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Der Wunsch, die Ukraine möge doch bitte einknicken und kapitulieren, ist auch in der Schweiz allerorten zu hören. Ich werde den Verdacht nicht los, dass diejenigen, die so argumentieren, die Ukraine nicht als vollwertigen Staat wahrnehmen. Weshalb sollten wir im saturierten Westen schlaflose Nächte wegen irgendeines "weit entfernten Ukrainistans" erleiden? Diese Leute verkennen, dass uns die Ukraine näher steht, als sie wahrhaben wollen: geografisch, kulturell, historisch und politisch. Es geht aus meiner Sicht in diesem Krieg denn auch nicht um geostrategische Sandkastenspiele, sondern schlicht um die Verteidigung des Selbstbestimmungsrechts und von Werten wie Freiheit des Individuums, Respektierung der Menschenwürde und Demokratie. Wer jetzt einwendet, die Ukraine sei ein hochkorruptes System ohne solide Rechtsstaatlichkeit, hat recht - sollte aber bedenken, dass die Alternative dazu aktuell eine Integration in die russische Welt ist.
Ich kann dem Hauptargument der KapitulationsbefürworterInnen, Russland sei durch die "NATO-Expansion nach Osten" zu diesem Krieg "gedrängt" worden, gar nichts abgewinnen. Keines dieser Länder wurde zum NATO-Beitritt gedrängt oder gar gezwungen. Es liegt aber auf der Hand, dass die Ukraine nicht der NATO beitreten kann. Europa benötigt keine weiteren hochexplosiven Grenzen. Deshalb ist eine Neutralität der Ukraine mit robusten Garantien anzustreben. Dass Schweden und Finnland nun ebenfalls der NATO beitreten wollen, ist zwar nachvollziehbar, aber zur Festlegung einer neuen europäischen Nachkriegsordnung nicht gerade hilfreich.
Ich finde es vollkommen gerechtfertigt, dass die Ukraine sämtliche konventionellen Waffen erhält, die sie zur Abwehr des russischen Eroberungsfeldzugs benötigt. Der Westen sollte dieses Handeln aber viel stärker mit der Botschaft verknüpfen, dass die Integrität Russlands respektiert wird und die Ukraine auch nach dem Krieg nicht zur Offensivmacht hochgerüstet wird. Ob die Ukraine auch bereits russisch besetzte Territorien zurückerobern will, ist jedoch ihr autonomer Entscheid. Wir können uns wünschen, dass die Ukraine auf ein geschlossenes Gebiet vom Donbass über Cherson bis zur Krim verzichtet, um den Krieg zu beenden. Entschieden wird das aber in Kiev.
Seit dem Untergang der Sowjetunion ist es Russland gelungen, einige ehemalige Ex-Sowjetrepubliken von sich abhängig zu machen (Kasachstan, Armenien), andere durch Teilannektionen zu destabilisieren (Moldawien, Georgien, Ukraine) oder gar de facto zu annektieren (Belarus). Dies sollte endlich auch bei denjenigen ankommen, die nicht müde werden, die "imperialistische Strategie des Westens" anzuprangern.

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Die Forderung nach Frieden um jeden Preis – ohne zu fragen zu welchem Preis – kann auch nur heissen: ich will meinen Frieden, und alles andere ich mir gleich.
Zu diesem Thema und zur Problematik dieser Friedensforderungen habe ich vor einigen Tagen im „Spiegel“ einen lesenswerten Text von Wolfgang Müller gefunden:
https://www.spiegel.de/politik/offe…a661750f2a

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Das Fazit bezüglich Atomwaffen stimmt leider. Doch die einseitige Schuldzuweisung an Russland ohne das seit langem aggressive provokative Verhalten der USA-NATO an den Grenzen Russlands und die Bombardierungen im Dombas durch die Ukraine zu berücksichtigen wird der aktuellen Lage nicht gerecht.
Und wer die russische Propaganda anprangert bedenke, dass wir mindestens ebenso mit westlicher und ukrainischer Kriegspropaganda zugedeckt werden.

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Mit dem Unterschied eben, dass die osteuropäischen Länder aus freiem Willen und wie wir gerade sehen, aus verständlichen Gründen, der Nato beigetreten sind. Könnten Sie das bitte auch noch erwähnen?
Dass die Kriegsparteien die öffentliche Wahrnehmung zugunsten von sich selbst beeinflussen wollen ist völlig klar, es gehört zum Krieg dazu. Daraus aber dem false-balancing zu verfallen ist mindestens naiv, wenn nicht böswillige Absicht, wo doch die Angreifer und Verteidiger glasklar sind.

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Sie rufen zur Eindimensionaliät auf? Was kommt als Nächstes?

Hilfe!

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Dieser Artikel, liebe Republik, sollte nicht nur im Internet zu lesen sein. So etwas Kluges,,Wichtiges, müsste viel weiter gestreut werden, auf vielen Kanälen zu lesen sein. Immerhin bin ich persönlich froh die Analyse von Daniel Binswanger zu lesen und zu verstehen, was er uns damit sagt.

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Vielen Dank für diesen Artikel. Ich bin froh um die Einordnung und teile die Haltung, dass die Unterstützung der Ukraine notwendig ist.

Die von Daniel Binswanger beschriebenen „unerbittlichsten aller Wertefragen“ fordern uns seit Februar alle direkt auf uns zu positionieren. Dies alles hat auch mich mit einer nie gedachten Heftigkeit, mit intuitiven und bis ins unbewusste gehenden emotionalen Prozessen einerseits und auf der intellektuellen Ebene andrerseits beschäftigt.
Ich bin zwar sehr rasch zum Entscheid gekommen Verteidigung ist absolut legitim. Und die Unterstützung folgerichtig.
Da dies jedoch meine bisherigen Meinungen zu militärischen Themen und Aufrüstung ziemlich ins Wanken gebracht hat bin ich irgendwie zusätzlich deswegen erschüttert und gefordert. Dies ist schwierig auszuhalten und erfordert innere Auseinandersetzungen und politisch neu gedachte Standpunkte.
Forderungen wie die des offenen Briefes ermöglichen und umgehen dieses Eingeständnis der eigenen Fehleinschätzung und Korrektur der bisherigen Einstellung.
Ich denke deswegen, dies dient der kongruenten Selbstwahrnehmung und somit Vermeidung von eigenen Angstgefühlen.
Ich finde dies angesichts des unendlichen Leides und Unrechts, das Unschuldigen angetan wird als wenig emphatische Haltung und die nicht vollständige Unterstützung der Opfer als beschämende Idee.

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Johanna Rossi
pensioniert und voll im Leben
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Liebe Frau B., Ihr Kommentar drückt alle meine Gefühle und Überlegungen sowie das Aushalten der vielen Widersprüche bestens aus. Und Ihr Satz, dass dies "der kongruenten Selbstwahrnehmung" dient, trifft ins Schwarze – auch wenn die "Kongruenz" bei mir nicht steht wie ein Fels. Der persönliche innere Weg geht (wieder einmal) über Konfrontation mit den eigenen Angstgefühlen. Heilsam und Not-wendig!?

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Über die eigenen Angstgefühle? q.e.d. Angst haben (nie ein guter Ratgeber) und dabei vor allem an sich selbst denken.

Die meisten haben kein wirkliches Interesse an der Ukraine, es dreht sich alles um sich selbst. Hauptsache man positioniert sich vermeintlich richtig und lässt sich als Gutmensch feiern.

Finde ich fast schon verächtlich.

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Danke für Ihre Mitteilung und persönliche Antwort. Ich persönlich würde gerne bei der Haltung bleiben, möglichst wenig Geld und Kraft in militärische Zwecke zu investieren.

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Der heutige Beitrag von D. Binswanger holt mich gut ab.
Wir sind ja in der Republik-Blase alle für ein friedliches Miteinander. Ich musste in den letzten gut zwei Monaten lernen, dass mit einem Aggressor, der ganz andere Pläne hat und diese auf brutale und niederträchtige Weise durchsetzt, die „freie Welt“ dagegen halten muss, auch militärisch. Das ist v.a. möglich, weil das ukrainische Volk dazu bereit ist und einen hohen Preis dafür zu zahlen bereit ist.

Es stehen zwei Wertsysteme gegen einander. Auch wenn am unsrigen vieles zu kritisieren ist: Putins System darf nicht siegen. Er hat leider Atomwaffen in der Hinterhand. Mit dieser Bedrohung schürt er gezielt unsere Ängste. Ich gehöre zu denen, die das als taktische Kriegsmassnahme interpretieren und als Macho-Gehabe. Deshalb ist es wichtig, dass „der Westen“ klar und bestimmt dagegen hält. Der Grat zu mehr Eskalation ist jedoch schmal.
Da wir praktisch nicht wissen, wie rational Putin und sein innerster Kreis funktioniert und wer ihn allenfalls aufhalten könnte, auf den roten Knopf zu drücken, bleibt aber ein mulmiges Gefühl.

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Mir fällt auf, dass kritische Stimmen anonym schreiben, ich inklusive, d.h. mir fehlt in der Republik-Blase offenbar ein Stück Vertrauen in die Akzeptanz Andersdenkender... Das stimmt mich nachdenklich.

Friedrich Glasl hat in einem Aufruf geschrieben, dass aus seiner Erfahrung als Konfliktforscher weder Sanktionen noch Waffenlieferungen einen Krieg schneller beenden. Ich teile diese Sichtweise und mir fehlt das Thema Friedensverhandlungen sowohl in den Tagesmedien, als auch bei der Republik. Worum geht es eigentlich? Den Krieg zu gewinnen oder den Krieg zu beenden? Ich glaube nicht daran, dass die erste Strategie funktioniert, mit jedem Tag Krieg werden mehr Menschen getötet und traumatisiert und Waffenlieferungen verlängern das Leiden. Ich wünschte mir, dass die öffentlich Aufmersamkeit und das Engagement weg von Krieg hin zu Friedensverhandlungen führt. Jetzt.

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Multifunktional
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Wovor haben Sie Angst? Im Republik-Dialog wird sachlich diskutiert oder die Moderatoren schreiten ein. Wenn Sie interessante Argumente bringen, so können Sie damit rechnen, dass diese gewürdigt werden. Wenn Sie dann noch mit Ihrem Namen dazu stehen, umso mehr. Wer respektvoll argumentiert wird auch mit Respekt behandelt. Wer hingegen nur polemisieren will, wie Anonym 1 in diesem Dialog, muss damit rechnen, auch entsprechende Antworten zu erhalten. Kommt dann halt etwas „feige“ rüber, wenn bildlich gesprochen „aus dem Hinterhalt mit Dreck geschossen wird“.

