Die Republik ist nur so stark wie ihre Community. Werden Sie ein Teil davon und lassen Sie uns miteinander reden. Kommen Sie jetzt an Bord!

DatenschutzFAQErste-Hilfe-Team: kontakt@republik.ch.



Es ist diese Mischung von infantilem Narzissmus, pubertärer Dreistigkeit, Schamlosigkeit und Zynismus, verbunden mit Lügen, Gewaltverherrlichung und Menschenverachtung, die mit ihrer Aura des scheinbar Über-allem-Stehens die dunkelsten Seiten von vielen Menschen anspricht. Solche Figuren, die durchaus archetypische Merkmale aufweisen und alte Mythen anzusprechen scheinen, haben seit je eine grosse Faszination ausgeübt.
Daher ist ihre Wirkung, verstärkt durch die modernen medialen Möglichkeiten, so verheerend und lässt für die Zukunft unserer demokratischen Gesellschaften wenig Gutes erwarten.

54
/
2
wie unten schon geschrieben
·

(Ich meinte, ich hätte schon einen Beitrag verfasst, aber ich sehe ihn hier nicht)
Der Kommentar von Herrn Binswanger finde ich sehr treffend. Den Vergleich Berlusconi-Trump zutreffend. Mindestens dreimal wurde ich geschockt: In den Nullerjahren, als Berlusconi gleich 57% der Wählerschaft auf sich vereinigte, wobei sich mehr als zwei Kandidaten zur Wahl gestellt hatten. Dann in der Wahlnacht, als Trump gewählt wurde und seinen Egotrip noch schlimmer ins Szene brachte, als schon befürchtet, und jetzt, dass er so viele Republikaner und sonst AmerikanerInnen geistig unterwerfen kann. Meine Frage: Wie ist es möglich, dass so viele Leute solchen Egomanen und Betrüger und Lügenmäuler nacheilen? Offenbar lernen viele Menschen nichts aus der Geschichte. Mir selber waren Leute, die sehr auffallen wollten, immer skeptisch. Dass ein Blocher in meinem damaligen Nachbardorf Reichenbach uns sonst so auftrumpfen konnte, erschauderte mich bis zu innert im Herzen. Ich hoffe, es bleibe mehr als die Hälfte der Menschheit auf einem zivilisierten-menschlichen Weg, der das Irdische miteinander zu teilen weiss.

46
/
0

Wenn man (und frau) die Geschichte nicht kennt lernt man (und frau) auch nichts davon. Und dann kommen diejenigen zum Zug, die das für sich persönlich auszunützen wissen.

1
/
0
Gaby Belz
Jeden Morgen neu
·

Es gibt noch einen Dritten im Bunde, zwar soviel ich weiss nicht Milliardär, aber zurück in der Politik ausschliesslich für den eigenen Machterhalt: Bibi Netanjahu.

43
/
1
Christine Loriol
denken, schreiben, reden.
·

Noch mehr davon gibt es im Buch der Historikerin Ruth Ben-Ghiat "Strongmen - how they rise, why they succed and why they fall". Empfehlenswert.

14
/
0
· editiert

Beim Lesen dieses Artikels wurde ich zunehmend traurig. Über Berlusconi hatte ich schon viel gelesen, vielleicht schon zu viel? Was aber Binswanger zum Ableben von jenem sagt, interessierte mich nur schon des Autors wegen.
In gewisser Weise hat mich nämlich einer der giftigen Tentakel dieser mafiösen Krake Berlusconi persönlich in Mitleidenschaft gezogen. Machenschaften, die im Artikel unerwähnt blieben: sein in die Schweiz reichender Tentakel.

Mitte der Neunzigerjahre publizierte der investigative Journalist Gian Trepp «Swiss Connection», seine Recherche über äusserst zweifelhafte Verflechtungen und Geldflüsse, in dessen Zentrum ein Tessiner Anwalt stand. Ich las Trepps Buch allerdings erst 15 Jahre später, als ich im Mendrisiotto wohnhaft wurde und zufälligerweise in die Schusslinie eines Nachfahrens jenes Anwaltes geraten bin. Trepps Recherchen hatte das Ausmass der äusserst zweifelhaften Aktivitäten des erfolgreichen Trios Silvio Berlusconi, Marcello Dell'Utri und Ercole Doninelli ans Licht gebracht. Letztgenanntem sei eine zentrale Funktion zugekommen, die schlicht mit Geldwäsche umschrieben werden kann. Dem Zweiten im Bunde – alle hatten sich notabene als Jusstudenten in Milano kennengelernt – kommt die zweifelhafte Ehre zu, der erste italienische Politiker zu sein, der wegen seiner mafiösen Verbindungen verurteilt wurde, der aber kurz vor seiner Verurteilung abgetaucht ist.

