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Ökonom
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Es zeigt sich wieder einmal wie schnell aus Anekdoten Narrative werden, die durch ständige Wiederholung (insbesondere von interessierter Seite) für viele zur Wahrheit werden. (Eine gewisse Plausibilität und die Gier nach schnellen Erklärungen wirken hier als „Brandbeschleuniger“.) Deswegen ist es von so zentraler Bedeutung, solchen Dingen (naturgemäss ex post) wissenschaftlich nachzugehen. Manchmal mühsam, aber notwendig. Herzlichen Dank für diese Fakten, die - wie so häufig - ein wesentlich differenzierteres Bild zeichnen. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass diese Erkenntnisse auch wahrgenommen werden und das alte Bild ersetzen.

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Merci für's Teilen Ihrer Gedanken. Ich meine auch, dass Differenzierung hier key ist.

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Gleich mehrere Artikel, die den Lockdown beschönigen und fast zelebrieren, bildungsrassistisch, privilegiert und verblendet. Und dann noch eine Mutter mit einem Kind (natürlich ein Sohn), welche von der schönsten Zeit ihres Lebens schwurbelt. Ich gehe davon aus, dass der Sohn nicht in der Pupertät ist und seinen Ausgang mit Freunden vermisst. Keine Erwähnung der Zunahme häuslicher Gewalt gegenüber Kinder und Frauen. Mir ist egal. wenn die SVP dieses Thema instrumentalisiert, so lange es zu Veränderungen für fie Betroffenen führt. Nur weil die falschen mal das richtige sagen, müssen sich die Medien/Politikerinnen, welche sich ansonsten klar auf der Seite der Schwächeren positionieren, dagegen halten, sie zeigen somit die gleiche Unglaubwürdigkeit wie deren Gegnerinnen. Es ist genau dieser hochnäsige Bildungsdünkel, welcher der SVP immer wieder in die Hände spielt. Hier auch noch der BAG Link, Familien während Corona: Arbeit und Kinderbetreuung belastet Frauen stärker als Männer:
https://www.admin.ch/gov/de/start/d…79484.html

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Die Falschen sagten aber auch das Falsche. Die SVP wollte niemals eine Verbesserung der Situation von psychisch Belasteten, oder Hausfrauen, oder Jugendlichen. Sie wollte einfach diese unsäglichen Hindernisse beim Profitstreben aus der Welt schaffen, egal mit was für verlogenen Argumenten. Gerade SVP und FDP sind die wichtigsten Antreiber, dass es überhaupt so oft zu häuslicher Gewalt kommt, völlig unabhängig von Corona. Sie verweigern die Beseitigung der Ursachen und die konsequente Unterstützung der Opfer, weil ihre Klientel dadurch auf den Dritt-SUV, die goldenen Türklinken, oder die willige, rechtlose Hausangestellte verzichten müsste.

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und die Frage, „womit hängt das Zusammen“, kann meiner Meinung nicht nur mit Bildung beantwortet werden, da diese Artikel mehrheitlich nur von gebildeten Kreisen gelesen werden und somit seltsam inzestuös bleiben ohne beispielsweise diejenigen zu befragen, die wirklich betroffen waren.

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Gerade SVP und FDP sind die wichtigsten Antreiber, dass es überhaupt so oft zu häuslicher Gewalt kommt, völlig unabhängig von Corona.

Das ist jetzt aber wirklich unterkomplex, Herr Reber. Wenn es so einfach wäre, müsste man ja nur das Gedankengut von SVP und FDP aus der Welt schaffen, und alles wäre geritzt. Problematisch wäre höchstens, dass es natürlich kein Gedankengut gibt ohne jene, die es denken....
Mit der Motorsäge geschnitzte Welterklärung macht mir persönlich immer Angst. Dafür gibts keine 'richtige' Seite.

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da bin ich ihrer Meinung. Aber deswegen die Gegenposition einnehmen, nur um nicht das Gleiche zu sagen ist der Sache nicht dienlich. Es hätte genügt zu sagen, das die SVP sich einen Deut um Frauen, Gewalt und Psychische Erkrankungen schert und die Argumente, welche von den linken seit immer propagiert werden, sich nun plötzlich zu eigen macht, was nicht heisst, dass Inhaltlich eine andere Wahrheit existiert.

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Theologe & Religionspädagoge
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Sie scheinen der Pandemie und den Massnahmen dagegen gar nichts Gutes abgewinnen zu können. Dass das harte Zeiten waren für verschiedene Personen und Gruppen, habe ich aber gerade in diesem Artikel gelesen, wie auch in anderen in der Republik veröffentlichen Texten. Aber es gibt auch Menschen, die dank den verhängten Massnahmen gemerkt haben, wie schön es sein kann, wenn man z.B. nicht ständig von A nach B und weiter zu C rennt.
Womit hängt Ihrer Meinung nach zusammen, dass die einen offenbar gut durch die schwierige Zeit gekommen sind und andere, wie die von Ihnen erwähnten von häuslicher Gewalt betroffenen Mütter, noch zusätzlich zu Schaden gekommen sind?

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Die Massnahmen waren nötig und wichtig. Wir waren im der Schweiz privilegiert. Auch dass die Natur eine Auszeit der Umweltbelastung hatte, war nachweislich ersichtlich und erfreulich. Für all die Opfer, sei es wirtschaftlich oder eben im Kontext der Gewalt, ist die Frage, „ach war es nicht doch schön?“oder „ist womöglich alles halb so schlimm und passen Jeans oder nicht?“ einfach taktlos und unsensibel. Ich lese übrigens viele Artikel regelmässig hier und bin bei Binswanger immer 100% einverstanden, da seine Artikel so souverän und untendenziös erklären und vermitteln, ähnlich wie das Englische Blatt „The Economist“.