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Das liegt wohl daran, dass alle Friedensverhandlungen gescheitert sind. Schon vor Ausbruch des Krieges gab es äusserst intensive diplomatische Bemühungen für eine Beillegung des Konflikts. Fast jeden Tag war ein anderer europäischer Staatschef in Moskau. Der Krieg brach trotzdem aus.

Auch nach Ausbruch des Krieges kam es zu fast einem Dutzend Treffen. Russland forderte eine vollständige Entwaffnung und Entnazifizierung der Ukraine (was wohl heisst: aktuelle Eliten ins Straflager, neue Eliten von Russlands Gnaden). Von diesen Forderungen, die einer bedingungslosen Kapitulation der Ukraine gleichkommen, ist Russland bisher nicht abgerückt.

Die Ukraine hat also die Wahl: Faktische Eingliederung in ein autokratisches Regime -- oder kämpfen.

Ja, die Ukraine könnte diesen Krieg sofort beenden indem sie die russischen Forderungen erfüllt. Aber ob dieser "russische Frieden" zu weniger Leid in der Bevölkerung führt ist alles andere als klar. Ein ganzes Land würde seiner selbstbestimmten Zukunft beraubt, Eliten ins Straflager geworfen (oder über ihre Unterhosen vergiftet). Generationen von Ukrainern würden in einer Herrschaft von Russlands Gnaden aufwachsen.

Anders als wir, die in einer funktionierenden Demokratie leben dürfen, können sich die Menschen in den ehemaligen Sowjetrepubliken nur allzu gut an solche Zustände erinnern. Und sie haben sich entschieden, für ihre Freiheit ihr Leben zu riskieren.

Das ist ihr Recht.

Ja, Krieg ist furchtbar. Aber Frieden kann noch schlimmer sein.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Was heisst hier, Friedensverhandlungen seien kein Thema? Selenskyj hat wohl ein dutzendmal Putin aufgefordert, sich mit ihm an einen Tisch zu setzen und selbst territoriale Zugeständnisse nicht ausgeschlossen.
Allein Putin will nur mit Joe Biden verhandeln, den hat er aber mit einem Einreiseverbot belegt...
De facto kann nur verhandelt werden, wenn alle Verhandlungspartner dazu bereit sind. Russland ist es ganz offensichtlich nicht.
Das heisst, wir haben gar nicht die Wahl, wir müssen Russland mithilfe der Ukrainer militärisch so weit in die Knie zwingen, dass es bereit ist zu verhandeln. Alles Andere deutet Russland als Schwäche und als Aufforderung, noch weiter zu eskalieren.
Wer die Erfahrungen der letzten 20 Jahre mit Putin anders schlussfolgert, muss ein verblendeter Ideologe, oder schlicht ein Dummkopf sein.

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Realist
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Friedensverhandlungen die ihren Namen verdienen setzen einen echten Willen der Kriegsparteien voraus. Davon ist auf der Seite Russland bisher nichts zu sehen.

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Citoyenne
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Da verkürzen sie Friedrich Glasl aber zu einem beliebig interpretierbaren Schlagwort. Leider!

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Endlich einmal eine realistische, die Umstände anerkennende Analyse. Die sich auch nicht scheut, die unschönen Aspekte, welche leider Tatsachen sind, beim Namen zu nennen und einzuordnen. Sachlich, differenziert - auch wenn man sich den Krieg wegwünscht: wenn dann möchte man solche Artikel dazu lesen.

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Alles andere ist zu riskant.

Genau!

Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion haben wir 30 Jahre lang die Friedensdividende genossen. Alle europäischen Staaten haben darauf verzichtet, ihre Nachbarn anzugreifen.

Nur beim russischen Imperium haben wir weggeschaut, als es seine Nachbarn überfiel.

Jetzt müssen wir wieder lernen, den Frieden zu verteidigen. Mit Ruhe und Entschlossenheit.

Die Diktaturen der Welt schauen uns dabei genau zu.

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Urs Fankhauser
Citoyen
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· editiert

In meinem Umfeld - aber auch in der öffentlichen Diskussion - fällt auf, dass nicht wenige "68er und -innen" auf Appeasementkurs sind. Alice Schwarzer und Oskar Lafontaine sind keine Ausnahmen. Leute, die seinerzeit Nordvietnam vorbehaltlos gegen den US-Imperialismus unterstützt haben, plädieren nun für Nachsicht gegenüber der Aggression Russlands. Und kein Opfer ist ihnen zu gross, so lange es die Ukraine zu erbringen hat.
Die syrische Autorin Leila Al-Shami hat diese Haltung (im Kontext des Kriegs in Syrien) bereits 2018 als "The 'anti-imperialism' of idiots" umschrieben: https://leilashami.wordpress.com/20…of-idiots/
Auch der ukrainische Sozialist Taras Bilous setzte sich zu Beginn des Krieges in seinem Artikel "A letter to the Western Left from Kyiv" mit dem Phänomen auseinander. Am 4. Mai legte er - bei aller Kritik am ukrainischen Staat - erneut dar, weshalb er den Verteidigungskrieg der Ukraine für legitim hält: https://commons.com.ua/en/self-dete…n-ukraine/

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Wer gegen abrupte waffenlieferungen aktuell ist - immer mehr immer schwerer von allen Seiten ist gleich ein appeasement idiot? Interessant dieses schwarz weiß denken und das ausblenden zahlreicher weltweiter Konflikte. Und das aus der CH heraus. Zum Fremdschämen.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Keine Waffen mehr an die Ukraine zu liefern heisst, sie der Willkür der Russen zu überlassen. Wie das aussieht, haben die Russen in der Umgebung von Kiew deutlich, und sehr bewusst, aufgezeigt.
Der einzige andere Weg, wäre Russland mit westlichen Truppen aus der Ukraine zu vertreiben.

Falls sie noch weitere akzeptable Alternativen aufskizzieren können, nur zu.

Aber schämen sollten sich vor allem die, welche nur dumme Sprüche absondern und sich dafür auch noch hinter der Anonymität verstecken müssen.

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Sie haben vor über einer Stunde versprochen "Jetzt werde ich aber mal den Tag mit etwas anderem verbringen." Seither schrieben Sie gefühlt ein weiteres halbes Dutzend Kommentare. Weshalb?

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Binswanger sagt eigentlich alles, was es zu diesem sehr unangenehmen Thema zu sagen gibt - Kompliment!

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Leserin
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Bin gespannt, was sich für Positionen im Dialog zeigen werden. Wie umgehen mit tödlicher Aggression? Ist die Situation vergleichbar mit häuslicher Gewalt und der öffentlichen Diskussion darüber? Wie lange hat man den Opfern die Verantwortung für die Eskalation zugeschoben und wie lange ging es, bis ein gesellschaftliches Problem erkannt wurde mit vorwiegend männlichen Tätern? Seltsam, dass in der Schweiz die Falken ohne längere Analyse der Bedrohungslage nach sofortiger Aufrüstung verlangen und sich diese Gruppe mit der überschneidet, die die Funktion von Anwälten bei Geldwäsche nicht beschneiden wollen. Bei Anwälten dürfe nicht mehr reguliert werden wegen dem Anwaltsgeheimnis. Wenn der Anwalt aber Beihilfe zu einem Verbrechen leistet? Ist Geldwäsche, Raub von Volksvermögen nicht eine Bedrohung für den Weltfrieden? Sind in anderen Ländern z.B. Mafia-Anwälte nicht zumindest etwas anrüchig - und bei uns? Welche Seite bezeichnet sich als ehrenwerte Gesellschaft?

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Nein, diese konkrete Situation ist diese und mit dem Aufzählen allem anderen, das auch ein Problem ist, weicht man/frau nur aus! Das war auch bei den Coronamassnahmen oft der Fall bei Leuten, die einer klaren Haltung, die unangenehme Folgen fürs eigene, bisher etwas "einfache" Weltbild haben, ausweichen wollten.
Dann: Man sollte nicht die Ebenen vermischen, mit häuslicher Gewalt zB. ! Innerhalb einer Kriegssituation sind alle Frauen einem massiv höheren Gewaltrisiko ausgesetzt. Nicht nur direkt durch Kriegshandlungen, sondern auch durch Vergewaltigungen der feindlichen Soldaten.
Schwadronieren mit pseudophilosophischem Ansatz nenne ich dies....

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Diese Analyse scheint mir sehr zutreffend zu sein. Putin versucht offensichtlich, mit allen Mitteln die Welt zu erpressen. Das Dilemma ist gross.
Es ist aber naiv anzunehmen, wir könnten mit einem Nachgeben und Eingehen auf die Putin‘schen Forderungen den Weltfrieden retten. Sein Programm ist klar: er will ganz Osteuropa unter seinen Einfluss bringen und die europäischen Demokratien zerstören. Das Schicksal Europas entscheidet sich jetzt.

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Die Analyse von Daniel Binswanger ist klug und richtig. Einzig die Abschreckung über das Vernichtungspotential der Atommächte können nuklearen Schlägen den Zahn ziehen. Die nukleare Drohkulisse haben Putin und seine Schergen in diesem Krieg schon öfters aufgebaut. Sie sollte wohl Angst erzeugen und den Westen davon abhalten, die Ukraine militärisch aufzurüsten. In diesem besagten Brief an Scholz wird auch die Forderung nach einem Waffenstillstand erhoben. Wie soll ein solcher gelingen, in Anbetracht eines Putin, der zum jetzigen Zeitpunkt nie und nimmer dazu Hand bieten würde? Der Brief ist voll von Wunschvorstellungen westlicher Denkmuster, deren Verfechter einem Pazifismus anhängen, der zu Putins Zeiten leider obsolet ist. Dass der Westen sich von Russland und in noch viel höherem Masse von China abhängig gemacht hat, ist das eigentliche Versagen, bevor dieser Krieg ausgebrochen ist. "Wandel durch Handel" hat Schiffbruch erlitten und die ganze damit zusammengeschusterte globale Wirtschaftsordnung erweist sich als anfällig wie kaum je zuvor und die wechselseitigen Abhängigkeiten dürften uns noch lange beschäftigen. Dass die Multis Weltpolitik machen, hat seinen Preis, nicht zuletzt den, dass Milliarden Erdenbürger die Zeche dieses Krieges bezahlen werden. Der nächste "Showdown" könnte der 9. Mai sein, wenn Putin seine Streitkräfte defilieren lässt und die Mobilmachung ausrufen könnte. Der Westen hat keine andere Wahl, als die Ukraine aufzurüsten und dabei zu hoffen, dass diese den Krieg gewinnt. Wenn es anders kommt, dürfte es in der westlichen Welt auch nicht mehr so sein, wie es einmal war und noch ist.

