immer wieder.
Und was ist mit den Sitzungsgeldern?
Darüber spricht man nicht!
Auch wenn wir in der Bioladen-Szene sind, sind wir hier immer noch in der Schweiz!
kapiert?

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Sie illustrieren perfekt die Komfortzone, in der wir gerade leben. Ja, Politik ist mühsam und wegschauen eine Möglichkeit - oder den Unterhaltungskünstlern wie Köppel folgen ... das Risiko ist einfach, dass man plötzlich in einem autoritären Staat erwacht.

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Intellektueller Landarbeiter
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Das Jäten im Garten ist auch mühsam...
Ich will ja Roger Köppel und seine Gesinnungsgenossen von der KP Schweiz nicht mit dem invasiven Berufskraut vergleichen, denn da könnte ich ja gleich das Bild mit dem vom SVP-Wurm zerfressenen "Volksapfel" verwenden.
Aber eigentlich doch, ja ich möchte dieses Bild des wurmstichigen Apfels tatsächlich verwenden!
Denn im Gegensatz zu Köppel habe ich als "Grüner" einen grossen Respekt vor Würmern!
... ;)

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Mit etwas Abstand betrachtet ist die GLP gut beraten, bezüglich dem zweiten SR-Wahlgang Stimmfreigabe zu beschliessen: Mit Herrn Noser haben sie das liberal gemeinsam aber wohl eher weniger das grün, mit Frau Schlatter das grün aber bei ihr wird man selbst bei wohlwollender Betrachtung wenig liberal ausmachen können. Und Frau Schlatter aus Gleichstellungs-Optik heraus zu unterstützen wäre so ein ziemlicher Schlag für alle Wählerinnen und Wähler, welche die GLP letztes Wochenende wegem dem L gewählt haben.

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Wer davon ausgeht, dass "grün" das grosse Thema ist, weil es um unsere aller Lebensgrundlage geht, sollte mit weniger "liberal", das mir mehr ein Euphemismus für Wirtschaftsvorrang auf Kosten von Ökologie u.a. scheint, zugange kommen. Hier wird sich die Substanz der GLP zeigen.

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Wenn die Welt so einfach wäre, bräuchte es die GLP nicht. Und wenn sich die GLP nicht mehr von den Grünen unterscheidet, braucht es sie erst recht nicht.

Die Bewältigung der Herausforderungen, welche der Klimawandel mit sich bringt, ist nur mit Mitteln möglich, welche die Kreativität möglichst vieler dazu mobilisieren um so fortlaufend besser zu werden. Ohne liberale Ansätze und Offenheit in der Lösungsfindung werden wir da grandios und folgenschwer scheitern.

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Informatik-Ingenieur und Ökonom
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Warum ist die Wahl­beteiligung ausgerechnet dann besonders tief, wenn ein bestimmtes Thema besonders drängend und besonders wichtig erscheint?

Es ist einfacher, zu Hause zu bleiben, als zuzugeben, dass man bisher möglicherweise die falsche Partei gewählt hat. Ein Fernbleiben von der Urne kann demnach auch ein Symptom von Verunsicherung sein, und nicht nur von Desinteresse. Die nächsten vier Jahre bieten eine Chance, die Verunsicherten zu überzeugen. Dies kann aber nur gelingen, man sie auch anspricht.

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Da muss ich Ihnen recht geben. Es macht Sinn, dass Umbruchphasen die Leute verunsichern, und es ist in einer solchen Situation auch nachvollziehbar und gar nicht unbedingt negativ, wenn sie sich dazu entschliessen, sich der Stimme zu enthalten. Aber das Risiko, dass ungute Verschiebungen gibt in der sozialen Struktur des Elektorats ist trotzdem sehr real.

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Ich bin soweit zufrieden mit den Wahlen, denn eine deutliche Mehrheit fühlt sich nicht mehr vertreten durch das Parlament.
Die Interpretation, dass sich untere Einkommensschichten und im Artikel wenig schmeichelhaft als "niedrig Qualifizierte" Abgetane nicht für Politik interessieren, teile ich nicht, sondern würde es Resignation nennen.
Es gibt schlicht keine wählbaren Vertreter für diese Bevölkerungsschicht.