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Chefredaktion
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Gleich mehrere Beiträge der Republik, die Sie nicht gelesen haben.

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arrogante und falsche Antwort.

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Ich gehöre zu den Leuten, denen während der Pandemie eine Depression diagnostiziert wurde. Aber ich wurde nicht depressiv wegen der Pandemie, sondern weil Probleme, die schon davor bestanden, durch den zusätzlichen Stress sich verstärkt hatten und die üblichen Bewältigungsstrategien wegen dem Social Distancing nicht mehr funktionierten.
Ich habe mich mehrmals von den Massnahmengegnern "missbraucht" gefühlt, weil sie behaupteten im Sinne einer Gruppe zu sprechen, ohne diese jemals zu fragen. Ja, die Massnahmen waren und sind unangenehm, aber ich hatte jede Verschärfung begrüsst, weil ich wusste, dass dadurch die Dauer der Pandemie, über alles gesehen, verkürzt.
Nur weil es mir bescheiden ging, hatte ich nicht den Sinn für Logik und Vernunft abgeschaltet, etwas was ich von Wirtschaftsvertretern und einigen Politikern nicht sagen kann.

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Merci, Frau H., dass Sie Ihre Erfahrungen und Gedanken mit der Republik-Community teilen. Ich hoffe sehr, dass die üblichen Bewältigungsstrategien wieder besser funktionieren und wünsche Ihnen alles Gute.

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Student der Geschichtswissenschaften
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Danke für diesen Beitrag. Insbesondere die Aussage, dass jene Akteure (bspw. FDP oder SVP), die sich zuvor nie um die Thematik der psychischen Gesundheit gekümmert haben, nutzen das Thema für ihre Agenda, finde ich besonders wichtig. Gleichzeitig sind es diese Akteure, welche sich ansonsten wenig für den Gesundheitsausbau interessieren und „das Hamsterrad der Meritokratie“ antreiben. Es geht ja stets um möglichst viel Profit.

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Sehe ich auch so!
Und genau diese Akteure wehren sich mit allen Mitteln gegen eine Verbesserung der Anstellungsbedingungen der MitarbeiterInnen im Gesundheitswesen, denn die haben wirklich besonders stark unter den Bedingungen während der Pandemie gelitten......und es ist noch nicht vorbei!
Dafür setzt man sich immer noch wehement dafür ein, den Gesundheitssektor und die Alterspflege zu Privatisieren.....mit den bekannten Folgen (siehe Artikel in der REPUBLIK).
Danke für diesen aufschlussreichen Bericht.

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Ergibt in dieser Ideologie ja auch Sinn: Wenn der Markt läuft, kann ja nichts falsch laufen, was nicht eh bald durch den Markt gelöst wird.

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Verband Tel143 - Die Dargebotene Hand
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Danke für diese spannende Analyse. Aus unserer Sicht kann hier noch keine abschliessende Beurteilung vorgenommen werden. Die Pandemie läuft noch, und die hier eingeschlossenen Studien decken wohl noch nicht den Zeitraum bis und mit Lockerung der Massnahmen im 2021 ab.
Nichtsdestotrotz decken sich die wesentlichen Erkenntnisse auch mit unseren Erfahrungen bei Tel143, dem Sorgentelefon der Schweiz.

Eine gute Übersicht bietet auch die am 12.7.21 publizierte Analyse «Der Einfluss der COVID-19-Pandemie auf die psychische Gesundheit der Schweizer Bevölkerung und die psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgung in der Schweiz». Hier der Schlussbericht zu diesem BAG-Mandat: https://www.bag.admin.ch/bag/de/hom…-2021.html.

Klares Fazit: vor allem vulnerable Gruppen, die schon vor Corona mit vielen Herausforderungen zu kämpfen hatten, sind von der Krise betroffen (Menschen, die Angehörige pflegen, mit Migrationshintergrund, mit niedrigem sozioökonomischem Status, in sozialer Isolation, Pflegepersonal, sowie Kinder, Jugendliche, und junge Erwachsene). Und: die Unterversorgung im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie/-psychotherapie bestand schon vor Corona und hat sich nun akzentuiert.
Bei Tel143 sehen wir seit Sommer 2020 ein beunruhigendes Level an Gesprächen zum Thema Suizid; glücklicherweise kann das Darüberreden helfen und Leben retten.

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Diese wichtigen Studien zeigen einerseits auf, dass gewisse populistische Behauptungen nicht haltbar sind, beschönigen aber andererseits auch nichts, sondern machen einmal mehr deutlich, dass sich durch die Pandemie mit ihren Folgen vorbestehende gesellschaftliche Probleme viel krasser gezeigt haben. Es geht nun darum, daraus die richtigen politischen Konsequenzen zu ziehen: Massnahmen gegen die zunehmende sozialen Ungleichheiten, Verbesserung der sozialen Situation von Menschen in ökonomisch schwierigen Umständen, Verbesserung perkärer Arbeitsbedingungen, Perspektiven für Jugendliche, Verbesserung des psychischen Gesundheitsangebotes usw. Solche grundlegenden Veränderungen werden aber einen schweren Stand haben, gibt es doch zu viele einflussreiche Kreise, die an grundlegenden Veränderungen nicht interessiert sind, sondern lieber ihre populistischen Süppchen weiter am Köcheln halten wollen.

