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Manuel Bamert
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Danke für dieses angenehm unaufgeregte Interview. Ich habe es gerne gelesen – auch wenn ich mit den letzten Antworten von Christoph Eymann inhaltlich meine grösste Mühe habe.

Ich finde es höchst bedenklich, wenn Bildungspolitiker die Arbeitsgesetze anscheinend für verzichtbar halten, sobald es um "Exzellenz" geht. Als Doktorand an der ETH bin ich selbst sehr motiviert, mit vollem Einsatz und grossem Engagement exzellente Forschung zu betreiben – im Rahmen der vertraglich geregelten Arbeitszeit. Wer etwas Anderes fordert, befördert nicht zuletzt ein System, das Menschen mit Familie oder anderen ausserakademischen Verpflichtungen keine Chance lässt. Man(n) kann sich leicht ausrechnen, wer dabei auch in Zukunft auf der Strecke bleibt.

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Wunderbar (entlarvend) fand ich den Satz, ein Doktorat gehe "zwingend mit dem freiwilligen Verzicht auf Freizeit" einher. Wenn es nicht so traurig wahr wäre, würde ich ob dem absurden Widerspruch lachen. Und bei Betroffenen ruft ein solcher Satz höchstens noch ein rire jaune aus.

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Die ETH steckt in einer Krise. Wieso? Und wie soll sie wieder herauskommen?
Nun drängt die "Republik" darauf, dass sich Politiker einschalten,
zusätzlich zum ETH-Rat und der Finanzkontrolle und eventuell der
Geschäftsprüfungskommission des Parlaments. Der zuständige Bundesrat
sollte die Mängel zur Chefsache erklären.
Geht es hier wirklich um die Sorge um das Renommee und die Exzellenz der ETH?

Es ist absehbar, dass diese Geschichte zu einer grösseren
Reglementierungsdichte und zu zusätzlichen Kontrollmechanismen innerhalb
und ausserhalb der ETH führen wird, sicher auch zu einigen zusätzlichen
Verwaltungsstellen. Ich bezweifle sehr, dass das der ETH gut tut.
Ich habe mein Berufsleben an dieser Schule verbracht und das System
damit kennengelernt. Die Arbeitsatmosphäre war sehr angenehm und
kollegial, und ich hatte und habe den Eindruck, dass das in weiten Teilen
der ETH so ist.

Die Attraktivität der ETH besteht unter anderem darin, dass der
Verwaltungsaufwand für die Professor/innen relativ klein ist.
Viele Entscheidungen werden nicht von einem Chef gefällt, sondern
von Departements-Konferenzen. Das führt natürlich zu Dynamik, die
sicher nicht immer optimal verläuft -- wie Frau Keller moniert --,
aber die Abhängigkeit der Forscher von einem Dekan, der die Gelder
verteilt, ist nicht zielführender.

Der Ursprung der Geschichte, die Klagen von Studierenden und
Postdoktoranden über Frau Carollo, hätten in einem vorgesehenen
Ablauf aufgenommen werden sollen. Dieser Ablauf ist entgleist.
Da spielten dann schliesslich auch Motive mit, die mit den Anliegen
der Betroffenen nichts mehr zu tun hatten, ähnlich wie sich in einem
Konflikt heute jeweils die Nachbarstaaten einmischen.
Nun sollen die Grossmächte ran, in unserem Zusammenhang der Bundesrat.
Es werden immer neue versteckte Agenden aufgeladen.

Wäre die ETH eine Firma, dann wären ungerechtfertigte Entlassungen und
intransparente Machtverhältnisse kein Problem, das in der Öffentlichkeit
diskutiert würde. Es ist ja positiv, dass dies bei einer öffentlichen
Institution anders ist. Trotzdem: Wenn man der ETH die nötige Selbständigkeit
lassen will (siehe Interview mit Herrn Eymann), dann muss man ihr etwas
mehr als einige Monate geben, um einen Fehler zu korrigieren, und nicht
versuchen, die Reglemente für den Umgang mit Doktorierenden und für die
Verteilung von Finanzen von aussen zu diktieren.

Sind einige Doktorierende zu faul, und muss man sie deshalb auf Trab
bringen, wie das nun auch Herr Eymann andeutet? Das mag in Einzelfällen so
sein. Wenn ganze Institute unter Dauerstress stehen und man verlangt,
dass die Doktorierenden auf Freizeit verzichten, hat man meiner Ansicht
nach drei Dinge nicht begriffen:
dass Überlastung der Kreativität schadet, die für den Spitzenplatz in der
Forschung entscheidend ist,
dass eine gute und kollegiale Atmosphäre zu exzellenten Resultaten beiträgt
und dass auch Menschen mit weiteren Verpflichtungen, zum Beispiel Mütter,
in der Forschung eine Chance haben sollen.

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Mindestens den Namen des Kollegen richtig zu schreiben, fände ich anständig. Er heisst Bühler.

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Ziemlich beeindruckend, wie gut sich Herr Eymann angesichts der aufgeheizten Situation in diesem herausfordernden Interview geschlagen hat.

