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Der Artikel hat viele gute Punkte, aber was mir sehr fehlt, ist eine tatsächliche Einordnung des Stands der Wissenschaft zu Risiken von 5G und zu "Elektrosensibilität". Einfach zu schreiben, es könnte "nicht ausgeschlossen werden", reicht eben nicht und kann schnell in eine ziemlich esoterische und unwissenschaftliche Ecke kippen.

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Ja, ging mir auch so, Wikipedia sagt zum Beispiel zu Elektrosensibilität:

Studien können die behauptete Elektrosensibilität beim Menschen mehrheitlich nicht belegen. Bei Personen, die sich selbst als elektrosensibel bezeichneten, konnte kein Zusammenhang zwischen subjektiven Symptomen und Anwesenheit von hochfrequenten Feldern kausal gezeigt werden. Weder konnten solche Personen echte magnetische Impulse von Scheinimpulsen unterscheiden, noch können sie elektromagnetische Felder (EMF) selbst wahrnehmen. Stattdessen wird ein Nocebo-Effekt oder auch andere, zugrunde liegende (mentale) Krankheiten als mögliche Erklärung angeführt.

Das hätte meines Erachtens im Artikel irgendwie erwähnt werden müssen. Das heisst ja nicht, dass die betroffene Person nicht leidet, aber es ist halt gut möglich, dass das Leiden nicht direkt mit EMF zusammenhängt.

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Florian Gysin
Software Engineer
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Merci, ich wollte gerade genau das gleiche schreiben. Elektrosensibilität kann zum jetzigen Stand des Wissens als nichts anderes als esoterische Schwurbelei bezeichnet werden.

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acc@eml.cc
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Wobei man grunsätzlich auch unterscheiden sollte zwischen elektrosensiblen Menschen und dem generellen Risiko für Menschen. Geht man der Quellangabe [1] des Wikieintrags nach, kann man u.a. lesen:

"Neue Technologien

Die noch verbliebenen offenen Fragen zu biologischen und gesundheitlichen Wirkungen hochfrequenter elektromagnetischer Felder werden weiter untersucht, ebenso mögliche Wirkungen in Frequenzbändern, die bislang nicht für drahtlose digitale Kommunikationstechniken genutzt wurden.
[...]
Aus wissenschaftlicher Sicht können derartige Wirkmechanismen zwar für Frequenzbereiche und Modulationsverfahren, die im Einzelnen nicht untersucht wurden, aus grundsätzlichen Erwägungen nicht ausgeschlossen werden. Sie sind jedoch in Anbetracht der zahlreichen national wie auch international vorliegenden Forschungsergebnisse sehr unwahrscheinlich.
[...]" https://www.bfs.de/DE/themen/emf/hf…_node.html

Das wäre dann afaik tatsächlich auch der Stand der aktuellen Forschung: sehr unwahrscheinlich, kann aber nicht ausgeschlossen werden. Dann wäre vielleicht noch zu beachten, dass der Staat ja schlecht sagen kann, dass eine Technologie für die er teure Lizenzen verkauft, schädlich ist. Das einfach zur Ergänzung meinerseits...

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„Burden of Proof“ so als Stichwort👍

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Tobias Oetiker
Full Stack Engineer
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Das Problem bei der «Elektrosensibilität» ist, dass die Betroffenen sich für ihr Symptom gleich selber eine Ursache gesucht haben. Das Symptom selbst (Schlafstörungen zum Beispiel) ist jedoch nicht eines das nur im Zusammenhang mit elektromagnetischen Feldern auftritt. Zudem konnten Versuche unter kontrollierten Bedingungen keine Korrelation zwischen den Symptomen und elektromagnetischen Feldern aufzeigen.

Normalerweise, wenn so ein Fall auftritt (die vermutete Ursache erweist sich als nicht zutreffend), wenden sich die Patienten und ihre Gesundheitsfachpersonen andern möglichen Ursachen zu. Nicht so bei den «Elektrosensiblen». Da heisst es: Ihr habt schlecht gesucht, ich bin sicher, dass es der «Elektrosmog» ist. Das geht im Labor nur deswegen nicht, weil die Forscherinnen mir nicht positiv gesinnt sind.

Alternativ wird nun Thema wird geändert auf: OK, kurzfristig ist nichts feststellbar, aber wer kann mir beweisen, dass es nicht in 20–30 Jahren zu Schäden kommt.

