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Cis-Mann mitte 30
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Puh, das geht tief. Danke an Roland, dass er die Kraft aufbringt, diese Geschichte zu erzählen. Das ist ein riesiger Beitrag für die Gesellschaft, nicht nur für diejenigen mit ähnlich grausamen Erfahrungen.

Was ich persönlich lerne: Zuallererst nur zuhören und Empathie zeigen.

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Herzlichen Dank, Roland Graf, für Ihre beispiellose Courage, und J. A. für den hervorragenden Text.

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Herzlichen Dank Herr Graf - für Ihren absolut eindrücklichen Mut und dafür, dass Sie das Leben gewählt haben (resp. unter diesem Druck und Schmerz noch wählen konnten). Wir brauchen genau diese „Ice-Breaker:innen“ für alle schwer tabuisierten Themen in unserer Gesellschaft. Schlicht: Grossartig!

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Ja. Das kann ich gut nachvollziehen. Ich wurde 1981 in den Pfadi missbraucht. Und früher von meinem patriarchalen Vater.
Ich kann heute dazu stehen. Über den missbrauch spreche ich selten. Über mein schlechtes Elternhaus mit dessen Nachwirkungen schon eher.
Citalopram hilft jeweils über die schlimmste Zeit. Und ich habe einen guten Therapeuten. Wir können über multiple PTBS sprechen.
Der von der Pfadfinder ist kurz darauf an einem Autounfall gestorben. Die Erleichterung war gross. Die Schuldgefühle auch.
Mein anderer peiniger, der stramm rechte SVP Vater ist ein gebrochener alter Mann.

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Journalistin
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Vielen herzlichen Dank, dass Sie ihre Erfahrungen mit uns teilen. Es ist so wichtig, damit nicht alleine zu bleiben. Ich wünsche Ihnen für Ihre Zukunft, dass diese Schuldgefühle verschwinden, viel Kraft und viel Support aus Ihrem Umfeld.

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Theologe
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Das was du mir angetan hast, ist Scheisse. Seither fühle ich mich Scheisse.“ Und keine Ausreden akzeptieren. Zurückstarren.
Stark, wenn sich jemand endlich dazu aufrichtet. Und ebenso stark, wenn er seine Erfahrungen teilt, um anderen ihren Weg zum Aufrichten kürzer zu machen.
Danke für den letztlich hoffnungsvollen Text, der tief geht.