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Theologin/Pfarreiseelsorgerin
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· editiert

Wir müssen wieder ein Bewusstsein entwickeln für die bittere Tatsache, dass die Garantie der gegenseitigen Vernichtung die Grundlage des strategischen Kräfte­gleich­gewichts bildet. In ihrem Schatten wird der Krieg geführt. Die Ukraine darf diesen Krieg nicht verlieren, nicht nur aus moralischen, sondern auch aus realpolitischen Gründen.

Danke für die gute Analyse und besonders diesen Abschnitt. So überzeugt ich bin, dass es keine Alternative zum Frieden geben sollte, so sehr bin ich auch überzeugt, dass die Ukraine ein Recht hat, sich zu verteidigen. Das kann sie nur mit Waffen, auch wenn ich wünschte, dass es anders wäre.

Ergänzung: gleichzeitig dürfen der Dialog zwischen der Ukraine und Russland und die Suche nach Möglichkeiten für Waffenstillstand und ein Ende des Krieges nicht abreissen.

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Zur Info an die Putinversteher und Gegner von Waffenlieferungen an die Ukraine, obwohl sie dies gerne unterschlagen und vergessen möchten. Folgendes wurde von den USA im 2. Weltkrieg an die Sowjetunion geliefert:

14'795 Flugzeuge
7’056 Panzer
8’218 Flakgeschütze
131'633 Maschinengewehre
105 U-Boot-Jäger
197 Torpedoboote
15,417 Millionen Paar Stiefel

Damals hatte die Sowjetunion nicht argumentiert, dass diese Waffenlieferungen den Krieg gegen Nazideutschland verlängerten und dass die Sowjetunion besser kapituliert hätte.

Ja, dies ist ein verkappter Whataboutismus, aber immerhin eine historische Tatsache.

Korrektur: Anzahl Stiefel

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Guter Punkt!
Gibt es eine Quellenangabe für die konkreten von Ihnen genannten Zahlen?

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Tobias Oetiker
Full Stack Engineer
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· editiert

Zum Beispiel hier

Lend-Lease supplies to the Soviet Union included 14,795 aircraft, 7,537 tanks, 375,883 trucks, 345,735 tons of explosives, 2,981 locomotives and 11,155 railroad cars, over a million miles of field telephone cable, $1.312 million worth of food, 2,670,000 tons of gasoline, and 15 million pairs of boots. Although the Soviet Government would downplay the importance of Lend-Lease aid during the Cold War, it presented awards and decorations to U.S. Army, Navy, and Merchant Marine personnel in 1944 and to nearly 200 Navy and Coast Guard personnel in 1945.

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Das sehe ich auch so - und ich bin irritiert, wie offenbar auch gestandene DenkerInnen den ursprünglich rein pragmatischen Ansatz des "Gleichgewicht des Schreckens", der der Strategie des Verhinderns von Welt- oder Atomkrieg zugrunde lag, einfach vergessen haben!
Da hat Alice Schwarzer für einmal versagt.
Nur wenn Putin nicht mehr zurechnungsfähig wäre, würde er bei Erkennen von klarer Niederlage , bzw nicht erreichen des Ziels (welches Ziel hat er eigentlich genau, er weiss es wohl selbst nicht ganz genau) in eine höhere Esklationsstufe eintreten wollen. Und dann würden seine bisherigen Gefolgsleute ihn wohl daran hindern.
Wenn man auch nur an einen einzigen nächsten Konsequenzschritt denkt, kommt man zum Schluss, dass jedem klar sein wird, dass eine atomare Ausweitung schlicht niemandem auch nur das Kleinste bringt! Deshalb wird es auch nicht stattfinden! Die Kultur und Gewaltgeschichte hat sich über die Jahrhunderte immer entlang der Win-Win oder Lose-Lose -Achse weiterentwickelt. (Und das ist oft, aber eben nicht NUR "Handel"!)
Aber der Aggressor-Partei muss jeweils klar sein, dass sie NICHT gewinnen kann. Das geht nur, indem der Westen stellvertetend in der Ukraine "aufrüstet".
Wie ist es denn pädagogisch so klar bei jedem Kind: Wenn es mit dem negativen Verhalten durchkommt und einen Gewinn macht, wird es das wieder tun.

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Frau P., ja ich finde die Parallele zur Pädagogik auch hilfreich. Sie könnte uns daran erinnern, dass es kontraproduktiv ist eine Person mit aggressivem Verhalten kontinuierlich zu demütigen. Zu Ihrem Beispiel: Es trifft nur zu, wenn die massregelnde Person in der Rolle der Autorität, des Machthabers ist, wie dies bei Eltern mit kleinen Kindern der Fall ist. Unter gleichberechtigten Erwachsenen oder Staaten ist die Lage anders. Was es dann braucht sind klare Grenzen mit gleichzeitiger sachlicher Kommunikation. Oder sehen Sie "den Westen" in der Elternrolle?

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Um den Status der Rolle geht es nicht. Nur um die Ermutigung zu Verhalten aufgrund von Anreizen. Wenn die Kosten für ein Verhalten tiefer sind, als der allfällig winkende Preis, passen alle Menschen ihr Verhalten entsprechend an oder eben nicht. Kinder und Erwachsene, mit Macht oder auch nicht.
"Günstige Gelegenheiten", nennt sich das, also ein unredliches Verhalten, das entweder nicht bestraft wird oder dies sehr unwahrscheinlich ist. Es ist eines der häufigsten Übertretungsverhalten von Regeln überhaupt. ZB lassen Unmengen von Menschen in Hotels Sachen mitgehen, sobald sie einschätzen, dass es niemand merkt, bzw nicht merkt, dass sie es waren...
Meinen Sie übrigens mit "dass es kontraproduktiv ist eine Person mit aggressivem Verhalten kontinuierlich zu demütigen" Putin? Das trifft auch überhaupt nicht zu, dass dies gemacht wurde. Man traute Putin schlicht nicht und dann ist es völlig normal, dass man zurückhaltend ist und und zudem sich schützen will. Die baltischen Staaten haben alle dringlich um Aufnahme in die Nato gebeten. Niemand hat sie gezwungen und niemand hat es getan, um Putin zu demütigen.
Einem Staatsführer, der in der Lage ist, zu denken wie ein Mensch im21.Jh. gibt das zu denken. Gorbatschow, seines Zeichens auch Russe und oberster Chef der Sowjets in den 80ern, gab es zu denken, dass die Bevölkerung nicht frei war. Er handelte entsprechend und nahm in Kauf, dass das Land das "Imperium" sich trennte. Er war für die Menschen da.
Einem, der auf Rückwärts fixiert ist, erscheint jedoch alles eine "Demütigung". Denken Sie die Serben (Milosevic) vor bald 30 Jahren, die es als "Demütigung" empfanden, dass Kosovo nicht mehr zu ihnen gehören wollte, weil eine wichtige Schlacht "auf dem Amselfeld" vor vielen 100 Jahren dort stattgefunden hatte. Dafür rechtfertigten sie die Aggression auf eine ganze Bevölkerung, den Balkankrieg der 90er!
Es kann nicht die ganze Entwicklung der Zivilisation darauf Rücksicht nehmen, wenn einige fragwürdige Machthaber sich von allem und jedem "gedemütigt/gekränkt" fühlen. Trump war auch so Einer und hat es geschafft, in 4 Jahren das Land fast an den politischenAbgrund zu führen.

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Ein Sieg Putins wäre auch eine Steilvorlage für den chinesischen Avatar wenn es um Taiwan geht.

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Citoyenne
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Einmal mehr ein grosses Dankeschön für die klaren klärenden Worte von D. Binswanger.
Ich möchte hier einige Gedanken zu dem mittlerweile etwas zum Schlagwort verkommenen Begriff „Gewaltfreiheit“ äussern:
Gewaltfreiheit ist zunächst mal eine innere Haltung, mit der Gewalt, d.h. der Wille “Andere“ zu verletzen, ihnen Schaden zuzufügen, aufgegeben wird. Dazu gehört die Ablehnung von töten, stehlen, lügen, Zwietracht säen, sexueller Gewalt, Habgier, verkehrter Ansichten/Ideologien etc. Gewaltfreiheit ist kontinuierliche „Wahrheitssuche“, ethische Selbstreflexion eigener Motive, therapeutisches Ergründen eigener emotionaler Prozesse. Gewaltfreiheit gründet auf Mitgefühl und Güte und bedeutet eigene Kompetenzen im Umgang mit der Vielfalt der „Andern“ zu erweitern. (Bspw. AUCH den Umgang mit einem menschenverachtenden totalitären Machtsüchtigen) Der Wege sind viele um diesen INNEREN Frieden zu erlangen. Das ist der INDIVIDUELLE Schulungsweg jedes Menschen.
Es ist eine Binsenwahrheit, dass Gewalt Gegengewalt auslöst. Klugheit in Zeiten des Krieges bedeutet jedoch NICHT, vor der Gewalt eines Machtgierigen zu kapitulieren. Die Selbstverteidigung aufzugeben führt da nicht zu Frieden sondern zu Unterdrückung und Perfektionierung systemischer Gewalt.
Es ist deshalb meines Erachtens aus einer Haltung der Gewaltfreiheit geboten, sich gegen einen totalitären imperialen Aggressor, der die Welt bedroht (die atomare Drohung bedroht nicht nur den Westen, der Abtransport von Getreide und Anbaumaschinen aus der Ukraine bedroht vor allem die Länder in Afrika und Asien und die Gewalt wird mit einer Waffenruhe NICHT aufhören!), zu verteidigen.
Die Frage kann deshalb nicht sein, ob schwere Waffen geliefert werden, sondern welche Waffen in der jetzigen Kriegssituation die ukrainische Armee benötigt um sich wirkungsvoll verteidigen zu können (ohne, dass die Nato direkt zur Kriegspartei wird).
Frieden ist mehr als Waffenstillstand. Frieden hat zu tun mit Versöhnung.
Ein wichtige Grundlage für Gewaltfreiheit individuell wie gesellschaftlich ist das Beharren auf Wahrheit und Ehrlichkeit. D.h. bezogen auf Verhandlungen, dass Propagandalügen aufgedeckt werden müssen, einseitig erzwungenen Ansprüchen entschieden entgegengetreten werden muss, ein wechselseitiger Respekt verbindlich eingefordert und auch kontrolliert werden muss.
In diesem Sinne ist mit Sicherheit im Bereich von nationalem und internationalem Recht und seiner Durchsetzung! noch einiges zu tun. Der im Zusammenhang mit Gewaltfreiheit auch hier immer wieder zitierte Dalai Lama hat schon 1991 in Hamburg die Auffassung vertreten, dass eine Demilitarisierung der Welt denkbar wäre, was jedoch mit multinationalen Sicherheitskräften unter dem Kommando der Vereinten Nationen gesichert und kontrolliert werden müsste.

