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SoWi, Übersetzerin, Autorin, Bloggerin
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· editiert

Wow, so klar linke, antikapitalistische Statements habe ich im feministischen Diskurs schon lange nicht mehr gesehen, und fast ein wenig vermisst, wie ich gerade merke.
Die marxistische Perspektive ist so selten G., dass sie einem beim Lesen fast exotisch vorkommt. Trotzdem deckt sie ein paar Punkte auf, blinde Flecken der anderen, heute üblicheren Framings und ihrer Autorinnen, insbesondere in Bezug auf die Care-Arbeit.
Ich bin froh, dass das Interview am Samstag kommt, so habe ich viel Zeit zum darüber nachdenken.
Edit: Ich werde mir das genannte Buch besorgen, um ihre gesamten Gedankengänge besser nachvollziehen zu können.

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darum sollte marxistische therorie ein schulfach werden... da gibt es viel zu lernen und zu begreifen.

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Können Sie mir hierzu ein Buch empfehlen?

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Auch wenn einige der argumentativen Hauptlinien stringent sind und historisch erhellend, ist es doch tatsächlich problematisch, dass es aus einer doch recht engen ideologischen Warte aus geschieht. So muss am Ende ein "spaltendes" Fazit schon fast logisch stehen: gute Feministinnen und schlechte, bzw. gar keine Feministin.
Das gab es seit den 70ern immer und wird es wohl zumindest noch lange geben. Es reduziert jedoch ein ungeheuer komplexes gesellschatliches Geschehen um viele notwendig anzuschauende Dimensionen und preist viel zu simple Lösungen an. Es impliziert, dass es eine "Weltformel" gibt, welche zudem nur die "richtigen Feministinnen" haben. Ein Mythos von "guten und schlechten Menschen". Eine nun wirklich "weltfremder" Ansatz, den ich ausgerechnet von einer Philosophin nicht akzeptieren kann. Es ist klassisch ideologisches 20. Jahrhundert, aber wir sind im 21., schon ein Weilchen.
Sehr verkürzt formuliert: Zivilisatorische Entwicklungen geschehen nie aus Absichten konkreter Menschen, sondern aus Bedingungen, die bestimmte Entwicklungen begünstigen. In hochkomplexen Interaktionen von Umwelt, Stärkeverhältnisssen, Kentnnissen, Technologien, Bildung/Wissen, Mythen, und auch biologischen Gegebenheiten und nicht zuletzt dem Zufall der Mischung. Innerhalb diesen agieren Menschen, immer auch als psychologisch in gewisse Vorgaben gebunden, soziale und individuelle.
Es war beispielsweise ein grosser zivilisatorischer Schritt, als der Wert der Menschen begann, nicht mehr direkt 100% von seinem geburtlichen Stand abzuhängen, wA. D.e Basis des Feudalimsus war. (und ist, wenn mA. D.e aktuell zunehmende ökonomische Bedeutung von Erbschaften betrachtet).
Es ist äusserst naiv zu glauben, dass es möglich gewesen wäre, dass die Gesellschaft dann direkt in einen "paradiesisch gerechten Zustand" hätte übergehen können. Schon nur rein gesundheitlich medizinisch war für die allermeisten Frauen auch in den höchsten Schichten die Gebärfähigkeit und ihre Folgen unausweichlich eines der dominantesten Aspekte des Lebens. sogar wenn sie die Betreuung weitgehend auslagern konnten. einfach schlicht ihrer Biologie geschuldet. Einigen wenigen privilegierten Damen war es möglich, zu erkennen und zu benennen, dass die patriarchale Norm in vielem auf ihre Kosten ging, aber 99,9% hatten keinerlei Vorstellungsvermögen davon. Nicht weil sie zu dumm waren, sondern weil Menschen immer die jeweilige Gegenwart als die "reale Welt" sehen und leben. Auch heute. Für diese ist "die Norm" normal, sie wollen keine andere, auch wenn man sie ihnen anbietet. Das hA. D.r Sozialismus, bzw. dessen VertreterInnnen, nie begriffen, weil sie wenig Ahnung von der menschlichen Psyche haben.
"Abweichlerinnen" werden in allen Zeiten abgelehnt und oft grausam sanktioniert. Frauen zudem auch, weil die männliche Erblinie über Jahrtausende ein zentraler Bestandteil praktisch aller Gesellschaften war. Sie musste fast um jeden Preis kontrolliert werden.
Das heisst aber nicht automatisch ein PrimA. D.s Fatalismus, dass nichts getan und angestrebt werden kann. Nein, Wandel ist stets auch vorhanden, alles ist dynamisch.
Das kann selbstveständlich teilweise manipuliert und instrumentalisiert werden, vor allem, wenn sich die Macht dazu bei wenigen konzentriert.
Alle Menschen versuchten und versuchen immer auch, ihre eigenen unmittelbaren Interessen duchzusetzen, das gehört auch zur psychologischen Austattung und ist Teil des evolutionären Selbsterhaltungstriebs. Das ist zu vermeiden und dies geht langfristig nur mit der institutionell geregelten Teilhabe möglichst vieler Menschen am politischen Geschehen, aber auch in grösstmöglich persönlicher Freiheit, also demokratischen Systemen. Es ist kein Zufall, dass sich reine sozialistisch ideologische Systeme nicht durchsetzten oder halten konnten. Aber auch die Machtinteressen einiger Weniger, insbesondere auch der Geschlechter, also der Männer, nicht. Und die jungen offeneren Männer stehen eh nicht mehr dort.
Es war ein Fortschritt, als in den 70ern Frauen darauf hinwiesen, dass die Linke ihre Konzepte auf der Männerrealität aufbauten und dass Hausarbeit und reproduktive Arbeit die Voraussetzung für das Funktionieren der Gesellschaft waren . Diese ganze Analyse ist nicht umstritten, auch bei "liberalen Feministinnen" nicht. Ergo: Geschenkt!
Es ist lediglich eine breite Interpretationsfläche, ob es systematische "Ausbeutung" ist, oder nicht, oder allenfalls wieviel davon.
Aber um Himmels Willen: eine Hillary Clinton und Co. stellt sich die feministische Gesellschaft doch nicht als "den Männern angeglichene Welt" vor!! Das ist schlicht und einfach eine ideologische Unterstellung!
Und es ist in diesen Tagen des realen Überfalls von Russland auf die Ukraine geradezu von empörender Naivität, das Vorhandensein Gewalt und Krieg, ergo das im Menschen vorhandene PotenziA. D.zu, einfach aus der Philosophie zu verbannen!! Dass wohl die allermeisten Menschen sich eine Zukunft ohne WÜNSCHEN: nochmals geschenkt! Doch unterwegs dorthin sind wir nicht am ehesten mittels Ideologien, die gehen immer in die Hose.
Und hier hört der konstruktive BeitrA. D.s Textes eben dann definitiv auf. Da spricht jemand aus der privilegierten Position der persönlichen Sicherheit an Leib und Leben. Wohl sogar auch auss der persönlichen finanziellen Sicherheit. Denn eine "sozialistische Weltsicht" muss man/frau sich im 21. Jh. erst mal leisten können.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Ihr Kommentar vermischt Ursache und Wirkung. Die Sachverhalte, welche sie der Autorin als naiv unterstellen, haben ihre Ursache in den patriarchalen Machtstrukturen des Kapitalismus.
Sowohl die latente Unsicherheit und Verletzlichkeit der Frauen hat wenig mit dem Vorgang der Schwangerschaft und Geburt zu tun. Sie resultieren sich vor allem aus der Abhängigkeit vieler Frauen, von der Willkür der Männer.
Ärzte, welche eine Geburt als lästige Unberechenbarkeit empfinden und diese auf den ihnen passenden Moment beschleunigen oder verzögern, Partner, welche die finanziellen Mittel für ihre Hobbys verbraten, statt ihrer Familie zur Verfügung zu stellen, Politiker, welche Gesetze und Regelungen entwerfen, die gegen die Frauen arbeiten, etc.
Auch die bittere Notwendigkeit eine Armee zu betreiben, ist dem Männlichkeitskult in Ländern wie russland, china, türkei, nordkorea, iran, afgahnistan, syrien, saudi-arabien, etc. geschuldet.
Dies zu überwinden zu wollen ist nicht naiv, sondern die Bedingung, um die menschliche Existenz zu bewahren.
Vielmehr sind die grotesk grossen angehäuften monetären Vermögen der männlichen Elite dieses Planeten, als naiv einzustufen. Denn sie lösen nicht einmA. D.e Probleme der Reichen selbst, sondern verursachen auch noch sehr viele ernste Probleme bei an sich unbeteiligten Personen, rund um den Globus.