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Dankbarer Leser
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Sexuelle Übergriffe sind eine Sache; Aber es gibt sehr viel mehr Weisen, in denen Menschen andere demütigen, erniedrigen, schädigen können, ohne dass sie sich viel dabei denken würden. Ich habe das selber in meiner Jugend, im Internat der Evangelischen Mittelschule in Samedan erlebt, und es hat mein Leben geprägt. Seither weiss ich: Manche Kinder und Jugendliche lassen sich gegen Aussenseiter die ausgesuchtesten, abgefeimtesten psychischen Foltern einfallen, setzen sie auch gnadenlos um, wenn niemand sie daran hindert, wenn niemand das Treiben beobachtet und auf behutsame, überlegte Art dazwischen geht. Im Internat ist ein K. seinen Peinigern Tag und Nacht ausgesetzt. In Gefahr sind vor allem diejenigen, die wie ich (über)behütet aufgewachsen sind und keine Ellenbogen entwickelt haben, mit denen sie sich andere vom Leib halten können, übersensible Kinder auch, die leicht zu erschüttern und zu entmutigen sind. Die Mittel sind Ausgrenzung, demütigende Übernamen, herabsetzende Bemerkungen, Ausschliessung, und die Spanne reicht von schiefen Blicken bis hin zu körperlichen Verletzungen, die als "Versehen" oder "Unfälle" wegerklärt werden. Die Täter waren in meinem Fall wohlstandsverwahrloste Kinder der Oberschicht, denen sich jedoch auch ein Junge aus einfachen Verhältnissen anschloss, der selber in Gefahr war, zur Zielscheibe solcher "Spiele" zu werden, und noch so froh war, dass ein anderer zum bevorzugten Ziel wurde. Ich habe mir damals eine Elefantenhaut zugelegt, habe mich in mich selber zurückgezogen, bin gelegentlich "krank" geworden und habe mich in die Bücherwelt und die Welt des Lernens und Wissens geflüchtet, bin zu einem altklugen, aber von Erfahrung ziemlich unbeleckten Jugendlichen geworden. Es hat lange, bis weit nach der Schulzeit, gedauert, bis ich die Elefantenhaut wieder ablegen konnte, und ohne Angst auf andere zugehen, mit Zuversicht und Selbstvertrauen neue Freunde finden konnte.
Die Täter habe ich später nie mehr getroffen, mit einer Ausnahme: Ein junger, verwirrter Mann mit einem, offenbar vom Vater bezahlten, Mercedes-Sportwagen, zerrissen zwischen einer Karriere als Jurist und seiner eigentlichen Neigung, Filme zu machen. Er tat mir leid.
Lange Zeit hatte ich gelegentliche Albträume, in denen diese Erfahrungen zurückkehrten, aber allmählich sind sie schwächer geworden und schliesslich verschwunden. Aber geblieben ist mir die selbstverständliche Identifizierung mit den Opfern solcher und anderer Übergriffe, das unmittelbare Gefühl, selber von ihren schlimmen Geschichten betroffen zu sein. Das hat sich in meine politische Haltung übersetzt. Gegen Diskriminierung in jeglicher Form, Abscheu gegenüber den Tätern, vermischt mit Mitleid; Denn wer keinen besseren Zugang zum Leben gefunden hat als Gewalt, ist offensichtlich ein tief beschädigter Mensch.
Ich hatte jedoch auch Glück im Unglück: Ich hatte drei Grossmütter (die "dritte" war eine weit entfernt verwandte, wunderbar grosszügige und lebenskluge Tante, bei der ich die beste Zeit meiner Kindheit und Jugend verbrachte), drei starke, weitherzige Frauen, die mich liebten, die ich liebte und bis heute liebe. Sie haben mir die Kraft, Zuversicht und das Selbstvertrauen vermittelt, ohne die ich an diesen Erlebnissen zerbrochen wäre. Denn es braucht nur wenig, ein K., einen jungen, ungefestigten Menschen zu zertreten, und wir alle brauchen viel Zuwendung, viel Ermutigung, viel Anerkennung auch, um den Menschen in uns zu fördern, uns zu einem wirklichen Menschen zu machen, der das Leben, sich und andere zu lieben vermag.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Vor vielen Jahren habe ich, ich glaube es war in der WOZ, einen Artikel gelesen, der sich um eine Untersuchung/Studie drehte, welche der Frage nachging, warum es einige Menschen schaffen, nach sehr schlimmen Erlebnissen wieder ins Leben zurückzukehren, während andere abstürzen, Suizid versuchen, im Drogensumpf versinken, etc.
Das Ergebnis war, die Untersuchung betraf ehemalige Strassenkinder in Brasilien, dass es diejenigen schaffen, welche in ihrem Umfeld mindestens eine Bezugsperson hatten, bei der sie sich sicher und angenommen fühlten. Wer das nicht hat, schafft es praktisch nie.
Daran erinnere ich mich, wenn sie von ihren drei Grossmüttern erzählen.
Im Bericht waren einige Beispiele aufgeführt. Diese reichten von der Grossmutter, wie bei ihnen, bis zu einem älteren Obdachlosen, der einigen Kindern geholfen hat, bis zu Mitarbeitern von NGOs.
Es scheint also wichtig zu sein, möglichst vielen Menschen in Not so einen Kontakt zu ermöglichen, losgelöst von der unmittelbaren technischen Hilfe.