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Völlig einverstanden- und endlich mal eine namhafte Verbesserung der Arbeitsbedingungen (und der Löhne) beim Gesundheitspersonal. Pandemie hin oder her.

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Gwunderer
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Die Isolation war für mich Gelegenheit zu Begegnung mit mir selbst statt mit anderen. Ich mochte nicht aufbegehren, sondern habe mich darauf eingelassen, zu beobachten, was mit mir in der Passivität geschieht. Ähnlich wie Wasser bin ich allmählich immer weiter in die Tiefe gesunken. Das war herausfordernd, teilweise schwer auszuhalten, teilweise wunderbar. Ich möchte die kostbare Erfahrung nicht missen. Ich habe Verständnis für wer sich das nicht zumuten will. Ich trage noch die gleichen Kleider; darunter hat sich einiges verändert.

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Merci für's Teilen Ihrer Erfahrungen!

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Es zeigt sich einmal mehr. Die Massnahmenhisteriker hatten in so ziemlich allem unrecht. Nichts was sie prognostizierten ist eingetreten. Weder wurden Chips implantiert, noch brachten sich alle um, weder ging die Wirtschaft zugrunde noch wurde die Diktatur eingeführt. Es starb niemand an einer Maske und auch tranken Eliten mehr Kibderblut.
Was hingegen eintrat ist die Übersterblichkeir, die deutlich höher als in anderen Ländern ist, tausende Long Covid Opfer und hunderttausende trauernde und mitleidende Angehörige.
Speziell in der Schweiz ist auch, dass die Politik auf die lauteste Gruppe hört: Auf die Panikmacher Platzer, Bigler, Economiesuisse ubd SVP sowie die Verschwörungstheoretiker. Es fragt sich warum? Es fragt sich auch warum die Medien all diesen Gruppen eine Plattform bieten ihre Märchen zu verbreiten. Den Opfern hingegen gibt man keine Stimme.

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Es wäre interessant zu wissen, welche Umstände mehr Stress verursachten und welche eher der Entspannung förderlich waren. Die Autorin deutet einige an. Es bleibt für den Moment eine Vermutung, aber es dürften die Existenzängste überwiegen. Verliert man den Job? Findet man nach der Ausbildung einen Job? usw. Und die Entspannung resultierte wohl aus dem Gegenteil, nämlich dem ständig schneller drehenden Hamsterrad wenigstens teilweise und temporär entrinnen zu können.
Müsste die Schlussfolgerung nun nicht sein, die positiven Aspekte genauer zu untersuchen und Massnahmen umzusetzen, auch ohne Corona, welche unseren Stresslevel senkt? Was wahrscheinlich in direktem Zusammenhang steht mit unserer Lebenszufriedenheit?
Wenn es vor allem die Existenzängste sind, an denen wir arbeiten müssen, könnte doch eine Art Existenz-Versicherung helfen. Mittels eines Grundeinkommens könnte dies sehr elegant und unbürokratisch organisiert werden. Während des Lockdowns hätte dies jedenfalls massiv geholfen.

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Theologe & Religionspädagoge
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· editiert

Absolut. Vielleicht könnte man es auch so sagen: Wer in Lebensumständen lebt, denen er:sie vertraut, dass sie tragfähig sind und bleiben, hat in der Krise etwas gewonnen. Wer aber in ständiger Angst lebt, über den Tisch gezogen zu werden, kämpft immer noch mit dem Strudel.
Da flächendeckend alle nur erdenklichen „Schwimmhilfen“, Brücken und Rampen anzubieten, würde da vermutlich echte Not lindern - wie elegant auch immer.
Ein solides, gesichertes Grundeinkommen gehört da genauso dazu wie persönliche Wertschätzung und Erfahrungen von Selbstwirksamkeit.

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In verschiedenen Weltgegenden wurde ein Pandemie bedingtes Grundeinkommen ausbezahlt, natürlich mit grosser administrativer und bürokratischer Begleitung, und es wäre sehr interessant, dessen Einfluss auf den Stresslevel in Untersuchungen zu sehen.

Oder aber, und das wird sicher passieren, dass man die Einführung von erstmals monatlichen Kinderzulagen als bedingungsloses Grundeinkommen für Wenig-Verdienende in den USA wissenschaftlich begleitet.

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Hallo,
Der geschärfte Blick nicht nur auf das, was stresst und psychisch belastet, sondern auch auf die stress-senkenden Umstände, um daraus zu lernen: Ein sehr wichtiger Gedanke. Danke dafür.

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Kinder- und Jugendpsychiater:innen gehören zu den schlechtest bezahlten Aerzt:innen. Es gibt schon länger zu wenig Therapieplätze die über die Krankenkasse abgerechnet werden können.

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Danke für diesen Artikel, den werde ich wohl in einigen Gesprächen als Quelle benötigen...

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Leser
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Sehr interessant und auch für mich überraschend. Ging es in einer dieser 1000 Studien auch um die Auslastung von Psychiaterinnen und Psychologen? Ein gängies Narrativ ist ja auch, dass diese überrannt würden und mal als Patient:in monatelang auf Termine warten müsse. Gibt es hierzu Erhebungen aus der Schweiz?

