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Theologin/Pfarreiseelsorgerin
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Also allein die Fotos aus dem Film packen mich. Hoffentlich verlässt der die AppleTV Blase. Danke für den Beitrag!

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Theologe & Religionspädagoge
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Toller Text. Macht Lust auf Shakespeare und auf Cohen. Danke sehr!

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Ja, der Text ist insgesamt toll, wenn nur das etwas peinlich umarmende "wir" nicht wäre. Auch 2022 gibt es sehr viele differenzierte Menschen, die lesen, unterscheiden und auch vermeintlich alte, aus der Zeit gefallene Texte durchaus schätzen und geniessen.

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Leserin
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Shakespeare und Coen(s) ziehen mich seit jeher magisch an. Nebel und Nebelspalter hab ich im Überfluss um mich herum. Die Einladung zu meiner Kinder Apple-TV erwirke ich mir stante pede. Die Rezension hätte ich dazu gar nicht gebraucht. Prinzipiell lese ich keine. Diese hier allerdings bringt eine vertraute Saite zum Schwingen, ist eine geniale Startzündung. Ganz grossen Dank dafür!!!

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Andreas Winter
Leser
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· editiert

"Shakespeare wird uns nach 400 Jahren fremd" - ja, wirklich, euch wird er fremd? Habt ihr ihn denn gekannt? Uns Lesern ist der grösste Dramatiker der Weltliteratur seit 400 Jahren so fremd wie faszinierend. Wir hoffen, mit Recht, dass wenn es in 400 Jahren noch Leser gibt, sie auch dann noch von der Schönheit seiner Sprache und der Vielgestaltigkeit seiner Schöpfung eingeladen werden, ihn kennenlernen zu wollen.
So sehr mir diese Grundstimmung der Rezension missfällt, hat es mich doch gefreut, wieviel Gedankenreiches zum Film und zu Shakespeare sie zu sagen hat. Chapeau jedenfalls vor Joel Coen (diesmal ohne seinen Bruder!) und seiner Neuverfilmung. Vergessen wir dabei nicht die lange Geschichte imaginativer Inszenierungen dieses Stücks, die ja alle den Reichtum der shakespeareschen Welt und der Fantasie seiner Leser belegen. Unter den Filmfassungen sei vor allem an die von Orson Welles und von Akira Kurosawa erinnert, die ich gerne wieder-sehen werde, bevor ich mich Denzel Washington und Frances McDormand stelle.

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Leserin
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Wir sind nicht bei uns selbst angekommen, solange Shakespeare unsere Stücke schreibt.

Heiner Müller

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Leser
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Wunderbar, fast wie eine Erscheinung im Nebel.

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Ihr Text hat mich verführt, Apple TV zu abonnieren, um diesen Film zu sehen. Ich habe diese elitäre Zumutung aber nur 45 Minuten lang ausgehalten und das Abo gleich wieder gekündigt.

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Das liebe Geld eben… letztlich oder doch nicht?

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Mit einer intertextuellen Lektüre lässt Müllers 3-Cent-Briefmarke als supplement, Strassbergs pharmakon und Kollys «Die Frau, eine Verpackung» zusammen lesen.

Beginnen wir mit einer Marginalie: In einer Bildunterschrift heisst es:

Aus der schwangeren Polizistin in «Fargo» wird 25 Jahre später die unheilsschwangere Lady Macbeth: Frances McDormand.

Aus Frances McDormand wird die schwangere Polizistin in «Fargo» und aus dieser die unheilsschwangere Lady Macbeth.

Die Frau als Verpackung, als Gefäss, als Trägerin: Eines Kindes, einer Hoffnung, eines Unheils. Dies reproduziert einen archetypischen Mythos. Pandora (altgr. die All-schenkende) öffnet ihre Büchse, aus der alle Laster und Untugenden, Arbeit, Krankheit und Tod, kurz das Schlechte die Welt heimsucht. So wie Eva, das Leben, durch das Lesen der Frucht des «Baumes der Erkenntnis» – Wissen und Sexualität sind hier untrennbar ineins – lernt, selbstständig zu differenzieren, worauf Gott-Vater sie aus dem Paradies vertreibt, dieser umzäunten Insel, dieser reinen Form, dieser heilen, undifferenzierten All-Einheit.

Verloren also die absolute Identität und vollkommene Präsenz Gottes.

Doch was, wenn nach der «Götzen-Dämmerung» für uns Sein und Schein zusammenfällt? Nietzsche frohlockt in «Wie die ‹wahre Welt› endlich zur Fabel wurde. Geschichte eines Irrtums»:

mit der wahren Welt haben wir auch die scheinbare abgeschafft!

«Wahrheit und Lüge» gibt es nur noch «im aussermoralischen Sinn»:

Was ist also Wahrheit? Ein bewegliches Heer von Metaphern, Metonymien, Anthropomorphismen, kurz eine Summe von menschlichen Relationen, die, poetisch und rhetorisch gesteigert, übertragen, geschmückt wurden und die nach langem Gebrauch einem Volke fest, kanonisch und verbindlich dünken: die Wahrheiten sind Illusionen, von denen man vergessen hat, daß sie welche sind, Metaphern, die abgenutzt und sinnlich kraftlos geworden sind, Münzen, die ihr Bild verloren haben und nun als Metall, nicht mehr als Münzen, in Betracht kommen.

Oder als Prinzip des Immoralismus: Wenn Gott tot ist – und Sein und Schein zusammenfallen –, dann ist alles erlaubt!

Doch vollkommene Präsenz ist nur möglich, wenn keine Zeitdauer, keine Veränderung, keine Differenz eintritt – wenn also alles Leben fehlt: im Tod.

Wenn die Totalität nur Tod zur Folge hat, wenn das Ganze das Unwahre ist, und es kein richtiges Leben im falschen gibt, dann gibt es Leben nur mit Anderen im Nicht-Ganzen, im Nicht-Grossen, also im supplement, im kleinen – ein vollwertiger Ersatz, deren Begehren nach dem Grossen Ganzen sich nie erfüllt, immer Hoffnung bleibt.

Aus Frances McDormand wird die schwangere Polizistin und die unheilsschwangere Lady Macbeth. Die 3-Cent-Briefmarke ist das supplement gegenüber dem big money, dem Grossen Geld, das Grosse, Volle Leben, die Grosse, Männliche Tat, die Gewalt und der Tod. Das supplement ist die kleine Frau, die prosaische Liebe, das bescheidene Leben, das ungeborene Kind, die Hoffnung.

Doch Nietzsche sagte auch zur Hoffnung, welche als einziges in Pandoras Büchse blieb, ehe sie verschlossen wurde: Sie sei das übelste aller Übel, weil «der Mensch, auch noch so sehr durch die anderen Übel gequält, doch das Leben nicht wegwerfe, sondern fortfahre, sich immer von Neuem quälen zu lassen» und sie so letztlich die Qual verlängere.

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