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Dankbarer Leser
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Oh, danke für ihre Antwort, die mir unmittelbar einleuchtet. Einleuchtet, weil ich das direkt und schmerzlich erfahren habe: Ein leiblicher Bruder und ein Halbbruder aus einer zweiten Ehe meines Vaters sind an Drogen und Aids gestorben. Beide hatten nicht die gleich starken, tragenden Beziehungen zu sie liebenden Bezugspersonen wie ich. Beide waren begabte Menschen, haben es aber nicht "geschafft", und sind ziemlich jung gestorben. Kinder und Jugendliche brauchen Liebe ebenso wie Nahrung und Schutz; Können sie diese nicht kriegen, suchen sie nach einem Ersatz, der den Mangel jedoch nie zu beheben vermag, nur zu oft in Abhängigkeit, ins Elend und zu einem frühen Tod führt.

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Michael Tanner
Mediation · Coaching · Paarberatung
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Danke für diesen persönlichen vielfältigen differenzierten Erfahrungsbericht. Der Schluss leuchtet mir besonders ein. "...und wir alle brauchen viel Zuwendung, viel Ermutigung, viel Anerkennung auch, um den Menschen in uns zu fördern, uns zu einem wirklichen Menschen zu machen, der das Leben, sich und andere zu lieben vermag." Genauso sehe ich das auch. Auf dass es uns gelingen möge das uns selbst und jenen um uns zu geben!

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Ich bin voll Ihrer Meinung. Psychische Grausamkeit ist genau so verwerflich und verletzend wie physische. Liebevolle Zuwendung und Anleitung zur bedingungslosen Selbstachtung kann solche Verletzungen lindern. Geheilt werden können sie nur durch eigene Arbeit. Corine Pelluchon beschreibt sehr schön in ihrem neuen Buch: „Die Durchquerung des Unmöglichen“ wie schwierig es ist, aus der Verzweiflung herauszufinden. Es ist aber nicht unmöglich. Die Frage, die mich beschäftigt, ist: „Was müssen wir tun, um solche Übergriffe möglichst zu verhindern?“ Wie sie schon andeuten, hat alles mit dem Bedürfnis nach Macht über andere und mit sozialer Diskrimierung zu tun. Weder die Moralvorstellungen unserer Gesellschaft, noch drakonische Bestrafungen können solche Untaten verhindern. Wir sollten damit aufhören, den Wert eines Menschen an seiner Herkunft, Bildungsfähigkeit oder seinem Rang in der Gesellschaft zu messen. Diese Art von Wettbewerb hat schon genug Schaden angerichtet. Echte gegenseitige Wertschätzung kann nur zwischen Personen erfolgen, die sich selbst bedingungslos achten. Eine Anleitung dazu gehört m.E. schon in das Programm der schulischen Unterstufe.

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DANKE für die Mut, Herrn Graf!!!

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Hervorragend geschriebener Text, eine triggerwarnung wäre jedoch vielleicht gut, da stellenweise sehr detailliert. .

Kudos an Roland Graf für Ihre Courage!

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Freie Journalistin
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Im Lead steht: "Roland Graf wurde als junger Mann vergewaltigt. Während Jahrzehnten konnte er nicht darüber sprechen. Jetzt will er erzählen."
Was hättest du dir zusätzlich als Warnung gewünscht?

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Therapeut, 72
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Danke für Ihren Mut, Ihre Öffnung mit uns zu teilen, Herr Graf!
Dass Buben und Männer auch vergewaltigt werden, zeigt sich ja nicht nur in der katholischen Kirche. Dass aber das Gesetz und die öffentliche Meinung das bis heute ausgeblendet haben, ist ein Skandal.
Mir hat die Geschichte von Herrn Graf Herzklopfen, Wut und Unverständnis ausgelöst. Nicht zuletzt aber auch die Erkenntnis, dass der Mann während 30 Jahren an den Symptomen einer lebensbehindernden, unerkannten und damit auch unbehandelten posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) leidet. Und diese wurde infolge fehlenden Verständnisses, Verdrängung, Retraumatisierungen und innerer Einsamkeit wahrscheinlich noch wesentlich verschlimmert.
Die vorsichtig gute Nachricht: Für die PTBS entstehen paradigmatisch neue Behandlungsansätze (die Psychedelika assistierte Psychotherapie).
Wesentlich für die Vorbeugung ist jedoch das gesellschaftliche und gesetzgeberische Verständnis dafür, dass Vergewaltigung ein Verbrechen ist - bei Frauen und bei Männern.