[hilft zwar den leuten mit kopfschmerz nicht, die haben ja durchaus jetzt ein problem, dass sie mit mobilfunk verbinden.]

Das perfide an der Frage nach den Langzeitfolgen ist, das es bei einer Sache wie Mobilfunkstrahlung unmöglich ist zu untersuchen. Es gibt keine Kontrollgruppe (Leute die in den letzten 20–30 Jahren genau gleich gelebt haben wie wir hier aber einfach OHNE Mobilfunk). Das gleiche Problem wie die Frage: macht das Internet die Jugend dümmer?

Auch wenn es sich zeigen sollte, dass die Fälle von Krankheit X in den letzten 20–30 Jahren zugenommen haben, ist wegen dessen noch nicht klar, dass das mit dem Mobilfunk zusammenhängt. Es haben sich noch viele andere Dinge in unserem Lebenswandel verändert in der Zeit. Vielleicht liegt es ja an der höheren durchschnittlichen Umgebungstemperatur, der wir ausgesetzt sind.

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Ging mir gleich. Die Lektüre des zweiten Teiles bestätigte meinen ersten Eindruck: Die Reportage besitzt eine starke Schlagseite, d.h. sie wurde unter einem Bias und mit einem klaren politischen Interesse geschrieben, ist also unausgewogen und streckenweise tendenziös.

Es ist von vornherein klar, wie die Sympathiepunkte verteilt sind. Hier die gierigen Unternehmer, intransparenten Lobbyisten und nicht vertrauenswürdigen Politiker – da der ehrliche, einsame Wissenschaftler, die arme Leidtragende und der aufrechte Anwalt.

Während der Forschungsstand bezüglich Elektro(hyper)sensibilität in wenigen Sätzen mit "kann nicht ausgeschlossen werden" abgehandelt wird, wird der anekdotischen Evidenz der Frau Luginbühl – und der des Anwalts ("Bluetooth-Gerät") – sehr viel Raum und Emotion beigemessen, ohne dass sie dieselbe penible kritische Überprüfung stösst wie die Wissenschaft und Politik, bei welchen jeder kleinste Fehltritt hervorgehoben wird.

Aber sowohl bei der Gesundheitsgefährdung als auch bei der Elektro(hyper)sensibilität ist wissenschaftlich nur klar, dass vieles unklar ist. Diese Ungewissheit herrscht in beiden Richtungen. Doch die Reportage vergibt mittels Diskreditierung und anekdotischer Evidenz der einen Richtung mehr Kredit – mehr als der Stand des (Un-)Wissens zulassen würde.

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Pascal Sigg
Freier Reporter
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Sie finden mehr dazu in Teil 1.

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Danke für den Hinweis, aber ich habe tatsächlich nicht viel zum tatsächlichen Stand der Forschung zu 5G gelesen, eher über die Forschungslandschaft und Lobbyinteressen? Und zu sog. Elektronsensibilität fehlt mir trotzdem die Einordnung, Anonym 2 hat dazu einen guten Punkt.

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Tobias Oetiker
Full Stack Engineer
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Schade, dass der Artikel keine technischen Gründe nennt, die gegen die Erhöhungen der Antennenleistung sprechen. Denn das ist sehr einfach und logisch.

Je grösser die Leistung einer Antenne ist, umso grösser ist der Empfangsaradius der Antenne. Die Datenübertragungsleistung wird jedoch NICHT verändert . Das heisst aus Konsumentensicht sind stärkere Antennen schlicht eine Mogelpackung. Das Mobiltelefon zeigt dann zwar vielleicht plötzlich fünf Strichli beim 5G Empfang, aber da die Antenne nun mit viel mehr Leuten geteilt werden muss, sinkt die Datenübertragungsleistung entsprechend ab.

Ein Grund warum wir in der Schweiz eine dermassen gute Netzqualität, mit generell sehr guter Datenübertragungsleistung haben, ist der tiefe Strahlungsgrenzwert. Er zwingt die Telecoms, mehr Antennen zu bauen, und das steigert die Qualität der Verbindungen, da sich weniger Personen eine Antenne "teilen".

Voilà, es gibt also ganz einfache logische Gründe warum es aus Konsumentensicht vorteilhaft ist, tiefe Grenzwerte zu haben. Ganz ohne Elektrosmog und anderen pseudo-wissenschaftlichen Kram.

