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Frank H. Baumann-Habersack
Autoritätsforscher
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· editiert

Ich bin Anfang der 90er noch im Harzbuger-Modell ausgebildet worden & wusste zwar schon seit einiger Zeit, dass das Modell mit Spuren von NS-Ideologie durchzogen ist; dieses Buch gibt dem Thema eine neue Tiefe (...ich hoffe sehr, dass das Buch auf deutsch oder englisch übersetzt wird).
Mir wird durch meine Forschung zu Autorität in der Führung immer klarer, u.a. durch die so wichtigen Arbeiten von Historiker:innen wie http://www.twitter.com/CC_Rosenthal oder auch http://www.twitter.com/juergenzimmerer wie stark das heutige „Managementdenken“ immer noch von Rassenideologie, Kolonialismus, Sklaverei & autoritärem Kapitalismus (Heitmeyer) durchzogen ist - allen bisherigen, gut gemeinten Humanisierungsversuchen zum Trotz.

Ich habe das schon mal formuliert: Wer neue „Führungsmodelle“ entwickelt, die diesen „Blinden Fleck“ nicht bearbeiten, setzt die menschenfeindlichen Ideologien & Konzepte von Rassismus, Kolonialismus bzw. Sklaverei & Gewalt nur auf anderen Ebenen fort.

#TransformativeAutorität #NonViolence #WiderDenGehorsam

Ich danke Euch sehr für diesen wertvollen Beitrag und verlängere gerade mein Abo.

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Michael Rüegg
Freier Autor
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Das erinnert mich daran, wie ich vor Jahren in einer Management-Weiterbildung sass. Thema des Tages waren Führungsmodelle. Es ging darum, ob auch zwei oder mehr Personen sich die operative Unternehmensführung teilen können und wie es mit partizipativen Modellen aussieht.

Die Mehrheit meiner Mitstudent*innen schüttelte energisch die Köpfe: Nein, fanden sie. Ein Unternehmen brauche einen starken, unangefochtenen Führer an der Spitze, der entscheide.

Mir wurde etwas blümerant.

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Ich nehme an, der ‚starke unangefochtene Führer’ ist wohl nie weiblich
....ich verstehe nun besser, warum die Chefetagen so sind wie sie sind

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Diese spannende Buchbesprechung zeigt mir, und ich denke wohl vielen anderen, neue Zusammenhänge auf. Die Wechselwirkungen zwischen einem ungehemmten neoliberalen Kapitalismus und dem zunehmenden Rechtsextremismus sah ich bis jetzt vornehmlich in den Ängsten vor dem Abgehängtwerden und dem Identitätsverlust und der sich daraus ergebenden Flucht in Rassismus und Wutbürgertum. Die hier aufgezeigten Parallelen sind für mich, wie gesagt, neu und, wie Daniel Binswanger schreibt, hochgradig verstörend.
Aber, und das möchte ich doch noch anfügen, gerade solche Artikel, die neue Sichtweisen ermöglichen, machen die Qualität und Attraktivität der „Republik“ aus.

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Dass, wer Aufgaben delegiert, auch die dazugehörigen Kompetenzen und Entscheidungsbefugnisse delegieren muss, finde ich eigentlich einleuchtend. Liegt die Gefahr nicht eher auf der Ebene, auf der die übergeordneten Ziele definiert werden? Und dann bei den persönlichen Eigenschaften derjenigen, die diese Ziele umsetzen müssen, bei ihrer Autoritätshörigkeit, ihrer Fähigkeit, unabhängig zu denken, ihrem Mut, vorgegebene Ziele auch für sich selber zu bewerten, ihrer Bereitschaft, notfalls aus der Herde auszuscheren und ihrem Anstand, gegebenenfalls die Reissleine zu ziehen und Nein zu sagen? Dort wo die Freiheit, selber zu denken nicht mehr existiert, nicht gefördert, unterbunden oder aufgegeben wird, dürfte die Schnittmenge am grössten sein.
Herzlichen Dank an Daniel Binswanger für diese bedenkenswerte Buchbesprechung.

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Ich denke, Sie sprechen da etwas ganz Entscheidendes an. Mir scheint aber, dass es nicht nur die Zieldefinition ist, sondern der gesamte ideologische Rahmen, in dem Aufgaben und Kompetenzen delegiert werden. Zur Nazi-Zeit war dieser Rahmen die angebliche Überlegenheit der arischen Rasse und der sich daraus ergebenden Vernichtung aller sog. Feinde. In der neoliberalen Ideologie ist es das Wachstum und die Gewinnmaximierung um jeden Preis. Innerhalb dieser Rahmen sind Eigeninitiativen erwünscht, aber wehe, wer diesen Rahmen überschreitet oder andere Zielsetzungen anpeilt! Was auch in beiden Ideologien, wie wohl in allen Ideologien, eine wichtige Rolle spielt, ist das Gruppenverhalten und der Gruppendruck. Aber das ist ein anderes und sehr weites Feld.