Auf welche Art just ich, bei dem Berlusconis Name seit jeher nur Übelkeit auslöste, mit dieser in hohem Masse unfeinen Gesellschaft konfrontiert werden sollte, sprengt freilich den Rahmen eines Leserbriefs. Nur dies: Die Aktivitäten im Graubereich der damaligen Gesetzeslage und die Masse des hier verbliebenen Geldes scheint noch heute Tessiner Tagespolitik mitzubestimmen, vielleicht nicht mehr auf kantonaler, aber doch auf regionaler Ebene – am Südzipfel unserer schönen Schweiz. (edit: grammat.)

40
/
1
Multifunktional
·

Mein Sohn fragte mich letzte Woche, was Berlusconi für ein Politiker gewesen sei. Ich antwortete ihm mit etwas weniger Worten das, was Herr Binswanger hier aufzeigt: Berlusconi war der Trump der Italiener vor Trump - quasi sein Vorbild. Trump sei aber noch schlimmer, noch extremer, noch gefährlicher für die Demokratie. Wir kamen dann beide zum Schluss, dass es für die Welt am besten wäre, wenn Trump möglichst bald Berlusconi (auf natürliche Weise) auf „die letzte Reise“ nachfolgen würde…

31
/
4

Meine Tochter hat auf Facebook einen Post veröffentlicht, der die vegane Lebensweise unterstützt. Ein Gegner reiferen Alters wünschte ihr darauf hin, sie wäre nie geboren bzw. abgetrieben worden. Ich fürchte, dass öffentliche Todeswünsche an die Adresse von GegnerInnen Grenzen überschreiten, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können.

21
/
0
Multifunktional
·

Sie haben sicher recht, und ich habe mir aus diesem Grund auch zuerst überlegt, ob ich dies so schreiben darf. Habe mich dann dafür entschieden, aber bewusst mit dem Zusatz „auf natürliche Weise“. Ich hoffe auf eine „höhere Macht“, was bei Trumps hohem Alter nicht ganz unwahrscheinlich ist. Es scheint mir doch ein recht grosser Unterschied zu sein, ob man einer unbekannten Person wegen einer anderen Meinung den Tod wünscht, oder dies gegenüber einer öffentlichen Person wie Trump, der mit seiner Art und seiner Macht sehr viel Unheil über die Welt bringt. Wären Hitler und Stalin mit 30 einem Herzinfarkt erliegen, die Welt wäre heute eine andere.

32
/
2
· editiert

Trump gefährlicher für die Demokratie? Wirklich? Berlusconi war aktiv in der CIA-nahen Propaganda Due Terroristenzelle. Trump ist eine Witzfigur, die in eine Präsidentschaft gestolpert ist.

3
/
18
Multifunktional
·

Ich weiss nicht, wies Ihnen geht. Aber ich empfinde die Entwicklungen in den USA aktuell mit den riesigen Gräben in der Bevölkerung und einem misslungenen Putsch von Trump sehr viel gefährlicher für die Welt als die Situation in Italien es jemals war. Hängt vielleicht auch einfach damit zusammen, dass die USA weltpolitisch viel mehr Gewicht haben und Italien nur ein vergleichsweise kleines Land ist.

28
/
1

es ist vielleicht nicht so zufällig, dass Italien und die USA die beiden Länder sind, wo die Mafia am auffälligsten aktiv ist (hier in CH ja eher unauffällig aktiv).

17
/
0
Senftube
·

Intelligent ist Trump wohl nicht sehr, aber die Witzfigur ist wahrscheinlich Programm. Steve Bannon meinte 2018 oder 19 (ich erinnere mich gerade nicht genau) in einem Interview mit Bloomberg, frei aus meiner Erinnerung: „The democrats are not the problem, but the media. And this is how to deal with them: drain the field in shit.“

Während die Medien ihre Aufmerksamkeit auf ein Fettnäpfchen (oder Schlimmeres) nach dem anderen richteten, baute Trump äusserst erfolgreich den amerikanischen Staat um. Allein seine Ernennungen am obersten Gerichtshof, der in den USA sehr mächtig ist, kann das Land lange prägen.

