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Genau das: "Die Gewalt in «Squid Game» muss sein, denn sie ist die Gewalt des Gesellschafts­systems, das Dong-hyuk anklagt."

Wir leben in einer Zeit in der wir, um unseren eigenen Wohlstand und die Dividendenauszahlungen der Grosskonzerne nicht zu gefährden, mit unseren Steuergeldern mitfinanzieren dass Menschen im Mittelmeer ertrinken müssen anstatt gerettet zu werden, dass sie andernorts über imaginäre Grenzlinien zurückgeprügelt werden und dass die die es über die Grenzen schaffen in unwürdigen Anlagen untergebracht und eingesperrt werden. Gleichzeitig setzen wir unseren Reichtum so ein, dass wir das Weltklima so stark aus dem Gleichgewicht bringen, dass Millionen von Menschen ihr Zuhause verlieren und/oder unter Wasser- und Nahrungsknappheit leiden werden.

Da scheint "Squid Game" gleich fast human im Vergleich.

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Und ihr denkt wirklich, die Zuschauer die das in der Schweiz sehen denken ans Mittelmeer oder den Leistungsdruck in Koreanischen Schulen? Netflix ist die Hirn aus Schalter an Erholungszone für mich und die meisten die ich kenne ich habe das Gefühl das reflektieren die wenigsten.

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Netflix bietet keinen ''Netflix-serien-talk'' Club an (oder?) Feuilleton goes Netflix.

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Naja. Ich habe die Serie nicht gesehen, kann also eigentlich nicht mitreden. Aber ich lebe halt im naiven Glauben, dass eine solche Kritik auch ohne derartige Gewaltdarstellungen angebracht werden könnte.

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Daniel Reichenbach
Filmer, Fotograf
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Squid Game ist zuviel für mich, ich stieg nach der ersten Folge aus. Ich würde mich nicht als zart besaitet bezeichnen, was das Schauen von mit Gewalt durchsetzten Heldenepen anbelangt. Aber die Inszenierung dieser mit Blut durchtränkten Gesellschaftskritik warf in mir die Frage auf: Sind wir wirklich soweit, dass solch wichtige Botschaften nur dann ankommen, wenn sie in derart martialischen Szenen verpackt werden? Sind wir bereits derart abgestumpft? Reizüberflutet?

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Sind wir wirklich soweit, dass solch wichtige Botschaften nur dann ankommen, wenn sie in derart martialischen Szenen verpackt werden?

Tja, seit Homer und der Bibel sind wir offenbar so weit. 🤷🏻‍♂️

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acc@eml.cc
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Vielleicht macht die exzessive Gewalt etwas mehr Sinn, wenn man es vom u.a. südkoreanischen Standpunkt betrachtet, wo der Leistungsdruck einfach schon noch etwas brutaler ist als bei uns und dem sich offenbar auch immer wieder Leute einfach verweigern.

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Es gab unlängst eine Studie, dass insbesondere junge Männer durch viel Porn Konsum keine reelle Beziehung mit einer Frau haben können da sie die Erwartungen nicht erfüllen kann. Und obendrauf immer härteren Porno konsumieren müssen da durch Abstumpfung die Reize höher gesetzt werden müssen.
Also ja, ich kann mir das analog zum Thema Gewalt auch gut vorstellen.

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Bei mir wirft es viel eher die Frage auf: Verschliessen die privilegierten Menschen die Augen vor der grausamen Realität in der sich das Leben vieler Mitmenschen abspielt?
Es gibt leider genügend ''Material'' um Dokus auszustrahlen die ebenso martialisch und von Gewalt durchsetzt wären. Es ist der ethische Weg dies als Fiktion darzustellen.

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Daniel Reichenbach
Filmer, Fotograf
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Selbstverständlich begrüsse ich alle Bemühungen, solche Realitäten anzusprechen. Nur: Für mich ist irgendwann der Punkt erreicht, wo ich bei der Darstellung exzessiver Gewalt wegschaue. Ich zweifle an der Wirksamkeit von als "Fiktion" etikettierten Gewaltdarstellungen. Indem mit Zeitlupe und viel spritzendem Blut schon beinahe lustvoll in die filmische Trickkiste gegriffen wird, ist dies in meinen Augen noch lange keine Legitimation, damit eine gesellschaftskritische Geschichte darstellen zu wollen. Vielmehr kommt mir das ganze eher als Computergame rüber. Dies betrifft vor allem Folge eins, wo Menschen in Scharen ins Jenseits geschossen werden. Weiter bin ich, wie gesagt, nicht gekommen. Mag sein, wird das Thema in den späteren Folgen subtiler dargestellt.

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Ich finde, das müsste zu Ende gedacht werden: Kritik an der Vergewaltigung von Frauen durch Vergewaltigungsfilme. Kritik am Kinderschänden durch Kinderschänderfilme. Und was gibt es sonst noch Appetitliches?

