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Märchentante*onkel
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Wie Piketty in "Das Kapital im 21. Jahrhundert" aufzeigte, kann der Kapitalismus inakzeptable und willkürliche Ungleichheiten bei Einkommen und noch viel stärker bei Vermögen erzeugen, die das Leistungsprinzip, auf dem unsere demokratischen Gesellschaften basieren, radikal infragestellen. Darin sehe ich persönlich die Hauptgefahr für Demokratien. Es wäre spannend zu erfahren, ob Yascha Mounk auch Mittel und Wege beschreibt, um Demokratien vor der Gefahr der Neofeudalisierung zu bewahren.

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Martin Hafen
Präventionsfachmann, Soziologe
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Und bildet "Demokratie" hier nicht gerade den semantischen Deckmantel, um die aktuell gänginge neoliberale Kleptokratie zu legitimieren?

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Martin Hafen: Das scheint mir kein so ernsthaftes Problem zu sein. Jeder legitimiert sein Handeln mit irgendwas, und halt nicht immer auf zutreffende Weise. Die meisten Leute durchschauen das aber. Demokratie (ohne Anführungsstriche) ist immer noch die stärkste, und an vielen Orten grundsätzlich immer noch gut funktionierende Waffe gegen jegliche Arten von Kleptokratie - man muss sie halt nur nutzen. Und ich bin zuversichtlich, dass die Bürger die Demokratie bei zu hohem Leidensdruck tatsächlich auch nutzen. Dass das zwischendurch auch mal in eine komische, nicht besonders produktive Richtung gehen kann, und Demagogie-Versuche das demokratische System immer wieder empfindlich stören können, hat glaube ich schon immer dazugehört.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Ironischerweise fehlt laut der sehr wohlwollenden Rezension der Financial Times (5.5.2022) – wie leider etwas typisch für Liberale Denker:innen – diese zentrale Dimension:

The book does have limitations. It has very little to say on the economy and next to nothing to say on class. Yet it is impossible to understand what has happened if one does not consider the rise in inequality and the power of concentrated wealth and organised corporate interests.

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Über das Leistungsprinzip oder Leistungen insgesamt gäbe es viel zu diskutieren. Was in unserem kapitalistischen System als Leistung hochgejubelt und belohnt wird, nur weil sie vielleicht viel Geld einträgt, ist noch kein Grund, diese Werteordnung nicht ernsthaft in Frage zu stellen. Und apropos Neofeudalisierung: Diese hat schon längstens Einzug gehalten. Gerade unser Land ist ein gutes Beispiel hierfür.

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Die kürzlich von Michael Sandel lancierte Debatte über die Risiken und Schattenseiten der Meritokratie ist wirklich interessant. Yasha Mounk hat diese übrigens ebenfalls mehrfach in seiner empfehlenswerten Podcast-Serie aufgegriffen:

www.persuasion.community/p/is-it-time-to-abandon-meritocracy

www.persuasion.community/p/-saving-meritocracy?s=r&utm_campaign=post&utm_medium=web

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Das sehe ich auch so.

Ich möchte nie Bürger eines Landes sein, in dem die Bürgerinnen und Bürger nicht frei und informiert ihre Regierung (ab-)wählen können.

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Citoyenne
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Ich möchte ausserdem Bürgerin eines Landes sein, in dem die Bürger und Bürgerinnen auch die nötige Reife, Weitsicht und Urteilsfähigkeit haben, um sinnvoll und nachhaltig im Interesse der Gesellschaft zu entscheiden und sich nicht manipulieren lassen. „Informiert“ ist mehrdeutig. Demokratie wird vulgo zu leicht von ihren Akteuren als eine Gesellschaftsform wahrgenommen, in der jede machen kann was sie will. Das nennt man dann Freiheit.

Ein revidierter Wertekanon, mit Prioritäten wie soziale Gerechtigkeit, Wir-Identität, Volksvertreter, die diesen Namen verdienen, Bildung für alle und gezügeltem, minimiertem statt kultiviertem Egoismus wären die Voraussetzungen, diese „reale Demokratie“ auf eine neue Stufe zu heben. Die Zeit dafür ist gekommen, vielleicht unsere letzte Chance, dass jede Menschengruppe von jeder anderen das lernt, was uns weiter bringt, das heisst eigentlich zueinander und zu unserer Lebenswelt im Verbund mit der Natur.

Statt dessen werden wie vor zweitausend Jahren für Geld Feindbilder organisiert, gezüchtet und beschworen. Auch an diesem Manko ist dereinst schon der reale Sozialismus gescheitert. Man könnte meinen, daraus liesse sich etwas für die Zukunft der Demokratie lernen. Das braucht wohl aber zweitausend Jahre Zivilisation 2.0. Und mehr vertrauensvolle Leuchttürme wie Mounk, der uns eigentlich nichts Neues sagt. Es ist eigentlich schwierig zu diesem Thema etwas Neues zu sagen. Alles lässt sich schon nachlesen. Möglich allerdings auch, dass sich durch diese Weltkrise etwas beschleunigt.

