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Endlich ein Beitrag zu diesem sehr wichtigem Thema. Wir müssen unbedingt das Leben schützen, und zwar das der Frauen. Abtreibungsgegner haben es nicht so mit Fakten und Erkenntnissen, die ihrer Religion widersprechen. Der übliche Streit zwischen Aufklärung und Kirche. Wir als Gesellschaft müssen offen und aktiv dagegenhalten und regelmässig solches Gedankengut als falsch und schädlich entlarven. Damit es ja nicht noch mehr Zulauf erhält (wegen Ignoranz oder blindem Nachplappern von Menschen erfundenen Dogmas, deren Hinterfragung gemäss denselben Menschen in die Hölle führt - das Totschlagargument gegen jede Aufklärung).
Ich hoffe nur, dass die erwähnten Medikamente bei uns weiter erhältlich sein werden, auch wenn die FDA die Zulassung streichen muss.

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Theologe
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Dabei wird gerne übersehen, dass auch weit herum kirchliche Kreise für Abtreibung sind. Merkwürdigerweise werden diese von Abtreibungsgegnerschaft wie von -befürwortenden kaum als „kirchlich“ oder „christlich“ zur Kenntnis genommen.

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Stimmt sicher, Herr P., es gibt viele aufgeklärte Gläubige. Umso wichtiger wäre es, wenn sich diese öffentlich äussern würden. Denn solange der Papst ein Abtreibungsgegner ist, ist es ein Problem für alle Kirchen..

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Marie-José Kolly
Journalistin mit 💕 für Wissenschaft
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Hallo Herr K. und Herr P.,
Vielleicht noch als Ergänzung zu religiösen Aspekten, siehe diese Antwort.

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Ich bin der festen Überzeugung, dass bei einem Schwangerschaftsabbruch, gewollt oder ungewollt, die Entscheidungsmacht bei einer einzigen Person liegt: bei der betroffenen Frau. Sie allein soll entscheiden können, bei wem sie Rat holt, wen sie zur Unterstützung braucht, welche medizinische Hilfe sie in Anspruch nehmen will.
Für die Protagonisten aus der Szene "Marsch fürs Läbe", genauso wie für den Papst gilt: "Maul halten. Das alles geht euch nichts an"!

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Erfrischend deutlich und unverblümt. Kann mensch so sehen. Aber dann nicht später wieder so tun, als sei mensch für Gleichberechtigung, wenn mensch einfach eine 100 % Pro-Frau-Haltung einnimmt.

Es gibt aber auch noch Menschen, die sich nicht nur für die Erzeugerin, sondern auch für die Interessen, Rechte und Gefühle von Erzeuger und Erzeugtem interessieren und deren Existenz nicht leugnen oder einfach als unbedeutend abtun.

Ich fände es schon fairer, wenn zumindest der Erzeuger auch ein Informations- und Mitspracherecht bzgl. Schwangerschaft und ggfs. Pille danach oder mindestens Abtreibung hätte.

Dass der Erzeuger nicht das gleiche Entscheidungsrecht wie die Erzeugerin haben sollte, scheint mir nachvollziehbar, da letztere zusätzlich körperlich involviert ist.

Aber im Minimum ein Opt-Out-Recht, was die rechtlichen Konsequenzen einer Vaterschaft angeht, wäre eigentlich nicht zu viel verlangt, wenn der Erzeugerin sogar die Autorität gegeben wird, über Leben und Nicht-Leben zu entscheiden. My body, my choice? My wallet/my life, my choice!

Dass das Erzeugte überhaupt keine Mitsprache hat und am Schluss ggfs. das Nachsehen hat, wenn der Staat nicht interveniert, scheint unabwendbar, wenn mensch Abtreibungen erlauben will.

So zu tun, als sei der Schutz des Lebensrechts, der Menschenwürde oder schlicht der Schutz der Schwächeren nicht eine der zentralsten Aufgaben des Staates, ist eine sehr abenteuerliche Position für alle, die sonst angeblich oder tatsächlich politisch links sind und insbesondere für diejenigen, die überall staatliche Intervention zugunsten des schwächeren Geschlechts fordern.^^

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Guter Bericht, danke für die Erläuterungen.
Ich bin Ehemann, meine Frau bzw. wir haben eine ungewollte Schwangerschaft vor Jahren abgebrochen. Dass dies nicht belastend sei für die Frau ist sicher nicht generell korrekt. Natürlich ist auch das belastend und es kommt bei uns auch von Zeit zu Zeit wieder hoch. Auch diese Frauen sind im Übrigen alleine mit ihren Partnern nach dem Abbruch. Das hat im Übrigen auch nichts daran geändert, den Entscheid von damals als damals richtig anzusehen.