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Danke, dass war genau das was noch fehlte.
Nebst der höheren effektiven Bandbreite für einzelne Anwender:innen, mindert eine höhere Zahl verteilter 5G Antennen auch die im Artikel erwähnten kurzzeitigen Sputzen, die bei einer Bündelung der Anwender auftreten können.

Eigentlich wäre darin ein Weg offen, wie sich beide Seiten vielleicht irgend wann einem Kompromiss nähern könnten.
Leider stehen dieser Entwicklung aber Sowohl die Anbieter, als auch die 5G Gegner im Weg.

Gegner bekämpfen, so wie ich es wahrnehme, grundsätzlich alle Antennen, egal wie hoch der Grenzwert ist. Als z.B. die Rede war, das Strassenlaternen im Prinzip auch kleine 5G Antennen enthalten könnten, liefen diese Sturm.

Die TelCos wollen dies aus den von dir erwähnten finanziellen Gründen lieber nicht. Die Rekursflut der Gegner treiben ihre Kosten pro Antenne zusätzlich in die Höhe, weshalb diese dann sogar noch höhere Anreize haben, möglichst hell senden zu dürfen.

Schlechte Karten, irgendwann mal noch zu einer vernünftigen Lösung zu kommen.

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Hier stellvertretend: danke für die vielen guten Kommentare zu diesen zwei Artikeln. Nüchterne Betrachtungen wie diese sind in diesem so emotionalen Thema leider selten geworden.

absence of evidence ist nicht evidence of absence

(aus einem anderen Kommentar) kann nicht oft genug wiederholt werden. Allerdings wird das möglicherweise ähnlich schwierig wie zu beweisen, dass ein System keine Fehler hat.

Und ja, ich habe mich auch gefragt, ob die "wissenschaftlich orientierten Journalistinnen der Republik" wie Sie sie nennen, involviert waren bei der Umsetzung dieser Artikel. Das Thema ist wichtig, ausführliche Artikel dazu sehr willkommen, nüchterne evidenz-basierte Objektivität jedoch essentiell.

Man kann m.M. nach durchaus gegen höhere Grenzwerte oder den 5G-Ausbau im Generellen sein, ohne esoterische Argumente ins Feld zu führen. Die im Artikel aufgeführten potentiellen Anwendungsgebiete reichen bereits aus, die von den Telekommunikationsanbietern postulierten Forderungen anzuzweifeln.

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Ich finde hier den Burden of Proof hier wichtiger. Wenn man behauptet, dass etwas existiert muss man auch den Beweis liefern, insbesondere wenn es so klar „spürbar“ ist.

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Es ist nicht nur bei den Antennen selbst so, sondern auch bei der Gegenstelle, dem Mobiltelefon, das man ja obendrein immer dabei hat. Bei der Grenzwerterhöhung geht es nicht um Machbarkeiten, sondern einzig um Kosten.

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Danke für die Auslegeordnung. Für „Otto Normalverbraucher“ ist es kaum möglich, hier die Übersicht zu behalten. Umso mehr müssten wir uns auf Transparenz und Vertrauenswürdigkeit der Behörden und Parlamentsmitglieder verlassen können; diese Zuversicht ist bei mir jedenfalls angeknackst.
Ein zusätzlicher Aspekt: Mir ist aus einem andern Artikel in Erinnerung, dass der Datentransfer „durch die Luft“ viel weniger Energie konsumiere als derjenige übers Kabel. Stimmt das wohl?

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Tobias Oetiker
Full Stack Engineer
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Bezüglich Energieverbrauch bei der Datenübertragung. Die Verluste bei Übertragung via Kabel und insbesondere Glasfaser sind wesentlich geringer als bei der Übertragung mittels elektromagnetischer Wellen.

