Die Republik ist nur so stark wie ihre Community. Werden Sie ein Teil davon und lassen Sie uns miteinander reden. Kommen Sie jetzt an Bord!

DatenschutzFAQErste-Hilfe-Team: kontakt@republik.ch.



In den letzten 20 Jahren habe ich sehr viel mit diesem Thema zu tun.
Die Schweiz macht 3 Fehler immer wieder:

  1. Wir ersetzen die Lösungen aus der Zeit vor der Digitalisierung (Papier, Akten, Telefonanrufe, Postversand, Fax) nie. Wir bauen digitale Lösungen, die nicht die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen, sondern immer noch Papier, Akten, Telefonanrufe, Postversand, Fax ermöglichen.

  2. Die Kompetenzverteilung zwischen Bund, Kantonen und Gemeinden in der IT. Eine IT-Lösung skaliert unendlich. 27 unterschiedlich gute IT-Lösungen, die zusammenarbeiten müssen, schaffen nur Sorgen.

  3. Wenn eine IT-Lösung richtig konstruiert ist, kann sie jederzeit viel mehr Daten verarbeiten, als das Menschen könnten. Die Signal-App kann weltweit Milliarden von Nachrichten verarbeiten - mit ein paar Dutzend Mitarbeitern. Sie muss aber richtig aufgebaut sein. Die Regeln der Mathematik sind nicht optional. Auch nicht für die Schweiz. Dessen sind sich die meisten Menschen hier nicht bewusst.

61
/
0
Softwareentwicker
·
· editiert

"Die Regeln der Mathematik sind nicht optional."
👍 Made my day 🤣

Irgendwie hat das Ganze etwas tragisch-komisches...
Bund und Kantonen fehlt die Kompetenz und die Weitsicht, den Wert digitaler e2e Lösungen zu erkennen, zu planen und umzusetzen.
Die 🇨🇭 hat in meinen Augen im Privatsektor sehr viel Kompetenz, aber die wollen nie und nimmer bei Bund und/oder Kanton arbeiten.

Viele meiner Zunft hatten diverse Berührungspunkte (ich mit div. Behörden und Abteilungen in 3 Kantonen) und es fühlte sich jedesmal an wie ein Ausflug in die 90er, sowohl auf technischer wie prozessualer Ebene. Und selbst wenn mal Agile Vorgehensweise Thema waren, so waren die Rahmenbedingungen und die Technologie hoffnungslos überholt, oder es wurden andere klassische Fehler gemacht...

Kurzum: Bund und Kantone sind das Gegenteil von attraktiven Arbeitgebern für fähige und ambitionierte Software-Ingenieure und -Architekten, usw.
Darum kriegen sie einfach eher Leute, die "versorgt" sein wollen und ggf. besser im reden als im machen sind...

33
/
3

Lieber Herr M.
Danke für ihre Darstellungen, ich kann ihnen gut folgen und habe genau diese Beschreibung des Problemes in meinem Umfeld erklärt bekommen. Mich interessiert sehr, was attraktive Bedingungen sind/wären und wegen meinem fehlenden Wissen in diesem Bereich, habe ich nur die moderne Technologie verstanden. Was wären/sind diese ihrer Meinung nach?

9
/
0

Zu 1: Beispiel Autobahnvignette. Da kommt man zwar jetzt tatsächlich ohne Papier/Druckerei/Klebeettiketten aus, aber hat den Papierprozess 1:1 versucht in die digitale Welt zu heben: Wenn nichts mehr mit Jahreszahl gedruckt werden muss, kann die Vignette ja auch ab Buchungsdatum für 12 Monate gelten und nicht zwangsweise nur von Dezember-1 bis Januar+1. Und es gäbe die Möglichkeit, geringfügig günstigere Vignetten für Durchreisende (1 Monat, 3 Monate, ... statt 12 Monate) zu ermöglichen.

Das alles wirkt so wie zu den Anfangszeichen des WWW - da haben Marketingfachleute Webseiten 1:1 aus dem vorhandenem Prospektmaterial erstellen lassen. Auf so eine Idee würde heute niemand mehr kommen.

Zu 2: Der Föderalismus lebe hoch. Es gibt tatsächlich Dinge, wo der Bund als Dienstleister für die Kantone agiert. Nur leider immer noch viel zu wenig. Da wird neben Sicherheit (27 Lösungen lassen sich viel aufwändiger sicher machen als nur eine) auch sehr viel Geld (27 Lösungen müssen bezahlt werden).

Zu 3: Siehe auch mein Kommentar zu 2. Richtig gebaut ist es egal, ob die Lösung für einen Nutzer/Kanton oder 27 Nutzer/Kantone+Bund genutzt wird.

