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Karin Landolt
Vorstands- und VR-Mitglied
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Das nenne ich Verantwortung übernehmen! Viele Verantwortungsträger könnten sich von T. M. eine Scheibe abschneiden. Danke Brigitte Hürlimann für dieses Gespräch.

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M. Hubacher
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Verantwortung kann man übernehmen, wenn man in der Rolle des Verantwortlichen ist. Und dies ist er jetzt ja schon seit längerem nicht mehr…

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Brigitte Hürlimann
Gerichtsreporterin
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Das ist nicht ganz exakt. Falls es zu einer strafrechtlichen Untersuchung kommt, wird er als damals Mitverantwortlicher geradestehen müssen für das, was geschah. Darum ist es nicht billig und einfach, was er heute tut.

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Brigitte Hürlimann
Gerichtsreporterin
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Danke, Karin Landolt, für dieses Feedback.

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M. Hubacher
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Wäre es nicht spannend, die Rolle von Herrn Mannhart etwas genauer zu reflektieren? Warum äussert sich niemand aus seinem damaligen Umfeld? Nun macht er im Artikel auch „Zustände“ aus einem anderen Gefängnis (Pfäffikon) publik. Geht es Thomas Mannhart wirklich um Brian Keller oder sieht er sich selbst gerne im Mittelpunkt des journalistischen Interesses (nebst Brian Keller)? Sein im Eigenverlag publiziertes Buch (es fand sich kein Verlag, der dieses publizieren wollte!) liest sich als unsägliche Abrechnung mit seinen damaligen Vorgesetzten und Kolleg*innen; endlos und wenig selbstkritisch. Auf seinen Fotos wirkt er auf mich recht selbstzufrieden und nicht so zerknirscht, wie sich Schuldige fühlen…

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Brigitte Hürlimann
Gerichtsreporterin
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Ich muss Herrn M. ein klein wenig in Schutz nehmen. Er hat im Gespräch mit mir klar geäussert, dass er sich bewusst ist, dass er diese Stellungnahmen vermutlich nicht gewagt hätte, wenn sein Abgang in der Justizvollzug harmonisch verlaufen wäre. Dann, so hat er es gesagt, wären seine Loyalitätsgefühle wohl noch so stark gewesen, dass er keine öffentliche Kritik gewagt hätte. Er hinterfragt seine Rolle ständig und holt sich dazu auch das Feedback von Aussenstehenden ein. Und vergessen Sie nicht: Er geht mit dieser Entschuldigung und Verantwortungsübernahme erhebliche Risiken ein; abgesehen von den Freunden, die sich von ihm abwenden.

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M. Hubacher
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Haben Sie sein Buch gelesen? Ich schon. Von wegen Loyalität… Danach war für mich einiges klar… siehe Kommentar unten und Zitat aus der BZ und Tagi vom 12.6.21: Memoiren eines Narzissten. Schon RR Martin Graf musste wegen Brian Keller, damals noch Carlos, den Hut nehmen. Ist dies das wahre Ziel von T. M.?

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Sehr geehrte Frau H.
Drei kleine Antworten:

  1. Die damaligen Missstände im Gefängnis Pfäffikon sind schon seit langem bekannt.

  2. Meine Memoiren habe ich nur im Internet www.thomas-leonhard-manhart.ch publiziert, weil ich sie ständig ergänze und fortschreibe.

  3. Und selbst wenn ich ein Narzisst wäre: haben Sie auch nur ein einziges inhaltliches Gegenargument zur Unrechtmässigkeit der Einzelhaft?
    Freundliche Grüsse
    T. M.

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M. Hubacher
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Sehr geehrter Herr M.
Zu Ihrer Frage: Ich bin Psychologin und keine Juristin. Ich gehe davon aus, dass Sie -sowohl in Ihrer früheren Funktion als Amtschef, als auch aktuell - die geltenden Gesetze (wie auch die übergeordneten) besser kannten/kennen als ich.