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An sich ein spannender Beitrag, auch wenn die Serie nichts für mich ist (ich habe das erste "Spiel" gesehen und hatte dann auch schon wieder genug davon). Was ich hingegen interssant finde, ist sie Aussage des Autors, dass viele Junge desillusioniert sein, wenn es um unser Wirtschaftssystem geht. Dem kann ich also nur bedingt zustimmen. Ich kenne viele gleichaltrige, die sich lieber selber am Aktienhandel beteiligen oder ihr Glück mit Kryptowährungen und Trading versuchen. Gleiches gilt für die grosse Gruppe von BWL-Studenten, die lieber selber ein Stück des Kuchens ergattern wollen, als an den unfairen Bedingungen etwas zu ändern. Die erwähnten Personen, die desillusioniert sind, gibt es auch, aber das ist (leider) bei weitem nicht die Mehrheit.

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Man auch auch System mitmachen und es trotzdem ändern wollen.
Ich habe auch schon öfters ans investieren gedacht und mache ich mit Säule 3a eigentlich bereits auch schon.
Trotzdem finde ich Kapitalismus oftmals ziemlich übel und hätte gern ein sozialeres System.

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Ich bin grösstenteils Ihrer Meinung. Nur finde ich macht es einen grossen Unterschied, ob man zum Beispiel in die Säule 3a längerfristig investiert oder ob es nur um den schnellen Profit geht und man Aktien ständig kauft und wieder verkauft. Bei Kryptowährungen und Rohstoffen wird häufig nur spekuliert und das Geld bringt der Realwirtschaft nichts. Die Preise verändern sich nur, weil die Leute daran glauben, dass das Gehandelte einen Wert hat, nicht weil dahinter eine Menge Zeit, Arbeit und Forschung stecken würden. Aber genau solche Geschäfte erfreuen sich bei etlichen Jungen grosser Beliebtheit und die lassen sich nun wirklich schlecht mit dem Wunsch nach Veränderung vereinbaren.

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Lieber Anonym 3, zu Ihrer Wahrnehmung ergänzend vielleicht: Ich fand diesen Beitrag im Guardian noch spannend über junge Britinnen, die nicht mehr ganz so viel Fun an dem System haben wie die BWL-Studenten, die sie beschreiben. Ob die Desillusionierung wirklich so marginal ist, da bin ich mir gar nicht sicher.
Grüsse!

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Ich finde den Artikel und die Ergebnisse der Umfragen wirklich interessant und hoffe auch, dass es sich um eine nachhaltige Entwicklung handelt. Man darf aber trotzdem nicht vergessen, dass UK und auch die USA nicht die Schweiz sind. Bei uns geht es vielen Studenten und jungen Berufsleuten finanziell noch besser als dort. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Altersgenossen und Altersgenossinnen immer noch dem Kapitalismus recht optimistisch entgegen stehen und höchstens seine extrem neoliberale Auslegung kritisieren.

Ich habe letztes Jahr meinen Militärdienst getan und unter meinen Kameraden waren viele ehemalige Gymnasiasten, die ja nicht gerade dafür bekannt sind, stramm rechts zu sein. Ich war aber mit meiner eher linken politischen Ausrichtung praktisch alleine (ja klar, der Effekt wurde dadurch verstärkt, dass linke Männer eher versuchen den Militärdienst zu vermeiden, was ich durchaus nachvollziehen kann) und mir kämen bei etwa 40 Kameraden, die ehemaligen Gymnasiasten waren, gerade einmal fünf in den Sinn, die sich selber als links bezeichnen würden oder eine solche Wirtschaftspolitik unterstützen würden.

Auch bei mir im eher ländlichen Gymnasium im Oberaargau waren die meisten politisch eher "wirtschaftsfreundlich". Das hat man dann auch gesehen, als wir bei uns 2019 Wahlen durchgeführt haben. Dort holten nebst der SP vor allem die GlP, die damalige BDP und die FDP viele Stimmen und das spricht nicht gerade für einen Systemwechsel.

Eins eint diese Personen aber recht gut - und zwar sind die meisten von ihnen sehr gesellschaftsliberal (Für die Ehe für alle, für die Legalisierung von Canabis, gegen Fremdenfeindlichkeit, für Religionsfreiheit ohne unwürdige Einschränkungen usw.), aber deswegen sind sie noch lange nicht füre eine linke Wirtschaftspolitik.

Noch kleiner ist die Unterstützung für linke und gesellschaftsliberale Politik aber bei meinen Bekannten, die eine Berufslehre absolviert haben oder absolvieren und erst recht bei ihren Klassen in der Berufsschule. Da stimmen grosse Gruppen praktisch aus Prinzip gegen alles, was von Links vorgeschlagen wird (z.B. die 99%-Initiative wurde nicht etwa abgelehnt, weil man sie schlecht ausgearbeitet fand oder an der Wirkung zweifelte, nein, sondern weil man sie nicht verstanden hat und den Absender nicht mochte.) und sagen dass dann auch offen so.

Sie sehen, ich habe meine Gründe, weshalb ich an solchen Aussagen zweifle, auch wenn ich sie noch so gerne unterschreiben möchte.

