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Ein Aspekt sollte hier auch bedacht werden, wenn es um die Regionalmedienlandschaft in der Schweiz geht: Christoph Blocher hat vor ein paar Jahren zahlreiche regionale Gratisblätter aufgekauft, heute besitzt er 29 Titel in 19 Gebieten (https://swissregiomedia.ch/medien). In diesen Zeitungen schreibt Herr Blocher regelmässig seine "Kolumne des Verlegers", kurz und knackig schimpft er gegen Asylsuchende, die volle Schweiz, die EU, das Stromgesetz und vieles mehr.
Sie schreiben in Ihrem Artikel von Studien, die einen Zusammenhang zB zwischen dem Erstarken der AfD und dem Zeitungssterben in der jeweiligen Region vermuten. (Auch in den USA). Man sollte solche Zusammenhänge auch in der Schweiz untersuchen. Denn vielleicht hat das Erstarken der SVP z.B. im Kantonsrat St. Gallen vom 3. März mit 7 zusätzlichen Sitzen unter anderem mit den Blocher-Zeitungen zu tun, davon gibt es in diesem Kanton nämlich 7 Blätter. Gratis in den Briefkasten. Jede Woche. Bestimmt denken viele dieser Leserinnen, sie seien gut informiert. Gratis.

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Dennis Bühler
Autor Bundeshaus
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Liebe Frau H., es ist gut möglich, dass zutrifft, was Sie schreiben. Leider fehlt es hierzu allerdings an verlässlicher wissenschaftlicher Forschung. Für die einzige Studie, die mir bekannt ist, hat der – betont Blocher-kritische – «Verein für Medienvielfalt» rund um den emeritierten Uni-Zürich-Medienprofessor Heinz Bonfadelli von März 2017 bis Dezember 2018 insgesamt 93 Ausgaben der «Winterthurer Zeitung» analysiert, die durch den Kauf der Zehnder-Medien an Christoph Blochers Regiomedia gefallen war. Die Zeitspanne umfasste somit ein halbes Jahr vor der Übernahme des Titels und sechzehn Monate danach.

Das Fazit der Studie: Das Gratis-Wochenblatt habe seine inhaltliche Ausrichtung nach der Übernahme stark geändert – es habe danach häufiger über Politik und viel mehr über die SVP berichtet als vorher. «Wurde die Partei im halben Jahr vor der Zeitungsübernahme lediglich in vier Prozent der Artikel erwähnt, lag dieser Anteil danach bei 30 Prozent, wobei die SVP kurz vor den Stadt- und Gemeinderatswahlen in Winterthur vom 8. März 2018 mit 62 Prozent Anteil den Spitzenwert erreichte. Ende 2018 lag der Anteil der SVP bei 56 Prozent.» (Zitat aus der Meldung der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vom 22. Januar 2019, https://www.watson.ch/schweiz/medie…tung-kauft)

Beste Grüsse aus Bern, Dennis Bühler

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freundlichen Dank, lieber Herr Bühler, für Ihren Beitrag, insbesondere den Verweis auf die Studie rund um Herrn Bonfadelli. Ganz so falsch liege ich also nicht mit meiner Vermutung. Beste Grüsse aus Zürich+St. Gallen

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Danke für den Kommentar, der aufzeigt, mit welchen Mitteln, Meinungsbildung gemacht wird und welche Auswirkungen sie vermutlich hat.

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Tobias Oetiker
Full Stack Engineer
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Ich wohne in Olten und bin Mitglied von Olten jetzt!, einer Stadtpartei. Wir haben aktuell 15 % der Sitze im Stadtparlament. In Olten gibt es viele engagierte Leute im Kulturbereich, aber auch hier ist die Presselandschaft ziemlich ausgetrocknet.

Im März ist eine weitere Publikation offline gegangen. CH Media hat den Oltner Stadtanzeiger dicht gemacht. Als kleines Gegengewicht, machen wir von Olten jetzt! nicht nur Stadtpolitik im Parlament sondern schreiben auch ausführlich darüber in einem Newsletter.

Natürlich ist das nicht vergleichbar mit den Ansprüchen einer redaktionell unabhängigen Zeitung, aber wir bemühen uns um qualitativ hochstehende Inhalte (inklusive Lektorat).

So gibt es in Olten immerhin eine zusätzliche öffentliche Stimme neben den Medienmitteilungen der Stadtkanzlei, dem Oltner Tagblatt (CH Media) und der Neuen Oltner Zeitung ("Blocher Media").

Der politische Newsletter von Olten jetzt!