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Eine Frage an die Psychologin: Wie hat man denn als Schuldige/Schuldiger auszusehen? Abgemagert, in Sack und Asche gehend? Ehrlich: Für eine Psychologin scheint mir so eine Aussage "wirkt er auf mich recht selbstzufrieden und nicht so zerknirscht, wie sich Schuldige fühlen…" doch eher "küchenpsychologisch".
Abgesehen davon, finde ich M. Aussagen durchaus selbstkritisch - er schliesst sich selbst ein, wenn er darauf hinweist, dass sich alle Verantwortlichen in der Rolle der Stärkeren sahen, die sich keinesfalls von dem renitenten Häftling unterkriegen lassen wollten. Und dass keinem der Beteiligten die Haftbedingungen als gegen die Menschenrechte verstossend erschienen. Er verweist auch darauf, dass man lediglich nicht den Fehler Pfäffikons machen wollte, weil diese Vollzugsanstalt dafür gerichtlich belangt worden war. M. nimmt sich selbst nicht aus - aber er hat immerhin akzeptiert, dass Fachleute die lange Einzelhaft als Folter - und damit als Verstoss gegen die Menschenrechte - einordneten.

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zu seinem aussehen: vielleicht ist er jetzt einfach mit sich im reinen...

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M. Hubacher
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Ich empfehle Ihnen die Lektüre in der BZ vom 12.6.21 „Der eitle Herr M.“ Memoiren eines Narzissten… Foto ebenso ;-)

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Statt die Beweggründe von Herrn M. zu beurteilen, sollten wir die sachliche Seite dieser Geschichte diskutieren! Die ist nämlich relevant, egal warum Herr M. sich äussert: Kontrollorgane mit Machtbefugnissen! Der Fall von Brian Keller beleuchtet wieder einmal, wie schwer es ist, das staatliche Gewaltmonopol zu kontrollieren. Dass ein "normaler" Mensch Verbrechen begeht, stellt unser Rechtssystem nicht in Frage. Wenn aber Staatsvertreter*innen das Recht missachten, wird das System insgesamt strapaziert. In diesem Zusammenhang sind die Ausführungen von HerrnManhart besonders wichtig.

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40 sind nicht genug
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Absolut starke, reife Haltung, wenn man zu seinen Fehlern in dieser Weise öffentlich stehen kann. Mein Respekt ist bei Herrn M. Es ist bezeichnend, dass viele, die in diesem Fall Verantwortung trugen, sich weiter hinter Rechtfertigungen verbergen. Schon wieder eine Immobilie des Augias, die einen Herkules als Abwart braucht?

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Leser*in
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Liebe Frau Hürlimann, vielen Dank, dass Sie da dran geblieben sind und, wenn auch leider vergebens, Frau Fehr konfrontiert haben.

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Für solche Berichte schätze ich die Republik sehr.

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Vielen Dank, Frau Hürlimann, für diesen eindrücklichen Beitrag.
Und vielen Dank, Herr M., dass Sie zu Ihren gewonnenen Erkenntnissen stehen, obwohl Sie eine Verurteilung gewärtigen müssen. Keine Kleinigkeit.
Die soziale Ächtung, die Ihnen entgegenschlägt und deren Wurzel wohl Verunsicherung oder Mitschuld ist, die diese Leute nicht eingestehen mögen, ist wohl sehr schwer zu ertragen. (Wie auch einige abwertende Kommentare hier.)

Es darf in unserer mit dem Unwort „Kuschel“(-Justiz/-Pädagogik) gefluteten Gesellschaft eben nicht sein, dass Härte und Stärke, die das Äusserste in Kauf nimmt, unwirksam, keine Lösung ist. Das würde ganze Weltbilder zerstören, Verunsicherung und Angst auslösen.
Unserer Justizdirektorin wünsche ich zu unser aller Wohl deutlich mehr Verunsicherungsbereitschaft. Lange Amtsdauern sind dafür allerdings
Gift…

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Zudem waren uns die internen Weisungen wichtiger als irgendwelche Uno-Regeln.

Ich frage mich einfach was Leute, welche die Menschenrechte und Völkerrecht nicht akzeptieren, in demokratischen Institutionen zu suchen haben. Dazu gehört auch anzuerkennen, dass Menschenrechte absolut gelten. Das meine ich jetzt generell, aber dass Leute im Justizbereich keine Ahnung davon haben oder haben wollen ist schon sehr bedenklich.

