Die Republik ist nur so stark wie ihre Community. Werden Sie ein Teil davon und lassen Sie uns miteinander reden. Kommen Sie jetzt an Bord!

DatenschutzFAQErste-Hilfe-Team: kontakt@republik.ch.



Herr Strassbergs Äusserungen sind, wenn ich mich in seine Lage versetze, total nachvollziehbar. Aber es ist eben so, dass es tausende mit Israel verbundene Juden und JüdInnen auf der ganzen Welt gibt, die überall von ihrer Situation in Israel erzählen können, und PalästinenserInnen – vor Allem aus Gaza - können das nicht. Sie können es nicht, weil Israel es nicht will.
Nach dem Gaza Massaker 2014 sollte der Gründer des «Palestinian Center for Human Rights» aus Gaza, Raji Sourani an die Uni Bern kommen, um von der Situation der Menschen vor Ort zu berichten. Er erhielt keine Ausreiseerlaubnis von Israel und die Verranstaltung musste abgesagt werden. Das ist nur ein Beispiel von Unzähligen. Woher nimmt sich dieser Staat das Recht über die Beziehungen der PalästinenserInnen zur Aussenwelt zu bestimmen?
Woher nimmt er sich das Recht darüber zu entscheiden, wer diese Menschen in Gaza besuchen darf und wer nicht, und wer von ihnen ausreisen darf um ihre Geschichte zu erzählen, und wer nicht?
Natürlich hat man mehr Mitgefühl mit Menschen, zu denen man irgendwie in Beziehung treten kann.
In den total abgeriegelten Gazastreifen dürfen nur in Israel akreditierte Journalisten oder NGO’s die bezüglich ihrer Positionierung, Kontakte mit der Bevölkerung und Statements gegen Aussen total strikten Auflagen unterstehen. (Und sie wollen ihre lebensnotwendige Arbeit ja auch nicht gefärden, indem sie keine Einreisebewilligung mehr bekommen). Da darf nicht einfach jeder mal hin um zu sehen wie es dort ist, am allerwenigsten die Israelis selbst. Und ehe wir etwas in den Medien zu sehen bekommens, wird schon dafür gesorgt, dass es schön niveliert und ausgewogen daherkommt. Eine Ausgewogenheit die in der Realität überhaupt nicht existiert. Diejenigen die sich für die Anliegen der PalästinenserInnen äussern, villeicht weil sie vor Ort waren, oder villleicht auch weil die Ungerechtigkeit einfach offensichtlich ist, werden auch hier von einflussreichen Akteuren systematisch stygmatisiert. Entweder als Menschen, die mit Terroristen symphatisieren, oder als Antisemiten, oder Menschen die sonst irgendein Problem kompensieren müssen. Normal sind sie auf jeden Fall nicht.
Das führt dazu, dass sehr sehr sehr viele Leute einfach schweigen, deswegen aber noch lange nicht ihre Meinung ändern. Das ist der beste Närboden für Antisemitismus! Und es sorgt dafür, dass sich die Hamas am allerbesten als einzig noch agierende Kraft für die Palästinenser positionieren kann.
Ich war 6 mal in Gaza und habe meinen dort gefilmten Dok «Blumen zwischen Trümmern» in der Rosa Luxenburg Stiftung in Tel Aviv gezeigt. Da kamen Kibuzzis aus der Nähe des Gazastreifens auf mich zu, die mich fragten, ob ich ihnen nicht Kontakte zu Menschen in Gaza vermitteln könne, sie wollten diese Mauer wenigstens irgendwie mental durchbrechen. Es zerreist auch mir das Herz beim Gedanken, dass sie unter den Opfern sein könnten. Die wollten wirklich was Gutes! Das wünschte ich mir auch, dass diese Mauern alle niedergerissen würden. Es ist eine Tragödie und Schande für uns Alle, dass dies bisher nur der Hamas unter solchen Umständen gelang. Dafür sind Europa und die USA ebenso verantwortlich wie Israel, die diesen Verlauf von Anfang an aus purem Eigeninteresse vorangetrieben haben und nie Stopp sagten!

154
/
14
Theologe
·
· editiert

Die Uhr tickt. Wenn wir nicht bald lernen, all den Kriegsgurgeln, gekränkten Egos, Schaumschlägern, Profiteuren und grössenwahnsinnigen Alleskönnern den Riegel zu schieben und uns grenzen- und mauernübergreifend zusammenzutun, sehe ich Dunkelschwarz für unsere Spezies. Wir brauchen dafür alle verfügbare Kreativität.
Vielleicht müssen wir vorerst einmal zusammen weinen als erste gemeinsame Aktion.
Menschen mit Direktkontakten sind da äusserst wichtige Hoffnungsträgerinnen.

44
/
0

Wow, danke Frau Schaffner für diesen Kommentar!

36
/
2

Danke Frau Schaffner, Ihre Stimme ist im Moment so wichtig.

17
/
2

Ich möchte mich für die Kommentare und Likes auf mein Post bei all Ihnen bedanken.
Sie sind mir ein winziger Trost in dieser schrecklichen Zeit.
Ich kann Herr Strassberg nun noch einmal besser verstehen. Wenn dies auch kein Trost ist, da es mir umgekehrt sehr ähnlich ergeht, auch wenn es nicht direkt meine Familie betrifft. Seine Angst und Sorge um seine geliebten Menschen in Israel, trotz dem Wissen, was auch sein Land zu verantworten hat. Meine Angst und Sorge um all die mir lieb gewordenen Menschen in Gaza, trotz des Wissens um die Greueltat der Hamas. Es ist die pure Verzweiflung über das Leid Unschuldiger.
Doch unzählige PalästinenserInnen, die diese Greueltaten niemals befürworten könnten, fragen sich nun dennoch: Wo war der Aufschrei, als es uns traf, wo war die Reaktion auf unsere getöteten, traumatisierten Kinder? Weshalb wurde Israel nie für ein einziges Todesopfer zur Rechenschaft gezogen, genauo wie man jetzt von jedem einzelnen Palästinenser eine Verurteilung der Hamas fordert?
Mir sind zahlreiche PalästinenserInnen bekannt, die die Hamas zuvor ebenso verabscheuten wie jetzt. Dennoch ist es schrecklich für sie, ihre Familien nun in Schutt und Asche - und gleichzeitig die gesamte westliche Staatengemeinschaft bedingungslos hinter Israel stehen zu sehen.
Was können sie dafür?
Wenn ich mir heute die Medienlandschaft anschaue, wagt man es kaum mehr, sich über die Ungleichbehandlung der Opfer zu äussern. Als bedeutete eine Gleichbehandlung, oder die Anerkennung eines Opfers, die Aberkennung des Anderen.
Daran verzweifle ich gerade.
Die letzten Tage haben die PalästinenserInnen, oder villeicht einfach alle Opfer, in eine schreckliche Pattsituation gebracht.

Herr Strassberg und die Republik, haben durch seinen Beitrag und die Kommentarspalte auch anderen die Möglichkeit gegeben, Gedanken dazu zu äussern. Das schätze ich enorm, auch dafür möchte ich mich bedanken.

25
/
2

Danke für deinen Beitrag, Franziska

16
/
2
Johanna Wunderle
Einheit in der Vielfalt
·
· editiert

Diesen Dank möchte ich mir anschliessen.

Am 10.08.2023 berichtete Muhammad Shehada über den Sommer im Gaza. Erschütternd zu lesen. Es gab gerade mal 5 Debattenbeiträge.
Das Leiden von ALLEN Menschen geht uns ALLE an.

21
/
1
Carlo Baumgartner - Gymnasiallehrer
·

Vielen Dank Frau Schaffner. Ich habe die Palästinenser auch vor Ort kennen gelernt und Ihre Aeusserungen scheinen mir so wichtig, um das Problem verstehen zu können.

20
/
1

Schade, dass Herr Strassberg keinerlei Empathie für die Menschen im Gazastreifen zeigt. Dort ist, wie er schreibt, nicht nur die Hamas. Er macht den Bezug zu den Menschen in der Ukraine und Berg-Karabach, doch den naheliegenden Bezug zu den Menschen vor Ort, den Kindern und Familien im Gaza, die bei den Vergeltungen der Israeli getötet werden, erwähnt er mit keinem Wort. Diese getöteten Menschen haben ebenfalls Eltern Kinder, Freundinnen.

52
/
61
Multifunktional
·

Diese Bilder bestimmen heute meine Gefühle und nicht die politische Analyse. Auch nicht irgendwelche buchhalterischen Gerechtigkeits­erwägungen, die das eine brutale und unmenschliche Töten mit einem anderen brutalen und unmenschlichen Töten verrechnen wollen.

Ich fühle, was ich gar nicht fühlen will. Obwohl mir die Vernunft klar die Mitschuld der Israelis aufzeigt und mir auch den schrecklichen Blutzoll schon ankündigt, den die Bevölkerung von Gaza wird zahlen müssen, sind meine Gefühle nicht gleichmässig verteilt.

