Die Republik ist nur so stark wie ihre Community. Werden Sie ein Teil davon und lassen Sie uns miteinander reden. Kommen Sie jetzt an Bord!

DatenschutzFAQErste-Hilfe-Team: kontakt@republik.ch.



Grüezi Herr Graf
Auf einer unseren Wanderungen durch den verblieben Argentinischen Urwald fragte uns Ilario, Angehöriger der Volksgruppe der Guaraní warum trennt ihr alles, in Natur, Umwelt, Gott, Urwald, Mensch, Tiere wir sind doch alle eins. Wir betreiben weder Naturschutz noch Umweltschutz. Wenn wir ein Tier töten, bitten wir die Natur, den Schöpfer um Verzeihung und danken, dass wir uns von der Natur ernähren dürfen. Wir töten Tiere so wenig wie möglich, da wir damit immer auch ein Teil von uns töten. Wir entnehmen dem Urwald Fallholz und keine Bäume.
Auch die Bäume sind Teil von uns, wenn wir sie fällen töten wir immer einen Teil von uns selbst.
Als ehemaliger Präsident des WWF Aargaus habe ich mich immer geärgert über die Unwörter Natur und Umweltschutz. Es ist eine völlig Selbstüberschätzung des Menschen er stehe über der Natur, der Schöpfung.
Die Natur kommt auch ohne uns Menschen aus, wir aber nicht ohne Natur.
Ich frage mich, werden zuerst wir, seien es Sozialisten und Kapitalisten, aussterben oder die noch verbliebene Urvölker.
Sie können zumindest noch Feuer machen ohne Feuerzeug.

18
/
2

Stimme ihnen zu. Die Spezies Mensch glaubt allen ernstes, sich über alle Wesen erhaben zu fühlen, wenn er vorgibt, Natur und Umwelt schützen zu wollen. Eigentlich müsste der Mensch akzeptieren, dass er sich vor sich selbst schützen muss. Das wäre dann ein Anfang Richtung Koexistenz mit den Wesen dieser Welt.

19
/
1

diesen Gedanken, dass der Mensch akzeptieren müsste, dass er sich vor sich selber schützen muss. den nehme ich gerne mit. Danke.

8
/
0

Danke Herr Hofstetter
Zu den Unwörtern Naturschutz, Umweltschutz gehört auch das Unwort Klimalabor. Es könnten wir mit einen Labor das Klima retten.
Das verrückte ist, dass man selbst der Verwaltungsratspräsident der Republik glaubt er könnte mit dem Klimalabor mehr als 10000 neue Leser gewinnen und damit die Republik vor dem Konkurs retten..
Ich denke ich weiss von was ich spreche, wir sind gerade daran über eine Million Menschen zu gewinnen für eine Energiewende und dafür mehrere Milliarden zu organisieren.
Der Republik würden schon 2 Millionen pro Jahr genügen um die Löhne der Redaktoren nachhaltig zu sichern.

3
/
16
Sieglinde Geisel
Gründerin von tell-review.de
·

Interessante Diskussion. Morgen moderiere ich an der Uni St.Gallen im SQUARE eine Diskussion, in der es genau darum geht: Die Idee der Einheit, die Erde als ein "Pluriversum", in dem alles mit allem verbunden ist:
https://www.unisg.ch/de/news/verans…isruption/

5
/
0
Sieglinde Geisel
Gründerin von tell-review.de
·

Und hier noch der Ankündigungstext auf Deutsch (die Veranstaltung ist auf Deutsch und Englisch):

Mit dem Klimawandel endet das „Holozän“, jene 11 700 Jahre andauernde Epoche, deren optimales Klima die menschliche Zivilisation ermöglichte. In der Epoche des „Anthropozän“ greift der Mensch in die Atmosphäre, Geologie und Artenvielfalt der Erde ein. Wir befinden uns in einem gefährlichen neuen Klimaregime: Die extremen Umweltbedingungen könnten in weiten Teilen der Erde zum Zusammenbruch der Zivilisation führen. Lässt sich diese Entwicklung noch aufhalten? Ja, meinen die Vertreter einer neuen Denkrichtung aus dem globalen Süden. Sie sehen das „Pluriversum“ als Denkmodell der Zukunft. Der neue Begriff steht für die Vorstellung einer Welt, die nicht auf den Menschen ausgerichtet ist, sondern nicht-menschliche Lebewesen sowie die unbelebte Natur mit einbezieht. Das Pluriversum denkt nicht dualistisch, sondern relational: Alles steht mit allem in Beziehung.

9
/
0

Sehr spannend. Passen Sie auf, dass sie in der Republik keine Eigenwerbung machen. Man läufft Gefahr ausgesperrt zu werden.