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Elektroingenieur
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Signale werden auf ihrem Weg von Sender zum Empfänger schwächer. Der entsprechende Energieverlust ist in der Tat auf einer Glasfaser um Grössenordnungen geringer, als wenn es durch die Luft geht.
Betrachtet man aber den Energiebedarf des Gesamtsystems, könnte es anders aussehen. Im Mobilfunknetz braucht es (Glasfaser-)kabel bis zu jeder Basisstation, ohne Mobilfunk braucht es Kabel zu allen Benützer:innen. Wenn dies billiger wäre als ein Mobilfunknetz, wären die Betreiber:innen vielleicht eher für diesen Weg. Sind sie aber nicht...
Der Aufbau der Infrastruktur ist bei der Faservariante ohne Mobilfunk erheblich teurer, und somit auch energieintensiver. Und ob langfristig der gesamte Betrieb wirklich weniger Energie braucht, ist eine offene Frage. Immerhin ist zu beachten, dass der grösste Teil der Systemenergie in den Rechenzentren, Routern etc. verheizt wird und nicht auf dem Weg der Signale von A nach B. Und dieser Verbrauch ist unabhängig vom Mobilfunk.

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· editiert

Müsste man nachrechnen (Herstellungskette- gewinnung Rohstoff bis zum fertigen Kabel). Aber vermute du hast recht.

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Finde den Artikel ein bisschen einseitig, man schreibt dass man nicht beweisen kann dass Strahlung nicht schädlich ist. Allerdings konnten die vielen Studien auch nicht beweisen dass Strahlung schädlich ist, man hat bis heute keinen Beleg für Elektrosensibilität gefunden. Gibt zu dem Thema ein gutes Video von kurzgesagt: https://www.youtube.com/watch?v=hcmSh9cerv8

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Tobias Oetiker
Full Stack Engineer
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· editiert

Ende Abschnitt sechs zeigt sich das Grundproblem der Diskussion:

Denn die Gesundheits­risiken von Mobilfunk­strahlung gelten als ungenügend erforscht.

Bei einer Formulierung wie gelten als ungenügend erforscht schrillen bei mir die Scientific-Alarmglocken. Bei wem, gelten die Risiken denn als ungenügend erforscht?

Die Behauptung wird zwar mit einem Link unterlegt, aber der Link zeigt lediglich auf den ersten Teil des Artikels.

Es wurde viel geforscht und publiziert zu dem Thema, aber das war heiss in 1996 und dauerte so etwa 20 Jahre, als die Mobilfunk Thematik neu war. Die entsprechende Page auf der Website der WHO zeugt davon. Es wurden ganze Konferenzen zu dem Thema organisiert. Aber offensichtlich wurde nichts dramatisches gefunden.

Alle Informationen sind bei der WHO in einer FAQ zusammengefasst. Da steht zum Beispiel:

The International EMF Project

In response to growing public health concerns over possible health effects from exposure to an ever increasing number and diversity of electromagnetic field sources, in 1996 the World Health Organization (WHO) launched a large, multidisciplinary research effort. The International EMF Project brings together current knowledge and available resources of key international and national agencies and scientific institutions.

Conclusions from scientific research

In the area of biological effects and medical applications of non-ionizing radiation approximately 25,000 articles have been published over the past 30 years. Despite the feeling of some people that more research needs to be done, scientific knowledge in this area is now more extensive than for most chemicals. Based on a recent in-depth review of the scientific literature, the WHO concluded that current evidence does not confirm the existence of any health consequences from exposure to low level electromagnetic fields. However, some gaps in knowledge about biological effects exist and need further research.

Und klar, wie schon anderswo geschrieben, absence of evidence ist nicht evidence of absence, die Forschung geht weiter, aber die Wahrscheinlichkeit dass nun plötzlich etwas wahnsinnig dramatisches gefunden wird ist doch eher klein.

Was sagen eigentlich die wissenschaftlich orientierten Journalist:innen der Republik zu der Geschichte?

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Temporär-Abonnent
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Zitat Anwalt Michael Fretz:

«Das ist nicht Hokuspokus. Einmal hatte ich eine Person hier, die vorgängig sagte, wir müssten alle Strahlen­quellen ausschalten. Doch als sie ins Sitzungs­zimmer trat, merkte sie, dass ich im Büro nebenan vergessen hatte, den Bluetooth-Kopfhörer auszuschalten. (...)»

Doch. Das ist Hokuspokus! Dass jemand in der Lage ist, zuverlässig sagen zu können, ob im Büro nebenan ein Bluetooth-Kopfhörer ein- oder ausgeschaltet ist, glaube ich nicht. Ansonsten: Bitte beweisen!

Wenn diese Person besuchsweise zu Fretz kommt, kann sie einfach behaupten, es sei noch ein Gerät vergessen worden. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Anwalt dann tatsächlich noch ein Gerät findet, welches nicht ausgeschaltet ist, ist recht hoch. Das belegt rein gar nichts. So ein Büro ist vollgestopft mit solchen Geräten.