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Dankbarer Leser
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Vergewaltigung und psychische Demütigung ist wohl immer mit einem Machtungleichgewicht verbunden: Die Macht und Anmassung der einen, die physische wie psychische Ohnmacht und Schwäche der andern. Da macht es keinen grossen Unterschied, ob das Opfer eine junge Frau oder ein junger Mann ist.
Jugendliche und unausgereifte Männer wie Frauen sind da sehr viel stärker in Gefahr als Erwachsene. Und Gefahr droht vor allem von älteren Bezugspersonen, oder von Autoritätspersonen, nicht so sehr von Unbekannten oder Gleichaltrigen. Vergewaltiger werden wohl kaum auf selbstbewusste, selbstsichere Menschen losgehen, sondern suchen sich gezielt solche Menschen als "Opfer" aus, deren Unsicherheit, deren Schwäche sie auszunutzen verstehen, und im eigenen Interesse fördern.
Ein Spezialfall, der hier nicht Erwähnung gefunden hat, ist Vergewaltigung im Krieg. Immer häufiger liest man in letzter Zeit von systematischen Vergewaltigungen mit dem Zweck der Demütigung des Gegners. Da sind junge Männer ebenso in Gefahr wie Frauen. Wir sollten nicht vergessen, dass viele Kriegsteilnehmer in allen Konflikten noch sehr jung, kaum erwachsen sind.
In beiden Fällen sorgt die Scham dafür, dass vieles nicht öffentlich wird, und deshalb auch keine Aufarbeitung erfolgen kann; Da droht eine lebenslange Traumatisierung, eine lebenslange Störung der Sexualität, von Intimität auch, die beide ein einigermassen gesichertes Selbstbewusstsein voraussetzen.

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Therapeut, 72
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Ich stimme Ihnen 100% zu, U. B.! Vorbeugen - und Heilen..
Heilsam scheint mir zu sein, das Opfer einzuladen, aus seinem schambesetzten, einsamen Verlies aufzutauchen - und unsere anerkennenden offenen Ohren und Arme zu finden; sei es als Freund oder Therapeutin. Das tut nämlich auch uns nicht Betroffenen richtig gut, denn wir lernen etwas zutiefst Menschliches dazu. Und: es gibt wohl kaum etwas Interessanteres, als einen Menschen kennenzulernen, der seine konventionellen Masken fallen lässt und der beginnt, dir zu vertrauen.
Die Relevanz des Ganzen zeigt sich jetzt grad in den noch etwas scheuen Berichten von Betroffenen 🙏🏻

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Ausgeliefert
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Ich bin gleich alt wie Herr Graf und entkam als 12jährige nur knapp einem übergriffigen Onkel. Die totale Panik, die ich damals empfunden habe kommt noch heute in bestimmten Situationen hoch. Meine Tante hat in mir die Schuldige an dieser Situation gesehehen. Ich habe darauf jeglichen Kontakt abgebrochen. Das Thema Männer, resp. Beziehungen, war und ist immer wieder problematisch.

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Verlegerin
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Danke für Ihren persönlichen Bericht. Ich wünsche Ihnen viel Kraft und liebevolle Menschen auf Ihrem Weg.