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Marie-José Kolly
Journalistin mit 💕 für Wissenschaft
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Danke für Ihre Worte und fürs Teilen des Erlebten. Gerade diese Differenziertheit im Erzählen fehlt bei Themen rund um Reproduktion häufig.

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Niemand wird zu einem Abbruch der Schwangerschaft (bei ungewollter Schwangerschaft) gezwungen. Was treibt die Abtreibungsgegner dazu, dies allen Frauen verbieten zu wollen? Nur weil sie einer Religion anhängen, die ihnen auch sonst so einiges aus seltsamen Gründen verbietet?

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Marie-José Kolly
Journalistin mit 💕 für Wissenschaft
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Liebe:r Anonym 2,
Religion ist bestimmt ein Aspekt, ein anderer ist eine gewisse Kontrolle über weibliche Körper. Als die beiden Initiativen vor 1.5 Jahren lanciert wurden, habe ich versucht, einen Teilaspekt davon zu beleuchten, vielleicht interessiert Sie der Artikel ja.

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Danke. Ja, an den Text erinnere ich mich. Das erklärt es recht ausführlich.

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Siehe dazu auch das Buch "Amerikas Gotteskrieger" von Annika Brockschmidt respektive ein Interview im Denkangebot-Podcast

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Vielen Dank, dass in diesem Zusammenhang endlich auch einmal die Fehlgeburten angesprochen werden und die Betonung auf dem Gemeinsamen, nämlich dem Ungewollten liegt!! Ich hatte keine Ahnung, wie häufig Fehlgeburten sind und hatte dann selbst insgesamt drei davon, und auch nicht in einem so jungen Alter. Es ist wirklich verrückt, wie gross das Tabu ist - immer wenn ich mir ein Herz gefasst habe, über meine Fehlgeburt zu sprechen, kamen andere Frauen dann auch mit der Sprache heraus. 'Ach ja, das kenn ich - hatte auch zwei...' Weil ich jetzt zwei gesunde Kinder habe, konnte ich das Ganze mittlerweile gut verarbeiten, aber der Schmerz war ungeheuer, und ich war damit sehr allein. Ich kenne auch die Situation, von achselzuckenden Ärzten aus dem Ultraschallraum geschickt zu werden. Ein wandelndes Grab. Man ist erst in einer Schockstarre und fühlt sich dann wie am Boden zerschmettert, wahrscheinlich auch weil plötzlich die Hormone alle weg sind. Ich hatte übrigens alle drei Varianten - spontan, per OP und mit Medikament. Spontan war fies, aber am Schlimmsten war die OP. Ich wurde in einen OP-Raum gefahren und in Narkose versetzt, und als ich aufwachte, war ich komplett leer. Nachträglich würde ich sagen, es war der schlimmste Moment in meinem Leben, und ich kann jeder Frau nur davon abraten. Mit Medikament ist es zwar unangenehm, aber man durchläuft den Prozess körperlich, geistig und emotional bewusst. Das gibt wenigstens ein klein wenig Kontrolle zurück. Also liebe Frauen, wenn euch das passiert, fühlt euch nicht schuldig und wisst: ihr seid nicht allein!

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Ich frage mich manchmal, ob Ärzte überhaupt psychologisch geschult werden. Meine Cousine hatte mal eine Totgeburt - das Kind hatte sich im Geburtsverlauf an der eigenen Nabelschnur quasi erhängt. Die Ärzte und Hebammen wusste schon lange davon, der werdenden Mutter hat man nichts gesagt und nach der erfolgten Geburt das Kind quasi weggenommen. Als die Eltern dann gefragt haben, wo das Kind ist hiess es dann "Wieso, das ist doch tot" - so wurde es mir jedenfalls berichtet. Im Nachhinein fiel dann auf, dass nie ein Herzschlaggerät angeschlossen war (die Ärzte wussten, da gibt es nichts zu messen). Wir waren damals alle völlig fassungslos, wie das abgelaufen ist und beide Eltern mussten danach in psychologische Betreuung (die sie sich erst erstreiten mussten!)