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Ich fasse zusammen: Gewaltfreiheit bedeutet, Waffen zu liefern und Gewalt anzuwenden, bzw. Gewalt mit Gegengewalt zu beantworten.
Ich verstehe die hehren Motive. Aber müsste man nicht wenigstens an den Begriffen arbeiten? Weil man es sich sonst zu leicht macht?

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Citoyenne
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Ach Hr.Raaflaub. Bitte genau lesen und nicht beliebig Verdrehen. Das ist KEINE Zusamnenfassung meiner Gedanken!

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Wenn wir ehrlich gewesen wären, hätten wir doch schon lange gelernt, dass bei Putin mit Appeasment-Politik nichts bewirkt werden kann. Wir wussten es doch, die Tschetschenien- und Georgien-Kriege, die Giftanschläge und Auftragsmorde in ganz Europa, Massaker in Syrien, die Wahleinmischung und Destabilisierung des Westens mit Trollfabriken, den Einmarsch in den Dornbass, Annexion der Krim etc etc. Und jetzt wollen uns Einige weismachen, wir sollten immer weiter im Gespräch bleiben, es hat ja so gut geklappt? - Nach all diesen Ereignissen zu glauben, man sei jetzt der/die grosse Ausserwählte, und bewirke bei Putin die grosse Wende, kommt bei mir so unglaublich realitätsfremd und selbstherrlich rüber. Nun kommt die Gefahr immer näher, es betrifft uns immer persönlicher und wir müssen uns eingestehen, dass wir nicht die geringste Kontrolle über diesen Narzissten haben. Diese Ohnmacht auszuhalten scheint unerträglich. Es gibt nun diese militärische Pattsituation und alleine Russland könnte diesen Irrsinn stoppen. Selbst wenn dieser Krieg irgendwann vorbei ist, so lange Leute wie Putin an der Macht sind, geht das Grauen weiter, nur in einer anderen Form.
Gilt nicht das, was hier im "Grossen" geschieht" auch bei uns im "Kleinen"? Wie gehen wir um mit den kürzlich beschriebenen "Tanjas" der Welt, den Ermöglicher/innen des Grauens? Genügt es, sie verstehen zu wollen, sie nicht als Monster zu sehen? Ist das nicht auch eine Art Appeasement, das zu nichts führt?

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Citoyenne
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Vielen Dank Fr.Keller! Ja, es beginnt bei den Tanja‘s und den Aeschi‘s und lügenden K.-Sutters und den Verdrehungen des Rechts und der Käuflichkeit von Parlamentarier*innen und und und…

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Krieg nützt nur den Reichen - und Abschreckung auf allen Seiten schafft zwar Arbeitsplätze in der Waffenindustrie, aber bitte erklären Sie dafür unseren Kindern warum dann wieder und noch mehr an Bildung etc gespart werden muss. Und am Gesundheitssystem. Etc. alles rein in Waffen voller Panik und Angst getrieben (danke an die Medien an dieser Stelle - Ironie off), dann kommt wieder der Verschleiß und super langwierige Ausschreibungen. Aber hey, sind ja genug Leute damit beschäftigt (Monsterbürokratie) und die waffenindustrie wird angekurbelt in Süddeutschland wo zufällig die Autoindustrie lahmt. Ein Schelm wer Böses dabei denkt.

Ein noch größerer Schelm wer aus dem einem Standort der Geldwäsche und des Bankengeheimnisses für alle, auch Kriegsverbrecher weltweit ( ja jetzt kann man schön eindimensional nur auf Russland schauen, prima), überhaupt seine Stimme erhebt und noch nicht mal sein eigenes Zimmer aufgeräumt und keine Hausaufgaben gemacht hat, jetzt aber fernseh gucken möchte und möglichst noch ein Eis dazu. Die Mama soll’s bitte servieren. Gehts noch ?

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Ja, gehts noch? Frage ich mich auch! Keine Ahnung vom Thema, aber munter schwafeln... Sorry an "Etikette-Kontrolle",-))

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Ach sie wissen dass ich keine Ahnung vom Thema habe? Woher? Ach bestimmt daher, da sie sich hier - des Öfteren - über andere stellen wenn ihre eigenen eindimensionalen Meinungen enttarnt werden. Kann man machen, nicht meine kleine Welt.

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Ja, so kann es einem heutzutage ergehen, wenn man gegen den Mainstream schreibt, sogleich erhebt sich der Verdacht der Putin- und Russlandfreundschaft. Auch hier in der Republik ist man brav auf Linie, es wird natürlich, wie es sich für dieses Magazin gehört, viel und gescheit geredet und argumentiert, aber die Akkreditierten einschliesslich des wendigen Herrn Binswanger sind sich einig: Putin & Russland böse, wollen Ukraine und danach Europa annektieren. Die USA & der Westen, wir, die Guten, müssen (momentan die Ukraine) aufrüsten gegen Iwan den Schrecklichen! Wenn es nicht schnell genug geht, werden Herr Zelensky oder einer seiner Botschafter in persona oder per Videoschalte aktiviert oder Bilder abscheulichster russischer Kriegsverbrechen gezeigt, um zögernde Regierungen auf Kurs zu bringen. Menschen, die in den 50/60-er Jahren aufgewachsen sind, erzählen mir, wie damals immer mal wieder die Angst vom dem kommunistischem Russland und seinen Bomben geschürt wurde. Heute sind wir offenbar wieder so weit.

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Multifunktional
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Offenbar sind Sie der Meinung, es sei ein Fehler, die Ukraine gegen die russische Invasion zu unterstützen. Auch wenn Sie Bilder „abscheulichster russischer Kriegsverbrechen“ sehen, ändert dies nichts an Ihrer Einstellung dazu. Dies zumindest lese ich aus Ihrem Kommentar. Was mir in Ihrem Kommentar fehlt, ist die Alternative. Was wäre denn Ihr alternativer Vorschlag, wie sich Europa und die USA in der aktuellen Situation verhalten sollten?

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Danke für diese Worte: „ Atommächte können Stellvertreter­kriege gegeneinander führen, und Atommächte können Kriege verlieren, ohne dass es zur atomaren Apokalypse kommt.“ - ein - belegter - Denkanstoss, der mir gut tut.

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Ein guter Artikel, danke Herr Binswanger, Sie haben Vieles sehr treffend auf den Punkt gebracht. Hinterfragen würde ich Absolutierungen wie "Wandel durch Handel" sei nun generell gescheitert. Sie mag in diesem Fall, zu diesem Zeitpunkt gescheitert sein (mit fatalen Folgen, zugegeben). Nicht jedoch weltweit und wir wissen auch nicht, was ohne Handel passiert wäre.

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Wäre vielleicht mal ein eigenes Thema, den Ausdruck „Wandel durch Handel“ genauer zu beleuchten, oder vielleicht gibt es das schon in der Republik und ich habe es übersehen?

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Lebewesen
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Das erschütternste an der Diskussion steht im Satz «Das schlimmste der Verbrechen ist der Krieg selbst», sagte Guterres an einem Massengrab in Butscha.
Die Antwort der "Menschheit" (?) auf Nürnberg: Nazihauptstadt ab 1933, Kongress der Freiheit 1935 mit den Nürnberger Rassengesetzen; Krieg von 1939 bis 1945, weil der Frieden nicht erlaubte, das Programm des NATIONAL-SOZIALISMUS zum Erfolg zu bringen; dann der Nürnberger-Prozess gegen Militär und Ärzte. Erster Anklagepunkt: Schuldig, die Gesellschaftsordnung Krieg eingeführt zu haben. Ich unterstreiche, die Antwort auf Nürnberg war nicht das Völkerrecht, sondern das Menschenrecht, der Mensch vor Volk, Staat, Nation und ihren Ordnungen, samt Wirtschaft.
Die erste Freiheit: das LEBEN.
Die Diskussion scheint mir eindeutig: sie verläuft so, als gäbe es das Menschenrecht nicht. Nicht nur wie es Putin und sein Oligarchen-Regime seit Jahren im Inneren und Äusseren zeigen und jetzt in der Ukraine fortsetzen, sondern auch in der Völkerrechtsargumentation. Das aber betrifft alle Nationen, die Atomwaffen besitzen. Der Besitz von Massenvernichtungswaffen ist unverinebar mit dem Menschenrecht und disqualifiziert auch die Demokratien. Aber auch deren Wirtschaftspolitik "Wandel durch Handel": wenn Russland unter Putin seit Anfang seiner Regentschaft Krieg führt und Europa, auch Zug und Genf, seine Rohstoffe handelt, dann ist objektiv die Wirtschaftspolitik mit Gütern wichtiger als das Gut Leben jener Menschen, denen auf den Kriegsschauplätzen das Leben ein für allemal geraubt wird, während alle anderen Güter eben tauschbar erneuerbar bleiben.
Mir scheint, wir sind im Denken des 19Jh. gefangen: Klausewitz-Bismarck: "Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln"; und keiner sagte, das gelte nicht für die Wirtschaftspolitik; das Dilemma der europäischen Wirtschaft mit ihrer Abhängigkeit vom russischen Öl und Gaz machte dies erschreckend deutlich.
Ich erlaube mir darauf hinzuweisen, dass bettr. Biosphäre sich die Menschheit eine ähnliche selbstverschuldete Herausforderung schuf wie mit dem Krieg und der Lösung mittels Atomwaffen. Beide Themen sind m.E. von Menschen zu lösen: mit und nicht gegen das Menschenrecht.