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Daniel Binswanger
Feuilleton Co-Leiter
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Liebe A. C., Sie legen in der Tat den Finger auf einen kritischen, vermutlich den kritischen Punkt. Die kulturelle Dimension mag wichtig sein, aber was ist mit den ökonomischen Rahmenbedingungen. Mounk sagt in dem Buch explizit, dass ein gesellschaftliche Kohäsion (und eine demokratische Kultur) nur auf der Basis von ökonomischen Ausgleichsmechanismen möglich sei, aber er führt nicht aus, wie diese Mechanismen gestaltet sein müssen und wie weit sie gehen sollen. Mounk hat ein linksliberales Profil, aber für wieviel Vermögens- und Einkommensumverteilung er plädieren würde, lässt er hier völlig offen. Es mag auch daran liegen, dass er die Grundlage für eine Mitte-Links-Allianz schaffen will, für das Zusammengehen der linken und der liberalen Kräfte, und dass er deshalb den grossen Spaltfaktor zwischen diesen Kräften (die Frage nach ökonomischem Ausgleich) nicht in den Vordergrund stellen will. Jedenfalls ja: Davon handelt dieses Buch nicht. Herzlich, DB

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Solange die Demokratien von Superreichen ausgeplündert werden, werden die Zukurzgekommenen immer wieder einem "Führer" nachdackeln wollen. Wir bräuchten jetzt einen "New Deal" à la Roosevelt.

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Genau! Zur kulturellen Verbundenheit hinzu muss auch eine des sozialen Ausgleichs, einer gerechteren Verteilung von Arbeit und Wohlstand. Binswanger verweist deshalb gut auf die langsam besseren Einkommen der 'poeple of colour' und zunehmende Mischehen etc. in den USA. - Diese Fortschritte befinden sich in einem Wettlauf mit der Zeit. Wir sollten sie fördern. Der "New Deal" (sozial und/oder grün) muss den ausgrenzenden, neoliberalen, milliardenschwerden Populisten zuvorkommen. Die historische Lehre aus Weltwirtschaftskrise und Weltkriegen war die friedens- und wohlfahrtsorientierte demokratische Nachkriegsordnung. Putin und Trump und andere, kleinere "Gaudillos" wollen sie aus unterschiedlichen Gründen zerstören. Sie dürfen nicht gewinnen!

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Danke - sie treffen es punktgenau!

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Ich gebe Ihnen im Prinzip Recht. Allerdings: Nur Demokratien können mit dem Transparenzprinzip diese Kultur der Selbstbedienung eindämmen, bestenfalls verhindern.
Es ist eben genau ein Fehlschluss zu glauben, dass ein „Führer“ das schaffen könnte bzw. überhaupt wollte. Und es ist eine Tragödie, dass Menschen das überhaupt glauben. (Wie kommt man nur auf die Idee zu glauben, dass ein Multimilliardär als US-Präsident sein Herz für die Armen entdeckt - und nicht seinesgleichen mit Aufträgen und Regulierung noch reicher macht?)
Ein New Deal ist keine Wunderlösung aus der Tüte, denn auch dieser schafft (ökonomische) Gewinner und Verlierer - nämlich durch das Design, das im Vorfeld politisch und unter Einfluss der Interessengruppen ausgehandelt wird.

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Es lässt sich - insbesondere in den USA - eine verschärfte Variante der „Dominanz“-Thematik beobachten, die die Demokratie zunehmend untergräbt: eine traditionelle Mehrheit spürt dass sie zur Minderheit wird und klammert sich an der Macht fest durch Veränderung der Spielregeln mittels Ausnutzung aller gerade noch legalen Mittel. Die Republikaner stellen unterdessen eine klare Minderheit der Bevölkerung dar, sind aber zB durch Gerrymandering in vielen politischen Gremien proportional massiv übervertreten. Und solange sie an den Hebeln der Macht sitzen (wie zB aktuell im Supreme Court), können sie diesen Kurs fast nach belieben weiter fortsetzen.

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Das gleiche kann man auch in der Schweiz beobachten. Mit einem Wähleranteil von 40% regieren SVP/FDP das Land. Oder schauen wir nach Grossbritanien. Boris Johnson hatte nie die Mehrheit der Wähler, trotzdem regiert er das Land mit grosser Parlamentsmehrheit. Diese Ungleichgewichte müssen verschwinden, damit die Demokratie in diesen Ländern erfolgreich sein kann. Es braucht dringend politische Reformen.

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Nicht zu vergessen, das rechtsbürgerliche Strategiepapier, das darauf abzielt nur noch Einkommen und Konsum zu besteuern.

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"gerade noch legalen Mittel" ist eine sehr höfliche Untertreibung :-).
Sarah Kendziors Buch "Hiding in plain sight" zeichnet ein deutlicheres Bild der Kriminalität in der Republikanischen Partei.

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Leser
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"Dominanz" - die grosse Bedrohung der Demokratien, auch der direkten. Das wird etwas wenig betont im Artikel (und wahrscheinlich auch im Buch). Insbesondere die Dominanz von wenigen Mächtigen und wenigen Superreichen. Doch unser Suchtmittel (Konsum) ist vorläufig noch genügend vorhanden, um die Bevölkerung ruhig zu halten und bestehende Missverhältnisse stillschweigend zu akzeptieren. Mal schauen, was geschieht, sollte der Stoff ausgehen.

