Verlegerin, Verleger: Der morgige 31. Mai wird Ihr Tag!

30. Mai 2017 01 Uhr

Über 200 Leute stehen um 7 Uhr morgens vor dem Hotel Rothaus an, um zu den Ersten zu gehören, die eine Republik Mitgliedschaft lösen.

Foto: Jan Bolomey

Vor exakt 34 Tagen standen wir als freie Menschen auf. In unserem Besitz war wenig mehr als ein Plan, eine Hoffnung und eine Portion Furcht.

Acht Stunden später war die Furcht Geschichte und die Freiheit auch. Wir hatten bereits 3000 Verlegerinnen und Verleger. Nur Tage später waren es 10 000. Nie hätten wir gedacht, dass so viele einzelne Menschen den Mut aufbringen, in ein neues Medienmodell zu investieren.

Morgen ist der letzte Tag des Republik-Crowdfundings – und damit der letzte Tag, an dem wir eine kleine Marketingagentur in eigener Sache sind. Die Agentur schliesst Mittwoch punkt 20 Uhr ihre Türen. Und wir machen uns an die Arbeit, ein neues Modell für unabhängigen Journalismus zu bauen: kompromisslos in der Qualität, leserfinanziert, ohne Werbung. Bevor es im Januar 2018 richtig losgeht.

Falls Sie sich fragen, was wir bis dahin tun: Wir haben drei Grossbaustellen.



  1. Wir müssen das Team in eine Firma mit seetüchtigen Strukturen umbauen – so etwas passiert nicht ohne Schmerzen.
  2. Wir müssen eine IT aufbauen, die so schön und selbstverständlich wirkt, als wäre sie nicht Technik, sondern ein Stück Natur.
  3. Wir müssen eine Redaktion zusammenstellen, die Können, Stil und Nerven hat. Denn sie wird sich im Sturm bewähren müssen.


Bei alldem wollen wir sorgfältig arbeiten. Der Erfolg der ersten Crowdfunding-Tage hat uns überrascht und zerzaust, aber nicht blind gemacht. Wir wissen, dass wir keine halben Lösungen durchwinken dürfen. Wir haben Ihnen ein Versprechen gegeben. Dass wir einen Journalismus machen werden, der Überblick und Klarheit liefert und Sie von Zeit zu Zeit stolz machen wird, Teil dieses Unternehmens zu sein. Sie haben uns Ihr Vertrauen geschenkt. Nun ist unsere Aufgabe, es zu rechtfertigen.

Aber noch sind zwei Tage Zeit. Und wir dachten, an unserem letzten Tag tun wir, was Agenturen gerne tun: einen Tag ausrufen. Wir ernennen den 31. Mai zum internationalen Tag der Verlegerinnen und Verleger. Und zwar deshalb, weil weltweit die Zahl der Verleger noch nie so wuchs wie im letzten Monat.

Der 31. Mai war bisher kein besonders wichtiger Tag. Die bedeutendsten Ereignisse waren: Die Römer ermordeten 455 ihren Kaiser Petronius Maximus, als dieser vor den Vandalen fliehen wollte. 1911 lief die Titanic vom Stapel. Und 1976 veranstalteten «The Who» das lauteste Rockkonzert der Geschichte. Es hat also noch Platz. Für Sie.

Nicht zuletzt, weil Verleger oder Verlegerin ein verantwortungsvoller Job ist. Und nicht immer der ruhigste: Jedes Medium, das einen Schuss Pulver wert ist, macht Lärm und Ärger. Sie werden es als Verleger, Verlegerin der Republik nicht immer einfach haben. (Auch das ein Versprechen.)

Zum Beispiel jetzt: Wir sind noch für zwei Tage im Crowdfunding. Es geht jetzt darum, den Datenjournalisten an Bord zu holen, für dessen Einstellung Sie gestimmt haben. Wir brauchen bis Mittwoch, 20 Uhr, 14 000 Mitglieder. Wenn Sie mithelfen möchten, teilen Sie diesen Post auf Facebook oder beenden Sie bis Mittwoch Ihre SMS mit «www.republik.ch kann ich dir wärmstens empfehlen!» (Oder, wenn Sie einen eher strategischen Charakter haben, mit: «… kann ich dir kaltblütig empfehlen!»)

Es bleiben noch 36 Stunden, um Verlegerin oder Verleger der ersten Stunde zu werden.

Mit Dank, dass Sie bei uns an Deck sind,

Ihr Team von der Republik und von Project R

PS: Nicht zuletzt rufen wir den internationalen Verlegertag aus, weil Sie die traditionellen Verleger aus ihrer relativen Einsamkeit befreit haben. Sagen wir, Sie treffen den Verlegerverbandspräsidenten Pietro Supino in einer Bar. Und kommen darauf zu sprechen, was man so beruflich macht. Und wenn er sagt: «Ich bin Verleger», dann freut er sich sicher, statt eines «Ah, interessant …» ein gut gelauntes «Ich auch!» zu hören.

Alle Meldungen