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Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Vorweg: Danke für den anregenden Artikel und die ebenfalls anregenden Beiträge hier in der Debatte!
Gern will ich etwas einwerfen, was mich in den Diskussionen der vergangenen Monate – und so auch in diesem Beitrag - zum Thema Nazi-Vergangenheit und zur sogenannt fehlenden Aufarbeitung in Deutschland immer wieder störte: Die Diskussion suggerierte mehr als einmal, das Aufkommen von Nazi-Gedankengut sei etwas, wofür Deutsche speziell anfällig wären. Selbstverständlich verpflichtet die Geschichte Deutschlands auch das heutige Deutschland in besonderem Mass, beim Aufkommen solcher Entgleisungen wachsam zu sein. Das gelingt, wie zu sehen ist, nicht immer gleich gut.
Es ist aber trügerisch anzunehmen, dass ein Geburtsort ausserhalb Deutschlands bereits gegen Nazi-Ideologie immunisieren würde, wie die Skizze zu den Management-Leitlinien des Harzburger Instituts insinuiert. Das entscheidende Kriterium, gesellschaftliche Entwürfe oder eine gedankliche Orientierung zu beurteilen, ist, ob menschliche Grundwerte wie Mitmenschlichkeit, Fairness und Achtung der Umwelt die Basis des Handelns sind.

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Intellektueller Landarbeiter
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· editiert

Danke für diesen hintergründigen Artikel über die Abgründe des angeblichen "Liberalismus", der die "Freiheit" der Individuen schon beinahe Indisch-Kastenmässig ausdifferenziert und der obersten Brahmanen-Kaste der CEO's und Aktionäre schon beinahe Vor-Nirwana-mässige Freiheiten zugesteht, in einer Art teuflisch-raffinierter Umkehrung all jener Werte, die für das gemeine Volk der Werktätigen und Steuerzahler gelten, wie "Leistungslohn", "Mit Haut und Haar dem Unternehmen und seiner Profitmaximierung verfallen sein", also kurz zusammengefasst: professionell UND leidenschaftlich zu sein.
Ab einem bestimmten Stockwerk innerhalb des Trump-Towers, den ich als Modell für den ultra-liberalen Hotel-Casino-Komplex-Kapitalismus nehme, gelten umgekehrte Gesetze:
Eine Grossbank, die Milliarden verspekuliert hat, oder die wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung Milliarden-Bussen für einen aussergerichtlichen Vergleich bezahlen musste, ist "Too Big To Fail" und wird im Fall eines drohenden Konkurses vom Staat gerettet, indem ihr dieser alle "toxischen" Wertpapiere abkauft.
Die gleichen Nieten, die gerade das Finanzsystem und damit die Weltwirtschaft, an den Abgrund geführt hatten, werden nun aber weder gefeuert, noch strenger kontrolliert, noch mit einem tatsächlichem Leistungslohn zu seriöserem Geschäften erzogen, sondern es heisst, man müsse diese "Fähigsten Top-Leute" im Unternehmen zu halten versuchen, indem man ihnen weiterhin astronomische Löhne, Boni und Abgangsentschädigungen zusichere!
Und dann wird ein Immobilien-Hai und Spekulant, der nur darum dem Bankrott entging, weil seine Geldgeber (wiederum die einschlägigen und verschlagenen Banken, von denen ich gerade sprach) einem Mega-Abschreiber dadurch entgingen, dass sie den unfähigen Immobilien-Hai, Hochstapler und Spekulant geschäftlich entmündigten, aber als "Marke Trump", ähnlich einem Maskottchen und "Schauspieler-Boss" weiter beschäftigten.
Dieses "Soihäfeli-Soitekkeli-Modell" funktionierte sogar so gut, dass der "anscheinend so erfolgreiche Geschäftsmann" auch mit der Führung der Supermacht Nummer 1 auf diesem Planeten, der USA, betraut wurde, was natürlich noch viel verrückter ist, aber eben der umgedrehten Gesetzen der "Teppichetage" und der -im Vergleich zu unteren Stockwerken, wo bis zum Burnout gestrampelt und malocht wird- total verdrehten Logik, die eine eigentliche Anti-Logik zu sein scheint, folgt!
Wenn ich's mir genauer überlege, dann entspricht diese Neo-Pharaoinisch, Halbgott-ähnliche Entrücktheit von allem irdischen Dreck und seinen widerlichen Konsequenzen, (wie Flut und Überschwemmungen und Dürre infolge Klimawandels) welche Präsidentendarsteller, wie Trump, Putin, Erdogan, usw. "geniessen" (Wie wir von aussteigen wollenden Royals erfahren haben, sind da auch viele mühsame Präsenzzeiten und repräsentative Verpflichtungen mit ewigem Händeschütteln, Dauergrinsen und besorgt-bedrücktem Dastehen bei Abdankungsfeiern mit dabei, die auch nicht so toll sind, und auch UNFREI!) genau dem menschlichen Traum von Freiheit und grenzenloser Selbstverwirklichung, dem ja auch etwas Totalitäres anhaftet.
Und da "die kleinen Rädchen im Getriebe" realistisch-praktisch, wie sie sind, natürlich einsehen, dass nicht Jeder und Jede diesen Freiheitstraum auch verwirklichen kann ("Wo kämen wir denn hin, wenn plötzlich niemand mehr zur Arbeit erschiene, nur weil er/sie grad keine Lust hat, zu arbeiten?!"), hoffen sie auf den grossen und spektakulären Hauptgewinn, indem sie alle Lotto spielen! Alle verlieren zwar regelmässig ihren Spieleinsatz, aber einige wenige Glückliche ziehen "das grosse Los" und sind dann alle die lästigen und mühsamen Alltagsverpflichtungen mit einem Schlag LOS!
Sie spielen dann möglichst lange "den Trump", werfen mit Geldscheinen um sich, besaufen, überfressen und übergeben sich, verhalten sich arrogant und grosskotzig, ziehen mit einer Traube von falschen Freunden, die sich automatisch um "Gewinnertypen" herum bilden, im nächtlichen Club-Leben herum, nehmen Drogen und enden irgendwann in der Gosse, oder im Gefängnis.
Da schliesst sich dann der evolutionäre Kreis wieder...

