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Mensch
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Beim Begriff "Pazifismus" fühlte ich mich angesprochen. Ich bin Pazifist und das aus Überzeugung. Gleichzeitig orientiere ich mich nicht einfach an Schlagworten. Ohne Definition sind es nur Worthülsen.

Genau deswegen bin ich der Meinung, dass die Ukraine mit Waffen und Munition ausgerüstet werden MUSS. Der Grund: Russland (oder soll ich Putin schreiben?) hat mit dem Angriffskrieg erneut das Völkerrecht auf Freiheit und Selbstbestimmung der Ukraine gebrochen, nachdem es dies bereits mit der Krimbesetzung getan hat. Es reicht! Wer jetzt nur noch zuschaut, muss der Mittäterschaft bezichtigt werden. Mit Kriegsverbrechern muss man in einer deutlichen Sprache sprechen.

Innerlich schmerzt es, solche Zeilen zu schreiben, denn ich glaube grundsätzlich an das Gute im Menschen. Aber alles ist dem ständigen Prozess der Veränderung unterworfen, auch der Pazifismus. Eine mögliche Grundlage für dessen Definition sind Entscheide der UNO. Definiert sie eine Handlung als Bruch des Völkerrechts, sollten auch Pazifisten in der Lage sein, sich ideologisch zu bewegen. Sonst verlieren sie den Bezug zur Realität und verteidigen eine Worthülse. Damit verlieren sie ihre Glaubwürdigkeit.

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Ich kann jedes Wort Ihres Beitrags unterschreiben!

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Mensch
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Danke

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Tatsächlich bilden alte, ausgediente Paradigmen den Kern der meisten alternativ-esoterischen Theorien.

Sehr spannende These, etwas vom klügeren, was ich in letzter Zeit bezüglich Verschwörungsmythen gelesen habe!

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Spannender Text mit guten Gedanken, fairerweise sollte man aber gegenüber Frau Wagenknecht festhalten, dass keine Bewohner der Ukraine mit dem Vorschlaghammer getötet wurden. Diese Verzerrung hat dieser Text nicht nötig. Auch die sonstigen Greueltaten der russischen Besatzer sind ja eine humane Katastrophe. Man darf, aber auch hier die Frage stellen, ob sie ohne den Krieg auch stattfinden würden. Haben sich die russischen Besatzer schon nach 2014 in den besetzten Gebieten so verhalten? Bekannt wurde nichts oder haben wir hier auch wieder einfach weggesehen wie in Tschetschenien?

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Wer schon seine eigenen Armeeangehörigen mit Vorschlaghämmern traktiert, von dem darf im Umgang mit dem Feind nicht viel mehr Finesse erwartet werden. Ethisch gesehen, ist es für mich einerlei, ob russische Fallschirmjäger in Butscha Zivilisten die Hände auf dem Rücken fesseln und sie dann mitten auf der Strasse exekutieren, oder ob Wagner-Söldner auf Video festhalten, wie sie einen fahnenflüchtigen Söldner mit einem Vorschlaghammer umbringen.

Es stellt sich auch nicht die Frage, ob solche Verbrechen auch dann stattfinden würden, wenn kein Krieg herrschte – Krieg ist weder eine Entschuldigung noch eine Rechtfertigung für solche Taten.

Wir sollten aufpassen, dass wir vor lauter differenzierter Betrachtung einzelner Bäume nicht den Wald aus den Augen verlieren: Russland hat ohne Anlass am 24.2.2022 ein souveränes Nachbarland überfallen. Die Aggression ist absolut und nicht zu relativieren.

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Alles richtig und bringt diese Betrachtung den Frieden einen Stück näher? Nein. Darum geht es aber und sonst nichts, oder?

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Was für eine Argumentationsweise: Wenn sie es nicht taten, so hätten sie es tun können. Darum kommt es nicht darauf an. Vor hundert Jahren war das gang und gäbe.

Frau ChatGPT sagt uns dazu:
"Als künstliche Intelligenz habe ich keine persönliche Meinung oder Bewertung zu menschlichem Verhalten oder Handlungen. Ich kann jedoch sagen, dass der Satz "wenn sie es nicht taten, so ist es ihnen doch zuzutrauen" eine Aussage darüber macht, dass jemandem eine Handlung oder Verhaltensweise aufgrund seiner Persönlichkeit, seines Charakters oder seiner Fähigkeiten zugeschrieben wird, auch wenn er sie nicht tatsächlich ausgeführt hat. Dies kann als Vorurteil oder Annahme betrachtet werden, die möglicherweise nicht immer korrekt oder fair ist, da jeder Mensch in der Lage ist, sich zu ändern oder anders zu handeln, als es von ihm erwartet wird."

Eigentlich wollte ich nur Zeitung lesen, dann sah ich aber die Like- und Dislike-Verteilung - auch zur Antwort von Anonym 5.

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Betreffend den Menschenrechtsverletzungen seit 2014 bis 2022: Amnesty und OSZE halten fest, dass es Meldungen gebe, die zwar als Angaben festgehalten würden, aber aufgrund der Lage vor Ort bisher nicht unabhängig überprüfbar gewesen seien.

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Starker Text! Vielen Dank.

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Daniel Reichenbach
Filmer, Fotograf
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Ein wunderbar unaufgeregter, gescheiter Text. Dem müssten bestimmt auch Schwarzer/Wagenknecht was abgewinnen können. Es sei denn, ihr Intellekt ist unwiderruflich verknöchert, ob all der Starrköpfigkeit, die sie in früheren Missionen durchaus an den Tag legen mussten. Anders kann ich mir soviel Arroganz gegenüber einem gegen den Genozid kämpfenden Volk nicht erklären.

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Einsichtige Sprache. Einsichtige Bilder. Trifft meine Sicht.
Was richtet diese Sattelzeit mit meinem Denken, meiner Suche nach einer neuen Wohnung an, in einem Kontext des Lebensendes? Wie komme ich mit mit meinen esoterischen Mitmenschen zurecht, die ja auch nicht nur esoterisch sind? Mal vorerst wieder den Worten, den Gedanken nachspüren, sie neu entdecken, kreieren im Sattel in dem ich nun sitze. Spannend, spannend, was sich da plötzlich für Bilder am Horizont zeigen. Was und wer bewegt wohl den Hintergrund. Danke für das Bewegen des Hintergrundes heute Morgen.

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«Kann man sich vor einem dramatisch veränderten Hintergrund treu bleiben, oder ist Treue in einem solchen Fall nicht der schlimmste Verrat,...»

Der deutsche Philosoph Thomas Metzinger definiert intellektuelle Redlichkeit als «die Weigerung, sich selbst in die Tasche zu lügen.» Will man dies leben, kann man sich eigentlich nur treu bleiben, indem man sich verändert. Alles andere wäre ein abgestumpftes Verharren in (überholten) Positionen.

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Mensch
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Danke für diese wertvolle Ergänzung....

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Sehr emotional Intellektuell geladen!
Aber Nochmals
Völkerrecht: Naiver Vorschlag für eine Verhandlung mit Russland oder Putin:
Russland zieht sich aus den Besetzten Gebieten zurück.
Dafür wird in diesen Provinzen eine Abstimmung mit internationaler Beteiligung abgehalten.Ob sie zu Russland zur Ukraine gehören oder selbstständig sein wollen

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Einverstanden – bis auf die von Ihnen geforderte Abstimmung. Die fand schon 1991 statt und wurde auch von Russland akzeptiert. Russland hat im Donbas während eines Jahrzehnts ukrainische Staatsangehörige vertrieben, umgebracht oder mundtot gemacht. Ein erneutes Plebiszit würde nicht den Willen der Bevölkerung widergeben, sondern das Resultat von zehn Jahren gröbster Verletzungen der Souveränität eines anderen Staates. Wer eine erneute Abstimmung fordert, will Russland für seine völkerrechtswidrige Aggression seit 2014 belohnen.

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chris mueller
MitBürger von nebenan
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So wertvoll kann eine Analyse mit verständlichen Bildern und klaren Begriffen sein - danke.
Mein Tag beginnt nun frisch belebt.

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Ja, wo gehen die ausgedienten Paradigmen hin? Sie würden den Kern der meisten alternativ-esoterischen Theorien bilden sagt Strassberg. Ich sehe die meisten Parteien mit mehr oder weniger grossen Teilen ausgedienter Paradigmen. In Sattelzeiten Unsicherheiten und Fragen zuzulassen - grad wenn Wahlen anstehen - das getraut sich wohl kaum jemand. Ob die Wählerinnen den Mut haben, sich für Menschen und Programme zu entscheiden, die sich den Ungewissheiten und somit der Zukunft stellen - oder doch eher für die, die die alten schwarz-weiss Filme als Hintergrund vorbeiziehen - die klaren Rollen der 50-er, die grossen Ami-Schlitten, der wachsende Wohlstand, die auf ewig heile Familie, die reine Nation, die heldenhafte Vergangenheit, die unerschöpflichen Ressourcen, das Glück für die Tüchtigen?