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Da kann ich am Ihnen aus persönlicher Erfahrung eine Antwort geben: ich begleite bei meiner Arbeit junge Erwachsene, mit schwieriger Vergangenheit und meist psychichen Problemen. Einen Psychiater oder Psychologen zu finden, welcher regelmässige Termine anbieten konnte, war in den letzten anderthalb Jahren äusserst Zeitraubend und schwierig. Ob das alleine an COVID-19 oder zusätzlich an weiteren Faktoren liegt, kann ich nicht abschliessend beurteilen. Soweit ich, wie auch meine Teamkolleg*innen, bei der Arbeit, das erleben, wurde es jedoch deutlich schwieriger, einen Therapieplatz zu finden.

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Hallo Herr R. et al.,

Merci für das Feedback, die Fragen und den regen Austausch!
Ich weiss vom Schiff aus von keinen grösseren Datensätzen oder Studien spezifisch zur Auslastung von Psycholog*innen und Psychiater*innen. Was mir bzw. uns als Redaktion bekannt ist, ist, was oben auch schon einige von Ihnen erwähnt haben: Therapieplätze gibt es generell eher wenig. Wenn der Bedarf also – z.B. pandemiebedingt – steigt, braucht es wenig, bis die Auslastungsgrenze erreicht ist.

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Mein 17jähriger Sohn brauchte im vergangenen Winter psychiatrische Hilfe wegen einer aus dem Ruder laufenden Depression (die neu war) und es haben uns alle Ärzte in Notfall, Klinik und Ambulatorium gesagt, es wäre derzeit besonders schwer, Klinik- und Therapieplätze für Jugendliche zu finden. Er war dann auf einer Erwachsenenstation. Ich habe schon den Eindruck, dass die Pandemie für die Jungen schwer ist, psychisch. Es ist so vieles weggefallen, was zu einer Jugend dazugehört! Was ich nicht verstehe: wenn doch alle so besorgt sind um die psychische Belastung der Menschen: warum wird dann nicht das Hilfsangebot deutlich aufgestockt? Das wäre in dem Fall doch sinnvoller, als an den Coronamassnahmen rumzukritisieren.

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Das ist eine einfach zu beantwortende Frage. Weil den Akteuren, welche so lautstark diese Problematik betonen, nichts ferner liegt, als diese Probleme anzugehen. Denn das würde bedeuten, dass mehr Geld und Engagement in die Vermeidung von Armut und die Unterstützung von wenig Privilegierten investiert werden müsste.
Die Probleme sind ja nicht durch die Corona-Massnahmen entstanden, sondern es wurden bestehende Missstände verstärkt und sichtbarer.
Die bürgerlichen Politiker wollten einfach keine Einschränkungen der Geschäftstätigkeiten. Der Tod von ein paar tausend ihnen unbekannter Menschen stört sie ganz offensichtlich nicht im Geringsten. Genauso wenig stört es sie, wenn im Courant normal zahlreiche Menschen an den Rand der Belastungsgrenze gedrückt werden, während sie hart an der Befriedigung der Wünsche der Wohlhabenden arbeiten.

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Es gibt einen grossen Personalmangel in der Psychiatrie und Psychotherapie, besonders für Kinder und Jugendliche. (Hinzu kommt, dass die von Fachpsychologen ausgeübte Psychotherapie nicht von der Grundversicherung anerkannt war und noch bis Januar 2022 nicht ist. Wo eine Psychotherapeutin delegiert von einer Psychiaterin arbeitet, bezahlt die Krankenkasse die Psychotherapie ebenfalls aus der Grundversicherung. Die langjährigen Ausbildungen erfolgen berufsbegleitend nach dem Masterabschluss an einer Universität.)

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Im Bereich der KJP war es schon vorher schwierig, und die Pandemie hat es noch schwieriger gemacht.

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Meine persönliche Erfahrung widerspricht der Kernaussage des Artikels. Auch in meinem sehr nahen Umfeld kenne ich drei Leute, die dringend eine Psychotherapie benötigen, aber keine Therapeut:innen finden. Eine Freundin von mir fand eine Therapeutin, diese hat ihr jedoch immer wieder den Termin abgesagt, weil sie selber krank wurde. Sie hat sie schliesslich vor die Tür gesetzt, sie soll jemand anderes suchen oder ins psychiatrische Ambulatorium, dort müsse man sie aufnehmen. Das Ambulatorium jedoch hat ihr erst in zweieinhalb Monaten den ersten Termin angeboten. Und das 13-jähriges Mädchen in der Nachbarschaft wurde suizidal und musste wochenlang in die Klinik – sehr traurig. Solche Fälle gibt es wirklich viele, wie mir bekannte Psychotherapeuten bestätigen. Alles übertrieben, den Menschen gehts doch prächtig?

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Ich habe immer wieder gelesen, dass Jugendliche ohne Shopping und Partys depressiv wurden. Müsste man sich da nicht fragen, wo der berühmte Hund tatsächlich begraben ist?

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Hallo Herr Gadient,
Gemäss den Forschenden, die sich hiermit beschäftigt haben, geht es sehr stark um die sehr unsicheren Zukunftsaussichten: Eine Lehre finden, ein Studium beginnen, etc.

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Das habe ich auch gemeint - die oberflächliche, teils schludrige Berichterstattung. Partys und Shopping gibt natürlich mehr Klicks als Lehrstelle und Studium.