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Besonders perfide finde ich die Verbindung der Grausamkeit und kalten Killerroboter mit den Kinderspielen, die wohl die meisten von uns in der ein oder anderen Form früher gespielt haben. Als Vater oder Mutter fällt es einem nach dieser Serie vermutlich etwas schwerer, eine Geburtstagsfeier unbeschwert mit derartigen Spielen zu gestalten. Und es wirft auch die Frage auf, inwieweit man sein eigenes Kind auf die Wettbewerbsgesellschaft vorbereiten will, ihm oder ihr einen Vorteil verschaffen etc. Das fängt schon damit an, dass man Spielzeugen das Prädikat „pädagogisch wertvoll“ gibt, was ja meistens bedeutet, dass es in irgendeiner Form „nützlich“ ist und auf später vorbereitet. Und das auch von mir hoch geschätzte „freie Spiel“ fördert die Kreativität, was wiederum ein Wettbewerbsvorteil für später ist. In diesem Spannungsfeld zwischen „das Kind einfach Kind sein lassen“ und „das Kind bestmöglich fördern“ bewegen wir uns als Eltern und es lässt sich wohl auch nicht auflösen. Zumal einem das eigene Kind später vorwerfen kann, sowohl das eine als auch das andere nicht genug getan zu haben.

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Mich schaudert schon, wenn ich das lese. „Kopfschüsse werden wie Handküsse verteilt.“ Keine Sekunde werde ich sehen. Gewalt konnte ich noch nie ertragen, auch im Film nicht. Einmal platzte ich beim Zappen vor dem TV genau in die Szene, als einer dem andern die Kehle aufschlitzte. Ich konnte danach tagelang nicht recht schlafen, die Szene hat mich verfolgt. Wie man sich zur Unterhaltung und Entspannung Morde, Massaker, Quälereien anschauen kann, bleibt mir ein Rätsel. Aber viele tun das und ich nehme das ratlos und perplex zur Kenntnis. Vielleicht bin ich, das möchte ich nicht ausschliessen, mit meinen Empfindungen nicht normal.

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Johanna Wunderle
Muttersprache NL
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Ich empfinde ähnlich wie Sie Herr H.
Perplex ist ein gutes Wort für die Tatsache , dass eine normale Empfindung nicht länger Norm zu sein scheint.

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Lieber P. H., meine Mutter kann aus denselben Gründen inzwischen nicht mal mehr die Tagesschau schauen. Ich versteh Sie also gut. Ich bezweifle aber, dass man Squid Game zur Entspannung schauen kann (Disclaimer: ich bin Generation LiveLeak). Wie sagt man im Englischen: It hits too close to home. Und wenn nicht, dann wird einem relativ bald in der Serie die Frage gestellt, ob man sich nicht besser hinterfragen sollte.
Grüsse!

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Es schreiben tatsächlich alle, also wirklich alle, über «Squid Game» und darüber, was für ein Hype das sei – um dadurch un/gewollt den Hype noch anzuheizen.

Doch wenn schon battle royal erwähnt wird, dürfte nach «Und alles andere als neu, siehe:» nicht das amerikanische «Hunger Games und Co.» (ab 2012) folgen, sondern der japanische Film «Battle Royale» (2000) von Kinji Fukasaku. Darin wird mit ähnlicher Game-Ästhetik und Brutalität der erbarmungslose Druck der Leistungsgesellschaft auf die Schüler:innen – deren Suizidrate zu den höchsten der Welt gehört – abgebildet (apropos Pausenhof­prügelei).

Unter den Schauspielern gehört auch der Regisseur «Beat» Takeshi Kitano, der deutschsprachigen Zuschauer:innen lustigerweise v. a. als «Fürst Takeshi» in der Game-Show «Takeshi's Castle» (1986-89, im Deutschen ab 1999) bekannt ist. «Squid Game» wirkte auf mich daher – nebst den Manga/Anime-Anleihen – wie eine Combo von «Takeshi's Castle», «Battle Royal» und «Parasite».

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Lieber Michel, absolut, 100 Prozent, natürlich: Battle Royale von Fukasaku (Disclaimer: hab damals nur den Film gesehen) hätte ich erwähnen können/sollen/müssen. Hab mich dann aber doch fürs supermegaerfolgreiche Hunger Games entschieden, weil das keiner zusätzlichen Erklärung Bedarf und sich an Battle Royale wahrscheinlich viele nicht mehr ganz so gut erinnern werden.
Grüsse!

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Offensichtlich treffen diese Parabeln, in denen eine Gruppe von Menschen von einer anderen Gruppe einem erbarmungslosen Wettbewerb ausgesetzt wird, einen Nerv.

Die in den 90ern begonnene neoliberale Revolution zeigt Auswirkungen: Verlierer ohne Hoffnung, Gesellschaften ohne Menschlichkeit.

Wer das Thema in einem besseren Film sehen will, der kann „Parasite“ schauen.

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Lieber J. K., darf ich fragen, warum Sie Parasite "besser" finden?

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Liebe Ronja Beck, gern:

Ich finde die Charaktere in Parasite weniger überzeichnet und weniger plakativ, die Situationen weniger vorhersehbar und mechanisch. Näher am Leben und der Wirklichkeit (auch wenn beide Geschichten satirisch übertreiben).

Was finden Sie?