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Liebe C. D., Ihre rhetorische Frage wird doch Mal für Mal bei fast jeder Abstimmung mit erstens "nein" und zweitens "ja" beantwortet vom Stimmvolk, aus der Angst, Ängstlichkeit und der Sorge heraus, es könnte uns etwas abhanden kommen von unserem Allerheiligsten, unserem Wohlstand und unserer Welt zerstörerischen Lebensweise. Veränderung? Gut, aber nur, wenn man davon nichts merkt. Sonst soll alles gefälligst so bleiben, wie es ist oder noch besser etwas zurück, dahin, wo es noch viel besser war. Und alles ohne schlechtes Gewissen, bitte, das kommt schon gut, oder?

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Danke für den Beitrag.
Unser Hirn orientiert sich an den Gegebenheiten. Das ist ein biologischer Prozess, mitunter nicht immer sehr einfach damit umzugehen. Krieg bedeutet andere Realitäten und somit andere Gegebenheiten.
Hinzu kommt, dass wir - ausser der Vergangenheit - keine Vergleiche machen können. Wir können die Zukunft nicht als Vergleichswert hinzuziehen und sie mit der Vergangenheit abgleichen. Letztlich bleibt nur die Hoffnung, das unser Verhalten dazu beiträgt, dass es besser wird. Oder etwas salopper formuliert: Uns Menschen bleibt das Ausprobieren. Ja, Weltbilder wackeln, sie taten es schon immer und tun es auch weiter. Ob sie richtig oder falsch sind oder waren bleibt offen. Die Quittung erhalten wir immer erst im Nachhinein, nicht aufgrund von Weltbildern, sondern aufgrund von unserem Verhalten. Vielleicht setzt sich bei den Menschen einmal die Prämisse durch, dass sich jeder Mensch so verhält, dass er dem andern keinen Schaden zufügt, egal wer es ist. Wäre ein Anfang.

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Nur gibt es eben viele Referenzrahmen für "Schaden". Deshalb funktioniert auch das nur sehr beschränkt bis gar nicht. Sie können nur den Schaden abwenden vom Mitmenschen, den Sie in dem Moment sehen, also innerhalb Ihres Referenzrahmens. Oder Sie debattieren bei jedem Kontakt , bei jeder Interaktion zuerst eine Stunde mit dem Gegenüber um ev näherherauszufinden, was diese gerade als "Schaden" für sich bezeichnet. ... Geht nicht. Und würden Sie sich einig, gesetzt denn Fall, dies tun zu können? Als Schaden werden zB. die Impfgegner immer die Impfung bezeichnen. Daran haben wir uns ja erschöpft.
Sich möglichst immer bewusst zu sein, dass das Gegenüber selber einen Referenzrahmen hat und das zu respektieren, wäre schon mal ein Anfang.

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Danke Frau P. für ihre Rückmeldung. Ja, das wird wohl das Problem sein, sich auf einen minimalsten, gemeinsamen Referenzrahmen zu einigen.
Und doch, wie doch Albert Einstein einmal so schön gesagt haben soll, kann man Probleme nicht mit denselben Denkmustern lösen, wie sie entstanden sind ...

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Danke für die Gedanken! Ich selbst bin auch eher auf der pazifistischen Seite, aber ich würde nie den Russen einfach klein beigeben. Aber dass man überhaupt nicht versucht, miteinander zu reden und eine nicht militärische Lösung zu finden, ist für mich schwer nachvollziehbar.

Es ist aber sehr schwer, normale, meinungsbildende Diskussionen über dieses Thema zu führen, denn ich werde sofort in einen Topf geworfen, als Putinversteher abgestempelt, beschumpfen und angefeindet.

War das in der Geschichte in Sattelzeiten schon immer so? Dass es eine Grenze zwischen den zwei Lagern gibt und diese sich spinnefeind sein müssen? Ein Kontinuum an Ideen wäre doch konstruktiver. Anders gedacht: gibt es nur die Wüste und das Schwimmbad als Hintergrund? Oder gibt es da auch noch andere Landschaften? Wenn beide Seiten dogmatisch an ihrem Bild hängen, werden wir das wohl nie herausfinden.

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Herr K., mit wem möchen Sie denn reden ? Wissen Sie nicht, dass hinter den Kulissen ununterbrochen nach Verhandlungsmöglichkeiten gesucht wird und schon vor dem Krieg gesucht wurde? Dass sich die Behauptung, 'man' wolle ja nicht reden und suche keine nicht -militärische Lösung, so lange hält, kann ich nicht verstehen.

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Herr K. und Frau R., gerne möchte ich erwähnen, dass es nicht nur "Militär oder Verhandeln" gibt, sondern auch Sabotage, Subversion, zivilen Ungehorsam u.ä. Allerdings ist auf der Welt wohl kaum jemand bereits so geübt und stark darin, dass eine angreifende (vermeintliche) Grossmacht lediglich aufgrund solcher Massnahmen nicht Fuss fassen und schliesslich ganz vertrieben werden könnte. Auch für die Ukraine ist das jetzt so auf die Schnelle kaum eine Option zum Militär. Aber alle anderen sollten sich damit befassen, einer allfälligen Besatzungsmacht ihr Funktionieren massiv zu uterlaufen und zu sabotieren. Das geht nicht von einem Moment auf den anderen, sondern das muss vermittelt und trainiert werden.

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Theologin/Seelsorgerin
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Lesbar, klar formuliert und mit einer mehr als hilfreichen Einstiegssequenz. Danke für die treffende Analyse!

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"Abfallhaufen der Geschichte". Genau dort sollten überwundene Ideen nicht landen, sonst werden sie zu problematischen Altlasten. Die ptolemäischen Berechnungen der Planetenbahnen wurden durch Kepler nicht entwertet, bloss relativiert: Es war und bleibt eine grossartige Leistung, die Planetenbewegungen aus Sicht der Erde zu berechnen. Drum: Respekt vor den "alten" Paradigmen. Sie sind nicht Abfall, sondern Bausteine.

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Der Respekt der Leistung relativ zum wissenschaftshistorischen Hintergrund war auch die Initialzündung zu Kuhns Theorie der wissenschaftlichen Revolutionen, nämlich die Bewegungslehre von Aristoteles, die aus heutiger Zeit schlichtweg falsch und irrational erscheinen konnte, aber vor dem Hintergrund der damaligen Zeit etwas vom Besten war, das es damals geben konnte. Und genau dieser Wandel von "falsch" und "irrational" zu "stimmig" und "rational" war es, den er mit dem "Paradigmenwandel" erklären wollte.

"Abfallhaufen der Geschichte" ist in diesem Fall ein hartes Wort, aber trotz allem Respekt vor der Leistung: Niemand – in der "normalen" Wissenschaft – rechnet mehr mit Epizyklen, geht von einem fixen Bestand an Arten seit Gottes Schöpfungsakt aus oder nutzt Newtons Physik zur Berechnung von GPS-Daten.

Und für gewisse früher "stimmige" wissenschaftliche Tatsachen und Theorie ist der "Abfallhaufen der Geschichte" das richtige Wort: Etwa für Rassismus, Sexismus, Homophobie und dergleichen.

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Spezialist Digitales Lernen
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Danke tausendmal für diesen Beitrag. In mir rumort seit einem Jahr der Konflikt zwischen meinem Pazifismus und der Überzeugung, die Ukraine und Europa (sogar inkl. die CH) könne sich einen solchen Überfall nicht gefallen lassen und müsse sich mit Waffen zur Wehr setzen. Ihr kluger Artikel verschafft mir Verständnis, mein Inneres wieder einordnen zu können. Erstaunlicherweise deckt sich sogar das Beispiel Sarha Wagenknecht mit meinem eigenen Erleben.
You made my day if not my year!

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Ich kann Ihnen nur beipflichten, auch mir hat der Artikel geholfen. In meiner Familie wimmelte es schon zu Stalins Zeiten von unverbesserlichen Kommunisten, die mich bei den geringsten von mir geäusserten Zweifeln als Reaktionärin beschimpft haben.

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Nach dem Morgenkaffee und der Lektüre «Wenn Weltbilder wackeln» von Daniel Strassberg «wackelten» meine Gedanken, dabei musste ich an die Worte von Alain Badiou denken: «Das politische Problem ist die Kontrolle des Hasses und nicht der Liebe.» Und da Zufälle wie die Liebe einem zufallen, landete in meiner Mailbox von INFOsperber» ein Kommentar von Heribert Prantl, er fragt sich darin, was wäre, wenn statt Baerbock Antje Vollmer Aussenministerin wäre? https://www.infosperber.ch/politik/…rin-waere/ — Antje Vollmers Essay «Vermächtnis einer Pazifistin: Was ich noch zu sagen hätte» könnte so manche Gewissheiten in der Seinsordnung zum Wackeln bringen. In diesem Essay in der Berliner Zeitung formulierte sie am 23. Februar 2023 ihr politisches Fazit.