Verbindungen zur Mafia hat er meiner ganz persönlichen Vermutung basierend auf seiner Biografie nach auch…

Den Willen zur diktatorischen Macht hat er klar. Zum Beispiel sagte er zu Comey (damaliger Chef des FBI) beim ersten Abendessen, er verlange bedingungslose Loyalität. Dass er im weissen Haus alle durch Ja-Sager ersetzte oder es versuchte, ist bekannt.

Der hat den Staat umgebaut wie kaum ein amerikanischer Präsident davor. Und Anhänger einer Theokratie dabei mit einbezogen… Unterschätzen Sie den Typen nicht. Oder zumindest die Dynamik, die er auslöst. Ihm könnte es gut einfach nur um sich selbst gehen.

Der Sturm auf das Capitol…. da muss ich wohl kaum was sagen.

Sie müssen sich auch das politische System anschauen. Im de facto Zweiparteiensystem der USA hat Trump automatisch viele Reps im Würgegriff, die ihm einzig darum folgen, weil sie sonst ihre Karriere gefährden könnten.

14
/
0

Mir hat bezüglich Trollpolitikern noch der Begriff der «Strategie der Willkür» von Seibt eingeleuchtet:

Der Fall eines vollkommen plan- und schamlosen Politikers ist im politischen Betrieb nicht vorgesehen.

Willkür hat für einen Politiker zwei Vorteile. Zum Ersten ist sie die einfachste, weil älteste Vorstellung der Souveränität: Man tut, was man will, egal, was los ist. Das ist eine Sensation in einer Welt, die von Gesetzen, Verträgen und Lieferketten dicht geregelt ist.

Zum Zweiten unterwirft Macht ohne Logik die Menschen effizienter als Macht plus Plan. Man stimmt der ersten absurden Sache aus Höflichkeit, Schwäche oder Verwirrung zu. Dann der zweiten aus denselben Gründen. Und ab der dritten hängt man drin: weil man nicht begründen könnte, warum man dem ersten und dem zweiten Wahnsinn zugestimmt hat und dem dritten nicht mehr.

Na dann: Mit entschlossener Freundlichkeit dagegenhalten!

24
/
0

Ein schöner, passender Nachruf.
Ich frage mich immer, ob "korrupt" für Berlusconi und die übrigen Geschäftsleute dieser Liga ein passender Ausdruck sind. Denn eigentlich verfolgen sie konsequent ihr Geschäft, maximieren ihren Gewinn oder ihre Macht und lassen sich dabei nicht von gesetzlichen Schranken aufhalten. Gesetze sind für sie nur dort relevant, wo sie ihnen nützen. Die meisten haben gewisse moralische Grenzen, welche sie selbst nicht überschreiten (von Extremsituationen abgesehen), verwehren aber ihren Partnern nicht andere. "Geschäftsfreiheit" halt. Dieses Gebaren ist nicht neu, aber das so offensichtliche, öffentliche Foutieren um Regeln und Gesetze mit der konsequenten Repression für die Gegner ist ungewohnt und ekelhaft. In der Schweiz läuft das wohl etwas anders ab. Die Bührles brauchten nicht selbst in die Politik zu gehen, damit beide Augen zu gedrückt wurden für ihre Geschäfte und es kennt wohl jeder oder jede die Geschichte eines "Patron", der seine Probleme mit dem Gesetz per Telefon löste. Die Berlusconis dieser Welt sind wohl deshalb erfolgreich, weil sie sagen können: Das machen alle und sie lügen euch an. Ich mache das auch, ich bin so ehrlich, dass ich das zugebe. Und wenn ich mal lüge, dann wisst ihr ja: ich bin so.
Klar ist das stossend, doch ist die Peinlichkeit mal überwunden, ist die heimlich offen gehaltene Tür plötzlich für alle offen. Sie ermöglicht eine neue Tellerwäscher-Millionär-Hoffnung für die verarschten und die, die sich dafür halten. Von den beiden gibt es durch diese Politik immer mehr. Ein guter Nährboden für die Faschisten.
Die haben nicht nur in Italien eine ungebrochene Tradition und wurden auch schon vor Berlusconi mit "heiklen Arbeiten" betraut. Sei es in der "Gladio" in Bologna oder im Terror gegen die Linke in den 1970er und 1980er Jahren oder sei es mit der Vorbereitung und Rechtfertigung des Massakers und der Folter anlässlich des G8-Gipfels in Genua 2001.
Wir haben Berlusconi nichts gutes zu verdanken. Klar ist auch, wem wir Berlusconi zu verdanken hatten.