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Im Artikel wird die Frage gestellt: "Was macht das eigentlich mit den Kindern?!" Leider wird nicht darauf eingegangen. Die Bemerkung "Auf den Pausenhöfen meiner Kindheit wurde übrigens auch geprügelt" hinterlässt bei mir eher den Eindruck, als würden die in der Frage mitschwingenden Bedenken nicht ernst genommen. Ich wäre an einer ernsthaften Auseinandersetzung interessiert.

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Diese Diskussion wird bereits seit Jahren geführt. Wenn Sie Kinder davor bewahren wollen, Gewalt zu sehen, dann müssten Sie das gesamte World Wide Web zensieren. Das ist jetzt eine (!) Serie mehr, wo Gewalt vorkommt.

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Das WWW für Kinder sauber zu halten ist nicht schwer. Schauen Sie einmal unter parental software nach.

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Genau, Anonym 4. Ich empfehle dazu auch die legendäre Lanz-Sendung mit Bushido, Peter Maffay und Richard David Precht. Da wurde auch drüber debattiert, inwiefern nun unsre Kinder, im Bezug auf Rap-Musik, dem Untergang geweiht sind. Der in dieser Pandemie erneut vielgelobte RDP gibt sich da ziemlich die Blösse (jap, RDP, nicht Bushido).

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Als Zuschauerin verlässt man die Serie geläutert.

Vorweg: ich habe die Serie nicht gesehen und werde sie mir aller Voraussicht nach auch nicht anschauen. Der Trailer und das, was ich bisher darüber gelesen habe, reichen mir. Da Sie oben zitierten Satz geschrieben haben, würde mich interessieren, was genau Sie damit meinen, Frau Beck. Läuterung ist ja so etwas wie eine Reinigung oder Klärung. Haben Sie den Eindruck, dass Sie etwas klarer sehen, was Sie vorher nicht gesehen haben? Fühlen Sie sich "besser" oder irgendwie "gereinigt"? Ich könnte mir vorstellen, dass man sich am Ende der Serie eher in einer Art Gefühlschaos befindet. Das sind meinerseits ernst gemeinte Fragen. Vielleicht haben Sie es auch schon geschrieben und ich habe es nicht verstanden. Ich muss sagen, dass mich die Serie einerseits sehr abstösst und andererseits auch, wie offenbar viele, in ihren Bann zieht.

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Lieber N. O. H., ich würd gerne genauer auf das eingehen, aber dann müsste ich die letzte Folge spoilern. Und für Menschen, die spoilern, ist ein ganz spezieller Platz in der Hölle reserviert. Sagen wir es ganz kurz: bis dort hin ist alles schlimm, kaputt, übel, vernichtend. Und dann kommt ein Phönix-Moment. Was nicht heisst, dass das Trauma wegen den Spielen nicht bleibt. Denn es bleibt.
Sehr kryptisch. Ich empfehle wirklich, die Serie zu schauen.

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Okay, das kann ich verstehen. Ich traue mich aber vermutlich nicht, die Serie anzuschauen. Habe zu viel Angst, dass es irgendwas irreversibel kaputt macht. Ich vermute auch, dass sich der interessantere Teil der Serie zwischen den Spielen abspielt und offensichtlich ganz am Ende. Vielleicht können Sie ja in einem Jahr nochmal was schreiben, wenn jeder die Chance hatte, die Serie zu sehen.

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Jetzt muss ich doch nochmal nachfragen, Frau Beck. Anlässlich des Kommentars von Frau Muth frage ich Sie, ob Sie nicht doch mit einer fetten Spoilerwarnung vorne weg Ihre Quintessenz aus der Serie preisgeben könnten. Und an die Hölle glauben Sie doch nicht wirklich, oder? ;-)

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Lieber Herr H. Vielleicht passt das Wort Purgatorium? Die Assoziation stimmt perfekt. Aber die Bedeutung - Fegefeuer bzw. reinigendes Fegefeuer - ist völlig daneben, weil bei Squid Game ja nicht die Betrachter ermordet werden, sondern ihre Angst-Lust geniessen.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Siehe auch katharsis. Spannend hierbei die unterschiedlichen Bedeutungen und Bewertungen.

Aristoteles:

Durch das Durchleben von Jammer/Rührung und Schrecken/Schauder (von griechisch éleos und phóbos, von Lessing auch mit Mitleid und Furcht übersetzt) erfährt der Zuschauer der Tragödie als deren Wirkung eine Läuterung seiner Seele von diesen Erregungszuständen.

Lessing:

Reinigung durch Furcht und Mitleid, um die moralische Erziehung des Publikums zu unterstützen; denn der moralischste Mensch sei der mitleidende Mensch, der das Schicksal für sich selbst fürchtet. Der Zuschauer leidet mit dem Helden mit und reinigt sich so von seinen eigenen Leidenschaften. So wird es ihm erleichtert, selbst ethisch zu handeln.

Brecht und (post-)modernes Theater:

gegen die Katharsis und forderte einen distanzierten Zuschauerblick. (Post-)modernes Theater ist zunehmend geprägt von fragmentarischen Katharsis-Effekten, die allerdings auf keinen dramaturgischen oder moralischen Nenner mehr zurückzuführen sind.