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Ich weiss nur aus mehreren Quellen, dass es zur Zeit extrem schwierig ist, Psychotherapeuten oder psychiatrische Hilfe für ein Kind oder einen Jugendlichen zu erhalten. Alle Kinder- und Jugendtherapeuten und -psychiater sind total überlastet. Und ich habe noch nie mit soviel anderen Eltern gesprochen, die Hilfe für ihr Kind suchen, wie in den letzten Monaten.

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…was vermutlich daran liegt, dass viele Eltern ihre Kinder im Lockdown richtig sehen lernten. Es lässt sich bei so viel Nähe viel schlechter ignorieren, dass ein Kind Hilfe braucht.

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Nein, wenn ein Kind zum Beispiel die Schule verweigert, lässt sich das nicht ignorieren. Die Probleme von Kindern und Jugendliche die aus dem Lockdown resultieren lassen sich nicht so einfach wegreden. Auch wenn die Massnahmen notwendig waren, haben sie langfristige Kollateralschäden hinterlassen.

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Anna Miller
Journalistin & Psychologin
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Sehe ich das falsch, oder geht es in allen besagten Studien um den kurzen Zeitraum März 2020 plus ein paar Monate? Sprich: Langzeitwirkungen nicht berücksichtigt. Plus: Menschen sind in Akutmomenten oft erstaunlich resilient, was nichts über generelle Stabilität aussagt. Die psychiatrische Uniklinik Zürich hat bei Kindern und Jugendlichen seit Monaten ungebrochen einen Anstieg an schweren Notfällen. Die Aussage des Artikels ist also legitim, über den Durchschnitt hinweg auch korrekt - es sollte aber nicht vergessen werden, dass diese Aussagen für vulnerable Gruppen, u.a Kinder und Jugendliche, Frauen usw. nur bedingt gelten und die frohe Botschaft nicht darüber hinwegtäuschen sollte, dass unsere psychische Gesundheit grundsätzlich auf sehr hohem Niveau anfällig ist - wir leben mitten in einer mental health crisis des Westens, schon vor Corona.

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Hallo,
Die Hauptaussage geht auf eine Review von rund 1000 Studien zurück, von denen viele Anfang 2021 publiziert wurden. Der Zeitraum ist also hierdurch beschränkt; bis eine grössere Zahl Studien publiziert sein wird, die sich auf längerfristige Datenerhebungen stützen können, wird noch etwas Zeit vergehen.

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Das ist dann halt schon noch ein grosses ABER. Mein persönlicher nicht wissenschaftlich fundierter Eindruck in meinem Umfeld war, dass der erste Lockdown für viele als befreiender "Slowdown" empfunden wurde (wenn man nicht gerade akut konkret am eigenen Portemonnaie betroffen war). Dann aber mit der zweiten Welle, dem einsetzenden Winter etc. dem zweiten Tiefschlag nachdem das zu Hause sitzen "gnüegelet" hat, so richtig der Hammer kam. Ich habe vergangenen Herbst ein Zweitstudium angefangen (bin 36). SEHR viele meiner jüngeren KommilitonInnen kämpfen momentan mit Mental Health Issues. Der Artikel schlägt teilweise zwar einen vorsichtigen Ton an, der untersuchte Zeitraum der publizierten Studien scheint mir aber schon nicht so geeignet, hier zum grossen Frohlocken und "stimmt alles im Fall gar nicht" anzusetzen. Gerade bei psychischen Herausforderungen, die sich über Monate und Jahre aufbauen (und abbauen) und nicht durch eine einzige politische Massnahme aus- oder aufgelöst werden.

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Ein guter Artikel, vielen Dank! Was mir aber fehlt, sind die Suizid-Zahlen in der Schweiz in den letzten Jahren bis zu den aktuellsten Zahlen inkl. Pandemie-Zeit. Das wären harte Fakten, bei einem Argument, das oft von Massnahmen-Gegnern aufgeführt wurde (natürlich blieben sie einen Beleg immer schuldig).
Diese Zahlen ausfindig zu machen, wäre doch im Rahmen eines solchen Artikels gut möglich?

Edit: sorry, ich hab den Link zu higgs übersehen! Natürlich lesenswert:
https://www.higgs.ch/wie-viele-mens…ona/42160/

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Chefredaktion
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Darüber haben wir am 9.4. ausführlich berichtet. Die Zahl der Suizide hat bis zu diesem Zeitpunkt nicht zugenommen.

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(natürlich blieben sie einen Beleg immer schuldig)

Können sie gar nicht liefern - das BFS hat immer etwas länger mit der Aufarbeitung, ein nationaler "Beweis" oder "Gegenbeweis" dauert also etwas.
Die kantonalen Polizeistatistiken existieren dagegen, die kann man öffentlich einsehen (z.B. Bern), und da ist es, wie die Redaktion bereits erwähnt hat, stabil. Fairerweise muss man sagen, dass Suizid selten ein on/off-Fall ist - von den Problemen zur Handlung dauert es einige Zeit. Ein "Bump" im 2021 wäre denkbar.

