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Die Saat ist aufgegangen: 30 Jahre aggressives Europa-/EU-/EWR-Bashing der wählerstärksten Partei hat dazu geführt, dass bis weit in die bürgerliche Mitte hinein zumindest eine europapolitische Agonie herrscht. Es bleibt zu hoffen, dass wir Wählenden bei jeder Gelegenheit die Quittung dafür präsentieren.

Der konkreteste Ansatz, Bundesbern (BR und die Parteien) zur europapolitischen Positionierung zu zwingen, ist die angekündigte Europa-Initiative von Operation Libero ( zusammen mit den Grünen). Das wird spannend! Es benötigt den Druck von ausserhalb des Politikzirkels, um unsere Gewählten aus der Komfortzone zu schubsen.

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"Es benötigt den Druck von ausserhalb des Politikzirkels, um unsere Gewählten aus der Komfortzone zu schubsen."

Ich würde sagen "......aus dem Koma zu schütteln."

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Geschenkt!
Ich vermute einfach , dass ein Teil der gemässigteren Bürgerlichen im Inneren gar nicht so Europa-feindlich/-kritisch ist, aber sich nicht entsprechend exponieren möchte, da die SVP-Häme nicht einfach zu ertragen ist (die Linke ist sich diese sowieso gewöhnt, und vielleicht fällt sie bei politisch näherstehenden Personen heftiger aus).

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Es braucht neue Gewählte, Bern muss aufgemischt werden.

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Ich denke, die Politik der jetzigen PolitikerInnen wird gar nichts ändern, solange so viele von ihnen die EU schlecht reden. Es braucht zuerst die Wirtschaftsführenden, welche aufzeigen, wie wichtig die EU für alle ist. Dann werden nach und nach die richtigen Leute gewählt und die Schweiz kann der EU beitreten.

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oder die wirtschaftlichen Nachteile werden breiteren Bevölkerungsteilen finanziell spür- und erlebbar. Dann könnte der Wind rasch drehen…

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die EU braucht es gar nicht schlecht zu reden, und es kann sich die EU auch Niemand schöntrinken.

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Danke für die gute Analyse!
Ob Aussenpolitik, Coronapolitik, Klimapolitik, Gesellschaftspolitik, überall stelle ich
Bewegungslosigkeit, Trägheit, Lähmungen bis hin zur Apathie fest. Dazu eine seltsame Mischung aus Arroganz, Trotz und Fatalismus. Und wenn es irgendwo schmerzt und unangenehm wird, so sind immer die anderen schuld.
Komplikationen sind zu erwarten.
Nein, aus medizinischer Sicht kann ich dem Patienten Schweiz leider keine gute Prognose stellen.

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Herr Kienholz, wie sehen Sie denn Ihre Prognosen für die Patienten: Deutschland, Österreich, Italien, USA und China? Können Sie diesen Patienten eine bessere Prognose ausstellen? Dies wären aus meiner Sicht wichtige Referenzpunkte, um Ihre Aussage besser einordnen zu können.

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Ich vermute, dass diese Diagnose auch bei anderen westlichen Staaten gestellt werden könnte, auch wenn sie in einzelnen Bereichen handlungsfähiger zu sein scheinen. Die enormen Einflüsse durch die globalen Grosskonzerne und Finanzindustrien, Rechtsextremismus, Angriffe auf die Institutionen, Irrationalismus und die Verlockung des Autoritären – um nur einige Entwicklungen zu benennen – bedrohen aber alle westlichen Demokratien in erheblichem Ausmass. Was das repressiv-autoritäre chinesische System angeht, so befürchte ich, dass mein diagnostisches Repertoire hier nicht ausreicht.

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Ich könnte dieser pauschalen Pathologisierung nicht einmal dann zustimmen, wenn ich denselben Standpunkt vertreten würde. Immerhin wurde das Energiegesetz im Kanton Zürich deutlich und die Ehe für alle von Volk und sämtlichen(!) Ständen angenommen.

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Natürlich gibt es einzelne Lichtblicke; aber das reicht nicht. Das zeigt auch das neue Berner Energiegesetz, das durch die Bürgerlichen so stark verwässert wurde, dass es kaum genügen wird, die Energiewende zu schaffen. Solche Entscheide zeigen auf, dass unsere Politik und Gesellschaft offensichtlich nicht fähig sind, die Zeichen der Zeit zu erkennen und entsprechend konsequent zu handeln.