Augusto Boal, Erfinder des Theater der Unterdrückten:

hält die Katharsis «für etwas sehr Schädliches». «Auch in mir, und in jedem anderen, steckt Veränderungskraft. Diese Fähigkeiten will ich freisetzen und entwickeln. Das bürgerliche Theater unterdrückt sie.»

Die interessante Frage ist nun, ob «Squid Game» eher eine Wirkung hat i. S. Aristoteles oder Boals. Spannend ist hierbei auch das Phänomen des Transfers von der Fiktion zur Wirklichkeit, wie etwa die Guy-Fawkes-Maske von «V wie Vendetta» (2005) zum Symbol von Anonymous wurde, der Drei-Finger-Salut von «Hunger Games» (2012) zum Symbol von Protestierenden oder analog auch «Harry Potters» Dumbledore's Army.

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Die Antwort lautet Angst-Lust. Es gibt keine Katharsis, was für eine auch immer, es gibt nur billigen Nervenkitzel.

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acc@eml.cc
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Das schönste und auch etwas wundersame an der Sache find ich, dass eine (sehr) koreanische Serie gehyped wird. Vielleicht hilft das ja tatsächlich einige Vorurteile abzubauen. Netflix ist in der Beziehung halt schon ziemlich cool.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Absolut. Man mag Netflix als superkapitalistischen Techkonzern abkanzeln – ja, man muss ihn auch als solchen kritisieren – aber ich glaube, noch nie haben so viele Menschen (so einfach) so viele Filme und Serien aus so viel verschiedenen Ländern geschaut. Das schläckt ke Geiss wäg.

Und war Kulturelles aus Japan oder gerade Korea in meiner Jugend eher ein Nischen- und Nerd- bzw. Otaku-Ding, so sind sie nun – wie manches aus der Nerd/Geek Culture – mainstreamtauglich geworden.

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Stimmt schon - teilweise. An Netflix gefällt mir tatsächlich am besten, dass man Filme und Serien aus anderen Ländern zu sehen bekommt, türkische, koreanische, skandinavische etc. (Einmal sah ich eine Telenovela, bei der die Damen in Kostüm und High Heels am Strand von der einen Villa zur nächsten gingen. Ich weiss noch immer nicht, wie die das machten.) Jedenfalls gibt es Alternativen zum US-Einerlei.

Ich habe auch andere koreanische Filme gesehen. Neue Welten. Aber Squid Game? Gemäss Wikipedia wurde Squid Game für Netflix gemacht. Und das ist das Problem.

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Danke für den Artikel.
Ich beschäftigte mich seit Monaten intensiv mit der Geschichte meines Grossvaters, welcher im damaligen belgisch Kongo als Ingenieur tätig war.
Und beruflich habe ich jeden Tag mit Menschen zu tun, welche eher auf der Schattenseite des Lebens stehen.
Ich bin kein Spieler ich ich mag keine Spiele. So gut die Metapher in diesem Film dargestellt sein sollen, anschauen werde ich ihn nicht. Mein realer Alltag genügt mir vollumfänglich.

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Abstraktionsnomade
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Ich habe nur den Trailer geschaut. Was mich stört, ist, dass ich inszenierte Ermordungen als Systemkritik verstehen soll, während Bilder von uninszenierten Ermordungen niemals in derartiger Weise verbreitet werden dürfen.

Gerade ein Ausdruck des kritisierten Systems?

Das Zeigen und Zumuten von Geschehnissen der uninszenierten Welt würde ich bevorzugen.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Sie würden tatsächlich das Zeigen und Zumuten von uninszenierten Ermordungen bevorzugen?

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Abstraktionsnomade
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Ich erinnere mich an den Film "For Sama" (Republik Dokdown). Die Bilder gingen mir unter die Haut, und das ist gut so. Das Leid ist real und ein Filter - z.B. das Zensieren von sterbenden Menschen - verhindert aus meiner Sicht eine tiefergehende Auseinandersetzung mit den realen Geschehnissen. Die Verarbeitung der uninszenierten Bilder erzeugt Systemkritik.

In der Netflix Serie "Squid Game" soll Systemkritik zum Ausdruck gebracht werden, indem Menschen umgebracht werden. Dass die Serie Systemkritik übt, dagegen kann ich nicht viel halten.

Sie tut es aber in einer grausamen Weise. Und ich frage mich, welche Rolle die realen Bilder noch einnehmen können, wenn zur Unterhaltung derart deftige Inhalte konsumiert werden.

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Ich kenne eine ehemalige Cutterin, die in einer deutschen Nachrichtensendung gearbeitet hat. Die Erinnerungen bzw. Flashbacks an die Grausamkeiten des Rohmaterials aus den Kriegs- und Krisengebieten verfolgen sie noch heute als alte Frau. Dank unserer Spiegelneurone und unserer Fähigkeit zur Empathie können solche Bilder zu echten Traumata werden.