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Doris Edwards
Permaculture Designer.
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„Dies zu überwinden zu wollen ist nicht naiv, sondern die Bedingung, um die menschliche Existenz zu bewahren.
Vielmehr sind die grotesk grossen angehäuften monetären Vermögen der männlichen Elite dieses Planeten, als naiv einzustufen. Denn sie lösen nicht einmA. D.e Probleme der Reichen selbst, sondern verursachen auch noch sehr viele ernste Probleme bei an sich unbeteiligten Personen, rund um den Globus.“

Alles schön und gut! Aber mit dem veralteten Diskurs der Autorin und Vereinfachungen wie „männliche Elite des Planeten“ kommen wir auch nicht weiter!

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Sie haben es auf den Punkt gebracht!

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Das ist alles richtig und implizit in meinem Eingagssatz mitgemeint.

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absolut mit einverstanden!

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Wert-Abspaltungs-Theoretiker
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Dieser ebenso lange wie undifferenzierte KommentA. D.rf nicht unwidersprochen bleiben: Der Ideologievorwurf bleibt voll und ganz an R. P. hängen, die offenbar aus bürgerlicher Warte schreibt, und nicht wahrhaben will, was Sache ist: Dass bürgerlicher, liberaler Feminismus tatsächlich ein Widerspruch in sich selber ist. Da kann man Frau Frederici nur recht geben. Frau P. geht dagegen nach klassischer bürgerlicher Manier vor: Die Sache zu komplizieren, bis niemand mehr durchblickt, die Schreibende selbstverständlich mit inbegriffen.

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Dankeschön, ich bin eine progressive FrA. D.r 80er 90er und habe "linke" Frauenrechtsorganisationen geleitet, wie die OFRA Bern und später Terre des Femmes SChweiz und zudem ein Genderstudium absolviert. Ich habe zu keiner Seite Berühungsängste. Ich bin und war auch stets für Frauenquoten und bin dafür auf die Strasse gegangen, habe mit allen Seiten Frauenprojekte aufgegleist, seie es die Grünen, (zB mit Regula Rytz zusammen) oder die Gewerkschafterinnen (mit Natalie Imboden) oder dann halt auch mal mit Kirchenfrauen. Ich ging aber auch A. D.n Frauenkongress in den 90ern, den die linken Frauen damals als "bürgerlich" verschmähten. Dort waren allerdings auch Christiane Brunner und Co. ohne Kontaktsschwierigkeiten - die wirklich kompetenten Frauen aller Couleur hatten nie Probleme, einander zu schätzen und zuzuhören.
Und es "blickt eben tatsächlich auf der komplexesten Ebene - der Philosophischen - niemand wirklich 100% durch, und deshalb schuldet eine redliche Philosophin sich selber und dem Publikum auch dieses Eingeständnis: Wir wissen nnur, wie wenig wir eigentlich wissen, aber bei dem Wenigen geben wir uns die grösste Mühe, die wir können. Denn es ist immer noch genug, um das Leben stetig verbessern zu können, dA. D.r Menschen und allen Wesen auf dem Planeten.

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Die letzte Frage des Journalisten, ob die Autorin mit der Entwertung des liberalen Feminismus ( und des Engagements von Hillary Clinton) nicht selbst eine keiltreibende Spaltung vornimmt ist auch in meinen Augen sehr wichtig und zentral. Und die Antwort der Autorin darauf nicht überzeugend.
Nichtsdestotrotz sind aber sämtliche vorangehenden Ausführungen der Autorin sehr klar und nachvollziehbar beschrieben und helfen, die zugrundeliegenden Strukturen des patriarchalen Kapitalismus zu verstehen.
Ihr Kommentar hingegen verwischt meiner Meinung nach viele von der Autorin wertvollerweise hervorragend herausgearbeiteten Beschreibungen der Machtherstellung und -erhaltung und versucht diese mit für mich undeutlich beschriebenen, scheinbar natürlichen psychologischen sozialen u.a. Prozessen alternativ zu erklären.

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Sie haben Recht, ich bin einfach gar nicht auf diesen Bereich eingegangen, da sonst viel zu lang. Es gibt sehr viele Bereiche, die noch debattiert werden müssten. Doch in meinem Eingangssatz ist diese "Ausführung der Autorin" ausdrücklich als stringent gelobt, bzw. gehört der Teil, wie im beginnenden Kapitalismus Macht hergestellt wurde, dazu. Wobei eben auch hbier noch weiter auasgeführt werden müsste: Im Gegensatz zu Unterschichten und "Rassen", gab es immer in allen Schichten und Machtgruppen Frauen. Einfach, weil sie stets die Hälfte aller Gruppen sind. Auch wenn dort alle Frauen dann die Rolle im Haus und der "natürlichen Bestimmung" als Gebärerin zugewiesen bekamen, profitierten Frauen in kapitalmächtigen Familien zweifellos stark vom Kapital und konnten auch ihre Rollen oft erweitern. Bzw. sie konnten alles Unangenehme an andere auslagern und auch ein weit angenehmeres Leben führen, als die meisten Menschen, auch die ärmeren Männer. Dieses Leben hätten 99% nie hergegeben, auch nicht für mehr Freiheiten, oder eine "gerechtere" Gesellschaft.. Denn sie hatten Zugang zu Hygiene, Kultur, Reisen, gute Ernährung, Luxus,...Sie engagierten sich aber auch zunehmend in Gemeinnützigkeit für die Benachteiligten, das waren die NGOs des 19. Jh. und die Vorläufer der Feministinnen.

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· editiert

Ich finde viele von Federicis Gedanken interessant und bedenkenswert, finde aber auch, dass die Perspektive eingeschränkt ist. Für mich klingt es, als beruhe der Kapitalismus auf einem Plan, den sich wenige mächtige Männer in einem Hinterzimmer ausgedacht und dann mehr oder weniger exakt umgesetzt haben. (Und ja, solches gibt es, mA. D.nke etwa A. D.e minutiös geplante, industriell ausgeführte Vernichtung der jüdischen Bevölkerung durch die Nazis in den KZ). Die Verbrennung von selbstbestimmten, unbequemen Frauen als Hexen ist in dieser Lesart ein grausamer, aber notwendiger Schritt zur Durchsetzung des Plans. Diese Sicht scheint mir schon etwas gar einfach.

Zivilisatorische Entwicklungen geschehen nie aus Absichten konkreter Menschen, sondern aus Bedingungen, die bestimmte Entwicklungen begünstigen. In hochkomplexen Interaktionen von Umwelt, Stärkeverhältnisssen, Kentnnissen, Technologien, Bildung/Wissen, Mythen, und auch biologischen Gegebenheiten und nicht zuletzt dem Zufall der Mischung. Innerhalb diesen agieren Menschen, immer auch als psychologisch in gewisse Vorgaben gebunden, soziale und individuelle.

Dieses Wechselspiel von Ursachen und Wirkungen ist zwar viel komplexer und letztlich nicht ganz zu entschlüsseln, beschreibt aber m.E. besser, wie langfristige Prozesse ablaufen.

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"mA. D.nke etwa A. D.e minutiös geplante, industriell ausgeführte Vernichtung der jüdischen Bevölkerung durch die Nazis in den KZ"
Dies war auch nur möglich, dass in der zivilisatorischen Entwicklung bereits die Handlungen von "Oben" in viele kleine Schritte unterteilt worden ,waren, welche die Verwaltung von entwickelten Zivilisationen erforderten. Und die Tötung technisch so organisiert, dass praktisch niemand mehr mit eigenem Körpereinsatz ausführen musste. So wurden die wenigsten in dieser Befehlskette mit der vollen Wucht der Grausamkeit konfrontiert unnd die "Entmenschlichtung" war möglich. Diese ist auch in der modernen Armee oft Voraussetzung, dass Menschen überhaupt zu töten fähig sind (Ausnahme: Unmittelbare Verteidigung des eigenen Lebens bei Angriff). Die Russen rühmen sich, dazu noch in der Lage zu sein, also noch "echte Männer". Die russischen Männer bezahlen diese kultivierte Rohheit in der Mentalität aber durch ein "toxisches Verhalten" auch sich selber gegenüber: Sie haben die tiefste Lebenserwartung aller entwickelten Länder, momentan ca 70 Jahre, und 10 jahre tiefer als ihre Frauen. (Gewalt, exzessiver Alkoholkonsum). Deshalb sind ihre Lager noch heute gefürchtet und nahe am Standard der Konzentrationslager.