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Informatik-Ingenieur und Ökonom
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· editiert

Wie eine kaputte Schallplatte wiederholen die Medien das Mantra der Wichtigkeit des Horizon Programms, welches die EU als Druckmittel gegen uns benutzt, während Länder wie Albanien, Israel, oder die Faröer Inseln ohne Kohäsionsmilliarde mit offenen Armen aufgenommen werden. (Offenbar gelten für die EU immer nur dann einheitliche Spielregeln, wenn es gerade politisch passt.)

Doch wie wichtig ist Horizon wirklich? Wird das Geld wirklich besser investiert, wenn die EU entscheidet, in welche Projekte dieses fliessen soll und nicht beispielsweise die ETH selbst? Welche grossen Forschungserfolge hat Horizon vorzuweisen? Vielleicht wäre dies mal eine tiefere Recherche wert...

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natürlich sind eu forschungsprojekte per se nicht "besser" als rein schweizerische projekte. das zentrale dabei ist vielmehr die kooperation der schweizer forscher*innen in einem internationalen kontext!
viele von uns verfallen leider der immer gleiche illusion, wir könnten die anstehenden probleme alleine lösen. nehmen wir z.b. den umbau der energiewirtschaft (co2 frei) oder die aktuellen anstrengungen in der virenforschung. wer dies etwas verfolgt sieht sofort: das geht nur mit internationaler kooperation. und die schweizer forscher*innen können dabei durchaus substantiell mitreden!
ich wünschte mir etwas mehr gelassenheit und offenheit gegenüber dem projekt europa.

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Informatik-Ingenieur und Ökonom
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Meiner Erfahrung nach kommt eben Innovation meistens von kleinen Teams und nicht von grossen Organisationen. So ist das zumindest in der IT. Daher meine Skepsis.

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Ich habe an einigen EU und CH Projekten teilgenommen - als Industriepartner. Grundsätzlich ist es so, dass die meisten Projekte nicht unmittelbar zu wirtschaftlichem Erfolg führen, aber es werden trotzdem wichtige Erkenntnisse erzeugt, die langfristig nützlich sind. Deshalb braucht es Subventionen, es gibt praktisch keine Unternehmen mehr, die ganz alleine in Hochrisikoprojekte investieren.
Die Antwort zu der Frage wer das Geld besser investiert, ist kontraintuitiv: aus meiner Sicht eindeutig die EU. Der Schweizer Forschungsplatz ist so klein, dass selten objektiv entschieden wird. Die Leute die über die Projekte entscheiden, stehen zu nahe an denjenigen die davon profitieren. Von Seite der EU-Kommission habe ich eine viel kritischere Beurteilung erlebt, im konstruktiven Sinne.
Das einzigartige an EU-Projekten ist, dass viele Partner aus unterschiedlichen Ländern teilnehmen. Das hat zwar den Nachteil, dass Ergebnisse nicht ganz offen ausgetauscht werden, weil unterschiedliche Interessen im Spiel sind. Aber grundsätzlich ist es trotzdem so, dass man aus so einem Projekt viel mehr lernt, als aus einem CH-Projekt. Es fliesst sicher mehr Know-how von den wirtschaftlich starken Regionen in die wirtschaftlich schwachen als umgekehrt, aber das ist auch gut so. Denn bei der EU geht es - bei all ihren unschönen Seiten - vor allem darum: versuchen in eine gemeinsame Zukunft zu investieren.

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hm.. ja genau, der Kontinentus Helveticus muss sich doch nicht mit Problemchen des Appendix EU befassen: das EU-Gebildchen ist ja bekannterweise nur ein unbedeutendes Würstchen, sozusagen ein Klatsch auf der Landkarte, wogegen big Helveticus nur so von unbegrenzten Innovationshorizonten und jugendlich-frischen Ressourcen strotzt....

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Ihr Wortspiel gefällt mir ausgezeichnet. Für gewisse Teile von Helveticus könnte einem auch Inkontinentus in den Sinn kommen.

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Märchentante*onkel
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Der Hoffnungshorizont von sechs Jahren mag in Bundesbern kurz erscheinen, für die jetztigen Studierenden, die wie vom bösen Abwart in die Ecke gestellt zuschauen müssen, wie ihre Gschpänli auf dem Pausenhof frei spielen dürfen, sind sechs Jahre fatal. In sechs Jahren könnte sich die Schweiz etwas öffnen? Sind das die verbleibenden Perspektiven?