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Marie-José Kolly
Journalistin mit 💕 für Wissenschaft
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Herzlichsten Dank für Ihre Rückmeldung und fürs Erzählen, Ihr Beitrag ist sehr bewegend. Und wichtig. 💜

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Karen Merkel
Chefin vom Dienst @Republik
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Liebe Anonym 5, Ihre Rückmeldung bewegt mich sehr. Danke für das Teilen Ihrer Erfahrung. Leider ist, was Sie schildern, überhaupt keine Seltenheit; vor allem, wenn Ihre Fehlgeburten schon etwas zurückliegen. In den vergangenen Jahren hat ein Prozess eingesetzt, nach dem die Fachwelt frühe Fehlgeburten differenzierter behandelt und betroffene Frauen feinfühliger betreut. Aber es ist eine langsame Entwicklung und aus Patientinnensicht noch oft eine ziemliche Glückssache. Die Schulung der Ärztinnen auf der Ebene der psychosozialen Betreuung spielt dabei tatsächlich eine grosse Rolle und ist ausbaufähig. Ihre Frage, liebe Anonym 2, hat also ihre Berechtigung.
Immerhin wird die medikamentöse Option mittlerweile breit angeboten. Denn wie auch Ihre Erfahrung bestätigt: Die Möglichkeit, die Fehlgeburt bewusst zu durchleben und gleichzeitig zumindest zeitlich zu steuern, hilft vielen Betroffenen dabei, das Erlebte zu verarbeiten.

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Das ist ein unglaublich wichtiger Beitrag. Immer wenn ich sage, dass meine persönliche Erfahrung mit einer frühen Fehlgeburt mich zur umso überzeugteren Verfechterin der Selbstbestimmung Schwangerer macht, sehe ich hochgezogene Augenbrauen. Dabei ist es einfach unehrlich, diesen Zusammenhang wegzuwischen.
Fehlgeburten sind nach wie vor ein enormes Tabu und diese 12 Wochen sind ein furchtbarer Ratschlag. Hätte ich mich daran gehalten, ich hätte meinen Eltern gleichzeitig sagen müssen, dass ich schwanger bin und dass sie leider doch nicht Grosseltern werden. Wir sind sehr tief gefallen, die Kommunikation meiner Ärztin war leider unterirdisch, ich kannte bis dahin niemanden im meinem Umfeld, der eine Fehlgeburt hatte. Und deshalb haben wir entschieden, offen darüber zu reden. Damit andere nicht auch so alleine sind damit. Und dann passierte es: so viele Menschen erzählen von ihren eigenen Erfahrungen mit Fehlgeburten, wenn man selbst davon erzählt, sogar im engsten Umfeld. Ein trauriger Club mit vielen Mitgliedern, von dessen Existenz man erst erfährt, wenn man unfreiwillig selbst dazu gehört. Und die Kommentare - auch da fehlt so viel Sensibilität. Ich persönlich habe nicht um ein Kind getrauert, sondern um eine Zukunft, die wir uns sehr gewünscht hatten. „Versucht es halt nochmal, das klappt schon“, uff. Schwangerschaft ist so ein emotionales, persönliches, individuelles Thema - dem wird unsere Gesellschaft nach wie vor nicht gerecht, weder wenn es um Abbrüche geht noch bei Fehlgeburten.

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Karen Merkel
Chefin vom Dienst @Republik
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Liebe Frau H., danke für Ihre berührenden Worte. «Ich persönlich habe nicht um ein Kind getrauert, sondern um eine Zukunft, die wir uns sehr gewünscht hatten» – das können wohl viele Betroffene unterschreiben. Und es erschwert die Trauer, weil sie unsichtbar bleibt. Auch wenn Sie von einem «traurigen Club» sprechen, ich bin trotzdem froh, dass Sie Austausch mit anderen gefunden haben und hoffe, das hat Sie und auch andere bestärkt. Herzliche Grüsse!

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Danke für diesen so wichtigen Text!