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Suizid per Autounfall ist nicht ganz selten, und man vermutet eine relativ hohe Dunkelziffer. Anders gesagt: in jeder Statistik tauchen nur die Suizide auf, die auch als solche erkannt werden.
Aber: Suizide haben in der Regel eine längere Vorgeschichte. Ohne es belegen zu können, glaube ich aktuell nicht an eine auffällige Erhöhung. Oder zynisch gesagt, die pandemische Situation dauert noch zu wenig lang, um sich in der Suizidstatistik abzubilden. Jeder Suizid(versuch) wirft zudem komplexe Fragen auf, monokausale Erklärungsversuche greifen in aller Regel zu kurz. Man muss sich aber auch nicht suizidieren, um zum Ausdruck zu bringen, dass man an einer Situation stark leidet, aus welchen inneren oder äusseren Gründen auch immer.
Was ich in meiner Arbeit häufiger begegne als früher, vor allem bei jungen Menschen, ist ein Verlust oder zumindest eine gewisse Einengung der Zukunftsperspektive. Aber wie schon andernorts gesagt: eine Instrumentalisierung körperlichen oder seelischen Leidens zu politischen Zwecken lehne ich ab, und möchte das weder als Argument für noch gegen etwas verstanden wissen. Nur als Illustration, dass die Pandemie vielfältige Belastungen mit sich bringt. Das liegt mMn in der Natur der Sache. Es zu belegen, braucht keine Studien. Und wie die Bewältigung im individuellen, konkreten Fall gelingen könnte, findet man (leider) auch in keiner.

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Ob wir Druck als Stress empfinden hängt auch damit zusammen wie positiv wir dazu eingestellt sind, ob wir Erfolg haben und wie viel Kontrolle über unser Leben wir zu glauben haben. Massnahmen, deren Sinn wir einsehen und die auch funktionieren sind einfacher zu ertragen als solche die wir als schädlich oder ineffektiv ansehen.

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Lucia Herrmann
Community @ Republik
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Das hat jetzt nichts mit Ihrem Kommentar zu tun, aber darf ich fragen, warum Sie ein Katzenfoto als Profilbild haben?

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Ich möchte ein Zeichen setzen für das Recht auf Pseudonymität, dafür dass im Internet nicht immer alles so ist wie es scheint und für eine Ikone aus der Urzeit des Internets (https://en.wikipedia.org/wiki/On_th…27re_a_dog).

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Ich weiss nicht, ob ich alles genau verstanden habe, aber mir ist aufgefallen, dass die Hauptaussage auf eine Studie zurückgeht vom April 2020. Vielleicht wären die Resultate anders ausgefallen, wenn es um Daten von z.B. Januar/Februar 2021 gegangen wäre.

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Hallo,
Die Hauptaussage geht auf eine Review von rund 1000 Studien zurück, von denen viele Anfang 2021 publiziert wurden. Das Interessante daran ist, dass das Resultat sehr stabil ist. Einzelne Datensätze vom Anfang des Jahres sind selbstverständlich auch interessant, aber erlauben natürlich eine weniger breite Aussage. (Bis im eine grosse Zahl Studien zu 2021 erscheint, wird es noch eine Weile dauern).

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Bei uns war's es ja nicht mal im Ansatz so einschneidend wie in irgendwelchen anderen Laendern ausser Schweden. In Italien musste man ein ausgedrucktes und unterschriebenes Formular dabei haben, was man jetzt grad draussen zu suchen habe. Die einzige Moeglichkeit rauszukommen, ohne einzukaufen, Arztbesuch, oder so, war einen Hund zu besitzen, oder zu mieten.

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Auch da müssten noch mehr Antworten ran: Welche Massnahmen nützen wann, wie am Besten? Mir war manchmal echt mulmig bei unseren lockeren Massnahmen, aber natürlich war ich auch froh konnte ich raus in die Natur und Velofahren gehen, anstatt nur in meiner Nachbarschaft stecken zu bleiben.

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Schöne Auflistung, danke dafür. Was mir weniger gefällt, ist der ideologische Drall: kaum steigen die Fallzahlen, klemmt die Republik ein Auge zu. Konkret meine ich damit bspw. die Aussage, dass psychische Krankheiten nicht für politische Zwecke missbraucht werden sollten. Die unterschreibe ich sofort, ABER dann sollte man auch so aufrichtig sein, den gleichen Grundsatz auch auf körperliche Leiden anzuwenden. Solange hier extrapolierte Drohszenarien sorgfältig ausgemalt werden und jedes belegte Intensivbett berichtenswert scheint, sobald ein*e Corona-Patient*in darin liegt, sonst aber nicht, stört mich die Einseitigkeit.
Dass die Mehrheit der Menschen resilienter ist, als gewisse Narrative uns weismachen wollen, ist schön, ändert aber nichts daran, dass wirtschaftlich gut Situierte Belastungen besser wegstecken können als jene, für die der Existenzkampf an sich schon härter ist. Dass diese Realität unter Pandemie- und Massnahmebedingungen noch deutlicher zutage tritt, war zu erwarten. Eine Existenzsicherung, die weder von der körperlichen noch der psychischen Leistungsfähigkeit abhängt, schiene mir absolut bedenkenswert.

Eine sprachliche Anmerkung am Rand: eine Levis in neuer Grösse brauchen wohl weniger 25% aller Konsumenten als vielmehr 25% aller Levis-Kund*innen.

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Ideologischer Drall? Wo sehen Sie das denn?

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Ängste bewirtschaften ist pfui, wenn es die Rechte macht. Ängste bewirtschaften ist hui, wenn es von linker Seite kommt.
Dieser Widerspruch kann einen stören oder man klemmt ein Auge zu. Das kann jede*r halten, wie sie will. Zumindest im privaten Umfeld. An ein journalistisches Produkt habe ich einen etwas anderen Anspruch.
Ob das jetzt verständlich genug war?

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Ich möchte mal nichts mehr über die Pandemie hören, lesen, sondern wieder LEBEN !