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Können Sie das noch erläutern?
Ich hab den Essay gelesen und war kein Bisschen wacklig danach.
Und der Beitrag war, sorry, typisch Infosperber. Fand ich mal toll, einfach immer gegen alles anzuschreiben und alles nonstop zu kritisieren und hinterfragen. Aber ich bin mir beispielsweise ziemlich sicher, dass diplomatisch mehr läuft als nach Aussen hin preisgegeben wird.
Und, so fatal es ist, so lange Typen wie W. Putin oder G.W.Bush irgendwo in der Welt am Ruder sind, werden sich Kriege wieder und wieder wiederholen.
Gerade Putin versteht nur eins: Stärke, brachial ausgedrückt durch Gewalt, sei es politisch oder militärisch. Der Rest beeindruckt ihn Null.

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Mir «wackelten» die Gedanken, weil die Vorgeschichte, der «richtige» Hintergrund, also der von Strassberg zitierte «Kontext», der massgeblich den Krieg mit vorbereitet hat, mit keinem Wort Erwähnung findet. Auch die kriegstreibende Rolle vom Bündnis USA/Nato/EU lässt er aussen vor. Das Thema «sich treu bleiben» greift in dieser ungeheuren Tragödie zu kurz, und mir fehlt vor allem ein Herz für friedensbemühte Menschen, von mir aus für die «Irren» — aber Foucault sagt, um bei unserem lieben Freund zu bleiben: «Die Seele der irren ist nicht wahnsinnig» («Wahnsinn und Gesellschaft». Ohne Pazifist, Besserwisser oder Wahnsinniger zu sein, ohne «bierselige Nostalgie» betreiben zu wollen, erlaube ich mir trotz des völkerrechtswidrigen brutalen, aufs Schärfste zu verurteilenden Angriffskrieg Putins der Stimmen des Friedens Gehör zu schenken und nicht alle als «Verräter» in einen Topf zu werfen. Aus diesem Grund habe ich auf den Essay von Antje Vollmer, die als Grüne und Pazifistin sich die Mühe macht, die Entwicklung seit der grossen Wende 1989/90 zu beleuchten, hingewiesen: https://www.berliner-zeitung.de/pol…-li.320443

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BREAKING NEWS! Es ist okay, wenn Du deine Meinung angesichts neuer Informationen änderst.

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Spannend und hilfreich, mich selber neu ver- orten zu können.

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Treue und Verrat, Links und Rechts – Strassbergs Beispiele zeigen, dass es bei Paradigmenwechseln weniger um Wahrnehmungen, Erkenntnisse, geschweige wissenschaftliche Tatsachen geht, sondern vor allem um Macht und Identität.

Selbst in einer "wissenschaftlichen Revolution", wie Kuhn den paradigm shift auch nennt, gibt es – wider besseren Wissens würde man am liebsten sagen – immer auch reaktionäre, konservative Kräfte: Gegen den Heliozentrismus, gegen Darwins Evolutionstheorie, gegen Einsteins Relativitätstheorie, gegen die Theorie des anthropogenen Klimawandels.

Und selbst bei den progressiven Kräften geht es nicht nur um Logik und wissenschaftliche Tatsachen, sondern kommen – wie Paul Feyerabend in "Gegen den Methodenzwang" am Beispiel von Galileos Verwendung von Propaganda zeigt – auch Rhetorik und politische Mittel zur Anwendung.

Bei Macht und Identität geht es also vor allem um eines: Das Politische. Und dort ist die Freund/Feind-Unterscheidung, die Ich bzw. Wir/Andere-Differenz entscheidend. Das ganze Weltbild wird um diese strukturiert. Wenn der Feind die Pharmaindustrie/Schulmedizin/… ist, also "das Böse", dann ist sie an allem schuld, egal wie plausibel oder eben unplausibel es ist (Impfgegner, Massnahmenkritiker, Homöopathie, Esoterik, …).

Die Grenzziehung kann auch verschlungenere, indirektere Wege gehen: Wenn diejenigen, welche gegen Putin sind, meine Feinde sind – Linke, ExpertInnen, MenschenrechtsaktivistInnen, traditionelle Konservative, … , dann verteidigt die Anti-Anti-Putin-Position Putin durch eine Art "negative partisanship". Dies kann bis zur Realitätsverleugnung gehen, so dass man den Ukraine-Krieg (oder die Corona-Pandemie, die geoide Form der Erde, die Mondlandung) als "fake" bezeichnet.

Dieses manichäische, dualistische Weltbild des Freund/Feind und Entweder/Oder ist unterkomplex, und muss, um "Anomalien" zu integrieren, diese dogmatisch wegerklären oder sich hermetisch die Realität ausschliessend einschliessen.

Komplexer ist dagegen das systemische Denken des Sowohl-als-auch, der zirkulären Feedbackschlaufen.

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Wie komplex gerade der Pazifismus sein kann, zeigt dieser Artikel. Darin findet sich auch George Orwells Kritik am unterkomplexen Pazifismus, der sich leicht zum "nützlichen Idioten" für Kriegsführer instrumentalisieren lässt:

Im Laufe des Zweiten Weltkriegs trat George Orwell als ein prominenter Gegner des Pazifismus auf und kritisierte in diesem Zusammenhang pazifistische Haltungen gegenüber Hitler. Er wies dabei darauf hin, dass Faschisten in demokratischen Ländern Propaganda betrieben, die beispielsweise nicht unterscheidbar war vom pazifistischen Aktivismus der Peace Pledge Union. In seinem Essay „No, not one“ im Jahr 1941 kommt Orwell zu folgendem Schluss:

„Da Pazifisten mehr Handlungsfreiheit in Ländern haben, in denen Ansätze der Demokratie bestehen, können Pazifisten effektiver gegen die Demokratie wirken als für sie. Objektiv betrachtet ist der Pazifist pro-nazistisch.“

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg behielt Orwell eine kritische Haltung gegenüber dem Pazifismus bei. So schrieb er in einem Essay über Gandhi, dass dieser mit der britischen Labour Partei einen Gegner hatte, der aufgrund seiner liberalen Ideale gewaltfrei besiegt werden konnte. Gewaltfreier Widerstand oder Pazifismus setze daher einen Gegner voraus, der es moralisch nicht verantworten kann wehrlose Menschen zu töten.

Diese Kritik behält, so würde ich behaupten wollen, auch heute noch, im Falle von Putin und dem Russisch-Ukrainischen Krieg seine Richtigkeit.

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Für mich ein sehr erhellender Text, weil er die mich tagtäglich bedrängenden Nöte mal aus dem engen Zirkel des Politikjournalismus heraus holt. Vielen Dank an den Autor!

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"Kann man sich vor einem dramatisch veränderten Hintergrund treu bleiben, oder ist Treue in einem solchen Fall nicht der schlimmste Verrat …?" "Manchmal verändern sich innert weniger Jahre eine ganze Anzahl grundlegender Wahrnehmungen, Weltsichten und Bewertungen …"
Man kann es nicht anders sagen: ein wunderbarer Text von Daniel Strassberg, der auch die "Zeitenwende" ausgezeichnet erklärt. Vielen Dank.

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Lektüreempfehlung zu dieser wunderbaren Einordnung von Strassberg: "Das Ende der Konsequenz" von Hans Magnus Enzensberger.
Zum Beispiel: "Das Konsequenz-Gebot verwechselt eine logische Kategorie mit einem moralischen Postulat. Weit entfernt davon, Klarheit zu schaffen, richtet es infolgedessen ein krausemauses Durcheinander in den Köpfen an. Zum ersten kann das Pathos der Entschiedenheit nicht darüber hinwegtäuschen, dass die blosse Konsequenz, wie jede logische Bestimmung, leer ist; ich kann ebensogut ein konsequenter Vegetarier sein wie ein konsequenter Faschist, Zechpreller, Atomkraftgegner, Trotzkist, Heiratsschwindler oder Anthroposoph.
Zum anderen bleibt meistens undeutlich, welche Art von Deckungsgleichheit es ist, die da eingeklagt werden soll. Geht es ums Denken? Darum, dass es hübsch bei sich selber bleibt und nicht von dem abweicht, was es vorher gedacht hat? Oder will die Forderung nach Konsequenz darauf hinaus, dass Denken und Handeln miteinander übereinstimmen müssen?"

Zu finden als erster Text in: Enzensberger, Hans Magnus: Politische Brosamen. Erstausgabe 1982. Taschenbuchausgabe1985: ISBN 978-3-518-37632-4
Erstdruck in TransAtlantik, Mai 1981 (Das recht zerlesene Heft liegt hochverehrt bei mir im Archiv).