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Danke für diesen Buchhinweis, der zur Lektüre anregt. Nachdem Yascha Mounk in seinem vor vier Jahren auf Deutsch erschienenen Buch „Der Zerfall der Demokratie“ eine schonungslose und durchaus zu Pessimismus Anlass gebende Analyse der Bedrohung des demokratischen Rechtsstaates durch den Populismus durchgeführt hat, bin ich gespannt, ob im besprochenen Buch überzeugende Anregungen für eine etwas optimistischere Sicht gefunden werden können. Angesichts der zunehmenden Demokratieverdrossenheit, des weit herum grassierenden Populismus, der grossen Einflussnahme durch intransparente Geld- und Wirtschaftsmächte und der durch soziale Medien massiv verstärkten Desinformation ist eine klärende Rückbesinnung auf die Werte der Demokratie und das Aufzeigen zukunftsweisender Möglichkeiten ihrer Stärkung dringend nötig.

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Kann man binswangersüchtig sein – irgendwie schon, denn das aufgeregte Warten des nächsten Binswanger-Beitrages gehört schon fast zur Republik-DNA – man kann das auf Zusehen hin so stehen lassen ...
Die spannende Lesempfehlung mit dem Binswanger’schen Kommentar ist einmal mehr ein Höhepunkt – bei aller kritischen Distanz zum journalistischen Republik-König - mein herzliches Kompliment!

Beim Lesen ist mir das Thema Diversität und Religionen auf die Füsse gefallen. Ohne den über Jahrhunderte dauernden, grauenvollen Beitrag der religiösen/kirchlichen Institutionen abzuhandeln, stiftet ausgerechnet Pfingsten einen interessanten thematischen Bogen zur Chance der Diversität.

Vertikalität - Zitat: [...] die kirchliche Gründungsgeschichte (Apg 2) ist vertikal aufgestellt. Die ersten jüdischen Christ*innen – so die biblische Überlieferung – sprachen von „den grossen Taten Gottes“ und die Zuhörenden verstanden sie in ihren jeweiligen Sprachen und Dialekten. Diese ersten jüdischen Christinnen gaben demnach ihre frohe Botschaft weiter, ohne dass die Zuhörenden gleich werden mussten wie sie. Sie verlangten nicht, dass diese jüdisch wurden wie sie selbst und ihre Erfahrung mit «Gottes grossen Taten» mit den gleichen Wörtern sagen konnten. Was für eine grosszügige Geste, was für ein Vertrauen an der geöffneten Pfingsttür! Die ersten Christinnen setzten an, in Verschiedenheit verbunden zu sein. Mit dem Geist und aus Liebe der Verschiedenheit trauen, Türen öffnen, Menschen am gemeinsamen Tisch willkommen heissen und von Anderen lernen.
[...]
Vertikale Ökumene - Othmar Keel hat diesen Begriff entwickelt, um die monotheistischen Anfänge zu beschreiben in Anerkennung der polytheistischen Wurzelreligionen, zur gegenseitigen Wertschätzung zwischen Judentum, Christentum und Islam und grundsätzlich aller Religionen als gleichberechtigte Gesprächspartnerinnen. «Vertikal» lenkt den Blick auf die historischen Beziehungen zwischen den religiösen Traditionsströmen. (Zitat Ende)
(Kirchenräume weiter denken. Ein Aufruf / Dr. theol. Regula Grünenfelder / feinschwarz.net vom 12.02.2019)

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Diese Rolle haben die Religionen aber nicht behalten können. Heute sind sie die grösste Quelle der Abgrenzung und Intoleranz auf der Welt. Das positive und Hoffnung stiftende, ihre Rolle und Macht in aufgeklärten Gesellschaften schrumpft täglich.

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Theologe & Religionspädagoge
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· editiert

Diese Seite legen die Religionen an den Tag, sobald sie sich mit Macht verbünden, bzw. selbst zu Machtfaktoren werden.
In Die Torheit Gottes zeichnet John D. Caputo eine für mich spannende Linie von Tillich zu Derrida und weiter. Er plädiert für eine Theologie der Schwachheit und eine Vorstellung von Gott ohne alle Macht. Ähnlich wie Gerechtigkeit, die nie ganz existiert, aber insistiert und machtlos beharrt. Grob skizziert.

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Theologin/Pfarreiseelsorgerin
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· editiert

Sie haben recht - der Einfluss von Religion, vielleicht eher der ihrer klassischen organisierten Ausdrucksformen, schwindet, und ich persönlich verstehe das als Chance.

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Theologe & Religionspädagoge
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Spannend, dass hier mit Kultur eine Dimension in den Fokus rückt, die gemeinhin eher vernachlässigt wird, als Luxus apostrophiert oder als selbstverständlich vorausgesetzt und als professionelles Betätigungsfeld eher belächelt wird.
Wie wird Kultur bei Mounk definiert? Kultur als das Wie der Alltagsgestaltung , als gemeinsam konstruierte Identität, als verbindendes Element quer durch alle Schichten könnte tatsächlich der Stoff sein, der uns zusammenhält. Vielleicht ist es an der Zeit, sich von all den ausgeklügelten, aber meist sehr verkopften Konzepten zu distanzieren und lebensnah ein Wir-Gefühl zu pflegen, wo wir können.