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Doris Edwards
Permaculture Designer.
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· editiert

Danke Regina, für Ihre Zeit und Gedanken, um diesen Text zu kommentieren. Das Schwarz-Weiß Schema der Autorin ist wirklich von einer anderen Zeit. Ich bin von 1951, und kann Ihnen nur zustimmen. Eigentlich sollte Ihr KommentA. D.esen altmodischen Artikel ersetzen, und dieser Satz sollte unterstrichen werden:

„Das gab es seit den 70ern immer und wird es wohl zumindest noch lange geben. Es reduziert jedoch ein ungeheuer komplexes gesellschaftliches Geschehen um viele notwendig anzuschauende Dimensionen und preist viel zu simple Lösungen an.“

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Danke Frau Edwards, aber dafür ist mein KommentA. D.nn doch nicht gut genug durchgearbeitet. ZB würde ich meinen, dass eben heute einige Prozent weniger als 99,9 nicht in der Lage sind, sich aus der Norm und der sie umgebenden Realität hinauszudenken. Was ich im Kommentar nnicht differenziert habe. Der allgemeine Bildungsstand ist ja um ein Vielfaches gestiegen und die Informationsmöglichkeit in ein vorher nie gekanntes Ausmass. Analphabetismus über die letzten 2 Jh. kontinuierlich global abgenommen. Diese Entwicklung halte ich für eine Voraussetzung der Durchsetzung von Demokratie.

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Gaby Belz
Jeden Morgen neu
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Außerdem hA. D.e Autorin einen riesigen Bereich des heutigen Feminismus gänzlich nicht im Blickfeld: die Interdependenz zwischen der Spezies Mensch und der ganzer belebten Mitwelt, folglich die Verpflichtung zur Sorgfalt und Pflege (= Care), auch im Interesse der nachfolgenden menschlichen Generationen. Das führen dann Denker*innen wie Donna Haraway und Bruno Latour sehr viel weiter.

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Wert-Abspaltungs-Theoretiker
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Ich bin ihnen noch eine Antwort auf ihren Einwand schuldig geblieben: Habe ich unterdessen mittels einer längeren Ausführung unter meinem eigenen Namen erledigt.
Mit freundlichen Grüssen

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Multifunktional
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Sehr spannende Gedanken einer interessanten Frau! Nach dem Lesen habe ich mir Gedanken gemacht, wie eine Bezahlung der „Frauenarbeit“ zuhause umgesetzt werden könnte. Sicher müsste es über die Steuern geschehen, so dass die Unternehmen und Grossverdiener diesen Produktionsfakor, den sie bis jetzt gratis zur Verfügung hatten, mitfinanzieren. Aber wie könnte es konkret aussehen? Ein Lohn pro Kind kommt nicht in Frage, würden die Frauen dann doch einfach wieder zu Gebärmaschinen degradiert. Im Gegensatz dazu wäre ein bedingungsloses Grundeinkommen wahrscheinlich eine optimale Lösung. Diesen feministischen Aspekt des BGE habe ich bisher nicht so klar wahrgenommen und er sollte im Kampf dafür viel mehr im Vordergrund stehen.

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SoWi, Übersetzerin, Autorin, Bloggerin
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Es gibt bereits zahlreiche Ideen und Vorschläge über die Finanzierung der Arbeit, die für das Leben und Überleben der Menschen zentral ist, aber ohne finanzielle und zeitliche Ausbeutung von Frauen. Einige davon wurden auf der Website "Economie féministe" zusammengetragen, darunter auch solche, die sich direkt auf die Schweiz beziehen (AHV etc.) https://economiefeministe.ch/publikationen/

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„Federici argumentiert in «Caliban und die Hexe», dass es beim Übergang vom Feudalismus zum Kapitalismus nötig wurde, die Frauen und ihre Gebär­fähigkeit in Kern­familien «einzuhegen», um die wirtschaftliche Produktivität zu steigern. Dazu musste die Häuslichkeit der Frau «natürlich» gemacht werden, als sei das ihr grösster, eigenster Wunsch.“
Ich verstehe diese Erklärung nicht: im Islam, im Judentum im frühen Christentum ist die FrA. D.ch schon weit vor dieser Zeit „eingehegt“ und rechtlos……..

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Historikerin
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Was eben relativ neu ist, ist zum einen die Kernfamilie (Eltern und Kinder). Vor der Industrialisierung waren grössere Familienverbände inklusive "Gesinde" aller Art die Regel. Ausserdem ist die Vorstellung, das sei quasi natürlich, biologisch vorgegeben, auch eine moderne Erfindung. Vorher wurde damit argumentiert, dass es eine "göttlich" vorgegebene Ordnung war. Das Perfide A. D.n Theorien, die bürgerliche Geschlechterordnung sei von der Evolution, der Natur vorgegeben, ist, dass es so scheint, als wäre es gar nicht möglich, sie zu ändern.

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Was wir also als Haus­arbeit bezeichnen, sollte korrekter­weise Produktion von Arbeits­kraft heissen.

Puh, das tönt ja noch schlimmer als human resources (HR) in Firmen. Ich finde es aber spannend, weil es den Fokus so stark auf Arbeit legt, wie mA. D.nn in einer weiteren Antwort auch deutlich sieht:

Dass jemand sechs, sieben, acht, neun Stunden in einem Job verbringt, ist nicht etwas, das natürlich vorhanden ist. Es muss hergestellt werden: durch emotionale Arbeit, durch Fort­pflanzung, durch Putzen, durch Kochen, Sexual­arbeit und so weiter.

Wenn selbst Sexualität - ich gehe hier mal von Sexualität in einer Ehe aus - nur als Arbeit gesehen wird, unterwirft sie sich dann nicht selbst und, zumindest in diesem Fall wie ich meinen würde, freiwillig in grösserem Ausmass dem Kapitalismus? Spannenderweise wird die Erziehung in der Aufzählung nicht erwähnt. Dabei ist dA. D.ch ein Wirkungshebel, der nicht nur Tugenden wie Fleiss und Genauigkeit, die sicherlich auch im Interesse des Kapitalismus sind, hervorbringt, sondern insbesondere auch auf der moralischen und zwischenmenschlichen Ebene Veränderung bewirken kann. Stichwort Werte und Normen.

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SoWi, Übersetzerin, Autorin, Bloggerin
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Das kapitalistische System bräche zusammen, wenn Frauen von einem Tag auf den anderen die unbezahlte Care- und Reproduktionsarbeit nicht mehr leisten würden.
Dass diese Arbeit von vielen NICHT als Arbeit anerkennt wird, ist Teil des Problems.

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Das stimmt natürlich, genauso wie alles zusammenbrechen würde, wenn alle in der Erwerbstätigkeit streikten. Was ich mich frage, ist, inwiefern die Anerkennung dieser unbezahlten Arbeit dazu beitragen würde, den Kapitalismus zu überwinden. Soweit ich das verstehe, bestünde die Anerkennung ja in finanzieller Form, also Entlöhnug, Einbezug ins Rentensytem etc., wenn es nicht bloß bei schönen Worten bleiben soll. Und da sehe ich eben genA. D.s Gegenteil: Dann hätte das Geld noch den hintersten Winkel der menschlichen Existenz durchdrungen. Also quasi der totale Sieg des Kapitalismus. Wie also entkommen wir dieser Falle?
Im Übrigen finde ich, die Begriffe "Care- und Reproduktionsarbeit" klingen nicht nach feministischer Selbstbestimmung, sondern wie aus einer Betriebsanleitung, in der die ganze Welt nichts als ein nach betriebswirtschaftlichen Methoden zu managendes System ist. Gruselig.

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Senftube
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Absolut einverstanden bezüglich Care-Arbeit: Bitte endlich mehr Wertschätzung dafür! Ist es aber nicht total übertrieben, schon den Akt der Zeugung (wie im Interview) als sexuelle Arbeit zu bezeichnen? Zwar gibt es leider oft Beischlaf, den die Frau nicht unbedingt will und dem sie aus Pflichtgefühl oder Liebe zustimmt. Also ich schlafe ja nur mit einer Frau, wenn sie Lust hat. Sonst macht es auch mir selbst gar keinen Spass. Aber klar: Da gibt es zu viele Männer, die das anders sehen. Trotzdem: Was meinen denn Sie konkret mit „Reproduktionsarbeit“? Schon den sexuellen Akt?

Jedenfalls finde ich die Frage durchaus berechtigt, ob man/frau/d sich nicht gerade durch solches Denken nicht gleich noch mehr der kapitalistischen Logik unterwirft. Eigentlich ja sogar schon dadurch, dass man privater Care-Arbeit wie jeder Arbeit einen monetären Wert beimisst. Aber das lässt sich innerhalb des Systems dann gar nicht verhindern und trägt immerhin dazu bei, dass dieses fairer wird.