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Dieser Beitrag wirkt nach, und ich mache mir Gedanken, warum eigentlich die Schlussfolgerungen im besprochenen Buch so verstörend sind. Ich komme zu folgendem (vorläufigen) Schluss:
Die Delegation von Verantwortung mit Anerkennung und Belohnung effizienter Eigeninitiative wirkt offensichtlich sehr verführend und anspornend und scheint unabhängig vom Kontext zu funktionieren. Krass ausgedrückt, diese Taktik scheint rein formal gesehen keinen Unterschied zu machen, ob aus rassistischen Gründen ganze Bevölkerungen ausgerottet werden, wirtschaftliche Gewinne maximiert werden, erfolgreiche wissenschaftliche Erkenntnisse generiert werden oder engagierte Helfer*innen mit wenigen Mitteln wirksame Hilfe an Notleidende leisten können. Offensichtlich braucht es sehr viel Charakter, Mut und ein starkes unabhängiges Denken, um in moralisch problematischen bis katastrophalen Kontexten sich dieser psychologischen Falle bewusst zu werden und sich so dem ideologischen Mainstream und dem Gruppendruck entgegensetzen zu können.

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Informatik-Ingenieur und Ökonom
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Die Auftragstaktik ist eine der erfolgreichsten und bewährtesten Führungsmethoden, unabhängig von wem sie angewendet wird. Ihr haben die Nazis einige der früheren Kriegserfolge insbesondere gegen die Franzosen zu verdanken. Ironischerweise haben sich die Nazis in der zweiten Phase des zweiten Weltkriegs davon abgewendet und Hitler ist immer mehr dem Mikromanagement verfallen. Gleichzeitig haben die Amerikaner dazugelernt und schon während dem Krieg verstärkt auf “Mission command” gesetzt. In den 70ern wurde die Auftragstaktik auch offiziell von der Nato übernommen.

Parallelen zur militärischen Anwendung gibt es nicht nur in der Betriebswirtschaftslehre, sondern auch in der Informatik, wo die Methode in angepasster Form als “Agile Software Engineering” gefeiert wird. Die Kernidee ist absolut richtig und besagt, dass die Führung nicht “mikromanagen” und alle Details im Voraus festlegen soll, sondern dass diejenigen, die die eigentliche Arbeit machen, die Freiheit haben sollen, das in der jeweiligen Situation richtige zu tun.

Die Auftragstaktik hält die Leute dazu an, mitzudenken. Wer das schlecht findet, ist meiner Meinung nach viel eher ein “Nazi”, als diejenigen, die das gut finden.

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Naja, das Mitdenken ist bei der Auftragstaktik auch bloss erwünscht, solange der Auftrag nicht in Frage gestellt wird. Der blinde Gehorsam hingegen erinnert mich eher an die kommunistischen Diktaturen, als an die Nazis. Dort wurde (und wird) das blosse Mitdenken an sich schon als Gefahr gesehen...

Dass sich effiziente Führungsmethoden durchsetzen ist nicht so erstaunlich. Nicht einmal bei der Softwareentwicklung. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist aber eine anderer Trend der letzten Jahre: Immer mehr Softwareprojekte landen als Open Source im Netz - kleine, grosse, unbedeutende, aber auch einige sehr zentrale Projekte. Natürlich spielt dabei immer noch die Firmenpolitik mit, aber es gibt genügend Beispiele für echte, offene Kollaboration. Und das nicht bloss aus kurzfristigem (Firmen-)Eigennutz, sondern weil es viel effizienter ist. Oder weil die Komplexität für eine einzelne Firma schlicht zu hoch ist.

Dabei wird einer der problematischeren Aspekte überwunden, den sich die Nazis und die moderne Unternehmensführung teilen - das "wir gegen die anderen" als Leitmotiv. Wenn wir unsere Wirtschaftskultur schon nicht aus anderen Gründen ändern (Menschlichkeit z.B.), dann wenigstens vielleicht aus Effizienzgründen? Zumindest in Teilbereichen?