22
/
0

Ein Seitenweg, der mich seit ner Weile beschäftigt und ist Teil Ihrer Antwort "zu 1:"
die digi-Vignette ist an Auto-Nr. gebunden und die Spielereien für Durchreisende etc. ist richtig!
Seit wohl 2 Jahren werden Parkfelder in den Innenstädten ebenso mittels Auto-Nr. gemietet.
Beide Beispiele legen offen, welche Auto-Nr. in welcher Zeit was macht.
Jedes Auto, ab Baujahr 2000 hat genug Electonic drinnen für Standort-Übermittlung.
Wieso sind wir so träge und halbblind, diese Qualität nicht zu nutzen?
Ich schlage vor, jede Parkgebühr, Geschwindigkeitsübertretung und eben die Autobahnvignette - gemäss Gebrauch - über den Galileo, das globalposystem abzuwickeln: ende Monat wird dem Konto Auto-Nr-Halter das Genutzte (inkl. der Busse ob Falschfahren in Einbahn, Tunnelmaut etc.) abgebucht.

Dies, so vermute ich, verlangt Vorbereitung, wir sollten in der Sonntagsschule beginnen, im Kochkurs vertiefen, mit ECTS versüssen um wohl in 5 Jahren einführen zu können.
(Lese-Empfehlung ist Christian Haller; BLITZGEWITTER, Matthes&Seitz Brln 2023)

4
/
8
Neugierig, Digital.
·

Ich finde bei den Beispielen und der Forderung das Papier/Faxgerät zu ersetzen sollten nicht die Bürger:innen am Ende zu leiden haben. Paar Bsp: Grosseltern, die keinen Schalter mehr für die Bank finden, weil jetzt halt vieles online. Personen, die neu nichts mehr augedruckt haben, sondern alles auf ner App, oder per Mail, aber nie wirklich mit ihren Mailkonten wissen unzugehen. Aufklärung und/oder kreative Lösungen brauchts da, damit die Digitalisierung nicht Frust bei denen hinterlässt die das Digitalisierungskonzept ausschliesst.

18
/
1
Leserin
·

Geschätzter J. K.. Zu ihrem Punkt 1. Da muss ich widersprechen. Nur schon aus Sicherheitsgründen, falls der Strom ausfällt usw., braucht es z. B. Papier und Akten. Auf Papier liest es sich viel angenehmer als auf meinem Bildschirm. Telefonanrufe möchte ich auch nicht missen. Gewisse analoge Gefässe sind also beizubehalten.

Bei Pt 2 und 3 stimme ich zu.

1
/
2

Geschätzte Frau C.

Ich nehme mal als Beispiel die Akten:

Sie können Wikipedia ausdrucken:

  • Das sind neun hohe Regale voller Bücher.

  • Gut zu lesen.

  • Mühsam nach Stichworten zu durchsuchen.

  • Andere Artikel, auf die ein Wikipedia-Artikel verweist, kann ich in einem anderen Buchband suchen und lesen.

  • Einige Tonnen schwer.

  • An einem einzigen Ort erreichbar. Wer darin lesen will, muss in den Raum mit den Regalen. In jedem Gebäude, in dem man darauf zugreifen will, braucht man neun Regale. Und einen Bibliothekar, der abends die Tür zusperrt.

  • Lässt sich in einer neuen Druckauflage aktualisieren.

  • Geht auch ohne Strom nicht verloren.

Oder Sie können Wikipedia auf einer Festplatte speichern:

  • Das braucht etwa ein Achtel eines IPhonespeichers.

  • An manchen Bildschirmen schlechter zu lesen.

  • Schnell nach Stichworten zu durchsuchen.

  • Andere Artikel, auf die ein Wikipedia-Artikel verweist, kann ich per link sofort aufrufen.

  • 100 Gramm leicht.

  • Von überall her erreichbar (wenn die Festplatte über das Internet erreichbar ist). Wer darin von irgendwoher auf der Welt lesen will, der kann das tun.

  • Lässt sich ständig aktualisieren.

  • Geht auch ohne Strom nicht verloren. Je nach verwendetem Speicher jahrelang.

7
/
0
Senior Researcher
·

Für mich als Cybersecurity-Spezialist ist das ein Augöffner-Artikel, der alleine schon das Republik-Abonnement (es heisst: Verleger, ich weiss) wert ist. Es ist schon so: vor lauter Krankenkassenprämien, falschen Steueranreizen, terroristischen Bedrohungen sehen wir nicht, wo der Wurm in unserem faulen Staate sitzt: bei der digitalen Inkompetenz. Und das neue Parlament wird noch schlimmer als das alte. Wir haben rund 50 Vertreter aus der Landwirtschaft, aber kein halbes Dutzend mit Digitalkompetenz. Von Bundesräten ganz zu schweigen. Lauter Analphabeten - so nenne ich Menschen, die im 21. Jahrhundert keine Datenbank aufsetzen können und keinen Code schreiben.