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Ich nehme an, sie meint mit dem starken Fokus auf die Arbeit, dass "früher" (schwer zu definieren) die Ehe ein Tauschhandel war und eine Notwendigkeit, wenn man als Frau ein sicheres Leben haben wollte. Und dann gehörte Sex zu den ehelichen Pflichten, die eingefordert werden konnten und ansonsten, beim Fehlen, ein Scheidungsgrund war. Aus unserem heutigen Blickwinkel in den westlichen Ländern wirkt es etwas aus der Zeit gefallen. Ich bin auch gespalten, wenn man versucht, Zwischenmenschliches als Arbeit zu definieren, ob man sich dann nicht dem Begriff des "Humankapitals" oder anderem beugt. Vielleicht wA. D.e Idee, die Zustände überhaupt mal sichtbar zu machen, und niemand hat hingehört, als diese Begriffe noch nicht verwendet wurde.

Thema Erziehung: Ja, fehlt hier tatsächlich. Oft haben die Frauen die Unterdrückung auch weitergegeben, um aus ihren Töchtern später tüchtige Ehefrauen zu machen, vielleicht weil sie Angst hatten, dass es anders sonst nicht geht. Und selbst auch nichts anderes kannten

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SoWi, Übersetzerin, Autorin, Bloggerin
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Ich nehme an, sie meint mit dem starken Fokus auf die Arbeit, dass "früher" (schwer zu definieren) die Ehe ein Tauschhandel war und eine Notwendigkeit, wenn man als Frau ein sicheres Leben haben wollte.

Ich glaube eher, dass sie damit das meint, wA. D.e Schweizer Ökonomin Mascha Madörin den "Vierten Sektor" nennt. Zitat von der Seite "Économie féministe": "Alle Menschen müssen geboren, ernährt, und grossgezogen werden und brauchen auch als Erwachsene saubere Kleidung, Nahrung und Pflege. Und all diese Arbeit wirft andere ökonomische Fragen auf als etwa die industrielle Güterproduktion oder Finanzdienstleistungen. Während beispielsweise Autos immer schneller produziert werden können, kann nicht immer schneller gepflegt und Kinder können nicht immer schneller ins Bett gebracht werden, ohne dass sowohl die Arbeit wie auch Arbeitsbedingungen darunter leiden." (https://economiefeministe.ch/themen…irtschaft/)

Ein spannendes und wichtiges ThemA. D.s in der "richtigen" aka "nicht feministischen" Volkswirtschaftslehre nach wie vor sträflich vernachlässigt wird!

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Multifunktional
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Ich habe das so gelesen, dass sie Frauenarbeit mit den Augen des Kapitalismus definiert, also wie „korrekter Kapitalismus“ diese Arbeit nicht ausklammern dürfte, nicht dass sie das selber so sieht.

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Realist
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Wie sehr ich das Meiste was Frau Federici auch unterschreibe, mit dem letzten Abschnitt liegt sie in meinen Augen gleich in doppelter Hinsicht falsch.

Die Art und Weise wie sie Feminismus definiert (so ist es und fertig) ist spalterisch, da hA. D.niel Ryser schon recht.

Vor allem aber ist ihre Aussage "Feminismus heisst, gegen Kriege zu sein, gegen Armeen" in dieser Absolutheit und im Wissen um das Weltgeschehen ein geistiger Kurzschluss wie ihn auch Alice Schwarzer nicht besser formulieren könnte. In der Ukraine (und wohl auch in allen anderen Kriegen) sind es mitunder die Frauen die am meisten leiden. Wer dann wie Frau Federici zudem auch noch gegen Waffenlieferungen ist (danke für den Hinweis im Forum) drückt damit doch aus, dass ihm die Frauen (und Menschen) welche die Konsequenzen zu tragen haben, egal sind. Nennt mA. D.s Kadaver-Pazifismus?
Wie wohltuend ist da als Gegensatz doch die nüchterne Haltung des deutschen Altbundespräsident Joachim Gauck (Text und Video) https://www.zeit.de/politik/deutsch…livestream

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Lieber Realist
"Feminismus gegen Krieg" ist, so verstehe ich Sie, ein geistiger Kurzschluss in der heutigen Zeit. Okay . . . .
Sie hätten gerne, dass die Ukraine diesen üblen Krieg gegen Russland gewinnt, vollumfänglich. Nur, seit dem 24. Februar 2022 tobt dieser hässlicher Krieg bereits, mit hunderttausenden von Toten und irgend ein Sieg der Ukraine liegt in weiter Ferne. Die Ukraine reibt ihre ganze Armee auf, mit mässigem Erfolg. Zudem wird je länger dieser Krieg dauert ebenfalls die zivile Infrastruktur zerbombt, was in Kriegen leider üblich ist.
Zu Beginn des Krieges überlegte sich Deutschland ob sie Helme liefern sollten, später diverse Munition, dann das Luftverteidigungssystem IRIS, dann Panzer, das nächste sollten Marschflugkörper sein . . . .
Lieber Realist, nach meiner Einschätzung "verarscht der Westen" die Ukraine, weil der Westen gerade so viel Kriegsmaterial liefert, dass der Krieg am laufen bleibt, die Ukraine jedoch den Krieg nicht gewinnen kann.
Und lieber Realist, sollte die Ukraine - was ich zur Zeit nicht sehe - den Krieg doch gewinnen, die russische Armee total zerstören und die Krim zurück einverleiben, weshalb sollte dann "der Teufel" so sieht ihn die westliche Presse, auf die Atombombe verzichten?
Da Sie Realist ohne Kurzschluss sind, haben Sie bestimmt ein schlüssige Erklärung.

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Ja, wir wissen nicht, wie und wann es ausgehen wird. Aber mit einiger Sicherheit kann man wissen, was geschehen wäre, hätte man Putin und die russische Armee einfach machen lassen. Butscha steht dafür als Beispiel, wie es in der ganzen Ukraine abgelaufen wäre. Man nennt es Völkermord.

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Realist
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Sie unterstellen mir etwas, was ich so nicht geschrieben habe. Vielleicht lesen sie meinen Post nochmals. Und vielleicht hören Sie was Joachim Gauck zu sagen hat, evtl. werden Sie mich dann besser verstehen.

Was ist denn Ihrer Meinung nach die Alternative dazu, sich gegen einen Aggressor zu wehren? Und würden Sie gleich reden wenn es um Ihre eigene Haut und die Ihrer Liebsten gehen würde?

Wohl kaum. Eben.

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wunderbarer artikel. das sollte pflichtleküre sein. vielen dank dafür

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Ein sehr spannender Artikel. Er zeigt für mich auf, wohin die Politik gehen muss. Denn die Politik schafft die Basis für gesellschaftliche Entwicklung.
Für mich neu und überzeugend ist die Argumentation, dass die Frauen durch die Geburt, Pflege und Erziehung Ihrer Kinder direkt am Arbeitsmarkt beitragen. Diesen Punkt versuche ich künftig in politische Diskussionen anzuregen.
Den politischen Diskussionen sind nötig: wir reden von der Revision der zweiten Säule!
Bezüglich Hillary Clinton bin ich gleicher Meinung wie die Autorin. Ich verstehe, dass Andere in ihren Kommentaren dies nicht richtig einordnen konnten. Ich selbst habe in den USA gelebt und erfahren, wie sexuell belästigt Frauen durch Hillary Clinton finanziell zum Schweigen gebracht worden sind. Damit wurden dem Ehemann ständig neue „Freibriefe“ für sexuelle Übergriffe erkauft. Eine Reflexion über das Verhalten des Ehemannes und auch des Präsidenten fand gar nicht statt.
In diesem Sinne war bei der damaligen Präsidentschaftswahl der USA Donald Trump der Wolf und Hillary Clinton der Wolf im Schafspelz.

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Diese Frau und ihre klaren Thesen beeindrucken. Wäre aber schon interessant gewesen zu hören, was sie zum momentanen Dilemma des Pazifismus, verursacht durch den Ukraine-Krieg, zu sagen hat.

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SoWi, Übersetzerin, Autorin, Bloggerin
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Wie sie vor einem Jahr dazu stand, erläutert Federici in diesem Gespräch in der Zeitschrift "Luxemburg": https://zeitschrift-luxemburg.de/ar…en-werden/

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· editiert

Offen gestanden habe ich mit diesen Aussagen der Philosophin ziemlich Mühe: Sie verurteilt anfangs den russischen Angriff auf die Ukraine. WA. D.nach folgt ist fast ausschließlich Kritik A. D.r Nato, der USA und der EU. Zum Beispiel:

"Ich stimme aber zu, dass wir auch die vielen Handlungen der USA und NATO kritisieren müssen, die dazu beigetragen haben, den Boden für diesen Krieg erst zu bereiten. Und auch die Entscheidung der USA und der EU, Waffen in die Ukraine zu liefern, denn das wird den Krieg auf unbestimmte Zeit verlängern. Die Waffenlieferungen sind nicht zuletzt auch deswegen abzulehnen, weil die russische Invasion hätte verhindert werden können, nämlich, wenn Russland die Garantie der USA erhalten hätte, dass die NATO nicht bis A. D.e russischen Landesgrenzen ausgeweitet werden würde."