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Die europapolitische Agonie der Schweiz ist im Kern ein Stück ordnungspolitische Schizophrenie: Unser Land will die Vorzüge des EU-Binnenmarktes geniessen, ohne dessen gemeinsames Regelwerk anzuerkennen. Das widerspricht dem marktwirtschaftlichen ABC: Auf einem offenen Markt müssen aus Gründen des fairen Wettbewerbs für alle Player dieselben Spielregeln gelten. Die Instanz, die diesen einheitlichen Spielregeln Nachachtung verschafft, ist der Europäische Gerichtshof (EuGH). Ihm haben sich hinsichtlich der Auslegung der Rahmenordnung des gemeinsamen Marktes – und nur diesbezüglich – alle teilnehmenden Länder zu unterstellen. Mehr als das der Schweiz von der EU als besonderes Zugeständnis offerierte Schiedsgericht für die Lösung allfälliger Auslegungskonflikte kann daher kaum erwartet werden.

Auswege aus der gegenwärtigen europapolitischen Sackgasse werden sich nur finden lassen, wenn die erwähnte ordnungspolitische Schizophrenie überwunden wird. «Brüssel» wartet deshalb nicht auf eine «freiwillig» offerierte weitere Kohäsionsmilliarde – das wäre nur eine unfreiwillige Bestätigung des Rufs der Schweiz, primär dem rosinenpickenden Krämergeist zu huldigen –, sondern auf unsere grundsätzliche Anerkennung der ordnungspolitischen Zuständigkeit des EuGH für den Binnenmarkt: Es gibt kein institutionelles Rahmenabkommen ohne gemeinsame Rahmenordnung des Wettbewerbs.

Die berechtigten Anliegen des Lohnschutzes und der Kontrolle des Zugangs zum attraktiven schweizerischen Arbeitsmarkt sind primär innenpolitisch zu lösen mittels sozialpartnerschaftlich durchgesetzter fairer Mindestlöhne und Arbeitsbedingungen in allen Branchen, ergänzt im Rahmenabkommen um spezifische Klauseln für die Entsendung von Arbeitskräften durch ausländische Firmen, die das massive Unterbieten des hiesigen Lohn- und Kostenniveaus der inländischen Anbieter verhindern. (Konkrete Vorschläge dazu habe ich in meinem Kommentar zu Daniel Binswangers Kolumne «Nicht Brüssel ist das Problem» vom 24.04.2021 gemacht.) Da dieses Problem auch zwischen EU-Ländern besteht und zunehmend anerkannt wird, wird sich «Brüssel» diesbezüglich auf pragmatische Lösungen einlassen, wenn sich die Schweiz in einem institutionellen Rahmenabkommen nur endlich unzweideutig bereit erklärt, die prinzipielle Verbindlichkeit der Rahmenordnung des EU-Binnenmarktes samt der Zuständigkeit des EuGH anzuerkennen – oder kürzer auf den Punkt gebracht: am Binnenmarkt wirklich teilnehmen zu wollen.

Da jedoch der Bundesrat in seiner bisherigen, rechtsbürgerlich dominierten Zusammensetzung und das gespaltene Parlament das nicht wirklich wollen, hat die Operation Libero im Ansatz Recht: Der Souverän muss dem Bundesrat und dem Parlament den Weg durch eine Grundsatzentscheidung vorgeben. Zudem sollte das Wahlvolk im übernächsten Jahr für eine repräsentativere Zusammensetzung des Bundesrats jenseits der überholten Zauberformel besorgt sein.

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Le Temps hat am 2. Dezember 2021 einen ähnlichen Artikel von Pierre K. publiziert:
https://www.letemps.ch/opinions/sui…ale-metier

Ich zitiere daraus:
"Lorsqu’on veut faire partie d’un club, on doit en accepter les règles. Jouer à David et Goliath est peut-être bon pour notre amour-propre, mais ne fait pas avancer les choses. D’ailleurs, il est inexact de prétendre que c’est la Suisse qui a fait toutes les concessions dans la négociation sur l’accord-cadre, alors que l’UE, contrairement à ses principes, nous a permis de ne pas nous soumettre à toutes ses directives, ce qui démontre une grande compréhension à l’égard de la position particulière de la Suisse."

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Diese ordnungspolitische Schizophrenie könnte man auch als den-Fünfer-und-das-Weggli-Politik bezeichnen. Dass die andere Seite solches nicht goutiert, sollte niemanden erstaunen. Weshalb leidet die FdP, die mal die Wirtschaftspartei war und zahlreiche Führungskräfte in ihren Reihen weiss, derart unter Realitätsverlust?

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Historiker
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Danke, lieber Herr Binswanger, für diese politische Analyse. Die Ideologie spielt in der Europafrage gewiss eine entscheidende Rolle. Doch: Gibt es hinter den ideologischen Aussagen der Souveränitätsapostel vielleicht auch ein handfestes Interesse der Finanzwirtschaft, sich dem EU-Recht so weit wie möglich zu entziehen? Bleiben sie dran!