Ich wundere mich, dass bisher weder die Medien noch die Politik oder die Strafjustiz die Frage nach der strafrechtlichen Verantwortlichkeit der obersten Entscheidungs­träger gestellt haben.

Wundere ich mich auch. Für Menschenrechte scheint in der Schweiz niemand zuständig, die Verfahren laufen ja alle in Strassburg. Danke der Republik und insbesonder Frau Hürlimann, dass sie an dem Fall dranbleibt und hoffentlich auch an der weiteren Aufarbeitung wie in der Schweiz gefoltert wurde/wird.

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mitschuldiger
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ich bin grossteils mit ihrem beitrag einverstanden. ich finde aber auch, dass man die wirkung von immer mehr internen weisungen, compliance, „qualitätsmanagement“ und dergleichen nicht unterschätzen darf. führt in der regel dazu, dass man immer weniger zeit für die effektive arbeit hat, was deren qualität ironischerweise gerne schmälert und die leute entmutigt, selber zu denken. wenn sie in ihrer laufbahn so viel mal „gelesen und verstanden“ unterschrieben haben, lesen die irgendwann gar nix mehr und verstehen etwa gleichviel…

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Vielen Dank für dieses Interview. Ich ziehe den Hur vor Herrn M. Seine Entschuldigung ist beispiellos.

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Ja, das ist interessant und macht Hoffnung, dass es manchmal doch soetwas wie Erkenntnis gibt. Und doch bin ich als Soziologe ein wenig enttäuscht vom Artikel, denn die Frage, warum das möglich ist, bleibt unbeantwortet. Wir sehen rings um uns herum zunehmend Angst und Individualisierung. wir verdrängen sehr gerne und erfolgreich. Woher kommt der Druck, dass der Vollzugsdienst glaubt, sie müssten Stärke demonstrieren?
Wir wissen, dass es stark ist, zu seinen Schwächen zu stehen. Eine Entschuldigung ist Ausdruck von Grösse. Doch wir alle haben Angst vor der Debatte um Rassismus, Frau Fehr hat vermutlich Angst, als schwache Sozi-Frau im falschen Departement abgekanzelt zu werden. Nach dem Mediendebakel mit dem Sondersetting, haben alle Angst bekommen vor einem erneuten Scheitern, dabei ist Scheitern auch menschlich.
Wir sollten psychologische, pädagogische und sozialarbeiterische Erkenntnisse ernster nehmen und nicht nur juristische Sicherheitspolitik betreiben. Dinge wie Reflexion und Selbstoffenbarung, Beziehungsaufbau, das sollte Allgemeinwissen werden.
Wenn wir über Sicherheit versus Angst vor Gewalt reden, dann haben wir sehr oft zwei extrem unterschiedliche Messlatten: einerseits schützen wir unser eignes Leben maximal und verallgemeinern dies für unsere Familie, Nation, Europa, Weissnasen; andererseits reagieren wir nicht auf die durch uns finanzierten Lager in Nordafrika, Ertrinkende im Mittelmeer, die von Frontex behindert und im Stich gelassen werden; nicht auf rassistische Polizeigewalt gegen POC. Wenn das kein rassistisches Denken unserer Gesellschaft ist, was dann?

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Ich bin auch Soziologe, aber nicht enttäuscht.
Die Fragen, die Sie aufwerfen sind dennoch wichtig und sollen aufgearbeitet werden. Sind sie das? Hätte der Artikel sie aufarbeiten sollen?
Ich wünsche mir auch, dass alles Wissen, das wir über manschliches Denken und Zusammenleben erlangt haben, kulminiert und möglichst in den Menschen an der Macht verankert ist, direkt neben den Werten, die sie vertreten sollen.
Sehen Sie jedes Peergroup-Denken als Rassismus an? Das beantwortet vielleicht ihre letzte Frage. Umso wichtiger, dass wir beides überwinden, auch wenn es uns als Menschen evolutionär so sehr eingeschrieben sein mag. Unsere Sozialisation muss das überwinden.