Ich kenne auch keine einzige Gesetzesvorlage im Zusammenhang mit Klimaschutz, welche nicht darauf abzielt eine Zweiklassen-Gesellschaft zu festigen. Jeder einzelne Vorschlag läuft darauf hinaus, das wer das Geld aufbringen kann dürfen soll und alle Anderen nicht.

Gerade bei den tieferen Einkommensschichten ist es aber nun mal so, dass Familie (und auch Freundschaften) oftmals über den Erdball verteilt sind. Wie könnte ich also meine Stimme dafür hergeben, meine Familie nicht mehr sehen zu können und wie könnte eine international verbandelte Familie den Gegenpol, die SVP, welche auch aus ganz anderen Gründen unwählbar ist, wählen? Grundsätzlich sehe ich auch an der Völkerverständigung, welche dadurch entsteht, nichts Schlechtes.
Selbiges bei der Mobilität. Nutzfahrzeuge auf Elektrobasis sind derzeit Unsinnig, denn kaum ein Kunde würde Verständnis dafür aufbringen, mein Fahrzeug an seiner Steckdose zu laden oder eine Terminverschiebung wegen leerem Akku hinnehmen. Der Handwerker hat hier zu sein, egal wie. Klimaschutz interessiert da keinen. Selbiges beim Schwerverkehr. Die sollen zwar ganz besonderes Schuld an der CO2 Belastung sein, aber wehe, man findet ein leeres Regal im Laden vor. Dann ist Klimaschutz egal, das hat ganz einfach zu funktionieren. Das wie, ist in diesem Moment völlig egal.

Veganer welche mit guten Gewissen Bio-Salat kaufen, blenden völlig aus, dass ihr Bio-Salat mit tierischen Düngern produziert wird, weil entweder natürliche Dünger (immer tierischen Ursprungs) eingesetzt werden können oder dann Kunstdünger, welche zum guten Teil aus industriellen Abfällen gewonnen werden. Aber dann wäre der Salat nicht mehr Bio. Natürlich kann man Dünger auch aus pflanzlichen Stoffen herstellen, z.B. Zuckerrübenmelasse, "vernichtet" dann aber genau so, wie bei der Tierhaltung unglaublich viel Ackerfläche. Interessiert aber "höher Qualifizierte" nicht, denn der "tiefer Qualifizierte" soll es doch bitte so Umsetzen, wie genehm.

Sinnvoller wäre es, die Allinklusive-Mentalität zu bekämpfen und diejenigen zu bestrafen, welche dann abgeschottet in ihrem Allinklusive-Hotels, die Mentalität, ggf. auch die Armut, örtliche Gepflogenheiten und sozialen Strukturen des jeweiligen Landes, welches sie gerade besuchen in keiner Weise wahrnehmen, der örtlichen Wirtschaft keinen Rappen einbringen und aber stattdessen im Luxus ersaufen.
Da müsste man bei den oberen Einkommensschichten ansetzen und die werden sich kaum von Leistungs- und CO2 Abgaben beeindrucken lassen, sondern fliegen dann einfach mit dem guten Gefühl, das die Schweiz ihre CO2 Bilanz verbessert hat und glauben dann auch noch etwas dazu beigetragen zu haben.

Man könnte jetzt denken, die Mitteparteien wären ein guter Kompromiss, aber wirklich mittig politisieren diese auch nicht, sondern schliessen sich einfach dem Einem oder Anderen Pol an. Wie es halt passt und der Mode entspricht.

Zum Begriff "niedrig Qualifiziert" habe ich nur anzufügen, dass ich selbst immer wieder erlebe, wie "höher Qualfizierte" Ewigkeiten, selbst für einfachste Arbeiten brauchen und meist nach kürzester Zeit aufgeben.
Jemand, welcher sogenannte "niedrig qualifizierte" Arbeit über Jahre, meist über Jahrzehnte hinweg verrichtet, als "niedrig Qualifiziert" zu bezeichnen, ist schlicht arrogant und durch nichts zu rechtfertigen. Ohne Handwerker haben "höher Qualifizierte" sehr bald ein sehr grosses Problem.