46
/
2

Mir sind diese Gefühle von Herrn Strassberg durchaus nachvollziehbar. Mir geht es aber darum, welche Gefühle er mit dem Text bei den Leserinnen auslöst. Indem er nur die israelische Seite mit konkreten Personen beschreibt, löst er Mitgefühl nur für diese Seite aus. Selbstverständlich habe ich Mitgefühl für die betroffenen Menschen in Israel, ich verurteile entschieden den Terror der Hamas. Im Gaza sind aber hunderttausende Menschen in prekären Situationen und Israel hat die Abriegelung angekündigt, was die Situation für diese Menschen nochmals verschärft. Diese Rache an den Menschen, die nicht der Hamas angehören, ist nicht zwangsläufig. Das ist eine bewusste Entscheidung. Ich habe Mitgefühl auch für diese Menschen und finde, wir sollten diese nicht vergessen.

109
/
15

Kaltblütige Rationalität ist die einzig sinnvolle Antwort auf blindwütigen Terror; alles andere setzt die Spirale in Gang oder dreht sie weiter. US-Præsident Obama hat vorgemacht, wie das geht: Osama bin Laden! - Inschallah ..,

6
/
16

Toller Artikel – bis fast zum Schluss. Gute, knackige Analyse anfangs. Mit starkem Gegengewicht und emotionaler Ausführung gefolgt (danke!). Und dann Bruchlandung: Repetition desselben Mythos von Wir und Sie.

Vorweg klar: ich habe selbst Familie vor Ort und zur Zeit ist es richtig Kacke. Von Barbarei der Eliten darf durchaus die Rede sein!

Selbst habe ich zwei Jahre in Israel gelebt. Damals bin ich meiner Meinung nach wirklich vorbehaltslos hingereist (der Liebe wegen) und bin offen und voller Neugier und Liebe auf die Menschen zu. Ich habe auch grossartige Begegnungen und viel Gegenliebe erfahren. Aber dann auch immer wieder diese Kompartmentalisierung und die Frage: "Bist du einer von uns? Oder einer von «Ihnen»?"

Liebe beginnt mit Selbstliebe und die Abgrenzung zwischen mir und dir, dem Selbst und der Natur, des Inneren und des Äusseren ist grossteils in unserer Hand. Natürlich gibt es "gott"-gegebene Grenzen. Den Lauf der Flüsse, Meere und Gebirge können wir kaum ändern, auch wenn dies einige versuchen. Aber die Kluften zwischen beiden semitischen Völkern ist von diesen kaum geprägt. Dominant in der sozialen Landschaft sind die Mauern und Strassen, die Clans und Sprachbarrieren, rechtliche Diskriminierung und ethische Säuberungen, sozialen Echo-Kammern wie auch absurden Staatsmedien – die schiere Wucht eines generationenübergreifenden, kulturellen Erbes. Und all das haben wir (als Menschen, als Gesellschaften) wenigstens ein wenig in der Hand.

Mit deinem Schlusswort weisst du die letztere Verantwortung zurück, lieber Daniel. Willkommen im Anthropozän, wir müssen das besser machen. Mein Herz weint dieser Tage für alle die hier leiden, Kinder und Familie verlieren und unter der Herrschaft dieser beider Gewaltregierungen "leben" müssen.

94
/
3
Historiker
·

Immer ist es die Barbarei der Anderen, die dazu dient, die Barbarei der eigenen Seite zum Verschwinden zu bringen, und zu rechtfertigen. Im Nahen Osten nichts Neues: Dieses perverse Spiel läuft in Palästina seit über hundert Jahren. Wenn der Rauch der Bomben und Raketen sich verzogen hat, wenn der Schutt beiseite geräumt ist, wenn die Opfer beerdigt sind, ist man keinen Schritt weiter als vor dem jeweiligen Ausbruch von Gewalt, sei der Anlass nun ein Massaker, ein Aufstand oder ein Krieg. Das Grundproblem hat sich weder durch den Rückzug der Briten, die Gründung Israels und dessen ethnische Säuberung, noch durch die israelische Besetzung des verbliebenen Rests von Palästina geändert. Angesichts der Kräfteverhältnisse nur absurd, wenn die Republik wie andere Magazine und Zeitungen das, was jetzt stattfindet, als "Krieg" bezeichnet. Zwischen den Ausbrüchen von Gewalt tut man periodisch so, wie wenn man über Frieden verhandeln wolle, verteidigt den status quo jedoch mit Zähnen und Krallen. Dabei ist die Unhaltbarkeit des status quo offensichtlich, hat beide Seiten beschädigt, entmenschlicht, entwürdigt. Das kann man verdrängen, bis es erneut zu einem Gewaltausbruch kommt, kommen muss. Dabei sind Israelis und Palästinenser offensichtlich dazu verurteilt, miteinander zu leben: Keine Seite wird weichen, keine Seite wird über Nacht verschwinden, wie sehr man sich das auch wünschen mag. Wobei Israel mit seiner Siedlungstätigkeit dafür gesorgt hat, dass die in Europa und in den USA immer noch vertretene Zwei-Staatenlösung längst absurd G. ist. Tatsächlich ist nur noch die Lösung eines Einheitsstaats im Spiel, auch wenn gegen sie noch so vieles, noch so viel an traumatischer Geschichte spricht. Im Weg stehen dabei nicht zuletzt die Extremisten beider Seiten, die von den Illusionen nicht lassen mögen, die jedoch, selbst mit noch so viel Gewalt, unmöglich umzusetzen sind. Aber wenn man nicht in absehbarer Zeit wieder am gleichen Punkt stehen will, an dem es weder vorwärts noch rückwärts geht, muss man irgendwann springen. Was fehlt, ist Mut, was fehlt, sind die Menschen, die Politiker auch, die trotz allem bereit sind, aufeinander zuzugehen, und das Unmögliche zu wagen.
Das kennen wir ja auch von anderen Spielfeldern her, wo es weder rückwärts noch vorwärts geht, und die Fronten bis zur Bewegungslosigkeit verhärtet sind. Auch da sind die Gegner, sind wir alle aufgerufen, unser Vorstellungsvermögen einzusetzen, Mut zu finden, aufeinander zuzugehen, und zu springen.

88
/
2
Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
·

Leider ist es sehr, sehr einfach, mit blinder Gewalt das zarte Plänzchen des pazifistischen Mutes, der pragmatischen Überwindung, oder schlicht der Ermattung vor dem ewigen Machogehabe, zu zertreten und all denen wieder kräftigen Rückenwind zu geben, welche mit Hass und Verachtung hantieren.
Es ist die universelle Wahrheit, dass es sehr viel einfacher ist, etwas kaputt zu machen, während es meist sehr viel Zeit und Kreativität erfordert etwas zu flicken, es bisweilen sogar unmöglich ist.
Die einzige Hoffnung die ich habe ist, dass es ein grossartiges Gefühl auslöst, wenn man erfolgreich etwas repariert hat, während nach der Zerstörung meist nur ein schales Gefühl der Scham aufkommt. Aber vielleicht empfinde das nur ich so ...

21
/
0
Historiker
·

Peinlicherweise gilt das für beide Seiten. Die Rachegesänge, das alttestamentarische "Auge um Auge, Zahn um Zahn", das nun von israelischer Seite ertönt und bereits auch "Erfüllung" findet, erwecken bei mir ebenso Brechreiz wie das besinnungslose Abschlachten von Zivilisten, das Abfeiern von terroristischen "Märtyrern" der Hamas und anderer Widerstandsgruppen. Beides sind menschliche Armutszeichen, verständlich aus einer beiderseits traumatischen Geschichte heraus, aber Ausdruck mangelnder Reife, mangelnder Einsicht in die gemeinsame Menschlichkeit. Und nach jeder solchen Orgie der Gewalt sind beide Seiten einer wie auch immer gestalteten Lösung, einer Aussöhnung, dem Frieden keinen Schritt näher. Was sicherstellt, dass es über kurz oder lang zum nächsten Ausbruch von Gewalt kommen muss.

14
/
0

Anfangen mit "Springen" sind nur sehr wenige imstande. Im besten Fall folgen die Menschen so jemandem dann nach. Rabin war so einer und wurde dafür umgebracht. Auf der Seite der "Gegner" war es Sadat. Seither nichts mehr in Sicht. Nur Destruktivität. Es kann sein, dass irgendwann das Fass so übergelaufen ist, dass ein Zwang von aussen es anfangen muss/wird. (USA, China, Nato, UNO,....?) Obschon Israel eine Demokratie ist - die einzige in Nahost, die annähernd die Stabilität der westlichen Institutionen hat und eine starke liberale Hälfte sich gegen den Teufelskreis der "männlichen Härte" zu wehren versucht: Es ist seit einiger Zeit eher die Spirale der Gefahr der Selbstabschaffung im Gange, wie Ungarn, oder sogar die USA teilweise. Alle haben aber zusätzlich durch unzählige gewalttätige Ereignisse soviel persönliche Emotionen am Laufen, dass man/frau das "Springen" aber bei den allermeisten vergessen kann. Sogar das "Nachfolgen" dürfte es schwerer haben als anderswo. Nicht einmalmehr die jüngeren Generationen sind nun eine grosse Hoffnung, da sie gerade auch traumatisiert wird.
Vielleicht wird es dereinst schlicht und einfach die zunehmende "Paria-Situation" sein und die reine Erschöpfung... Denn eines ist sicher: Ungelöste Problematiken dieser Dimension (zwei sich feindlich gesinnte Bevölkerungen auf dem gleichen Boden) sind ewiger Sprengstoff. Das sehen wir auch im Balkan.
Ich bin wohl nicht die Einzige, deren Emotionen in diesen Tagen (da keine persönliche Beziehungen zu Israel oder Gaza/Palästina) aus erschöpfter Traurigkeit und leichtem Ärger bestehen. Rein psychologisch können Menschen nicht um Unbekannte wirklich trauern, es muss dafür eine persönliche Beziehung geben. Wie Strassberg ja schildert.