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Genau, hier lohnt sich die sehr gute Analyse zu vertiefen! Und vergessen wir nicht: Es waren die freisinnigen Bundesräte Cassis (Aussenminister) und Schneider-Ammann (Wirtschaftsminister) die provozierend die "Rote Linie" Lohnschutz des Bundesrats verlassen haben und so das ganze Verhandlungsergebnis ins Rutschen brachten. Letzterer betrieb den Verhandlungsstopp dann auch noch als Kommentarschreiber als Altbundesrat!

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Kleiner sprachlicher Hinweis: Zweimal benutzen Sie in diesem Artikel das Wort "Insta". Erst beim zweiten Mal habe ich verstanden, dass Sie damit das "Institutionelle Abkommen" meinen. Für meine Generation bedeutet das doch selbstverständlich "Instagram"!... Ich hatte mir schon gedacht: "Aha, Thierry Burkart soll also gegen Instagram sein, aber was hat das bitte mit dem Thema zu tun? So was hält sich für Qualitätsjournalismus und besser als die NZZ?" Kurzum, ich würde Ihnen raten, diese Abkürzung aufzulösen!

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Der Artikel fasst den seltsamen freien Fall unserer politischen Intelligemnz zusammen. Dass die "Partei der klugen Köpfe" mit der Wahl des neuen Präsidenten ihre Köpfe noch tiefer in den Sand bohren würde, war abzusehen. Dass aber das Weltblatt von der Falkenstrasse diesen intellektuellen Niedergang im Eiltempo auch mitmachen würde, war überraschend. Allein wegen der dauernden Bewerbung der deutschen Rechten kann dies nicht erklärt werden. Es muss im Westen eine mächtige Welle des Irrationalen angekommen sein. Trump war vielleicht doch eher Symptom als Ursache, und die Pandemie hat die leise Stimme der Vernunft noch leiser werden lassen. Das zeigt auch der Präsident der "Mitte", der als promovierter Philosoph sehr Unphilosophisches zu Europa zu sagen weiss, und offenbar damit die herrschende Stimmung einigermassen trifft.
Vermutlich werden nur harte Konsequenzen aus Brüssel unsere Politiker aus ihrem Traum, man könne in Europa ohne Europa leben, wachrütteln. Hilfreich wäre dabei, wenn man ihnen einen Schulatlas zu Weihnachten schenkte.

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Leider ist das Europa um uns herum auch im freien Fall. Zu den nordischen Ländern kann ich wenig sagen, die sind nicht in meinem Fokus. Das Baltikum scheint gut zu laufen.

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Danke für ihre klare Sicht auf die aktuelle Ausenpolitik. Die Hoffnung auf den Verlust von FDP, SVP, und der sogenannten "Mitte" auf unter die fünfzig Prozent, macht meinen Tag.

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Bei den kommenden Wahlen wird Mitte-Rechts auf knapp 55 Prozent, Links mit glp auf weniger als 45 Prozent kommen. Es bleibt noch viel zu tun.

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Bitte nicht den Teufel an die Wand malen!

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Neugierig kritischer Optimist
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Meiner Meinung nach geht es nicht um den Götterfunken sondern um uns Wähler. Wir haben die Regierung und die Parlamentarier*innen die wir wählen und verdienen... ein Wahlergebnis für 55% Blockierer ist auch nicht Gottgegeben sondern kommt durch uns Wählende zustande. Warum bloss sind wir Wählenden inkl. Journalisten so mutlos, dies als fait accomplit hinzunehmen und das bereits 2 Jahre vor den Wahlen. Irgendwie trost- und visionslos. Und dies in dieser hochgelobten direkten Demokratie wo wir ja zu vielem mitbestimmen können. Wie sollen denn die von uns gewählten Abgeordneten aktiv an der Veränderung arbeiten, wenn wir Wähler dies mit unserem mutlosen Wählen nicht tun? Vielleicht ist es an der Zeit, uns dessen bewusst zu werden. An mir solls nicht liegen. Lets go and fight for it - anstatt nur auf Götterfunken oder Wunder hoffen.

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Solange wir uns in der Schweiz selbst nicht zu einer Haltung gegenüber Brüssel durchgerungen haben wird es schwierig werden. Da gehören viele Player dazu: Gewerkschaften, Parteien, Wirtschaftsverbände und viele weitere mehr. Das Scheitern des Insta war auch ein Scheitern im Inland. Vielleicht warten wir einfach ab, und hoffen, dass sich die politischen Gewichte in sechs Jahren tatsächlich verschoben haben werden. In der Zwischenzeit kann eine spannende, ergebnisoffene konstruktive Diskussion geführt oder einfach weitergewurstelt werden, was wir uns ja gewöhnt sind.