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Ei, ei, ei, da schwelgt aber jemand in Gewalt:
"werden Kopfschüsse wie Handküsse verteilt"
"das Blut spritzt in Zeitlupe aus den Körpern Richtung Kamera."
"Die Menschen sterben in Slow Mo, damit auch ja keiner das Grauen verpasst."

Und darum soll brutalste Gewaltdarstellung gut sein: "«Squid Game» zitiert laufend aus der dicken Bibel der Kapitalismuskritik: Es geht um die Lüge von der Chancengleichheit, um Selbstverrat des Geldes wegen, um eine manipulative Elite, die sich am Gemetzel bereichert." Ach so, jetzt, da Sie es sagen: Kapitalismuskritik. Was denn sonst. Dieses Feigenblatt ist allerdings ob all der Morde schon etwas gar winzig geraten.

Aber -- hatten wir das nicht schon einmal? Damals ging es um die apokalytische Rache des patriotischen Vietnam-Helden Rambo. Der Scheiss-Gewalt-Film "Rambo" bekam das Prädikat besonders wertvoll und als Begründung u.a.: "Dieser Amoklauf eines Michael Kohlhaas realisiert sich in einem Furioso von Action, Gewaltszenen und Sensationseffekten, das nur die handlungsnotwendigen Dialogfetzen erlaubt."

Und so, wie Rambo nur Dialogfetzen haben durfte, sind bei der vorliegenen "Kapitalismus-Kritik" Squid Game die Darsteller reine Comic-Figuren. Aber es spritzt halt so schön in Slow Mo, damit die 16-jährigen etwas zu träumen haben.

Schon einmal ins StGB geschaut? Art. 135 StGB - Gewaltdarstellungen - sieht Folgendes vor: Wer Ton- oder Bildaufnahmen ... die, ohne schutzwürdigen kulturellen oder wissenschaftlichen Wert zu haben, grausame Gewalttätigkeiten gegen Menschen oder Tiere eindringlich darstellen und dabei die elementare Würde des Menschen in schwerer Weise verletzen, ... einführt, ... anpreist ... zeigt ..., wird mit Gefängnis oder mit Busse bestraft."

Aber das gilt natürlich nur für Teenager, welche auf dem Pausenplatz solchen Mist tauschen. Da kommt die Polizei und sorgt für Ordnung unter den Kleinen. Wenn es aber Big Business ist und erst noch der Kapitalismus-Kritik dient, dann: bravo. Im StgB steht dazu allerdings: "Handelt der Täter aus Gewinnsucht, so ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe. Mit Freiheitsstrafe ist eine Geld­strafe zu verbinden."

Ist schon jemand auf den Gedanken gekommen, dass wir vielleicht ganz schön kaputt sind?

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Ronja Beck
· editiert

Lieber A. O.. Ui.

  1. Sie sagen, es sei Mist. Ich zB finde Heile-Welt-Filme oft Mist, weil sie mich anlügen. Und ich mich immer frage, warum sie das tun.

  2. Lassen wir mal Butter bei die Fische. Wir haben es hier nicht mit Aufnahmen aus den Foltergefängnissen der CIA zu tun. Sondern mit einer klar fiktionalen Serie. Die Brücken, die Sie in Ihrem Dialogbeitrag zu schlagen versuchen, halte ich für etwas gefährlich.

  3. Zu Ihrem letzten Satz: Ich glaube, es ist tatsächlich vieles kaputt bzw viele Menschen empfinden es so. Warum sollte man denn diese Kaputtheit nicht zeigen?

Kaputte Grüsse!

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Liebe Frau Beck, Dank für die Antwort.

Zu 1) Ihnen gefallen Heile-Welt-Filme nicht. Verstehe ich, mir auch nicht. Aber viele Leute sind froh, dass es wenigstens die Idee einer heilen Welt gibt. Dass Squid Game die Wahrheit zeigen würde, wollen Sie damit wohl nicht sagen.

Zu 2) Dass das Schlachtfest Squid Game keine Doku ist, habe ich auch gemerkt. Aber den Rest, das mit den Brücken zu verstehen, bin ich zu dumm. Oder meinen Sie vielleicht, dass strafbare Gewaltdarstellung nur bei Snuff-Filmen gegeben sei?

Zu 3) Kaputtheit zeigen? Bisher las ich, dass mit dieser Gewaltorgie der Kapitalismus kritisiert werden solle. Der Erzkapitalist Netflix verdient mit einer Gewaltorgie Millionen, und das wird als Kapitalismuskritik beklatscht.

Ihre Kritik zu Stillwater gefällt mir viel besser.

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Johanna Wunderle
Muttersprache NL
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· editiert

Liebe Frau Beck, diese " klar fiktionale Serie" bringt Sie dazu kaputte Grüsse zu schicken???
Ich finde den Kommentar von Herrn O. gut begründet und vollkommen berechtigt. Ich bin sehr froh über diese Klarstellung, die ich selber nie hätte schreiben können.
Ebenso ist die nachfolgende Antwort von A. O. auf Ihren Kommentar äusserst präzis und erst noch freundlich. Bewundernswert.

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was ist Ihr Take away der Serie?