17
/
1
Toni & Inge Bucher Müller
Rentner macht Pause
·
· editiert

Diese Gedanken können wir auch versuchen mit einem Bild einzurahmen:
✋A prison at the Mediterran Sea or Apartheid 2023 • 365 km2 • 2 Mio. human beeings 👉 https://flic.kr/p/2p8acDd

Und auch der zweitletzte Absatz lässt mich nachdenklich zurück: „Für oder gegen Solidarität und Empathie kann man sich nicht entscheiden, sie geschehen einfach.“

8
/
4
Historiker
·

Empathie und Solidarität sind keine "Gefühle", die "einfach so" entstehen: Das kann man lernen, das müssen wir lernen, gerade dort, wo es uns nicht leicht fällt. Zumal sie sich in ihr Gegenteil verkehren, wenn sie sich auf die eigene Gruppe, die eigene "Ethnie", die eigene Religion, die eigene Nation beschränken. Das ist wie bei Liebe und Abneigung, die nur zu oft allzu nahe beieinander liegen: Den meisten von uns fällt es leicht, uns zu verlieben, wenn die Bedingungen stimmen, aber wenn daraus etwas wirklich Tiefes, etwas Tragendes werden soll, dann muss der bewusste Entschluss dazu kommen, uns durch die unvermeidlichen Gegensätze und Widersprüche nicht beirren zu lassen, der Wille auch, aus Auseinandersetzungen zu lernen und an ihnen zu wachsen. Niemand würde behaupten wollen, dass das leicht sei, aber haben wir wirklich die Wahl, wenn wir uns nicht vormachen wollen, beim nächsten Mal bestimmt den/die Richtige(n) auszuwählen und bestimmt alles richtig zu machen?

14
/
0
Theologe
·
· editiert

Springen über den Abgrund. Ronja Räubertochter kommt mir da in den Sinn. Mutige Menschen springen. Wagen wir? Die anderen sind auch nur Räuber wie wir.

5
/
0
Verlegerin
·
· editiert

Wenn Strassberg menschliche Empathie zeigt für die Israelis, wenn Biden den Schulterschluss verkündet mit Israel, wenn die Hamas vielerseits verurteilt wird für die Gewalt - mir fehlt eine im gleichen Atemzug formulierte Solidaritätsbekundung für die Palestinenserinnen und Palestinenser, welche ein Leben in Armut, Fremdbestimmung und Gewalt zu leben verdonnert sind.

Und mir kommt 'Nathan der Weise' in den Sinn. Sowie das Ubuntu-Prinzip (ich bin, weil wir sind), mit welchem Nelson Mandela die Versöhnung in Südafrika vorangebracht hat.

Ich wünsche mir von der Republik nun ergänzrnd einen Text aus palestinensischer Sicht. Oder aus, Sicht einer humanitären NGO, die im Gazastreifen arbeitet. Z.B mit der Präsidentin von Medico Schweiz, Maja Hess.

Edit: ubuntu ergänzt

88
/
19
Theologe
·

Da schliesse ich mich an. Wie leben Menschen in Gaza? Wie geht es ihnen? Unbedingt.

41
/
1
Souri Thalong
Community-Support
·

Guten Tag in die Runde! Ich leite Ihren Wunsch gerne an die Redaktion weiter. Und empfehle gleichzeitig den Beitrag «Wie ich lernte, die Sonne zu geniessen». Darin beschreibt der Autor Muhammad Shehada eindrücklich, wie erdrückend das Leben in Gaza für ihn war.

29
/
0
"Physiker"
·

Bei allem schon passiertem Leid befürchte ich noch viel mehr, wenn die israelische Luftwaffe den Gazastreifen vermutlich weitgehend in Schutt und Asche legen wird, samt Geiseln und nicht Beteiligten. Wie könnten die Menschen dort von der doppelten Bedrohung durch die Hamas und durch die israelischen Hardliner geschützt werden oder ihnen die Flucht ermöglicht werden? Oder eine geschütze nicht militarisierte Zone eingerichtet werden, wo keine Kämpfer sind?
Über die Situation im Westjordanland wird zur Zeit nicht berichtet. Was wird wohl dort passieren?

39
/
0
Historiker
·

Zum Ausgleich für einen einseitig israelfreundlichen Text wünschen Sie sich einen (womöglich ebenso einseitigen) Text von palästinensischer Seite? Dieses Stammesdenken in Wir und Sie ist doch genau das Problem, das diesen Konflikt seit gut hundert Jahren antreibt und unlösbar macht. Einseitige Solidarität, einseitige Menschlichkeit geht nicht, verbietet sich von selbst. Maja Hess in Ehren, aber sie ist Ärztin, nicht Historikerin. Ich habe weiter oben das Angebot gemacht, meine kritisch-historische Darstellung des Konflikts an Interessierte (über die Redaktion der Republik) weiterzugeben. Wiederhole ich hier: Für mehr Details siehe weiter oben.
Im Übrigen bietet die israelische Zeitung Haaretz aktuelle und kritische Nachrichten (ohne Zahlportal), und die Menschenrechtsorganisation B'tselem berichtet regelmässig aus den Palästinensergebieten und zu israelischen Übergriffen. Beides auf Englisch. Und noch ein Tip: Der amerikanische Historiker Juan Cole liefert auf juancole.com das, was die Überschrift seiner homepage verheisst: Informierten Kommentar zum Zeitgeschehen (informed commment), bietet aber auch ausgewählten anderen Autoren eine Plattform. Über Palästina ist er offenbar sehr gut informiert, und ist wie ich auf der Hut vor einseitigem Denken.

13
/
2

Ja, gerne Maja Hess

12
/
1

liebe R. O. - sie sprechen mir aus dem herzen!
die solidaritätsbekundigung für die palästinerserinnen fehlt total, und das weiter oben erwähnte beispiel vom tropfen, der das fass zum überlaufen bringt bringt es auf den punkt.

14
/
4
Theologe
·

Danke für diesen mehrschichtigen Text. Bisher ist es der beste, den ich zu diesem Krieg gelesen habe, weil er auch eine Innensicht und sogar widerstreitende Innensichten des Autors weitergibt und Position bezieht.
Natürlich kann man in solchen Zeiten schreiben, Liebe sei nicht universell und Empathie gebe es nur für die eigene Gruppe. Aber wer definiert das? Wer einmal bei einer Familie in Gaza zum Tee eingeladen war und Kontakte pflegt zu Menschen hinter Zaun und Mauern, dürfte die Gruppen wohl anders einteilen und seine Empathie auch. Was denkt und fühlt wohl die Mutter des 18 jährigen, der seinen Altersgenossen erschossen hat?
Mauern und Zäune sind ein Verbrechen gegen Mensch und Natur. Bitter, dass sie nur mit abscheulichen Taten ohne Ende durchbrochen werden können.

72
/
6
Mikrobiologe, MS PhD, Editor
·

Die 2 Mio Palästinenser und Palästinenserinnen in Gaza sind offensichtlich menschliche Tiere gemäss dem israelischen Verteidigungsminister Yoav Gallant: We are fighting human animals, and we act accordingly .... wir verhängen eine vollständige Belagerung. Kein Strom, keine Lebensmittel, kein Wasser, kein Treibstoff - alles ist geschlossen.
Die Terrororganisation Hamas schlachtet 250 Partygänger ab, und Israel lässt dann als Reaktion menschliche Tiere verhungern, verdursten etc.
Wo liegt der Unterschied zwischen der israelischen Regierung und Hamas?

86
/
21
Molekularbiologe PhD, Unternehmer
·

Bitte präzise sein: Gemünzt war die Bezeichnung auf die Terroristen, nicht auf Palästinenser.

10
/
4
Mikrobiologe, MS PhD, Editor
·

Für die derzeitige Regierung, einschlieslich Yoav Gallant, sind sämtliche Palästinenser und Palästinenserinnen zuerst einmal Terroristen, weder sind sie ein Volk noch haben sie irgendwelche Rechte auf ihr Land. Dahinter steckt eine Logik: jeder von Israelis erschossene palästinensische Mensch wird als Terrorist oder Terroristin bezeichnet, so spart man sich umständliche Gerichtsverfahren. Was für die Hamas stimmt, wird leider auch für z.B. 12-Jährige aus Nablus angewendet, die Steine werfen. Gerichtsurteile dazu gibt es nie, eben aussergerichtliche Tötungen von "Terroristen". Die - noch - freie Presse in Israel berichtet darüber. Informieren sie sich selbst, es gibt alles auch auf Englisch!