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In meiner Region hat sich die lokale Zeitungslandschaft auch massiv ausgedünnt. Hinzugekommen ist die Onlinezeitung Linth24. Dieses stellt sich als Opposition gegen Regierungs-Elite und Mainstream-Zeitung dar.

Das ist aber nichts positives, weil dahinter der Millionär und rechte Scharfmacher Bruno Hug steckt. Die Redaktion hält sich in keiner Weise an Journalistische Standarts — sie sind auch keine ausgebildete Journalisten. Es dient einzig als Sprachrohr und Meinungsmacher für einen machthungrigen Reichen

Ich frage mich, ob das anderswo auch so zu beobachten ist? Wie viele der Zeitungen, Radios und Online Zeitungen werden von den Reichsten kontrolliert? Gibt es dazu Berichte?

Weil solche „Zeitungen“ haben für mich nichts mit 4ter Gewalt zu tun. Sie dienen einzig dazu, die Übermacht des Kapital weiter durchzusetze.

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Dennis Bühler
Autor Bundeshaus
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Liebe(r) Anonym 3, ich habe aufgrund Ihrer Nachricht bei Medienwissenschaftler Daniel Vogler nachgefragt, einem der Autoren der in unserem Artikel zitierten fög-Studie zur «Verödung der Nachrichten­landschaft». Er schrieb mir: «Zu den Besitzverhältnissen von Schweizer Medien ist mir keine gesamtheitliche Studie bekannt.» Allerdings hat er mich auf eine sehr interessante Passage (Seiten 8/9) in einem Bericht hingewiesen, den er gemeinsam mit zwei Kollegen im vergangenen Jahr für das Bundesamt für Kommunikation verfasst hat und der online kostenlos zugänglich ist (https://www.zora.uzh.ch/id/eprint/2…t_2023.pdf). Es ging in diesem Bericht darum, erstmals eine systematische Bestandesaufnahme der Schweizer Onlinemedienlandschaft vorzunehmen, nachdem sich frühere Erhebungen ausschliesslich Radio-, Fernseh- und Print gewidmet hatten.

Nachvollziehbarerweise verzichteten die drei Wissenschaftler in ihrem Bericht darauf, aufzulisten, wem die insgesamt 358 aufgefundenen Onlinemedien gehören. Denn das aussagekräftigere Merkmal seien ihre «Kontrolleure», stünden in nicht wenigen Fällen doch grössere Organisationen bzw. Kontrolleure hinter den gegen aussen in Erscheinung tretenden Betreiber-Gesellschaften. «Beispiel: Besitzer des 'Berner Oberländer' ist die 'Berner Oberland Medien', deren Kontrolleur aber die TX Group ist.» Weil die Besitz- und Kontrollverhältnisse bei vielen Medien intransparent seien, vermochten die fög-Forscher lediglich eine Annäherung an die «tatsächlichen» Besitzerverhältnisse vorzunehmen. Ihr Ergebnis: Hinter den 358 Onlinemedien stehen 195 verschiedene Kontrolleure; auf die 10 Kontrolleure mit den meisten Angeboten entfallen 128 Onlinemedien (36%). Die Abbildung auf Seite 10 des Berichts zeigt die Machtkonzentration recht eindrücklich:

1.) CH Media – 47 Onlinemedien
2.) Christoph Blocher (Swiss Regiomedia AG) – 22 Onlinemedien
3.) TX Group – 21 Onlinemedien

Bemerkenswert: «Fast die Hälfte der Onlinemedien (48%) [wird] von Kontrolleuren aus drei Kantonen kontrolliert: Zürich (v.a. wegen des Hauptsitzes der TX Group), Aargau (v.a. weges des Hauptsitzes von CH Media) und Bern (kein klar dominanter Kontrolleur).»

Beste Grüsse aus Bern, Dennis Bühler

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Philipp Albrecht
Redaktor Wirtschaft
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Liebe:r Anonym 3, ich gebe Ihnen zumindest teilweise recht, da es einzelne Vermögende gibt, die Berichterstattung in ihrem Sinne produzieren lassen. Aber ich glaube, Sie tun auch einigen kritischen Journalistinnen unrecht, die in solchen Medien Herausragendes leisten und unvoreingenommenen berichten.

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Da haben sie recht. Selbst beim Beispiel der Linth24 gibt es gute unvoreingenommene Artikel. Auch habe ich pauschalisiert, was ich nicht wollte.

Im Fall der Linth24 - als Machtsystem betrachtet - legitimieren diese guten Artikel die regelmässigen Artikel, welche direkt oder indirekt aus Bruno Hugs Feder stammen.