22
/
0
Nachfragerin
·
· editiert

« Die meisten haben gewisse moralische Grenzen, welche sie selbst nicht überschreiten (von Extremsituationen abgesehen), verwehren aber ihren Partnern nicht andere. « 

Könnten Sie bitte die allgemein gehaltene Aussagen konkretisieren, besonders im zweiten Teil des Satzes? (Sorry, ich komme nicht aus dem Zitiermoduskästchen heraus)

2
/
1

Ich meine, dass Leute wie Berlusconi moralische Grenzen haben, welche nicht unbedingt deckungsgleich mit den Gesetzen sein müssen. Sie haben Partner mit denen sie zusammen arbeiten, deren moralische Grenzen nochmals sehr viel weiter verschoben sein können. Damit haben sie nicht wirklich Probleme, bzw. sind opportunistisch ihnen gegenüber, so lange ihnen die Beziehung nützt. Z.b. gehen sie Partnerschaften mit Faschisten oder (nicht nachgewiesen) Mafiosi ein, ohne selbst welche zu sein. Deren Handeln, Gewalt und Verbrechen interessiert sie nicht, aber sie profitieren gerne davon.

4
/
0
(durch User zurückgezogen)

Also wenn Clinton die amerikanische Gesellschaft geschädigt hat, dann hat Trump sie zerstört. Statt Sex-Escapaden war es wohl mehr republikanische Doppelmoral.

19
/
0
(durch User zurückgezogen)
Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
·

Dass Bill Clinton seinen Sexualtrieb nicht unter Kontrolle hatte, hat weder der amerikanischen Demokratie, noch der Bevölkerung wirklich geschadet.
Dass Männer und Frauen fremdgehen, ist weitestgehend Currant Normal.
Daraus eine staatspolitische Krise, wie es ein Amtsenthebungsverfahren nun mal ist, heraufzubeschwören, hingegen schon. Schon damals haben die Republikaner bewiesen, dass sie bis zum Äussersten zu gehen bereit sind, um ihre Macht auszuüben.
Das wirklich Schädliche der Clinton Regierung, die fast vollständige Entfesselung der Finanzmärkte, hiessen sie hingegen gut.

9
/
0
(durch User zurückgezogen)

"Das Trash-TV als Propagandamacht". Es ist schon rätselhaft wie die widerlichsten und gefährlichsten Politakteure so populär werden können.
Da die Etymologie von populär auf "Volk" beruht, muss eine weit verbreitete Anziehungskraft bestehen für Skandale, Aufregendes, Sensationelles, Verbrecherisches.
Wie grösser die Verbrechen, wie grösser die Bewunderung. Wie kleiner die Verbrechen, wie grösser die Empörung.
Es ist beängstigend wie stets deutlicher wird, dass Medien die Macht in Händen haben.
Es kommt mir so vor, als ob die vierte Gewalt bald die erste Gewalt im Land ist. Wir haben noch keinen Trump, doch die Medien- inclusive das SRF- bestimmen schon einen grossen Teil der Politik. Dies ist nicht nur auf einzelne Demagogen zurückzuführen, sondern auf rechtsextreme Gruppierungen, die nicht erst in jüngster Zeit, alles daran setzen die Volksmeinung zu vergiften.

19
/
2

Man muss zur Ehrenrettung der Italiener festhalten das die Meloni-Koalition nur von 43.8% der Wähler gewählt wurde, dass undemokratische Wahlrecht ihr aber eine satte Mehrheit im Parlament verschafft hat. Ähnlich wie Trump der 2 Präsidentenwahlen klar verloren hat und trotzdem einmal Präsident war.

17
/
1

Das ist nun wirklich kein Trost! Alle wussten im Vorfeld, wie das angeblich undemokratische italienische Baurecht funktioniert; aber die Parteien rechts der Mitte waren die einzigen, die es geschafft haben, im Wahlkampf vereint aufzutreten und so den Bonus zu kassieren, der dem Sieger zusteht. Die Parteien links zur Mitte haben es schlicht vermasselt, weil jede sich so benommen, als könnte sie die Wahlen alleine gewinnen.
(
Ich habe bis heute kein Wahlrecht gesehen, das lupenrein demokratisch wäre.)

12
/
2

Schauen Sie sich mal das Wahlrecht einer modernen Demokratie (z. B. Deutschland) an.