Weiter geht es mit Whataboutismus, indem sie auf die unrühmliche Rolle der Nato im Jugoslawienkrieg, in Lybien etc hinweist. Zu Russland oder Putins Grössenwahn kaum ein Wort, ausser dass man Russland halt die Garantie geben müsste (oder hätte geben müssen), dass die Nato sich nicht bis A. D.e russischen Grenzen ausdehnt. Auch davon, dass die an Russland angrenzenden Staaten womöglich selbstbestimmt über ihr Verhältnis zur Nato entscheiden dürfen, sagt sie nichts.
Köppel hätte seine Freude daran.

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"Liberale Feministinnen sind keine Feministinnen." Nicht gerade sehr inklusiv. Das ist, wie wenn ich sagen würde: "Wenn du meine Definition nicht teilst, bist du exkommuniziert." So spricht nur ein Papst oder ein Zar.
Zweitens: Kapitalismus wird nie definiert. Der hat aber mal angefangen, nach dem Feudalismus, oder? Und? Vor dem Feudalismus wurden Frauen also ganz und gar nicht unterdrückt? Auf gut Deutsch: Es besteht null Zusammenhang zwischen Kapitalismus (was auch immer das sein soll) und Frauenunterdrückung.
Drittens: Es wurden auch Männer verbrannt.
Für mich hA. D.s weder mit Wissenschaft noch Philosophie zu tun. Das ist ziemlich abgelutschtes Storytelling.

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... nur das federici nicht exkommuniziert - das wärs noch - sondern deutlich den unterschied klar macht. und der ist sehr nachvollziehbar.

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Senftube
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Zu zweitens: Sie stellen eher eine linguistische als eine historische Frage.

Feudalismus in meinen Augen ist eine Form Kapitalismus, wenn man Kapitalismus mal ganz simpel und wörtlich als Herrschaft des Kapitals definiert. Und es ist, wo wir wieder landen werden, wenn wir dem Kapital statt den Menschen die unbegrenzte Freiheit geben. Die Wirtschaft hat aufgrund des menschlichen Wesens eine inhärente Tendenz zu Monopolen. Das totale Monopol ist die absolutistische Herrschaft einer einzelnen Person, ob nun durch Gott oder den anderen Gott Markt geheiligt.

Sogar Kommunismus war eine Form von Kapitalismus.

Jedenfalls in meiner Definition.

Wenn Sie selbst keine haben, können Sie eigentlich auch die Aussage gar nicht machen, es habe nichts mit Kapitalismus zu tun. Denn was zum Teufel soll das sein?

Allerdings unterdrücken kapitalistische Strukturen viele Menschen ungeachtet des Geschlechts. Die historisch und bis heute stärkere Unterdrückung der Frau ist in meinen Augen nicht direkte Folge kapitalistischer Strukturen, sondern eher Weltbildern. Die aber wiederum natürlich durch existierende Systeme wie eben ein kapitalistisches weitergetragen werden, oder auch aus diesen entstehen können. Komplexe Sache voll von „Teufelskreisen“.

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christian balke, der Fliegendruck
erst, einzig und letzter Fliegendruck
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genA. D.ese Passage find ich aufrüttelnd, wahr und wichtig!
Es wird so sein, dass in operation_libero, in der allianz_F, in der "Junge_Frau_der_svp" Menschen unterwegs sind, die das Wohl ALLER als Thema haben; grossmehrheitlich ist ihr Begehr dies, gleichreich, wie der wirtschaftlich Erfolgreiche zu werden. --- tjA. D.s ist eben das liberalfeministische Manifest.
Jarichtig, Begriffe zu sortieren bedeutet auch, das Eine vom Andren zu unterSCHEIDEn.

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Für solche Artikel abonnierte ich die Republik! Herzlichen Dank Daniel Ryser. Das Jahres-Abo hat sich nun gelohnt.

Nur schon das Eingangsfoto, auf so vielen Ebenen aussagekräftig. Einfach top! Diese Frau analysiert, reflektiert etc. und bewegt sich offensichtlich nicht in einer rosa Wolke.

Worin ich mitunter Feminismus mit liberalem Feminismus unterscheide, ist die Wortwahl. Silvia Federici spricht von "Männer der herrschenden Klasse" und nicht stupid von alten weissen Männern, wie liberale Feministen dies gerne tun! Dies ist ein gewaltiger Unterschied den viele Feministinnen noch nicht begriffen haben. Weiter stimme ich ihrer Aussage zu, dass: "was sich liberaler Feminismus nennt, ist kein Feminismus". Genau aus diesem Grund weigere ich mich, mich als Feminist zu bezeichnen. Deswegen bin ich genauso für eine Reduzierung der Rüstungsausgaben in Krisenzeiten wie heute! Und eben nicht für eine Aufblähung der NATO.

P.S. Wie mA. D.esem Artikel entnehmen kann: "Alter kann Wert haben".

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Das ist ein unglaublich guter Artikel, Danke!!! Werde ich vielen, vielen Menschen weiterleiten.

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Senftube
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„ Liberaler Feminismus bedeutet, dass man sein will wie die Männer.“

Ich bin ja eigentlich für alles, was manche Feminist:innen unter dem Begriff Feminismus verstanden haben wollen. Ob es aber zielführend ist, sämtliche (aus der von mir geteilten linksprogressiven Sicht) positiven Bestrebungen zur Verbesserung der Situation von Menschen generell - nicht nur Frauen sind Opfer beispielsweise kapitalistisch getriebener Ausbeutung, wie ja die Interviewte selbst sagt - unter dem Begriff zu verstehen, ist eine andere Frage. Genauso wie die Frage, ob es zielführend ist, alle (aus der selben Perspektive) positiven menschlichen Eigenschaften als weiblich und alle negativen als männlich zu bezeichnen.

Einmal mehr werden so in diesem Interview Rollenbilder weitergetragen statt dekonstruiert. Hillary Clinton wird zum Beispiel dargestellt, als habe sie quasi zum Mann werden müssen, um sich (beinahe) durchzusetzen. Natürlich ist dA. D.e logische Konsequenz, wenn mA. D.rchsetzungsstärke oder Hunger nach Erfolg als männlich versteht. Wenn mA. D.n gesamten Kapitalismus als männlich bezeichnet. Oder nur schon den Wunsch nach Karriere. Demnach sind dann überspitzt ausgedrückt erfolgreiche Frauen halbe Männer. Ist das nicht einfach kontraproduktiv? Frauen sollen A. D.e Spitze (einverstanden!), aber dabei die Charaktereigenschaften in keinster Weise zeigen, die dabei helfen - was mA. D.rchaus bedauern kann. Aber auch in einer Demokratie schafft man es ohne ein gewisses Mass an Egoismus nun mal schwer A. D.e Spitze. Leider. Ich sage ja manchmal: Die besten Politiker:innen wären wohl oft gerade diejenigen, die an Macht gar nicht interessiert sind. Aber die ohne einen gewissen Willen zur Macht stellen sich in der Regel gar nicht zur Wahl…

Ich weiss jetzt nicht, ob dahinter ein Traum von der Abschaffung von Macht generell liegt, denn mit den als weiblich bezeichneten Eigenschaften wie Empathie allein schafft man/frau/d es nun mal schwer A. D.e Macht, auch wenn sie durchaus helfen können. A. D.r Spitze wird es eng, da wird „geellbögelt“, ob im Business oder der Politik, und das zu ändern zu wollen ist quasi der Wunsch nach Überwindung der menschlichen Natur, also ziemlich illusorisch. (Was nicht dagegen spricht, Strukturen nach Möglichkeit so zu gestalten, dass es nicht einfach die Stärksten und vor allem Rücksichtslosesten schaffen - die Demokratie ist da schon ein grosser Schritt - aber alles hat Grenzen…). Auch wenn ich einverstanden bin, dass Frauen im Schnitt aus progressiver Perspektive eher mehr der positiven Eigenschaften mitbringen als Männer - es sind allesamt menschliche Eigenschaften. Darum „menschliche Natur“, nicht „männliche Natur“.