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Irgendwie musste ich bei der Lektüre immer wieder an den 30 Jahre lang erlebten straff geführten Aufstieg einer schweizerischen Volkspartei denken. Danke für die Info über die Forschung von Chapoutot.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Der Artikel erinnert mich an die Analyse 'Kampfkraft' von Martin van Creveld. Creveld ist zwar ein beinharter Rechtsliberalist, aber ein sehr guter Analyst. In dem Buch wird die Frage untersucht, warum die Wehrmacht gegen jeden Gegner rund ⅓ weniger Verluste zu verzeichnen hatte. Als Jude und im Auftrag des Pentagons handelnd, kann man ihm wohl nur beschränkt Sympathien für die Nazis unterstellen, aber man spürt schon ein wenig Bewunderung für den geschlagenen Feind.
Das Ergebnis seiner Analyse ist, dass die Wehrmacht immer unter Mangel an Mensch und Material litt und daher wenig verschwendet wurde. Verloren alliierte Offiziere Soldaten, wurden sie spätestens nach ein paar Wochen ersetzt. Die Deutschen hingegen warteten oft monatelang, bis sie einen Teil ihrer Verluste ausgleichen konnten. Daher wurden die Soldaten weniger verheizt.
Zum Anderen wurde darauf geachtet, Verbände von der Ausbildung bis zum Kampfeinsatz zusammen zu belassen. Das förderte das gegenseitige Vertrauen und die Achtung. Vorgesetzte welche ihre Soldaten selbst ausgebildet haben, kennen die Stärken und Schwächen ihrer Soldaten besser und opfern sie weniger bereitwillig.
Zum Dritten wurde den Soldaten jeder Stufe ein weit höheres Mass an Eigenverantwortung übertragen, als das in den anderen Armeen der Fall war. Viele taktische und strategische Verbesserungen konnten nur in diesem Umfeld entstehen, in den konservativeren Armeen der Alliierten wären solche Experimente nie erlaubt worden.
Aus dem gleichen Grund konnten die Nazis einen schier unglaublichen technologischen Fortschritt erzielen, der in krassem Gegensatz zu ihren beschränkten materiellen Möglichkeiten stand. Es gab kaum eine Idee welche zu absurd war um nicht irgendwo im chaotischen Regierungsgebilde einen ideellen Förderer zu finden.
Daraus lassen sich durchaus Parallelen zu marktwirtschaftlichen Wirtschaftssystemen ziehen. Auch hier wird die Eigenverantwortung des Einzelnen sehr gross geschrieben, auch hier finden unkonventionellen Ideen bereitwillige Kapitalgeber, welche sich einen Vorteil erhoffen ohne gleichzeitig alles riskieren zu müssen.
Was sich allerdings krass unterscheidet ist die Mangelwirtschaft. Der Kapitalismus versucht tendenziell zu allem einen Überfluss herzustellen um den Preis zu drücken, sei es bei Mensch, Rohstoffen, Halb- und Fertigprodukten, bis hin zu Dienstleistungen. Entsprechend ist die Verschwendung gigantisch. Aus diesem Aspekt leiten sich beinahe sämtliche Umweltprobleme, aber auch viele soziale Verwerfungen ab.
Es wird die grosse Herausforderung der nahen Zukunft sein, diese Parameter des Wirtschaftens in Bereiche zu verschieben wo sie eine stabilisierende Wirkung entfalten, statt an allen Ecken und Kanten exponentiell wachsende Probleme zu verursachen. Wenn das gelingt, werden auch faschistische Ideen sich mit einer unbedeutenden Nebenrolle begnügen müssen.
Zwar mag man angesichts der fortschreitenden Popularisierung der Demokratie verzweifeln, aber es gab noch nie in der Geschichte einen Prozess der einer so kritischen Beobachtung von so vielen Menschen ausgesetzt war. Und wie die Nazis, leiden auch die heutigen Rechtspopulisten unter der inhärenten Vetternwirtschaft und der daraus folgenden Unfähigkeit ihrer Eliten, nur ist das in der heutigen vernetzten Welt weit schwieriger zu kaschieren als es noch vor 80 Jahren der Fall war.

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Betagter Suchender ohne Scheuklappen
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Danke. Zum ersten Mal lese ich etwas über die Ideologie des Nationalsozialismus, das über Begriffe wie "Völkische Überlegenheit, Rassismus, Antisemitismus, Mord und Totschlag, Menschenverachtung" hinaus geht. Übereifrige Verteufelung wie auch Verherrlichung stumpfen mich ab. Der Artikel regt mich zum Denken über Ideologie generell (z.B. des Nationalsozialismus vs. der Soziademokratie) an.

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Diesem Votum möchte ich mich gerne anschliessen: Wie sieht das zukünftige Programm einer Sozialdemokratie aus, das zurecht die Überwindung des Kapitalismus verabschiedet, jedoch dadurch scheinbar ihre Legitimität für den « Arbeiterkampf » verliert? Den historisch gewachsenen mächtigen Kern der Sozialdemokratie gilt es in ein modernes kapitalistisches System zu überführen (vielleicht helfen da Frédéric Laloux Wirtschaftsbeispiele). Was mich aufrüttelt, ist die Tatsache, dass eine Naziideologie es strukturell so viel einfacher hat, sich in der Wirtschaft breit zu machen, wie das Beispiel zeigt.