Bluetooth-Geräte senden meines Wissens derart schwach, dass ich mir wirklich nicht vorstellen kann, dass jemand das "spüren" kann.

Ziemlich enttäuschender Artikel. Ich hätte erwartet, dass der Autor das Ganze etwas kritischer hinterfragt.

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Tobias Oetiker
Full Stack Engineer
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· editiert

Der Begriff anekdotische Evidenz involviert eine genaue Beschreibung eines spezifischen Beispiels oder Falls, der oftmals die Meinung bzw. Erfahrung des Beschreibenden widerspiegelt. Diese Fallbeschreibungen sind weder statistisch noch auf andere Weise wissenschaftlich nachprüfbar, oftmals unzuverlässig und gelten daher als epistemisch problematisch. In mancher Hinsicht dient die anekdotische Evidenz aufgrund ihrer schwachen Aussagekraft als Gegensatz der statistischen Evidenz. ~~ Wikipedia

Wo bleiben eigentlich die wissenschaftlich orientierten Mitarbeitenden der Republik in dieser ganzen Diskussion?

Es ist mir klar, dass das Thema politisch hoch brisant ist, aber ich denke es wäre es Wert die Thematik von etwas einer höheren Warte aus zu betrachten und etwas Ordnung in die Diskussion zu bringen. Bei Corona ist das der Republik gut gelungen, warum nicht hier?

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Es ist halt sehr schade, dass die Netzbetreiber recht erfolgreich davon ablenken können, dass es nicht nur eine Richtung des Digitalisierungsfortschritts gibt.

Die Netzbetreiber wollen natürlich, dass nur die primitive Spielart "mehr ist besser" (mehr Bandbreite überall) als zukunfts- und innovationsfreundlich angesehen wird, alles andere als rückwärtsgewandt und wirtschaftsfeindlich.

Dabei ist das Rezept, die Luft mit immer mehr elektromagnetischen Feldern zu füllen so unklug, wie das ganze Land mit Strassen zuzubetonieren, um den Wohlstand zu fördern. Auch unabhängig von Elektrosensitivität - es ist ineffiziente Nutzung einer beschränkten Ressource. Mehr noch, wenn Bandbreite im (vermeintlichen) Überfluss gefördert wird, dann fördert das vor allem die Anwendungen, die sich keinerlei Gedanken um wirklich innovative, sparsame, nachhaltige Lösungen machen, sondern einfach "brute force" die vorhandenen Kanäle mit schludrig programmierter Software vollstopfen.

Jeden Schweinestall per 4k Videofeed über 5G in eine Cloud "vernetzen" zu können ist keine Innovation. Aber - ohne Regulierung - ist das leider ein Geschäft. Wie es auch eins ist, Lebensmittel mehrfach quer durch Europa von Produktion zu Verpackung zu Verbrauch zu karren.

Eine innovative Digitalisierung setzt Prioritäten für eine intelligente und sorgfältige Kombination verschiedener Technik - von Kabel und Glasfaser wo immer möglich via supersparsame low Energy Funktechniken für Anwendungen geringer Bandbreite bis hin zu 5G, wofür es wirklich gebraucht wird (und auch sparsamer als 3G/4G funktioniert!).

Hingegen Grenzwerte anheben, damit es einfach mehr mehr mehr mehr 5G sein kann, und das "Smart" zu nennen - es ist das Gegenteil davon.

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Ich habe verstanden: Glasfaser wäre die Alternative für die Grundversorgung der Bevölkerung. Swisscom sollte das machen. Swisscom gehört dem Bund und soll Rendite erwirtschaften, das geht nicht mit dem Ausbau vom Glasfasernetz. Grundversorgung für die Bevölkerung: Ausbau von Autobahnen ja, Ausbau von Datenautobahnen nein? Die tourismuswirksame Landschaft mit Antennen zupflastern - ist das die heutige Berghilfe?

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Mobilfunk kann fast alles, was Glasfaser kann, aber Glasfaser kann nicht alles, was Mobilfunk kann. Unterwegs kriegen Sie das Internet zB nur über Movilfunk. Dafür können Sie Glasfaserausgänge an Stellen legen, wo der Mobilfunk nicht hin kommt (in den Keller zB). Die im Artikel erwähnten industriellen Anwendungsmöglichkeiten scheinen mir wiederum schlecht mit Kabel umsetzbar.
Glasfaser sollte mEn auch ausgebaut werden, aber gegen den Elektrosmog hilft das natürlich auch nicht.