61
/
2
Adrienne Fichter
Tech-Reporterin @ Republik
·
· editiert

Vielen Dank Herr F.! Zu Ihrem letzten Satz: Ich denke nicht dass alle Code schreiben müssen, aber die Bundesparlamentarier:innen müssen sich bei digitalpolitischen Sachvorlagen mit den wirtschaftlichen UND ethischen Implikationen auseinandersetzen. Und IT-Konzepte in den Grundzügen verstehen. Hierbei wäre es wichtig nicht nur auf die Wirtschaftsverbände zu hören, sondern sich auch diese Konzepte von der digitalen Zivilgesellschaft und von Non-Profit Think-Tanks erklären zu lassen.

54
/
1

Angesichts der Komplexität dieses und anderer Themen, mit denen sich politische Entscheidungsträger befassen müssen, ist klar, dass sie selbst nicht über die erforderliche Expertise verfügen können. Unabdingbar ist es deshalb, hochkompetente Fachleute als Beraterinnen und Berater hinzuzuziehen. Dazu braucht es die finanziellen Mittel, die Bereitschaft von anderen zu lernen und damit auch die Demut, das eigene Nichtwissen zu erkennen und einzugestehen. Genau das ist jedoch keine Stärke hierzulande. Breite Teile der Bevölkerung fühlen sich wohl mit Mediokrität und Dilettantismus, äussern sich überheblich und geringschätzig über "sogenannte Experten". Gerade während der Corona-Pandemie hat sich das mit grosser Deutlichkeit gezeigt. Dieser überheblick-dumpfe Antiintellektualismus, die Verklärung des "gesunden Menschenverstandes" ("Wozu brauchen wir sogenannte Experten? Das Volk versteht das auch mit seinem gesunden Menschenverstand") - das ist eine Geisteshaltung, die zeigt, wie sehr in der Schweiz rechtspopulistisches Gedankengut Teil der Mentalität ist. Wie mit dieser Einstellung die grossen Herausforderungen unserer Zeit gemeistert werden sollen, sehe ich nicht.

33
/
0
Albert America
Kann Code und DB
·

Was die digitale Inkompetenz betrifft, gebe ich Ihnen recht. Die meisten Menschen wissen nicht, warum ihr Auto fährt, aber sie wissen wie es fährt. In der Nutzung digitaler Geräte verhält es sich ähnlich. Entscheidend dünkt mich, dass nicht Leute über IT-Belange entscheiden, die nicht wissen, wie IT geht. Die "Analphabeten" sind wohl etwas im Übereifer geschrieben. Wir können ja froh sein, dass die keinen Code schreiben.

28
/
0
Felix Huber
Cyber Security (ehm. BA/PO) & Metal Fan
·

Um beim Vergleich vom Auto zu bleiben: Ja, die wenigsten die heute ein Auto benützen, wissen wie ein Vergaser funktioniert. Sie steigen ein, drehen den Zündschlüssel um und fahren lost.

Nur beim Auto gibt es keine 'Analphabeten' im Parlament die grundsätzliche Funktionalitäten des Auto nicht verstanden haben oder attributieren die nicht existieren. Beim 'Internet' oder bei 'Digital'-Themen aber schon: Es werden unmögliche oder unvereinbare Dinge gefordert, wie die Pornoschranke von Nick Gugger; "es wird schon irgendwie gehen" scheint das Motto zu sein.

Handkehrum, das ist das Motto der letzten 3-4 Jahren: Es wird schon irgendwie gehen. Der Bundesrat beobachtet die Situation

15
/
0

Ich kann auch keine Datenbank aufsetzen und keinen Code schreiben, obwohl ich mir das - eine entsprechende Interessenslage und die zugehörige Einarbeitung vorausgesetzt - durchaus zutrauen würde.

Die mit der Industrialisierung einhergehende Spezialisierung brachte mit sich, dass wir - obwohl mehr oder minder gebildet - alle zwangsläufig in x-Gebieten „Banausen“ sind, ohne dass wir uns deswegen gleich als „Analphabeten“ bezeichnen lassen müssen.

Deshalb erwarte ich auch von keiner Politikerin und keinem Politiker, dass sie bzw. er die von Ihnen angeführten Fertigkeiten zwingend mit sich bringt. Dahingegen jedoch die Fähigkeit und ein fundiertes Verständnis davon, systemkritische Gebiete auszumachen und dafür zu sorgen, dass diese von den jeweiligen Fachspezialisten kompetent bearbeitet und nötigenfalls überwacht werden.