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Bedacht und unaufgeregt - aber nur bis da, wo es um die Doktoranden geht. diese Leistungserwartung inklusive Verzicht auf jegliche Freizeit, gepaart mit der Abhängigkeit von der Professor*In, führt eher zu psychischen Problemen als zu Exzellenz.

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· editiert

'Es sind Zweifel angebracht, ob die ETH-Verantwortlichen in den letzten Jahren in allen Fällen richtig gehandelt haben.'
Dürfen wir nicht stolz auf PolitikerInnen sein, die solch wohlgeformte, weise, vielsagend-nichtssagende Sätze zu formulieren wissen, mit denen sie gleichzeitig etwas feststellen und es doch nicht wirklich feststellen, etwas andeuten, aber doch nicht wirklich dazu stehen, weil sie ja allenfalls mit einer klaren Aussage anecken könnten, kurzum PolitikerInnen, die würdige Ämtlein sammeln dürfen, weil sie Dinge schön halbscharf, milchig, dunstig und durchaus clever zu formulieren wissen, sodass wir alle uns wohlig 'concerned' fühlen dürfen, so im pastoral-würdevoll einigenden Sinn von: Wer, bitteschön, hat in den letzten Jahren in allen Fällen richtig gehandelt? Hmm.

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Endlich!
„Anonyme Anschuldigungen, die zu solch jahrelangen Verfahren führen, dürfen nicht akzeptiert werden. Genauso wenig geht es an, dass Vorwürfe vage und unkonkret bleiben, da sich Beschuldigte so kaum wehren können.“ (Christoph Eymann).

„Zu den Testimonials nimmt Prof. NN … Stellung. Diese umfasst eine zweiseitige Tabelle mit den Namen der von ihr betreuten Doktorierenden und Postdocs, ihrer beruflichen Entwicklung und einer Einschätzung ihrer Leistungen. Prof NN bringt zusammenfassend vor, dass es schwierig sei, zu den allgemein gehaltenen Vorwürfen und ohne Kenntnis von Einzelheiten und der konkreten Umstände Stellung zu nehmen. Sie verlangt in der Folge wiederholt die Offenlegung der Testimonials.“ (Bericht zur Administrativuntersuchung von RA Dr. Markus Rüssli / Kanzlei Umbricht S. 16/67 (41)).

Es kann nicht sein, dass anonymisierte Anschuldigungen im Verfahren und im 67-seitigen Bericht derart ins Gewicht fallen. Zumal stand den 13 schriftlichen und 16 mündlichen Testimonials (ebenda (48)) offensichtlich auch eine zweiseitige Liste mit 50 (ebenda (182)) erfolgreichen Beziehungen gegenüber.

Es kann nicht sein, dass die Anträge der Gegenseite (Professorin und Rechtsanwalt) um Offenlegung der Testimonials mehrfach abgewiesen wurden, weil das nicht relevant sei und das Verfahren nur unnötig in die Länge zöge (182 ff).

In dem Moment in dem die Urheberschaft nicht eindeutig ist, haben die Aussagen, egal ob schriftlich oder müdlich, keinen Bestand, sie hätten ebenso gut gar nicht stattgefunden haben müssen. Selbstverständlich kann auch ihr Zustandekommen hinterfragt werden: Welche aktive Rolle spielte der Ombudsmann beim Einsammeln der Beschwerden? Hatten sich die Beschwerdeführer abgesprochen?

Entweder wird den Doktorierenden und Postdoktorierenden weiterhin Vertraulichkeit gewährt oder aber die Stellungnahmen sind aus dem Verfahren herauszunehmen, in anonymisierter Weise sind sie als ungesicherte Information zu werten und eignen sich nicht für eine Beweisführung.

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Welchen Preis Exzellenz abverlangen darf, kann wohl nie genau beantwortet/definiert weren, darunter kann auch der allfällige Ausschluss von Personen mit Familienpflichten nfallen, wenn keine entsprechende Sensibilität vorhanden ist. Es ist jedoch sehr wohl ein Fakt, dass Wohlstand "verweichlicht", bzw. Frustrationstoleranz und Durchhaltevermögen leiden. Sehe ich jeden Tag an den Schülerinnen und Schülern. Wenn sie dann auch noch über die Massen zuhause beschützt und betütelt werden... Ist schwierig. Psychologisch vermeiden wir immer unangenehme Gefühle, macht mal Sinn und mal nicht. Danke für das wohlabgewogene Interview!

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Ein etwas langes Interview mit jemandem der sagt:
„...Für eine seriöse Beantwortung dieser Frage fehlen mir die Informationen...“
„...Ich weiss nicht, welche Schritte und Bemühungen zur Schadensbehebung oder -begrenzung vor dem Gang an die Öffentlichkeit erfolgt sind.“
„...Wenn das zutrifft,...“
„...Es wäre auch ungerecht und arrogant von mir, weil mir viele Kenntnisse zur Beurteilung fehlen.“
„...Es wäre anmassend, wenn ich aus meiner Distanz zu diesen Ereignissen Ratschläge zu Entlassung oder Nichtentlassung geben würde.“
„...Im Detail kann ich das nicht beantworten.“

Damit hier kein Missverständnis entsteht: ich kritisiere nicht Herrn Eymann.

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