Die Republik ist nur so stark wie ihre Community. Werden Sie ein Teil davon und lassen Sie uns miteinander reden. Kommen Sie jetzt an Bord!

DatenschutzFAQErste-Hilfe-Team: kontakt@republik.ch.



Wie naiv muss frau sein, um nicht sich im klaren zu sein, dass nackte Frauen auf der Bühne IMMER - egal was da "gesagt" werden soll - in erster Linie Sexphantasien bedienen und damit eben genau das Klischee. Und damit vor allem Erfolg über Spektakel haben, was immer frau sich sonst einredet. Das Ganze ist wirklich mind. 50 Jahre alt, stammt aus den Jahren des Protests gegen sämtliche Traditionen, war mal lustig, mal weniger, ist doch Wurst, ob es früher eher Einzelaktionen waren. Es wird stundenlang sogar kontraproduktiv der Kurzschluss "Frau=Körper" zelebriert.
Und auch die besonderen Situationen des Frauenlebens sind nun jahrzentelang in allen möglichen Formen auch theatral durchgekaut worden. Meine ganzen jungen und mittleren Jahre waren voll mit solchen kulturellen Anlässen. An jeder lokalen Kunstvernissage im Freundeskreis musste mindestens noch eine Performance mit einer nackten Frau mit feministisch-progressiver Aussage sein. Meistens mit Publikum, das sich begeistert gab, aber sichtbar unsicher, ob das nun etwas war...
Vieles war nötig. Ob "Freakshows" es auch sind? Etwas anderes sind so extreme Zurschaustellung von Körperöffnungen eigentlich nicht. Im Gegensatz zu den Darstellerinnen im Text weiss wohl heute auch jede/r Normalo/a, was alles so abgehen kann. Und Selbsttherapie nach Anorexie, etc. wäre wohl erkenntnisreicher, wenn es den zugrundeliegenden Kontext reflektiert, statt einfach drastisch die Körperfolgen zu zeigen.
Aber eines der grossen Probleme der Bildung von stabiler Genealogie von Frauenleben ist ja, dass die nächste Generation immer wieder meint, sie erfinde gerade etwas Revolutionäres für Frauen, weil sie wenig Kenntnis über die vorherigen Generationen hat. Die Jugend ist immer etwas anmassend, war ich auch, aber so stellt Frau sich halt ein Bein und beteiligt sich unfrewillig genau an der Weiterführung des Vergessens.
Die letzten 40 Jahre neoliberaler und eigentlich konservativer Marktschreierei hat dabei natürlich geholfen.
Tja, das Publikum, in erster Linie ja hier sicher ausschliesslich das urban-progressive, feiert diese Inszenierungen natürlich, doch ich denke, da ist wie so oft auch viel "Kaisers neue Kleider-Reflex" dabei: Zu bejubeln, was die anderen bejubeln. Ein Teil Feministinnen sind sicher auch begeistert, aber in der Regel eben auch eher jüngere, die sehr oft die grossen Standardwerke ihrer Vorgenerationen aber nicht gelesen haben, oder nur sehr wenig. Wenn sie Freude haben, ist das ok, doch sie müssen sich nicht wundern, wenn sich die Häuser leeren. Nicht nur bürgeliche Menschen haben einen etwas höheren intellektuellen Reflexionsanspruch, oder auch nur ästhetischen. Schaut etwas kritischer auf die "Bubbles", liebe RepublikanerInner.