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Tobias Oetiker
Full Stack Engineer
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Der Kapazitätsunterschied zwischen Mobilfunk und Glasfaser ist dramatisch! Über 5G kann zwar eine Geschwindigkeit von etwas über einem Gigabit/Sekunde erreicht werden. Aber diese Geschwindigkeit wird von den Nutzenden einer Zelle (oder eines Sektors) geteilt. Das fällt nur solange nicht auf, wie die Nutzung klein ist. Sobald viele Leute gleichzeitig die Verbindung Nutzen wollen, ist, ende Feuer. Das ist bei Glasfaserverbindungen anders.

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Tobias Oetiker
Full Stack Engineer
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Die Swisscom baut seit Monaten wieder brav P2P, es scheint, dass der Versuch durch die Hintertür ein neues Monopol (P2MP) im Boden zu vergraben mit dem Abgang von Herrn Schäppi begraben wurde.

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Auch der zweite Teil fischt im Trüben und streut vorallem Zweifel. Als positiver Aspekt dient ein Beispiel über Mobile Gaming und der Livefeed aus dem Stall. Really?

Und dann 3m langer Artikel (auf den iPhone scrollen ging fast ewig) über wie schlimm alles ist. Dass die Dame mit Elektrosensibilität evt. am ehesten mal das Notebook entsorgt hätte, kommt nicht in den Sinn. Zudem sind einige Dinge fehlerhaft wiedergegeben. (Fehlende Kontrolle der Antennenleistung etc.) Aus meiner Sicht sehr einseitig.
Kein Wort über den aufwändigen Prozess zur Akquirierung der Standorte. Die Messungen, die es dort braucht, dass die Betreiber sehr wohl miteinander reden und die Bewilligungen koordiniert sind. Kein Wort über Strahlungseffizienz bei gleicher Bandbreite, kein Wort über den geringeren Stromverbrauch des Netzes.
Als Diax damals Basisstationen gebaut hatte, hagelte es Beschwerden wegen Kopfweh und so. Dass die Anlagen nicht liefen, war die spannende Pointe der Geschichte. Man kann Dinge auch sehen.

Also: Geschichten gibt es zu Genüge. Halbgute sowieso. Warum keinen Artikel machen inwiefern die Netze neue Möglichkeiten erschliessen und wo genau noch offene Punkte zu klären sind?

Wo mit einem cleveren Netzdesign und mehr SmallCells Kapazität gebaut werden kann, und die Strahlungsdichte abnimmt. Wo WLAN drinnen, SmallCelles draussen in Städten und Makrocells die breite Abdeckung wahrnehmen.

Alles andere in diesem Artikel ist so aufschlussreich wie der Kleber am Auto im Quartier wo „Stop 5G“ drauf steht.

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Was ich bis heute nicht verstehe ist, wieso wir drei Mobilfunknetze brauchen und somit die Anzahl Antennen quasi verdreifachen. Wieso nicht ein Netz und dann Konzessionen verteilen? Macht man ja bei Glasfaser auch.

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Weil wir die Anzahl Antennen damit nicht verdreifachen. Man muss dazu aber wissen wie Mobilfunk funktioniert.

Ein Antennenstandort ist mit Antennen ausgesattet, die jeweils für das Senden und empfangen in einem bestimmten Frequenzband ausgelegt sind. Die Anbieter haben diese Frequenzen ersteigert und nutzen sie um darauf mittels eines Standards einen Mobilfunkdienst zu betreiben. Nun ist es aber so, dass die Bandbreite, die dafür zur Verfügung steht, jeweils von der weite des Frequenzbandspektrums begrenzt ist und unter allen Geräten, die den jeweiligen Standort und dieses Spektrum nutzen aufgeteilt wird. Das bedeutet ein einzelner Standort könnte niemals ausreichen um die ganze Schweiz zu versorgen, nicht einmal annähernd eine Kleinstadt, selbst wenn es möglich wäre dafür eine genügende Sendeleistung zur Verfügung zu stellen.