Ich sehe die gesellschaftliche Kräfte-inbalance einfach nicht zwischen Staat und Volk, sondern zwischen Volk und Oligarchen. (welche ihre Macht teilweise aber nicht hauptsächlich über den Staat ausüben) Damit für mich die 4te Gewalt (noch) mehr ihrem Namen gerecht werden würde, müsste sie möglichst Komplett ausserhalb der Kontrolle der Oligarchen agieren können. Ein anderes Finanzierungsystem müsste her.

Darum abonniere ich die Republik. Aber solche (oder ähnliche) Unabhängigkeit müsste staatlich gefördert/gefordert werden und nicht ein Einzelfall für einige Journalismus-Nerds sein (nicht abwertend gemeint ;) )

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Nadja Zela
Musikerin
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Gerade bei diesem Artikel wieder eine Illustratorin zu beschäftigen, die in Rom lebt nervt mich einmal mehr. Vielleicht ist das jetzt etwas Off-Topic, aber es nervt mich schon lange und jetzt kommt es hier besonders schlecht an bei mir. Recherchieren über mangelnde Community im Lokalen und dann stets der NYTimes und dem New Yorker hinterherhöselen, wenns um die Aufmachung der eigenen Artikel geht. Ich finds peinlich und unsolidarisch von der Republik, dass man nicht die lokale IllustratorInnenszene fördert. Zumal wir mit der HSLU eine top Ausbildungsstätte haben für Illustration und massenweise grosse Talente hier, lokal … Für mich eine der grössten Schwächen der Republik. Manchmal löscht es mir schon beim Öffnen der App ab. Ich geh immer nachforschen, wer die Illustrierenden sind und sie stammen selten aus dem Inland.

Wahrscheinlich erhofft man sich Marketingmässig noch paar Followers bei Jungen, indem man trendy internationale Illustratorinnen beschäftigt. De Facto zerstört man munter den lokalen Arbeitsmarkt mit und vergisst, dass lokale Illustratorinnen eine Followerschaft haben, die mit der Verbreitung ihrer Arbeit der Republik wiederum wenigstens noch paar Verlegerinnen bringen könnte. Auf der Website der Illustratorin, die den vorliegenden Artikel bebildert hat sind Dutzende Medien aufgeführt … die Republik ist da allerdings nicht zu finden. Just sayin‘.

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Liebe Nadja Zela
Vielen Dank für Ihre Zuschrift und Ihre Beobachtung. Der ich gerne ein paar Dinge entgegenstellen möchte. Seit eh und je arbeiten wir mit einem internationalen Netzwerk. Dazu gehören neben nicht wenig Schweizer und Schweizerinnen, die regelmässig für uns illustrieren, eben auch internationale Illustrator:innen. Dieses Netzwerk gibt uns eine kreative Freiheit, die wir gerne nutzen, wir suchen die Illustrator:innen danach aus, was sie machen und ob sie für ein Thema geeignet sind und nicht für wen sie auch noch arbeiten oder wo sie wohnen. Das macht auch die von Ihnen erwähnte NYT oder der New Yorker so, auch die arbeiten mal mit Schweizer:innen zusammen obwohl sie in NY sitzen. Die Konkurrenz in diesem Gebiet ist global, weil Illustrationen ortsunabhängig angefertigt werden können - für die Illustrator:innen ist das nicht so gut wie für uns, aber ein Teil der Realität. Darauf habe ich gerade letzte Woche als Gastdozentin an der HSLU die angehenden Illustrator:innen aufmerksam gemacht, denn mir ist es wichtig, dass sich die Studierenden dessen bewusst sind.
Und von wegen hinterherhöselen, auch da gibt es Beispiele von Illustrator:innen, die in der Republik veröffentlicht haben, bevor sie vom New Yorker angefragt wurden. Karlotta Freier zum Beispiel, Till Lauer ebenso. Natürlich schauen wir uns andere Medien genau an, unsere Inspirationen nehmen wir aus allen möglichen Quellen - gut gemachte Medien sind nur eine davon.
Herzliche Grüsse und einen guten Wochenstart.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Die Qualität der Bilder ist tatsächlich nicht sehr gut.
Ich habe mir nur in den seltensten Fällen die Mühe gemacht sie überhaupt anzuschauen.
Dort läge viel Verbesserungspotenzial. Ich hoffe jemand von der Redaktion liest das.

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Nadja Zela
Musikerin
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Bitte lesen Sie mich richtig! Ich habe in keiner Weise die Qualität der Bilder kritisiert, sondern die Produktionsentscheide der Republik. Ich finde die Bilder oft sehr gut.