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Zum Begriff "niedrig Qualifiziert" habe ich nur anzufügen, dass ich selbst immer wieder erlebe, wie "höher Qualfizierte" Ewigkeiten, selbst für einfachste Arbeiten brauchen und meist nach kürzester Zeit aufgeben.

Ich kann Ihre Gekränktheit nachvollziehen, Herr P., kenne sie ein stückweit auch aus eigener Erfahrung, aber indem Sie das Gleiche tun wie Sie anprangern, einfach mit umgekehrten Vorzeichen, heben Sie Ihre eigene Kritik auf.
Was wäre aus Ihrer Sicht sinnvolle Beschreibungen für unterschiedliche, meist auch unterschiedlich langdauernde, berufliche Abschlüsse/Qualifikationen, resp. deren Inhaber*innen und den oft daraus resultierenden unterschiedlichen Einkommensverhältnissen?

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Ich kann Ihre Gekränktheit nachvollziehen, Herr P., kenne sie ein stückweit auch aus eigener Erfahrung, aber indem Sie das Gleiche tun wie Sie anprangern, einfach mit umgekehrten Vorzeichen, heben Sie Ihre eigene Kritik auf.

Da haben Sie schon recht, ich versuche es neutraler:
Würden morgen alle Lastwagenfahrer, neuerdings Strassentransportfachmänner, morgen ihre Arbeit niederlegen, wären nach ca. 2 Tagen, die Regale in den Geschäften leergefegt und der Bundesrat wäre gezwungen den Notstand auszurufen. Selbiges gilt für viele andere "niedrig qualifizierte" Berufe. Ein wenig Respekt dafür wäre angebracht.

Was wäre aus Ihrer Sicht sinnvolle Beschreibungen für unterschiedliche, meist auch unterschiedlich langdauernde, berufliche Abschlüsse/Qualifikationen, resp. deren Inhaber*innen und den oft daraus resultierenden unterschiedlichen Einkommensverhältnissen?

Ich persönlich konnte mich immer gut mit dem Begriff der "Arbeiterschicht" anfreunden. Es beschreibt genau das, was ich bin. Jemand der mit Körpereinsatz Arbeit verrichtet und dies durch jahrzehntelanges lernen, in seinem Bereich, ein beachtliches Wissen angesammelt hat, wesentlich schneller und besser arbeiten und umsetzen kann als jemand Fachfremdes oder jemand, der sich damit nur theoretisch damit befasst.

Mir ist bewusst, dass der Begriff bereits durch den Marxismus "verbraucht" ist und etwas anderes meint. Aber ein neusprechlicher Kunstbegriff wie "Senior professional physical work subscope landscape guard" wäre mir wesentlich suspekter. Wenn noch ein anderer Begriff her muss, der Handwerk, Detailhandelsangestellte, Logistik, Gastronomie etc. zusammenbringt: "Grundversorgende Berufe". Da ist zumindest im Wort schon geklärt, dass ohne die "niedrig Qualifizierten" gar nichts mehr geht.

Für das "Plus" sorgen dann die intellektuellen Berufe, dafür bin ich dankbar und ziehe auch meinen Nutzen daraus. Dem Gedanken, dass der "Denker" wichtiger sei, kann ich jedoch nichts abgewinnen. Wir brauchen einander und genau das, sollte sich meiner Meinung nach auch im Parlamenten abzeichnen. Darum auch das Beispiel mit dem Biosalat und Tierhaltung. Das eine ist mit dem anderen verknüpft. Ein Landwirt würde bei einer allfälligen Diskussion im Parlament sofort fragen, wie er ohne Gülle, Hornspähne, Blut- und Knochenmehl denn bitte Bio-Gemüse produzieren solle?

Ich bin sicher, ich käme auf die Welt, würde ich einen intellektuell Arbeitenden eine Woche begleiten. Selbiges wäre aber auch umgekehrt der Fall.