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Der Mensch ist ein zielgerichtetes Wesen und handelt nach unbewusste Ziele, die ihm oft verborgen bleiben. Eine Schwachstelle der Demokratie wird von Tag zu Tag klarer. Demokratie hilft zwar Probleme sichtbarer zu machen leistet aber wenig um sie zu lösen. Man kann sogar weiter gehen und behaupten, dass die Demokratie eine wunderbare Methode ist, wenn es um die Verwaltung von Problemen geht. Mit der Demokratie ist die globale Ungerechtigkeit massiv gestiegen. Es hilft nicht nur über Probleme zu schreiben, reden und immer wieder zu diskutieren. Die Mehrheit der Menschen suchen Lösungen... Und wenn die Probleme Dank die Demokratie sichtbarer werden aber die Lösungen bleiben unersichtlich dann verstärkt die Demokratie ungewollt extreme Tendenzen . Und am Schluss fragen sich viele eine einfache Frage : Demokratie... Wozu?

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Und wie steht es mit der Ungerechtigkeit in anderen Regierungsformen? Mein Eindruck: Noch viel schlimmer ...

Oder in den Worten von Churchill:

Many forms of Government have been tried, and will be tried in this world of sin and woe. No one pretends that democracy is perfect or all-wise. Indeed it has been said that democracy is the worst form of Government except for all those other forms that have been tried from time to time.…

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Mir geht es überhaupt nicht um Demokratie vs andere Systeme. Ich versuche nur die Probleme der Demokratie jetzt und in der Zukunft zu analysieren. Niemand soll sich wundern, wenn Extremismus und Populismus immer stärker werden.

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Demokratie hilft zwar Probleme sichtbarer zu machen leistet aber wenig um sie zu lösen.

Darin liegt der Denkfehler ..... in demokratischen Staatwesen muss sich jeder einzelne aktiv um Problemlösungen kümmern. Konsumieren alleine genügt nicht .... Autokratische Staaten nehmen den Bürgern das Denken ab und unterbinden es. Irgend ein Komitee sagt wo es lang geht.

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Ja, Demokratie kann anstrengend werden, insbesondere dann, wenn die Dinge nicht nach meiner persönlichen Präferenz verlaufen (was eher die Ausnahme als die Regel ist). Die damit einhergehende Auseinandersetzung ist mir jedoch tausendmal lieber als der widerspruchslose und vorauseilende Gehorsam in menschenverachtenden und totalitären Systemen.
Jedoch scheint mir, dass Demokratie zusehends missverstanden und umgedeutet wird in Richtung „persönliche Ansprüche und Befindlichkeiten vor allem anderen“ oder - am Beispiel des ausufernden Individualverkehrs - „Freie Fahrt für freie Bürger“.

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"Physiker"
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Ich habe nicht das Gefühl, dass Demokratie extreme Tendenzen stärkt, ausser wo sie versagt weil "Kipppunkte" überschritten wurden, wie Nazi-Deutschland, Trumps' USA (beinahe) und Putin's Russland, sondern dass sie im Gegenteil, z.B. bei uns, zu mittelmässigen (oder in meiner Minderheiten-Ansicht meistens sogar falsche) Lösungen führt, die fast nie optimal, aber auch selten ganz irre sind.
Aber eine bessere Methode weiss ich auch nicht, ausser allenfalls Zufallsentscheide. Jedoch auch diese müsste man ja mit Rahmenbedingungen vorbereiten, was wohl weder demokratisch noch durch Zufall möglich wäre.
Das "wozu" ist also einfach zu beantworten: um noch schlechtere Methoden zu verhindern, wie beim Churchhill-Zitat.

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Interessiert an aufrichtigen Debatten
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Eigentlich wäre es doch ganz einfach. Wie Daniel Binswanger in seinem lesenswerten Beitrag richtig schreibt:

Dass wir bei allen Differenzen mit unseren Mitbürgerinnen sehr viele Dinge teilen, ist die Grundlage der diversen Demokratie.

Ich würde sogar noch weiter gehen und behaupten dass die Betonung und Würdigung des Gemeinsamen die Grundlage nicht nur der Demokratie sondern jeglicher Form friedvollen Zusammenlebens darstellt. Und zwar nicht nur unter uns Menschen sondern auch im Verhältnis zu den Tieren und der Natur generell. Bezogen auf unsere Demokratie können wir dieser den grössten Dienst erweisen wenn wir uns folglich mehr auf das Verbindende fokussieren, uns gleichzeitig den Spaltern entgegenstellen und auch indem wir für Diversität einstehen wenn es notwendig ist.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Das «Geteilte» und «Gemeinsame» sind ja schöne Worte, «Kultur» ein klassischer catch-all-phrase. Doch was bedeuten sie konkret? Mir fehlt bei solchen Beschwörungen einer geteilten gemeinsamen Kultur, die uns solidarisch macht, dergestalt gar, dass wir alle gleichermassen das «Vaterland» lieben, immer das Fleisch am Knochen. For fleshing it out, reicht der Döner oder die Spaghetti als Topoi einer «geteilten Alltagskultur», um dem Anspruch «bustling yet peaceful and heterogeneous without being fragmented» zu genügen?

Oder an alle gewendet: Was stellt ihr euch unter «geteilter Alltagskultur» vor, welche diese Funktion übernehmen könnte?

