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Margrit H.
Klimabesorgte
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Wie wäre es, wenn wir die Skijacke 10 anstatt nur 5 Jahre tragen würden? Dann könnten wir locker das doppelte bezahlen und hätten erst noch Energie und Ressourcen gespart.

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Wie wäre es, wenn engineered obsolescence (die Ware wird bewusst so angefertigt, dass sie 1 Tag nach dem Garantieverfall kaputtgeht) nicht mehr gelehrt würde an den Hochschulen, auch der ETH? Sondern im Gegenteil staatlich verboten würde? Hätten wir wieder Nylonstrümpfe und Glühbirnen die ewig halten? Wäre auch ein Business Modell. Ein Verbrauchsgegenstand nach dem anderen für die Ewigkeit produzieren.

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Haben Sie ein Beispiel für die Lehre von „engineered obsolescence“ an Hochschulen wie der ETH? Das überrascht mich jetzt als Laie.

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Dipl. Mikrotech.-Ing. ETH
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Was Sie da schreiben, deckt sich nicht mit meiner Erfahrung der ETH Lausanne.
Was an der EPFL gelehrt wurde ist Produktdesign, sprich: Es gibt verschiedene Ansätze "von wo her" man mit der Entwicklung startet:

  1. Ausgehend von der von den Kunden erwarteten Lebensdauer.

  2. Ausgehend vom Marktpreis und der gewünschten Marge

  3. Reparierbarkeit.

  4. Zuverlässigkeit.
    Etc.

Je nach dem, was man herstellt und für welchen Markt, wird halt unterschiedlich gewichtet. Wenn Sie "normalen" Ingenieuren keine Grenzen setzen würden, dann würde vielfach etwas sehr Cooles und Robustes, aber auch sehr Teures rauskommen, weil die sich meistens nicht so für 2) interessieren ;)

Aber um Ihren Punkt ohne Polemik aufzugreifen: Das lässt sich nur gesetzlich lösen. Wenn Sie zB die Garantiefrist auf 5 Jahre erhöhen inkl. Right-To-Repair, dann ist schon viel gewonnen.

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Wirtschafts-Informatiker
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Kosten für ein Produkt steigen mit der Anforderung an die Lebensdauer - nehmen Sie Prazisionsstahl statt Blech ist ein Auto nicht bezahlbar. Gute engineered obsolecence ist der Mensch: viele Teile werden beschädigt aber das Individuum kann lange damit leben bis das System zusammen bricht. Ein schlechtes Beispiel sind die Autohalden mit perfekt laufenden Motoren und verrosteter Karrosserie.
Die Formulierung lautet: engineered obsolesence sorgt dafür dass ein Gerät bis zu dem versprochenen Termin funktioniert um den Preis, dass es am Schluss im Ganzen obsolet ist und auseinander fällt.

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Ich habe keinerlei Erfahrung mit Skijacken, aber meine (Winter-) Jacken trage ich glaube ich sehr viel länger als 10 Jahre. Bin ich damit so alleine?

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Johanna Rossi
pensioniert und voll im Leben
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NEIN, meinen (Qualitäts-)Daunenmantel habe ich getragen bis sich die Nähte auflösten und ich ständig überall Federchen hatte... und dann noch ein Jahr länger😂

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Ich trage meine seit 22 Jahren.

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Theologin/Seelsorgerin
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Nein, ich flicke fast alles, was flickbar ist. Und was unflickbar ist, wird sonstwie weiterverwendet.

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Enarchist & Anfänger
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Nein. Ich nähe sie sogar von Hand, wenn eine Naht aufplatzt. Sieht bei schwarz kaum jemand.