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Neugierig kritischer Optimist
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Ja das ist sicher ein Weg. Warten und hoffen. Ich versuche in meinem kleinen Beziehungsnetz immer und immer wieder anzusprechen worum es wirklich geht. Wie von Ihnen beschrieben, konstruktiv, sachlich, nicht vorwurfsvoll oder gar diffamierend. Aber immer und immer wieder. Vielleicht gelingt es mir damit einigen strammen Isolationisten oder "nicht mehr Hoffenden" eine breitere und vielleicht auch realere Sicht zu geben. Wenn dann wieder jeder*r in seinem Beziehungsnetz.... Na ja halt auch Hoffnung, aber etwas aktiver.

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Urs Fankhauser
Citoyen
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In der Schweiz mit ihrer tief verankerten Konsenskultur ist es üblich, politische Massnahmen auf das Machbare oder gar auf den kleinsten gemeinsamen Nenner auszurichten. Die daraus resultierenden zögerlichen Schritte genügen in zunehmendem Mass nicht mehr, grossen Herausforderungen zu begegnen. Wir erleben das sehr plastisch bei der Pandemie. Aber auch in der Europapolitik, in der Klimapolitik oder bei der Sozialpolitik (Stichwort AHV-Revision).
In der Pandemiepolitik gibt es für die Behörden nach zwei Referenden ein klares Mandat für effektive Schritte. Gemäss Umfragen gäbe es bereits heute eine Mehrheit für eine Impfpflicht. Aber der Bundesrat macht weiter in klein-klein. Ich habe keine Indizien dafür, dass eine solche Diskrepanz auch bezüglich der Europapolitik vorhanden ist. Aber es ist klar, dass die Regierung ihren Handlungsspielraum auch in anderen Politikfeldern einschränkt, wenn sie diesen in Bereichen nicht ausschöpft, in welchen sie dafür demokratisch legitimiert ist.
Die drei bürgerlichen Bundesratsparteien agieren, als ob das ca. 30% umfassende Elektorat der SVP der einzige relevante Stakeholder der schweizerischen Politik wäre. Von dieser schon fast zwanghaften Fokussierung werden die "europarealistischen" Kräfte (GLP, GPS, SP) profitieren können. Deshalb ist es sehr wichtig, dass Operation Libero nicht nur den Lead in der Europafrage übernommen hat, sondern sich auch bezüglich der Frage positioniert, mit welchen Partnern heute Europapolitik Sinn macht. Als Grüner erinnere ich mich mit Grausen an die Position meiner Partei im Jahr 1991. Schön, dass wir das hinter uns haben.

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Diese zusätzliche "freiwillige" Kohäsionsmilliarde war nichts anderes als ein unverblümter Bestechungsversuch. Zum Glück kam die nicht durch, wir hätten vor versammeltem Europa gezeigt, auf welch beschämendem Niveau wir operieren.

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von unten
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Dass Bundesrat Berset daran festhält, wir würden uns im Rahmen der Pandemie in einer Normalisierungsphase befinden, derweil Deutschland uns zum Hochrisikogebiet erklärt, weil wir Inzidenzzahlen wie nie haben, drängt sich mir immer dieser Normalisierungsbegriff in meine Gedanken. Wir leisten es uns, mit der EU in einem frostigen Verhältnis zu leben, allmählich zeichnen sich die Konsequenzen ab. Vielleicht könnte der Bundesrat auch da sagen, wir befinden uns in der Normalisierungsphase. Und vielleicht ist das ja tatsächlich nicht absurd, sondern wahr. Grosse Schwierigkeiten, Verluste, Einschränkungen kommen auf uns zu, weil das in der heutigen Weltlage (Klima, Seuchen) normal ist. Und normal ist bei uns auch, dass jede kleinste Einheit die anstehenden Probleme in Eigenverantwortung lösen soll und manchmal will.

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Der technologische Wandel verändert unser täglich Leben mit einer nie dagewesenen Geschwindigkeit. Der ideologische Konservatismus dient vordergründig der Angstabwehr, aber hauptsächlich der Verschleierung, denn im Hintergrund wird die Schweiz den Regeln der internationalen Finanzwirtschaft unterworfen. SVP, FDP und die Führungskräfte der Mitte scheinen mir darin Boris Johnson nachzueifern. Dass wir Schweizer unsere Zukunft nur zusammen mit dem politischen Europa selbst mitgestalten können, scheint sehr schwierig zu vermitteln sein.

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Johnson ist kein "ideologisch Konservativer", so wenig wie Trump. Deren einziges Ziel ist das Rampenlicht.
Bessere Beispiele sind Schröder, Bush's Poodle Blair, Thatcher und Reagan, auch Merz (UBS, Eternit, UStR II), die zeigen, wie der Neoliberalismus die Demokratie vergiftet.