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Guten Morgen Herr Reber - das verstehe ich nun nicht ganz. Vielleicht können Sie uns ein paar Beispiele geben, wo Sie denken, dass die Qualität nicht stimmt und wo Sie Verbesserungspotenzial sehen? Die Republik steht seit ihren Anfängen vor etwas mehr als 6 Jahren für eine sehr eigenständige Bildsprache mit hohem Anspruch und sorgfältiger Umsetzung - sei es in der Wahl der Illustratorinnen oder der Fotografen aber auch in der Bildidee und der Auswahl der Optik. Das sehen nicht nur wir auf der Redaktion so. Darum interessiert es mich umso mehr, wo Sie Verbesserungspotenzial sehen. Happy Monday!

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Kurze Frage: Dann würden Sie auch konsequenterweise auch nicht im Ausland als Musikerin auftreten, wenn man Sie anfragen würde?
Ich denke es wäre sinnvoller zu differenzieren. Ein einfaches „kauft nur in der Schweiz“ ist mir zu platt.

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Dies zu lesen enttäuscht mich sehr, stösst sauer auf. Ich war wirklich überzeugt davon, dass die Republik auf diese Dinge achtet. Sehr, sehr schade...

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Der Prozess laeuft ebenso im Subjournalisten Bereich. Wir hatten eine Dorfzeitung, herausgegeben von Freiwilligen. Und die wollten auf die Rente hin etwas Arbeit, aeh Verpflichtung, abwerfen. Es fand sich niemand zur Nachfolge. Dabei waren die Themen quasi frei. Allenfalls Zuzueger vorstellen, Todesfaellen einen Nachruf geben, ueber Strassen- und Wohnbau Projekte informieren, ... interessante Themen. Jetzt wurde das Ganze an die Gemeinde uebergeben. welche bereits ein monatliches Infoblatt hat, von der Behoerde gesteuert und beauftragt. Die Gemeinde hat wenig Interesse an unserem Dorf. Zuviel Widerstand zu disktablen Strassenbau Projekten. Ist halt so.

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Ich bin selber Redaktor einer solchen Dorfzeitung, die unabhängig von den Behörden funktioniert. Es braucht dazu einen Trägerverein mit einigen Interessierten (Engagement), ein gesundes örtliches Gewerbe (Inserate) und interessierte Leserinnen und Leser (Spenden).
Aber man muss gerade in der Redaktion bereit sein, einen entsprechenenden Anteil der Arbeit ehrenamtlich zu leisten. Mir liegt ein solches Projekt am Herzen, deshalb mache ich das zu vergleichsweise sehr wenig Geld. Und nein, ich bin sonst nicht reich und ich muss deshalb materiell bescheiden leben. Aber wir können auch nicht immer nur jammern und uns über fehlende Unabhängigkeit der Medien beklagen - aber nichts dafür tun. Ich denke, in Zukunft wird die Bedeutung solcher lokalen Zeitungen noch steigen. Denn sie werden nach wie vor auf Papier gelesen (und kaum online) und die Beachtung ist sehr hoch. Noch nie hatte ich so viele Reaktionen auf mein journalistisches Schaffen erhalten wie bei dieser Dorfzeitung.
Es käme mir aber nie in den Sinn, die Verantwortung an die Gemeindebehörden zu übergeben, weil es dann mit der Unabhängigkeit vorbei wäre.

Menschen, welchen eine unabhängige Berichterstattung am Herzen liegt und die in kleinen oder mittelgrossen Gemeinden leben, kann ich nur empfehlen, sowas ebenfalls auf die Beine zu stellen. Ein solches Projekt bereichert das Dorfleben, stärkt die Gemeinschaft und den Zusammenhalt und setzt dem negativen Einfluss aus den SocialMedia etwas entgegen.

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Mathematiker
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Ich finde so eine löbliche Arbeit, wie Sie hier beschreiben und ausführen, sollte so anständig bezahlt sein, dass Sie anständig davon leben, d.h. z.B. eine Familie ernähren könnten, und es ist oder wäre unsere Aufgabe als Leser*innen und als Gesellschaft uns so zu organisieren, dass das möglich ist. Eine in diesem Zusammenhang immer wieder auftauchende Schwierigkeit ist das unsägliche "Wer zahlt befiehlt", das z.B. verunmöglicht den öffentlich-rechtlichen Rundfunk der SRG über Steuern (progressiv!) zu finanzieren und stattdessen dieses unsägliche Krücken-Konstrukt der Serafe-Kopfsteuer nötig macht.

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Ja. voellig richtig. Mir fehlt leider die Zeit. Deshalb jammere ich nicht, stelle nur fest.