Meine gute Freundin hat ihre Zwillinge etwa in der 8. Woche verloren. Sie musste sich anhören, dass es sich ja nur um Zellklumpen gehandelt hätte, dass sie ja bereits ein Kind hat oder dass sie einfach wieder Sex haben soll für das nächste Kind.... Viele ihrere Bekannten und Verwandten meinten auch sowas wie "du bist ja für Abtreibung, da kannst du ja jetzt nicht sagen, du hättest deine Babys verloren". UNGLAUBLICH welchen Schwachsinn manche Mitmenschen laut äussern. Man kann ja wohl absolut dafür sein, dass sich Menschen für eine Abtreibung entscheiden dürfen und gleichzeitig um den Verlust des eigenen gewünschten Kindes trauern.
Ich war durch einige Fehlgeburten, die mit mir geteilt wurden, sehr bewusst im Umgang mit diesem Thema. Bei meinen eigenen zwei Schwangerschaften habe ich auch jeweils mir nahe stehende Personen informiert. Ich dachte mir immer, wenn ich das Baby verlieren würde, dann würde ich es mit diesen Personen teilen wollen... dann können sie auch wissen, dass ich schwanger bin. Ich hatte Glück und meine beiden Babys sind heute laut herumhüpfende Kinder.
Ich persönlich freue mich immer sehr darüber, wenn ich von mir sehr nahe stehenden Personen vor den 3 Monaten erfahre, dass ein Baby unterwegs ist. Denn falls tatsächlich etwas nicht klappt möchte ich für diese Personen da sein. Natürlich wäre ich das auch, wenn ich von einer Schwangerschaft nichts gewusst hätte, aber ich stelle es mir einfacher vor, da man sich ja dann selber bereits für diese Person gefreut hat und nicht im selben Moment von Freud und Leid erfährt. Das so ein Gedanke für alle, die diesen Text lesen.

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· editiert

Danke für den Beitrag.

Nicht ganz einverstanden bin ich mit:
"Wer nichts mitbekommen möchte, entscheidet sich für den chirurgischen Abbruch." Da gibt es viele andere Wirkfaktoren.

Aus meiner eigenen und aus mit mir geteilten Erfahrungen sehe ich, dass Frauen in diesen Entscheidungssituationen zu wenig Zeit und Unterstützung haben, um zu spüren was ihnen entspricht und dies dann zu vertreten. Man macht in der Unsicherheit was der Arzt/die Ärztin vorschlägt. Es bräuchte hier mMn - wenn gewünscht - das Gespräch mit einer Hebamme. Eine Fehlgeburt mit diesen Medikamenten zu Hause kann echt schwer sein (die Blutungen führten beispielsweise bei mir zum Kreislaufkollaps), auch hier hätte das Angebot einer Hebammenbegleitung so vieles auffangen können. Denn auch eine Fehlgeburt ist eine Geburt.

Das wünschte ich mir: mehr differenzierte unaufgeregte Berichte (wie diesen hier), mehr professionelle Unterstützung für die Personen die das Thema akut betrifft. Raum für sie und die schweren Entscheidungen und Schritte, die teilweise erforderlich sind und weniger Lärm und politische Parolen, die diese Prozesse stören.

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Marie-José Kolly
Journalistin mit 💕 für Wissenschaft
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Merci für Ihre Worte und fürs Teilen Ihres Erlebten! Der Satz, den Sie zitieren, bezieht sich auf Abbrüche und nicht auf Fehlgeburten, vielleicht ist das missverständlich? Aber auch bei Abbrüchen spielen natürlich verschiedene Wirkfaktoren mit. Von einer Ärztin weiss ich etwa, dass viele Frauen, die den Abbruch (bzw. die ungewollte Schwangerschaft) ihrem Partner nicht mitteilen (weil sie etwa unter Druck stehen), sich für die chirurgische Option entscheiden: Weil es schneller vorbei ist und man daheim eben nichts mitbekommt.

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Karen Merkel
Chefin vom Dienst @Republik
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Herzlichen Dank auch von mir für Ihre Offenheit und Ihre Rückmeldung zum Beitrag! Sie sprechen zwei wichtige Punkte an: Zum einen den Faktor Zeit. Gerade bei einer Fehlgeburt gibt es selten Grund für eine schnelle Entscheidung und es hilft, Raum zu geben für die Verarbeitung der traurigen Nachricht, bevor die Frau über weitere Schritte entscheidet. Zum zweiten die Unterstützung durch eine Hebamme - es ist wenig bekannt, dass es diese Option gibt. Sie wird auch von Ärztinnen selten empfohlen, dabei kann eine Begleitung an dieser Stelle wirklich hilfreich sein.