1
/
13
Senftube
·

Wäre da nur nicht das Wort „Schöpfung“ aus der gleichen Tradition, die dem Menschen gesagt hat, er solle als Krone derselben hingehen und sie sich Untertan machen. In animistischen Religionen galt noch alles als beseelt. Ob Illario wohl gefragt hätte: „Warum trennte ihr Schöpfer und Schöpfung?“

3
/
0

Diese Frage hat er sehr wohl gestellt. Ich habe es hier nur nicht erwähnt.

2
/
0

Die Erzählungen indigener Völker und deren Verwunderung über das Verhältnis der Europäer:innen zu "Natur, Umwelt, Gott (gibt es nur einen, den einen?!) Urwald, Mensch, Tiere" sind seit Generationen bekannt, ohne dass sie je Konsequenzen gehabt hätten. Diese Erkenntnis braucht wahrlich keine Flugreise mehr um die halbe Welt. Sie wandern im argentinischen Urwald? Sind Sie zu Fuss dahin gelangt?

0
/
0

Nach der Lektüre frage ich mich: „Ja - und jetzt?“
Welche Absicht hat der Artikel? Welche Absicht hat diese Serie?
Soll die Serie oder dieser Artikel beobachten, wie Literatur mit den Themen „Klimakrise“, „Transformation“ umgeht?
Noch (!) haben wir Zeit zu handeln! Ich wünschte, es würde ein Text / Roman vorgestellt, der sich mit den Themen „Hoffnung“, „Handlung“, „Engagement“ auseinandersetzt.
Beobachten können wir ja schon gut.

6
/
5

Liebe Frau Z., was die Absichten und Ziele der Serie sind, ist
hier im Einführungstext beschrieben. All die Themen, die Sie sich wünschen, meine ich, werden Ihnen in der Serie wiederbegegnen, möglicherweise aber auch in einem etwas anderen Sinn, als Ihnen vorschwebt. Denn ich denke, dass Sie auch in dem Roman von Molinari Anregungen dazu finden können. Die Mittel der Literatur sind aber natürlich andere, vielleicht indirektere mit Blick auf so etwas wie «Argumente»; dafür aber sinnlichere als in Argumentationstexten. Dabei versteht sich die Serie natürlich nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zu all dem anderen Klimajournalismus, den wir bei der «Republik» machen. David Bauer hat ja schon auf verschiedene Texte zu den von Ihnen genannten Themen hingewiesen. Und was Bücher angeht, wenn Ihnen der literarische Zugang weniger zusagt: Auch die Sachbücher zum Thema werden weiterhin eine sehr gewichtige Rolle bei uns spielen. Beispiele aus der Vergangenheit finden Sie etwa hier, hier, hier oder hier.

7
/
0

Lieben Dank für die Antwort!
Üblicherweise bin ich keine grosse Nervensäge, aber die Klimakrise bedroht unser aller Leben, daher muss ich weiter meine Gedanken teilen:
Das beschriebene Buch klingt gut, die Gedanken sind gut, aber nicht neu.
Mich persönlich beschäftigt aktuell vor allem die Frage: wieso kommen wir nicht (noch mehr) ins Handeln?
Ich würde das Thema öffnen und schauen, wer oder was beschäftigt sich im „Kulturbetrieb“ mit der Klimakrise / der Transformation?
Wie wird das Thema in Filmen aufgegriffen oder eben nicht? Ganz simples Beispiel: wieso darf der Bergdoktor weiter mit einem uralten Mercedes durch die Berge fahren und hat noch kein E-Auto? Was hält den Drehbuchautor davon ab, das Auto des Bergdoktors zukunftstauglich zu platzieren? Wieso ist das Traumschiff nicht solargetrieben? Was fehlt, um diese Vorreiterposition einzunehmen
Wo wird das Thema in der Musik aufgegriffen oder eben nicht? Was hält Kulturschaffende davon ab, klare Statements zu setzen? Wieso wird stattdessen soviel Ablenkung angeboten? Ist allen das Thema und seine Dringlichkeit nicht klar?
Das würde ich sehr spannend finden.

6
/
1
David Bauer
Projektleiter Klimalabor @ Republik
·
· editiert

Für Hoffnung und Handlung lege ich Ihnen diesen wunderbaren Text von Daniel Graf ans Herz: Ja, Zukunftslust, verdammt! Oder vielleicht diesen Gastbeitrag von Rebecca Solnit. Oder wenn Sie's etwas kürzer mögen, diesen Text von Hannah Ritchie, den wir gerade vergangene Woche publiziert haben: Mit der Hoffnung hat sich alles geändert.