57
/
11
· editiert

Liebe Frau P.
Ihr Kommentar hat mich zum Denken angeregt. Danke dafür! In einem Punkt kann ich sie verstehen. Nämlich, dass die heutige Generation von Feminist:innen von der Gestrigen als anmassend empfunden werden kann. Schliesslich wird immer wieder auf die sog. ‚Boomer:innen‘ geschossen und dabei wird verkannt, dass es eben auch ‚Boomer:innen‘ gab, die mit unglaublicher Kraft für den Feminismus gekämpft haben. Ohne diese Feminist:innen von Gestern gäbe es den heutigen Feminismus nicht. Sie scheinen auch zu dieser Generation zu gehören. Respekt. Danke dafür!
Bezüglich Ihrer Analyse von Flo Holzingers Arbeit muss ich Ihnen etwas widersprechen. Ich hatte das Glück, einen Workshop von Holzinger an der HKB zu besuchen. Für mich als cis-Mann war das eine sehr bereichernde Erfahrung. Holzingers Arbeit mit Körpern ist eben nicht einfach nur die Nacktheit, sondern auch der Tanz und der Extremsport. Jeden Morgen standen 2 Stunden Crossfit auf dem Programm und zwar in der Hardcore Version. Für mich als ehemals sportlicher cis-Mann war es sehr wertvoll zu ERFAHREN, dass sich das Training für mich wie eine Everestbesteigung anfühlte, während es für Flo Holzinger eher ein Sonntagnachmittagsspaziergang war. Sie können nun sagen, dass es ja schon lange Spitzensportler:innen gibt, die weitaus mehr drauf haben als der Durchschnittsdude. Ich glaube aber fest daran, dass dies, wenn man es auf einer Bühne sieht oder in einem Workshop miterlebt, eben eine andere intensivere Erfahrung ist, als wenn ich Lara Gut-Behrami bei der Abfahrt zukucke. Und darum gehts eben in der Bühnenkunst. Um ERFAHRUNG. Ich konnte all das schon vorher kognitiv reflektieren, aber nicht erfahren.
Es mag sein, dass Flo Holzingers Arbeit das Rad nicht neu erfindet. Doch wie Sie richtig gesagt haben, werden Frauen, die sich nackt in einer Bühnensituation begeben, meist von cis-Männern immernoch sexualisiert. Ich glaube aber, dass sich dass ändern kann und muss. Denn wenn ich als cis-Mann eine nackte Frau auf der Bühne sexualisiere, liegt das nicht an meinem kleinen Pullermann, sondern an meiner toxisch-männlichen, weissen Sozialisierung. Die muss ich körperlich wie auch geistig reflektieren. Und da hilft es mir, wenn ich Kunst erfahre, die mit Nackheit spielt und mich konfrontiert. Exposition.
Nacktheit auf der Bühne ist nichts Neues, da haben Sie recht. Ich durfte viele Filmaufnahmen sehen, von Künstler*innen aus älteren Generationen, zu denen ich selbst nicht angehöre. Ich war eben nicht dabei. Gäbe es keine Weiterführung von diesen Arbeiten, würde ich sie nicht live erfahren können. Für mich ist diese Erfahrung eine grosse Chance um mich mit meiner toxischen Sozialisierung auseinanderzusetzen.
Dass Sie das Zeigen von Körperöffnungen auf der Bühne als „Freakshow“ empfinden, finde ich bedauerlich. Noch immer leben wir in einer Gesellschaft, in der queere Sexualpraktiken als abartig kategorisiert werden. Kunst mit Körperöffnungen hat daher für mich noch immer einen revolutionären Charakter. Diese Kunst zu erfahren, bringt mich dazu, mich mit meiner heteronormativen Prägung auseinanderzusetzen.

Sorry, dass ichs nicht geschafft habe, mich mit weniger Worten auszudrücken.

Respektvollst
Stefan

18
/
10

"Doch wie Sie richtig gesagt haben, werden Frauen, die sich nackt in einer Bühnensituation begeben, meist von cis-Männern immernoch sexualisiert. Ich glaube aber, dass sich dass ändern kann und muss. Denn wenn ich als cis-Mann eine nackte Frau auf der Bühne sexualisiere, liegt das nicht an meinem kleinen Pullermann, sondern an meiner toxisch-männlichen, weissen Sozialisierung."

Boah. Manchmal frage ich mich was schief in einer Gesellschaft läuft, wenn zwischen oversext and underfucked geil werden sexistisch im negativen Sinne ist. An meine Rebublik Affäre: Danke, findest du mich im nackt immer noch am schönsten und ich dich auch.

11
/
2

sex sells. Nachdem die Republik Abonnemente verschenkt und somit alle Mitglieder, die normal bezahlt haben, verärgert, versucht es die Republik auch noch mit "sex sells". Da scheint die Redaktion ja recht verzweifelt zu sein.

4
/
36
Bettina Hamilton-Irvine
Co-Chefredaktorin
·

Lieber Herr N., nein, verzweifelt sind wir zum Glück nicht. Und für mich wäre die Thematisierung von Sex auch kein Hinweis auf Verzweiflung, ist Sexualität doch ein zentrales Lebensthema. Allerdings geht es Florentina Holzinger weniger um Sex als um Feminismus, um Körperbilder und um die Inszenierung des Körpers als politischer Akt.

Und zu Ihrer Bemerkung, wir hätten alle Mitglieder mit unserer Jubiläumsaktion verägert: Es tut mir aufrichtig leid, wenn wir Sie damit verärgert haben. Allerdings weiss ich aus unzähligen Rückmeldungen unserer Verlegerinnen, dass sehr vielen davon die Republik als unhängige Stimme in der Medienlandschaft enorm wichtig ist und ihnen unser Fortbestehen am Herzen liegt. Und dieses Fortbestehen ist nun mal nur möglich, wenn wir auch immer wieder neue Abonnentinnen und Abonnenten gewinnen können. Daher hoffe ich sehr, dass viele davon verstehen, wie wichtig es ist, dass wir in Sachen Abozahlen stabil aufgestellt sind. Dazu möchte ich zwei weitere Punkte gern erwähnen: Einerseits haben alle Personen auch ausserhalb unserer Jubiläumsaktion die Möglichkeit, einen selbstgewählten Preis fürs Abo zu bezahlen, wenn sie sich den regulären Preis nicht leisten können. Und andererseits können auch Sie, wenn Sie mit der Aktion fünf Mitstreiter-Abos vergeben, fünf zusätzliche Gratismonate an Ihr eigenes Abo anhängen. Das ist dann fast ein halbes Jahr gratis, womit Ihr Preis fürs kommende Jahr ungefähr gleich hoch wäre wie der Durchschnittspreis, den die neuen Abonnenten via Jubiläumsangebot bezahlen. Beste Grüsse, Bettina Hamilton-Irvine