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Sabine Muth
Vielleserin
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Als jemand, der die Serie gesehen hat und sich als zart besaitet einschätzt: dieses brutale Fressen und Gefressenwerden ist derart überzeichnet in Szene gesetzt, dass es schon fast wieder abstrakt wirkt. Ohne zu spoilern - die Serie zeigt eine Wahrheit, vor der man nur zu gerne die Augen verschliessen würde und dies konsequent bis zum Schluss. Genauso gnadenlos wie in der Realität. Ich fand Squid Game super.

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Ohne zu spoilern - die Serie zeigt eine Wahrheit, vor der man nur zu gerne die Augen verschliessen würde und dies konsequent bis zum Schluss. Genauso gnadenlos wie in der Realität.

Schreiben Sie doch bitte eine fette Spoilerwarnung vorne weg und erzählen Sie dann von dieser Wahrheit. Die würde mich wirklich brennend interessieren und ich möchte Squid Game trotzdem nicht sehen. Ist es „erst das Fressen, dann die Moral“? Oder kann man diese Wahrheit nicht begreifen, wenn man die Serie nicht gesehen hat?

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Sabine Muth
Vielleserin
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Natürlich können Sie das, Herr H. Warum ausgerechnet Sie denn nicht? Niemand muss "Squid Game" ansehen, um zu "begreifen". Es handelt sich nur um eine von vielen Netflix-Serien, die man ansehen kann oder auch nicht. Diese Entscheidung ist kein Drama, sondern reine Geschmackssache. Es ergibt sich weder aus dem Sehen noch aus dem Nichtsehen irgendeine Konsequenz.

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Dieses “Battle Royal” Genere hat sich sowas von tot gelaufen. Erinnert irgendwie an Gladiatorenkämpfe alle in einen Raum und die wenigsten kommen raus. Ganz egal was die Message ist, bringt sie anders rüber so schaue ich mir das nicht an. Finde ich in der Regel auch sehr schnell langweilig und ich bin keineswegs prinzipiell gegen Gewalt in Serien. In diesem inflationären Mass (wie beschrieben, habs nicht gesehen) und Kinderspielsetting, denke ich dass das abstumpfen wohl bei den meisten Menschen mehr ins Gewicht fällt als das Reflektieren über eine allfällige Message. Bei Kindern und Jugendlichen sowieso.

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Liebe Fiona Odermatt, bevor Sie solche Aussagen machen, rege ich an, sich doch zuerst die Serie auch anzusehen. Und glauben Sie mir: Das Reflektieren wird einem in dieser Serie wirklich leicht gemacht. Was man plump finden kann. Oder notwendig.
Grüsse von einer Abgestumpften!

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la lo in Ich denke nicht, dass wer eine Message darin sieht abgestumpft ist und wer sie nicht sieht nicht. Ich bin definitiv auch abgestumpft. Ich sehe den Sinn in noch einer solchen Serie bloss nicht und werde sie mir darum auch nicht anschauen (dann hätte ich keinen Kommentar abgeben sollen, stimmt) Aber Hunger Games (hab ich gesehen) war auch enorm sozialkritisch, machte das reflektieren auch leicht, jeder in meinem Umfeld hat es gesehen und doch sind die Reaktionen nicht “wir sollten etwas gegen Ungleichheit tun” sondern “Boah krass stell dir vor hunderte Bienenstiche im Gesicht”. Wer ersteres denkt, wurde meiner persönlichen Beobachtung nach nicht vom Film “geläutert” sondern war sich der Problematik schon vorher sehr bewusst. “Als Zuschauer verlässt man die Serie geläutert” ist, bei allem Respekt vermutlich einfach ein bisschen zu sehr generalisiert. So auch die Aussage über desillusionierte Junge. Ich bin selbst noch relativ jung und ihre Beschreibung trifft auf tendenziell links eingestellte häufig recht gut gebildete junge Menschen die eher in Städten leben zu, also auch auf meine Studien KollegInnen und mich. Ob das die ganze Jugend betrifft? Wenn ich mit Leuten im Fussballclub spreche vermute ich, dass es nicht so ist. “Die Jugend” spürt, das die Zeiten schwieriger geworden sind natürlich. Viele schliessen daraus aber eher dass sie jetzt halt noch etwas härter arbeiten müssen und mehr M-Budget, um sich irgendwann ein Haus kaufen zu können und nicht dass mit der Gesellschaft etwas falsch ist. Die Stimmung scheint mir eigentlich recht zuversichtlich. Ich schaue mir vielleicht doch mal die ersten zwei Folgen an vielleicht liege ich komplett daneben.

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Ich habe weder den Trailer noch die Serie gesehen und werde sie auch nicht anschauen. Meiner Meinung nach hat Gewalt und auch die Darstellung von Gewalt noch nie ein Problem wirklich gelöst. Gewalt ist überflüssig und nur zur Selbstverteidigung legitim.

Gemäss heutigem Wissenstand ist es viel einfacher, mit negativen Emotionen die Leute zu beeindrucken, weil negative Emotionen etwa viermal so stark wirken wie positive. Diesen Umstand nutzen Filmemacher und Politiker schamlos aus: Filmemacher um damit viel Geld zu verdienen und Politiker um ihre Meinung durchzusetzen.