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Citoyenne
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Vielen Dank Hr. N. Sie sprechen mir aus der Seele. Es ist zu hoffen, dass diese sinnlose humanitäre Katastrophe mit all den vom putinschen System angeordneten Gräueln die Welt so aufschreckt, dass Menschenrecht für Machtgierige nicht bloss hämisches Lachen sondern eine ernst zu nehmende Begrenzung ihres Tuns bedeutet.

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Aus gezeichneter Artikel, der die Diskussion richtig einordnet!
Ein Punkt, der mich amüsiert, Binswanger spricht ihn auch an, ist die spitzfindige Diskussion über die Auslegung des Völkerrechts, der die unsinnige Annahme zugrunde liegt, Putin würde seine Entscheidung auf Basis völkerrechtlicher Überlegungen treffen!

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Kritischer Leser
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Danke für die klare Auslegeordnung, und die ebenso klare Abschmetterung des "Offenen Briefes" von Schwarzer und Co. Danke auch für die Erinnerung daran, dass das Gleichgewicht des Schreckens Stellvertreterkriege weder ausgeschlossen noch verhindert hat. Dem möchte ich hier hinzufügen, was ich an eine deutsche Freundin aus dem Umfeld der Friedensbewegung geschrieben habe:
Wer Waffenlieferungen an die Ukraine ablehnt, und damit die Ukrainer implizit zur Kapitulation gegenüber Putin auffordert, sollte wenigstens so konsequent sein, Putin und seinem faschistischen Unrechtsregime auch in Deutschland den roten Teppich auszurollen, sollte für Demilitarisierung in der EU kämpfen, während der Krieg in der Ukraine weiter geht, und sollte vor allem bereit sein, mit den Folgen weiterer russischer Aggressionen zu leben.
Deutschland hat ja bereits seine Erfahrungen mit dem Faschismus gemacht, die Folgen sind bekannt.
Ich jedenfalls habe keinerlei Verständnis für Leute, die 83 Jahre nach dem endgültigen Scheitern von Appeasement gegenüber einem Diktator dieser gescheiterten Politik erneut den Vorzug gegenüber entschlossenem Handeln geben wollen.
Ich betrachte alle, die mitten in diesem von Putin willkürlich vom Zaun gerissenen Krieg von Pazifismus faseln, als Feinde der Freiheit, und als Trittbügelhalter des Faschismus. Mit dieser Haltung habe ich nichts zu schaffen, ich finde sie schändlich!

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Lieber Herr Binswanger, das ist für einen Denker, als der sie sich hier immer darstellen, aber lange nicht zu Ende gedacht: USA hat Vietnam und AFG Krieg verloren obwohl sie eine Atommacht sind? Meinen sie das ernst und wollen das ernsthaft vergleichen? Russland als atommacht kämpft stets mit Benachbarten Staaten - USA immer auf einem anderen Kontinent mit einer komplett anderen Kultur. Selten so einen dysfunktionaken Vergleich gesehen.

Muss auch anmerken dass ihre Kolumne, die ich manchmal gerne lese, aber immer öfter nicht, weil sie immer arroganter wird. Dabei spielt Arroganz in diesem Krieg auch eine Rolle und sie betreiben fast schon Westsplaining. Ich wäre dafür Ihre Beiträge zu reduzieren oder noch jemand dazu zu nehmen, so dass die Beiträge abwechslungsreicher und ausgewogener werden. Momentan geht es Richtung Bubble.

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Tja, Bubble, aber Sie allein in Ihrer... ! Eine Bubble namens "wenig Ahnung haben, aber das für sich selber als Überlegenheit interpretieren". Nennt sich in der Psychologie "Self Enhancement".
Spielt es hier zur Beurteilung des "Verlierens" als Möglichkeit einer Atommacht ernsthaft eine Rolle, wo genau ein Stellvertreterkrieg geführt wurde? Dann erläutern Sie es bitte!
Und worin genau zeigt sichdie angebliche "Arroganz" von Binswanger?

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Den dysfunctional Vergleich habe ich erläutert, wenn sie es nicht verstehen dann sorry not sorry. Haha jetzt kommen sie mit Küchenpsychologie. Nice.

Arroganz trieft vermehrt aus seinen Texten. Einfach mal genau lesen.

Und ja wir alle sind in einer bubble. Entweder in einer weltoffenen oder in einer engstirnigen.

Auch ich bin in einer bubble, schreibe aber keine Texte und erkläre die Welt.

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Und idealerweise wären Sie der neue Kolumenschreiber? Mahlzeit.

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Nein bloß nicht. Hab einen besseren Job. Kolumnenschreiber Altern jedoch oft schlecht, genau wie Präsidenten.

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Leo Huwyler
Pensioniert, Teil der Zivilgesellschaft
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Ich bin dezidiert der Meinung, dass man anonyme Beiträge nicht tolerieren sollte. Wer nicht als Person zu seiner Meinung stehen kann, sollte schweigen. Ich halte das Verhalten für feige, weil ich in der Schweiz keinen akzeptablen Grund sehe, weshalb jemand nicht zu seiner Meinung stehen kann, wenn er diese öffentlich macht. Ganz besonders im vorliegenden Kontext.

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Multifunktional
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· editiert

Wo die verlorenen Kriege stattfanden ist in diesem Zusammenhang absolut irrelevant. Es geht darum, dass trotz verlorenem Krieg, resp. trotz aussichtsloser Kriegssituation KEINE Atombombe eingesetzt wurde, um einen Sieg zu erzwingen. Dies trifft sowohl auf die USA als auch Russland zu.
Eine grosse Ähnlichkeit zum jetzigen Krieg besteht aber durchaus, sowohl in Afghanistan als auch in Vietnam. Bei beiden Kriegen ging es darum, dass die Sowjetunion ihre Einflusssphäre erweitern wollten. In Afghanistan wie heute in der Ukraine mit eigener Armee, in Vietnam indirekt über die kommunistische Ideologie. In beiden Fällen wollten die USA diese Ausbreitung verhindern. Der einzige Unterschied zur heutigen Situation ist eigentlich nur, dass die USA damals selber kämpften, heute liefern sie „nur“ Waffen und Wissen und sind dabei in eine grosse Koalition eingebunden.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Ein Punkt fehlt mir in dieser Analyse der verfahrenen Situation.
Es wird zwar immer wieder darauf verwiesen, dass die Nato keine Truppen in der Ukraine einsetzten darf, um einen Atomkrieg zu vermeiden.
Das ist schlicht Blödsinn. Es wird keine Nato-Truppen geben, weil keine Nato-Regierung es sich politisch leisten kann, Soldaten dorthin zu senden. Der Atomkrieg ist nur eine billige Ausrede. Einen Atomkrieg wird es nur geben, wenn Putin sich dazu entschliesst, und das entzieht sich unserer Kontrolle. Provokationen des Westens hat Putin noch nie gebraucht, um seine Gewaltspiele zu spielen, das ist die einzige Konstante in dieser Gleichung.

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Und er hat uns, den Westen, seit seinem Amtsantritt schon zehnmal angegriffen.

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Realist
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Darf ich fragen was Sie mit dieser ironischen Bemerkung bezwecken?

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Leserin
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Warum genau ärgern sich so viele über anonym1? Seine/ihre Schreibe ist schnodrig. Aber die Gedankengänge sind nicht abwegig, sondern entsprechen offensichtlich nicht den Ansichten und Bedürfnissen vieler hier im Dialog. Aber wollen wir das wirklich, v.a. Bestätigung für unsere Wünsche und Bedürfnisse? Wenn wir uns hier, in einem Forum äussern, wollen wir dann nicht Anregung, Auseinandersetzung, Korrektur? Tödliche Aggression stoppen, mit Gewalt, Ja! Aber können wir uns vor der Frage drücken, wie unser friedliches Land (und damit wir fast alle) von Kriegen, Misswirtschaft andernorts profitiert? Waffen liefern und Anwälte geraubtes und Blutgeld verstecken lassen: Ist das das zukunftsträchtige Geschäftsmodell für die Schweiz? Daneben noch fortschrittliche Entwicklungs- und Wiederaufbauhilfe, das Rote Kreuz mit seinen leider sehr notwendigen Einsätzen, was ist unsere Vision für die Schweiz? Worauf sind wir bereit zu verzichten, was sind unsere Werte?

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Multifunktional
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Wie sie sagen: schnodrige Beiträge und das in Anonym disqualifizieren den Absender.

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Leserin
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Es gibt gute Gründe, anonym zu schreiben, im Netz wird diese Möglichkeit durchaus positiv gewertet. Und übrigens sind ja die up- und downvotes auch anonym. Manchmal würde es die Diskussion weiterbringen, wenn es eine Begründung für diese anonyme und komentarlose Wertung gäbe.

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Es sind einfach zwei verschiedene Themenkomplexe. Unsauberes Denken, sie zu vermischen. Die momentane und dringliche Entscheidung hängt nicht von der Art des Waffenprofits der Schweiz ab. Stellen sie sich das mal bildlich vor: Sie erklären den UkrainnerInnen, warum wir nun erstmal ein paarJahre intern debattieren müssen (was übrigens schon immer ständig getan wird), wie wir "sauberere Geschäfte" hinkriegen. Und dann ev entscheiden, was wir im Ukrainekrieg tun.
Das ist "gut gemeint", aber völlig neben der Sache durch.
In diesen Voten zeigen sich vor allem, wie weit weg von der (immer schon existenten, wenn auch weiter entfernten) Realität viele Menschen in der Schweiz mittlerweile sind und wie gerne die weiterhin auf der "theoretischen Ebene" bleiben möchten. Weil man da "schöne weltrettende Dinge" sagen kann und sich nicht die Hände mit praktischem notwendigen Schmutz kontaminieren.
Anonym 1 tut dies zusätzlich noch mit hektischem Engagement simuliendender Geste.