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Dieter Fahrer
Filmschaffender
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Danke für dieses Update des journalistischen Zerfalls in der Schweiz, sowie zu dessen Hintergründen und gravierenden Auswirkungen auf die Demokratie.

Der Zufall will es, dass heute Abend in Luzern eine Podiumsdiskussion zum Thema stattfindet, die von Studierenden der HSLU initiiert wurde. Die Veranstaltung ist öffentlich:

Podiumsdiskussion: Die Vierte Gewalt im digitalen Zeitalter - Was ist die Rolle der Medien in unserer Demokratie?
22. April um 18:30 Uhr: Jazzkantine zum Graben, Grabenstrasse 8, 6004 Luzern

Teilnehmende:

  1. Simona Boscardin – Journalistin und Co-Präsidentin des Vereins "Junge Journalistinnen und Journalisten Schweiz"

  2. Susan Boos – Präsidentin Schweizer Presserat, Journalistin, Buchautorin und Redaktorin

  3. Mark Eisenegger – Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität Zürich, Direktor Forschungszentrum Öffentlichkeit & Gesellschaft und Experte für Medienforschung

  4. Dieter Fahrer – Freischaffender Filmproduzent, Fotograf, Regisseur («Die Vierte Gewalt») und Geschäftsführer von Balzli & Fahrer GmbH

  5. Marko Kovic – Sozial- und Kommunikationswissenschaftler, Dozent, Autor und Podcaster
    Moderation:
    Studierende - Chantal Wernli & Luzia Wullschleger

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Grosspapi
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Die Informationsflut hat ein gigantisches Ausmass angenommen. Ich musste mir ganz bewusst ein "Medien-Menü" zusammenstellen. Es setzt sich zusammen aus SRF, St. Galler Tagblatt, der Republik und NZZ am Sonntag. So hoffe ich, dass ich jederzeit seriös informiert werde. Und ja, für diesen Journalismus muss ich bezahlen und weil der eben Geld kostet, habe ich kaum Hoffnung, dass die nachkommenden Leute darauf Wert legen und sich bewusst sind, dass faktenbasierter Journalismus nicht gratis zu haben ist.

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Gaby Belz
Jeden Morgen neu
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Bei mir kommt der Eindruck an dass der hier geschilderte Prozess sich nicht stoppen lässt. Wo liegen dann Lösungsideen und wie lauten sie?

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Es gibt keine.
Geld regiert die Welt, auch im Medienbereich.

Dabei kann man den Grosskonzernen schwer vorwerfen, dass sie Geld verdienen wollen.

... sprich: wo Einnahmen wegbrechen, bricht auch eine Zeitung weg.

... letztendlich entscheidet der Bürger/ Konsument, was er möchte. Neutrale und unabhängige Medien stehen offensichtlich ziemlich weit unten auf der Prio- Liste....

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Es ist etwas verkürzt, die Entscheidung alleine auf "Konsument*innen"-Seite zu sehen - ich kann mich ja nur zwischen vorhandenen Angeboten entscheiden, plus Werbung formt auch diese wiederum stark.

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Philipp Albrecht
Redaktor Wirtschaft
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Anders als Frau W. bin ich gegen eine Presseförderung aus der Giesskanne, wie sie vor zwei Jahren zur Abstimmung stand. Neben der Republik gibt es noch andere Firmen, die unternehmerischen Journalismus versuchen. Etwa tsüri, bajour oder die Hauptstadt. Ob das ein nachhaltiges Geschäftsmodell ist, muss noch bewiesen werden, aber dass Journalistinnen experimentieren und neue Wege gehen, ist eine gute Entwicklung. Dabei gibt es nicht den einen, richtigen Weg. Journalismus kann auf unterschiedliche Weise finanziert werden. Aber lohnen wird es sich nur, solange es auch eine Nachfrage gibt.

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Dennis Bühler
Autor Bundeshaus
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In dieser Frage stehe ich auf Seiten von Frau W., vor allem auch wenn man die völlig zutreffende Ergänzung von J. K. beachtet – und sehe die Sachlage folglich anders als mein Redaktionskollege und Co-Autor Philipp Albrecht. Denn meines Erachtens hat sich eben längst erwiesen, dass es im lokal-regionalen Bereich kein nachhaltiges Geschäftsmodell gibt für die Art Journalismus, die nötig wäre, um die (politisch, wirtschaftlich usw.) Mächtigen wirksam zu kontrollieren. Eine Kleinstredaktion, wie sie die drei erwähnten Titel haben, genügt hierfür bei allem redlichen Bemühen und trotz regelmässig sehr guten Artikeln nicht. Eine Redaktion braucht eine gewisse personelle Schlagkraft und finanzielle Ressourcen. Zudem segeln «Tsüri», «Bajour» und die «Hauptstadt» sehr hart am Wind, müssen ständig um ihr Überleben fürchten (wie im Übrigen auch die Republik, die aber – weil sie sich an ein grösseres, überregionales Publikum wendet – etwas leichteres Spiel hat). Beste Grüsse aus Bern, Dennis Bühler