0
/
5
Demokrat
·
· editiert

Die entscheidende Frage ist doch, wie solche Typen demokratisch an die Macht kommen können. Ein Grund liegt in der systematischen Zerstörung der Chancengleichheit durch den Neoliberalismus seit den siebziger Jahren. Die Zuversicht, sich aus eigener Anstrengung ein einigermassen passables Leben leisten zu können, ist vorbei. Gleichzeitig wird und wurde den Menschen eingetrichtert, nicht das immer mehr Ungleichheit produzierende Wirtschaftssystem, sekundiert von rechten wie auch linken (Mitterrand, Blair, Schröder) Politikern, sei dafür verantwortlich, sondern es wurden Sündenböcke aller Art geschaffen. Der Populismus hat diese Unzufriedenheit geschickt in seine Bahnen gelenkt. Er tut es immer noch, auch hierzulande.
Fazit: ohne ein Minimum an sozialem Ausgleich keine Demokratie...

(Edit: Typo)

11
/
1
Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
·

Leider hat dieses Minimum an sozialem Ausgleich keine Chance auf demokratische Mehrheiten.
Es ist mittlerweile klar, dass selbst die Minimalforderungen von SP und Grünen für die Mehrheit unannehmbar sind. Dass aber Mitte und FDP so unverfroren die Positionen der Reichen und Verwöhnten übernehmen, wird das Ende der Demokratie, wie wir sie kennen, bedeuten.
Übrig bleibt, der ungehemmte Populismus, Egoismus und die Spaltung der Gesellschaft in zwei unversöhnliche Lager. Ein kleineres Lager, das die ärmere Minderheit mitnehmen und fördern möchte, und ein grösseres, das auf diese Minderheit verächtlich herabblickt.
Aus dieser Gemengelage entwickelte sich in der Vergangenheit stets eine faschistische Diktatur. Die Folge davon waren immer brutale Gewalteruptionen mit ungeheurem Schaden an Land und Leuten.
Es ist traurig, dass, nachdem die meisten Überlebenden der letzten solchen Eruption hier gestorben sind, bereits wieder der Boden für die nächste bestellt ist.
Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, dass nach der nächsten Dezimierungswelle der ungehemmten Gewalt, maschinelle Intelligenz die Führung übernehmen könnte. Zumindest wird diese Instanz nicht so rasch vergessen, was in der Vergangenheit zu was geführt hat.

3
/
1

Danke für diesen Kommentar! Als Ergänzung dazu von Jonathan Freedland:
https://www.theguardian.com/comment…berlusconi
Er fügt Boris Johnson zu Trump und Berlusconi zu einer unseligen Troika. Johnson zwar kein Buddy von Putin und kein hochkorrupter Geschäftsmann, aber im chronischen Lügen, in Justizverachtung und toxischem Nationalchauvinismus vergleichbar zerstörerisch.
«They do it so casually, trashing the institutions on which we all depend, destroying the trust without which society cannot exist. They do it to get themselves through a news cycle, to keep alive the hope that, once more, they might wear the crown that they tarnished so badly. For them, it’s just a tactic, a move from a playbook. But for us, the consequences are lasting. Even out of office, these men have taken a collective reservoir of trust built up over many centuries – and filled it with poison.»

9
/
0

Dass Berlusconi weiterwirkt, liess sich auch bei der Tagesschau von RAI1 beobachten. Die vielen Berichte im Zusammenhang mit dem Tod Berlusconis enthielten nicht die leiseste Kritik, nur lobende Äusserungen. Für jemanden ohne weitere Informationen ergab sich der Eindruck, dass da ein grosser Staatsmann gestorben sei, der dem Land viel Gutes gebracht habe. Einzig der frühere Premierminister Conte von der 5-Sterne-Bewegung blieb der Beerdigung mit der Begründung fern, dass Berlusconis und seine Wertevorstellungen zu weit auseinanderliegen würden.
Die jetzige Premierministerin Meloni hat das Erbe Berlusconis übernommen. Sie dürfte aber noch weit gefährlicher, weil ideologischer, sein. Unter ihr wird es in Italien in allen Bereichen wieder rückwärts gehen. Bis jetzt war die jetzige Regierung noch nicht einmal fähig, die zugesagte Hilfe der EU abzurufen.

6
/
0
christian balke, der Fliegendruck
erst, einzig und letzter Fliegendruck
·

ein Nebensatz mit etwas Gewicht:
"Berlusconi, Milliardär mit märchen­haftem (mafiösem) geschäftlichen Erfolg"
führt zur offenen Frage, laut Medienangaben hat Forza Italia rund 100 Millionen Euro Schulden angesammelt: wer mag diese Bürde schultern?