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Ich habe den offenen Brief an Scholz ebenfalls unterzeichnet. Man muss inmitten dem Medienbashing dass er ausgelöst hat, einiges klarstellen: Er fordert an keiner Stelle, die Ukraine habe zu kapitulieren. Er fordert auch nicht, dass gar keine Waffen mehr geliefert werden sollen. Vielmehr fordert er Alternativen zu einer Kriegs- und Eskalationsdynamik, über die es in Wirklichkeit keine Kontrolle gibt. Auch im Falle schwererer Waffenlieferungen nicht. Schwere Waffenlieferungen kann man nur befürworten, wenn man an eine solche Kontrolle glaubt und ebenso wie die Gegenseite die Opfer die sie verursacht in Kauf zu nehmen bereit ist.

Wie kann man glauben, dass politische Parteien alles erdenklich mögliche versuchen um eine solche Alternative zu finden, friedliche Lösungen zu ermöglichen, unbefangen, objektiv und sachlich über Waffenlieferungen entscheiden, wenn sie sich gleichzeitig von Millionen der Rüstungsindustrie finanzieren lassen?

Ich gehe einig mit dem Brief, dass «die Entscheidung über die moralische Verantwortbarkeit der weiteren „Kosten“ an Menschenleben unter der ukrainischen Zivilbevölkerung» nicht ausschließlich in die Zuständigkeit ihrer Regierung fallen darf.

Niemand kann genau sagen, wann das Gleichgewicht des Schreckens – das auch kontinuierlich Menschenleben fordert und Elend verursacht – zu genüge demonstriert ist.
Oder können die Befürworter immer weiterer schwerer Waffenlieferungen beantworten, wieviel vergossenes Blut Anderer sie in Kauf zu nehmen bereit sind, bis Putin den Schaden irgendwann als gross genug erachtet um einzulenken?
Bis dahin sollen die Ukrainer «für unsere Demokratie» kämpfen?

Das Argument, dass ausgerechnet ein Land, das auf dem Weg zur Demokratie – aber noch keine in unserem Sinne fortgeschrittene und auch keineswegs gesicherte ist – nun für den Erhalt unserer Demokratien kämpfen soll, überzeugt mich nicht.
Ein gemeinsamer Feind lässt schnell alle Kräfte als vereint erscheinen, aber ich möchte mir nicht ausdenken, was sein wird, wenn der Anteil ultranationalistischer Kräfte in den ukrainischen Streitkräften, der in unseren Medien kontinuierlich heruntergespielt wird, ihren Siegesanspruch geltend machen, oder als Helden gefeiert werden. Was wenn kein gemeinsamer Feind mehr aber immer noch Waffen da sind?
Zeiten wie diese lassen – wenn auch aus verständlichen Gründen - solche Fragestellungen nicht zu. Dennoch sind sie da, und werden sich eines Tages wieder stellen.
Das muss man doch- selbst wenn man für Waffenlieferungen ist- einmal antizipieren.
Es genügt doch nicht, dass einfach nur der Feind nicht gewinnt, egal was sonst noch alles passiert. Die Debatte über Waffenlieferungen scheint aber grade kaum andere Debatten und Optionen mehr zuzulassen.

Aus diesen und noch viel mehr Gründen, kann ich mich im Zweifelsfalle und zum aktuellen Zeitpunkt nur hinter den offenen Brief an Scholz stellen.

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· editiert

Bis dahin sollen die Ukrainer «für unsere Demokratie» kämpfen?

Die Ukraine kämpft in erster Linie für die eigene Freiheit. Ihr Ziel deckt sich mit unserem Ziel, nämlich, dass Putins Diktatur nicht gewaltsam nach Westen ausbreitet.

aber ich möchte mir nicht ausdenken, was sein wird, wenn der Anteil ultranationalistischer Kräfte in den ukrainischen Streitkräften, der in unseren Medien kontinuierlich heruntergespielt wird,

wird er nicht

…ihren Siegesanspruch geltend machen, oder als Helden gefeiert werden. Was wenn kein gemeinsamer Feind mehr aber immer noch Waffen da sind?

Stimmt, darüber hat man und wird man auch keine wirkliche Kontrolle haben. Dafür können wir uns auch bei Putin bedanken, denn er hat mit dem Angriffskrieg die Büchse der Pandora geöffnet.
Man kann die wirtschaftliche Hilfe nach dem Krieg an Bedingungen knüpfen und ich bin mir sicher, dass das auch gemacht wird. Erstmal geht es aber um die Verteidigung und dann den Rest.

Trotzdem etwas fraglich, dass Sie sich so grosse Sorgen um die Sicherheit der Aggressoren machen, während ukrainische Zivilisten willkürlich getötet, misshandelt und vergewaltigt werden.

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Ich weiss nicht wie sie darauf kommen, dass meine grosse Sorge den Agressoren gilt.

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Selbstverständlich soll man immer alles probieren, um das Morden zu stoppen. Es gibt nun mal einfach Typen wie Putin (grosse, kleine, männliche, weibliche), die verstehen nur eine Sprache: wenn zu weit gehe, wird es mir sehr weh tun, gehe unter. Nur dann setzen sie sich an Tisch, stoppen ihre Brutalität.

Wir Menschen sind nun mal so. Es gibt unglaublich gute Menschen. Aber auch tief Böse.

Man kann diesen Typen auch nicht vertrauen. Sie lügen, erzählen das, was ihnen gerade passt. Sofort Waffenstillstand. Auf jeden Fall. Und dann Zug um Zug deeskalieren.

Es ist auch total naiv zu glauben, dass, wenn die Ukraine Gebiete den Russen übergeben würde, dann nicht gemordet, deportiert, gefoltert, vergewaltigt würde. Schaut doch bitte mal die Realität an!

Naivität kann uns und künftige Generationen die Freiheit kosten. Nicht zuletzt mit Blick auf China.

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Herr Binswanger, ich stimme Ihnen zu, dass realpolitische Einschätzungen bei uns zu wenig gemacht werden bisher. Bei ihrem Argument, dass auch Atommächte verlieren können ohne dass dies den nächsten Weltkrieg auslöst, berücksichtigen Sie allerdings nur Beispiele, die von den Grenzen der USA und Russland (der damaligen Sowjetunion) weit entfernt liegen. Das gefährlichste aller Ereignisse des kalten Krieges, die Eskalation in der kubanischen "Schweinebucht" erwähnen Sie nicht. Bei jenem Ereignis war es schliesslich nicht zum Krieg gekommen, weil klar war, so nah der US Grenzen würde der Konflikt zum Atomkrieg zwischen den beiden damaligen Grossmächten und weil zum Glück Personen auf beiden Seiten in Kommunikation blieben und eine Deeskalation erreichen konnten. Ich halte die militärische Untertützung der Ukraine für richtig. Die schwierige Frage ist, bis wohin.
Wie stellen Sie sich einen "Sieg der Ukraine" realpolitisch vor? Ich frage mich, ob Sie diese Frage einmal zu Ende gedacht haben. Wir wünschen uns ein Leben nach dem Krieg. Das bedeutet, wir müssen uns mit den realpolitischen Möglichkeiten dafür auseinandersetzen. Dazu gehört militärische Abschreckung und sachliche Verurteilung der Aggressionen aber gleichzeitig aktive Diplomatie mit Suche nach möglichen Lösungen. Frankreich macht es vor. Unendliches "Putin Bashing" hilft weder den Ukrainern noch schadet es dem Ansehen von Putin, möglicherweise sogar im Gegenteil. Hatten wir uns schon zu sehr daran gewöhnt das Kriege weit weg stattfinden und wir uns nicht mit den Schwierigkeiten eines Nachkriegszusammenleben beschäftigen müssen? Die Ukrainier (das heisst: wir Europäer) und die Russen werden auch nach dem Krieg Nachbarn sein. Dass die Variante Versailler Verträge nicht taugt, sollten wir wissen. Schwebt Ihnen eine Variante Russland zerstören und dann ein Marshall Plan zum Wiederaufbau vor?
Vielleicht hört sich das jetzt provokativ an. Ich hoffe sehr, dass die Diplomatie mit vernünftigeren Lösungen Erfolg hat und dass die "rasende Empörung" der Gesellschaften diese dann auch zulassen.

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Es stimmt nicht, dass die Niederlagen der Atommächte nur in weit entfernten Ländern stattfanden. Afghanistan grenzt an die damalige Sowjetunion.
Die Kuba-Krise eskalierte nur, weil es um die Stationierung von Atomwaffen ging. So lange keine Atomwaffen im Spiel sind, stellt die Lieferung schwerer Waffen keine existenzielle Bedrohung für eine Atommacht dar.

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Liebe Moderation
Ich kenne die Argumente, weshalb die Republik anonyme Beiträge zulässt. Aber es sollte einen Unterschied geben zwischen der Anonymität für achtenswerte Gründe und der Anonymität für's Herumtrollen.
Zwischenstand, Samstag 17:15: Bisher 17 Beiträge von "Anonym 1". Just sucks.

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Ein wohl überlegter und treffender Artikel in der Tradition kommunikativer und diskursiver Vernunft, herzlichen Dank Herr Binswanger!

Ich bin froh, und es ist korrekt, dass Jürgen Habermas mit seinem Beitrag zu „Krieg und Empörung“ differenziert und kritisch angemessen diskutiert wird. In unserem Lesezirkel haben wir sein Alterswerk „Auch eine Geschichte der Philosophie“ gelesen und diskutiert und werden uns in der nächsten WOZ dazu und zu seiner Haltung zum russischen Aggressionskrieg äussern.

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Leo Huwyler
Pensioniert, Teil der Zivilgesellschaft
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Dieser Analyse ist nichts hinzuzufügen; danke.

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Der Vietnamkrieg wurde verloren, da die USA mit ihren Bombardierungen, dem Chemiewaffeneinsatz (Napalm, Agent Orange) keinen Rückhalt in der Bevölkerung hatten und all die dokumentierten Kriegsgräuel gegen Zivilisten die Unterstützung des Krieges in der öffentlichen Meinung der USA kippen liess. Nordvietnam erhielt Waffen, da die USA Feinde haben.
Auch die Taliban erhielten in Afghanistan gegen die Sowjetunion Waffen, da diese Feinde hatte: Von den USA.
Zum kürzlichen Rückzug der USA aus Afghanistan (nun wieder gegen die Taliban, die sie mal bewaffnet hatten) wurde in der Republik von Emran Feroz berichtet. Sein Buch ‘Der längste Krieg’ beschreibt diesen Krieg mit seinen verschleierten Gräueln. Und wo hat die USA bei ihrem überhasteten Abzug erneut ihre Waffen liegen gelassen? In Afghanistan. Waffen, die Welt ist voll davon.
Da wie dort sieht man übereinstimmend, dass Länder zwar von waffenstrotzenden Atommächten besetzt, diese Besetzungen aber ohne die Herzen der Zivilbevölkerung zu gewinnen, früher oder später zu verlorenen Kriegen führen werden.