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der Andere wieder/ Leser
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Besten Dank für diesen tollen Artikel. Ich finde es primär wunderbar, dass Herr M. sich für ein Interview zur Verfügung gestellt hat und seinen Sinneswandel ausführlich kommentiert hat.
Eine Frage hätte ich jedoch noch: Wie wäre das mit den Straftäter*innen, welche als gefährlich einzustufen sind. Bspw., weil ihre aggressive, teilweise sogar tödliche Straftat aus "heiterem Himmel" erfolgt (ohne erkenntlichen Grund)? Das hat Frau Fehr im NZZ angetönt.
Trotzdem möchte ich betonen: Der Verweis auf eine Umordnung der Hierarchien im Strafvollzug finde ich schon einmal eine sehr gute Methode. Und eine (möglichst internationale) Vernetzung mit Forschung und Lehre wäre noch einmal gut.

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Brigitte Hürlimann
Gerichtsreporterin
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Es ist eine Herausforderung für den Strafvollzug, menschlich und fair mit gefährlichen Insassen umzugehen. Gerade deshalb finde ich die Empfehlung von Herrn M. so wichtig, dass sich die Behörden beraten und begleiten lassen, und zwar von aussenstehenden Gremien. Es braucht den kritischen, fachkompetenten Aussenblick, das hat der Fall Brian Keller in aller Deutlichkeit gezeigt.

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Echt eindrücklicher Beitrag. Gratulation

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Beispielhaft, danke.

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«Insider»
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Die meisten Leute fernab des Justizvollzugs sind sich nicht bewusst, dass es einige wenige unfassbar herausfordernde Personen gibt, die im Gefängnis eingesperrt sind.

Ich weiss von einem anderen Insassen, dem keinerlei mediale Aufmerksamkeit widerfährt, der ebenfalls dauerhaft in Einzelhaft ist und keine Begegnung mit anderen Menschen haben kann, ohne dass mindestens zwei Sicherheitskräfte in nächster Nähe stehen. Der Insasse hat bereits Menschen umgebracht und sagt selbst, er würde sofort wieder morden, wenn er dazu Gelegenheit bekommt.

Die Verantwortlichen und das Personal müssen mit der schwierigen Situation umgehen, einerseits alles in ihrer Macht stehende zu tun, damit niemandem etwas geschieht, und andererseits dem Insassen in seiner Menschenwürde gerecht zu werden.

Aus dieser Perspektive kann ich nachvollziehen, wie es im Fall Brian Keller zu dieser eskalierten Spirale kommen konnte. Ich kann ahnen, wie verhärtet manche Positionen sein mögen.

Umso bemerkenswerter die Grösse, sich auf diese Weise zu entschuldigen und persönlich Verantwortung zu übernehmen!

Der Schlüsselsatz für mich ist:

Für das, was er falsch gemacht hat, hat er mehr als genug gebüsst.

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der ebenfalls dauerhaft in Einzelhaft ist und keine Begegnung mit anderen Menschen haben kann, ohne dass mindestens zwei Sicherheitskräfte in nächster Nähe stehen

Solche Haftbedingungen müssten wirklich unabhängig überprüft werden können..

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Solche Leute gehören doch in psychiatrische Institutionen.

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Helden - für mich sind Menschen wie M. Helden - gibt es zwar, aber die meisten Menschen sind Duckmäuser und Opportunisten.

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Helden haben Achillesfersen und gehören in die Antike. Menschen haben die Fähigkeit zu reflektieren und Grösse zu zeigen. Auch Männer können zu eigenen Schwächen stehen und riskieren abgewertet zu werden.

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Ein „Held“ wäre er gewesen, hätte er schon vor Jahren den Mund aufgemacht.

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"Hätte", "wäre". Das bringt doch nichts. Heute ist heute und heute hat Thomas Mannhart erkannt, was er falsch gemacht hat und ist offen dazu gestanden. Das ist mutig!

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Wären Sie selber ein:e solche:r Held:in? Kennen Sie viele Leute, die das wären? Ich nicht.

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mitschuldiger
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ich finde sehr gut, was herr M. macht - und bleibe konsterniert ab der (nicht)reaktion in der justizdirektion. habe trotzdem ein dickes haar in der suppe gefunden:

Ich entschuldige mich bei Ihnen in aller Form für das Unrecht,…

M. kann sich nicht entschuldigen, er kann nur um entschuldigung bitten.

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Genau, dies geht mir bei all den sich häufenden ‚Entschuldigungen‘ auch immer durch den Kopf. Es ist leider eine sehr infektiöse Seuche.