Den "niedrigen Einkommensverhältnissen" zugeteilt zu werden, dagegen habe ich nichts. Im Gegenteil, es sorgt für ein gutes Gewissen.

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Grün-Grün
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Leider muss ich Ihnen völlig zustimmen. Was die arrogante Berufsbezeichnung angeht wie auch die Resignation.
Ich wäre theoretisch ‘höher qualifiziert’ nur was nützt mir das, wenn ich aus verschiedenen anderen Gründen ein tiefes Einkommen habe. Zudem ist meine Erfahrung tatsächlich, dass 1) eine Universitätsausbildung mit guten Noten nicht heisst, dass jemand intelligent ist. Und 2) Das Einkommen nichts über die Schwierigkeit des Jobs aussagt. Sonst müssten ja auch z.B. Pflegerinnen viel besser entlöhnt sein und Consultants sowie Bankangestellte oder Juristen zumeist viel weniger Lohn erhalten.
Zudem resigniert, weil zum Beispiel so eine unsoziale Steuer wie die Serafe als kein Problem angesehen wurde. Für jemanden mit mindestens 65’000 pro Jahr mögen 30 CHF pro Monat tatsächlich kein Problem sein. Insbesondere wenn der Durchschnitt ja als Doppelverdiener eher um die CHF 150’000 Y hat. Aber für jemanden mit 40‘000 oder von Sozialhilfe lebend ist es das doch eine relativ grosse zusätzliche und vorallem unnötige Belastung. Man hätte diese Steuer (denn eine Abgabe ist es nicht) problemlos sozialverträglich und progressiv ausgestalten können. Es ist jedoch immer wieder das Gleiche:
Viele Parlamentarier haben Null Ahnung wie es ist mal mit wenig Geld unten durch zu müssen und haben daher Null Sinn für die Realität vieler Menschen in diesem Land.
Untere Einkommensschichten / Kranke und andere Randgruppen haben keine Lobby oder Fürsprecher. Sind ja alle dumm und selber schuld, verdienen es nicht anders, müssten sich nur ein bisschen mehr Mühe geben.
Und jeder Idiot mit einem Lohn von 120‘000 und mehr denkt arrogantereweise er würde das jetzt ‚verdienen’, denn er mache ja so intelligente, unersetzbare und wichtige Arbeit.

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Die notwendigen Veränderungen welche die grünen Parteien nun anstreben sollten, werden sie bei der passiven Rechten sehr wahrscheinlich in Ungnade fallen lassen und wir können mit einer direkten Gegenbewegung in 4 Jahren rechnen. Die CO2 Steuer wird da vermutlich schon ausreichen, da diese auch die unterdurchschnittlichen Verdiener betreffen wird. Sollten die Einnahmen durch eine solche Steuer nicht deutlich an diese Bevölkerung zurück fliessen sehe ich schwarz für einen langfristigen Erfolg der Klimawende. Selbst dann werden firmenfreundliche Parteien versuchen ihre Wähler gegen erhöhte Abgaben und die grünen Parteien zu mobilisieren.

In der Schweiz war es schon immer einfacher Leute zu einem "Nein" zu mobilisieren. Selbst ich gehe vorallem so konsequent an die Urne um die bürgerliche Mehrheit zu untergraben.

Die Herausforderung die passive Mehrheit von einem konsequenten Kurs in die Klimawende zu überzeugen wird definitiv hart. Und grade bei der GLP weiss ich nicht, ob wir es wirklich mit Verbündeten zu tun haben.

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Da haben Sie sicher recht: Die rechtsbürgerlichen Kräfte werden auf einen Backlash setzen. Das wurde ja noch am Wahlabend angekündigt. Es dürfte auch so sein, dass die einkommensschwachen Schichten sich sehr schnell gegen klimapolitische Massnahmen wenden werden, wenn sie durch diese finanziell belastet werden. Man nehme nur das Beispiel der französischen Gelbwesten. Dass alle Lenkungsabgaben sozial sinnvoll abgefedert sind, wird deshalb absolut entscheidend sein. Und ja, ganz zentral ist die Frage, wie weitgehend die verschiedenen ökologischen Bewegungen, insbesondere die Grünen und die GLP ihre Kräfte bündeln können.