Wenn wir mehr Frauen A. D.r Macht wollen, müssen wir es in Kauf nehmen, dass diese nicht alle wie Mutter Theresa denken und handeln. Gleichzeitig müssen wir natürlich dafür kämpfen, die negativen Seiten der menschlichen Natur zumindest zu zähmen. Aber unabhängig vom Geschlecht. Nur so können die Rollen dekonstruiert werden. Nicht, indem man Frau Clinton - ich bin jetzt auch kein grosser Fan von ihr - vorwirft, sie wolle quasi Frauen zu Männern machen. Und die Bestrebungen sollten vielleicht nicht unbedingt aus dem naiven Glauben heraus folgen, Machtmechanismen liessen sich komplett aus der Welt schaffen. Schön wär’s ja - so schön wie eine Welt ohne Polizei, weil aus eigener Motivation heraus niemand mehr kriminell wird. Realistisch?

Auch rhetorisch ist die Bezeichnung alles Negativen als männlich (oder patriarchal) nicht geschickt. Mir ist es persönlich eigentlich relativ egal, mein Identitätsverständnis folgt grundsätzlich und bewusst nicht irgendwelchen gesellschaftlichen Rollenbildern (ohne behaupten zu wollen, das gelinge mir vollständig). Aber viele Menschen orientieren sich nun mal sehr daran. Und dann muss man sich eigentlich überlegen, ob man mit „Du solltest sein wie eine Frau, nicht wie ein Mann!“ die abholt, die nicht ohnehin schon auf der „richtigen Seite“ stehen. Vielleicht führt dA. D.nn eher einfach dazu, was ich kürzlich gelesen habe: Junge Männer scheinen wieder vermehrt SVP und FDP zu wählen. Ich bin für: „Mit mehr Empathie und weniger Egoismus bist du ein besserer Mensch!“ Oder im spezifischen Fall halt eine bessere Frau, ein besserer Mann, eine bessere Person ungeachtet auch dem selbst gewählten sexuellen Rollenbild, sei es Trans, Nonbinär oder was auch immer. Irrelevant!

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sorry senftube, das haben Sie vermutlich nicht ganz verstanden. Die Verwechslung von patriarchal mit männlich ist vermutlich Teil der von Ihnen abgestrittenen strukturellen Prägung durch - den patriarchalen Kapitalismus, unsere Gesellschaft. macht nüt.

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Senftube
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Bravo, wie Sie sich auf drei Worte einschiessen, bei denen das „oder“ eigentlich sogA. D.rauf hinweist, dass die Begriffe nicht gleichgesetzt werden. Macht nüt.

Bravo auch für die Spontananalyse meiner Persönlichkeit mit Fokus einzig darauf. Macht au nüt.

Bravo auch dafür, dass Sie offenbar zwischen den Zeilen lese, was ich gar nie geschrieben habe, nämlich ich würde diese Prägung abstreiten. Eigentlich bin ich da ein Anhänger von Diskurstheorien: Menschen glauben tendenziell, was sie am meisten hören. Also zum Beispiel auch der Mann sei der Herr im Haus, die Frau gehöre A. D.n Herd. Macht au nüt.

Mir geht’s um etwas ganz anderes. Gerade weil ich als Linguist und Sprachphilosoph weiss, dass auch Sprache Menschen prägt. Aber macht nüt, wenn Sie‘s nicht verstanden haben.

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Senftube
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Übrigens habe ich mich vor knapp einem Vierteljahrhundert schon zum ersten Mal mit Gender Studies befasst. Ich kenne die Schriften der grossartigen Judith Butler und anderen. Vielleicht halten Sie sich mit Spontan-Urteilen wie „Der hat’s einfach nicht begriffen.“ künftig etwas zurück…

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Die Verwechslung von patriarchal mit männlich ist vermutlich Teil der von Ihnen abgestrittenen strukturellen Prägung durch - den patriarchalen Kapitalismus, unsere Gesellschaft.

Um ein gutes Argument zu sein, ähnelt dies leider zu sehr der folgenden Art von Aussage:
"Dass du nicht merkst, wie dumm du bist, zeigt ja, wie dumm du bist."

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Voraussetzung des Kapitalismus ist Besitz.
Besitz gibt's nicht in der natürlichen Ordnung: wem gehört die Welt? Wem gehörte sie vor der Entstehung des Lebens, also bevor der Mensch geboren wurde? Wer besitzt die Sonne, das All? Auf welchem Markt werden diese "Sachen" gehandelt?
Die Physik als Naturwissenschaft kennt keinen Besitz. Das Leben gemäss Biologie als Naturwissenschaft kennt ihn ebensowenig. Fand die Medizin das Besitz-Gen oder eine Gen-Hierarchie, die beweist, dass die Frau Besitz des Mannes ist?
Besitz ist solange göttliche Ordnung, als die Kultur (was menschliche Neuronen produzieren) eines Stammes in der Menschheit Gott als Besitzer der Natur einsetzt.

Frauenbefreiung kann in zwei Richtungen gehen: Einmal, dass sie sich vom Besitzerstatus befreit mit dem Ziel, selber Besitzerin zu werden; sie wird dann z.B. Kapital verwalten, anlegen, Rendite beziehen, am Wachstum der Kapital-Akkumulation teilnehmen.
Das andere Mal, dass sie von der besagten göttlichen Ordnung in die natürliche Ordnung Einsicht hat, und die Widernatürlichkeit des Besitzes zu überwinden bereit wird.
Denn gehört das Kind der Frau, die es gebar, als Besitz? Aber es gehört dem Mann, wenn er in der Sozialordnung es braucht, z.B. im Krieg, um nationalen Besitz zu vergrössern, ihn wachsen zu lassen, indem er dem Wachstumsgott Söhne und Töchter opfert.

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Multifunktional
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Eine kreative, wilde Story. Welche unter Vielem vergisst ...
die smarte, kommerziell denkende, aber rechtlose Frau suchte sich einen Dümmeren, optimalerweise Tüchtigen, Fleissigen, Erfolgreichen, welchen sie manipulieren konnte. Nicht wenige Frauen empfanden das Frauenstimmrecht als Machtverlust. Denn dann konnten sie dem Mann nicht mehr vorschreiben, was er zu stimmen hatte. Wie das funktioniert konnte die Tochter von der Mutter lernen. Nach Generationen kommt einiges an Wissen zusammen.

Entschuldigen Sie, aber so etwas Hirnrissiges habe ich noch selten gelesen…

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In einem KommentA. D.s Wort "hirnrissig" zu verwenden, finde ich nicht ok. Kein Wunder, ist der ursprüngliche Beitrag nun ganz weg. Und alles weitere von diesem Mann.

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Herzlichen Dank Daniel Ryser! Toller Artikel. Schöne Fotos. Federici è grande!

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Heute führt ein Weg mit Gedenktafeln zum „Galgenhügel“, wo meines Wissens Anna Göldin umgebracht wurde. Heute „Sonnenhügel“, nicht Rathausplatz.
Die Recherchen und Arbeit von Walther Hauser führte zur Rehabilitierung und der Schaffung von Gedenkstätten des Justizmordes.

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Danke Margret, genau! Hinter dem Kantonsspital Glarus, an einem unscheinbaren Hang A. D.r Strasse in Richtung Buchholz ist die Stelle. Und ebenfalls wichtig finde ich den Hinweis auf die immense Arbeit von Walter Hauser, unter vielem anderen seine zwei Bücher über Anna Göldin die sehr lesenswert sind.