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Als weitere Lektüreempfehlung zum Thema sich-treu-bleiben:

Wolf Biermann, Lieder vom preussischen Ikarus, 1999
In der Platten-/CD -Sammlung nachschauen (oder auf YouTube):

(.....)
Mein Vater hat mich nicht gemacht
Damit ich Lügen wiederkäu
Drum schrie ich meine Wahrheit aus
Nur wer sich ändert, bleibt sich treu
Nur wer sich ändert, bleibt sich treu
(....)

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Theologin/Seelsorgerin
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Danke für die Erinnerung an Biermann!

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Ja, Enzensberger, ein Angehöriger der kleinen Zunft scharfer Denker und unbestechlich obendrein. Er ist mir entschieden lieber als der andere hier genannte.
RIP

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Sehr gut geschrieben !

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Wieder ein sehr wertvoller Beitrag. Ich erinnere mich, dass ich im Mathe-Unterricht in einem der ersten Jahre an der Mittelschule lernte, dass jede Definition ihren Definitionsbereich habe. Später dann, dass es keine Bewertung geben könne ohne Massstab etc. An der Uni dann, dass alle Rechtsnormen von Ort und Zeit abhängen. Und das Ergebnis war wie hier: keine Relativierung.

Und es gibt einen weiteren Grundsatz: Zitate immer prüfen. X hat gesagt, Y habe gesagt... oder alle sage... führen immer ins Chaos. Hörensagen taugt höchstens zur Begründung eines Verdachts, nie aber als Beweis. Am schlimmsten sind Annahmen, die als Gewissheiten daherkommen.

Im Artikel lese ich über Frau Wagenknecht: "Nun bekämpft sie die Waffen­lieferungen an die Ukraine mit dem Argument, sie würden den Konflikt eskalieren lassen. Stattdessen plädiert sie für Friedens­verhandlungen."

Also, wenn das stimmt, dann können das keine sinnvollen Verhandlungen sein. Verhandlungen, bei denen einer Partei die Pistole an den Kopf gehalten wird, sind natürlich keine Verhandlungen, sondern die Aufforderung zur Kapitulation.

Und da geriet ich ins Stolpern, denn: behauptet Frau Wagenknecht nicht dauernd, die Ukraine sei überfallen worden und müsse sich verteidigen?

Die Suche nach dem Manifest für den Frieden war wieder eine Überraschung, Frau Google lieferte als ersten Treffer einen Blick-Artikel. Der zweite Treffer war der Wikipedia-Eintrag zum Manifest, dann kommen phoenix.de usw. usf. Frau Google bringt das Manifest selbst nicht an erster Stelle, wenn man den korrekten Begriff eingibt? OK, wir geraten auf ein Nebengeleise und wählen Herrn Wikipedia zum Manifest.

Und tatsächlich, ich habe mich nicht geirrt, Wagenknecht sagt, die Ukraine solle sich verteidigen können. Also was ist denn nun mit den Waffenlieferungen, welche die Ukraine nicht erhalten soll?

Im Manifest wird zuerst ausgeführt, dass die Ukraine immer schwerere Waffen wolle, jetzt nämlich noch Kampfjets, Langstreckenraketen und Kriegsschiffe. Unterdessen kamen bekanntlich noch Unterseeboote, Splitterbomben und Phosphorbomben hinzu. Und dann heisst es im Manifest: Die Petitionäre forderten "den Bundeskanzler auf, die Eskalation der Waffenlieferungen zu stoppen."

Sprache kann vieles. So ist es sprachlich überhaupt kein Problem, zwischen einer Eskalation von Waffenlieferungen und Waffenlieferungen zu unterscheiden. Ersteres kann Verhandlungen im Weg stehen, weil der Krieg angeheizt wird. Letzteres jedoch ist die Voraussetzung für vernünftige Verhandlungen. Wer will, kann den Unterschied sehen (es sind ja einmal drei Worte und das andere mal nur eines) und sogar verstehen. Aber eben, das kann nur, wer den Sachverhalt kennt und nicht auf Hörensagen abstellt und wer den Unterschied wahrzunehmen bereit ist. Ohne diese beiden Schritte gibt es kein interlegere, keine Intelligenz und kein richtiges Verständnis, dafür aber unverrückbare Gewissheiten.

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Ihr Bekenntnis zu Primärquellen würde besser wirken, wenn sie ihre Quellen nennen würden, statt die Leser zur Nutzung von Google aufzufordern (bekanntlich liefert Google auf die gleiche Suchanfrage je nach Nutzer andere Resultate). Und auf Wikipedia müssen sie eigentlich nicht blind verlassen, unten auf der Seite finden sie einen Link zu
https://aufstand-fuer-frieden.de/, wo die Petition verlinkt ist.

Nachdem wir nun die Primärquelle gefunden haben können wir uns die mal anschauen. Wir lesen dort:

Präsident Selenskyj macht aus seinem Ziel kein Geheimnis. Nach den zugesagten Panzern fordert er jetzt auch Kampfjets, Langstreckenraketen und Kriegsschiffe – um Russland auf ganzer Linie zu besiegen?

Diese rhetorische Frage unterstellt der ukrainischen Regierung, sie strebe an, "Russland auf ganzer Linie zu besiegen". Das erklärte Ziel der Ukraine ist jedoch nur, die von Russland besetzten Gebiete in der Ukraine zurückzuerobern. Und die Unterstützung der NATO und der internationalen Gemeinschaft, wie sie beispielsweise vor wenigen Tagen von der UNO-Vollversammlung bekräftigt wurde, gilt nur der Wiederherstellung des völkerrechtlichen Zustands, also der Souveranität und territorialen Integrität der Ukraine. Die territoriale Integrität und Souveränität Russlands wird von niemandem bedroht.

Es ist zu befürchten, dass Putin spätestens bei einem Angriff auf die Krim zu einem maximalen Gegenschlag ausholt. Geraten wir dann unaufhaltsam auf eine Rutschbahn Richtung Weltkrieg und Atomkrieg? Es wäre nicht der erste große Krieg, der so begonnen hat. Aber es wäre vielleicht der letzte.

Erstens ist die Ukraine von einem Angriff auf die Krim weit entfernt. Das ist kein Szenario, mit dem wir in nächster Zeit rechnen müssten, selbst wenn der Westen alle Wünsche der Ukraine erfüllen sollte. Zweitens ist die Befürchtung, Putin würde die Krim atomar verteidigen, aus Sicht von Sicherheitsexperten wenig glaubhaft.

Noch versichert der deutsche Kanzler, er wolle weder Kampfjets noch „Bodentruppen“ senden. Doch wie viele „rote Linien“ wurden in den letzten Monaten schon überschritten?

Dass sich Scholz mit Händen und Füssen gegen einen "Überbietungswettbewerb" sträubt müsste Wagenknecht doch eigentlich beruhigen? Mit ihrem Anliegen, dass Deutschland nicht Kriegspartei werden soll, rennt Wagenknecht bei Scholz jedenfalls offene Türen ein:

Deutschland werde alles dafür tun, damit es nicht zu einer Eskalation kommt, die zu einem Krieg zwischen Russland und NATO-Staaten führt.

Aber zurück zum Manifest:

Die Ukraine kann zwar – unterstützt durch den Westen – einzelne Schlachten gewinnen. Aber sie kann gegen die größte Atommacht der Welt keinen Krieg gewinnen. Das sagt auch der höchste Militär der USA, General Milley. Er spricht von einer Pattsituation, in der keine Seite militärisch siegen und der Krieg nur am Verhandlungstisch beendet werden kann. Warum dann nicht jetzt? Sofort!

Geschickt nutzt Wagenknecht hier die Mehrdeutigkeit des Begriffs "gewinnen". Die Ukraine strebt ja nicht eine totale Niederlage und Unterwerfung Russland an, sondern nur die Rückeroberung der besetzten Gebiete, für die Russlands Atomwaffen unerheblich sind, da der geopolitische Preis ihres Einsatzes für Russland zu hoch wäre.

Und wenn man die Äusserung von Milley insgesamt anschaut:

«Es wird für die Russen fast unmöglich sein, ihre politischen Ziele mit militärischen Mitteln zu erreichen», ist der ranghöchste Soldat der USA überzeugt. «Es ist unwahrscheinlich, dass Russland die Ukraine überrennen wird. Das wird einfach nicht passieren.»

Auch für die Ukraine, fügt Milley an, werde es «sehr, sehr schwierig sein, die Russen aus jedem Zentimeter» des Gebiets zu vertreiben, das Moskaus Streitkräfte bereits erobert haben. Das heisst nicht, dass es nicht möglich ist», fügt er an. «Aber es ist ausserordentlich schwierig. Und es würde im Wesentlichen den Zusammenbruch des russischen Militärs erfordern.»