13
/
1
· editiert

Die Schweiz verteidigt auch 2023 ihren stolzen Platz als Innovationsweltmeisterin, aber „Inkohärenz und Kompetenz­gerangel“ bescheren uns ein vorsintflutliches behördliches Datenmanagement, das in Pandemiezeiten keine korrekte Datenerfassung liefern konnte, und sich nun auch abseits von Krisenmanagement im courant normale von Stimmenauszählungen als unzuverlässig erweist.

Und „digitale Kompetenz“ im Parlament nimmt nach den Wahlen nicht wirklich zu, sondern eher ab?

Danke, Republik, dass ihr dranbleibt!

39
/
0
Adrienne Fichter
Tech-Reporterin @ Republik
·

Guten Tag Herr M...ich hätte auch auf eher "abnehmen" getippt, aber ich kenne mich bei den neu gewählten Politiker:innen wenig aus. Traurig ist dass mindestens zwei profilierte Digitalpolitiker:innen, die sich explizit auf diesem Themen positioniert haben, abgewählt worden sind.

13
/
3

FDP und Mitte [] Zeigen sie sich resistent gegenüber den Partikular­interessen wirtschaftlicher Lobby­verbände?

😂 Der war gut.

36
/
0
Adrienne Fichter
Tech-Reporterin @ Republik
·

Wollte nicht nur Doomsday malen 😉Hoffen darf man ja:-)

2
/
0
· editiert

Der Einstieg könnte besser sein. Smartvote ist doch sehr vereinfacht. Ich machte es zwei Mal mit unterschiedlichen Partei Resultaten. Ich wusste schon vorher, was ich etwa wählen wollte. Es ist ein nettes Spielzeug. Dass es die Kandidat:innen nicht brauchen, verstehe ich. Zum Wählen gibt es für mich nicht nur Digitales sondern das Gesamte. Den interessanten Artikel finde ich als Laie verständlich. Ich möchte wissen, ob es eine Lobby zum „Bürger-Digitalschutz“ gibt. Für viele Verbände haben ja je seine Nationalrät:innen.

1
/
9
Adrienne Fichter
Tech-Reporterin @ Republik
·

Dann haben Sie den Einstieg nicht richtig verstanden. Es geht darum dass Digitalisierung als Politikfeld nicht als gleichberechtigtes Politikfeld zu Migration, Klima, Energie, Gesundheitswesen gehandhabt wird im Hauptfragebogen. Sondern als nice to have. In einem Sonderfragebogen, den dann niemand mehr ausfüllen wird...trotz der enorm wichtigen Bedeutung und Relevanz.

28
/
0

Danke, für die Erläuterung.

6
/
0

Ich habe Smartvote dieses Jahr nicht benutzt, aber "wahlen.vimentis.ch" - und das Ergebnis dort hat mit 97% mit meinem Plan übereinstimmt.

Für das Digitale gibt es die https://www.digitale-gesellschaft.ch/ - aber diese als klassische Lobbyorganisation zu bezeichnen fällt mir schwer. Den CCC (Chaos Computer Club) und die Piraten (als Partei organisiert) muss ich wohl nicht extra erwähnen.

9
/
0
· editiert

Ich schaue zuerst eine Partei und dann die Bisherigen. Das Wissen sollte man weiter nutzen.

2
/
1

So gut ich das Thema und die Auslegeordnung der Risiken und Bedrohungen auch finde: ich habe gelernt, dass "doom scenarios" eine unzulässig einfache Art von Szenarien sind: sie seien zu wenig dimensional, wenn sie eintreffen entstünde eine "hab' ich doch gesagt"- Situation und wenn sie nicht eintreten, dann wohl weil die Warnung gegriffen habe?
Ich suche also pflichtbewusst nach der kritischen Stimme in mir und finde den Artikel dennoch gut, danke.