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Wert-Abspaltungs-Theoretiker
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Offenbar hat Frau Federici vieles von dem vorweggenommen, wA. D.e Wertkritik seit dem Erscheinen des Buchs "Das Geschlecht des Kapitalismus" von Roswitha Scholz im Jahr 2000 ebenfalls vertreten und theoretisch vertieft hat. Die Wertkritik ist eine Form von Kapitalismuskritik, die am Versuch eingesetzt hat, den Untergang der UDSSR zu begreifen, und dazu auf die Fetischismuskritik und das Krisenverständnis von Marx zurückgegriffen hat. Tatsächlich hat sie ihren Ausgangspunkt mit dem Buch "Der Kollaps der Modernisierung" von Robert Kurz im Jahr 1994 genommen: Kurz sieht den Untergang der UDSSR als Vorwegnahme dessen, wA. D.m angeblich siegreichen Westen erst noch ins Haus steht. Den Grund dafür sieht er darin, dass Arbeit die Substanz des Werts ist, das kapitalistische System aber durch das Konkurrenzprinzip dazu getrieben wird, immer mehr Arbeit einzusparen und durch immer mehr Maschinerie zu ersetzen. [das bedingt seinerseits den einsatz von immer mehr energie: einer der vielen gründe für die destruktivität des kapitalistischen systems.]
Ausgeschlossen von der traditionellen Kapitalismuskritik waren Haushaltstätigkeiten, die Erziehung von Kindern und die Pflege von Alten und Kranken; lauter unbezahlte Tätigkeiten, soweit sie nicht institutionalisiert worden sind. Einerseits waren diese Tätigkeiten von Verdienst in der Privatwirtschaft abhängig, anderseits stellten sie eine wesentliche Vorbedingung der Überlebensfähigkeit wie der Profitabilität des kapitalstischen Systems dar, ohne dass dieser Bereich ein Subsystem des Kapitalismus wie Politik oder Recht darstellte. So haben marxistisch-feministische Theoretikerinnen für diesen Bereich den Begriff der Abspaltung geschaffen, weil er nicht, oder nur marginA. D.r Logik der kapitalistischen Wertverwertung gehorcht, dieser aber weder vor- noch nachgeordnet ist. Seit der Übernahme dieser feministischen Kritik nennt sich die Wertkritik Wert-Abspaltungskritik.
Mit der Abspaltung werden nicht nur bestimmte Tätigkeiten, sondern auch Gefühle und Eigenschaften (so etwa Sinnlichkeit und Emotionalität) an Frauen delegiert. Umgekehrt wird das männliche Subjekt durch den Gegensatz zu diesen für das System störenden Eigenschaften bestimmt, so etwa durch Rationalität, Durchsetzungsfähigkeit und Härte. Selbstverständlich handelt es sich dabei nicht um natürliche Eigenschaften der beiden Geschlechter, sondern um kulturelle Zuschreibungen, die eng mit dem Kapitalismus zusammenhängen (d.h. gender). Gleichzeitig ist hier eine Wertehierarchie am Werk, wird der "Männerbereich" doch systematisch auf-, der Frauenbereich ebenso systematisch abgewertet. Allerdings ist die Konsumption vieler Waren durch die Reproduktionstätigkeit im Bereich der Abspaltung vermittelt: Kochen, Waschen, Flicken, Einrichten usw. Ausserdem hA. D.r "Privatbereich" auch die Funktion einer psychischen Reparaturinstanz und einer (scheinbaren) Gegenwelt zum Arbeitsbereich, ist doch das pure Konkurrenz- und Nützlichkeitsdenken derart destruktiv und lebensfeindlich, dass es ohne diesen Komplementärbereich gar nicht funktionieren könnte.
Die durch steigende Haushaltskosten bedingte zunehmende Berufstätigkeit von Frauen hat jedoch dazu geführt, dass diese nun tendenziell doppelt belastet sind. Jedenfalls sollten diese Ausführungen klar gemacht haben, dass die Abspaltung wie der Verwertungsbereich beide Geschlechter reduziert. Das Patriarchat ist zwar viel älter als der Kapitalismus, aber heute sind beide derart eng amalgamiert, dass die Aufhebung des Patriarchats ohne die Aufhebung des Kapitalismus undenkbar G. ist. Die globale Erwärmung wie die zunehmende Verarmung und Zerstörung unserer Umwelt machen aber auch immer deutlicher, dass es dabei längst um das Überleben der Menschheit geht.
PS. Historisch ist hier noch vieles aufzuarbeiten, aber es macht durchaus Sinn, die Hexenverfolgungen als besonders widerlichen Teil der generellen Disziplinierung der Bevölkerung in der frühen Neuzeit anzusehen. Was mir weniger sinnvoll erscheint, ist die Einführung eines Hausfrauenlohns: Wer für die Abschaffung des Kapitalismus einsteht, ist generell kein Befürworter einer Ausweitung statt einer Abschaffung der Lohnarbeit. Allerdings bin ich mit der Wert-Abspaltungskritik ganz entschieden der Meinung, dass der Kapitalismus längst in einer Krise steckt, aus der es keinen systemischen Ausweg mehr gibt.

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Literaturtipp: Judith Butler. Der Allesfresser

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Hm, Sie meinen wohl Nancy Fraser.

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Silvia Federici erklärt die Zusammenhänge der Hexenprozesse, der Hausarbeit der Frauen und die Entstehung des Kapitalismus ziemlich plausibel und nachvollziehbar. Dass der «geschäftige» Mann froh ist, wenn zu Hause alles gratis geleistet wird, ist unter der Prämisse des permanenten Strebens nach Profit logisch. Und der antikapitalistischen Sicht der Autorin geschuldet. Es ist eine philosophische Betrachtung, wo «versucht wird, die Welt und die menschliche Existenz zu ergründen, zu deuten und zu verstehen.» (Wikipedia)

Die Welt deuten.

Das macht Silvia Federici auch in einem Beitrag in https://zeitschrift-luxemburg.de/ar…en-werden/ (danke K. B.) und da sagt sie: «Die Waffenlieferungen sind nicht zuletzt auch deswegen abzulehnen, weil die russische Invasion hätte verhindert werden können, nämlich, wenn Russland die Garantie der USA erhalten hätte, dass die NATO nicht bis A. D.e russischen Landesgrenzen ausgeweitet werden würde.»
Tönt für mich eher nach gedanklich philosophischem Wattebausch von ziemlich links der Mitte, um die Realität eher auszuhalten.

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Der aktuelle Forschungsstand über Hexenverfolgungen, die sich nach Zeit und Region stark veränderten, zeichnet ein vielfältigeres Bild. In der Eidgenossenschaft des 16./17. Jh. richteten sich die Hexenprozesse vor allem auch gegen Frauen, die am Ort ihrer Verfolgung zugewandert waren.
Als Kontext nennt die Forschungsliteratur weniger Veränderungen im Wirtschafts-/Gesellschaftssystem als Hunger- und Klimakrisen.
Ein Einstieg bietet der Artikel im Historischen Lexikon der Schweiz und die vermerkte neuere Literatur:
https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/…014-10-16/

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Daniel Severin
Designer, Feuerwehrmann, Drachenkämpfer
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Vor Allem ist die Einstiegsfrage mit dem "dunklen Mittelalter" schon falsch. Das Mittelalter war nicht dunkel. Einfach nicht. VOR ALLEM im Kontext des Gelesenen. Das ist nicht Mittelalter. Sondern "moderne" Neuzeit, aufgeweckt durch die Renaissance... Ich bin einfach allergisch eine ganze Epoche als "dunkel" zu bezeichnen. Das hA. D.s Mittelalter nicht verdient.

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Antonia Bertschinger
Schreiben und Recherchieren
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Vielen Dank, liebe*r Anonym 4 - bin leider late to the party, aber es ist sooooo wichtig, diese veralteten Interpretationen der Hexenverfolgung als das aufzuzeigen, was sie sind: viel Fantasie mit wenig Faktenbasis ...

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Danke für die freundliche Rückmeldung! Ich war etwas erstaunt, dass es zur veralteten Hexendarstellung im Dialog und auch in den Interviewfragen nicht mehr Widerspruch gibt. Darum sind Sie auch spät sehr willkommen zur Party :)
Hexen sind offenbar eine wieder zunehmend beliebte Projektionsfläche.

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Vielen Dank für diesen Kommentar. Mir wurde das Interview von jemandem empfohlen und da kam mir der Name Federici irgendwie bekannt vor. Ich habe das Gefühl, Frau Federici wurde in der Zwischenzeit auch einmal in der WOZ erwähnt und schon dort standen mir die Haare zu Berge, als ich ihre Aussagen über die Hexenverfolgung gelesen habe. Die Maturarbeit, welche ich vor einigen Jahren zu diesem Thema verfasst habe, wA. D.finitiv nicht sonderlich gut, aber bei der Recherche dafür habe ich schnell gemerkt, dass die hier geäusserten Ansichten nur bedingt durch die erhaltenen Gerichtsunterlagen und neuere Forschungserkenntnisse gedeckt ist. Ich finde es ein wenig schade, wenn so etwas einfach unkommentiert veröffentlicht wird. Gerade weil man sich ansonsten in beiden Zeitungen Mühe gibt, Dinge so darzustellen, dass sie einen fundierten, wissenschaftlichen Rahmen haben.