Für ebensolche Friedensverhandlungen, die er als alleinige Lösung für eine Beilegung des Konflikts erachtet, sieht Milley kein Zeitfenster kommen. Beide Seiten seien «ziemlich hartnäckig auf ihre Ziele fixiert» und nicht bereit zu verhandeln.

wird klar, dass die Verhandlungen, die laut Wagenknecht den Konflikt "sofort" beenden sollen, nicht realistisch sind.

Zurück zum Manifest:

Wir fordern den Bundeskanzler auf, die Eskalation der Waffenlieferungen zu stoppen. Jetzt! Er sollte sich auf deutscher wie europäischer Ebene an die Spitze einer starken Allianz für einen Waffenstillstand und für Friedensverhandlungen setzen. Jetzt! Denn jeder verlorene Tag kostet bis zu 1.000 weitere Menschenleben – und bringt uns einem 3. Weltkrieg näher.

Der Bundeskanzler soll sich also an die Spitze setzen, und über den Kopf der Ukraine hinweg mit Russland einen sofortigen Waffenstillstand aushandeln. Das hiesse, die von Russland bisher eroberten Gebiete aufzugeben, womit Russland einen Grossteil seiner Kriegsziele erreicht hätte und sich ermutigt sehen könnte, bei der nächsten günstigen Gelegenheit wieder zuzuschlagen. Ist das Friedensförderung à la Wagenknecht?

Und ist es nicht etwas feige, wegen unbegründeten Ängsten eines Teils der deutschen Bevölkerung die Ukraine ihrem Schicksal zu überlassen?

Also nein, dieses Manifest wird nicht deshalb kritisiert, weil die Leute es nicht gelesen und verstanden hätten, sondern weil sie es gelesen und verstanden haben, dass Populismus und die Bewirtschaftung von Ängsten kein konstruktiver Beitrag zu Lösung dieses Konflikts sind.

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Danke für die Einbindung der Quellen - leider ist nicht frei zugänglich, was Miley in der Financial Times gesagt hat. Was Sie zitieren heisst im Klartext allerdings, dass die Alternative zu Verhandlungen aus seiner Sicht ein Abnützungskrieg ist. Und es ist alles politisch korrekt so formuliert, als ob niemand ausser Putin eigene Ziele verfolgen würde: 'Ukraine war pushes US to review arms stockpiles'.

Auch wenn ich einverstanden bin, dass Frau Wagenknecht nicht grad unpopulistisch ist, spielen Sie hier meines Erachtens eine bisschen sehr 'auf Frau' (ad personam). Weil die andere Autorin, Alice Schwarzer, ist jetzt alles ausser populistisch, hat allerdings auch nie Angst gehabt, unpopulär zu sein.

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Genau. So funktioniert Diffamierung. Soll sich die Ukraine verteidigen dürfen: ja. Soll wegen dem Ukraine-Konflikt mehr Geld in die Armee von XYZ gesteckt werden? Gute Frage -Gegenfrage: Hilft das der Ukraine, wenn bspw. gleichzeitig der grösste Teil des Ressourcenhandels Russlands durch Firmen in XYZ fliessen? Oder ist dies jetzt Diffamierung von XYZ und whataboutism?

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Herr S., Diffamierung find ich nicht gut.
Anderes Thema: wer sind wir denn, für andere zu entscheiden, was ihnen hilft und was nicht? Wir produzieren Waffen (find ich nicht gut). Nicht nur für uns, sondern auch für den Export (ich stimmte dagegen, und würde es heute noch tun). Wem sollen wir sie liefern, wenn nicht jemandem der glaubt, dass sie ihm helfen/nützen?

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Leser*in
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Verstehe ich Sie richtig? Die Ukraine soll dem Frieden zuliebe (wessen Frieden eigentlich?) darauf verzichten, sich mit allen Mitteln, darunter zusätzliche, bessere und modernere Waffensysteme, gegen Russland zu verteidigen, welches die Ukraine angegriffen hat?

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Nein, so richtig schön falsch verstehen Sie, was ich schrieb:

  1. Nehmen Sie Abs. 4, wo ich schreibe, dass man ohne Waffen nur kapitulieren und nicht verhandeln könne. Kann man das ohne Gewalt missverstehen? Im Artikel wurde das Feau Wagenknecht aber unterstellt.

  2. Im Abs. 5 lege ich dar, was Eskalation der Waffenlieferungen bedeutet (Aufzählung bis Phosphorbomben; erinnern Sie sich noch, was vor ein paar Monaten sonst noch für Verrücktheiten gefordert wurden?) und im Abs. 6 können Sie lesen, dass das und Waffenlieferungrn zwei verschiedene Stiefel sind. Und dann lesen Sie bitte den Satz: "Ersteres kann Verhandlungen im Weg stehen, weil der Krieg angeheizt wird. Letzteres jedoch ist die Voraussetzung für vernünftige Verhandlungen."

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Danke... Ein sehr hilfreicher Beitrag für die eigene Welt-Sicht

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Wow, Daniel Strassberg. Das ist wieder sehr inspirierender Text. Sogar Darwin ist längst nicht mehr unumstritten! (lest Lynn Margulis..). Und wie mein leider verstorbener Freund Robert sagte: "nur dumme Leute ändern ihre Meinung nicht." Ist nicht "Leben" = sich auf immer wieder neue Arten neu anpassen, sich immer wieder neu einstellen? Starrheit, Rigidität, Perfektionismus werden der Realität nicht gerecht, weder der innerpsychischen noch der äusseren politisch-geselllschaftlichen. Flexibilität den Veränderungen gegenüber schon eher.

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anonyme Verlegerin
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«Was sollen wir mit einer Psychoanalyse anfangen, die theoretisch noch immer auf der Zwei­geschlechtlichkeit beruht? »
Genau. Die Frage berührt mich, danke dafür. Es wächst die Hoffnung auf Antworten.

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Ich habe dazu gerade ein Buch entdeckt (noch nicht gelesen), in dem sich vielleicht Antworten und sicherlich Denkanstösse finden :
"Queering Psychoanalysis-
Psychoanalyse & Queer Theory- Transdisziplinäre Verschränkungen"
von Esther Hutfless und Barbara Zach (HG*innen)

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anonyme Verlegerin
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· editiert

Klingt vielversprechend, danke. Von 2023, besser spät als nie…

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Danke Herr Strassberg, Sie leuchten meinen persönlichen Paradigma-Wechsel vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und dem russischen brutalen Überfall der Ukraine einsichtig und mit meinem Gesinnungswandel übereinstimmend aus.

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Dieser wichtige, gut verständliche Text spricht mich sehr an, vielen Dank! Diese beschriebene "Sattelzeit" spüre ich seit einiger Zeit stark; gut, wenn es dafür eine Sprache gibt.
Viele gut gemeinte Ratschläge wie: "sei dir selber treu, sei tolerant, sei dies und sei das (und äxgüsi, "bleib freundlich...) sind bei genauerem Hinsehen Flachsprüche, die nur auf eine Seite der Medaille abzielen und die andere, unangenehme ausblenden. Das gesunde Maas zu finden scheint mir gerade sehr schwierig, wenn nicht sogar unmöglich.

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Mich plagt neuerdings noch etwas anderes: Kann mir jemand helfen, Selenskys Forderung nach Streu- und Phosphorbomben philosophisch einzuordnen?

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Philosophisch nicht, aber psychologisch: Um auf dramatische Weise die brutale Kriegsführung der Russen deutlich zu machen. Er weiss ja genau, dass niemand ihm solches liefern wird.

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Das hoffe ich doch sehr! Danke für die (mögliche) Erklärung .

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Ja, White Phosphore, wie es die Amerikaner in der Schlacht um Fallujah im Dezember 2004 im Irak neben Streubomben und DU-Munition mit verherenden Folgen für die Zivilbevölkerung (Frauen und Kinder!) bis heute verwendeten.

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Gut komponiert der Text, Herr Strassberg. Sich treu zu bleiben heisst, wenn in sich wandelnden Kontexten die Mechanik der Psyche die Vernunft und den Intellekt beherrschen, um nicht am persönlichen Im-Reinen-Sein zu kratzen. Das wird Sara Wagenknecht zu Verhängnis. So viel Unbewusstheit hätte ich ihr nicht zugetraut. Aber vielleicht will sie bloss mit einer neuen Partei der Jannine Wissler eins auswischen.

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Moritz Zimmer
Marxist. Feminist. Queer.
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· editiert

Mir stellen sich nach der Lektüre dieses "höheren Blödsinns" und #Mansplaining-Spektakels ein paar Fragen mehr:

Gehört der Ausdruck eines derart eindimensionalen Realitätsbegriffs nicht längst auf dem "Müllhaufen der Geschichte"?