11
/
4
Adrienne Fichter
Tech-Reporterin @ Republik
·
· editiert

Guten Tag Frau H...ja das hat was. Aber als Journalistin bin ich der Wahrheit und der empirischen Evidenz verpflichtet und muss die Dinge beim Namen nennen. Die bürgerliche Mehrheit in beiden Räten hat ihren Leistungsausweis "bewiesen" (besonders in der Legislatur 2015-2019): eine kommerzialisierte Digitalisierung mit maximaler Datenverarbeitung (wir haben in der Schweiz Opt-out nicht Opt-in, jede Datenbearbeitung wird als "berechtigtes Interesse" gerechtfertigt) und sparen sparen sparen bei IT-Grossprojekten sowie maximale Auslagerung an Private (mit schwacher Aufsicht durch den Bund). Die Resultate dieser Entscheidungen "von damals" spüren wir heute noch. Nichtsdestotrotz: ich hoffe es trifft kein Doomsday ein und hoffe auf den Lerneffekt in der Mitte, bitte übersehen Sie die letzten Abschnitte nicht ;-)

19
/
0
· editiert

Immerhin werden die von den beiden Appenzell und Glarus an den Bund gelieferten Excel-Dateien seit diesem Jahr jetzt mit einem Skript in die Datenbase des Bundesamt für Statistik eingelesen. Bis und mit 2019 wurden die Zahlen noch von Hand beim Bund eingetippt… :-)

Dass man bei so viel Pioniergeist in unkritischen Enthusiasmus verfällt, und zur Überprüfung der Programmierung nicht z.B. testet, ob man beim automatisierten Einlesen der 2019 Excel Dateien zum gleichen Resultat wie damals kommt, ist doch absolut verständlich :-) :-)

Vielleicht auch besser, dass man die von Hand eingegebenen Daten der vergangenen Wahlen nicht nochmals mit dem automatisierten System nachprüft… :-) :-) …???

Die Süddeutsche Zeitung, SZ, fragt: Stimmen unsere Klischees über dieses Land noch?.

19
/
1
Kiter, Software-Ingenieur
·

Vielleicht wurden die Excel-Dateien einfach jedesmal eingelesen, wenn von den Kantonen neue Hochrechrechnungen eintrafen. Und dabei die alten Daten nicht ersetzt sondern ergänzt.

Das wäre bei einem Test mit den finalen Daten von 2019 nicht aufgefallen. Und es könnte erklären, warum nicht alle Kantone gleichviel Mal zu viel gezählt wurden.

4
/
1
· editiert

Interessant! Ich habe mir auch überlegt, ob bei einer so trivialen Skript Funktion nicht irgend eine Art von Anwendungsfehler wahrscheinlicher ist. Aber dann müsste das Skript ja so geschrieben worden sein, dass das jeweilige (zunächst mal leere) Feld in der Datenbase nicht einfach den importierten Wert erhält, sondern dass der importierte Wert zum existierenden addiert wird. Die trivialsten Datenimport-Skripts sind meiner (limitierten!!) Erfahrung nach simple „Import“ Funktionen, bei denen allenfalls bestehende Werte einfach überschrieben würden, also ein Import ohne weitere arithmetischen Funktionen. Mit welcher Überlegung hätte man die komplexere bzw. unüblichere Addier-Funktion programmieren sollen? (Keine rhetorische Frage, ich verstehe es einfach IT-mässig nicht).

1
/
1

Ich denke Staaten, welche die Möglichkeiten der zeitgemässen Informationsverarbeitung erkennen und nutzen, werden ganz einfach einen signifikanten Vorteil haben. Nicht nur wird der Staat um ein Vielfaches effizienter sein, auch die Möglichkeit von innovativen Lösungen für allerlei Probleme und Staatsaufgaben wird so erst erzeugt. Ein enormer Vorteil ist vielen nicht bewusst: die Datengrundlage für staatliche Entscheidungsträger wird massiv verbessert, daher kann auch die Qualität und Kompetenz des Staatsbetriebs auf ein höheres Niveau gehoben werden.
Leider erlebe ich die Schweiz ebenfalls als digitale Wüste und sehe diesbezüglich pessimistisch in die Zukunft. Noch mag der Abstand zu umliegenden Ländern nicht ins Auge springen, das wird sich aber zunehmend ändern. Etwas entferntere Länder wie Estland sind bezüglich Digitalisierung in einer komplett anderen Liga. Ich habe das Gefühl unsere digitale Ignoranz und generelle Selbstüberschätzung, die mit den diesjährigen Wahlen noch schlimmer werden dürfte, wird sich dereinst noch zu einer veritablen Krise entwickeln.

16
/
0
· editiert

Man muss Ihre Bedenken teilen, wenn man an die Digitalisierungs-Erfahrungen mit staatlichen Stellen, etwa während Corona oder bei diversen, grandios gestrandeten IT-Projekten (z.Bsp. EStV), denkt.

Leider verschliesst sich die offizielle Schweiz regelmässig auch ausländischen „best practice“-Beispielen, in der Überzeugung, dass man es ganz bestimmt (noch) besser, Hauptsache aber anders machen kann (Bsp. Fallpauschale; elektr. Patientendossier). Es fragt sich in der Tat, wie lange wir uns diese Ignoranz und Überheblichkeit noch leisten können.