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Ganz einverstanden, habe ich auch nicht behauptet. Aber: Johnson und Trump bauen auf den Ideen des Neoliberalismus auf.

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Der Artikel war für mich ein "eye-opener". Ich war bis anhin der Meinung, es würde betr. Rahmenabkommen erst dann weiter gehen, wenn sich Gewerkschaften/SP resp. Arbeitgeber/FDP betr. Lohnschutz einigen könnten. In diesem Sinne war für mich die Idee der Operation Libero mit ihrer Europa Initiative eher ein Störfeuerwerk.
Langsam reift auch bei mir die Einsicht, dass obiges Vorgehen nicht (mehr) funktionieren kann. Irgendwie scheint sich die politische Mitte (nicht deckend mit der Partei gleichen Namens) von der Europa-Idee verabschiedet zu haben.
Vielleicht bleibt uns tatsächlich als letzte Hoffnung ein Gespann von SP/Grünen/GLP (eine Art CH-Ampel). Aber dies wird dauern...
In dieser vertrackten Situation ist die Initiative der Operation Libero vielleicht gar nicht so schlecht: Das Thema bleibt am "Köcheln", die Akteure können sich sammeln. Vielleicht können wir damit sogar ein Hoffnungs-Signal nach Brüssel senden, damit die Entfremdung nicht unüberwindbar wird.
PS: Ich denke es macht wenig Sinn damit zu drohen, dass die Schweiz ohne EU-Abkommen wirtschaftlich schlechter dastehen wird. Die Schweiz hat durchaus das Potential sich durch geschicktes "cherry picking" schadlos zu halten. Ich denke es geht vielmehr um moralische Frage, ob wir dies tatsächlich so wollen!

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Zu Ihrem PS: Den schweizerischen Opportunismus halte ich tatsächlich für grenzenlos (OK: wir können das Verhalten auch weniger wertend als Pragmatismus bezeichnen). Aber auch das genialste cherry-picking kann gewisse Fakten nicht aushebeln. Die EU ist unser wichtigster Handelspartner, sowohl beim Import, als auch beim Export. Wie soll die Schweiz beispielsweise schon nur ihre Lebensmittelimporte aus der EU substituieren? Wein aus Argentinien, Haferflocken aus Kanada: machbar. Gemüse, Früchte? Und wer will Käse aus England als Ersatz für den aus Frankreich? GB führt uns gerade vor, dass die "Überwindung" der Moral keine Erfolgsgarantie ist. Wer möchte behaupten, das Königreich stehe ohne EU-Abkommen besser da?

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Die Schweizer drehen sich im Kreis und scheinen über die Aktivitäten der Finanzwirtschaft und der Konzerne nichts zu wissen. Die Wirtschaft bereitet sich vor, den Staat zu privatisieren, die Kosten im Gesundheitswesen, Schulwesen, Sozialwesen und Kultur drastisch zu senken, um trotz Covid-Abschreibungen auch Steuergeschenke für internationale Firmen zu kriegen. Blocher trägt einen Doppelsieg davon. Seine geschichtlich belastete Ems (Bührle lässt grüssen) ist vor EuGH sicher, eine starke Privatisierung des Staates strebte er schon immer an. Dafür die weissen Schäfchen, die ihrem Meister brav folgten, stehen vor dem Abgrund.
https://insideparadeplatz.ch/2021/1…r-schweiz/

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Neugierig kritischer Optimist
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· editiert

...und dies alles mit dem Argument der besten direkten Demokratie die uns wegen der EU, bzw. wegen dem bereits ausgehandelten neuen Abkommen, abhanden käme. Dies alles ist so offensichtlich egoistisch und kurzsichtig sowie gegen die langfristigen Interessen der Mehrheit der Einwohner der Schweiz und damit denjenigen der Arbeitnehmer gerichtet. Zudem scheint die Mehrheit von uns für diesen Weg der „selbstbestimmenden unabhängigen Demokratie“ und unsere Isolation zu sein. Es ist an Zweideutigkeit und Absurdität kaum zu überbieten, denn diese beiden Themen sind nicht miteinander verwoben. Zumindest ist es irgendwie tröstlich, dass wir im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern wenigstens selbst darüber mitentscheiden können oder dann gekonnt hätten.

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Blochers Kult haben praktisch alle hiesigen Medien sehr willig mit gestaltet und tun es bis heute. Er ist von einigen auch der Besitzer. Jedoch die direkte Demokratie kann vom König auch missbraucht werden. Trotzdem, dass sich ein Land, das sämtliche Informationen auf dem Tisch hat, irrationell gegen eigene Interessen entscheidet, das ist schwer nachvollziehbar.