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Nationalratskandidatur
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Vielen Dank für diese tiefgehende Analyse, Herr Binswanger! Besonders gut gefiel mir, dass Sie auf die Stratifikation der Wähler_innen-Gruppen hinweisen und einen Vergleich mit 1995 ziehen. Was in diesem Vergleich vielleicht noch fehlt, ist das Novum, dass eine geringe Wahlbeteiligung auch einen linken Kurs begünstigen kann, das war bisher meines Wissens nicht so. An der Tatsache aber, dass aktuelle Themen das Wahlergebnis beeinflussen, ändert das nichts. Vielmehr lässt diese Bilanz fürchten, dass in vier Jahren das Pendel wieder in die andere Richtung ausschlägt. Deshalb wäre durchaus interessant zu analysieren, warum die Leute so wählen, wie sie wählen, wenn sie dann wählen. Sind es gesellschaftspolitische Themen, private Ängste, egoistisches Vorteilsdenken, automatisierte Obrigkeitsgefühle, oder soziale Verantwortung, die ihre Wahl steuern?

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Weshalb diese Obsession mit der Wahlanalyse? Auch wenn Sie jede graue Hirnzelle jeder Wählerin einzeln sezieren und sie auf ihren Beitrag zum Wahlverhalten klinisch untersuchen, werden Sie vermutlich nicht allzu viel mehr herausfinden.
Wesentlich, ob das Pendel in vier Jahren wieder nach rechts ausschlagen wird, scheint mir zu sein, ob das neue Parlament eine kluge, klimafreundliche Politik einschlägt und wissenschaftliche Erkenntnisse in sinnvolle Entscheide übersetzt. Dann brauchen Sie gar nichts zu fürchten hinsichtlich 2023.

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Nationalratskandidatur
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Das Problem in meinen Augen ist, dass in den meisten Fällen nicht die Vernunft gewinnt, sondern der Opportunismus. Deshalb sind wir ja alle so verblüfft, dass es diesmal die Vernunft war, die gewonnen hat. Was bedeutet das für die Zukunft, fragen Sie. Nun dass die Grünen es kaum in vier Jahren schaffen, das Klima zu retten, ist mehr als klar, sie brauchen mehr Zeit und vor allem Verbündete. Allianzen sind aber nicht nur zuhause wichtig, sondern mindestens europaweit, wenn nicht weltweit. Folge: wir werden im Nu das unbequeme Thema EU-Beitritt wieder auf dem Tisch haben. Und dann ist die Frage durchaus berechtigt: Wird in vier Jahren dann wieder der Weg des Opportunismus gewählt? Und wenn ja, warum?

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Regisseur, Co-Leiter Fabriktheater
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Lieber Daniel Binswanger. Natürlich, wenn man davon ausgeht, dass die Wähleranteile der Parteien in der Bevölkerung quasi naturgemäss so verteilt sind, wie sie es heute sind, dann mag Ihre Sorge bezüglich passiver "Unterschichten"-SVP-Wählerinnen berechtigt sein. Wenn man aber davon ausgeht, dass Wählerinnen ihre Partei ab und an wechseln, zum Beispiel, weil sie, wie im konkreten Fall, vielleicht zu merken beginnen, dass ihre Partei in Tat und Wahrheit gar nicht ihre Interessen vertritt, sondern diesen auf lange Sicht schadet - dann ist es völlig normal, dass man mal der Urne fernbleibt und sich möglicherweise auf die nächsten Wahlen hin umbesinnt. Und dieser Vorgang ist auch überhaupt nicht bedenklich, sondern, im Gegenteil, äusserst erfreulich und ermutigend - zeugt er doch von der Lernfähigkeit von uns Menschen.