Kann und muss man nicht Pazifist bleiben und für Waffenlieferungen sein? Sich für Covid-Massnahmen einsetzen und sie als Biopolitik kritisieren?

Wieviel Menschen, die weder weiss, noch alt und privilegiert sind, müssen in einer Welt zurechtkommen in der sich nicht jeder Widerspruch von der Couch aus wegerklären lässt?

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Herr Zimmer, ich verstehe Ihre Reaktion überhaupt nicht, es ist, als ob ich einen anderen Text gelesen hätte. Was meinen sie mit eindimensionalem Realitätsbegriff?

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Moritz Zimmer
Marxist. Feminist. Queer.
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· editiert

Liebe Frau D. Ich meine mit “eindimensionalem Realitätsbegriff” das ziemlich wilde Schwarz/Weiss-Denken, das Herr Strassberg hier just mit Zitaten von Denkern herleitet, die diese Optik bestimmt bekämpft hätten (und eben – vereinfacht gesagt – einen “standpunktbezogenen Realitätsbegriff” einleiteten): Entweder ist man Pazifist oder hat für Waffenlieferungen zu sein. Oder man sieht in der Corona-Politik Zeichen von Biopolitik oder hat sie zu unterstützen. Das jemand ausgerechnet Foucault für derlei peinlich beschränkte Betrachtungsweisen missbraucht, braucht einiges an Übermut – oder schlicht Dummheit.

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Martin Hafen
Präventionsfachmann, Soziologe
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Toller Text. Vielen Dank. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass die aktive Pflege längst überfälliger Paradigmen, Diskurse, Narrative oder Semantiken (Luhmann) von allen Seiten als wichtiges Element der Kriegsführung eingesetzt wird.

Dass sich die USA militärisch für die Erhaltung von Demokratie stark machen, ist eines dieser Paradigmen.

Als Gegenmittel bleibt nur die Darstellung von Erfahrungen, die dem jeweiligen Paradigma widersprechen, also Empirie: das Leid der ukrainischen Bevölkerung gegenüber den Forderungen eines unreflektierten Pazifismus oder jenes der Menschen im Iran, in Chile, in Argentinien oder in Kambodscha nach dem geheimdienstlich unterstützten Sturz ihrer demokratisch gewählten Regierungen.

Von dem her muss die Frage erlaubt sein: Geht es den USA wirklich primär um den Schutz der Bevölkerung der Ukraine oder doch vor allem - wie in vielen anderen Fällen - um ihre macht- und wirtschaftspolitischen Interessen? Und wenn dem so wäre, was heisst das für den Krieg in der Ukraine? - Fraglos haben die USA mehr als jede andere Nation dazu beigetragen, dass sich die russische Invasion bei der Erreichung ihrer Ziele so schwer tut. Aber sind sie auch wirklich an der Beendigung des Krieges interessiert - und, wenn ja, unter welchen Bedingungen?

Sind die Forderungen nach Waffenstillstand und Verhandlungen vor dem Hintergrund dieser Frage wirklich so naiv, wie sie auf den ersten Blick erscheinen? Und sollten Friedensinitiativen wie jene von Chinna nicht zumindest geprüft werden? Natürlich verfolgt auch China seine macht- und wirtschaftspolitischen Interessen, aber ist das ein Grund, ihre Bestrebungen für Waffenstillstand und Friedensverträge von Vorneherein abzulehnen? Immerhin fordert auch China, dass die durch die Uno legitimierten Grenzziehungen unbedingt einzuhalten seien (freilich ohne auf die Frage der Krim einzugehen).

Wie dem auch sei: Selbstverständlich hat die Bevölkerung der Ukraine jedes Recht, militärisch Unterstützung für die Erhaltung der Souveränität in Anspruch zu nehmen. Aber sie hat auch ein Recht auf Frieden. Die syrische Bevölkerung weiss ein (trauriges) Lied davon zu singen, welche Folgen es hat, wenn das eigene Land zum Schlachtfeld für geopolitische Konflikte missbraucht wird.

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Sie müssen hier schon mit gleichen Ellen messen. Die USA stellen Sie vor ein Entweder-Oder, ein letztlich falsches Dilemma:

Geht es den USA wirklich primär um den Schutz der Bevölkerung der Ukraine oder doch vor allem - wie in vielen anderen Fällen - um ihre macht- und wirtschaftspolitischen Interessen?

China hingegen gestehen Sie ein Sowohl-als-auch zu, ein realpolitisch-pragmatisches Vorgehen:

Natürlich verfolgt auch China seine macht- und wirtschaftspolitischen Interessen, aber ist das ein Grund, ihre Bestrebungen für Waffenstillstand und Friedensverträge von Vorneherein abzulehnen?

Würden Sie mit derselben Elle messen, müssten Sie auch den USA zugestehen:

Natürlich verfolgt auch die USA ihre macht- und wirtschaftspolitischen Interessen, aber ist das ein Grund, ihre Bestrebungen für Schutz der Bevölkerung der Ukraine von Vorneherein abzulehnen?

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Warum wird die USA von Vielen als eine Einheit dargestellt, obwohl es ein offensichtlich gespaltenes Land ist und die Präsidenten dementsprechend ständig wechseln? Ich traue Biden durchaus zu, dass es ihm um die Demokratie geht. Für das Vergangene, das zweifellos zu kritisieren ist, kann man ihn wohl kaum verantwortlich machen. Differenzierung wäre also angebracht. Aber auch bei diesem Thema gibt es Leute, die sich um jeden Preis treu bleiben wollen.

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Leserin
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· editiert

Ist es ein Zeichen von Integrität, wenn wir unseren pazifistischen Idealen «treu bleiben»? Oder bedeutet Treue in einem solchen Fall in Wahrheit Verrat?

Der Text von Strassberg ist sehr gut. Leider fallen seine starken, mehrdimensionalen Bilder auf Netzhäute, die weiter schwarzweiss sehen, weil sie es nicht anders kennen. Entweder — oder.

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..."auf Netzhäute...", Sie haben das so allgemein formuliert. Welche Netzhäute meinen Sie, nur andere oder auch Ihre eigenen? Das geht aus Ihrem Kommentar nicht hervor.
Diskutieren kann man ohne Ende, aber auf der Handlungsebene gibt es oft zwangshalber ein Entweder-Oder. Ich kann mich nicht ein bisschen für Kinder entscheiden. Und wenn jemand meint, die Erde sei eine Kugel und eine andere sie sei eine Scheibe, dann liegt die Wahrheit nicht in der Mitte.

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Auch als Pazifist und Antimilitarist habe ich keine Mühe damit, dass die Ukraine sich militärisch wehrt und zu diesem Zweck von anderen Ländern Waffen erhält. Es ist m.E. der legitime Entscheid der Ukraine, sich militärisch zu verteidigen.
"Entscheid" setzt voraus, dass es eine oder mehrere andere Option/en gibt. Gibt es sie? Eigentlich hat die Ukraine keine andere Wahl, als sich zu wehren, sonst geht sie unter. Sich nicht zu wehren ist höchstens theoretisch eine Option.
Dann bleibt noch das Attribut "militärisch": gibt es hier andere Optionen? Ich stelle fest: nein. Aber auch ja, es gibt sie, jedoch vorwiegend theoretisch, zumindest nur wenig erprobt. Praktisch/faktisch haben sich fast alle Länder der Welt auf "militärische" Verteidigung eingeschossen. Darum nein, es gibt keine andere Option.
Mit der Ukraine fiebere ich mit und freue mich aus tiefstem Herzen über jeden noch so kleinen militärischen Erfolg der Ukraine und Misserfolg von Russland. Und: wenn ich von Aktionen vernehme wie zB den Schienenpartisan:innen in Russland und Weissrussland, oder gerade heute über grossflächigen falschen Raketenalarm in russischen Regionen, erzeugt von Hacker:innen, dann freue ich mich noch mehr. Dann stelle ich mir vor wie es wäre, wenn es zehn-, nein hunderttausende, nein, Millionen Partisan:innen bzw. Saboteur:innen und Hacker:innen und zivil Ungehorsame gäbe, die täglich mit viel Phantasie und Systemkenntnis umtriebig wären, sowohl zentral wie peripher, sowohl technisch wie psychologisch u.m.
Wünschen würde ich mir, zumindest für hier wo ich lebe, dass wir uns in solcher Art darauf vorbereiten, unautorisierter Macht ihr Wirken und Leben derart zu erschweren, dass es praktisch unmöglich wird. Ein Panzermodell, jede Militärtechnik, kann immer weiterentwickelt werden, immer noch raffinierter gebaut und ausgestattet werden, sodass sie noch schlagkräftiger, noch überlegener wird. Genauso können Sabotage und ziviler Ungehorsam weiterentwickelt werden. Es braucht "Ingenieur:innen" dazu, es gibt sie längst, scheint mir. Nur müssen sie ihre Kompetenzen heute noch in der Freizeit pflegen, weil die Jobs sind noch nicht ausgeschrieben. In ... zehn (?) ... Jahren könnten wir mit gutem Gefühl das Militärzeitalter verabschieden - ohne im Ernstfall wehrlos zu sein. Einfach mit einer anderen Option.