5
/
0

Natürlich die ehrenwerte Gesellschaft.

1
/
0

Da weiss Signora Meloni sicher bald was tun.

0
/
0
christian balke, der Fliegendruck
erst, einzig und letzter Fliegendruck
·

mit wem kann ich die Wette abschliessen:
ich behaupte, diese italienische_kraft versiegt klanglos und das Konkursamt siegelt für "auf zu gleichem Scheiss!" - ich setzte eine Lira.

0
/
1
Mitdenker
·

Wenn ich die Kommentare lese, sehe ich einen ziemlichen Konsens in der Beurteilung, dass "die Demokratie" gefährdet ist, wo liberalkonservative (euphemistisch für egoman mit faschistischer Tendenz) Milliardäre uneingeschränkt schalten und walten können. Auch die Mafia "schlägt" bekanntlich den Staat ohne spezifische Massnahmen und den Willen von Justiz und Politik, dagegen anzukämpfen. Wenn eine Seite die Gegner mundtot machen oder ausschalten kann und "das Volk" mit Angstmache, Terror und Populismus (einfache Lösungen, Sündenböcke...) gefügig machen kann, dann sind eben die Spiesse ungleich lang. Tatsächlich ist doch der Wähleranteil der "gefährlichen Rechten" (AfD, Front National und Konsorten) in allen demokratischen Ländern im Bereich von einem Fünftel bis einem Drittel, d.h. in einer deutlichen Minderheit gegenüber den demokratisch gesinnten Parteien. Wo also, wie in Deutschland und etwas weniger explizit auch in der Schweiz, die Verteidigung der Demokratie sozusagen höchste Priorität hat und dafür Allianzen gebildet werden und dadurch die Antidemokraten keine oder nur sehr begrenzte Möglichkeiten haben, mit unfairen bzw undemokratischen Mitteln zu kämpfen, da bleibt dann eben auch das demokratische Fundament genügend stabil.
In diesem Bewusstsein müssten einflussreiche internationale Verbände, namentlich die EU für Europa, viel mehr Wille und Anstrengung zeigen und viel schneller und konsequenter handeln, wenn demokratische Grundregeln verletzt werden ( kritische, unabhängige Medien, echte Gewaltentrennung, faire Wahlprozesse) und genau jetzt, wo eine Annäherung an Russland vermutlich für kein europäisches Land noch eine Option ist, mit Massnahmen, die weh tun ( keine Wirtschaftshilfe, Handelseinschränkungen, Ausschluss von Sportveranstaltungen usw).
Gemessen daran, was auf dem Spiel steht, wäre solches angemessen und last not least würde so auf Umwegen auch der Klimaschutz gestärkt.

2
/
0
(durch User zurückgezogen)
wie unten schon geschrieben
·

Korrigenda:….die (die Menschheit) das Irdische miteinander zu teilen weiss.

0
/
1

Berlusconi wird in Binswangers Abgesang massiv überhöht, und das passt irgendwie ins Bild der Elogen von ganz rechts bis ziemlich weit links, die dem kriminellen Grossmaul im eigenen Land hinterher gesäuselt werden.
Nein, B. bereitete keinen Boden für Trump & Co. Aber für einen Matteo Renzi schon, für sein grossmäulig populistisches «linkes» (haha) Gegenstück, der als gewaltsamer «Erneuerer» ums Verrecken ganz an die Spitze wollte und dabei zuerst die von ihm geenterte grösste Partei des Landes und danach das ganze Land spaltete. Dass er danach beleidigt zurücktrat, war alles andere als eine Erleichterung; denn seither versucht er mit seiner eigenen Minipartei immer wieder, sich als Zünglein an der Waage gross in Szene zu setzen.
Positives für das Land und seine Bevölkerung geschaffen haben weder B. noch R. Aber die Granden aller Parteien und jene, die sich als solche gerieren, halten aus wirtschaftlichem Eigeninteresse eine politische Kultur aufrecht, die solche Typen hervorbringt, heissen sie nun Grillo, Salvini oder Meloni. Die italienischen Parlamentarier gehören zu den bestbezahlten der Welt, auch nach Ende ihres Mandats. Und die gemäss dem langjährigen Italienkorrespondenten Viktor Willi etwas anarchische und staatsverdrossene Bevölkerung erträgt die politische Unkultur und das daher nie behandelte bürokratische Geschwür mehr oder weniger geduldig. Was für ein Jammer für die einst so klug gegründete Republik...
Saluti dall'Italia.

12
/
18