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Weder aus dem Herzen einer Lehrperson, noch einer Expertin, nein, aus dem Herzen einer Grossmutter - nach der Lektüre -Krieg im Schatten der Abschreckung - habe ich alle Kommentare gelesen und nehme mir aus dem einen heraus - Gorbatschow, seines Zeichens auch Russe und oberster Chef der Sowjets in den 80ern, gab es zu denken, dass die Bevölkerung nicht frei war. Er handelte entsprechend und nahm in Kauf, dass das Land das "Imperium" sich trennte. Er war für die Menschen da -
Ja, Gorbatschow war für die Menschen da. Er hat gesagt – Zitat - der kalte Krieg kann niemals eine Form der internationalen Beziehungen sein. Menschen, die die Bedeutung der Zusammenarbeit im Bereich der nuklearen und der konventionellen Abrüstung nicht verstehen, gehören nicht in die Politik –
Die Rüstungsindustrie ist der grauenvollste Wirtschaftszweig. So empfinde ich es. Dieser Zweig, von dem gesagt wird, dass er Arbeitsplätze sichere, birgt Tod und Leid in sich, bringt Hungersnöte, löst Flüchtlingsströme aus und zu all dem Elend gehört er zu den grössten Umwelt Zerstörern auf unserem Planeten! Ich kann das Rad der Zeit nicht zurückdrehen. Mir bleibt in diesem Augenblick, in meiner Hilflosigkeit, in meiner Ohnmacht, nichts anderes übrig als zu denken – ja, soll die ganze Welt, auch die Schweiz, in die Ukraine die schwersten Waffen liefern, damit die grundlos Angegriffenen sich wehren können, damit dieser grauenhafte Aggressionskrieg ein Ende nimmt! Die Nato kann nicht eingreifen. Das Atompatt kann offensichtlich den Weltfrieden nicht sichern! Oder doch? Muss ich blind vertrauen? Nein! Ich fordere es von der Zivilgesellschaft, wenn dann dieses grauenvolle Kriegsgemetzel vorbei ist, das Schlachtfeld geräumt ist, die Angreifer zurückgedrängt, ja dann müssen wir, zum Wohl der Kinder rund um die Erde, auf die Strassen gehen! Kinder können sich nicht wehren gegen die Kriegstreiber! Aber wir Erwachsene können es! Wir sind in der Mehrheit gegenüber den Kriegsherren und in der Plicht! Wir wollen mit Gewalt der Worte und mit Diplomatie und nicht mit Gewalt der Waffen zwischenmenschliche, innerstaatliche, zwischenstaatliche Konflikte lösen! Wir müssen unsere Regierungen auffordern, augenblicklich abzurüsten. Umweltschutz, Menschenschutz, Tierschutz kann nur Hand in Hand mit Abrüstung geschehen! Wir müssen im 21. Jahrhundert das Säbelzahn Tiger Denkmuster durchbrechen!
Antonio Guterres Zitat – es weht ein Wind des Wahnsinns, des Aufrüsten durch die Welt! -
Ich bin nur ein Kind, sagte Sevem Szuku in Rio auf der ersten UN Konferenz für Umwelt und Entwicklung 1992, aber ich weiss, wenn man all das Geld, das für Kriege ausgegeben wird, für die Beendigung der Armut und die Suche nach Lösungen zur Rettung unserer Welt ausgeben würde, was für ein wundervoller Platz diese Erde dann wäre...
Sie und ihre bewegende Rede sind in Vergessenheit geraten. Hofft jetzt die Politik, dass auch Greta und Fridays For Future dasselbe passiert?
Nein, das dürfen wir nicht zulassen!
https://www.youtube.com/watch?v=tHHWV0FtFuI Wozu sind Kriege da -

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Citoyenne
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· editiert

Ja, Fr. B., wie schön wäre die Welt, wenn alle Menschen ihre Motive reflektieren würden und Gewalt, d.h. den Willen “Andere“ zu verletzen, ihnen Schaden zuzufügen, aufgegeben würden. Wenn alle Menschen „Wahrheitssuchende“ wären, alle ihre Motive ethisch reflektieren, alle die eigenen emotional angestossenen (Urteils)prozesse therapeutisch ergründen würden. Alle auf Gewalt verzichten, mit Interesse, Offenheit, Güte und Mitgefühl dem „Anderssein“ begegnen würden.
Nur:
Wir, unsere Generation (auch ich bin Grossmutter) haben mitgeholfen unseren Enkel*innen DIESE „putinsche“ Realität zu bescheren. Nicht zuletzt aus Ignoranz des „Bösen“, aus schönfärberischer Hoffnung, aus illusorischer Unklarheit!
Es macht mich zutiefst traurig nicht MEHR erwirkt zu haben. Dem Gewaltgetriebenen (dem Töten, Stehlen, Lügen, Mobbing, der Hetze, dem Rassismus, der Habgier, dem Faschismus, den verkehrten Ideologien etc.) nicht entschiedener, mutiger entgegengetreten zu sein.
Und - es tut mir leid, welche gewaltigen ungelösten Probleme wir unseren Kindern und Enkel*innen hinterlassen.
Es tut mir so leid!
Und
Ich fühle mich mitverantwortlich! Weil ICH Teil der Generation bin, die dies massgeblich verursacht und NICHT gelöst hat.
Ja, es tut mir einfach nur unendlich leid!

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Gute, sinnvolle und richtige Gedanken, bis auf einen Punkt: In welcher Form hat Wandel durch Handel diesen Krieg gefördert? Das Gegenteil ist richtig, Wandel durch Handel hat diesen Krieg unwahrscheinlicher gemacht, aber leider nicht verhindert. Ohne Wandel durch Handel gebe es keine Sanktionensmöglichkeiten und der Preis den Russland für diesen Krieg bezahlen muss, wäre viel geringer. Mit der Wirkung der Sanktionen wird Wandel durch Handel diesen Krieg auch beenden.

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Realist
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· editiert

Zugespitzt: Wandel durch Handel hat bspw. den Grossteil der deutschen Politik davon abgehalten Putin und und seine Schergen früher als das wahrzunehmen was sie sind. Warnungen gab es schon lange mehr als genug, man wollte sie bloss nicht hören.
Trotzdem wurde dann 2015 Nordstream 2 mit viel Brimborium gestartet, notabene ein Jahr nach der Krim-Anektion. Welcher Wahnsinn. Rückblickend.

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Die Verhinderung des Atomkriegs beruhte nie auf ein Appeasement? Hmm, also worauf den sonst? Jedenfalls nicht auf Provokation, Eskalation.
Ich glaube, es braucht hier etwas Begriffsarbeit.
Die junge Geschichte ist sich einig, dass Atommächte, nachdem sie zu solchen wurden, sich gegenseitig nicht mehr oder nur noch in klar begrenzten Konfliktfeldern angegriffen haben. Das gilt ganz klar für Europa, USA, Sowjetunion, mit der Einschränkung auf die begrenzten Konfliktgebiete im Himalaya auch für China, Indien und Pakistan. Also: Die Verhinderung des Atomkriegs hat zu "Appeasement" geführt, nicht zu Provokation. Die Ausgangshypothese von Daniel Binswanger trifft somit nicht zu.
Daniel Binswanger meint aber eigentlich gar nicht das. Er zitiert die demonstrierte Atombereitschaft Frankreichs. Da hat er recht. Die läuft unter glaubwürdiger Abschreckung. Das macht Sinn, wenn schon atomare Abschreckung, dann soll sie glaubwürdig sein. Ich meine, das hat hat weder mit Appeasement noch Provokation etwas zu tun, das läuft auf einer anderen Achse, es wirkt sogar deeskalierend, solange der Konflikt nicht bewaffnet ausbricht.
Die direkte Unterstützung der Ukraine mit schweren Waffen wirkt dagegen provozierend, eskalierend. Binswanger's Schluss, die Waffenlieferungen in eine Linie mit Frankreichs atomarer Bereitschaft zu stellen, hat somit keine innere Logik.

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Im Krieg geht es nicht um die Reinheit des Gedankens oder die Schönheit einer Idee. Damit wird kein einziger Panzer auf seinem Vernichtungszug aufgehalten, noch nicht einmal ein marodierender Infanterist. Bewaffnete Gegenwehr ist aus Ihrer Sicht "provozierend, eskalierend". Was schlagen Sie denn der Ukraine vor? Sich unbewaffnet unter Panzer zu werfen? Und wie beurteilen Sie den bewaffneten Überfall durch die russische Armee? Ich erwarte hier gerne Ihre von innerer Logik getragene Antwort.

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Ok, Herr Fankhauser, lösen wir uns vom Subjekt des bezüglich Logik verunglückten Essays von Binswanger und gehen über zum grossen Rahmen Ukrainekonflikt.
Aber zuerst eine Präzisierung: Eskalierend wirken die Waffenlieferungen (nicht der Widerstand der Ukrainer an sich), weil nach Haager Konvention gelten diese als Parteinahme. Wenn Russland die waffenliefernden Länder angreifen würde, würde es vermutlich innerhalb von internationalem Konfliktrecht agieren. Aber natürlich kann es gerechtfertigt sein, dieses Risiko einzugehen, z.B. aus Solidarität.

  • Ich finde, der Angriff von Russland hätte vermieden werden müssen. In erster Linie natürlich durch Russland, aber dass die Frage gestellt wird, ob andere Länder im Umfeld Sinnvolles und Zumutbares unterlassen haben, die darf und muss gestellt werden. Darüber wurde schon viel geschrieben, ich lasse das mal weg.

  • Ich hoffe, dass der Krieg möglichst bald beendet wird. Aber natürlich soll man einen Krieg nicht um jeden Preis beenden, sondern nur mit einem ertragbaren Vertrag.

  • Die Ukraine darf nicht besiegt werden, so dass sie bedingungslos kapitulieren muss, sonst gibt es keinen ertragbaren Vertrag.