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So ergeht es wohl anderen mit Armut, Migration, Kriegen, Menschenrechten, Klima, Drogenopfern, Bankenskandalen. Trotzdem gehen sie nicht weg.

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Dann wünsche ich Ihnen heute einen wunderbaren, sonnigen Sommerbeginn!

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Debattante
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Mein Eindruck bestätigt sich weitgehend - danke für diese "harten Daten" zu einer kulturellen Erfahrung, die ich wie andere hier als erholsam und bereichernd erlebt habe!

Meine Frage an die Autoren ist, weshalb vom "Shutdown" die Rede ist und nicht vom "Lockdown": Die beiden Bezeichnungen meinen ja längst nicht dasselbe. Ein Lockdown ist weitaus weniger einschneidend als ein Shutdown (... wenn praktisch gar nichts mehr geht ausser das Lebensnotwendige); er erlaubt den Betroffenen noch einiges mehr an Bewegungsfreiheit.

Sollte hier beides gemeint ist als potenzielles "Massnahmepaket" (ungeachtet der nationalen und regionalen Unterschiede, einfach mit der Schweiz als verallgemeinerbarem Beispiel), dann lässt sich Shutdown gut als Überbegriff lesen ... und macht dann nur schon aufgrund der Alliteration im Titel Sinn :)

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Lockdown wäre Hausarrest.
Den hatten wir in der Schweiz zu keinem Zeitpunkt.

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Lockdown-shutdown? In der Sendung 100 Sekunden Wissen werden die Begriffe erklärt (Radio SRF) Für die Schweiz käme dann der Ausdruck " teilweiser Shutdown" in Frage . https://www.srf.ch/audio/100-sekund…d=11744124

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Ich verwende immer den Begriff Shutdown: Es waren in der Schweiz zeitweise viele Institutionen und Geschäfte geschlossen und es gab Kontaktbeschränkungen, aber jede und jeder durfte jederzeit nach draussen – und sich um so viele Kilometer von daheim entfernen, wie er/sie wollte. Das scheint mir ein zentraler Unterschied zu einem Lockdown, und diesen Unterschied zu betonen ist mir wichtig.

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Debattante
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Danke für die Erklärung!

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ich frage mich schon, was das Ziel dieses Artikels ist: Sollen wir uns weniger um die Nebenwirkungen der Pandemie sorgen, um die Maßnahmen besser zu akzeptieren? Viele Nebenwirkungen bzw. Kollateralschaden der Massnahmen werden sich erst in ein paar Jahren zeigen: Bildungsrückstand der Schüler und Studenten, allgemeine Immunschwäche wegen Nicht-trainieren des Immunsystems, Schwächung des demokratischen Systems wegen im Schnellverfahren genehmigten Shutdown usw. Gerne dann wieder eine objektive Übersicht der Folgen des Shutdowns. Schlussfolgerungen im jetzigen Zeitpunkt sind verfrüht einer kritischen Zeitung wie die Republik nicht würdig. Erinnert eher an regierungstreuen Staatsjurnalismus.

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Chefredaktion
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Journalismus hat kein Ziel, das über Aufklärung und die Herstellung einer informierten Grundlage für Ihre persönlichen und politischen Entscheidungen hinausgeht. (Siehe Manifest der Republik). Wenn Interessenvertreter monatelang ohne jede Evidenz psychische Erkrankungen instrumentalisieren, um ihre wirtschaftlichen oder anderweitigen Interessen durchzusetzen, dann sind die fundierten wissenschaftlichen Ergebnisse einer weltweiten Studie zum Thema Psyche relevant, um einen klaren Blick zu haben. Das sind harte Daten und keine gefühlten Wahrheiten, was sie damit maximal objektiv macht. Sie stehen mit den von Ihnen geäusserten weiteren Gedanken zu allfälligen langfristigen Folgen auch in keinem Dissens. Wie im Beitrag steht, wird da noch viel Erkenntnis dazu kommen in den nächsten Jahren. Komisch ist allerdings, wenn alles, was nicht ins eigene Weltbild passt, quasi als Manipulation diffamiert wird. Das ist ziemlich das Gegenteil einer aufgeklärten Haltung. Liebe Grüsse und gutes Wochenende!

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Genau diese Aussage sehe ich als problematisch an:
"Wenn Interessenvertreter monatelang ohne jede Evidenz psychische Erkrankungen instrumentalisieren, [...]"
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat relativ früh darauf aufmerksam gemacht, dass bei jungen Menschen psychische Auffälligkeiten einhergehend mit Esstsörungen zu beobachten sind.
Hierzu wurde auch eine Studie veröffentlich:
"Impact of the COVID-19 pandemic on quality of life and mental health in children and adolescents in Germany"
https://link.springer.com/article/1…21-01726-5
Und die in dem hier von der Republik veröffentlichen Artikel wird auch vermerkt, dass die dargestellten "fundierten wissenschaftlichen Ergebnisse einer weltweiten Studie zum Thema Psyche " mitsamt der "harte Daten" (Anm.: meinen Sie valide Daten?) Raum für Interpretationen lassen.
In der Wissenschaft ist es grundsätzlich üblich Aspekte/Aussagen als interpretierender Natur zu verstehen respektive zu behandeln. Dies wird in dem Republik-Artikel auch so beschrieben:
"Schnitt und Mehrheit dürfen also nicht darüber hinweg­täuschen, dass das vergangene Jahr für viele Menschen Leid, Verlust und Verzweiflung brachte."
Man sollte sehr vorsichtig sein, all dies, was nicht in das eigene Weltbild passt, als "gefühlte Wahrheiten" zu bezeichnen (diffamieren?).
Auch wenn ich Ihre gefühlte Wahrheit verstehe, dass gewisse Kreise das Leid von bestimmten Personengruppen zu instrumentalisieren versucht. Sollten wir dennoch respektvoll bleiben und das empfundene Leid als solches anerkennen.