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Es gibt schon etliche Erkenntnisse zur mörderischen Kakophonie der Zuständigkeiten beim Judenmord. Auch da gab es ja weder eine schriftlich festgehaltene Gesamtplanung, noch eine zentrale Führungsstruktur. Dass die Wirtschaftspolitik der Nazis ganz ähnlich funktionierte ist mit Blick darauf zwar nicht weiter erstaunlich, aber doch ausserordentlich interessant. Ich habe darüber zuvor nichts gelesen und finde den Beitrag deshalb sehr wertvoll.

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Unternehmensberaterin, lic.phil.
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Sehr geehrter Herr Binswanger
Sie waren mit ein Grund, warum ich die Republik abonniert habe. Die Parallelen, die Sie zwischen Nazi-Ideologie und moderner Unternehmenskultur ziehen, beleidigen viele Unternehmerinnen und Unternehmer unseres Landes. So undifferenziert habe ich Sie noch nie wahrgenommen, da scheint eine ideologische "Grundmusik" mit Ihnen durchzubrennen.

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Sehr geehrte Frau P.,

Ich bin etwas erstaunt über die Heftigkeit Ihrer Reaktion. Dass es Parallelen gibt, ist ganz einfach eine Tatsache. Wie man das bewertet, ist eine andere Frage - und ich bin mit der Beantwortung sehr zurückhaltend. Ich sage nicht, dass das Harzburger System per se nazi-afin sei, ganz explizit nicht, ich sage es gibt Schnittmengen. Man kann sich auf den Standpunkt stellen - wie das einige Leser, in den Kommentaren hier getan haben -, dass diese Schnittmengen unproblematisch sind, weil die Wertebasis der NS-Ideologie und des zeitgenössischen Wirtschaftsliberalismus eine ganz andere ist. Oder man kann es als beunruhigend betrachten, dass es bis an einen gewissen Punkt strukturelle Parallelen gibt. Weshalb ist eine tatsachengetreue Nacherzählung der Biographie des Reinhard Höhn eine Beleidigung für "Unternehmerinnen und Unternehmer unseres Landes"? Das erschliesst sich mir nicht. Weshalb darf man auf Kontinuitäten nicht hinweisen, wenn sie ganz offensichtlich bestehen? Ich glaube, ein bisschen Nüchternheit würde allen Beteiligten gut anstehen.

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Unternehmensberaterin, lic.phil.
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Sehr geehrter Herr Binswanger
Sie habe natürlich recht mit dem letzten Satz. Ich habe nichts gegen eine tatsachengetreue Nacherzählung einer Biografie oder eine kritische Stellungnahme zu einem Modell. Führung ist eine komplexe Thematik und lässt sich nicht in einem Chat abhandeln. Geärgert ja mich der prominent platzierte Satz: "Es zeigt, wie nahe sich Nazi-Ideologie und moderne Unternehmensführung in vielerlei Hinsicht sind." "Moderne Unternehmensführung" ist an vielen Orten tägliches pragmatisches Handeln in einem harten Markt. Es gibt viele Führungskräfte, durchaus reflektierend und auch selbstkritisch, die ein Gleichgewicht suchen zwischen den Ansprüchen der Kunden, der Mitarbeitenden und des Aktionariats. Solche Leute werden mit dem zitierten Satz mit einer Nazi-Ideologie verbunden. Zumindest hat dieser Satz diese Wirkung. Vermutlich nicht nur auf mich. Pauschalisierungen provozieren mich. Die Sprache ist komplex, der Wirtschaftsliberalismus in Theorie und Praxis auch.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Es kommt darauf an, was sie unter moderner Unternehmenskultur verstehen. Ich persönlich bin seit Jahrzehnten in Kleinbetrieben beschäftigt, welche eine eher unmoderne Kultur leben. Im Mittelpunkt dieser Betriebe stehen die Mitarbeiter und ihr Leben, ihre Familien, ihre Gesundheit und ihr Wohlergehen. Aus verschiedenen Sichten habe ich aber im Rahmen von Kundenprojekten und privaten Bekanntschaften auch Einblicke in die eher moderne Kultur von grösseren Unternehmen, wo der Chef seine Mitarbeiter nur noch auf dem Papier kennt, erhalten.
Dort werden dann auch im Fall der Geburt eines behinderten Kindes dem Vater genau ein Tag zur Verfügung gestellt und im Fall des Ablebens desselben Kindes ein weiterer Tag zur Beerdigung...
In meinem Fall war es kein Problem im ähnlich gelagerten Fall ein Jahr lang nur etwa 50% zu arbeiten, bei vollem Lohn notabene. Natürlich habe ich dabei meine Überstunden abgebaut und die Minusstunden in den folgenden drei Jahren wieder aufgearbeitet. Trotzdem, ist so etwas in einem 'modern' geführten Unternehmen kaum vorstellbar. Das Verhalten des schweizweit bekannten Unternehmens im Falle meines Bekannten hat mich schockiert. Aber durch meine Tochter mit Trisomie 21 habe ich seither viele Menschen getroffen, welche mir ähnliche Situationen in Grossbanken, Versicherungen etc. geschildert haben. Mitarbeiter welche in persönlich schweren Krisen unzimperlich entsorgt werden, gehören dort zum daily Business.
Aber auch bei meiner Arbeit in Projekten von 'modern' geführten Unternehmen, erlebe ich häufig, wie brutal die Angestellten unter Druck gesetzt werden. Sei es mit unrealistischen Terminvorgaben, unklaren Projektzielen oder mangelhaften Ressourcen. Wenn die Projekte aus dem Ruder laufen, müssen dort als erstes Köpfe rollen, während sich mein altmodischer Chef schützend vor seine Mitarbeiter stellt.
In der modernen Unternehmensführung sehe ich leider sehr viele Parallelen zu den Nazis, welche ihren Zielen ebenfalls alles andere unterordneten.
Zwischen meinem idyllischen Familienbetrieb und dem weltweit tätigen Grosskonzern gibt es selbstverständlich sämtliche Farbschattierungen in alle Richtungen, da sollte man nicht verallgemeinern. Aber der Fokus der Management-Ausbildungen auf den maximalen Kapitalertrag, sollte man auch nicht auf die leichte Schulter nehmen. Auf dieser einseitigen Ausrichtung basieren unsere gegenwärtigen Umwelt- und Sozialprobleme