24
/
5

Ein berührender Bericht. Klar und doch erfüllt von Zwiespalt. Bin dankbar für diese Form journalistischer Arbeit. Dankbar und gleichzeitig tief erschüttert.

63
/
2
Multifunktional
·

Danke für diesen Beitrag. Er hilft mir, auch meine widersprüchlichen Gedanken und Gefühle zu den Ereignissen in Israel besser zu verstehen und auch zu akzeptieren. Ich finde es bewundernswert, wie Herr Strassberg so kurz nach den ersten Angriffen zu einer so überlegten und ausgewogenen Analyse der Situation und seiner Gefühle imstande ist. Ihren Freunden und Bekannten alles Gute!

63
/
3

Ich danke Herrn Strassberg für die differenzierte Nuancierung seines inneren, emotionalen und mentalen Zustands. Es tut gut, etwas in dieser Ehrlichkeit und Feinheit zu lesen, neben all dem polarisierenden side taking.
Seit der gemeinsamen Arbeit als first responder und Notärzt:innen 2015 in Lesbos habe ich sowohl israelische, als auch palästinensische Freund:innen in Israel. Das Geniessen der zutiefst warmherzigen palästinensischen Gastfreundschaft hat mich berührt und geprägt und diese Verbundenheit lässt mich die täglichen Menschenrechtsverletzungen in Gaza umso hilfloser verfolgen. Dort, wo unsere Herzen bezogen sind, dort fühlen wir mit.
Eine Frage habe ich an Herrn Strassberg und die Community: Was denken Sie über die Annahme, dass der israelische Geheimdienst nichts von den Vorbereitungen der Hamas mitbekommen hat? Das Schliessen innenpolitischer Gräben, wie es auch Herr Strassberg selbst fühlt, kommt für die rechtspopulistische Regierung zu einem guten Zeitpunkt.

54
/
3

„Eine Frage habe ich an Herrn Strassberg und die Community: Was denken Sie über die Annahme, dass der israelische Geheimdienst nichts von den Vorbereitungen der Hamas mitbekommen hat? Das Schliessen innenpolitischer Gräben, wie es auch Herr Strassberg selbst fühlt, kommt für die rechtspopulistische Regierung zu einem guten Zeitpunkt.“

Verstehe ich das richtig - Sie denken, der Angriff sei von der israelischen Regierung trotz geheimdienstlicher Kenntnis der Pläne aus innenpolitischem Kalkül nicht verhindert worden? Sie glauben, die rechtspopulistische Regierung freue sich sogar über die Massaker?

8
/
0
Daniel Strassberg
Kolumnist@Republik
·

Ich habe mir diese Frage auch gestellt, aber alle sind unisono der Meinung, dass es keine Verschwörung, sondern pure Inkompetenz aus Überheblichkeit war, denn der Schaden für diese Regierung bleibt immens

53
/
2

Ich weiss es nicht, darum frage ich. Sind Regierungen around the globe nicht immer wieder sehr weit gegangen im Verlauf der Menschheitsgeschichte, auch gegen eigene Staatsangehörige, wenn es ihnen politisch dient?

18
/
1
Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
·

Eine derart demütigende, öffentliche Vorführung von Inkompetenz, passt doch nicht zur Persönlichkeit Bibis.
Wenn man so etwas plant, dann will man doch am Ende auch gut dastehen. Zumindest wären genügend Einsatzkräfte vor Ort, um das Schlimmste zu verhindern.
Wenn sich der Pulverdampf, verzogen hat, werden die Israelis wissen wollen, warum gerade der Hauptteil der Armee im Norden illegale Siedler beschützt, während der Süden fast völlig entblösst wurde. Das politische Ende von Bibi ist wahrscheinlich näher, als ihm lieb sein kann.
Ich erachte es als sehr viel wahrscheinlicher, dass die israelischen Hardliner, welche normalerweise, mit der gewaltigen Militärmacht im Rücken, verächtlich auf die palästinesischen Verzweiflungstäter herabblicken, die Hamas völlig unterschätzt haben. Der Überfall war militärisch kompetent ausgeführt, die Angreifer, wo nötig, militärisch gut ausgebildet, die Koordination von mehreren tausend Leuten, die Raketen abschiessen, Grenzzäune öffnen, mit Booten angreifen, mit Gleitschirmen über die Grenze schweben, fast perfekt.
Das hat monatelanges Training und Vorbereitung gebraucht, welches den israelischen Geheimdiensten unmöglich verborgen geblieben sein kann. Bloss hat es wohl niemand für möglich gehalten, dass das alles so schnell und konzentriert zum Einsatz kommt.

22
/
2
· editiert

Der ägyptische Geheimdienstchef Abbas Kamel habe Netanjahu zehn Tage vor dem Terroranschlag gewarnt, dass "etwas Ungewöhnliches, eine schreckliche Operation" im Bereich des Gazastreifens zu erwarten sei.

Netanyahu dementiert. Wird wohl bei Gerüchten bleiben, da Ägypten wohl nicht die Beziehung zu Israel gefährden will.

15
/
0

In der Wirrwarr der Gefühle und Gedanken, die wir wohl in diesen Tagen erneut und verstärkt erleben, findet Daniel Strassberg die richtigen Worte und Überlegungen, um all die Widersprüchlichkeiten vielleicht etwas erträglicher zu machen und vielleicht etwas besser einordnen zu können. Diese Spirale der Gewalt hat eine sehr lange Geschichte, die alles andere als schwarz-weiss ist. Das aber darf uns nicht daran hindern, uns immer wieder und immer wieder neu gegen all die Aufrufe zu Hass, zur Gewalt, zur Ausgrenzung und zur Diskriminierung zu stellen, wo und wie das immer in unseren Möglichkeiten liegt.
Danke, Daniel Strassberg!

51
/
0

Ein wichtiger, guter Beitrag, für den ich dankbar bin, Herr Strassberg. Mit einer einzigen Delle aus meiner Sicht: "Für oder gegen Solidarität und Empathie kann man sich nicht entscheiden, sie geschehen einfach." schreiben Sie. Das halte ich für wesentlich falsch. Ich bin Psychotherapeutin und habe immer wieder Freiwillige auf Lesbos trainiert, Geflüchtete zu unterstützen. Für beides "geschieht" Solidarität und Empathie nicht einfach, sondern ich kann und will sie vermittelt über meine Rationalität sozusagen "anwerfen", ihnen entschieden Raum öffnen und sie herbeirufen. Weil sie nötig sind. Spontanes "Geschehen" genügt nicht immer.

47
/
0

Dem kann ich mich nur anschliessen. Als junge Frau war ich einige Male in Israel. Ich war und bin noch immer fasziniert von diesem Land. Ich fühlte mich schnell zu Hause, da es sehr europäisch ist und gleichzeitig doch oriental. Bald hat mich der Konflikt in dem die Israeli leben beschäftigt. Ich habe seither viel gelesen und je mehr ich über die Hintergründe erfahren habe, desto mehr Empathie habe ich für das Palästnensische Volk entwickelt. Kurz vor Corona habe ich fast ein Jahr im Westjordanland verbracht und selber gesehen, was da abgeht. Durch dieses Wissen empfinde ich eine tiefe Solidarität mit den Menschen in Palästina.
Ergänzt: Was sich aber nicht gegen die Israelis generell richtet.

16
/
0
· editiert

Danke für diese Einordnung mit sachlicher Analyse und ihrem Widerspruch zur Empathie. Was ich nicht ganz verstanden habe, ist die Folgerung am Schluss, weshalb man ohne Empathie ein Massaker gutheissen sollte. Ich habe keine persönlichen Beziehungen zu Israelis oder Palästinensern/Einwohner Gazas, habe also keine emotionale "Schlagseite". Zudem fehlt mir komplett die Empathie im Sinne, dass ich mir schlicht nicht emotional ausmalen kann, was alle betroffenen Menschen fühlen müssen, da mir als privilegierter Schweizer ähnliche Erfahrungen komplett fehlen. Trotzdem habe ich in mir eine grosse allgemeine Beelendung über diesen immerwährenden Konflikt, der nie zu einem Ende kommen scheint. Zudem verstehe ich Solidarität mit allen Menschen, die entrechtet sind und unterdrückt werden oder ohne eigenes Verschulden in einen Krieg gezogen werden, nicht als emotionalen Vorgang, sondern als meine Pflicht als Mensch. Zuletzt gibt es noch meine persönlichen ethischen Überzeugungen, welche den Tod von Zivilisten immer verdammen wird. Weshalb sollte ich nun also ein Massaker, sei es an feiernden Israelis, sei es an Zivilisten in Gaza, in irgendeiner Form gutheissen??