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Kleiderkonsum Schweiz: „Der Durchschnittsschweizer hat 118 Kleidungsstücke im Schrank und kauft jedes Jahr 60 neue Teile. Leider werden 40 Prozent davon entweder gar nicht oder höchstens vier Mal getragen.“

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Super Idee, das Klima freut sich, der Kapitalismus leidet.... und vermutlich sind 5 Jahre für eine durchschnittliche Skijacke schon mega :-(

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Dipl. Mikrotech.-Ing. ETH
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Es gibt noch weitere Gründe, wieso Offshoring betrieben wird: ein protektionistisches Zollregime z.B. war (oder ist immer noch?) bei China ein Klassiker: Sie können schon Ware importieren, es kommt aber dann X% Zoll draufgeschlagen, oooder Sie können es in China selber herstellen. Ihre Entscheidung. Und da der chinesische Markt doch recht gross ist, konnten diesen Angeboten wohl nicht so viele Firmen widerstehen.

Aber ja, es geht alles immer nur ums Geld. Und "günstiger" ist es im Ausland immer nur, weil implizit oder explizit Kosten auf Allgemeinheit, Umwelt und Menschen abgewälzt werden:

  • Geringere oder keine Entsorgungsgebühren für toxische Abfälle (Hallo Minenindustrie, Halbleitertechnik, Textilfärberei, Raffinerien!),

  • moderne Sklaverei (Hallo Textilindustrie, Unterhaltungs- und Konsumelektronik, Spielzeugindustrie, industr. Landwirtschaft)

  • verbilligter Kohlestrom (Hallo Metall- und Stahlverarbeitung, Siliziumschmelzen, Papierherstellung),

  • Missachtung von grundlegendsten Tierschutzgesetzen und Hygienebestimmungen (Hallo Pelz- und Lederindustrie, Fleischindustrie)

  • Missachtung von grundlegendsten Arbeitsschutzmassnahmen (Hallo Keramikherstellung, Offshore-Recycling, Elektronikindustrie)

Die Liste liesse sich beliebig weiterführen. Es gibt natürlich immer einzelne Ausnahmefirmen, aber der Grundtenor bleibt. Es gibt nichts gratis. Wenn es "günstiger" ist, auf einem anderen Kontinent zu produzieren, hat das fast immer Gründe, die wir nicht unterstützen wollen oder sollten. Deshalb ist auch die Konzernverantwortungsinitiative so wichtig, die jetzt - wie vorhersehbar - von Frau BR KKS langsam versandet wird. Zum Glück gibt es seitens EU zumindest schon eine Konzernhaftung.

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Ich bin sehr erstaunt, dass die Republik Leserschaft nicht mehr Interesse zeigt an diesem Beitrag und Ihre Ergänzung nicht mehr Daumen hoch erhält. Die in Ihrer Kritik angeführten Beispiele sind doch vielfach verantwortlich für ein Überangebot an unnötigen billigen Artikeln, die oft sogar ungebraucht weggeworfen werden.

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Danke für diese glasklare Analyse.

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Danke für den Artikel. Schön wieder einmal eine erfreuliche Entwicklung zu sehen. Tut gut!

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Cornelia Eisenach
Wissenschaftsjournalistin
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Schön, danke!

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Danke für den Artikel und die Recherche. Ein sehr schönes Beispiel bietet auch die Firma Gomina in Niederwald/VS, im Goms. Weit weg von den grossen Verkehrsverbindungen. Produziert lokal. Hat entgegen der vielen 'Berater' sich entschlossen alles wieder 'in-sourced' zu machen. In höchster (chirurgischer) Qualität. https://gomina.ch/

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Cornelia Eisenach
Wissenschaftsjournalistin
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Merci für das Beispiel

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Wirtschafts-Informatiker
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Das Rikohn Beispiel hat einen kleinen Schönhietsfehler: Man spricht über das Sourcing des Kochtopfs (ein Bauteil eines) Produkts (das aus vielen Produkten besteht und gesourcet und vor allem ZUSAMMENGEFÜHRT werden muss: der Topf, die Beschreibung, der Gummiring, der Kleber und die Verpackung. Wenn man also den Topf insourced was macht man mit dem Rest? Ein wenig mehr Industrielogistik möchte ich ja schon gern empfehlen.