11
/
0
Urs Müller
Politisch interessierter Mensch
·

Ich mag diesen Vergleich mit Estland nicht mehr hören.
Estland wurde mit dem Wiedererlangen der Unabhängigkeit in die Zukunft katapultiert, hat keine föderalen Strukturen und die Anzahl der Einwohner:Innen im Verhältnis zur Grösse ist nicht vergleichbar mit der Schweiz.
Estland wurde bereits sehr früh mit Cyberangriffen von Russland aus überzogen und ihre Verwaltung war damals tagelang vollständig blockiert.
https://de.wikipedia.org/wiki/Cyber…tland_2007

Ich sehe die Bemühungen diverser Vereine (wie zB https://www.ech.ch) zur Vereinheitlichung des Datenaustauschs und in meinem Wohnkanton kann ich schon lange papierlos meine Steuererklärung einreichen und erhalte auch die Veranlagung so.
Da ich nicht alle drei Monate meinen Wohnort wechsle, hätte ich auch kein Problem, mal vor Ort einen Wohnsitzwechsel anzumelden. Auch Pass und ID sind sehr lange gültig, so dass da eine weiterführende Digitalisierung kein Thema ist.
Wo wir kranken, ist mE nicht die Digitalisierung das Problem, sondern der Föderalismus. Wenn jeder Kanton (und möglichst noch jede Gemeinde) eigene Vorschriften zum Bau hat, hilft Digitalisierung halt auch nicht weiter.

3
/
1

Es tut mir leid ihnen mitteilen zu müssen, dass ihre Informationen zumindest teilweise veraltet sind (https://www.kma-online.de/aktuelles…en-a-41920). Dort können Sie ebenfalls nachlesen, dass Finnland das estische System übernommen hat und mit Estland zusammenarbeitet. Was sie als digitale Errungenschaft anführen, ist ein bescheidener Anfang, aber spielt halt nicht in derselben Liga wie andere Staaten. Ich habe selbst eine digitale staatliche Identität in Dänemark - auch dieses Land ist der Schweiz Jahrzente voraus. Ich gebe Ihnen völlig recht, dass die schweizer Praxis im Föderalismus ein riesen Bremsklotz für staatliche Effizienz darstellt.

1
/
0

Habe gestern Im Rahmen eines CH bezogenen althistorischen Seminars ein Bild eines historischen Dokumentes gesehen aus der Zeit der Vorhelvetik, eine Tabelle der Bewirtschaftung der "gemeinen Herrschaften" (von den Unterzeichnern des Bundesbriefes von 1291 dazu eroberten Gebieten) , welche Herrschaft das Recht hatte, welches gemeine Herrschaftsgebiet über eine Anzahl Jahre zu verwalten. Die Tabelle aus der Vorhelvetik - jetzt kommts - war Jahrhunderte in die Zukunft bis in das Jahr 2000 fortgeschrieben ......
Der Beitrag von Adrienne Fiechter ist datiert vom 27. Oktober 2023. Ist das nicht eine ausserordenliche Stabilität, auf die wir da zählen können!!

17
/
3

Des Schweizers Trychlerhemd ist eben analog. Schon Christoph Blocher hatte nie Lust auf Computer. Und auch Ueli Maurers Trychler läuten autochton ohne Strom. Mit Echo von Bergeshöhn, wo sogar der Strom fürs Digitale höchstens aus dem Dieselgenerator käme und abends verstummte wegem Schlafen zeitig.

12
/
1
Senftube
·

Worüber selten diskutiert wird, ich mich aber schon lange frage : Was passiert bei einem massiven Sonnensturm? 2003 zum Beispiel fiel das gesamte regionale Netz in Malmö wegen einer Sonneneruption aus. Schon von viel früher, nämlich 1859, ist ein verheerender Magnetsturm bekannt. Damals hatte man nur Telegraphie. Es heisst, dass ein vergleichbares Ereignis heute die globalen Energie- und Kommunikationsnetzwerke massiv gefährden würde. Wir diskutieren darüber, alles zu digitalisieren. Wo bleibt die Diskussion über die Absicherung? Über Backupsysteme oder so? (Ich bin Laie, Germanist, nicht Naturwissenschaftler.) Vielleicht wird das ja intensiv diskutiert, vielleicht wird schon an der Absicherung gearbeitet. Im Blätterwald aber ist das meiner Wahrnehmung nach schlicht kein Thema. Wobei ich keine Fachzeitschriften diesbezüglich lese.