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Daniel Binswanger
Feuilleton Co-Leiter
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Lieber Michel, das bleibt in der Tat einigermassen oberflächlich, oder, wie Du weiter unten mit Verweis auf einen Guardian-Artikel sagst, "oberflächlich". Kulinarische Metaphern werden es nicht richten. Allerdings sind sie weit davon entfernt irrelevant zu sein. Man nehme zum Beispiel den Wandel in der Haltung gegenüber "Italienern" in der Schweiz. Wo ich Mounk stark finde, ist, dass er ein diffuses in der Alltagskultur verankertes Zusammengehörigkeitsgefühl (was immer das heissen mag, und ja, da bleibt er relativ schwach) als Voraussetzung für eine diverse Demokratie postuliert - und dass er auch gute Argumente bringt, weshalb Demokratien diese Herausforderung durchaus bewältigen können. Herzlich, DB

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Interessiert an aufrichtigen Debatten
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Danke für die Entgegnung, Sie geben mir so die Gelegenheit für eine Präzisierung. Meine These war viel grundsätzlicher gemeint. Ohne gleich den Dualismus überwinden zu wollen ist es doch offenkundig, dass ein Grossteil der menschgemachten Probleme der heutigen Zeit (aller Zeiten?) etwas mit unserem ständigen Streben nach Separierung und Abgrenzung zu tun hat, mit der Einteilung in Gut und Böse, mit der Unterteilung in Lebenswert und nicht Lebenswert usw.
Vordergründig betrachtet mag das vielleicht nicht stimmen. Nehmen wir aber exemplarisch mal unseren Umgang mit fossilen Ressourcen oder auch generell mit Bodenschätzen unter die Lupe merkt man bei genauem Nachdenken, dass obige These auch hier ihre Richtigkeit hat. Oder wie ist es sonst zu erklären dass die schlimmsten Verbrechen an Mensch und Natur im Rahmen der nach wie vor stattfindenden Ausbeutung der natürlichen Ressourcen oftmals in den ärmsten Ländern geschehen?

Um doch auch noch den Kulturbegriff mit einzuflechten (was ich bisher noch gar nicht machte) und zugleich Ihre Frage nach "geteilter Alltagskultur" zu beantworten. Ist es nicht so dass die grenzenlose kulturelle Vielfalt der Menschheit inhärent den Boden für die Ermittlung von Gemeinsamem in sich trägt? Beispielsweise glaube ich wie S. P. sehr an die verbindenden Kraft zusammen zu Essen, zusammen zu Feiern etc.
Ergo könnte sich bspw. eine Gesellschaft im Kleinen wie im Grossen darum bemühen die Rahmenbedingungen zu verbessern damit solcherlei Zusammenkommen vermehrt auch über verschiedene kulturelle Gruppen hinweg möglich wird.

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Theologe & Religionspädagoge
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Ich bin eher skeptisch, ob das die Kultur, wie sie da draussen vor sich hin mäandriert einfach so richten wird. Aber Kultur können wir aktiv und im Austausch miteinander pflegen, ohne stets eine Grundsatzdiskussion voran zu stellen. Und da hat zusammen Essen, zusammen Musizieren und zusammen Feiern, aber auch zusammen Alltag Bewältigen eine wichtige Funktion. Für mich gibt es da eine fruchtbare Grauzone zwischen für mich, für andere, mit anderen und für uns, wo vieles möglich wird, sobald sich der „Kriegsbebel“ oder der Wahnsinn eines herbeigefühlten Existenzkampfs etwas gelockert hat.

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Mensch - wie alle anderen
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Gute Frage: was verbindet uns in der Schweiz, ganz konkret? Und woran machen wir das fest? Ich glaube, da gibt es viel mehr, als wir annehmen. Aufgrund allgemeiner Kenntnisse der Statistiken und vieler Reisen/Aufenthalte in anderen Kulturkreisen, wage ich mal, Folgendes zu formulieren:
„Hier in der Schweiz verbindet uns, dass wir an Bottom-up Prozesse glauben, d.h. daran, dass Probleme am besten dort gelöst werden, wo sie entstehen. Die direkte Demokratie ist ein zentraler Pfeiler unseres Selbstverständnisses, gilt jedoch nur für Menschen mit rotem Pass. Wir finden Sicherheit sehr wichtig, und sind darum stark im Pflegen unserer Traditionen, überdurchschnittlich gut versichert, und vorsichtig mit Reformen. Wir glauben an gutes Handwerk und produzierende Berufe, weshalb wir die Lehre als Berufsweg hochhalten und unsere KMU wertschätzen. Bei uns geschieht Innovation und Kreatives eher im Kleinen und Verborgenen, mit dem Resultat der höchsten Patentdichte pro Kopf. Wir sind geschäftstüchtig mit einer gewissen Bauernschläue, und rechnen darum alles gut durch, bevor wir einen Vertrag abschliessen. Allgemein nicht sehr offen für Fremde, spielt es für uns keine Rolle, woher jemand kommt, wenn es ums Geschäft geht, oder wenn jemand Kompetenzen hat, die uns nützlich sind. Qualität und Zuverlässigkeit sind für uns sehr wichtige Werte, und das wissen wir weltweit auch zu vermarkten. Zu unseren höchsten Werten zählt auch, Geld zu haben, zu verwalten und zu vermehren, doch wir reden lieber nicht darüber. Wir sind grundsätzlich sozial eingestellt und spenden auch gerne, packen Vieles jedoch lieber selber an, als auf den Staat zu warten. Dieser steht bei uns für eine Art Obrigkeit, die es möglichst stark zu begrenzen gilt. Gesellschaftlich sind wir eher konservativ eingestellt, bei gleichzeitig wachsendem Individualismus und grossem Interesse an Reisen und kulinarische Exkursionen in exotische Länder. „

So mehr fällt mir grad nicht ein. Bin offen für Korrekturen und die Diskussion :-)!