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Dieser Artikel schmerzt um offen zu sein mehr als ich zugeben mag... ich habe selber etwas in dieser Richtung erlebt, wenn auch wesentlich weniger gravierend und srafrechtlich wohl nicht relevant. Bei mir war es eine Frau in einer Machtposition. Das Problem ist: was willst du tun? Ja, sicher, ich kann mich wehren, aber wie viel Verständnis würde ich bekommen wenn ich eine erheblich kleinere und körperlich schwächere Frau anschreie oder wegdchubse? Bleibt nur noch der freundliche Hinweis, dass das jetzt doch ein bisschen zu nahe ist. Und der wird nicht nur von ihr mit Lachen und als Witz abgetan. Ich kommentiere Anonym weil sie ja allgemein keine schlechte chefin war und danach ja auch immer freundlich war und wer weiss, vielleicht übertreibe ich ja masslos... ja ich verstehe, das mich das zum Teil des Problems macht, aber ich kann es nicht über mich bringen.
Daher danke an Herrn Graf für seinen Mut. Wirklich

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Bibliothekarin/Archivarin
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Vielen Dank fürs teilen. Ich denke Ihre Erfahrung zeigt gut auf, dass Personen, die Übergriffe begehen, eben nicht das Monster aus dem dunklen Wald sind. Man kann ein Vergewaltiger sein und ein toller Vater, man kann Macht ausnutzen und Grenzen überschreiten und eine hilfsbereite Nachbarin sein. Das entschuldigt keine Grenzüberschreitung, kein Missbrauch! Aber lässt vielleicht erkennen wie tief, dass in unserer Gesellschaft immer noch drin steckt. Mögen wir alle noch besser im gut Hinhören und Hinschauen werden.

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Senftube
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Sie haben, wenn auch anonym, Ihre Geschichte erzählt. Damit sind Sie in meinen Augen Teil der Lösung. Strafrechtlich relevant ist das garantiert nicht, aber genau das steht ja oft am Anfang: Dass ein Nein nicht ernst genommen wir, das ernst genommen werden sollte. Das entnehme ich aus Ihren Worten, und deshalb trägt dieser Post für mich zur Lösung bei. Es ist vielleicht ein kleinerer Tropfen aus dem Fass raus (im Vergleich zum Mut von Herrn Graf) - aber es ist einer.

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Der Beitrag stimmt mich traurig, wütend!
Und es muss eine LINKE FRAU das Thema auf die politische Bühne hieven. Krass, oder?

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Vielen Dank für die Enttabuisierung - doch bei den Zahlen wünsche ich mir mehr Differenzierung als einen Link auf ein Interview von SoBli und Theunert… die 70% bezogen sich auf sexuelle Belästigung (durchaus auch eine unangenehme Form von Gewalt - wie die Republik möglicherweise soeben erfährt) und nicht auf alle Formen sexualisierter Gewalt. Andernfalls Zahlen einfach weglassen - die Erzählung von Herrn Graf ist eindrücklich genug…

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Vielen Dank für den Mut. Sexuelle Gewalt gegen Männer ist immer noch stark stigmatisiert und die Dunkelziffer ist hoch.

Bei kriminellen Opferzahlen muss man vorsichtig sein, sie spiegeln nicht die Realität wieder. Selbst bei Umfragen muss man vorsichtig sein, dass Männer sexuelle Gewalt eingestehen.

Bessere Zahlen findet man im NISVS (National Intimate Partner and Sexual Violence Survey) des amerikanischen CDC. Insbesondere sind dabei auch Zahlen zu den letzten 12 Monate vorhanden. Jedoch wird selbst in diesem Report für Männer die von Frauen vergewaltigt wurden der Euphemismus "zum Eindringen gezwungen" verwendet und nicht gleich kategorisiert wie "normale" Vergewaltigung durch eindringen.

Befragungen zu den letzten 12 Monate werden als "best practice" bezeichnet und falsche Einschätzung der Periode führt nicht zu grossen Abweichungen.

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/ar…C10515449/

Im NISVS 2010

In den 12 Monaten vor der Befragung wurden laut NISVS 2010 1,1 % der Männer "zum Eindringen gezwungen" und 1,1 % der Frauen vergewaltigt (Tabelle 2.1 und 2.2).

Im NISVS 2010-2012

In den 12 Monaten vor der Befragung wurden laut NISVS 2010-2012 1,5 % der Männer "zum Eindringen gezwungen" und 1,2 % der Frauen vergewaltigt (Tabelle 3.1 und 3.5).