Aus der Forschung wissen wir, dass sich schlussendlich nicht die stärksten und brutalsten Lebewesen durchsetzen, sondern diejenigen die am anpassungs- und kooperationsfähigsten sind. Ähnliches gilt auch für Gesellschafts- und Wirtschaftssysteme. Aus diesen Gründen ist die Darstellung von Gewalt nicht zielführend. Ich wünsche mir, dass wir endlich darauf verzichten, Probleme mit Gewalt oder Gewaltdarstellungen lösen zu wollen und uns stattdessen darauf konzentrieren, Kooperationsbereitschaft zu fördern und zu belohnen.

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acc@eml.cc
·
· editiert

Hach Herr Jau, sie sind hier wirklich im falschen Film. Hätten sie die Serie gesehen, wüssten sie hoffentlich, dass das genau die Quintessenz derselbigen ist: Gewalt löst keine Probleme und nicht die Stärksten oder Gewalttätigsten überleben. Aber eben.

edit: A b e r... wer -fiktionale- Gewalt nicht erträgt, sollte sich das nicht antun. Es fällt ihm oder ihr kein Zacken aus der Krone.

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Chairman Meow
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Ich fand die Serie gut, die gezeigte Gewalt war jetzt echt nicht schockierend oder 'never seen before'. Als Mittdreissiger falle ich vielleicht genau in die Generation, welche seit Jugend immer hört 'Killerspiele sind böse, gewalttätige Filme machen dich aggressiv, Rapmusik genau so' - und trotzdem habe ich es bisher überlebt, ohne abzustumpfen. Auch besteht die Serie aus mehr als nur Kopfschüssen, die Charaktere muss man verstehen und es ist aus verhaltenstechnischer Perspektive interessant. Der Kontrast zwischen Gewalt und Kinderspiel ist Stilmittel, der Plottwist am Ende so nicht erwartbar, aber fast erschreckend 'flach'. Ich hoffe, sie lassen es bei Staffel 1 bewenden.
Die Vergleiche zu den Tribute wurde ja schon gezogen, die sind im Prinzip nicht minder brutal, aber einfach aufpoliert...

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Beim Namen Squid Game, also Tintenfischspiel, muss ich an die Takotsubo-Kardiomyopathie denken. Das ist eine durch emotionalen oder physischen Stress ausgelöste Erkrankung der Herzmuskulatur, die sich wie ein Herzinfarkt äussert und wird auch als Syndrom des gebrochenen Herzens bezeichnet. Im Ultraschall ähnelt die linke Herzkammer einer japanischen Tintenfischfalle (Takotsubo).

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Unser Dozent hat auch öfter gepredigt: "Die Schwache nimmts". Dieses Prinzip hat Squid Game sehr gut dargestellt. Die Serie nicht schauen, weil zu viel Gewalt? Vielleicht sollte es umgekehrt sein, dass wir bei Gewalt noch stärker hinschauen?

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Ich habe es nicht gesehen und beabsichtige es voraussichtlich auch nicht. Aber eine Verständnis Frage habe ich: das sind Schauspieler, korrekt? Oder werden Leute rekrutiert a la big brother die bereit sind ihr Leben zu lassen?

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Oha, äh nein, das sind natürlich SchauspielerInnen. Aber schono interessant, dass wir das für möglich halten.

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Es wurde woanders als Reality Serie beschrieben, weswegen ich darauf komme.
Aber auch abgesehen davon: ist es einfacher das zu schauen, wenn man weiß dass es nicht echt ist? Wo ist tatsächlich der Unterschied für den Zuschauer? Ich frage aus echter Neugier, da ich bspw immer recht verschmelze in den Momenten mit den Filmen oder Serien (bin deshalb auch kein Science fiction Typ).

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Die Gesellschaftskritik ist definitiv vorhanden und immer präsent, aber sie ist mir zu seicht und die Gewaltdarstellungen in den Spielen zu abstrakt um als reinen Spiegel der heutigen Gesellschaft zu gelten. Viele der Gewaltdarstellung dient zur Unterhaltung und dem kurzfristigen Schocken und regt nicht zum Nachdenken über die gesellschaftlichen Verhältnisse an. Dazu ist das viele Sterben nicht bedrückend genug.

Einige Themen sind sehr gut gezeichnet: "Wert von Menschenleben" und "Geldgier" zum Beispiel, weniger aber die Kritik an systemischen Prozessen. Das reale System der Realität wird mit dem simplifizierten der brutalen, künstlichen Spiele ausgetauscht.
Die Anlehnung an Kinderspiele ist etwas pervers, aber ist für mich der interessanteste und schmerzhafteste Aspekt.
Mir gefällt auch der Fokus auf Masken während den Spielen. Das gibt dem ganzen die nötige Anonymität.

Ganz ehrlich: Man ist sich unterdessen aus Hollywood an brutalere Szenen gewohnt (aus "Kill Bill" und anderen Tarantino Filmen zB). Für besser geschriebene Systemkritik kann ich "Mr Robot" empfehlen (auch auf Netflix), für schmerzhaftere Spiele "Black Mirror".

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