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Interessiert an aufrichtigen Debatten
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Lieber Herr Rebosura, lag ich falsch in der Annahme dass sich der erste Teil Ihrer Entgegnung (betreffend der schönen Worte...) auf mein Posting bezog? Falls nein wäre es schön, wenn Sie sich zu meiner Antwort doch noch äussern könnten. Besten Dank zum Voraus.

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(durch User zurückgezogen)
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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Vielen Dank, Daniel, für den Lektüretipp! Die angelsächsische Presse hatte das Buch ja eher gemischt aufgenommen. So schreibt etwa The Guardian (21.4.2022):

The Great Experiment promises to show us “how to make diverse democracies work”, but contains very few actual policy proposals. For the most part it’s a mishmash of general principles, political truisms and syrupy platitudes, delivered in a register somewhere between a TED talk and an undergraduate dissertation.

Er stellt auch das zentrale Paradoxon heraus, dass Mounk zwar Diversität mit Optimismus bejaht, aber um die Relevanz des Buches zu verstärken, den demographischen Wandel sowie die daraus entspringenden potenziellen Auswirkungen auf die soziale Kohäsion dramatisiert – und so gewissermassen das Narrativ der «Great Exchange»-Verschwörungsgläubigen übernimmt, welche sein «Great-Experiment»-Ausdruck ironischerweise missverstanden und den Ausgangspunkt seiner Überlegungen darstellen.

Dass Diversität – und mit ihr Heterogenität und Pluralität – ein drängendes Thema ist, ist nun auch nicht gerade «neu». Man erinnere sich an die Multikulturalismus-Diskussion spätestens ab der 90er-Jahre – welche nichtsdestotrotz durch «9/11» und den «Kampf der Kulturen» (engl. «Clash of Civilizations») quasi über Nacht obsolet oder erst recht virulent geworden ist.

Die etwas wohlwollendere Rezension der Washington Post (29.4.2022) schreibt, dass für einen derart bewanderten Experten positive Beispiele fehlen:

For the many social scientists who have been studying diversity and democracy for decades, the claim that we are undertaking a “disorienting transformation” that is “without precedent” may seem odd. Similarly, the claim that thriving multiethnic democracy is a contradiction in terms may come as news to citizens of places like Canada, New Zealand, Switzerland, Ghana and Botswana — often-cited examples of successful diverse democracies.

Gerade für Schweizer:innen könnte diese stark an angelsächsische (und vielleicht noch deutsche) Diskurse angelehnte Argumentation etwas merkwürdig rüberkommen.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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· editiert

Das Problem dieses «shallow dive into the diversity debate» (The Guardian) ist wohl, dass er in seiner Allgemeinheit und Pauschalität zu vage und unterbestimmt bleibt – erst recht in einer Zusammenfassung: Was meint er etwa genau mit seinem zentralen Begriff «Civic» bzw. «Cultural Patriotism»?

Was Mounk darunter versteht, erläutert er auch im The Wall Street Journal (15.4.2022).

Im deutschen Diskurs versuchte man nach «Multikulti» eine «Deutsche Leitkultur» zu etablieren, was mit dem «Verfassungspatriotismus» erwidert – oder besser ergänzt – worden ist. Nichtsdestotrotz hat «Vaterlandsliebe» gerade bei Linken, aber auch Liberalen einen – aus historischen nachvollziehbaren Gründen – einen schweren Stand.

Die Frage ist aber auch: Wessen Kultur wird in der «Vaterlandsliebe» geliebt, sprich kultiviert und propagiert? Bei der Beantwortung müssen immer auch Machtfragen der «kulturellen Hegemonie» berücksichtigt werden. Kultur bedeutet immer auch Exklusion – oder etwa nicht?

Ist die Antwort auf die Frage «Alle»? Ist die «Alltagskultur» aller denn eine inklusive? Reichen Landschaften, Döner und Spaghetti tatsächlich für eine nationale Solidarität? Müsste man nicht gleich von «Multicultural Patriotism» sprechen? Doch wird nicht gerade diese von «(Hegemonic) Culture Patriots» bekämpft?

Die Probleme, so scheint mir, beginnen erst, wenn bestimmte Elemente der «living, breathing, ever-changing everyday culture» (The Wall Street Journal) von Politiker:innen und Medienschaffenden aus dem lebendigen Zusammenhang herausgerissen, hervorgehoben, essenzialisiert, politisiert und chauvinistisch marginalisiert werden.

Mounks Ideale sind hehre. Die Frage ist nur, wie wir diesen «offenen» Verfassungs- und Kulturpatriotismus etablieren und verwirklichen können – und nicht zuletzt gegen seine allzu schnell appropriierenden und dominanten «Feinde» verteidigen (dieser notorische Mangel an konkreten Policies von Büchern wie seinen nennt Mounk ironisch «the Chapter 10 problem», siehe NYT, 13.5.2022).