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Lieber M. S., wenn ich Sie richtig verstanden habe, ist Ihr Kernargument, dass diejenigen Wähler, die aufgrund von generellen politischen Neuorientierungen den Urnen fern bleiben, das nur "mal" machen und dann wieder wählen gehen. Das heisst bei historischen Umbrüchen legen die Wähler eine Pause ein, bevor sie dann wieder stimmen gehen. Sollte das zutreffen, dann ist in der Tat alles gut. Ich ich bin da aber eher skeptisch. Es lässt sich international eine zunehmende asymmetrische Demobilisierung der Unterschichten beobachten. Die Schweiz dürfte da keine Ausnahme machen.

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Ich glaube, in letzter Zeit eine Struktur in Ihren Samstagsbetrachtungen zu erkennen, lieber Herr Binswanger, die etwas langweilig wird. Eine lange Analyse, gefolgt von einigen ominösen Fragen am Ende, die nur die Zeit beantworten kann. Ich liebe Ihre Kolumne, aber ich möchte einfach nicht, dass sie schematisch wird. Nur so als Anregung.
Und im Hinblick auf den zweite Wahlgang in Zürich. Jede halbwegs mit Majorzwahlen vertraute Person wird Schlatter wählen (sofern sie denn einen klimafreundlichen Ständerat will), da spielt überhaupt keine Rolle, was für Blabla allenfalls noch von der GLP kommt.

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Nur spielt das keine Rolle: Die Wahlbeteiligung wird bei dieser schlechten Auswahl sehr tief sein, 2015 waren es im zweiten Wahlgang 38,7%. Noser ist praktisch gewählt - es fragt sich nur noch, mit wem es sich die GLP verscherzen will... Nach dem grossen Machtverlust in Zürich wird die fdp nochmals Gas geben - auch dank freundlicher Unterstützung ihres Medienpartners NZZ.

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Nirgends in der Schweizer Presse konnte ich Karten finden, welche auch die prop. Wählerabteile der Gemeinden/Kantone repräsentieren, in dem sie diese beispielsweise unterschiedlich gross darstellen. Wäre vielleicht ein spannender Input für ein andermal.

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Da sind wir aber schnell wieder in der Realität angekommen. Die Herren Hegetschwiler und Seemann lassen grüne Ambitionen schon bei der ersten Versuchung fallen. Ist ja wirklich auch etwas unter dem eigenen Niveau, eine Vertreterin der "Primarlehrer- und Sozialarbeiterpartei" zu wählen...
Ich hoffe jetzt einfach, dass andere GLP-Wählende etwas weniger stark durch Klassendünkel und Heimweh gesteuert sind.

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Mich würde interessieren wieviele ältere, sonst bürgerliche Wähler, unter Druck ihrer Enkel die Seiten gewechselt haben. Bei einer solch tiefen Stimmenteilung muss ein Umdenken stattgefunden haben, dass es so wie bisher nicht mehr weitergehen kann. Der Schritt von der SVP zu den Grünen oder von der FDP zur GLP ist gar nicht so gross. Vielleicht haben die Wähler einfach genug von Ideologien und Diffamierung und wollen eine pragmatische und lösungsorientierte Politik. Dies würde auch den Rückgang der SP erklären, die unter dem Einfluss der Juso deutlich ideologischer geworden ist. Wenn sich die SP nicht neu erfinden kann, wird es ihr wohl ähnlich wie ihren europäischen Schwesterparteien ergehen.

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Samuel Brülisauer
Forschungsassistent
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Nun da die Grünen selbst stark sind, hoffe ich, dass die SP ihr Profil als Partei der 3000-5000 Fr. verdienenden Bevölkerung wieder schärfen kann. Und diese in vier Jahren mit Forderungen nach mehr Demokratie, Solidarität und sozial abgefederter Umweltpolitik an die Urne mobilisieren kann.

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Nur weil die GLP keine soziale Kandidatin unterstützt macht sie das noch lange nicht zum Teufel. Es ist bereits ein roter Kandidat im Ständerat, einen FDP'ler zu nehmen ist nur ein guter Ausgleich.