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Den Buchtitel „Frei zu gehorchen“ inspiriert mich - vielleicht ist‘s interessant, darauf näher einzugehen? Für mich klingt das nach einer plausiblen (aber zu recht zu hinterfragenden) „Rechtfertigung“ - sei es für NS-Disziplin oder für den Dienst im Unternehmen. Der Manager im Rohstoffhandels- oder Rüstungskonzern könnte persönlich Zweifel haben, inwiefern sein Geschäften moralisch vertretbar ist. Aber er folgt nur seinem Auftrag, er ist dazu angestellt, das Optimum für das Unternehmen herauszuholen. Hat ein Angestellter das “Recht“ (naja, er hat sogar die Pflicht...) zu gehorchen, oder sollte er sein Tun kritisch hinterfragen?
Der Kern dieser Verantwortungs-Kluft liegt wohl in der Rechtsform von Kapitalgesellschaften mit beschränkter Haftung. Adam Smith begründete die Funktion des freien Marktes mit seiner „Theorie moralischer Gefühle“; doch von juristischen Personen (Kapitalgesellschaften, die heute die Märkte prägen) kann man kaum moralische Gefühle erwarten, welche persönlich haftende Unternehmer zu Smiths Zeiten noch hatten, Manager delegieren die moralische Verantwortung an „das Unternehmen“, sie unterstellen sich den Interessen der Aktionäre. Die Aktionäre weisen die Verantwortung zurück, weil sie doch gar nicht wissen, wie moralisch oder nicht die Manager agieren.
Ich persönlich bin ziemlich anti-autoritär veranlagt und stelle die Freiheit, zu gehorchen, in Frage. Aber es mag ab und zu einfacher sein und einem weiter bringen, im Militär und im Grossbetrieb, wenn man sich die Freiheit nimmt, unhinterfragt zu gehorchen.

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Es scheint eher zu zeigen, wie weit organisatorische Methoden und Ideologie divergieren können. Nationalsozialistisches Gedankengut als Führungskredo ist natürlich in einem modernen Unternehmen undenkbar, aber zu glauben, dass die sozialen Dynamiken bezüglich Effizienz und Motivation je nach Ideologie komplett unterschiedlich funktionieren, ist gemessen an den Fakten des deutschen Nachkriegswirtschaftswunder offensichtlich verfehlt/naiv/kurzsichtig. Gewisse soziale Dynamiken setzen sich unter allen nur erdenklichen ideologischen Umständen durch.
Zugegebenermassen wird es (hoffentlich vereinzelt) ManagerInnen mit menschenverachtenden Gesinnungen geben, aber der Weg zurück in den Nationalsozialismus ist untanzbar. Interessant wäre vielleicht zu sehen, inwiefern der Neoliberalismus tatsächlich ideologisches NS (Raub)Gut an Bord genommen hat.

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Gewisse soziale Dynamiken setzen sich unter allen nur erdenklichen ideologischen Umständen durch.

An welche sozialen Dynamiken denken Sie? Mir fallen dazu eigentlich nur Gefühle ein: Angst, Gier, Bedürfnis nach Anerkennung, Wut, eventuell noch Schuldgefühle, die bewirtschaftet und in die Richtung der gewünschten Ziele kanalisiert werden können.

Nationalsozialistisches Gedankengut als Führungskredo ist natürlich in einem modernen Unternehmen undenkbar

Offen vorgetragen gewiss (hoffentlich...), dazu ist es historisch zu belastet, aber umformuliert? Der Zusatz ......'um jeden Preis' ist, ernsthaft zu Ende gedacht, jedenfalls nicht frei von Menschenverachtung.