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Danke für Ihre Klarstellung. Das habe ich tatsächlich falsch verstanden.

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Politologin
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Vielen herzlichen Dank für diesen fundierten wie einfühlsamen Artikel. Bei mir war es tatsächlich das Ungewollte. Ein Gefühl der Ohnmacht, weil mein Körper ohne meine Einwilligung etwas tut; etwas was zudem von aussen als das oberste Gluck und Geschenk der Natur verklärt wird. Was dann wiederum das Schweigen zementiert. Auf alle Fälle war der Abbruch vom Moment der Entscheidung bis zur Heilung ein Entrücktsein von meinem Körper, wie wenn Geist und Seele daneben wanderten. Als ich wieder die erste reguläre Blutung hatte (der Prozess dauert also sehr lange!), war es ein nach Hause, zu mir zurückkommen.

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Marie-José Kolly
Journalistin mit 💕 für Wissenschaft
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Merci fürs Teilen dieser Erfahrungen und Gefühle – und für die Offenheit!

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Meine erste Schwangerschaft endete in einer Missed Abortion. Schlimm war das Drumherum. Ich wusste, dass es nicht mehr lebte, aber dies von einer absolut emotionslosen Frauenärztin in einem kalten Gynokologiestuhl bestätigt zu bekommen. Die Tränen zurückhalten während in ihrer Stimme sich bereits Desintresse bereitmachte, ab der verpatzten Chance eine Schwangerschaft zu begleiten. Ohne ein Wort wurde mir ein läpisches Paracetamol und ein Cytotec in die Hand gedrückt mit der Anweisung das Zuhause einzuführen. Kein Gespräch, keine Vorwarnung, was da auf mich zukommen würde. Schlimmste Krämpfe, die ich nie vergessen werde und die im Spital bei einer Curettage endeten. Mein Mann hat dreimal versucht die Ärztin um Rat zu fragen doch diese hatte ihn dreimal abgewimmelt. Das sei halt so. Ich war am Ende meiner Kräfte und hatte danach Psychologische Hilfe gebraucht, um das Schmerztrauma zu verarbeiten. Es ist mir mitlerweile bewusst, dass diese Art von Medikamentation nicht Standard ist. Trotzdem möchte ich darauf hinweisen, dass im Text zuwenig darauf eingegangen wird, dass krampfauslösende Mittel für einige Frauen der Horror sein können. Dieses Thema ist meiner Ansicht nach noch ein viel größeres Tabu.

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· editiert

Danke für diese Ergänzung. Ich wollte dieses Fass nicht aufmachen, aber: auch ich habe Cytotec bekommen und es war die Hölle. Wäre mein Mann nicht selbst Arzt mit einer entsprechend gut ausgestatteten Hausapotheke, ich wäre im Spital gelandet. Viel später habe ich recherchiert und herausgefunden, was es mit Cytotec auf sich hat. Das wird fast nirgends - ausser in der Schweiz - einfach so mit nach Hause gegeben.
Es sagt einem halt auch niemand, dass das Wehenschmerzen sind. Dass das nicht ist wie ein bisschen Bauchkrämpfe. Die mangelnde Aufklärung in diesem Zusammenhang ist skandalös.

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Ja das ist skandalös. Ich hoffe Sie konnten es gut verarbeiten. Es sollte nicht sein, dass Frauen heute noch so etwas erleben müssen.

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Auch von meiner Seite vielen Dank für diesen wichtigen Artikel. Ich glaube, kein Mensch, der das nicht selbst durchgemacht hat, kann sich vorstellen, wie schlimm eine Fehlgeburt oder ein erzwungener Schwangerschaftsabbruch für die Mutter sein kann (auch ich nur ansatzweise). Unglaublich, dass gewisse Menschen sich dazu ermächtigt fühlen, über den Wille der Mutter entscheiden zu können.
Ich hoffe sehr, dass diese Themen in Zukunft besser diskutiert werden können und Frauen sich weniger alleine gelassen fühlen in solchen Situationen.

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anonyme Verlegerin
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„…ins Bewusstsein von Ärztinnen und Experten“ Vermutlich versehentlich sind Experten halt immernoch ausschliesslich männlich?…. ;) danke für den wichtigen Artikel.