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Das Chrüsimüsi der Pandemiepolitik hat seinen Vorläufer in der Europapolitik. Mit dem Unterschied, dass letzteres nicht tödlich war. Und die Pandemie zeigt, wie wenig Fähigkeiten viele Politiker&Innen haben, wenn sie flexibel denken müssten. Sie sind gefangen in ihren Parteibüchern und merken es nicht einmal. Und werden noch unglaubwürdiger, falls sie es überhaupt vorher mal mehr als eine Wahlperiode lang waren.

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Ich bin eigentlich ganz froh, dass die Geld-Diplomatie abgelehnt wurde. Es ist fraglich, ob die EU die Milliarde angenommen und uns dafür Zugang zur Forschungen gestattet hätte. Ich denke, es wäre negativ aufgefasst worden und hätte die Vorurteile uns gegenüber verstärkt. Verhandlungserfolg in dieser Dimension können wir uns nicht erkaufen … dokumentierter Handlungswille ist gefragt.

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Also doch: "Die SP als einzig wahre bürgerliche Kraft im Land."

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Mit einer Milliarde können wir alleine mehr und bessere Forschung machen wie wenn diese erst in die EU geworfen wurde.
und :

Kämpfen wir darum, dass die negativen Konsequenzen der Personen­freizügigkeit angemessen abgefedert werden können – oder vollziehen wir einen fundamentalen Paradigmen­wechsel?

Welche negativen Konsequenzen ? Die Personenfreizuegigkeit ist ja schon gar nicht implementiert wie vorgesehen.
Edit.. Ja. es gibt negative Konsequenzen mit der Personenfreizuegigkeit, die liegen aber erst mal auf unserer Seite.

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Zitat Insideparadeplatz Klaus Stöhlker: "Unternehmen sollten künftig auch direkt von der Innosuisse Forschungsgelder für eigene Projekte erhalten können. Rüegg verlangte eine unabhängige Forschung, aber sie müsse an den Bedürfnissen der Wirtschaft ausgerichtet sein."
Das nationale Forschungsgeld erhalten demnach nicht unbedingt die Hochschulen, sondern die Wirtschaft. Wer zahlt, der befiehlt. Das ist das Ende der unabhängigen Forschung in der einst demokratischen Schweiz. Wir vollziehen gerade einen fundamentalen Wechsel von einer Demokratie zum kapitalistischen Feudalismus.

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Ja, dass die Wirtschaft Forschungsgeld fuer irgendwelchen Mist abgreift waer nicht gut. Ich hab dies bezueglich auch schon Erfahrungen in der EU gehabt. Nicht dass alle Uniprojekte bahnbrechend waeren, aber zumindest werden die Resultate publiziert, und Studenten lernen etwas dabei. Was bei Firmenprojekten nicht zwingend der Fall ist.

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Albert America
Grafik und Webdesign
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Danke für die übersichtliche Darstellung der momentanen EU Politik der Schweiz. Es ist schon trostlos zu sehen, wie unentschlossen und mutlos viele Politiker:innen agieren. Die Verwendung des Begriffs "Casus Belli" (Kriegsgrund) passt für mich nicht besonders. Das würde ja heissen, dass heftig gestritten, Positionen verteidigt und mit griffigen Aussagen die rhetorischen Klingen gekreuzt werden. Für Götterfunken bracht es Begeisterung.

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Die EU hätte die zusätzliche Milliarde einfach lächelnd eingesackt und gesagt: "Habt ihr nicht gehört, was wir erwarten? Wir wollen wissen, was ihr wollt! Legt eure Erwartungen auf den Tisch und dann können wir miteinander sprechen."

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Welche Parteien getrauen sich, bei den nächsten Wahlen mit ihren Vorschlägen zu Europa auf Tournee zu gehen?

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Die zentrale Frage, ob eine Weiter-Integration möglich ist, wird sein, ob Befürchtungen der "arbeitende Bevölkerung" - oder, ich würde diese riesige Gruppe mal die nicht-akademischen Angestellten nennen - der Erosion ihrer Löhne und Arbeitsbedingungen gedämpft werden können. Die Parteien haben da kaum Einfluss, diese Bevölkerungsgruppe hat sich damit abgefunden, dass sie sich selbst verteidigen muss, an der Urne.
Aber wie soll das gehen? Die EU will explizit alle Schutzmassnahmen schleifen, sie verteidigt ja die Interessen ihrer Angestellten. Viele Schweizer bürgerliche Exponenten sind ja offen interessiert daran, diesen Preis zu "bezahlen", weil das die Position von Arbeiter und Gewerkschaften weiter geschwächt hätte und die Lohnkosten gesenkt hätte.
Wir müssten bei uns in der Schweiz wohl irgendetwas tun in Richtung schwedischer Sozialsaat, um die "arbeitende Bevölkerung" zu gewinnen. Alle Bürgerlichen bis in die GLP hinein sind weit entfernt, diesen Preis zu bezahlen. Der Status Quo mit der EU wird lange andauern.