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Kurz: An all jene in diesem Artikel beschriebenen, welche zu NS als auch zu BRD Zeiten ihre Effizienz entfalten konnten.
(..."Angst, Gier, Bedürfnis nach Anerkennung, etc." würde ich eher bei den individuellen Emotionen verorten, auch wenn sie natürlich sozial eingebettet sind.)

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Sehr erhellend, vielen Dank.

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Die Logik der Argumentation erschliesst sich mir nicht ganz. Beispielsweise Punkt 3: Wer Mitarbeitern viel Entscheidungsautonomie überlässt, ist ein Nazi?

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Eben nicht! Sondern: Wie lassen sich die organisatorisch/sozialen Kontinuitäten unter geänderten ideologischen Bedingungen erklären...? Eine substantielle Antwort bleibt der Artikel, so find ich, schuldig. Und also ist es nachvollziehbar, dass wir uns unsere eigenen Reime darauf machen :)
Ich finde den Schlussabschnitt ehrlich geschrieben auch ungerechtfertigt tendenziös, auch wenn die Tanzmetapher recht ästhetisch daherkommt.

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Ich denke die organisatorisch/sozialen Aspekte haben wenig oder nichts mit den "ideologischen Bedingungen" zu tun, deshalb gibt es auch nicht viel zu erklären. Ein Management-Prinzip, wie den Mitarbeitern viel Entscheidungsautonomie zu überlassen, kann in den verschiedensten Organisationen funktionieren, sei es eine Unternehmung, eine wohltätige Organisation, oder halt auch eine Partei, die eine kranke Ideologie vertritt.

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Lieber Herr Denzler, nein sicherlich nicht. Diese Aussage wäre natürlich viel zu verkürzt und absurd. Aber ich finde es sehr bedenkenswert, dass so viele uns durchaus modern erscheinende Grundsätze offenbar mit der Nazi-Ideologie vollkommen kompatibel sind.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Die Entscheidungsautonomie alleine ist natürliche kein Kriterium. Es ist die Zielsetzung in Verbindung mit der Selbstverantwortung, welche die Parallelen ausmacht.
Nach der extrem verlustreichen Eroberung Deutschlands, sahen sich die Alliierten einer Bevölkerung gegenüber welche grossteils im versteckten Widerstand tätig gewesen sein soll...
In Tat und Wahrheit überliess es das Naziregime weitgehend dem Pflichtbewusstsein des Einzelnen, wie weit er seine Unterstützung der Ziele des Nationalsozialismus gehen liess. Für die grosse Mehrheit bestand diese Unterstützung im bewussten Wegsehen.
Genau dort verorte ich auch die Verwandtschaft des Wirtschaftsliberalismus mit dem Nationalsozialismus. Auch hier und jetzt besteht die Unterstützung des Einzelnen in der überwältigenden Mehrheit im bewussten Wegsehen vor der Ausbeutung von Mensch und Natur

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Der Schluss dieses Artikels lässt mich etwas ratlos zurück: aus meiner Sicht ist Management eine Methodenkompetenz. Es geht um die Frage, wie man Ressourcen einsetzt, um ein Ziel zu erreichen. Ein Nazi kann doch durchaus ein guter Manager sein. Daraus aber zu schliessen, dass umgekehrt ein guter Manager Gefahr läuft, ein Nazi zu werden: das erschliesst sich für mich nicht, wenigstens nicht auf den ersten Blick...

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Für mich hingegen ist völlig klar wo das moderne Management Gefahr läuft in Nazi- Strukturen abzugleiten.
Sobald nämlich der Ressourcen-Einsatz nur noch die Erreichung des Ziels vor Augen hat, werden Mensch und Umwelt schonungslos ausgebeutet, ohne Rücksicht auf Verluste. Wenn ganze Flusssysteme vergiftet, ganze Landstriche in lebensfeindliche Wüsten umgewandelt werden um eine möglichst effiziente Förderung von Rohstoffen zu gewährleisten, dann sind wir der brutalen Ausbeutung der Zwangsarbeiter im dritten Reich viel näher als uns lieb ist. Genau so verhält es sich, wenn die Arbeiter von Demokratien, gegen die Arbeiter von Diktaturen ausgespielt werden um die Löhne so tief wie irgend möglich zu halten.
Seien wir ehrlich. In keiner heutigen Management Ausbildung wird vermittelt, wie der Nutzen von wirtschaftlichen Tätigkeiten einer möglichst breiten Bevölkerungsschicht von Nutzen sein kann. Der Fokus liegt völlig einseitig auf dem maximalen Profit des Kapitaleigners, dem sich alle anderen Interessen bedingungslos unterzuordnen haben. Und das ist genau der Kern aller Reden von Hitler, Goebbels und anderer Nazigrössen. Die Unterordnung der persönlichen Erwartungen unter ein 'grösseres Ziel'. Ob das nun die Ausrottung aller Juden oder die Verdoppelung der Einkünfte des Kapitaleigners ist, ist eigentlich nebensächlich. Es geht um ein Ziel, das der grossen Mehrheit keinerlei Vorteile bietet, aber von ihr grosse Opfer verlangt.