45
/
1
Verlegerin
·
· editiert

Ich habe mir weiter unten in den Kommentaren einen Artikel mit Medico gewünscht - hier ihre konsequent menschliche Medienmitteilung zur aktuellen erschütternden Entwicklung:

https://www.medico.de/wider-die-ent…hung-19222

"Angesichts der Schrecken auf beiden Seiten der Grünen Linie bleibt uns in diesem Moment nicht viel mehr, als unseren Partner:innen in Palästina und Israel beizustehen. Unsere Solidarität und Anteilnahme gilt in diesen Tagen mehr denn je der Zivilbevölkerung in Israel und Palästina, ihrem Wunsch und ihrem Recht auf ein Leben in Frieden und ohne Angst. Dies ist nicht die Zeit, ihr Leid auf die eine oder andere Weise zu instrumentalisieren."

40
/
0
Historiker
·
· editiert

Sehr geehrte Frau Ott, Inzwischen habe ich den Artikel von Medico gelesen, habe mich jedoch bei dem Hilfswerk über die einseitige Angabe von Todesopfern beschwert. In dem Artikel ist von 1083 durch Palästinenser getöteten Israelis im Zeitraum von September 2000 - September 2010 die Rede. Die wie immer sehr viel grössere Anzahl durch Israel/Israelis getöteter Palästinenser im gleichen Zeitraum wird jedoch verschwiegen. Menschlichkeit ist nicht teilbar, darf nicht teilbar sein: Wenn schon Zahlen genannt werden, gebietet es die Redlichkeit, die Toten der anderen Seite nicht zu verschweigen. Andernfalls entsteht der Eindruck von Parteilichkeit, und das kann ja weder im Sinn der Hilfsorganisation medico noch im Sinn der Überschrift zum zitierten Artikel sein: "Wider die Entmenschlichung". Mit freundlichen Grüssen, U. B.

42
/
0

Danke Herr B. Daran habe ich mich auch gestört.

13
/
0
· editiert

die politische analyse beginnt (mindestens) 1948 oder sie ist nutzlos. diese - auch wenn sie vorgibt keine sein zu wollen - ist nutzlos. es gibt besatzer und ein volk, das unter besatzung lebt. das ist der startpunkt der anlayse. was israelis nicht zu stand bringen, egal wie gebildet, links, antizionistisch sie sich geben, ist 1948 zu reflektieren und das geschehene unrecht anzuerkennen. nahezu 800’000 vertriebene palästinenser at gunpoint. es gibt ein von der UN verbrieftes recht auf rückkehr. das ist die perspektive, das ist der pälestinensische kampf. zurückkehren auf das land ihrer väter und mütter. und alle die jetzt entsetzt sind: give me a fucking break. wo wart ihr 2018 beim march of return? als bewohner von gaza woche für woche friedlich am grenzzaun demonstriert haben? und die israelis dabei 200 getötet und nahezu 30’000 (!) verletzt haben? von der anderen seite des zauns. self-defense, right, und das essen in tel aviv ist gut. dieser ganze diskurs ist so unendlich zynisch und so unendlich weiss.

zentriert die perspektive der opfer. und jeder und jede, die hier nicht versteht, wer die opfer sind, read a bloody book about 1948 or follow the news, wenn zur abwechslung mal keine israelis sterben, sondern nur palästinenser. which is everyday since 1948.

57
/
19

Genau diese Betrachtungsweise wäre nötig, wenn man diese kriegerische Auseinandersetzung objektiv ausleuchten möchte. Israel schafft es aber immer wieder, diese Tatsachen auszublenden. Nachweislich verletzen sie immer wieder geltendes Völkerrecht (besetze Gebiete, militärische Aktionen in fremden Staaten, Morde durch den Geheimdienst etc.), ohne dass der Westen darauf reagiert. Wenn der geschichtliche Kontext fehlt, tragen solche Artikel nicht zum besseren Verständnis dieses schrecklichen Konfliktes bei. Im Gegenteil, sie verfestigen ein Narrativ einer Nation, das so nicht stimmt.

31
/
12

Dieser Artikel war sicherlich sinnvoll und berührend, danke Herr Strassberg.
Allerdings würde ich mir von der Republik in diesem Falle wünschen, dass sie ein wenig eine Gegenposition in der Berichterstattung einnimmt. Der Grund: ich habe wie ich glaube noch nie eine derart einseitige Berichterstattung sowohl international als auch in der Schweiz gesehen wie im nachgang zu dieser unstrittig grauenvollen Attacke der Hamas. Der Gazastreifen beherbergt 2.5 Millionen Menschen mit einem durchschnittsalter von 18 Jahren! Seit 2016 befinden sich diese Menschen in einem Belagerungszustand, im weltgrössten Freiluftgefängniss. Ich will hier nicht whataboutism betreiben, es geht mir darum, dass der Kurs des gegenwärtigen Apartheidregimes zwangsläufig zu diesem Ergebniss führt und ich fürchte, dass Netanjahu nun direkt auf einen Genozid zusteuert (zumindest sagt er das mehr oder minder unverblümt). Und dieser Typ wird nicht von heute auf morgen sein Gewissen entdecken. Es liegt daher sowohl an der israelischen Linken als auch an der internationalen Gemeinschaft eine Verbesserung zu schaffen. Die israelis selber sind da schon super unterwegs, international aber tönt es leider ganz anders. Ich denke die zweistaatenlösung ist tot, gemordet von der israelischen Siedlungspolitik, nur ein Ende der Apartheid und ein langer und wohl auch schmerzhafter Prozess der Aussöhnung in einem säkularen Israel kann zu Frieden führen. Alternativ befürchte ich einen Massenmord an Palästinensern wie es ihn seit Jahrzehnten nicht gegeben hat.

47
/
9
Theologe
·

Ich teile Ihre Befürchtung. Und Menschen, die Angst haben, dass „der Terrorismus“ um sich greift, werden kopflos (oder herzlos) applaudieren.

13
/
2
völlig von der Rolle
·

Ich möchte mich für meine doofe Frage von vorhin entschuldigen (obwohl sie eine gewisse Berechtigung hat), mich mit dem Autor solidarisieren und ihm mit Mitgefühl aussprechen. Es ist alles sehr verstörend, noch mehr Krieg, noch mehr unschuldige Menschen, die leiden. Seine Analyse findet ich brillant, aber was nützt die beste Analyse, wenn man, wie er, hier sitzt und von weitem zusehen muss, wie das Unfassbare geschieht. Das tut mir Leid, nicht nur für Herrn Strassberg, sondern für alle meine jüdischen Freundinnen und Freunde. Natürlich ist die Situation im Gazastreifen nicht in Ordnung für mich. Ich kann die Siedlungspolitik des Herrn Netanyahu nicht gutheissen, wie ich die miese Behandlung der Palästinenser nicht billige, die mich an die Apartheid erinnert, von der Aushebelung des Rechtsstaats ganz zu schweigen. Die Politik ist und bleibt ein Dreckgeschäft. Doch das, was den Menschen in Israel und bald auch auf der anderen Seite der Grenze geschieht, das kann ich nicht einfach weg rationalisieren. Es tut weh und macht mich sehr traurig.

23
/
2

Liebe Frau S.,
über meine Emotionen, mein Entsetzen und über die Gedanken an meine Bekannten hüben und drüben möchte ich mich hier nicht äussern. Nur über diesen einen Satz von Ihnen - möglicher weise haben sie gar nicht so genau darüber nachgedacht, es ist so ein Allerweltssatz: " Die Politik ist und bleibt ein Dreckgeschäft". So lange wir dies denken und schreiben wird sich nichts ändern, nur verschlimmern, denn wir überlassen es korrupten, machtbesessenen Persönlichkeiten, sich auf der Bühne der Politik inSzene zu setzen.
Es gibt aber nur diese eine Welt, auf der wir Menschen miteinander Verantwortung tragen für das Ganze.

38
/
0

Danke für ihre Worte der Betroffenheit, lieber Herr Strassberg.

Ich höre Ihnen zu und ich teile ihre Betroffenheit. Und ich schweige immer, wenn ich Jemandem zuhöre, der Betroffenheit offenlegt. Und ich schweige auch in meiner Betroffenheit, welche die ihrige in mir auslöst. Es steht mir nicht zu, Betroffenheit zu kommentieren. Betroffenheit ist Wahrnehmung und endet in der Emotion. Darum ist es nicht die Zeit rational zu sein.

Ich denke an Sie, ihre Angehörigen. Ich denke an alle Menschen, denen Leiden zugefügt wird. Von wem auch immer und wo auch immer und aus welchen Gründen auch immer. Der einzige rationale Gedanke, der in mir hochkommt, ist, dass wohl das «Projekt Mensch» endgültig am Scheitern ist.

Ich wünsche allen betroffenen Menschen viel Kraft und viel Mut und damit schliesse ich auch Sie, lieber Herr Strassberg, herzlich mit ein.

38
/
1

Wenn ein Fass randvoll ist, würde es niemandem einfallen, dem letzten Tropfen, der es zum Überlaufen bringt, die Schuld zu geben. Wer hat eigentlich ein Interesse daran, immer genügend Fässer möglichst voll zu halten, d.h. Konflikte am Schwelen zu halten, dass es nur einen Funken braucht, um sie ausbrechen zu lassen. Meines Wissens wünschen sich mindestens 95 Prozent aller Menschen nichts anderes als glücklich zu sein, Frieden zu erfahren und Leiden zu vermeiden. Wer oder was hetzt die Gruppen gegeneinander auf? Einen grossen Anteil daran haben sicher unbedarft ins eigene Weltbild eingebaute Dogmen über prinzipiell nicht bestimmbare Fragen. Dann kommen aber sicher diejenigen die davon in irgend einer Weise profitieren.
Angesagt ist das Leeren der Fässer!