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Daniel Binswanger
Feuilleton Co-Leiter
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Lieber Michel, ich finde den Guardian etwas gar ungnädig, aber die Tatsache, dass der Text mehr general principles als policy porposals enthält, ist vollkommen richtig. Dass er die "Great Exchange"-Theorie übernimmt, ist allerdings wirklich nicht richtig, im Gegenteil, ein grosser Teil seines Textes ist ja der Zurückweisung entsprechender demographischer Prognosen - und der konkomitierenden "demokratischen Strategie" - in den USA gewidmet. Dass wir in postmigrantischen Gesellschaften und verstärkt multiethnischen Demokratien leben ist sicherlich keine neue Erkenntnis und wird seit den 90er Jahren intensiv diskutiert - wird dadurch aber nicht unrichtig oder irrelevant. Mich erinnern seine Thesen vor allem "Identität" von Francis Fukuyama. Fukuyama fordert ja in dem Werk von vor drei Jahren ebenfalls so etwas wie eine minimale geteilte Identität, die Voraussetzung sein soll für das Funktionieren von Demokratie. ( https://www.republik.ch/2019/03/09/…de-problem ) Mounk ist allerdings vorsichtiger, wohl berechtigterweise. Er spricht nicht von Identität - die identitätspolitische Debatte möchte er entschärfen. Er spricht von Kultur - und handelt sich die Frage ein, was zum Teufel er damit meint.
Fordert Mounk eine "Leitkultur"? Nein, das tut er nicht. Er fordert eine "geteilte Kultur", bzw. stellt die These auf, dass de facto eine geteilte Kultur ein wichtiger Teil des gesellschaftlichen Kits darstellt und dass sie gefördert und nicht diskreditiert werden sollte. Das ist eine Forderung, die erst mal recht abstrakt bleibt - aber aus meiner Sicht sehr plausibel gemacht wird.
Mounk zu unterstellen, dass er ignoriere, dass es multiethnische Demokratien wie die Schweiz gibt, finde ich nun ebenfalls etwas gar polemisch. Seine Frage ist eher: Was unterscheidet die Schweiz vom Libanon? Hier finde ich übrigens hochspannend mit Bezug auf die Schweiz, wie er die "Konkordanzdemokratie" analysiert. Die These, die er ins Zentrum rückt: Konkordanzdemokratie kann zentrifugale Kräfte befördern - und zu einer Brutstätte der kommunitaristischen Intoleranz werden. Gilt das auch von der Schweiz? Und von Österreich? Ist das der Grund, weshalb zwei der prosperierendsten und erfolgreichsten Länder Europas in den Neunziger Jahren zu Brutstätten des Rechtspopulismus geworden sind? Ist es gerade der Superföderalismus und die Vielsprachigkeit, die Tatsache, dass die Schweiz immer wieder als Idealmodel der EU betrachtet worden ist, die dazu führen, dass das Land so antikosmopolitisch und politisch isolationistisch ist? Mounk liefert zu dieser These jedenfalls die Ansätze (auch wenn es bei ihm natürlich um andere Fragen geht). Ich finde das jedenfalls eine Überlegung wert. Herzlich, DB

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"Die Probleme, so scheint mir, beginnen erst, wenn bestimmte Elemente der «living, breathing, ever-changing everyday culture» (The Wall Street Journal) von Politiker:innen und Medienschaffenden aus dem lebendigen Zusammenhang herausgerissen, hervorgehoben, essenzialisiert, politisiert und chauvinistisch marginalisiert werden."
Ich finde, Sie weisen hier auf ein ganz wesentliches Element hin. Das Problem ist ja, dass im öffentlichen Diskurs einzelne (kulturelle, politische, was auch immer) Elemente abgegrenzt, absolut gesetzt und isoliert werden. Dabei ist das gesellschaftliche und kulturelle Zusammenleben ein sich ständig änderndes, vernetztes, ineinander fliessendes, sich gegenseitig beeinflussendes dynamisches Geschehen, dessen unscharfen und mehrdeutigen Elemente sich immer wieder neu abgrenzen und überschneiden. Da Komplexität schwer erträglich ist und sich auch politisch schlecht verkaufen lässt, wird immer wieder zu unangemessenen Vereinfachungen Zuflucht genommen. Nassehi weist in seinem Buch „Die letzte Stunde der Wahrheit“ sehr gut auf diese Problematik des „terrible simplificateur“ hin.

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Anarchie ist eine der möglichen grossen Fehlentwicklungen? und dann Afghanistan als Beispiel?
hat Mounk oder Binswanger sich auch nur 1 Sekunde mit Anarchismus beschäftigt, bevor dieser Begriff verwendet wird?

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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· editiert

Mit «Anarchie» ist tatsächlich leider wieder nur die negative Konnotation der Abwesenheit einer effektiven Zentralregierung gemeint und nicht – wie diverse «Anarchismen» zeigen – die positive Konnotation der Anwesenheit einer effektiven dezentralen bottom-up Selbstregierung. So schreibt die Financial Times (5.5.2022):

Anarchy means the absence of any effective central government, as in Afghanistan. Domination comes in three forms: “hard domination” in which majorities exercise near absolute control over minorities, as in the southern states of the US before the Civil War; “soft domination”, in which minorities are marginalised or disenfranchised, as in those states after the civil war; and “minority domination”, as in South Africa under apartheid.