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In meiner (Management)Ausbildung habe ich im Jahr 1988(!) in der Vorlesung BWL für VWLer gelernt: der Zweck eines Unternehmens ist nicht die Gewinnerzielung, sondern das Überleben des Unternehmens sicherzustellen und dadurch Arbeitsplätze zu schaffen und zu bewahren. Und auch in meiner letzten Weiterbildung im Management wurde mir vermittelt, welche Verantwortung die Wirtschaft für die Gesellschaft hat. Aber vielleicht haben Sie andere Kurse besucht.
Aber nochmal: aus meiner Sicht ist Management ein Handwerk. Auch NGO's werden heute gemanaged und sogar der Staat managed seine Aufgaben. Es gibt gute Handwerker und gute Manager, ebenso gibt es von beiden auch weniger gute. Man sollte einfach nicht einen ganzen Berufsstand pauschal verurteilen.

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Es war ja auch nicht so, dass die deutsche Industrie sich nicht geschmeidig an das Nazi-Regime angepasst hätte. Das scheint schon gepasst zu haben. Und dürfte wohl je nach Umständen wieder passen. Nicht bloss und speziell in Deutschland freilich. Was einem grad nützt, nützt einer dann halt. Erst die Macht und dann die Macht, könnte man Brechts Zitat variieren.

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Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Die Nazis haben sich zur Machtergreifung und Machtstabilisierung sehr geschmeidig an die Wirtschaft und die alten Eliten (Harzburgfront) angepasst. Mit dem Röhmputsch hat man den kruden Antikapitalismus der Vorregierungszeit radikal ausgemerzt.

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Die derzeitigen Versuche der Marktbeherrschenden ihre überbordende Gier mit ihrem Dogma, Auftrags Taktik durchzusetzen, gekrönt mit der Wut-Aussage eines demaskierten dieser „Gesellschaft“:
<„Wir" haben das Monopol zu Stopp-Knopfdruck in Nahrung, Energie, Mobilität, Kommunikation!>

Passend dazu die Aussage in politisch, demokratischem Diskurs, die Contenance verlierend:
„Der ungebildete Stimmbürger ist nicht fähig, fernab Emotion sich ein fachgerechtes Urteil zu seiner Zukunft zu bilden“!
MdB, Berlin, 150 Jahresfeier Schweizer Botschaft und Bundestags-Tour-Bus, Homburg, Saar, 2018
Die Wahrheits gemässe Widerlegung mit Hohn und Spot vorgetragen, mea culpa; zu den Debakeln der studierten Elite in der Vergangenheit - Gier, mit Verstand verwechselnd -; liess die ertappten Sünder erst Recht ihre Contenance verlieren…

Die Dogmen, Kapitalismus, Kommunismus etc. wie die Religionsdogmen; ob der Erfahrungen in der Vergangenheit, in Ursache und Wirkung; werden im 21. Jh. von der Mehrheit der Gesellschaft als unheilvolle Vehikel von selbstsüchtigen Egomanen wahrgenommen.
Ein neuer Ansatz in Denkweise ist von Nöten.
Der Grundsatz, wer reguliert wenn und in welcher Weise muss aus den Lehren der Vergangenheit, neu verhandelt werden.

Die Grenzen der Dominanz auszuloten ist Teil der Menschheits-Geschichte.

Die Variable, Fragilität unseres Planeten Erde, fehlt derweil noch.
Homo Sapiens ist nur ein kurzfristig geduldeter Gast, auf dem Planeten Erde.
Sozusagen ein Pacht Objekt auf Zeit… Hier und jetzt.

Der Verzicht zu Allgemeinwohl auf Erden mit versprochenem Paradies im Jenseits einzutauschen, wird je länger je mehr als eine Lügenpackung von Egomanen wahrgenommen…

Wie immens die Individuen in Abhängigkeit ihres Umfeldes sind, diese Erkenntnis endlich zu akzeptieren, wird im 21. Jh. wohl als grösste Anforderung den Homo Sapiens beschäftigen.

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...oder inwiefern sind soziale Struktur und Doktrin intrinsisch miteinander verbandelt? Befeuert eine Ausformung gleichsam automatisch das Florieren der anderen? Wie sehen Sie das?

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Sie haben vollkommen recht: Das ist die entscheidende Frage. Natürlich kann man sich auf den Standpunkt stellen, dass es gewisse unabhängig vom gesellschaftlichen Kontext gültigen Gesetze der Organisationsentwicklung gibt, und dass es nicht erstaunlich ist, wenn diese unter den Nazis genauso gelten wie in liberalen Regimen. Ich denke allerdings, dass wir es viel zu einfach machen, wenn wir Werte von Strukturen fein säuberlich trennen wollen.
Wichtig an Chapoutots Buch erscheint mir vor allem eine Erkenntnis: Die Nazis waren uns viel "näher" als wir wahrhaben wollen. Sie hatten sicherlich eine ganze Reihe von Wertebindungen, die wir nicht teilen, aber sie hatten handkehrum auch wieder Prinzipien, die nicht so weit entfernt sind von einem heutigen Konkurrenz-Ethos. Sich diese Bezüge genau anzusehen, scheint mir sehr notwendig.

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