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Timo Würsch
Informationsarchitekt
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Danke für die schöne Übersicht über die Nachteile von Produktion, die weit entfernt stattfindet. Auffallend finde ich, dass einige dieser Nachteile - Reibungsverluste zwischen Design hier und Produktion dort; Hoher Koordinationsaufwand; Steigende "Billig"-Löhne - eigentlich gut vorhersehbar gewesen wären. Und wenn wir Produktions-Know-How so lange auslagern, bis wir nichts mehr davon verstehen, werden wir Probleme bekommen, sobald wir nicht mehr billig im Ausland produzieren können.

Ob wir die Dinge gut finden, wie sie sind, hängt aber wohl wie immer an denselben Fragen: Was wollen wir, als Gesellschaft und als Individuen? Und was davon brauchen wir tatsächlich? Mir persönlich ist eine etwas teurere, aber dafür lokalere Wirtschaft wichtig, weil ich davon ausgehe, dass in Zukunft mehr Krisen auf uns zukommen, und deshalb Widerstandsfähigkeit wichtiger wird.

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das problem könnte durch eine transportsteuer behoben werden: 1Rp./kg/km
ich bin sicher in kürzester zeit würde alles nur noch lokal produzieren! und das klima würde sich freuen.
die steuer könnte allenfalls den einwohner:innen wieder zurückerstattet werden.

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Dipl. Mikrotech.-Ing. ETH
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· editiert

Das wurde schonmal vorgeschlagen in einer Initiative - und ging natürlich mit wehenden Fahnen unter - und nannte sich "Energie- statt Mehrwertsteuer". Wenn Energie korrekt bepreist wird, sprich keine verzerrenden Subventionen und Verursacherprinzip angewendet, dann hat man auf einen Faktor genau Ihren Vorschlag zur Hand.

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Wirtschafts-Informatiker
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Ukrainischer Weizen und Mais wird zu extrem niedrigeren Produktionskosten hergestellt im Vergleich zum den meisten ländern in denen er gar nicht angebaut werden kann. In diesen Ländern arbeiten die Leute and Dingen, die auch die Ukrainer brauchen. Der Vorschlag Aufgabe der intelligenten Arbeitsteilung würde die Wirtschaft auf einen Bruchteil schrumpfen lassen. Die Transportnetze "klüger", effizienter und Resourcen schonend zu machen ist die Aufgabe. Klüger z.B. durch mit Information verhinderten Leerfahrten.

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Gerade bei der Ernährung müssen wir damit aufpassen, denn dort ist Transport weitaus nicht der grösste Faktor der Emissionen. https://ourworldindata.org/environm…-come-from

Ich würde mal behaupten: Ähnliches gilt auch für andere industrielle Produkte. Was es ist und woraus es hergestellt wird, macht wahrscheinlich mehr aus. Ob die Pfannen in CH(ina) hergestellt und dann verschickt werden, weniger. Fürs Klima, immerhin. Für die (Welt/Volkswirtschaft schon mehr.

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Dipl. Mikrotech.-Ing. ETH
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· editiert

Jein. Bei einem kompetitiven Markt, sicher nicht immer zutreffend aber doch ab und zu, spielt es kostenmässig eine grosse Rolle, weil da die Margen nur noch im einstelligen oder tiefen zweistelligen Prozentbereich sind. Wenn da der Transport von 2% auf 4% der Gesamtkosten aufschlägt, dann wird schon ganz viel Konsumgüter Schrott nicht mehr importiert - weil nicht rentabel - und somit mittelfristig auch nicht mehr hergestellt.

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Viel Info, da hatte ich bisher nur wenig Zugang, der Artikel hat einiges gut beleuchtet. Allerdings ist mir die Produktionssicherheit einer Skijacke reichlich egal. Viel mehr hätte mich jetzt interessiert, wie es bei angesprochenen Thematik um die Medikamentenproduktion steht.

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Lieber Herr F., ich teile Ihr Interesse, denn bei den Medikamenten gibt es ja seit einiger Zeit massive Probleme - viele Medikamente können immer wieder während kürzerer oder längerer Zeit nicht produziert bzw. nicht geliefert werden. Und unter diesen Medikamenten sind leider auch solche, die für Betroffene überlebenswichtig sind. So fehlen z.B. auch Medikamente für die Krebs-Behandlung, wie mir mein Arzt mitgeteilt hat. Ich finde es sehr erschreckend, dass in der Schweiz Menschen mit Krebs oder anderen lebensgefährlichen Krankheiten zum Teil nicht behandelt werden können, weil die entsprechenden Medikamente nicht erhältlich sind.