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anonyme Verlegerin
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PS: nun ja, jetzt wirds kompliziert, „Abtreibungsgegner“ eben auch…

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Marie-José Kolly
Journalistin mit 💕 für Wissenschaft
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Hallo, die Stelle, die Sie erwähnen, kommt dadurch zustande, dass wir bei der Republik gendern indem wir weibliche und männliche Formen abwechselnd benutzen.

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Besten Dank für diesen Artikel. Ich wusste das alles nicht.

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Wieder mal kollert da ein unaufgeregter Artikel mit viel relevanter Information herein.

Dass eine von sechs Schwangerschaften mit einer Fehlgeburt endet war für mich beispielsweise überraschend. Trotz MRI und all den Maschinen und Medikamenten der modernen westlichen Medizin bleibt Kinder bekommen, auch wenn sie denn gewollt und gewünscht sind, ein Geschenk.

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als Teilnehmende
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An Anonym 7
Ich bin entsetzt, wie diese Aerztin mit Ihnen umgegangen ist. Die Wirkung dieser Medikamente ist nicht zu unterschätzen. Die Folgen sind erheblich. Sie sind ein "gewaltsamer" Eingriff bei schwangeren Frauen. Nebst dem Verlust des Kindes kommt noch eine Frauenärztin dazu, die keine Frauen behandeln dürfte. Dabei hätten Sie eine sorgfältige Begleitung gebraucht.
Krampfauslösende Medikamente, die starke Schmerzen verursachen, können im Zusammenhang mit der schon belastenden Situation ein Trauma auslösen. Zum Glück erhielten Sie psychologische Hilfe.
Ich wünsche Ihnen alles Gute.

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Danke Ihnen. Ja ich habe mir Hilfe geholt, weil ich spürte, dass danach etwas mit mir nicht mehr stimmte. Ich empfand mich losgelöst/ getrennt von meinen Gefühlen. Zum Glück fand ich schnell gute Hilfe von verschiedenen Seiten. Ich fand auch einen guten Frauenarzt, der mir half meinen Kinderwunsch trotzdem weiter zu verfolgen. Mitlerweile habe ich zwei Kinder und bin mehrheitlich versöhnt mit meiner Geschichte.

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als Teilnehmende
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Das freut mich, dass es Ihnen gelungen ist, sich zu versöhnen mit der damaligen Geschichte. Und auch Ihr Kinderwunsch ging in Erfüllung. Nochmals alles Gute für Ihr Leben.

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Ich habe einen medikamentösen Abbruch erlebt. Ich ging davon aus, wie im Artikel beschrieben und von Ärztinnen damals erklärt, dass es die 'schonendere' Option sei. Die Krämpfe waren schlimmer als bei meiner Entbindung ohne Epiduralaesthesie, ich lag 3 Tage komplett flach. Bei der Untersuchung nach 2 Wochen war die Situation 'unklar', und man gab mir eine zweite Dosis. Ich blutete insgesamt 8 Wochen lang jeden Tag schwer. Es gab 2 Tage Krankschreibung. Rückblickend wäre die OP mit Abstand die bessere Lösung gewesen. Das ist sicher keine allgemeingültige Aussage. Ich wollte einfach meine Erfahrung als Einzelfall einbringen. Da das Thema tabuisiert ist, gibt es leider sicher viele solcher 'Einzelfälle'.

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als Teilnehmende
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Vielen Dank, dass dieser wichtige Artikel publiziert wurde. Hinter jedem Schwangerschaftsabbruch oder dem Versuch eine Schwangerschaft zum Ende zu bringen steht eine Frau. Lebt sie in einer guten Partnerschaft wird sie unterstützt werden. Entscheidet sich die Frau für den Abruch, kann es vorkommen, dass der Partner das Kind behalten möchte. Es ist auch sein Kind. Wir tun oft so, als ginge es nur die Frau und die Gynäkologin etwas an.
Wir Aussenstehenden jedoch, haben in keiner Art und Weise das Recht zu urteilen.
Was wir jedoch auch wissen ist, dass wir bei uns in der glücklichen Lage sind, mit Ausnahmen, Schwangerschaften zu verhüten.