Ich habe kurz recherchiert und bin auf folgendes Gefährdungsdossier des Bundes gestossen:

https://www.babs.admin.ch/content/b…-GD-de.pdf

10
/
0

Ein ganz erschreckend oberflächliches Papier ohne Aktions- und Vorbereitungsplan, ohne Analyse des worst case, sondern nur des mittleren Szenario‘s, und mit Platitüden wie „Regenerationsphase - Wiederherstellung der Stromversorgung“…, ohne auf die Problematik einzugehen, dass Reparaturen, Transformatorenersatz und Rauffahren der Stromproduktion ohne die Verfügbarkeit von Strom (Not- bzw. Ersatzstromanlagen bei den Elektrizitätswerken, die in der Schweiz aber nicht vorgeschrieben sind) und Ersatzteilen (Vorhalte-Lager, ebenfalls nicht vorgeschrieben) kaum möglich ist.

Der Beobachter titelte vor einigen Jahren Ein heftiger Sonnensturm könnte die elektronische Kommunikation lahmlegen und zu Ausfällen im Stromnetz führen. Auf dieses Risiko ist auch die Schweiz kaum genügend vorbereitet., und anscheinend hatte der Bund tatsächlich nichts anderes vorzuweisen, als das in Ihrem Beitrag oben verlinkte Gefährdungsdossier-Dokument.

Insgesamt scheint beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz das Prinzip Hoffnung vorzuherrschen: „(…) «Aber die Wahrscheinlichkeit von Sonnenstürmen mit Auswirkungen auf die Schweiz», so die Einschätzung des Babs-Experten, «ist weniger gross als vor einigen Jahren noch befürchtet.» . Was auch immer weniger gross als befürchtet heissen mag. Was es sicherlich nicht heissen darf, ist, dass man sich auf seltene, aber katastrophale Ereignisse nicht vorbereiten sollte!

4
/
0
sitze in der warmen Stube ...
·

... da bleiben noch die Bibel und eine Öllampe zum Lesen.... alle ungeschützte Elektronik wird Schaden nehmen ...

1
/
0
Grossvater "Oekoterrorist"
·

Da liegen Sie richtig. Fast jede Technik (Auch die Elektronik,ob sinnvoll oder nicht) wurde ohne jedes Nachdenken einfach eingeführt. Blindflug ohne Instrumente!

0
/
2
Statistiker
·

In den letzten Jahren gab es v.a. zwei Wachstumsbranchen: Informatik und Kommunikation. Alle Unternehmungen und Organisationen bauten in diesen Bereichen aus. Dies führt dazu, dass andere Bereiche zwangsläufig geschwächt werden, u.a. die Bereiche mit der Sachkenntnis. Die Stellungnahme des BFS war diesbezüglich sehr aufschlussreich: Man war derart mit Medienanfragen beschäftigt, dass keine Zeit für anderes blieb. Unter dem Strich heisst dies, lieber eine Falschmeldung publizieren als eine verspätete Meldung riskieren. Die Qualität der Meldung zählt nicht mehr, Hauptsache, die Meldung geht raus. No news are bad news.

11
/
1
Rentnerin
·

Es ist richtig, dass die Digitalisierung in der Schweiz einen viel zu unwichtigen Stellenwert hat. Die Wahlpanne hat das gezeigt. Gefährlich ist da insbesondere auch, dass die Glaubwürdigkeit des Rechtsstaates leidet, zu einer Zeit, wo ohnehin SVP und Rechtsextreme Aufwind haben .(Viele SVP-Wählende sind dem Staat gegenüber skeptisch...)
Grünliberale Kandidat:innen mögen zwar Cybersicherheit fokussieren. Sie sind aber auch sehr wirtschaftsfreundlich, konservativ eingestellt. Deshalb wohl auch teilweise nicht wählbar.

10
/
3
Arnold Messmer
Besorgter Bürger
·

sack starker Beitrag! Bringt auf den Punkt was jedem eidgenössischen und kantonalen Regierungsmitglied und den entsprechenden Räten zur Kenntnis gebracht werden sollte. Mailaktion an alle? oder etwas Gescheiteres?

5
/
0
Adrienne Fichter
Tech-Reporterin @ Republik
·

Dankeschön!

