Wir schreiben Journalismus­geschichte

26. April 2017 12 Uhr

Eigentlich hätten wir uns den ersten Morgen des Crowdfundings etwas intimer vorgestellt. Poetischer. Ein, zwei Dutzend Leute. Milde Frühlingsluft. Verschlafene Gespräche beim Kaffee. Ein ruhiger Start. So war es nicht. Gar nicht. Es war so: Eine Schlange von ein, zweihundert Leuten. Im Schneeregen. Statt Frühling gab es die Sorte nasse, dunkle Kälte, die alle unrasiert aussehen liess: Männer, Frauen, sogar das Baby im Wagen. Dann, nach Türöffnung drinnen ein Gedränge wie in einem Club, dazu der Geruch nach Aufregung, Hund und nassem Mantel. Es war wirklich ganz anders, als wir dachten. Im Parterre rannte unsere Crew, im ersten Stock ächzte unsere Website. Und die Kaffeemaschine erlebte den schlimmsten Morgen seit ihrer Auslieferung aus der Fabrik.

Leute stehen im Regen vor dem Hotel Rothaus schlange

Himmel und Hölle! Wir hätten nie geglaubt, dass so viele Leute um diese Zeit kommen würden, bei diesem Wetter. Und das, um für ein Abonnement für Journalismus auf dem Internet zu zahlen. Wir waren verblüfft, glücklich und überwältigt. Und wir hatten viel zu wenig Regenschirme. Wir entschuldigen uns bei allen, die nass wurden: Seht es als Taufe — ihr seid unsere Helden und Heldinnen. Und wir danken Euch! Und allen die auf dem Netz abonnierten! (Es gibt auch eine vernünftige Art, Held oder Heldin zu werden, im Bett oder Bürostuhl.) Irgendwann, gegen 9:45, registrierte Held oder Heldin Nummer 1000. Jetzt, um 12:15 sind es über 2000 Leute. Ehrlich gesagt, hätten wir diesen Ansturm nie erwartet! Schon gar nicht so früh am Tag. Danke!

Dank Ihnen schreiben wir gerade Journalismusgeschichte. Denn bisher gab es es in allen Redaktionen auf dieser Welt ein einziges, allen gemeinsames, inoffizielles Motto: «Die zynischste Bemerkung auf diesem Planeten lautet: Guten Morgen!» Und heute wurde das widerlegt. Ja, das Wetter war scheusslich. Und wir sahen auch so aus. Und es gab zu wenig Schirme. Aber es war ein grossartiger Morgen.

Merci!

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