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A. S. und B. H. haben sehr recht. Das ist zwar ein kleines Detail in der vorliegenden Diskussion, aber ein bezeichnendes. Dieses so häufige Sich-selbst-entschuldigen(-wollen) zeugt vom Unwissen, was "Entschuldigung" eigentlich bedeutet, und dass das Herrn M. unterläuft, verwundert mich. Der Schuldige kann sich doch nicht selbst ent-schuldigen, das wäre eine Münchhausiade. Nur das Opfer kann entschuldigen, den Schuldigen quasi freisprechen. Und das hat eine starke Konsequenz: Beachten Sie den grossen Unterschied zwischen "Ich entschuldige mich bei Brian Keller" und "Ich bitte Brian Keller um Entschuldigung". Die Stellung der beiden Kontrahenten ist plötzlich umgedreht. Im ersten Satz ist der Schuldige der Grosszügige, der ein wenig von oben herab handelt und das Gefühl hat, es sei nun dem Opfer Genüge getan; im zweiten Satz ist es umgekehrt, der Schuldige bittet demütig, das Opfer entscheidet, ob es entschuldigen will, und der Schuldige hat bis dann keine Garantie. Man sieht: Eine echte (Bitte um) Entschuldigung tut dem Ego des Schuldigen viel mehr weh...

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Ich finde das haarspalterisch (ein sehr dünnes Haar): Wenn man eine Entschuldigung annehmen oder ablehnen kann, kann man auch eine aussprechen, was Herr M. in einer uns allen vertrauten Form getan hat.

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mitschuldiger
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über haarspalterei oder nicht und wenn ja über die dicke des haares kann man trefflich streiten. aus sprachlicher sicht ist für mich aber klar, dass wer schuld auf sich lädt, sich nicht selber entschuldigen kann. es hilft uns allen, wenn wir uns klar ausdrücken (können). bei jurist:innen sollte die messlatte noch etwas höher liegen und bei träger:innen von doktortiteln auch. beides trifft auf M. zu. wie es um weitere schuldige in jacqueline fehrs departement steht (egal ob juristisch beschlagen und/oder promoviert), die sich noch nicht mal äussern, bleibt trotzdem eine wichtige bzw. die wichtigere frage. und wie man verantwortung trägt auch.

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Grüezi Frau Hürlimann

Danke für diesen Artikel. Die Beiträge zu Brian Keller haben mich immer wieder beschäftigt. Dieser ist ein weiterer, der unsere persönliche Einstellung zum Justizvollzug prüft.

In Diskussionen höre ich immer wieder Argumente und Meinungen die einer alttestamentarischen Aug um Aug, Zahn um Zahn Logik folgen. Je schwerer und grausamer das Delikt der Täterin uns scheint, desto mehr neigen wir dazu emotional Rache zu nehmen.

Insbesondere das Thema Verwahrung fordert das Justizsystem und uns als Gesellschaft heraus. Das Bedürfnis des Schutzes vor Wiederholungstätern führt zu Präventivstrafen.
Die Todesstrafe, scheint mir, ist die Extremform der Vergeltung. Sollte die Gesellschaft in diesem Punkt nicht reifer sein als der Täter, sich also nicht auf dieselbe Stufe stellen und selbst Täterin werden? Welches Konzept verfolgen wir als 'reife' Gesellschaft beim Strafvollzug?

Ist es denn möglich als Täterin sich durch Strafe 'ab-büssen' zu 'ent-schulden'? Ist die Präventivstrafe als Konzept nicht eigentlich genauso eine Menschenrechtsverletzung?

Was denken sie dazu? Wäre dies nicht auch mal eine Reflexion in einem Beitrag Wert? Merci.

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Einverstanden. Ich habe aber einen Einwand gegen die Formulierung:
"alttestamentarischen Aug um Aug, Zahn um Zahn Logik". Dahinter steht ein Missverständnis. Das 'ius talionis' des Ersten Testaments ist ein juristisches Prinzip, das Exzesse gerade verhindern soll. Wäre im vorliegenden Fall dieses Rechtsprinzip angewandt worden, wär nicht solches Unrecht geschehen.