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Multifunktional
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Es gab da mal eine Abstimmung zur staatlichen Presseförderung. Wurde abgelehnt. Hätte sicher geholfen, ein paar Stimmen mehr zu erhalten…

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Genau: Anschubfinanzierung für online-Journalismus. Das wäre sinnvoll. Das hatte der Bundesrat auch so vorgesehen. Im Parlament wurde es aber auf Druck einiger Grossverlage umgeschrieben zu Subventionen für bestehende Grossverlage. Und vom Volk wurde das dann abgelehnt.

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Eher nicht. Wie damals damals dargelegt, haetten die ueblichen Konzerne die Foerderungen abgesogen. Nicht zwingend durch die auflagenstarken Produkte, sondern auch durch die Diversifizierung.

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Herr Paschulke
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Vielleicht sollte man sich auch als Leser vom klischierten Bild des idealistischen und engagierten Journalisten verabschieden, dem der Berufethos über alles geht. Letztlich ist es halt auch nur ein Job, um seine Brötchen zu verdienen. Und da ist es dann letztlich auch einerlei, ob man in Zukunft «nur» noch die Interessen des neuen Arbeitgebers vertritt.

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Philipp Albrecht
Redaktor Wirtschaft
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Sehr geehrter Herr H., das dünkt mich eine recht fatalistische Einstellung zu sein. Ich kann nicht für andere sprechen, für mich ist der Journalismus ein Privileg und viel mehr, als nur ein Job. Und ich bin froh, dass es Menschen wie Sie gibt, die uns abonnieren und unsere Recherchen kommentieren 🙂

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Yeah, das ist schön und löblich, aber ich finde es ist trotzdem ein reales Bedenken das man im Auge haben sollte.
Es gibt ja auch Beispiele wo das klar nicht der Fall ist und es ist auch zu erwarten, solange eine finanzielle Abhängigkeit besteht.

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Sehr informativer und auch beunruhigender Artikel!
Wenn ich heute einen Titel der TX und CHmedia-Konglomerate abonniere, erhalte ich einen kleineren Teil Region/Lokales und darum herum etliche standardisierte Mantelteile. Wenn ich nun null Interesse an Sport habe und zudem für Internationales und Nationales bereits andere Quellen habe, stimmt das Verhältnis einfach nicht mehr. Die Standardabonnements heute sind grosso modo: print+online, ePaper, nur online; und für den Abopreis immer der ganze Titel. (Ausserdem kann man jederzeit einzelne Artikel kaufen, damit die paywall-Barriere hochgeht.) Wann kommt der Tag, an dem man online «einzelne Bünde» abonnieren kann? Zum Beispiel Kanton und Stadt St.Gallen und Umgebung? Der Abopreis wäre entsprechend tiefer, die Mittel würden aber dorthin fliessen, wo Medienabdeckung nicht schon von diversen anderen gemacht wird.

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Der Artikel enthält wesentliche Fakten zur Bedeutung der lokalen und regionalen Presse. Als ehemaliges Gemeinderatsmitglied einer 1‘700-Einwohner-Gemeinde (Rücktritt am 31.12.2023 nach 13 Jahren) kenne ich die Probleme von Nähe und Distanz zwischen Journalisten und Behördenmitgliedern.
Es braucht Lokaljournalimus in einem Blatt, das dann eben auch den Theaterabend des Turnvereins, das Konzert der Stadtmusik oder die Sportresultate regionaler Mannschaftssportler und Einzelsportler schildert.
Es gibt in der Region, in der ich bin, zum Glück zwei Regionalzeitungen, wo in gutem, kritischem Journalismus brisante lokalpolitische Themen aufgegleist werden. Gleichwohl ist die Suche nach Interessierten für ein politisches Amt ausgesprochen schwer geblieben. Doch es kommen je nach Sachthemen bis zu 15 % an Gemeindeversammlungen. Ich denke, die Lokalzeitungen tragen da dazu bei.