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Vielen Dank liebe Republik, dass ihr das Thema Schwangerschaftsabbruch/Fehlgeburt aufgreift. Leider wird es in unserer Gesellschaft immer noch zu stark tabuisiert oder zu wenig differenziert behandelt. Es ist für mich absolut klar, dass die Entscheidungshoheit für den Abbruch einer ungewollten Schwangerschaft schlussendlich bei der Frau liegt. Im Beitrag wird erwähnt, dass die Möglichkeit eines Abbruchs bzw. der Abbruch selbst für viele Frauen eine Erleichterung ist. Dies lies mich aufhorchen. Ich möchte das ganz und gar nicht in Abrede stellen, aber aufgrund meiner persönlichen Erfahrung möchte ich darauf hinweisen, dass es auch anders sein kann. Meine Partnerin brach mit 19 Jahren eine ungewollte Schwangerschaft ab. Sie war mit der Situation damals stark überfordert. Der Vater des Ungeborenen und seine Familie sowie ihre eigene Familie „legten ihr nahe“, dass ein Abbruch „besser für sie (also für meine Partnerin) sei“. Von professioneller Seite erhielt sie wenig Unterstützung. Wegen der Fristenregelung musste die Entscheidung schnell getroffen werden. 17 Jahre später leidet meine Partnerin immer noch unter der damaligen Situation und Entscheidung. Nach dem Abbruch wurde sie allein gelassen. Erst später in Gesprächen mit einer Psychotherapeutin fand sie einen Weg das traumatische Erlebnis zu verarbeiten, wobei der Weg noch nicht abgeschlossen ist. Kürzlich trat sie einer Selbsthilfegruppe bei. Der Austausch mit betroffenen Frauen hilft sehr. Die Situationen der Frauen dort sind zwar alle unterschiedlich, aber viele erzählen von Stigmatisierung, Tabuisierung, Banalisierung und vom Allein-gelassen-werden - auch 17 Jahre nach dem Erlebnis meiner Partnerin.

Beitrag von SRF zur Selbsthilfegruppe: https://www.srf.ch/news/schweiz/tab…bung-reden

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Multifunktional
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Der Artikel handelt von drei wichtigen Themen. Dem Tabu um die Trauer bei Fehlgeburten. Der Instrumentalisierung des Rechts auf Abtreibung. Dem Recht auf Zugang zu legalen und sicheren Formen der Abtreibung für alle Frauen, die dies wünschen. Soweit bin ich mit den Aussagen im Artikel auch vollkommen einverstanden.
Trotzdem hinterliess die Lektüre bei mir ein widersprüchliches Gefühl. Irgendwie las sich der Artikel besonders gegen das Ende wie eine Werbung für die Abtreibungspille. Nichts gegen diese Pille, aber funktioniert diese wirklich als Aufhänger und verbindendes Glied, um die beiden doch sehr unterschiedlichen Sachen wie Fehlgeburt und Abtreibung in einem Artikel zu verbinden? In der Schweiz gibt es soweit ich weiss keine Bestrebungen, um die Abtreibungspille zu verbieten. Das ist auch richtig so! Mir erschliesst sich deshalb nicht ganz, weshalb diese im Artikel so stark im Fokus steht. Eigentlich geht es doch um die Frauen (und ihre Männer), die mit Abtreibung oder Fehlgeburt konfrontiert sind. Gerade aber für letztere kann es schmerzhaft sein, wenn sie von Abtreibungen in ihrem Umfeld erfahren. Auch wenn bei beiden Situationen das gleiche Medikament eingesetzt wird, habe ich etwas Mühe damit, wie die zwei so unterschiedlichen Dinge hier in einem Artikel verknüpft werden, als ob es sich fast um das gleiche handelt.

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Karen Merkel
Chefin vom Dienst @Republik
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Liebe H. W., danke, dass Sie Ihr Unbehagen hier so differenziert darlegen. Unser Ausgangspunkt war, unter anderem, dass Mifepriston als «Abtreibungspille» bekannt ist. Nach den Bestrebungen in den USA, sie zu verbieten, umso mehr. Dass dieses Mittel auch eine wichtige Rolle bei Fehlgeburten spielt, ist viel weniger bekannt. Das war eine Motivation für den Beitrag. Es ging ausserdem darum, ein realistisches Bild davon zu zeichnen, wie der Einsatz von Mifepriston abläuft, da die Darstellung gerne verzerrt wird. «Werbung» war sicherlich nicht unsere Intention, sondern eher eine Schilderung der Wirklichkeit von Frauen in jeweils sehr besonderen Situationen.

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