Im NISVS State Report 2015

In den 12 Monaten vor der Befragung wurden laut NISVS 2015 0.7% der Männer "zum Eindringen gezwungen" und 1,2 % der Frauen vergewaltigt (Tabelle 1 und 2).

Je nach Report sind 70-80% der männlichen Opfer die zum Eindringen gezwungen wurden, Opfer von weiblichen Personen.

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Ich bin jetzt nicht sicher, ob in diesen Reports nur sexuelle Gewalt von Frauen gegenüber Männern kategorisiert wurde oder ob die Umschreibung "zum Eindringen gezwungen" auch die Gewalt von Männern gegenüber Männern enthält? Falls Ersteres zutrifft, frage ich mich, welchen Sinn die Gegenüberstellung von weiblicher sexueller Gewalt an männlichen Opfern und männlicher sexueller Gewakt an weiblichen Opfern macht. Das Thema ist doch die dringend nötige Enttabuisierung von sexualisierter Gewalterleidung von Männern.

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Es ist durchaus möglich, dass eine männliche Person eine andere männliche Person "zum Eindringen zwingt". In den meisten Fällen ist es jedoch eine weibliche Person. Je nach Report sind es 70-80% der Fälle, wobei bei den besseren 12-Monats Daten immer nahe bei 80% ist.

Zudem gibt es auch weibliche Opfer von Täterinnen.

Ich finde es braucht ein Bewusstsein, dass Männer und Frauen Täter:innen sowie Opfer sein können und jede Konstellation geschieht.

Wenn von einem Vergewaltigungsopfer die Rede ist, sollte man nicht auf das Geschlecht des Opfers oder der Tatperson schliessen.

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Katja Barrueto
dipl.Ärztin
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Ich bin tief beeindruckt, wie Sie, Herr Graf, sich dem Täter stellen konnten und wie sie nun anderen Mensch Mut machen mit ihrer Geschichte.
In unserer Gesellschaft braucht es solche Offenheit über die eigene Verletzlichkeit, nur so fällt es uns leichter, generell über Übergriffe zu sprechen...neben einer gesetzlichen Verankerung und offiziellen Anlaufstellen natürlich.

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Souri Thalong
Community-Support
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Guten Abend, liebe Republik-Community. Von einer Verlegerin wurde das Anliegen an uns getragen (danke!), dass wir im Zusammenhang mit diesem Thema auf Beratungsangebote hinweisen könnten, falls Leser:innen nach der Lektüre des Beitrags selbst eine Beratung wünschen oder brauchen.

Es gibt eine Vielzahl an Opferberatungsstellen – auch welche, die auf bestimmte Formen sexueller Gewalt und Ausbeutung spezialisiert sind. Ich bin nicht in der Lage, hier konkrete Stellen zu empfehlen, verweise aber gerne auf die Seite der «Opferhilfe Schweiz» die auch eine hilfreiche Suchfunktion für Beratungsstellen anbietet.

Und falls Sie sachdienliche Hinweise haben: Die Community wäre Ihnen bestimmt dankbar, wenn Sie Ihre Tipps hier mit uns teilen würden.

Danke allen, die hier drin ihre Erlebnisse mit uns teilen. Und danke auch allen, die mit der gebotenen Umsicht über das Thema diskutieren.

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(durch User zurückgezogen)
Dankbarer Leser
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Ich hoffe für Sie, dass Sie das mit einem engen Freund/einer engen Freundin, einer Vertrauensperson oder einem Therapeuten besprochen und aufgearbeitet haben. Denn solche Erfahrungen überschatten ein Leben, können es sehr schwer machen, Menschen je wieder zu vertrauen. Meine besten Wünsche gehen an Sie.

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Ihre Geschichte hat keinen Zusammenhang mit derjenigen im Artikel. Was bitte wollen Sie mit Ihrem Kommentar mitteilen?

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