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Ich denke, dass mit gesunden lokalen oder regionalen Medien alle Seiten profitieren. Daher muss die Gemeindepolitik auch bereit sein, eine lokale Zeitung (z.B. Dorfzeitung) finanziell zu unterstützen, auch wenn diese dann kritisch berichtet.
Um eine Unabhängigkeit zu gewährleisten, braucht es für die Lokalzeitung aber neben einem Beitrag der Einwohnergemeinde eine breiter abgestützte Finanzierung (Gewerbe/Inserate, Spenden, Abos). So kann ein professionelles Produkt und auch eine gewisse Unabhängigkeit gewährleistet werden. Leider fehlt es in vielen Gemeinden an der Bereitschaft, solche Projekte zu unterstützen. Und dies, obwohl der Beitrag gar nicht sehr hoch sein muss. Diese lokale Art von Presseförderung kann direkter und unkomplizierter funktionieren als auf nationaler Ebene.

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Senftube
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Also die NZZ, die in Deutschland AfD-Leser:innen ansprechen will, beklagt den Niedergang des Lokaljournalismus. Das ist ja die reinste Realsatire. (Wobei es die einzelne Person vielleicht ehrlich meint.)

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Die allermeisten Journalist:innen an der Front meinen es ernst und rackern sich aus reinem Idealismus unter Druck und zu schlechten Löhnen in Überstunden ab.

Ausgebremst werden sie vom Management – und von der Realität, sprich den nackten Zahlen. Bei Printabos zeigen die leider immer noch steil abwärts und die Zunahme an günstigeren Online-Abos verläuft viel zu langsam. Irgendwann sind die so produzierten strukturellen Defizite einfach nicht mehr tragbar… (darum wird ja auch immer wieder über staatliche Hilfe diskutiert…). Und es wird abgebaut. Die Qualität sinkt. Die Abozahlen auch. Etc. Wie sagte Consti Seibt persönlich einst: Zeitungen sterben nicht mit einem Knall, sondern einem leisen Seufzer (oder so ähnlich).

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Senftube
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Ja, das sehe ich ähnlich - wobei man noch sagen muss, dass die Branche selbst mit ihrer Gratiskultur einen Teil der Realität geschaffen hat, an der sie nun leidet. Andererseits würden sich wohl noch mehr Leute nur auf Social Media „informieren“, wenn es 20min und Co nicht gäbe… Wirklich vertrackt, die Situation.

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Leser
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Hmmm, wie ist das mit hauptstadt.be, bajour.ch und tsri.ch? Wir brauchen wohl noch mehr solche, die auf neuen Wegen Lokaljournalismus betreiben, mit viel Idealismus.

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Die Idee dahinter ist gut. Aber ich bin von allen drei Projekten nicht ganz überzeugt. Zu viel nice to have, Kolumnen, nette Porträts, zu wenig harte Politgeschichten. Zeigt aber vielleicht auch einfach, dass relevanter Tagesjournslismus verdammt aufwendig und eben gar nicht so einfach zu stemmen ist. Oder: Dass die verbliebenen Medien ihren Job doch nicht ganz so schlecht machen und die wichtigen Geschichten eben doch stattfinden.

Das Problem besteht ja eh weniger in den Städten, wo diese Medien zu Hause sind und sich (so knapp) finanzieren können, weil viele Leute auf engem Raum leben. Sondern eben eher auf dem Land.

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Leser
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P.S. Das Gemeinderatsbriefing von tsri.ch finde ich sogar ausgesprochen gut. Das war früher mal eine Spezialität der NZZ...

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Leser
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Ist wahrscheinlich so, ja. Ich beobachte und lese die drei (plus heidi.news und natürlich die Republik) trotzdem mit Interesse, weil da neue Formen entstehen. Dafür habe ich keine Abos mehr der traditionellen Häusern ;)

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Ich denke es spielt auch eine Rolle, dass Reallöhne gefallen sind (https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/hom…index.html). Wenn es um Einsparungen geht, steht ein Abo der Lokalzeitung mangels Überlebensnotwendigkeit schnell auf der Streichliste. Ich denke es braucht Unterstützung von staatlicher Seite. Eventuell eine Art Preissystem für Journalisten (zB ein Jahreslohn) und eine staatliche Newsseite auf der Prämierte als Teil der Auszeichnung ein Jahr lang Beiträge aufschalten können, wenn sie wollen?

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Die Situation für traditionell organisierten Lokaljournalismus scheint schwierig zu sein und wird wohl aufgrund der beschrieben Faktoren auch nicht besser. Einzig Annonym 4 scheint einen Weg gefunden zu haben der dann doch funktioniert. Meine Frage wäre, kennt jemand hier noch andere Beispiele von funktionierenden und zukunftsfähigen Modellen mit denem Qualitätsjournalismus auf lokaler Ebene betrieben wird?
Habe da als Vorbilder kooperativ betriebene Dorfläden oder Kinos im Kopf, die das lokale ökonomische und kulturelle Leben wachhalten wenn sich die letzten kommerziellen Anbieter zurück ziehen.