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Ich finde all diese Wahlanalysen spannend, und es hat sicher jede Betrachtung etwas Wahres an sich. Jetzt haben wir ein grüneres Parlament, und die Frauen sind auch besser vertreten, obwohl noch nicht der Demographie entsprechend.
Was mir jedoch bis jetzt vollständig fehlt ist eine Analyse der Parlamentarier, nicht der Wähler, nach Bildung und Einkommen. Ich wage es zu behaupten dass die unteren 55% (bildungs- und/oder einkommensmässig) der Bevölkerung im Parlament gar nicht vertreten sind. Parlamentarier*innen werden hauptsächlich Menschen mit Hochschulabschluss und/oder überdurchschnittlichem Einkommen. Da ist es nicht verwunderlich wenn deren Prioritäten nicht den Sorgen der unteren 55% entsprechen; dann wählen diese unteren 55% halt auch nicht, weil sie sich von den Kandidaten sowieso nicht vertreten fühlen.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Den Verhältnissen der Wähler*innen steht die Typologie der Nicht-Wähler*innen gegenüber (hier die Schweizer Studie), wobei D. Binswanger zu Recht auf den Zusammenhang zwischen sozialer Struktur und Wahlverhalten verweist (siehe Republik-Interview).

Womöglich muss zwischen konsistenten (Nicht-)Wähler*innen und okkasionellen (Nicht-)Wähler*innen unterschieden werden.

Denn letztere werden genau dann mobilisiert, wenn eine gewisse Dringlichkeit vorherrscht, etwa wenn es um Anerkennung (Gleichberechtigung oder nationale Identität) oder Ängsten geht (Klimakrise oder Flüchtlingskrise). Und bei Abwesenheit dieser demobilisiert.

Bei vielen jedoch fand eine derartige Pazifizierung statt, woraus ein stilles Meer entstand. Doch gerade hier mag der Schein trügen, braucht es doch nur ein Gezeitenwechsel, um einen Zyklon entstehen zu lassen, der über das Meer fegen wird. Die schweigende Mehrheit ist eine „unsichtbare Masse“ (Canetti), die aber trotz Unsichtbarkeit nicht Nichts ist, sondern eine „Erregungsmasse“ (Türcke), die mit ausreichend „thymotischer Energie“ (Sloterdijk) durch Zornkollektive und immer stärkeren Sensationen in eine Zornmasse umgeformt werden kann.

Sie bildet ein Reservoir von Resignierten, deren Ressentiments jedoch stets wieder aufleben können. Daher ist Politik immer auch Angstmanagement - im Guten wie im Schlechten.

Eine Politik kann jedoch auch auf Hoffnung setzen statt auf Angst. Doch benötigt sie dazu entsprechende Projekte, eine gesellschaftliche Vision oder gar eine positive Utopie, die trotz allem realistisch ist. In einer solchen stünde die Solidarität im Zentrum - mit „den Unten“, „den Anderen“ und „der Natur“. Ein im Verhältnis zur Freiheit und Gleichheit oft vernachlässigter Wert. Es kann also nur ein grün-rotes Hoffnungsprojekt sein. Eines, das in Kooperation mit den sozial-demokratischen, sozial-liberalen, grünen und grünliberalen Kräften entwickelt werden müsste.

Als ein solches gilt gegenwärtig der sog. Green New Deal, der soziale Gerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit gleichermassen berücksichtigt. Nur so könnte verhindert werden, dass „ein immer grösserer Teil der einkommens­schwachen und niedrig qualifizierten Bevölkerung sich definitiv aus dem politischen Prozess verabschieden wird“.

PS: Für die GLP, die angesichts ihrer Repräsentant*innen wenig Identifikationsangebote anbieten kann, stellt sich somit die Frage, ob sie hinsichtlich der ökonomischen Freiheit zu Kompromissen bereit ist - oder nicht.

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Da ist sie wieder diese Arroganz.
Die Dummen und die Schwarzen haben Trump gewählt - wurde lange herumgereicht...
Bis es sich als Mär entpuppte und Studien aufzeigten, dass es der verängstigte weisse Mittelschichtsmann war mit High-School-Abschluss der Trump zum Erfolg verhalf.
Und nun sind es die schlecht verdienenden, schlecht gebildeten die laut Tamedia der Wahl fern bleiben wenn sie nicht gerade SVP wählen.
Man(n) kann sich halt schlecht vorstellen, dass der Kollege, der Kumpel, der Freund Populisten wählen...