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Daniel Ryser ist ein unkritischer «kritischer Journalist»: Er lässt zwar kritische Stimmen zu Wort kommen, stellt ihnen aber keine kritischen Fragen. So hielt er es schon im Interview mit den drei Vertreter*innen vom «Grauen Block» (https://www.republik.ch/2023/05/11/…f-die-demo) und im Interview mit Andreas Noll (https://www.republik.ch/2023/05/22/…tzt-werden). Und so hält er es auch im vorliegenden Interview mit Frau Federici. Allein schon der Titel riefe eigentlich nach einem kritischen Einwand. Warum kann jemand eineinhalb Jahre nach dem brutalen Überfall Russlands auf die Ukraine unwidersprochen sagen: «Feminismus bedeutet nicht, dass auch Frauen in die Armee gehen, sondern dass Männer es nicht mehr tun»? Der Brachial-Marxismus von Federici tönt eher nach einer Verschwörungserzählung als nach marxistischer Theorie. Nach Federici – jedenfalls in der Darstellung von Daniel Ryser – bezweckten diffuse menschliche Akteure mit den Hexenjagden die Disziplinierung der Frauen. Bei Marx ist es aber der technische Fortschritt, der die Geschichte vorantreibt. So führte die Mechanisierung der Landwirtschaft unumgänglich zum Ende der kleinbäuerlichen Landwirtschaft.

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Meine Rede. Er hat mit den Interviews zum Grauen Block und mit Andi Noll den Kritiker*innen der ideologischen BS-Strafjustiz einen Bärendienst erwiesen.

Zugespitzt formuliert: Daniele Ryser ist allzuoft kein Journalist, sondern ein Prediger, der Fragen stellt; quasi der Daniele Ganser des Journalismus ;)

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Ich verstehe die Erwähnung dieser 19-jährigen Amerikanerin, die wegen einer Abtreibung verurteilt wurde, einfach nicht. Mir geht es auch nicht auf, inwiefern das ein Beispiel des rückständigen Amerikas sein soll: Im Gegenteil zu Texas, Florida und anderen Staaten, wo Frauen auf skandalöser Weise entrechtet werden, gilt in Nebraska nach wie vor eine legale Abtreibung bis 20 Wochen nach Beginn der Schwangerschaft - also 8 Wochen mehr als in der Schweiz. Die junge Frau hat nach Beginn des dritten Trimesters eine Abtreibung vollgezogen, das wäre auch in der Schweiz illegal.

Eine andere Frage wäre der Strafmass und ob dieser angemessen ist, aber ein skandalöses Beispiel eines Angriffes auf die Rechte der Frauen ist es in meinen Augen nicht - ausser man ist dafür, dass Abtreibung bis zum dritten Trimester legal sein sollte, und dA. D.rfte man m.E. hinterfragen, ohne mit Ron De Santis und rückständige Republikaner verglichen zu werden. Mit dieser Pauschalisierung spielen wir doch den Abtreibungsgegner in die Hände.

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In diesen Gerichtsfall waren Mutter und Tochter involviert. Die Abtreibung fand vor zwei Jahren statt, als die Schwangere 17jährig war, abgetrieben wurde mit einem Medikament, also ohne ärztliche Hilfe. Die Hintergründe sind kompliziert und das Leiden dA. D.mit einher ging wohl gross. Frau Federici wird diese recherchiert und vorausgesetzt haben, dass der Fall auch in der Schweiz publik gemacht wurde. Die obigen Informationen fand ich im Netz, ohne grossen Aufwand.

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Absolut, ich verstehe nur nicht, inwiefern dieser Fall ein Zeichen der Hetze gegen das Recht der Frauen am eigenen Körper sein soll. Diese Informationen, die Sie hervorheben, kenne ich auch. Mein Punkt war nur, dass in diesem Fall Mutter und Tochter auch in den meisten europäischen Länder etwas Strafbares gemacht haben.

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Naja, wenn ein 17 jähriges Mädchen vom Gesetz her verpflichtet ist ein Kind zu gebähren, dann ist das schon etwas skandalös.
Ja, Abtreibung in dem Stadium ist an vielen Orten illegal, aber genA. D.s ist ja das Problem, dass irgendwelche Gesetze Mädchen und Frauen ihre Autonomie über den eigenen Körper nehmen. Nicht jede betroffene Person merkt früh ob sie schwanger ist und wenn man sozio-ökonomische Faktoren mit einbezieht, kann die Entscheidung oder überhaupt das Bewusstsein über Abtreibung oder nicht, Zeit beanspruchen.
Schlussendlich geht es darum, dass eben möglichst viele Arbeitskräfte geboren werden sollen, egal unter welchen Umständen und auf wessen Kosten.

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Oder es geht um eine philosophische Auseinandersetzung, ab wann ein Leben schützenswert ist oder nicht.

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Sehr talentierte Schriftstellerin, ich kann besonders ihr Buch Caliban und die Hexe wärmstens jeder Person empfehlen, die sich für Instrumentalisierung des weiblichen Körpers während dem Übergang zum Kapitalismus interessiert. Kurz sollten wir uns jedoch auch selbst im Spiegel betrachten und fragen, welche Ideologie wir so verbissen ausstrahlen möchten und welche Doppelmoral wir leben - und weswegen wir uns vielleicht genA. D.swegen als besonders links und antikapitalistisch identifizieren müssen, um uns gegen unsere impliziten, leider oft gegenteiligen Ansichten selbst zu täuschen. Wie sehr wir selbst den weiblichen Körper als freie Bühne für unsere Gelüste betrachten und schnell dabei den Menschen hinter den primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen vergessen. Oder wie wir unser verdientes Geld ausgeben - beispielsweise in Suchtmittel, welche von südamerikanischen, ausgebeuteten Personen und einer grossen Portion Gewalt produziert und importiert werden. Der Konsum dieser gibt uns paradoxerweise das Gefühl, anderen Personen überlegen zu sein und dass wir im Gegensatz zu ihnen keine Regeln beachten müssen, da wir talentierter, spezieller, genialer sind. Und plötzlich ist die Waage an Rechten nicht mehr gleich verteilt. Und plötzlich sehen wir, dass wir eigentlich genA. D.s sind, was wir doch so vehement in uns bekämpfen wollten. Eine Person, die andere unter sich sieht und sie dementsprechend behandelt und der Konsum von Frau und illegalen Substanzen (einige davon treten Menschenrechte mit Füssen) den Menschen nicht mehr materialisieren und kapitalisieren kann - und damit das Bild, welches wir als Linke verkörpern möchten gerade kollektiv blossstellt - und unsere Glaubwürdigkeit A. D.e Gleichberechtigung aller Menschen zurecht von aussen hinterfragt wird. Die Ironie des Schicksals trifft einen manchmal hart.

Alle Tiere sind gleich, aber einige Tiere sind gleicher als die anderen

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So ein Geschwurbel (wieder einmal mit der ominösen kapitalistisch-patriarchalen Weltverschwörungstheorie) wird hier doch nur toleriert, weil es irgendwie profeministisch und antikapitalistisch ist– sich also bei gewissen Leser*innen gut im Bauch anfühlt, da gegen die vermeintlich Bösen geschossen wird.
Ich glaube, langsam haben auch alle, die nicht schon vor dem Lesen der Republik der fixen Überzeugung waren, verstanden, dass die Männer* und Reichen die Wurzel allen Übels sein müssen. – Nebenbemerkung: Ist das in diesem Artikel eigentlich dann schon eine antisemitische Verschwörungstheorie? (Frage für 'ne Freund*in^^)

Oder ist diese weitgehend unkritische Haltung einfach Ausdruck des Betagte-Frau-Bonus, wo einfach alles abgenickt wird, wA. D.s ehrenwerte Grosi sagt?

Würde eine*r aus einer anderen politischen Ecke mit einem ähnlichen "Theoriefindungs-Artikel"/Thesenpapier vergleichbarer Qualität daherkommen, würde hier (zurecht) jede steile These Stück für Stück auseinandergenommen und demontiert, ob nun Blocher, Köppel, Ganser oder andere.

Wenn in einem Text am Laufmeter aufgrund Korrelation ohne weiteren (historischen) Kontext Kausalität insinuiert oder gar behauptet wird und das einfach so unwidersprochen veröffentlicht wird, dann geht es nunmal mehr um Propaganda und Geschichtenerzählen als um eine faktenorientierte, kritische Berichterstattung aus der Realität.

Das ist weder eine seriöse Analyse, noch Qualitätsjournalismus. #SorryNotSorry

PS: Das wollte ich nur mal wieder festhalten, weil wieder einmal typisch. Dieser Text ist nur ein weiteres Beispiel für diese Tendenz, die ich schon seit Langem hier beobachte.

PPS: Und nein, restriktive Abtreibungsgesetzgebung und entsprechende Meinungen müssen überhaupt keinen Zusammenhang mit irgendwelcher Unterdrückung von Frauen oder einer allgemein konservativen Einstellung zu tun haben – Männer (bzw. Personen ohne Uterus) können übrigens in keinem Land abtreiben, wären also in dem Sinne noch mehr unterdrückt.

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