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(durch User zurückgezogen)

Herr S., illegitime Macht verschwindet nicht einfach so von selbst - in der Regel. Es müssen die Menschen mobilisiert werden. Manchmal müssen sie dafür etwas aufgeschreckt werden. Ganz ohne Impact auf die Wohlfühlzone geht das jedenfalls nicht.

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Roland Messmer
Sport- & Erziehungswissenschaftler
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Wunderbare Analyse, merci für den Text! Kuhn spricht ja vor allem die Wissenschaft an, wäre auch hier Zeit für einen Sattelphase ;-).

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Interessant ist, dass die meisten nicht der westlichen Allianz angehörenden Staaten das anders sehen und deren Staatenlenker sofortige Friedenverhandlungen fordern.(Indien/ Brasilien...).
UNO-Generalsekretär Antonio Guterres warnt vor einer Ausweitung des Ukraine-Krieges: «Ich fürchte, die Welt schlafwandelt nicht in einen grösseren Krieg, sie bewegt sich mit weit geöffneten Augen in ihn hinein.» © UNO
Es wäre sinnvoll, dass auch die "Republik" sich der Frage zuwenden würde, wie der Krieg beendet werden könnte.
Eine koreanisches Ende des Konflikts droht.

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Wie passt es zur Aussage, dass "die meisten nicht der westlichen Allianz angehörenden Staaten es anders sehen" dass in der UNO-Vollversammlung 141 Staaten (bei 32 Enthaltungen, 7 Gegenstimmen) einen sofortigen, vollständigen und bedingungslosen Rückzug der russischen Truppen aus der Ukraine forderten?

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Lesenswert:
https://www.berliner-zeitung.de/pol…-li.320443
Schlusssatz:
Der Hass und die Bereitschaft zum Krieg und zur Feindbildproduktion ist tief verwurzelt in der Menschheit, gerade in Zeiten großer Krisen und existentieller Ängste. Heute aber gilt: Wer die Welt wirklich retten will, diesen kostbaren einzigartigen wunderbaren Planenten, der muss den Hass und den Krieg gründlich verlernen. Wir haben nur diese eine Zukunftsoption.

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Der vermutlich leider letzte Essay von Antje Vollmers ist m.E. lesens- oder hörenswert

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danke Hans Peter Siegrist für den Hinweis. absolut lesenswert. eine treffende analyse.

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Leserin
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Im selben Kontext ein Beitrag von Charlotte Misselwitz:
https://epaper.berliner-zeitung.de/…ecdbe654ef

Und einer von Wojciech Michnik:
https://epaper.berliner-zeitung.de/…db869a27a3

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Unser Denken und Handeln ist halt leider durch eine Menge verschiedenster Arten von Ängsten bestimmt. Dazu gehört, dass "dabei bleiben" (bei sich selbst und am alt bekannten Ort) oft einfacher scheint, als sich neu anzupassen und sich zu verändern.

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· editiert

Um den deutschen Bankier Hermann Abs zu paraphrasieren: Dogmen sind für Politiker das gleiche wie Laternenpfähle den Betrunkenen – eher Halt denn Erleuchtung.

Wer an einem Dogma festhält, bleibt nicht sich selber treu, sondern sieht in seiner Verbohrtheit einen Beweis für moralische Überlegenheit. (Anders gesagt: Wenn man schon weiss, dass sich das Magnetfeld der Erde verändert, sollte man sich nicht stur auf seinen moralischen Kompass verlassen oder berufen.)

Als die Zeiten noch scheinbar normal waren, empfand ich Frau Wagenknecht und ähnliche Dogmatiker aller Lager primär als Ärgernis. Jetzt, wo wir feststellen, dass die Zeiten alles andere als normal sind (und es retrospektiv auch nicht waren), wird aus dem Ärgernis ein ethisches Dilemma: Darf ich mir wünschen, ein betrunkener AfD-Mundatmer möge die Dame überfahren – oder muss ich hoffen, dass sie selbst zur Einsicht gelangt, dass ihre Position vor der geänderten rear projection kontraproduktiv, wider besseres Wissen und unethisch ist?

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Das "Wider besseres Wissen" darf bei solchen Anwürfen und Todeswünschen in der vornehmen Republik nicht fehlen. Und wo blieben wir denn ohne den obligaten Lügenvorwurf.

Was sagen Sie zu Wagenknechts Argument, dass deutsche und US-Generäle sagen würden, dass die Ukraine den Krieg nicht gewinnen könne. (Der deutsche Ex-General Vad stand ja mit auf der Büne.) Gelogen? Unfähige Generäle? In Ihrer Wirklichkeit unwichtig?

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· editiert
  1. Im Gegensatz zu Ihnen stehe ich mit meinem Namen zu meiner Meinung.

  2. Ihr Beitrag ist Whataboutismus wie aus dem Lehrbuch: Sie gehen nicht auf das ein, was ich schreibe, sondern unterstellen mir den «obligaten Lügenvorwurf».

  3. Wo, bitte, bezichtige ich in meinem Beitrag jemanden der Lüge? Und wen?

  4. Sie werden immer und überall einen Ex-General finden, der eine andere Meinung vertritt – das haben Ex-Generäle so an sich. Was wollen Sie damit beweisen?

  5. Einen schönen Tag noch.

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Souri Thalong
Community-Support
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Guten Tag, C. R.. Unabhängig davon, was man von Sahra Wagenknechts Positionen halten mag, finde ich es unangebracht, hier über das Ableben der Person zu sinnieren. Wir sollten uns einer sachlichen Auseinandersetzung mit der Thematik zuliebe nicht von solchen Zuspitzungen und sprachlichen Grenzauslotungen ablenken lassen.

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Grundsätzlich bin ich mit Ihnen einer Meinung. Leider geht es genialen Selbstvermarktern wie Frau Wagenknecht nicht um die Position, sondern nur um die Person. Um ihre Person, genauer gesagt.

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Ein Paradigmenwechsel meint keineswegs, meiner Haltung und Gesinnung ein freundlicher, friedfertiger, der Humanität und Gemeinschaft verpflichteter Mensch zu sein, untreu zu werden.

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Muss es nich heissen, kann es aber doch. Obwohl wir seit Gödel wissen, das mathematische Logik entweder trivial, widersprüchlich oder unvollständig ist, stellen wir diese Anforderungen an menschliche Glaubenssysteme.

Eigentlich wäre die rationale Reaktion auf einen Widerspruch, die Paradigmen, Annahmen oder Glaubenssätze zu hinterfragen, das war glaube ich der Punkt dieses Beitrags in der Republik. Nur sind Glaubenssysteme kaum je so formuliert, dass sie überhaupt hinterfragbar sind. Oder, wenn Sie es grundsätzlich wären (zum Beispiel ob Bäume miteinander kommunizieren), ist der Aufwand so hoch und das Interesse an einer wirklichen Prüfung gering oder den eigenen Interessen widersprechend (man müsste möglicherweise auf Kahlschläge verzichten).

Bei den Menschen, wenn sie denn noch politisch sind, erwarten wir aber Glaubenstreue. Kann Frau Wagenknecht sagen, OK, wir liefern der Ukraine Waffen. Kann Herr Habeck sagen, OK, wir brauchen jetzt den Klimakiller LNG, weil die Alternative russisches Gas hat ein grösseres Problem, und können wir weiter den Verbrauch herunterschrauben, ohne Stmmen zu verlieren?

Und ein weiterer Punkt: wer Pazifisten vorwirft, der Ukraine das Recht auf Verteidigung abzusprechen vergisst, dass die Ukraine sehr wohl bewaffnet war und ist, diese Waffen aber keine abschreckende Wirkung hatten und auch eine bewaffnete Verteidigung die zivile Infrastruktur nicht schützen konnte. Um es vom konkreten Beispiel zu abstrahieren: Es ist einfacher, auf einen Widerspruch in einem anderen Glaubenssystem hinzuweisen, als blinde Flecken in eigenen Glaubenssystemen (oder Grundannahmen) zu erkennen: Hauptsache, der Krieg findet wo anders statt.

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Und was ist nun mit meiner Haltung und Gesinnung? Verbietet diese mir das Recht auf Selbstverteidigung und dazu alles Nötige vorzukehren, dazu auch in der Lage zu sein, z.B. um Hilfe nachzusuchen, Koalitionen einzugehen?

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Hobbybrauer
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Ich würde mich sehr gern auch auf ein Bier mit Ungleichgesinnten treffen, z.B. mit einigen der Schreiber hier.