43
/
8
Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
·

Dazu braucht es materielle Sicherheit für alle. Überall da, wo die einen Menschen um ihre Existenz kämpfen müssen, während andere sich in perversem Luxus suhlen, entstehen diese vollen Fässer. Gefüllt mit Neid, Habgier, Hass und Verachtung.

25
/
4

Dem stimme ich zu. Ich hoffe, dass die Mauern zwischen Wohlstand und Armut nicht erhöht werden, sondern diese Ungleichheit nivelliert wird - weil sich sonst das Gewaltpotenzial immer wieder aufstauen wird. Es scheint unwahrscheinlich, doch wenn Israelis und Palästinenser diesen historischen Fehler überwinden, würde das Image vom heiligen Land erstrahlen als Vorbild zur Überwindung der globale Wohlstands-Armuts-Abgrenzung.

12
/
0

Danke Herr Strassberg für Ihren Bericht.
So wie ich jetzt nicht alle Nachrichten und Bildmaterial vertrage angesichts der schrecklichen Ereignisse und des Leides der betroffenen Menschen dort wie anderswo, habe ich es die letzten Wochen und Monate und Jahre nicht vertragen zB. Pogrome gegen die palästinensische Bevölkerung zu sehen und zu hören (wird in den westlichen Medien nicht thematisiert) usw. Dies und vieles andere wurde in diversen Kommentaren bereits erwähnt, was das palästinensische Volk seit Jahrzehnten erleidet.
Ich frage mich die ganze Zeit woran es liegt, dass im „Fall Palästina“ der Westen - allen voran die USA, Europa und die Schweiz, kein Problem damit haben, dass Israel gegen Internationales Recht - Völkerrecht, Menschenrechte verstösst, sich also terroristisch gegenüber dem palästinensischem Volk verhält? Ist der Grund nicht ausgemerzter kolonialer Rassismus? Wieso können Palästinenser_innen nicht vor dem internationalen Strafgericht klagen? Was oder wer wird hier wirklich geschützt?
John Shipton, der Vater von Julian Assange, sagte letzte Woche im Interview der Republik:“ Man muss viel Erz zermahlen, um Gold­stücke zu finden. Wir sind von Erkenntnissen umgeben, auf die wir teilweise zehntausend Jahre hingearbeitet haben. Viele der Dinge, die wir gelernt und in die Praxis umgesetzt haben, sind Schätze. Auch die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte ist ein grossartiger Schatz, der auf den letzten zehntausend Jahren unserer Erfahrung aufbaut. Und die Vereinten Nationen sind ein weiterer grosser Schatz, dessen Entstehung zwei Kriege brauchte, die viele Länder zerstörten und hundert Millionen Menschen­leben kosteten. Wenn wir uns nun nicht gegen die Verfolgung von Julian Assange und von vielen anderen Menschen stellen, werden wir zu Barbaren.“
Und, ich teile die Meinung nicht, dass das israelische Militär überrascht wurde. Wenn es sich damit brüstet, so viele Spione innerhalb Gaza und der Hamas zu haben, dass sie jederzeit wissen wenn in Gaza ein Reissack umfällt und wie sie erwähnen, die Welt rundum mit Spyware versorgen, mit welcher passgenau unliebsame Journalist_innen jederzeit ausgeschaltet werden können, dann kann ich nicht glauben, dass es durch irgendwen- oder was überrascht werden könnte, es sei denn gewollt oder gewünscht. Und der Westen glaubt und macht mit……..
Ps: Die Sprache des israelischen Verteidigungsministers: https://www.instagram.com/reel/CyLc…BiNWFlZA==
Anmerkung: Das „Gefängnis“ Gaza ist halb so gross wie der Kt. Solothurn und hat über 2 Mio. Einwohner_innen.

45
/
11

Kein Krieg, kein Töten kann und darf je gerechtfertigt werden. Weder auf der einen noch auf der anderen Seite. Und gerade da fehlt mir die objektive Betrachtungsweise in der momentanen Berichterstattung. Leider ist es aber so, dass man bei Kritik an Israel sehr schnell in die antisemitische Ecke gedrängt wird. Unter Freunden (und wir betonen ja bei jeder Gelegenheit, wie freundschaftlich wir Israel verbunden sind) sollte aber Kritik gerade möglich sein. Denn Kritik regt zum Denken an. Und das wäre in solchen Tagen, die nur von Hass erfüllt sind, sehr wichtig.

41
/
8
· editiert

Mich beschäftigt, dass das Aufflammen dieser Konflikte miteinander zusammenhängen könnte. Iran und Russland haben meiner Meinung nach garantiert ihre Finger im Spiel. In der autoritären Regierung in Iran herrschen radikale Schiiten, die eigentlich keine gute Beziehung zum sunnitischen Islam haben. Deren Engagement für Palästina hat mehr mit Hass gegenüber den USA als mit Liebe zu Palästinenserinnen zu tun.

  • Bergkarabach, Armenien und Aserbaidschan

  • Gaza, Israel und Palästina

  • Nordmitrovica, Serbien und Kosovo

Ich wünsche mir eine Beitrag der Republik, wo das Aufflammen dieser Konflikte ausführlich analysiert wird.

37
/
6

Das habe ich mir ebenfalls überlegt und ich schliesse mich Ihrem Wunsch an

10
/
0

Danke für diesen Beitrag zu den schrecklichen Ereignissen in Israel und Palästina, der seine Stärke - aber auch Begrenzung - in seiner subjektiven Annäherung und eigenen Betroffenheit hat. Und gerade deswegen fände auch ich es so wichtig, dass die Republik auch andere (subjektive) Sichtweisen auf diesen so verherenden Krieg darstellt. Und das eilt, denn eben las ich, dass schon 7 JournalistenInnen in Palästina ermordet worden sind. Und wir müssen uns hier auch fragen, inwieweit wir - und alle westlichen Länder - eine Mitschuld an der katastrophalen Situation, in der die PalästinenserInnen leben müssen, tragen, insofern nur wenige wagten, öffentlich Kritik an der israelischen rassistischen und tödlichen Besatzungspolitik und des sich immer mehr verfestigten Apartheitregime , zu äussern. Soviel Emphathie - und Phantasie - die dazu gehörende Bedingug - bringe ich jedenfalls auf, dass ich vermutlich auch verrückt, krank oder gewalttätig werden würde, wenn ich in dem Freiluftgefängnis Gazastreifen leben müsste. Warum waren wir damals gegenüber der südafrikanischen Regierung soviel kritischer und solidarischer mit den unterdrückten Menschen? Und nur um das zum Schluss klar zu stellen: auch ich verurteile die tödliche Gewalt der Hamas entschieden.

35
/
5

Endlich wieder einmal ein nicht wertender, nicht polarisierender, trotzdem tiefgreifender Beitrag. Danke!

30
/
0
Senftube
·

Ein interessanter Einblick in Ihre persönlichen Empfindungen. Aber ich halte die Aussage, man könne sich nicht für Solidarität entscheiden, für total falsch. Gerade weil man ja nicht ständig empathisch sein kann, muss Solidarität manchmal eine bewusste Entscheidung sein.

29
/
0

Herzlichen Dank für diesen Beitrag, der im Vergleich zu vielen anderen Pressebeiträgen durch Differenziertheit und Klugheit weit heraussticht.
Und natürlich frage ich mich, was für die "blockartigen", kaum zu differenzierter Sicht fähigen Beiträge in anderen Zeitungen verantwortlich sein könnte.
Wäre es denn möglich, dass auch heute noch die kollektive Verdrängung der Tatsache, dass ein Teil (die Banken natürlich voran) der bürgerlichen "Gschäftlischwiiz" in unsäglich scheusslicher Art sich zum Dealer von jüdischem Zahngold gemacht hat, dass ein Tabu auch heute noch nachwirkt und ein Denkverbot z.B. für die notwendige Kritik der rechtsextremen israelische Regierung erzwingt und ebenso ein "Fühlverbot" für die Bevölkerung von Gaza (es wohnt dort ja nicht allein die Hamas), die den Hamas-Terror das ganze Jahr über erlebt, durchsetzt?
Ich glaube auf jeden Fall, dass die klarsten Einschätzungen der Lage von Menschen mit engen Bezügen zu Israel kommen. Andere Kommentatoren wirken, als gäbe es eine Zensur. Ist das eine schiefe Sicht von mir?

34
/
5
Abstraktionsnomade
·

Ihrem Dank an Herr Strassberg schliesse ich mich an. Und ihren anschliessenden Gedanken genauso.

Ich bin völlig unsicher darüber, ob die "blockartigen" Beiträge das Produkt von click-bait Strategie und Journalismus ist, welche eine Haltung gegenüber der Gesellschaft verfolgt, in der davon ausgegangen wird, dass differenzierte und ausgewogene Artikel unzumutbar für die Gesellschaft sind, oder von ihr nicht gemocht/gelesen wird?