Es spielt desshalb auch eine kleine Rolle wie viele Mobilfunkanbieter wir haben, denn die Versorgung braucht für das Bereitstellen der erforderlichen Bandbreite ohnehin eine viel grössere Zahl von Standorten, als rein von der möglichen Reichweite her nötig wären. Man könnte eventuell Synergieeffekte nutzen um die Abdeckung zu verbessern und vereinzelt weniger zu senden, wenn es nur einen Anbieter für die Infrastruktur gäbe, aber zu glauben man brauche dann wesentlich weniger Standorte ist ein Trugschluss.

Genauso wie auch die Vermutung man habe mit weniger Standorten in Sachen elektromagnetische Strahlung etwas gewonnen. Mehr Antennen reduzieren die Belastung gar, da jede einzelne wesentlich schwächer strahlen muss um die Gegenstelle zu erreichen und das Handy im Umkehrschluss auch. Die Anbieter wollen das einfach nicht weil es teuer ist und Einsprachen einbringt.

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Das dachte ich früher auch immer, vielleicht weiss ja hier sonst noch jemand mehr dazu, aber ich glaube es ist nicht ganz so blöd, wie wenn man 3 Glasfasernetze bauen würde: die meisten Mobilfunkantennen stehen in Siedlungsgebieten und sind relativ gut ausgelastet. Wenn es also nur einen Anbieter gäbe, müsste dieser trotzdem eine ähnliche Anzahl Antennen bauen, ansonsten wären sie sofort völlig überlastet.

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Die Betreiber dürfen nicht einfach wahllos Antennen bauen. An vielen Orten müsse sie sich den Standort teilen.
Ich habe auch schon gehört, dass die Sunrise/Salt keine Antenne installieren dürfen weil Swisscom den Grundabdeckungsauftrag hat und die Grenzwerte in der Region bereits erreicht waren.
Dies zementiert dann das Monopol.

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5G hat dasselbe Problem wie Corona und die Klimaerwärmung:

Langweilige Wahrheiten erreichen im öffentlichen Raum viel weniger Menschen als überraschende Unwahrheiten.
Dafür sorgen Twitter, Youtube & Co. (ein "science"-Artikel dazu).

Darum überschätzt die Öffentlichkeit die überraschenden Unwahrheiten (ein "nature"-Artikel dazu). Und darum wissen viele Menschen nicht mehr, wem sie noch trauen sollen:

Langweilige Wahrheiten werden im öffentlichen Raum nicht mehr wahrgenommen. Weil sie zu langweilig sind.

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Danke für die sorgfältige und umfassende Aufbereitung. Danke auch für den Titel "Im Zweifel gegen den Zweifel". An der Berner Fasnacht 2019 habe ich folgenden Vers geschnitzelbänklet:
Öb 5G d Gsundheit tuet belange?
Viil si bi däre Frag befange.
"Überholen? Im Zweifel ja, sitt so güetig!"
seit d Unfallschtell für Beratigsverhüetig

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Informatikingenieur, Buchautor
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Für Smart Manufacturing und Smart Farming braucht es kein flächendeckendes 5G. Das kann lokal dort implementiert werden, wo es benötigt wird. Auch für die meisten IoT-Geräte reichen Glasfasern und drahtlose Standards wie LTE (4G) und LoRa.

Sind wir ehrlich: Die Hauptanwendungen für 5G sind hochauflösende Videos und Games. Und da frage ich mich schon, ob hierfür eine Lockerung der Grenzwerte zu verantworten ist, solange wissenschaftlich noch nicht erwiesen wurde, ob die Strahlung gesundheitlich unbedenklich sei oder nicht.

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Informatiker
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Ich kenne Personen die elektrosensibel sind. Ich konnte dies vorher nur schlecht glauben bis eine Freundin (technisch völlig unbedarft!) bei mir vor dem Computer sass, mit den Händen zu spüren begann und sagte da ist etwas. Es erzeugt Wärme. Es war das an USB eingesteckte Wacom-Grafiktablett. Und da bin ich überzeugt dass sie das vorher nicht kannte.