0
/
0

Grüezi Frau Fiechter
Aus meiner Sicht geht in ihren sehr guten Betrachtungen ein Aspekt unter, die sichere Stromversorgung, gemäss Bundesamt für Bevölkerungsschutz das grösste Risiko.
Obwohl die Stromproduktion in jeder Sekunde im ganzen europäischen Stromverbundnetz gleich dem Stromverbrauch sein muss, wissen wir erst nach Monaten wieviel Strom die Schweiz produziert und verbraucht hat. Die Elektrizitätsversorger wissen kaum, wo wieviel Strom in ihren Netzen fliesst.
Kein Schweizer Stromkonsument weiss, wann der Strom knapp und teuer ist und wann er vernichtet werden muss (negative Strompreise siehe awattar.de) um ein Blackout zu vermeiden.
Es macht den Eindruck, dass man IT Sicherheit sicherstellen wollte durch ein Blackout.
Mit energetischen Grüssen
Urs Anton Löpfe

6
/
8

Ich bin da nicht direkt vom Fach, aber ob genügend oder zu wenig Strom im Netz ist, das sieht jeder Netzbetreiber (und jede Konsumentin) in ganz Europa gleichzeitig über die Netzfrequenz. Alles unter 50Hz = zu wenig Strom, alles über 50Hz = zu viel Strom im Netz. Und so wird das Netz ja auch geregelt. Dafür muss man nicht wissen, woher genau Strom kam und wohin er ging, das kann man später abrechnen.

Ich bin aber mit Ihnen, im Jahr 2023 könnte man erwarten, dass genügend Messstellen ich Echtzeit Daten liefern an die Netzbetreiber und Konsumenten...

3
/
0
Arnold Messmer
Besorgter Bürger
·
· editiert

Kann mir jemand diese downvotes erklären? ich finde den Beitrag sehr plausibel und würde das gerne verstehen! Ich verstehe den Daumen runter bei polemischen und abwertenden Beiträgen, hier aber wäre Differenzierung hilfreich und downvotes wirken nur abwertend und Dialogverhindernd. Schade.

2
/
0
Felix Huber
Cyber Security (ehm. BA/PO) & Metal Fan
·

Manchmal denke ich mir, es wär besser wenn nichts entstünde, denn alles was entsteht, ist Wert dass es zugrunde geht.

Der Schweiz, Uns, geht es viel zu gut. Darum können wir es uns leisten, uns durchzuwursteln. Die Dinge zu Beobachten. Nur zu Handeln das kann sich kein Politiker leisten.

Ich helfe gerne allen, die sich helfen lassen wollen und helfe mir selber.

4
/
1
Grossvater "Oekoterrorist"
·

Vielleicht wäre der Titel "Düstere Zeiten DURCH die Digitalisierung" realistischer. Wie praktisch bei allen neuen Technologien wurde auch hier auf eine Technikfolgeabschätzung verzichtet, mit dem Resultat: exponentielles Wachstum der Wachstumsfalle "freie" Marktwirtschaft und besonders des Energieverbrauchs. Von 18% des weltweiten Gesamtenergieverbrauchs auf (gemäss Sillicon Valley) über 50% in wenigen Jahren. Und das für zum grössten Teil absurde unnötige Hypes wie "Metaverse-Avatare" , KI und VR, vom Kryptobetrug ganz zu schweigen. Angesichts der dadurch beschleunigten Klimakatastrophe wirken die Lobeshymnen auf die digitale Gesellschaft (für mich wissenschaftsbasierten Realisten) völlig daneben.

4
/
6
sitze in der warmen Stube ...
·

...wann hat die Menschheit schon freiwillig auf etwas Neues verzichtet ... auf die Flugsicherung könnten wir auch verzichten, falls wir aufs Fliegen verzichtet würde.... unheimliches Sparpontential .... der Mensch wird die Technik bis zum letzten ausreizen ohne Rücksicht auf Verluste !

2
/
0
Grossvater "Oekoterrorist"
·

Sie haben vollständig recht. Digitalisierung, Fliegerei, eigene 2-Tonnenpanzer und generell ewiges Wachstum sind Fehlentwicklungen, auf die verzichtet werden müsste, wenn man den Klimaschock irgendwie bremsen wollte. Wenn man den letzten IPCC AR 6 2022 Bericht gelesen hat, bedeutet das "Ausreizen ohne Rücksicht auf Verluste" nach wenigen Generationen das Ende der Menscheit durch Zerstörung der Lebensbasis. Das ist für mich inakzeptabel. Siehe: >https://oekoterrorist.ch<

3
/
2
· editiert

Vielen Dank, ja alles richtig. Wie viele Leute mit tieferem Informatikwissen haben wir im Parlament ? Das heisst ueber Excel und Word hinausgehend. Nicht allzu viele. Und wie viele könnten sich einarbeiten ? Also ohne sich von Lobbyisten vollschwatzen zu lassen. Sehr wenige. Dasselbe in der Privatindustrie uebrigens. Wer trifft in nicht Informatiklastigen Betrieben Entscheidungen die Informatik betreffend ? Auch Fachfremde. Ja man kann auslagern an sogenannte Spezialisten. Die Privaten koennen's sicher viel besser ... wie Xplain zeigte.
Wir werden noch lange in dieser Schleife hängen bleiben

1
/
0