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Kleine Ergänzung zum Klimaprotest in Lüzerath:
Da werden im Text Ebenen vermischt. Es sprechen auf beiden Seiten alle von Gewalt:

Was der Umwelt angetan wird ist Gewalt
Der Protest ist dann eine Form von (Gegen)gewalt
Und die Polizei übt dann wieder (Gegen-Gegen)gewalt aus.
Das bestreitet ja niemand, selbst die rule-of-law-Leute reden ja von Staats-Gewalt.

Die Frage der Legitimität ist eine andere Dimension.

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Erziehungspädagog
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Herr Strassberg
Vielen Dank für ihren Beitrag.
Mein inneres Bewusstsein ist stark. Deshalb kann es der Welt gegenübertreten und die unendlichen Einflüsse in sich aufnehmen, versorgen (Sorgen), verarbeiten (Arbeit) und sich so entwickeln, dass es in meinem neuen Ausdruck zur Wirkung wird.
Ich denke, Sie leisten einen änlichen Sinn!

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Wie soll eine soziale Markt­wirtschaft ohne die Umwelt zerstörendes Wachstum funktionieren?

Wie wärs mit Marktwirtschaft reparieren?

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Die Realos und die Falken haben das Problem nicht. Sie bleiben sich treu. Ihr Weltbild wackelt nicht. Sie haben einmal mehr die Gelegenheit genutzt, Militärausgaben zu erhöhen und die Naiven und die Netten an Ihre Plätze zu verweisen. Im Rückblick der Geschichte, wer war jedoch gefährlicher?

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Ich vermute, dass dieser Beitrag von den 11 (im Moment) Downvotern überhaupt nicht verstanden wurde. Es ist doch so : wir werfen nun möglichst schnell 6 Milliarden zum Fenster hinaus um ein paar Spielzeuge für Militärpiloten zu beschaffen, welche für gar nichts zu gebrauchen sind. Auch diese Flieger werden in ein paar Jahrzehnten auf dem Schrottplatz landen wie alle ihre Vorgänger namens Venom, Mirage, Tiger usw.
Wenn wir schon neutral bleiben wollen, so sollten wir diese 6 Milliarden für den Wiederaufbau der zerstörten Ukraine einsetzen.

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Historiker
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Was genau wackelt denn da? Sind es bloss einzelne Überzeugungen, die angesichts einer veränderten Weltlage ins Wackeln geraten, oder gibt es einen verdeckten Zusammenhang zwischen ihnen? Da eiert Strassberg hin und her: Erst eröffnet er den grösstmöglichen Rahmen, nur um sich am Ende des Artikels auf sektenähnliche Randgruppen einzuschiessen. Immerhin gibt die von ihm angeführte "Sattelzeit" einen Hinweis: Die verweist nämlich auf den Übergang von der Vormoderne in die Moderne.
Was heute tatsächlich ansteht, ist die Überwindung der Moderne, die deckungsgleich mit dem Kapitalismus ist: Und der ist nicht sosehr ein Ökonomiesystem als ein kulturelles Gesamtphänomen, das all unsere gesellschaftlichen, politisch-ökonomischen wie vermeintlich privaten Vorstellungen geprägt hat und eng mit dem Aufkommen der Naturwissenschaften wie der modernen Philosophie verknüpft ist.
Die Klimakrise, die ja nur die berühmte Spitze des Eisbergs darstellt, weist unzweideutig darauf hin, dass das Gesellschaftsmodell der Moderne lebensgefährlich geworden ist und dringend entsorgt gehörte. Gerade, als sich diese Erkenntnis allmählich durchzusetzen begann, kam Covid dazwischen, gefolgt vom Ukraine-Krieg. In beiden Fällen hat sich der Staat, haben sich die Staaten nochmals tüchtig ins Zeug gelegt, konnten (ein letztes Mal?) ihre Unverzichtbarkeit demonstrieren. Aber dass das Links-Rechts-Schema in diesen Krisen nicht mehr zuverlässig funktioniert hat, verweist auf die Tatsache, dass sich Politik, der staatliche Rahmen, längst an den wesentlichen Herausforderungen der Moderne blamiert hat, rückwärts schaut statt in die Zukunft. Verweist darauf, dass dieser staatliche Rahmen ein wesentlicher Teil der scheiternden Moderne war, ein Teil des Problems, nicht der Lösung. Denn dieser Staat kann weltweit nur Kapitalismus und kaum etwas, das über diesen hinausreichte.
An den Bruchstellen der Moderne wird der anstehende, erst in Ansätzen vollzogene Paradigmenwechsel sichtbar, und er zerreisst Staaten und Gesellschaften ebenso wie Beziehungsnetze, sprengt auch gestern noch so selbstverständliche Kategorien wie die Geschlechter und deren Rollen, zerreisst die Individuen selber, die sich gleichzeitig in einander ausschliessende Richtungen gezogen fühlen.
Covid wie der Ukraine-Krieg verweisen darauf, dass die Menschen der Moderne mit der Natur wie mit sich selber im Krieg stehen. Scheinbar sind es ja zwei diktatorische Staaten, die beide Krisen zu verantworten haben: China, das Covid so lange vertuscht hat, bis es zu einer weltweiten Pandämie geworden war, und Russland, das ein Nachbarland überfallen und damit einen völkerrechtlichen GAU ausgelöst hat. Aber natürlich beherrscht der ökonomistische Totalitarismus der Moderne die Demokratien genauso wie die autoritären Staaten. Covid wie der Ukraine-Krieg sind vorübergehende Krisen innerhalb des bestehenden Systems. Dagegen wird die nicht enden wollende Katastrophe der Moderne erst dann überwunden sein, wenn die Moderne selber und all ihre Kategorien Geschichte geworden sind. Von wegen Paradigmenwechseln und Sattelzeiten: Hic Rhodus, hic salta!

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Grossvater "Oekoterrorist"
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Genaue Analyse, merci Herr B. Leider werden die 250 Jahre Wachstumsfalle Kapitalismus und das Resultat Klimakatastrophe (Wandel ist es nicht, der würde 10'000 Jahre dauern) noch immer als "Erfolg" verkauft oder gar nicht erkannt. Mit "Freiheit" begründete Konkurrenz (Kapitalismus) führt zwingend zu Kriegen, zuerst kalt, dann "Ukraine" weltweit. Die Ideale Freiheit (gehörte zur Kultur), Gleichheit (gehörte zum Staat), Brüderlichkeit (gehörte zur Wirtschaft) wurden schon in der Aufklärung verraten oder verwechselt. Hoffentlich endet die "Katastrophe der Moderne" nicht im nuklearen Overkill, der dümmsten aller "Sicherheiten".

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Es ist leicht amüsant zu sehen, wie sich gläubige Pazifisten und Antimilitaristen nun verbiegen müssen, um einen Blick auf die Realität auszuhalten.

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Herr B., als Pazifist und Antimilitarist finde ich es auch interessant, immer wieder Idealismus und Realität abzugleichen. Von Geburt an lernt der Mensch. Und es hört nie auf, sofern weiterhin die Offenheit dafür besteht. "Verbiegen" würde ich den aktuellen Lernprozess nicht nennen, persönlich empfinde ich es als Vertiefung. Aber ich war halt auch nie Pazifist/Antimilitarist im Sinne von "nein, ich tue gar keiner Fliege was zuleide". Für klare, harte, ehrliche, schonungslose Auseinandersetzungen war ich schon immer zu haben, auch mit mal deutlicher und lauter Stimme oder lebendiger Gestik. Ich sympathisiere auch mühelos mit richtig kritischen Texten, die auch an Hauswände geklebt wurden, vermutlich ohne unbedingt das Einverständnis der Hausbesitzer:in einzuholen usw. (sofern ich den Inhalt teilte). Selbst das Konzept "Macht kaputt was euch kaputt macht!" zähle ich u.U. zum Repertoire pazifistischer Agitation. "Schwerter zu Pflugscharen" find ich noch besser, v.a. dann, wenn es nicht nur bein Aufruf bleibt, sondern in direkter Aktion umgesetzt wird. Das ist auch eine Form des "Kaputtmachens", bleibt dort aber nicht stehen, sondern kreiert immens sinnvolle Alternativen.

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Nachtrag: trotzdem gehe ich davon aus, dass die Ukrainer:innen zB. die gelieferten Panzer erst dann zu zB. Sähmaschinen umbauen, wenn sie selber die Zeit dafür als gekommen sehen und es als sinnvoll erachten. Wie schon andernorts beschrieben sehe ich keine Alternative zur militärischen Verteidigung, wenn eine Gesellschaft ihre Verteidigungsfähigkeiten nicht anders als eben militärisch ausgebildet hat. Bevorzugen würde ich alternative Verteidigungsfähigkeiten. Allerdings würde deren Implementierung ab jetzt einige Zeit benötigen, bis sie einsatzfähig wären.
[edit: tippfehler]

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