Nun zu mir selber. Während des ersten Corona-Winters musste meine Apotheke für mich als Ersatz für ein für mich wichtiges Medikament ein anderes mit dem gleichen Wirkstoff extra in Deutschland bestellen, weil es in der Schweiz kein zweites adäquates Medikament mit derselben/ähnlichen Wirkung bzw. mit demselben/ähnlichen Wirkstoff gibt.
Die Krankenkassen übernehmen jedoch Medikamente nicht, die in der Schweiz nicht zugelassen sind. So musste ich bereits im Winter 2020/21 ca. Fr. 500.- selber bezahlen.

Und im vergangenen Sommer ist die Produktion dieses Medikamentes leider ganz eingestellt worden, weshalb dieses Medikament in der Schweiz auch in Zukunft nicht mehr erhältlich sein wird. Aus diesem Grund muss ich nun pro Jahr ca. Fr. 2100.- selber bezahlen, damit es mir aus Deutschland geliefert wird, denn dieses Medikament bildet die Basistherapie meiner chronischen, nicht heilbaren Krankheit. Und es kommt für mich nicht in Frage, auf dieses für mich sehr wichtige Medikament zu verzichten.
Obwohl ich seit Jahrzehnten von einer kleinen IV-Rente (seit kurzem nun AHV-Rente) und Ergänzungsleistungen lebe.

Wie mir die IG für diese Krankheit in einem Mail mitgeteilt hat, ist für dieses Problem auch auf längere Sicht keine Lösung in Sicht.

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Ein Thema, das mich als Angehörige eines Nierentransplantierten auch umtreibt. Wie steht es um die Sicherheit, dass absolut überlebensnotwendige Medikamente verfügbar bleiben? Liebe Redaktion, macht doch da mal einen Artikel dazu!

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Cornelia Eisenach
Wissenschaftsjournalistin
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Ja, bei der Medikamentenproduktion sprechen Sie einen wichtigen Punkt an. Da kommen wirklich viele, vor allem Rohstoffe, aus China und Indien. Zu dem Thema ist viel in Bewegung auch in der Politik. Im Gegensatz zu essentiellen Gütern wie Medikamenten betrifft uns die Produktionssicherheit von Konsumgütern zwar nicht direkt. Aber eben indirekt, wenn die KMUs und die Wirtschaft betroffen sind.

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"Physiker"
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Ich warte dringend auf LED-Leuchtmittel nicht aus China. Ich schrieb kürzlich Philips und Osram an, ohne zu merken, dass Osram sein ganzes LED-Geschäft schon 2016 nach China verkauft hatte. Philips schrieb mir: " Wir versichern Ihnen, dass unsere Beleuchtungsware ausschliesslich in den Niederlanden hergestellt wird." Was aber nicht stimmt gemäss den Angaben auf den LED-Birnen: ich wurde angelogen. Kein Philips mehr! Auch https://notochina.org/forum/viewtopic.php?t=78 kennt keine Lösung für Europa.

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Ich mag mich erinnern, dass wit Ingenieure den Zusammenhang zwischen Produktion und Innovation angesprochen haben, alsManager in den späten 1980igern und in den 1990igern die Produktion nach Asien verlagerten.
Ich frage mich, ob es geholfen hätte, das zu vermeiden, wenn wir damals schon so hübsche Worthülsen wie Nearshoring und Reshoring gegen Outsourcing hätten setzen können.
Wieviele unnütze Dienstreisen hätten gespart werden können?
Vielleicht sogar Corona?

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Das Phänomen existiert auch für die Übertragung von Daten im globalen Internet, die Internet Society arbeitet daran Verkehrsrouten im Internet wenn möglich lokaler anzulegen. Dabei ist eine der Motivationen auch Kostenreduktion.