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Was ich gerne sehen würde, ist eine solide Untersuchung dazu. Wenn es solche Leute tatsächlich gäbe, müsste das ja in einem einfachen (Doppel)blindversuch statistisch aufzeigbar sein. Die angeblich sensible Person müsste einfach angeben können, wann ein Gerät läuft. Das es so einen simplen Nachweis nirgends gibt, zeigt meiner Meinung nach sehr klar, in welches Reich diese Behauptungen gehören.
Dass die Republik auf so was aufspringt und solchen Nebel verbreitet, finde ich sehr enttäuschend.
Ob es 5G braucht und für was und wo, ist eine andere Frage. Dass Glasfaser für mobile Anwendungen nicht geht dürfte auch klar sein.

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Sollen wir jetzt etwa Wärmequellen auch verbieten?

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Informatiker
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Bezüglich Antennensalat bzw. Antennenwald gibt es noch einen anderen viel einfacheren Ansatz: die Infrastruktur wird von nur einer unabhängigen (staatlichen) Stelle erstellt. Statt von drei Firmen. Braucht mindestens die Hälfte weniger Antennen - vor allem auf dem Land wo der Gebrauch weniger gross ist. Die Mobil-Konkurrenten können dann ihr eigenes Süppchen darauf aufbauen.

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Anderswo, in Grossstaedten, werden/wurden viele kleinreichweitige Antennen aufgestellt. Diese moegen nur ein Reklameschild oberhalb einer Firma sein, oder ein Plastik-Uhu auf einer Stange. Dies um die Strahlenbelastung zu erniedrigen. Denn je mehr Antennen, desto kleiner die benoetigte Leistung. Allenfalls wird dazu eine viel bessere Glasfaser Infrastruktur benoetigt. Der Ausbau der Glasfaser Infrastruktur wurde von der Swisscom verbockt. Sie wollten auf Kosten des Hausbesitzers jeweils 4 Glasfasern einziehen, und 3 fuer sich behalten, eine einzelne Faser aus Goodwill den Konkurrenten zur Verfuegung stellen. Dabei scheinen Alle geschlafen zu haben. Die Behoerden, die Hausbesitzer, die Konkurrenten. Denn wenn ich als Hausbesitzer vier Fasern einziehen lasse, gehoeren die bis auf die andere Seite mir und nicht der Swisscom ... Dann muessen die Konkurrenten zusammen mit der Swisscom eben einen Anschlusskasten in der Strasse teilen. Mit solchen Knebelvertraegen ist es vielleicht schwierig mit Hausbesitzern ins Geschaeft zu kommen. Ich wuerde mich auch sperren.

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Das wurde vom Bundesgericht gekippt, IIRC.

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Ja, ich glaube auch, die verdeckten Antennen wurden hier gekippt. Dabei hat fast jeder ein eigenes WLAN, welches auch auf die Strasse raus strahlt.

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Wäre diese Strahlung tatsächlich schädlich, wären wir alle bereits massiv krank und Tote würden in den Strassen liegen. Immer und überall werden wir bestrahlt doch wir leben alle noch. Also was soll das Geschwätz über die Schädlichkeit der Handystrahlung wie sie uns betrifft? Wollen sich da nicht bloss vermeintliche Alleswisser wichtig machen?

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WICHTIG, um epische Gesundheits-Diskussion zu umgehen:
Es fehlt weitgehend das Verursacherprinzip, welches gem. Art. 2 USG auch für Mobilfunk gelten müsste! Pauschalabos müssten mit einem Sekundenpreis ergänzt sein. So wäre die dümmliche Smartphone-Nutzung zu minmieren. 5G inhouse ist zudem pysikalischer Schwachsinn, weil nur mit hoher Leisung möglich; Mikrowelle lässt grüssen.

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Nun hab ich's auch noch gelesen, inkl. einiger Kommentare.
Grob und kurz: dasselbe Blabla, wie bei der Einführung von 4G. Wir Wohlstandsverwahrlosten wollen Studienbeweise und die Anbieter wollen Kasse machen. Und keiner will zahlen!! Die beschriebene Ungewissheit über die gesundheitliche Wirkung antropogener Strahlen ist Fakt. In Häusern ist zudem eine hohe Leistung nötig, wegen der schwachen Durchdringung der 5G-Strahlen...
Das USG darf nicht aufgeweicht werden mit Grenzwert-Lockerung: in Art. 2 Umweltschutzgesetz ist das Verursacherprinzip festgelegt. Damit wären eigentlich Pauschalabos verboten! Daten müssten nach Menge und Zeit abgerechnet werden. Damit würde das Dummsurfen und Dauerschwätzen marginalisiert.

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