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Die Behauptung, dass die psychischen Folgen der Massnahmen gegen Covid-19 schädlicher seien als Covid-19 selbst, ist selbstverständlich Habakuk. Aber anzutreten, um solche Aussagen zu widerlegen, und diese Absicht dann zu leugnen, ist, pardon Herr M., auch nicht viel schlauer.

dann sind die fundierten wissenschaftlichen Ergebnisse einer weltweiten Studie zum Thema Psyche relevant, um einen klaren Blick zu haben. Das sind harte Daten und keine gefühlten Wahrheiten, was sie damit maximal objektiv macht.

Um solche Behauptungen einzuordnen, muss man ein bisschen etwas davon wissen, wie solche Meta-Analysen entstehen. Gemessen werden kann nur, was in Zahlenform zu bringen ist. Dazu muss menschliches Erleben auf kleinste Einheiten heruntergebrochen werden. Ein positiver oder negativer Antikörpertest zeigt einen Zustand unmittelbar an, aber was sagt eine Lebenszufriedenheit von 5.75 aus? Und wenn ich mich zurückerinnere, war es vor einem Jahr dann 6 oder 5.5? Oder vielleicht nur eine 4, weil ich gerade Liebeskummer hatte und alles grau und düster schien, während ich heute einfach nur froh bin, dass meine Familie bis jetzt gesund geblieben ist, meine Eltern geimpft sind, mein Arbeitsplatz nicht verloren ging, meine Kinder sich unproblematisch entwickeln? Und wie war mein Stresspegel vor einem Jahr schon wieder? Hatte ich mehr Stress als heute, oder weniger, oder gleich viel? Arbeitsbezogen, beziehungsmässig, wirtschaftlich, gesundheitlich? Welche Veränderung bewirkt die zeitliche Distanz zwischen erinnertem und aktuellem Erleben? Und was hat das mit Corona zu tun? Eben.
Wir neigen dazu, Zahlen für objektiv zu halten. Vielleicht umso stärker, je weniger wir ihre Erhebung verstehen. Wo es um inneres Erleben geht, lassen operationalisierte Konstrukte gewisse Vergleiche zu, bilden aber im besten Fall winzige Ausschnitte der Wirklichkeit ab. Und eignen sich in keiner Weise für ideologische Grabenkämpfe.

Nach mehr als 100 Jahren Forschung ist man sich in der Wissenschaft bspw. über die Operationalisierung von Intelligenz als meistuntersuchtem Konstrukt immer noch nicht einig. Die gemessenen Werte hängen von der dahinterstehenden Theorie ab, die mitgeliefert werden muss, um die Resultate einzuordnen.

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Wie Sie den Artikel und die darin aufgeführten Erhebungen als Beleg dafür hernehmen können, dass der Hinweis der Coronamassnahmen-Kritiker auf psychische Belastungen unbegründet seien und durch keine Fakten zu erhärten, dann bin ich ratlos. Denn der Text weist explizit darauf hin, dass jene "Schichten" unserer Bevölkerung, welche eh schon existenzielle Schwierigkeiten haben, nun extrem belastet sind - und dazu gehören auch wesentliche Teile der jungen Generation. Ich kenne keinen Fachmann für psychologische Hilfestellungen an Jugendliche, der nicht betonte, dass die Belastungen sehr stark zugenommen haben. Und da geht es um die Jungen, die das Leben noch vor sich haben, das wir ihnen mit den Folgen der letzten 16 Monate in jedem Fall und in verschiedenster Weise sehr schwer machen.

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Hervorragend analytischer Artikel. Mir kam der laute Ruf, die Massnahmen seien schlimmer als Corona stark interessengetrieben vor. Würde man noch aus den Statistiken die herausrechnen, die wirtschaftlich unter Druck kamen, könnte sich erweisen, dass Stress abgebaut und Wohlfühlen gesteigert wurde.

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Uns geht es im Durchschnitt mental also gar nicht schlechter? Man erlaubt sich "Zufriedenheit" zu schreiben. Und möchte dies mit einer stabilen Zahl untermauern.

Wenn das Gallup-Institut die Lebens­zufriedenheit für 2020 mit einer 5,75 angibt - dann kann man auch fast sagen, dass wir nicht noch unzufriedener geworden sind. Aber resillient eine Zufriedenheit beibehalten haben? Gewagte Aussage.

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Wenn psychische Krankheiten plötzlich Extravertierte trifft, wird geschrien wie am Spiess.

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Psychische Krankheit trifft nie plötzlich.

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Ich habe nicht gebrüllt, was auch immer das heissen mag. Die soeben von Ihnen erwähnten Artikel sind wichtig. Ich hätte es schön gefunden, diese auch in die neuesten Artikel einzubauen, damit die Relativierung nicht so einseitig ausfällt. Für mich ist immer der aktuellste Artikel der am tatsächlich aktuellste. Darum erachte ich einen Hinweis auf was für die einen ein privilegierter Segen ist, kann für die anderen Hölle sein als wichtig. Beste Grüsse zurück.

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