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Danke Frau Müller für den Einwand.

Ich hab das immer als heim zahlen interpretiert. Ohrfeige gegen Ohrfeige - Tod gegen Tod. Mir scheint dieses Konzept lässt Busse oder Reue nicht zu. Es vergeltet. Offensichtlich diente es zur Abschreckung. Wie auch die Todesstrafe es wohl sein soll?
Da hab ich etwas dazu gelernt. Ich werde das für mein besseres Verständnis noch recherchieren und vertiefen. Merci

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Mathematiker in IT, Bildung und Beratung
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Grüezi Herr Besimo
Danke für die feine Form-Differenz in diesem ‚sich ent-schulden‘. Solches regt mich an zum Weiterdenken.
Eine andere wichtige sprachliche Perspektive steckt m.E. im Genus verbi: aktiv - passiv und vor allem reflexiv. So gesehen wünsche ich Herrn M. ein ihn ‚gut entschuldendes Verfahren‘. Irgendwie braucht es für eine echte und allseitige Schuldbewältigung alle Aspekte von Reue, Sühne und Vergebung, notabene in einer glaubwürdigen Ausgewogenheit.
Beste Grüsse, K.A.

ps: Bin schon eine Weile nicht mehr auf Ihre geschätzten Beiträge gestossen und erinnere mich gerne an einen früheren Austausch - ein schönes ‚Wiedersehen‘.

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Grüezi Herr A.

Danke für Ihren Kommentar. Er hat mich gefreut, wie die Vorherigen auch. Gerne lese ich auch ihre Gedanken - hier im übertragenen Sinne. Wie die Republik Beiträge erweitern sie meinen Wahrnehmungsraum und damit das Verständnis der doch so komplexen und vielschichtigen Welt.
Nicht immer fühle ich mich gleich bemüssigt etwas zu schreiben. Nicht jedes Thema bringt mich persönlich in die Gänge. Auch möchte ich nicht überall meinen 'Senf' dazugeben. Zuwenig fühle ich mich kompetent einen Beitrag zu formulieren. Eine Meinung ist ja ziemlich schnell gemacht. Leider viel zu oft, ohne inhaltliche Kenntnisse oder ausreichend Reflexion. Auch ich gehöre viel zu oft zu denen, die erst wissen was sie denken, wenn sie sich gehört haben. In diesem Sinne danke für die Rückmeldung und freue mich auf einen nächsten Austausch.

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Brigitte Hürlimann
Gerichtsreporterin
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Absolut einverstanden. All diese Anregungen von Ihnen sind eine Reflexion Wert. Danke fürs Mitdenken.

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Was mit dem "Auge um Auge – Zahn um Zahn"-Prinzip für Unheil angerichtet werden kann, sieht man seit Jahrzehnten und gerade jetzt wieder ganz extrem im Nahen Osten. Unfrieden ohne Ausweg!

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all die Leute, die den Kontakt zu mir abgebrochen haben. Sie finden, ich solle endlich den Mund halten, ganz im Sinne von: servir et disparaître, dienen und verschwinden. Ich habe nicht nur gegen den Korps­geist verstossen, der in der Justiz­direktion offenbar bis in die höchste Stufe gilt, ...

Das ist die Aussage, welche mir am meisten Sorge bereitet. Dieses Mindset im Justizvollzug und in Polizeikorps erachte ich für unsere Demokratie als äusserst gefährlich. Diese Haltung untergräbt die Unantastbarkeit des innersten Kerns unserer Menschenrechte und somit die Rechtsstaatlichkeit selbst.

Gefährlich ist es vor allen Dingen, weil diese Haltung nach aussen als i.O. interpretiert wird. Die Grenze des Mach-/Sagbaren wird immer weiter verschoben, ohne dass es die breite Gesellschaft bemerkt.

Danke Herr M., das Sie hingestanden sind!

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Ja, Karl Schmitt der Scheisser hat gründlich gearbeitet - noch Martin Heidegger fiel auf in rein. - Und wäre da nicht Hannah Arendt gewesen: Er hätte den Ausgang aus dem Vexierbild nicht mehr gefunden.

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