8
/
1
· editiert

"Naturschutz" taucht erst auf, wenn das Grosse, aber als Feindliche empfundene, weil nicht auf die meisten unserer Konzepte wie "nützlich - schädlich", "wertvoll" usw. passend, zerstört wurde.
Dass wir uns und alle Nachfolgenden berauben, merken wir nicht, gefangen in unseren Konzepten, mit welchen wir uns von Quartal zu Quartal hangeln.
Eine meiner Erkenntnisse aus dem "Naturschutz" - doch nichts machen, ist auch keine Lösung mehr.

6
/
0
· editiert

Lieber Herr Graf, ich glaube, man muss die Sache, also den Roman sowie das Naturverhältnis, noch reflexiver, komplexer, ja selbstwidersprüchlicher denken. Nur grob angeschnitten:

  1. Der offensichtlichste Widerspruch, der vermutlich, weil er so offensichtlich ist, gerade nicht gesehen wurde, schlägt sich sowohl sprachlich im Roman als auch in unserem Naturverhältnis nieder: Wenn wir die Arktis, oder generell die Natur so gelassen hätten, wie sie war, dann hätten wir nie von all den wunderbaren Tieren mit ihren poetischen von Menschen erhaltenen Namen, wie dem Grönlandhai, erfahren. Molinaris Poesie ist also direkt abhängig von der modernen Naturwissenschaft. Ohne diese hätten wir letztlich auch viel weniger über die Verletzlichkeit der Natur erfahren.

  2. Ohne Wissenschaft hätten wir auch viel weniger über die verschiedenen Arten des Wachstums erfahren. Denn die Natur kennt nicht nur zyklisches, selbst-begrenztes Wachstum – das wäre eben eine simplifizierende und unterkomplexe Idealisierung und Romantisierung der Natur – sondern auch, wie wir jüngst schmerzhaft in aller Härte erfahren mussten, exponentielles (bzw. logistisches) Wachstum. Vielleicht geht es weniger darum, wie die Metaphorik des Kapitalismus auch die Sprache kolonisiert, sondern gerade umgekehrt: Wie die Metaphorik der Natur – "aufblühen", "florieren", "wachsen" – die Sprache des Kapitalismus kolonisiert. Leider nur einseitig.

Vielleicht sollten alle mal beobachten, was geschieht, wenn eine Bakterienkultur innerhalb der Grenzen einer Petrischale exponentiell wächst.

Die Bakterienzellen verhungern oder sterben an Ausscheidungsprodukten des eigenen Stoffwechsels, die in dieser Phase in hoher Konzentration vorliegen.

1
/
1

Liebe:r Anonym 1, haben Sie vielen herzlichen Dank. Was Sie schreiben, finde ich hochinteressant. Und ja, vielleicht hätte ich den Punkt mit der Widersprüchlichkeit der Naturerkundung noch unmissverständlicher formulieren sollen (ich hatte gedacht, es würde sowohl aus den Romanzitaten, als auch aus meinen Ausführungen klar). Natürlich geht es genau um diese tiefe Ambivalenz: dass die Geschichte des menschlichen Wissenserwerbs über die Natur eben auch mit massiver Zerstörung und Gefährdung einherging, es aber zugleich kein naives «Zurück zur Natur» geben kann. Sondern die Hoffnung nur auf einem selbstreflexiven aufgeklärten Wissen ruhen kann, das mit Verantwortungsbewusstsein – und das heisst wohl auch: mit gezielten Formen der Selbstbeschränkung – einhergeht, also zum Treiber von problembewussten Entscheidungen und Handlungen wird.
Bei Ihrem zweiten Punkt gehe ich weniger mit. Natürlich stimmt es, was Sie zu den verschiedenen Arten des Wachstums sagen, aber in der politischen Dimension des Romans geht es (jedenfalls in meiner Lesart) vor allem darum, dass sich natürliches und kapitalistisches Wachstum eben nicht ohne Weiteres parallelisieren lassen, sondern dass politisch genau die Frage zentral ist, welches Wachstum mit welchen Effekten wir wollen. Entsprechend lässt sich in meinen Augen auch nicht sinnvoll davon sprechen, dass die Naturmetaphorik den Kapitalismus kolonisiere, weil das Wortfeld der Kolonisierung Machtverhältnisse und illegitime Zerstörung zum Ausdruck bringt. Man wird aber kaum davon sprechen können, dass dieses Bildfeld dem Kapitalismus Schaden zufüge, sondern genau umgekehrt: Die Naturmetaphorik zur Beschreibung ökonomischer Vorgänge zeigt an, in welch hohem Masse wir Phänomenen den Anschein der Selbstverständlichkeit geben, die der kritischen Hinterfragung bedürfen. Womöglich aber meinen wir hier im Grunde das Gleiche. Jedenfalls nochmals besten Dank für Ihre Gedanken und die Präzisierungen.

7
/
0