  • Verhandlungen werden ernsthaft, wenn beide Seiten zur Ueberzeugung kommen, dass sie mit einer Fortsetzung ihre Position nicht mehr verbessern können. Das ist bei beiden Parteien zurzeit nicht der Fall: Die Russen konsolidieren sich im Süden weiter, und die Ukrainer gehen davon aus, dass sie dank der Lieferung von schwerem Gerät und Ausbildung jeden Tag stärker werden.

  • Und vielleicht noch das: Ein Vertrag muss die Existenz der Ukraine mit einem substantiellen und lebensfähigen Staatsgebiet sichern. Er muss aber auch das Bedürfnis Russlands, keine Waffen des Erzfeindes an seiner Grenze zu haben, berücksichtigen (akzeptieren heute weder USA noch China). Und die Sicherung der Versorgung der Krim ist auch ein gerechtfertigtes Anliegen.
    Erfülle ich Ihre Erwartung?

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Bin sehr einverstanden mit dieser Einschätzung DANKE!

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In Ergänzung zum Beitrag von Daniel Binswanger das Interview mit Claudia Major:
In der Sendung analysiert Dr. Claudia Major von der Stiftung Wissenschaft und Politik die strategischen Ziele Wladimir Putins, die Unterstützung für die Ukraine und die Gefahr eines Atomkrieges.
https://www.youtube.com/watch?v=EsbZZMnSr0k

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Vielen Dank für diese Verbindung, Herr R. Ich möchte allerdings —an die Adresse aller Teilnehmenden in den Republik-Dialogen— anregen, solche Videos statt über YT direkt eher über Invidious zu teilen, um damit Google zu übergehen. Mein Link zum Interview mit Dr. Major via Invidious wäre https://invidious.kavin.rocks/watch?v=EsbZZMnSr0k.

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Abschreckung ist sicher nicht der einzige Grund, warum es (abgesehen von Hiroshima und Nagasaki) bisher nicht zu einem Atomkrieg gekommen ist. Bei Our world in data (englisch) gibt es unter anderem eine Liste von Ereignissen, wo beinahe ein Atomkrieg gestartet worden wäre, oft unabsichtlich. Beim Lesen läuft es mir kalt den Rücken herunter.

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Märchentante*onkel
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· editiert

Nachdem die Nato mit ihrer erfolgreichen jahrzehntelangen Friedensmission in Afghanistan die Liebe und Herzen der lokalen Bevölkerung erobert und Afghanistan stolz, frei, demokratisch inspirierend hinterlassen hat, mission accomplished, ist bei einem solch strahlenden Leistungsausweis die nächste Station für den militärisch-industriellen und öl-und-gas-produzierenden Komplex angesagt, bei der es darum geht, in einem sinnlosen Krieg die Wertschöpfungskette für Waffen und fossile Energie auf Kosten ärmerer Schichten anzukurbeln. Dabei kommt ihr die bereits im Irakeinsatz gewonnene grosse interkulturelle Kompetenz zugute, bei welchem die verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu friedlichem Verhalten und zur Zusammenarbeit gebracht wurden. Vermutlich beruhte auch dieser stolze Einsatz auf der langjährigen Erfahrung der USA in gewaltfreier Konfliktlösung, von Korea über Vietnam bis Chile. Zur nächsten Erfolgsstory in der Ukraine braucht es keine Unterstützung samstäglicher Feuilletonverfasserinnen, es reicht vollauf ein halsstarriger Präsident mit einer Ideologie aus dem kalten Krieg, der auf Seiten des Establishments steht und Verhandlungen verhindert. Es reicht eine unfähige Diplomatie und es reicht vollauf, wenn die Ukraine über Jahre destabilisiert und zum Spielball dieser Interessen aufgebaut wird. Der Krieg läuft, das Geschäft läuft, was will der militärisch-industrielle und öl-und-gas-produzierende Komplex mehr als einen sinnlosen Krieg in der Ferne, der kein Ende kennt. Dubai kennt keine Sanktionen, Chelsea FC gehört neuerdings schweiz-amerikanischen Oligarchen, der Wert der BP-Aktie hat sich verdoppelt, die Auftragsbücher der Waffenfabrikanten füllen sich, es läuft rund.

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Daniel Binswanger
Feuilleton Co-Leiter
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Liebe A. C., verstehe ich Sie richtig? Es sind Feuilleton-Schreiberinnen und ein halsstarriger Präsident, die einen sinnlosen Krieg für "Waffen und fossile Energien auf Kosten ärmerer Schichten" als nächste Station organisieren. Und der halsstarrige Präsident wären dann Biden und nicht Putin? Echt jetzt? Herzlich, DB

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DB- Ihr herzlich am Ende können sie sich sparen - obwohl kommt so richtig schön von oben herab und wirkt dann doch wieder echt 🙈

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Ich finde es super krass dass hier alle sofort Milliarden in Waffen Systeme pumpen wollen. Wenn wenigstens etwas von dem Engagement in Bildung, Klima und Gesundheit geflossen wäre oder würde, dann hätten wir nicht so eine kranke Gesellschaft.

Zumal die Bundeswehr als rechtslastig und Geldversenker bekannt ist. Und Ukraine auch kein demokratisches Schäfchen. Aber jetzt ohne wenn und aber das als Sprungbrett für Aufrüstung zu nutzen. Und das unter dem Deckmantel der Unterstützung für Ukraine. Dabei gehts hauptsächlich um einen selbst, super narzisstischerer. Das hat eine ukrainische Autorin hier neulich selbst geschrieben. Ein Hallelujah für Fake Support.

Und nein ich habe leider auch keine Lösung, bin nur leider mit der propagierten nicht eins.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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· editiert

Die bürgerliche Politik wollte das schon immer, nur der linke Widerstand und die Vernunft einiger Bürgerlicher dämpfte die Verschwendungssucht etwas. Diese Vernunft ist jetzt weg, und damit der Weg frei für eine Militarisierung nach US und russischem Vorbild.
Und die Bürgerlichen nutzen diese Chance gnadenlos und ohne jede Hemmung, wie immer, wenn Geld von arm nach reich verteilt werden kann.

Dass aber die Lieferung von Waffen an die Ukraine eine Verschwendung darstellt, denke ich nicht. Ganz im Gegenteil, ist das das Sinnvollste, was man mit diesen Waffen machen kann, denn Russland muss aufgehalten werden, wenn wir nicht alle in orwellschen Unterdrückungssystemen enden wollen.

Was allerdings über alle Massen dumm ist, ist die planlose Aufstockung der Militärausgaben, wie es nun in Deutschland und der Schweiz beschlossen wird.

Nötig wäre eine Analyse der Kriegssituation in der Ukraine und die darauf abstützende Beschaffung der notwendigen Mittel, um solchen, realen Bedrohungen wirksam zu begegnen.

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Realist
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Putin lässt sich mit Appeasement nicht stoppen. Wer dies noch immer nicht begriffen hat verschliesst meiner Meinung nach die Augen vor der Realität.

Also geht es darum die Ukraine bestmöglich zu unterstützen, wozu nun mal auch die Lieferung von schweren Waffen gehört. Wieso die Schweiz (die ja wohl auch weiterhin Teil der freien Welt sein will) hier abseits stehen soll leuchtet mir nicht ein. Insofern halte ich es für einen Fehler dass die deutschen Gesuche für die Weitergabe der Munition aus Schweizer Produktion vom Seco abgelehnt wurden.

Dafür dass diese Entwicklung für viele Menschen schwierig ist habe ich volles Verständnis. Bei all den Bedenken darf aber eines nicht vergessen werden: Es war Putin der das Schachbrett umgeworfen hat.

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"Aber es sollte auch in Erinnerung rufen, dass die Verhinderung des Atomkrieges bisher nie auf Appeasement beruhte, sondern auf konsequenter Abschreckung"
Ha ja...klingt halt nach kaltem Krieger...aufrüsten sollten wir auch am besten, alles andere wäre naiv.
Dass wir uns vielleicht als ersten Schritt zu einer besseren Welt auch mal darauf konzentrieren könnten, unsere eigene Gesellschaft zu demokratisieren und wenigstens mal aufhören, andere Länder auszubeuten und mit Diktatoren zu handeln: naiv.
Jetzt brauchts erst mal starke Männer und harte Hände. Ich könnte kotzen.

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Daniel Binswanger
Feuilleton Co-Leiter
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Lieber Herr V., Ihren Ekel kann ich nachvollziehen. Und ja, die Logik der Abschreckung ist die Logik des kalten Krieges - und ihre Wiederkehr kein Grund zum Feiern. Dass wir damit beginnen könnten, unsere eigenen Gesellschaften zu demokratisieren, damit haben Sie natürlich recht. Und dass wir aufhören sollten mit Diktatoren zu handeln, zum Beispiel mit Putin, trifft ebenfalls zu. Was die Aufrüstung betrifft: Es stellt sich die Frage, ob hier wirklich der Kern des Problems liegt. Die Nato gibt schon heute viel mehr für Rüstungsgüter aus als Russland. Einzelne Länder mögen Nachholbedarf haben, aber es scheint nicht evident, dass das generell gilt - auch nicht für die Schweiz. Alle diese Dinge muss man sehr genau ansehen. Aber für die Ukraine werden sie jetzt nichts ändern. Und wir sollten nicht zusehen, wie sie plattgemacht wird. Oder sehen Sie das anders? Herzlich, DB

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Ich kann dem Beitrag von Binswanger in vielen Teilen folgen. Den Schluss empfinde ich aber zu vereinfachend:
"Deshalb sind Lieferungen von schweren Waffen an die Ukraine das dringende Gebot der Stunde. Alles andere ist zu riskant."
Was tun wir als nächsten Schritt wenn die Eskalation weiter geht? Doch die bereits geforderte Flugverbotszone? Gilt dann noch immer "alles andere ist zu riskant"???

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Eben. Man kann auch Lazarette liefern. Und Lebensmittel. Und Leichensäcke. Wer nur in Waffen denkt der vereinfacht stark und brutal.

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Daniel Binswanger
Feuilleton Co-Leiter
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Lieber Anonym 1, statt Waffen wollen Sie Leichensäcke liefern? Ich finde das nicht besonders geschmackvoll. Herzlich, DB

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Alles richtig, Herr Binswanger !

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