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Philipp Albrecht
Redaktor Wirtschaft
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Bis jetzt scheint die Strategie, die Fredy Bayard mit dem Walliser Boten und dem Bieler Tagblatt fährt, aufzugehen. Ich habe ihn vor zwei Jahren porträtiert.

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Ja stimmt, jetzt wo sie es sagen erinnere ich mich. Das ist auch bei mir in der Region. Vielleicht versuche ich es mal mit einem Abo.
Merci!

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der Andere wieder/ Leser
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OK, der Lokaljournalismus geht vor die Hunde, aber war früher wirklich alles besser? Über jede "Hundsverlochete" wurde berichtet, aber wenn es substantiell wurde, dann wurde "vorhnehm" geschwiegen. Mein Standardbeispiel ist die Schliessung der Bank "EKO" (Ersparniskasse Olten). Offenbar war schon seit längerem bekannt, dass da etwas nicht stimmt (die Bank ging bankrott). Aber die Lokalpresse hat höflich geschwiegen (die Anleger*innen hatten Glück, die Bank wurde geschluckt, nicht wie "Spar+Leih Thun", die exemplarisch vor die Hunde (schon wieder) gelassen wurde), bis die Bank wirklich die Pforten schloss.

Nun, vielleicht ist einfach eine andere Art Journalismus gefragt? Das Publizieren wurde jetzt "semidemokratisiert" (nicht alle Personen können aufs Internet zugreifen). Jetzt gilt es doch zu fragen, wie interessante Artikel doch noch ihr Publikum erreichen lassen - ohne Lokalpresse.

Und wenn mich jetzt alle, wahrscheinlich wirklich alle hier teeren und federn werden, hier noch ein Link auf einen "Familienfilm" von ARD:

https://de.wikipedia.org/wiki/Neuer…Alten_Land

welche den Sinn respektive Unsinn von Lokalmedien ebenfalls thematisiert. Auch wenn er oft mehr Wunsch als Wirklichkeit darstellt, ist m.E. das Spannungsfeld von Relevanz und Ökonomie nicht schlecht dargestell.

Und noch eine letzte Nachbemerkung: Ich freue mich jedes Mal wenn ich auf der Spiegl-Webseite einen Artikel der "Globalen Gesellschaft" sehe:

https://www.spiegel.de/thema/globale_gesellschaft/

Wäre ich sicher auch froh, wenn ich hier auf der Republik einen Artikel sehen würde, welche sich mit Lokalfragen beschäftigen würde.

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Head of Business Development
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Es ist auch etwas ein technisches Problem. Ich würde gerne mehr Schweizer Lokalzeitungen lesen und wäre sogar bereit dafür zu bezahlen, aber da sind diese unsäglichen Paywalls. Nur weil ich mal einen Artikel im „Landboten“ lesen möchte, oder im „Boten vom Untersee“ oder in der „Südostschweiz“ habe ich nicht gleich vor, ein Jahresabo abzuschliessen und meine Credentials inklusive Postadresse zu hinterlassen. Was ich mir vorstelle wäre ein „Spotify Modell“, dass die jeweiligen Zeitungen anhand meines Medienkonsums entschädigt. Ich bin überzeugt dass es ein Bedürfnis nach qualitativ guten Lokalnachrichten gibt und dass auch alle Heimweh Bündner, Urner und Emmentaler gerne ab und an digitale Regionale Artikel lesen würden.

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Eine Fundierte und sehr Sachlich aufgenommener Beitrag.
Kritischer Journalismus und den Finger auf die Wunde legen ist und war immer schwer. Republik kennt es wahrscheinlich. Die Arbeit ist das Türen geöffnet werden solange es "Friede, Feuer , Eierkuchen" gibt. Bilder die klar und unmissverständlich etwas zeigen was nicht sein kann oder darf, werden Torpediert. Manch einer knickt da ein und das Bild verschwindet Medial da die person höher gewichtet wird als das Bild. Schade das einige Verleger und Lokalzeitungen hier den Mitarbeiter nicht den Rücken stärken und somit wichtigen Journalismus und kritischer Blick auf den Tellerrand wegwischen.
Das dann CORRECTIV den druck von aussen aufbauen muss ist leider schon mehr als war.
Auch ich gehe als Fotograf an kleinen Ausstellungen und Berichte Kritisch wenn es kritik gibt. Aber auch wenn etwas gutes ist.
Ich hoffe das es noch Kollegen gibt die wissen wie wichtig Ihr seid und Verleger und Redaktoren die den Mut haben hinter uns zu stehem

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