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Fake Ethik, Märchenprinzen, Psychobitch und ein Schweizer auf Ibiza

22.05.2019

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Eine schöne Wochenmitte

Heute haben wir deftige Themen für Sie: Mord, Betrug – und ja, man kann es hier derzeit in diese Aufzählung kommentarlos einreihen: Österreich. Aber zuerst eine Frage: Haben Sie sich während des US-Wahlkampfs einmal eine Trump-Veranstaltung angesehen? Dann kennen Sie diesen Schlachtruf: «Lock her up!» (Falls nicht: Gemeint mit «her» war Hillary Clinton, die hinter Gitter solle.) Nächstes Jahr sind wieder Wahlen. Gut möglich, dass die Demokraten an ihren Veranstaltungen ihrerseits «Break them up!» skandieren werden. «Them»? Facebook, Google … alle grossen Tech-Firmen. Politische Forderungen, diese zu zerschlagen, werden von Woche zu Woche lauter.

  • Das lassen die Tech-Konzerne natürlich nicht tatenlos auf sich sitzen. Sie sind neuerdings selber ganz angetan, von Regulierung, Privatsphäre und allem, was sie der Welt so schön hochtrabend unter dem Stichwort Corporate Digital Responsibility verkaufen möchten. Anna-Verena Nosthoff und Felix Maschewski schreiben heute, warum wir auf die Schalmeien­klänge aus dem Silicon Valley nicht hereinfallen sollten. Lesen Sie ihre Analyse: Alles nur Fake Ethik.

  • Eine Pharmafirma wirbt für ein Haarmittel mit dem Märchen von Rapunzel. Das Produkt sei «vom Prinzen empfohlen». Dafür wird sie gebüsst (die Firma, nicht Rapunzel). Zuständig ist die Schweizer Heilmittel­kontrollstelle. Die Swissmedic überwacht nämlich nicht nur Medikamente und Packungsbeilagen – sie ist auch eine strafrechtliche Untersuchungs­behörde. In unserer Rubrik «Am Gericht» stellt Ihnen Dominique Strebel vor, mit welch faszinierenden Fällen die Swissmedic zu tun hat.

  • Wir schauen die Tage alle gebannt nach Österreich, wo die Regierung nach dem «Ibiza-Skandal» im Chaos versinkt. Und wir diskutieren darüber: im Gruppenchat, am Mittagstisch – und in der Redaktions­konferenz. An Letzterer haben wir uns die Frage gestellt: Was wäre eigentlich gewesen, wenn sich statt Herrn Strache ein Schweizer Politiker mit der vermeintlichen Oligarchen-Nichte zum feuchtfröhlichen Geschachere getroffen hätte? Hier, was wir herausgefunden haben.

  • «Killing Eve» räumt derzeit einen Preis nach dem andern ab. Warum? Solmaz Khorsand hat sich die TV-Serie über eine psychopathische Auftragsmörderin und deren Gegenspielerin angeschaut. «All jene, die der Mainstream jahrhundertelang in Sachen Sichtbarkeit, Komplexität und Humor links liegen lassen hat, geniessen in ‹Killing Eve› ohne politisch korrektes Erziehungs­brimborium ihren grossen Auftritt.» Die Serie ist konsequent von Frauen geschrieben, produziert, besetzt und bespielt. Und was ist mit den Männern? Die kommen trotzdem regelmässig zu ihrem grossen Auftritt. Allerdings nicht in Sprechrollen­ …

Wir wünschen Ihnen eine gute zweite Wochenhälfte. Lassen Sie sich nicht einlullen.

Ihre Crew der Republik

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