Oder ist Herr Strassberg diesbezüglich einfach eine Klasse für sich, und meine Erwartung an Journalismus wird mich fortwährend in den meisten Fällen enttäuschen?

Ich weiss es nicht.

18
/
0

Wow, vielen Dank Herr Strassberg für diese scharfsinnige Verarbeitung der genannten Ereignisse und den darauf folgenden nicht nur scharfsinnigen persönlichen inneren Prozessen.

Angesichts der Ereignisse ist mein folgender Input völlig unbedeutend trivial. Es geht mir aber um Wortwahl und Wortverwendung und ich glaube solche Fragen interessieren Sie, Hr. Strassberg.

Mir scheint der Begriff Empathie wird aktuell fast nur so verwendet, als ob Empathie immer mit Solidarität einhergehen müsse. Ich meine, das auch in Ihren vorliegenden Gedanken so zu lesen. Für meine Begriffe gehören die beiden aber nicht ganz so automatisch zusammen. Es ist m.E. durchaus möglich, empathisch zu sein und doch nicht solidarisch oder u.U. gerade deshalb die Solidarität zu entziehen. Abstrakt denke ich z.B. an eine wie ich finde nicht auszuschliessende Situation, in welcher der:m Betrachter:in erst durch Einfühlungsvermögen sich Werte, Grundhaltungen, Motivationen, etc. eines Gegenübers erschliessen, welche die:r Betrachter:in nicht teilt (sei es emotional oder sei es rational). Mir fallen als erstes Situationen ein in der Psychiatrie oder bei der Aufklärung von Verbrechen. Z.B. ein:e Profiler:in muss doch mit Schwerverbrecher:innen hoch empathisch sein und gleichzeitig das pure Gegenteil von solidarisch, denn mit reiner Ratio kommt sie:r nicht weit - so stelle ich mir das jedenfalls vor in jenem Job.

Aber das waren jetzt nur die rational wohl am eindeutigsten nachvollziehbaren Beispiele. Ich vermute, dass wir alle in viel weniger pointierter Art immer wieder damit konfrontiert werden, lebhaft mit jemandem mitzuempfinden, und dann trotzdem oder evtl. gerade deswegen mit dem Gegenüber nicht solidarisch sind. Natürlich stellt sich die (Parallel-)Frage, ob auch ein dem Willen des Gegenübers widersprechendes Verhalten solidarisch sein kann, z.B. wenn jemand ein Ziel erreichen will, dies aber mit einem untauglichen Mittel versucht, aber trotzdem aus voller Überzeugung daran festhält. Ist es dann solidarisch, wenn ich sie/ihn im eigenen (offensichtlich erfolglosen) Tun bestärke und unterstütze? Oder wäre es nicht eigentlich solidarischer, ihr/ihm das untaugliche Mittel zu vergraulen oder sogar zu entziehen und ein taugliches zur Verfügung zu stellen, selbst wenn sie:r das nicht einsehen will? Oder kann es u.U. nicht auch viel solidarischer sein, jemanden vom bisher fest gesteckten Ziel ganz abzubringen versuchen? ("Hey ich kann voll mitfühlen wie es dir geht und deshalb du nun XY erreichen willst, aber mir scheint du erreichst damit das pure Gegenteil von dem was du brauchst, darum helfe ich dir nicht dabei, und rate dir eindringlich, von deinem Ziel abzusehen.") Aus all diesen Überlegungen heraus ist es nach meiner Begrifflichkeit durchaus möglich, gerade aus Empathie die Solidarität zu verweigern. Und umgekehrt sogar gerade aus mangelnder Empathie "solidarisch" zu sein (nämlich aus irgendeinem sakrosankten Prinzip heraus, ohne mit den konkret beteiligten Personen wirklich konkret mitzufühlen).

Solidarität findet ja nur statt, wenn irgendwo gemeinsame Werte und Haltungen vorhanden sind, welche die Solidarität begründen. Meine bisherige Meinung und darum Frage an Hr. Strassberg lautet: Empathie kann - im Gegensatz zu Solidarität - auch dann stattfinden, wenn Werte und Haltungen überhaupt nicht übereinstimmen. Oder? Ich merke beim schreiben hier, dass in meiner Begrifflichkeit bis jetzt nämlich unterschieden habe zwischen Nachempfinden und Mitempfinden, beides aber unter Empathie subsumiert habe, und dabei beim Mitempfinden eher einen Solidaritätseffekt erwartet (aber nicht zwingend) und beim Nachempfinden eher nicht erwartet (aber auch nicht per se ausgeschlossen).

27
/
0

Hoch interessant und einleuchtend - herzlichen Dank für Ihren Denkanstoss. Kann es sein, dass aus enttäuschter Solidsritätserwartung aufgrund von vorausgesetzter (und auch gespürter grundsätzlicher ) Empathie unsere empfindlichste Stelle getroffen wird: der Stolz?

7
/
0
Janik von Rotz
Denkt mit.
·
· editiert

Ein paar Gedanken:

Ein gefühlt ewiger Konflikt. Älter als man selbst. Man vergisst dass es um Menschen geht.

Beim Reisen in Indien hatte ich Israelis kennengelernt. Was mir geblieben ist, ist diese „Wir gegen die Welt“-Mentalität wenn auch von wenigen.

Meine Mutter war in den 80er in einem Kibuz. Damals eine humanitäre Mission und heute ein bisschen Reue.

Ich verstehe mich als ignoranter Pazifist. Jemand der Krieg nicht wahr haben will, weil er schlichtweg nicht zu akzeptieren ist.

29
/
3

Die Mehrheit der aufgeklärten Weltbevölkerung ist über die allseitigen Ursachen der fortgesetzten Konflikte im Nahost im Bilde. Was behindert denn, nun daraus dringende Schlüsse und Entscheide abzuleiten? Der Preis der Anhänglichkeit an traditionelle Werte wird täglich höher. Dieser Preis wird in Menschenleben bezahlt, denen Tradition zu dienen vorgibt.

26
/
1
Theologin/Seelsorgerin
·
· editiert

Danke für den Beitrag und das beste für Sie und für alle, um die Sie besorgt sind!

23
/
0
Citoyenne
·
· editiert

Vielen Dank, Hr. Strassberg für diesen persönlichen und differenzierenden Artikel, einfühlsam und vernünftig. Beides Fähigkeiten, die ein fühlender, sich fachlich vertiefender Mensch langsam erarbeiten kann. Ein stiller Prozess mit vielen Fallen des Irrtums, der Verzerrung und nicht lösbarer Dillemmata. Da ist die Sehnsucht der Vielen, die „leben“ wollen, fühlend, gemeinsam, respektvoll, selbstbestimmt und sorgend für alles, was sie umgibt. Wie unglaublich zerstörerisch ist dagegen das gewaltige Potential der wenigen Machtbesessenen, die zwischenzeitlich in Minuten kaputtschlagen können, was über Jahrtausende gewachsen ist. Die Geschichte zeigt leider, dass sie sich nur mit noch mächtigerer Waffengewalt aufhalten lassen, weil der Tod der Vielen ihnen völlig egal ist. So sterben viele um ihr Leben zu verteidigen
Wie kommt die Menschheit aus dieser Zerstörungsspirale endlich raus?
Edit: letzter Satz. Orthographie

25
/
2
· editiert

Erst mal das zynische vorneweg:

Israel ist im Ukrainekrieg neutral, im Konflikt um Bergkarabach neben der Türkei der Hauptlieferant von Drohnen und Waffen an die Azeris...
... stellt sich also die Frage, warum die Ukrainer und Armenier irgend ein Mitleid haben sollten.

... und jetzt das persönliche:
Viel Erfolg und alles Gute! Wer schon mal in Israel war, der wird mir beipflichten: das moderne Israel ist ein wunderbares Land mit vielen tollen Menschen. Hoffentlich wird der neue Krieg es nicht zerstören sondern stärken. Inklusive einer dauerhaften palästinensischen Lösung, die nicht auf dem Vorbild "Arzach" basiert. Wie es der aktuellen Regierung vorschweben könnte...

21
/
2

ich bin sehr dankbar für diesen artikel, für die differenzierung, die ich bei den üblichen medien bei der berichterstattung vermisse.

19
/
0
völlig von der Rolle
·

Worüber niemand spricht: Was ist eigentlich aus dem Raketenschutzschild G., dass so sicher sein sollte wie der Geheimdienst zuverlässig? Weiss jemand etwas darüber?

1
/
3

Worüber niemand spricht: was ist eigentlich aus den Palästinenserinnen und Palästinensern G., die entweder vertrieben, besetzt, ohne Anklage ins Gefängnis jahrelang gesperrt, unterdrückt, erniedrigt und als minderwertig und ihrer Menschenrechte beraubt werden?

27
/
8
völlig von der Rolle
·

Es stimmt nicht, dass darüber niemand spricht. Herr Strassberg hat es angesprochen, und ich habe es in meinem längeren Beitrag auch erwähnt. Genauer lesen statt seine Vorurteile hier ausleben, wäre eine gute Idee.