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Wo wurde denn herumgereicht, dass Schwarze überwiegend Trump gewählt hätten? Ich habe nie sowas gelesen. Die wählen ja traditionell "demokratisch", das wäre also recht erstaunlich.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Es müssen auch nicht dieselben sein. Es geht ja um relative Zahlen und Verhältnisse und nicht um absolute Urteile. Die Zahlen ergeben dabei folgendes Bild:

Verhältnisse der Wähler*innen (2015):

  • Mehr und häufiger Ältere als Jüngere

  • Mehr und häufiger Männer als Frauen

  • Mehr und häufiger höher Ausgebildete als weniger hoch Ausgebildete

  • Mehr und häufiger Wohlhabendere als weniger Wohlhabende

Hier gab es heuer bzgl. Alter und Geschlecht signifikante Verschiebungen.

Wähleranteil nach Einkommen pro Partei, bis 4000 CHF (FORS für 2015) bzw. bis 5000 CHF (Sotomo für 2019)

  • SVP: 32% -> 25%

  • SP: 22% -> 19%

  • FDP: 12% -> 8%

  • CVP: 11% -> 8%

  • Grüne: 6% -> 16%

  • GLP: 2% -> 5%

Typologie der Nicht-Wähler*innen:

  • 25% zufriedene Desinteressierte

  • 20% Inkompetente

  • 18% sozial Isolierte

  • 16% politisch Verdrossene

  • 13% abstimmende Nichtwählende

  • 9% unkonventionell Partizipierende

Wobei das vergleichsweise geringe Einkommen und Bildungsniveau v. a. bei den sog. „inkompetenten“ und „politische verdrossenen“ Nichtwählenden verzeichnet wird.

Nochmals, d. h. nicht, dass alle oder nur jene mit niedrigerem Einkommen und Bildungsniveau SVP wählen oder die gleichen abstinent sind - grundsätzlich oder wenn gerade kein SVP-Thema virulent ist.

Statistiken sind immer etwas eindimensional - auch wenn sie mehrdimensional sind - und daher reduktionistisch. Die individuellen (politische Biographien) sind so komplex, dass ihnen mit solchen Methoden kaum gerecht werden kann. Dennoch lassen sich mit Vorbehalt gewisse Schlüsse ziehen. Man darf sie einfach nicht absolut setzen.

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Nur ein Hinweis: Veränderungen (Differenzen) bei Prozentzahlen werden in Prozentpunkten angegeben. Wenn also etwas z.B. von 40 auf 36 Prozent fällt, beträgt die Abnahme 10 Prozent oder 4 Prozentpunkte.

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(durch User zurückgezogen)

Kommen die Gilets jaunes nun auch in der Schweiz? Warum gehen die Leute wohl nicht wählen? Weil man immer nur einen Politiker wählen kann. Oder anders ausgedrückt: S‘isch Hans was Heiri.

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Wenn es so ist, dass Geringverdiener nicht wählen gehen und wenn, dann vor allem die SVP. Wieso wohl? Weil keine Partei mehr ihre Interessen vertritt. Was bringt da z.B. ein SP? Nichts gegen Gleichstellung (im Gegenteil), nichts gegen Kinderkrippen und Vereinbarkeit von Familie und Karriere. Nur: sehr viele müssen schauen, wie sie sich und ihre Familien mit Krankenkassen, Mieten und Pendlerkosten über die Runden kommen. Das beschäftigt sie. Was ich absolut verständlich finde. Was haben sie von der freien Zuwanderung? Nur mehr Nachteile: Rattenrennen bei den Jobs und Wohnen (wir je mehr je länger auch die sogenannten Gutqualifzierten treffen). Da wir von der Elite oft viel Unsinn erzählt. Z.B. Zuwanderer würden die Sozialwerke finanzieren. Was kurzfristig zutreffen mag, geht längerfristig nicht auf. Als ob diese Zuwanderer später nie Leistungen und Renten beziehen würden.

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