36
/
1

Hier Mitglied. Ich bezahle mein Abo normal und bin nicht verärgert. Im Gegenteil eigentlich. Mir gefällt die Aktion. Es gibt mir einen Anlass, die 5 Jahre zu reflektieren und wieder einmal mit potentiellen Mitstreiter:innen über die Republik (ihre Themen und über Journalismus) zu sprechen und die Republik mit einem super Angebot zu bewerben - ohne mich zu bereichern (Haken gesetzt).

34
/
1
Bettina Hamilton-Irvine
Co-Chefredaktorin
·

Vielen herzlichen Dank, Herr M., was für ein Traum, Verleger wie Sie zu haben! Ich hoffe, wir können Ihnen auch in den kommenden Jahren immer wieder Diskussionsstoff liefern. Und vielen herzlichen Dank für Ihr Engagement, wir schätzen das sehr. Herzlich und ein schönes Wochenende! Bettina Hamilton-Irvine

4
/
1
Nadja Schnetzler
Mitgründerin Republik (she/they) 🌈
·

Ich habe „Ophelia‘s got Talent“ in Berlin gesehen. Zusammen mit meinen erwachsenen Kindern, 20 und 23. Keine Besprechung der Welt kann dem Erlebnis dieses Stücks gerecht werden. Es ist ein Feministisches Manifest, hatte etwas Läuterndes, Befreiendes, baute mich auf, riss mich nieder, liess Utopien erahnen, und zeigte mir, was Frau* sein alles bedeuten kann, als Gemeinschaft, als „Bande“. Ich ging gestärkt aus der Volksbühne, und wir haben noch tagelang über das Stück gesprochen, es hallt immer noch nach.

39
/
8
feministisch, altaberweise
·

Es entsetzt mich und macht mich traurig, dass es so viel Gewalt und Exhibitionismus auf der Bühne braucht, damit die Massen ins Theater strömen. Und es entsetzt mich und macht mich traurig, dass das dann gefeiert wird.
Mir wären halt immer leise Töne lieber, die dann ins Mark treffen. Andererseits verstehe ich sehr gut, dass zornige Frauen lieber Getöse wollen….und vielleicht ist für sie der Preis ja auch so oder so gleich hoch?

39
/
9

Ich habe den Artikel gerne gelesen und finde die Fotos gut. Danke dafür den Frauen Stahl und Giacomo; gerne mehr Kultur. @ Nadja Schnetzler: Ich kann mir vorstellen, dass das Stück einschlägt und lage nachhallt. Obwohl Nacktheit als künstlerischer Ausdruck nicht ganz neu ist;) scheint Frau Holzinger zeitlose Themen sehr erfolgreich zu interpretieren. Wir (Frauen) könnten ihr dafür auch gratulieren, sogar dann, wenn das Stück nicht unseren Werten entspricht. Feminismus ist vielgestaltig.

17
/
4

Ich mag Kulturartikel. Aber das Stück kommt vielleicht nie in die Schweiz und beim überfliegen des (20 min) Textes hatte ich den Eindruck das er bisschen abstrakt ist, so ohne das Stück gesehen zu haben, ohne es in Zukunft sehen zu können und ohne die Künstlerinnen zu kennen. Natürlich ist unmöglich dass jede/n immer alles anspricht, aber manchmal bekomme ich bei Theater-Journalismus schon das Gefühl, das ausserhalb von Berlin und evt. Wien nichts läuft? Das ist natürlich nicht (nur;) der Fehler der Republik.

10
/
0

Gut für die Berliner Schaubühne und die One Night Jagenden.
Mich langweilt schon nur die Besprechung trotz kunstvollster Diversitäts- und Enthüllungs- Genuss- Versprechungen.

28
/
23

"Klageweiber" von Solmaz Khorsand vom 06.07.2018 passt vielleicht wirklich dazu.

0
/
0
Junger Mensch
·

Zum Glück ist der Besuch dieses Stückes freiwillig.

Bleibt nur zu hoffen, dass dafür keine Steuergelder benötigt wurden.

16
/
56