9
/
1

In der Tagesschau wurde erwähnt, dass dieser viele der Raketen abfangen konnte, aber eben nicht alle.

7
/
0

Und dieser Titel? Sind die Barbareien nur einseitig?

20
/
21

So wie ich Herrn Strassberg verstanden habe, hat er durchaus auch Empathie mit den PalästinensInnen. Aber das Leiden der Verwandten und FreundInnen, die Israelis sind, ist ihm näher. Das soll es auch. Wenn dies nicht der Fall wäre, könnte er bestimmt auch keine Empathie füe die PalästinersInnen empfinden.

20
/
1

Herzlichen Dank Herr Strassberg für Ihre Einsichten und Erkenntnisse. Sie sprechen aus- und über die Seele, was in der Republik ein Novum ist.

21
/
2
Interessiert am präzisen Blick
·

Herzlichen Dank für Ihre überaus menschlichen, gleichzeitig auch analytischen Gedanken, lieber Herr Strassberg.

Zur Ihrer Einschätzung des rationalen Kalküls der Hamas („Wenn es tatsächlich so weit kommen sollte, dass das liberale, demokratische Israel in Zukunft das Ruder übernimmt und einen Friedens­prozess in Gang bringt …“) folgender Einwand: Das ist allenfalls noch in relativ kurzer zeitlicher Perspektive denkbar. Leider widerspricht die demographische Entwicklung der israelischen Gesellschaft der Hoffnung vollkommen, es könnten sich künftig andere als massiv rechtslastige politische Mehrheitsverhältnisse entwickeln. Je weiter der Zeithorizont, desto stärker die wahrscheinliche Macht religiös-extremistischer Teile der Bevölkerung.

22
/
4

Guter Artikel mit einigen Stellen bei welchen ich mir nicht sicher war wo ich sie einordnen soll.

Generell fehlen mir jedoch noch Grundlagen zur Entstehung des heutigen Israels.

  • Wie kam es zum Entscheid dass das moderne Israel dort gegründet wird?

  • Wer stimmte zu, wer dagegen?

  • Wie wurden die Grenzen geplant?

  • Was passierte mit den Menschen die schon dort lebten?

  • Wie entstanden die heutigen Grenzen?

  • Wie ist das politische Klima gegenüber der nicht-jüdischen Bevölkerung?
    etc.

Ein Artikel der solche Fragen klärt und in den aktuellen Kontext setzt würde mich sehr interessieren.

13
/
6

Michael Wolffsohn hat heute in der NZZ einen konzisen, überaus schonungslosen Abriss publiziert, der die Terrorattacken der Hamas in einen historischen Kontext rückt:

https://www.nzz.ch/feuilleton/nicht…ld.1760054

5
/
8
Historiker
·

Herr Wolffsohns Artikel ist voll von Halbwahrheiten und Verdrehungen; Halt die Auslassung von einem der beinharten Freunde Israels, die alles, was nicht in ihr vorgefertigtes Bild passt, einfach zurechtfrisieren oder ganz wegretouchieren. Aber es geht durchaus noch einseitiger, wie Leon de Winter in der NZZ von heute demonstriert. ( Israels Dilemma: Das Land muss sich gegen monströse Verbrecher verteidigen, ohne dabei selber monströs zu werden)
Zu ihm hatte ich in einem alten Leserbrief angemerkt: Herr de Winter will uns die Welt erklären? Davon sollte er gescheiter die Finger lassen.

19
/
3
Verlegerin
·

Leider paywall.
Zum Lead:
Es gibt nicht nur einen Schuldigen. Die Situation ist weitaus komplexer.

7
/
1
Historiker
·
· editiert

Dazu gibt es jede Menge Bücher; Die besten von ihnen stammen von kritischen israelischen Historikern oder Politikwissenschafter wie Ilan Pappe oder Norman G. Finkelstein. Ich kann Ihnen jedoch ein Angebot machen: Ich habe diese Geschichte als Historiker, als Urenkel meiner jüdischen Urgrossmutter und als Mitglied der Gesellschaft Schweiz-Palästina in einem relativ kurzen Papier (inklusive einer kurzen Bibliographie) dargestellt. Gebe ich allenfalls via die Redaktion der Republik weiter. Der Hintergrund für diese Aufarbeitung war ein Universitäts-Seminar zur Geschichte des Britischen Empire, in dem ich das Unterthema des britischen Mandats über Palästina nach dem Ersten Weltkrieg wählte. Ich habe mich dann am Thema Israel-Palästina festgebissen, somit das eigentliche Thema verfehlt und die von einem Seminarbesucher erwartete schriftliche Arbeit nie geschrieben. Aber seither weiss ich, was Sache ist, und bin bis heute am Thema "dran" geblieben. Ist aber auch, bis heute, mein persönliches Paradebeispiel dafür geblieben, wie leicht man parteiisch voreingenommen indoktriniert werden kann, wenn die lokalen Medien alle dieselbe, einseitige, unkritische (israelfreundliche) Sicht vertreten.

13
/
1
völlig von der Rolle
·

Lieber Herr L. – leider sind es zu wenige, die nicht abheben, sobald sie Macht schnuppern, sei es in der Wirtschaft, in der Politik oder auch in den Künsten. Macht korrumpiert nut allzu oft, das ist en alter Hut. Sie können das natürlich so sehen, wie Sie wollen. Ich bleibe dabei.

3
/
2

Liebe Frau S., dass Macht Menschen korrumpieren kann ist leider oft der Fall, da haben Sie recht. Trotzdem: haben Sie sich auch überlegt, was es für die Demokratie bedeutet, wenn wir Politik generell als Dreckgeschäft abtun?

7
/
0
Lehrer
·

Dieser persönliche Text hat mich sehr beschäftigt. Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie der rationale Zugang von Emotionen, Beziehungen und Erlebnissen überlagert und durchdrungen wird.
Irritiert haben mich allerdings die Bilder des Beitrags: Sie wirken auf mich ästhetisierend, fast etwas wie Feuerwerk. Die rohe Gewalt der Anschläge wird für mein Empfinden dadurch verharmlost. Das ging mir übrigens bei diversen anderen Publikationen ähnlich. Gleichzeitig verstehe ich natürlich, dass es schwierig ist, zu dieser Brutalität adäquates Bildmaterial auszuwählen. Geht es anderen auch so?

15
/
2

Ja, ging mir genauso. Gleich beim Anblick des Titelbildes war ich irritiert. Ich finde die Bilder tatsächlich sehr ästhetisch und, ja, schön. Zu wissen, was sie bedeuten, ist natürlich schrecklich.

6
/
0

Einverstanden, und die Bilder bringen auch keinen Mehrwert, sondern sind eine unnötige Ablenkung, was um so mehr für die Qualität ses Textes spricht.

7
/
1

Sehr hörens- und bedenkenswert, was der israelische Historiker Moshe Zimmermann gestern im «Echo der Zeit» gesagt hat: https://www.srf.ch/audio/echo-der-z…d=12468531

12
/
0

ZEIT Online - auch in der Schweiz.

https://www.zeit.de/politik/ausland…-verbaende

2
/
3
Jonas Studach
Community-Support
·

Guten Tag Anonym 3,
Wenn Sie hier im Dialog Links posten, wären wir dankbar, wenn Sie dazu jeweils noch ein bisschen Kontext geben könnten: Was hat der Link mit der Debatte zu tun? Wohin führt er? So können die Mitlesenden besser abschätzen, ob es sich für sie lohnt, den Link anzuklicken. Besten Dank.

12
/
0
interessierter Leser
·

Ein der komplexen Situation sehr angemessener Beitrag - es gibt im Palästinakonflikta ja unzählige Barbareien! Damit soll jene des Hamas-Angriffs allerdings nicht relativiert werden.

13
/
2
gabriel peisker
partner und cd bei erdmannpeisker
·

ein berührender einblick, der die diskrepanz einer ratinalen geaamtschau und der unmittelbaren erschütterung klar aufzeigt. und ein gegenwntwurf zu leon de winters artikel in der nzz, der mich gerade in den letzten sätzen abgestossen hat.

10
/
1

Einfach nur Danke Daniel Strassberg! Kein „sie hätten noch dies oder jenes schreiben sollen“. Sie haben das ‚Andere‘ eh gesagt. Danke für Ihren differenzierten, persönlichen und doch sachlichen Artikel! Dieses fürchterliche Geschehen geht so nah… Es gibt KEINE, wirklich absolut keine Rechtfertigung dafür. Wenn ich persönlich betroffen wäre: meine 4-jährige Enkelin zu ermorden (zum Glück war sie nicht da, im Kibbuzz, am Fest oder sonstwo da - sie hätte genauso da sein können).

14
/
5

Grossartiger Artikel! Bis zum Schluss! Den Titel finde ich aber auch fragwürdig. Aber wie soll man so eine komplexe Situation denn kurz überschreiben? Etwas trockener wäre doch passender.

12
/
5

Vielen Dank für Ihren Beitrag!

7
/
0

Bester Beitrag zum Angriff der Hamas auf Israel. Noch immer. Habe seither viel dazu gelesen. Herzlichen Dank.

5
/
0