Finally, there is fragmentation. This is frequently worsened by systems of explicit power sharing, as in Lebanon or Northern Ireland. In such cases, the political recognition of pre-existing group identities strengthens predatory and power-seeking group elites while undermining loyalty to society as a whole. Yet “conflict entrepreneurs” of right and left are busily promoting precisely such ruinous fragmentation, argues Mounk.

Diese Ungenauigkeit hinsichtlich «Anarchie» ist auch der Allgemeinheit und Vagheit der Argumentation geschuldet, aber womöglich auch dem liberal-bürgerlichen Konsens'.

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Danke für die Aufdröselung bzw für die Erläuterung, weshalb der Begriff in diesem Text so verwendet wird...
Mich machts wohl einfach traurig, wenn der Begriff der Anarchie doch immer noch mit Chaos, Egoismus und Gewalt in Verbindung gebracht wird, während Anarchofeminist:innen/Anarchist:innen sich seit jeher für bedingungsloses Grundeinkommen /bedingungsloses Recht auf Nahrung, Wohnraum, Gesundheit & Bildung, nicht vom Kapitalismus angeeignete Sharing-Formate, eine herrschaftslose im besten Falle möglichst gewaltlose Gesellschaft, Selbstermächtigung, Empathie und Solidarität einsetzen und es, wenn auch oft im Kleinen, immer wieder geschafft haben, diese Werte zu leben und Alternative Formen von Organisation zu kreieren.

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Leserin
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Wer das Buch "Anfänge, eine neue Geschichte der Menschheit" von Graeber und Wengrow gelesen hat, dem/der wird dieser Artikel überholt vorkommen.

Dazu der Woz-Artikel:" Paläste für alle" vom 27.1.22.

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Mich interessiert mehr die Frage: Wenn der Staat sich von dem wirtschaftlichen Geschehen abkoppelt (Stichwort neo-Liberalismus) wo bleibt dann die Demokratie, wenn die Stimmbürgerinnen nichts über die Wirtschaft (im allerweitestem Sinne) zu sagen haben?

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Debattante
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Danke für die guten Buchtipps. Und für die spannende Diskussion zum "Binswanger" :)

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Gerade in einer Zeit wo autoritäre Kräfte leicht Zuwachs finden, ist es folgerichtig und sinnvoll Bedingungen zu untersuchen, die förderlich sind für eine inklusive liberale Demokratie. Ich habe Mounk nicht gelesen und möglicherweise gibt es Punkte, die kritisiert werden können. Jedoch die Tatsache, dass Yasha Mounk uns auffordert nach dem Verbindenden Ausschau zu halten, reicht mir um froh zu sein um diesen Beitrag.
Offen sein für die Einheit in der Vielfalt könnte viel Gutes bewirken. Es sollte meiner Ansicht nach ein allgemein menschliches Bestreben sein.

Alltagskultur: Die geht in ihren subtileren Formen über Spaghetti und Döner hinaus. Das weiss auch DB ohne, dass er extra darauf hingewiesen werden muss.
Ich habe in drei "Heimate" lange Zeit gelebt und kenne eine vierte ziemlich gut. Es gibt durchaus diese Alltagskultur, die besteht aus ungeschriebenen Regeln in Verhalten und Redeweisen. Was mich am meisten erstaunt ist, wieviel Tabus es gibt in meinem Ursprungsland. Tabu Themen die in der Schweiz überhaupt" kein Thema" sind. In Süd-Frankreich wiederum gibt es die "Kultur" der répartie, die hier nicht überall gut ankommt, die einem im Süden jedoch "dazugehören" lässt.
Ob Kultur das beste Wort ist für die übliche Verhaltensweisen einer bestimmten Gegend sei dahingestellt. Wichtig ist zu wissen, dass sie Potential in sich bergen, dass verbindend wirksam ist.

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Roland Messmer
Sport- & Erziehungswissenschaftler
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Der Essay von Yascha Mounk erinnert mich an das Buch von Richard Rorty: Stolz auf unser Land die amerikanische Linke und der Patriotismus (engl. Achieving our country). 1997 erschienen und dann von 9/11 in die Vergessenheit verdrängt, obwohl es vieles vorausgesagt hatte, aber eben nicht 9/11… Hoffe das passiert hier nicht.

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Manchmal wünschte ich mir, dass es eine Art Proporz-element für Gender gäbe. Vermutlich wäre dann nicht nur die KVI angenommen worden.

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Physiker
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Autoritäre Modelle haben sich in der Ukraine und Russland durchgesetz und haben zu Putins Aggressions­krieg geführt.

„Jedenfalls müssen wir daran denken, dass für den Sieg des Bösen in der Welt nicht in erster Linie seine blinden Vollstrecker verantwortlich sind, sondern die geistig sehenden Diener des Guten.“

Zitat von Fedor Stepun, dem Buch Scondhand-Zeit Leben auf den Trümmern Des Sozialismas von Swetlana Alexijewitsch vorangestellt.

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