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Lieber Herr Binswanger, wenn sie verlangen, dass es europapolitisch dringen nötig ist bzw. wäre, voraus­zuplanen, pragmatische Initiativen zu ergreifen und den Weg einer Deblockierung zu suchen, dann stimme ich Ihnen rundum zu. Wenn Sie aber die Idee einer Verdoppelung der Kohäsionsmillarde, verbunden mit der Bedingung, der Schweiz den Zugang zu "Horizon" wieder zu gewähren, als ein gutes Beispiel dafür halten, dann kann ich nur den Kopf schütteln. Wer jetzt noch nicht begriffen hat, dass die EU sich, spätestens nach dem grossgekotzten Türenschlagen des Bundesrats, von den Gnomen aus den Schweizer Bergen nicht mehr kaufen lässt, dem ist nicht mehr zu helfen. Fazit: Entweder wir sind so grossartig unabhängig und souverän, wie das ein paar Ewiggestrige gerne sähen, oder dann müssen wir früher oder später klein beigeben und erkennen: If you can't beat them, join them - meinetwegen zähneknirschend!

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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· editiert

Danke, Daniel Binswanger, für Deinen Kommentar zur «Sackgasse CH–EU». Du fragst: «Wann springt der Götterfunke?» Nun, wie heisst es so schön im Liedtext?

Deine Zauber binden wieder
Was die Mode streng geteilt

Ich glaube, wir sind wieder oder immer noch in der Mode, die streng teilt. Im IT-Marketing spricht man in dieser Hinsicht vom «Hype-Zyklus»: Etwas Neues löst einen Hype aus, auf den «Gipfel der überzogenen Erwartungen» folgt das «Tal der Enttäuschungen». Über den «Pfad der Erleuchtung», auf dem man «ein Verständnis für die Vorteile, die praktische Umsetzung, aber auch für die Grenzen» erlangt, erreicht man schliesslich das «Plateau der Produktivität».

Der Hype der Globalisierung, des Kosmopolitismus, der Trans-, ja Supranationalität, der nach dem Zweiten Weltkrieg mit der UNO und nach dem Kalten Krieg mit der EU und ihren Vorgängerorganisationen ausgelöst worden ist, scheint mittlerweile längst wieder vorbei zu sein. Und in der Schweiz, profitable Alleingänge gewohnt, war er sowieso nie so gross.

Mir scheint, dass man seit dem EWR-Nein 1992 sich immer noch im «Tal der Tränen» befindet, ja manche wollen gar nie aus ihm heraus, während andere sich auf den «Pfad der Erleuchtung» machen wollen. Von Letzteren könnte eine «Diffusion der Innovation» ausgehen. Nichtsdestotrotz überwiegt die Enttäuschung, da der Hype global abgeflaut ist und erneut ein «Kampf aller gegen alle» droht – und wir die einzelgängerischen und rosinenpickenden «laggards» bleiben.

Was nebst dem Technokratisch-Ökonomischen zu fehlen scheint, ist «die Seele»:

Ja, wer auch nur eine Seele
sein nennt auf dem Erdenrund!
Und wer's nie gekonnt, der stehle
weinend sich aus diesem Bund!

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(durch User zurückgezogen)

Gute und verständliche Übersicht von Daniel Binwanger zum verfahrenen Verhältnis zu Europa. (Im übrigen interessanter als die Beiträge zu Corona, interessiert aber weniger offenbar). Leider kommt die Analyse der Gründe bzw. der Interessen zum Abschied der FDP und Mitte am Ende zu kurz.
"Genügsamer Bilateralismus" wird in der NZZ von Gerhard Schwarz gepriesen, auf der anderen Seite wird erneut das das bilaterale Comprehensive Economic and Trade Agreement (Ceta) der EU mit Kanada ins Spiel gebracht, und zwar nicht von rechts, sondern von Rudolf Strahm (wahrscheinlich immer noch der SP verbunden; https://www.tagesanzeiger.ch/ein-um…4064062231). Vielleicht wäre diese Form von Bilateralismus eine Alternative zur Integration als EU-Beitritt, EWR-Beitritt oder neuem Insta. Auch die Variante als Drittstaat wäre selbstverständlich zu diskutieren.

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