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Aus meiner Perspektive sieht es so aus, als ob der sog. "freie Markt" eben alles andere als "optimale" Verhältnisse schaffte, oder auch nur "effizient" sei. Wenn wir unser Leben wieder selber in unsere Hände nehmen wollen, dann braucht es als erstes eine aufrichtige Abkehr von derjenigen Hand, der wir immer gerne alles Tolle und Beste zutrauen und delegieren, nämlich der "unsichtbaren Hand". Sie ist es, die uns die Produktion wegnahm - unter unserem begeisterten Beifall und unserer irrational gläubiger Demut.
Ja: selber denken und... uiuiui... "planen" ist gefragt. Und dann v.a. umsetzen. "Planwirtschaft" muss aber nicht so sein, wie sie auch schon nicht funktionierte: zentralstaatlich. Planung ist nichts schlechtes, wenn sie von unten kommt und demokratisch organisiert ist.

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Wirtschafts-Informatiker
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Bei diesen sourcing Geschichten wurden Kostenvergleiche angestellt, bei denen Material, Arbeit und Transportkosten zusammen so 60% waren, 20% Gewinn und 20% versteckte Kosten: Also sieht man wie die 60% reduziert werden können. Mit 20% versteckt weiss man eigentlich gar nichts über die Zusammenhänge. Und nun zum Thema Planung, nämlich "Meine Planung" und nicht die der Regierung untersucht als Ingenieur das was unbekannt ist bekannt zu machen und damit steuerbar. Aber wenn man in einem Prozess 20% der Kosten nicht kennt aber genug verdient kann man ja weiter auf die unsichtbare Hand hoffen. Musk hat die Fabrik in Deutschland in einer Bruchteil der "normalen" Zeit aufgestellt - nicht weil er S. gearbeitet hat - er hat jede Sekunde die gewartet werden musste (Rendezvous-Problem) ausradiert.

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Wirtschafts-Informatiker
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Hinter dieser Geschichte liegt die faszinierende Entwicklung der Industrielogistik die in den 60er Jahren von Hans Rudolf Haldimann begründet wurde. Er forderte ein Abkehren von der Beschränkung auf ausschließlich den Bearbeitungsteil des Prozesses und eine integrales Verständnis des Gesamtprozesses einschliesslich Transport, Rendez-Vous und Lagerung. Er verschoben den Fokus von der Betrachtung der Handreichung auf die Betrachtung des Gesamtprozesses und führte eine mehrdimensionale und datenbasierte Sicht auf die Fertigungsprozesse ein. 

Was heißt eindimensional: in dem Artikel wird die Fertigung des Kochtopfs von Kuhn Rikon beschrieben: diese ist jedoch nur ein Teil des Endprodukts - ausgeklammert ist die Produktion und Bereitstellung z.B. der Griffe aus Kunststoff, der Beschreibung und Werbe-Material, der Klebeetiketten, der Verpackung  und das sogenannte Rendez-Vous Problem wie sich die Teile treffen sollen.

Betrachtet man alle Aspekte der Produktion eines Endprodukts in der notwendigen Länge und Breite  kommt man zwangsläufig weg von der eindimensionalen Sicht zu der Sicht eines komplexen Netzes von Abhängigkeiten. Die Kostenkalkulation der Lieferkette beschränkte sich damals meist auf die Addition von einfach erfassbaren Kostenpositionen und vergaß die übrig gebliebenen, die sogenannten versteckten oder man sollte eigentlich sagen "noch nicht entdeckten" Kosten.

Mit der Entdeckung dieser Kosten stieg aber auch der Datenbedarf über die Lieferkette beträchtlich an: das Formular "wie kalkuliere ich" aus den 60 er Jahren hatte ausgedient und wurde ersetzt mit der Verfügbarkeit von Visicalc und Excel. Immer mehr und immer genauere Parameterwerte über jeden einzelnen Schritt führte zu einer grossen Masse von Datenwerten mit sehr vielen Positionen. Die sogenannten versteckten Kosten findet man leicht bei der Betrachtung der Lieferkette als eine Kette von beweglichen elastischen Verbindungen zwischen Punkten wie Lagerung, Rendez-Vous und Bearbeitung. 

Als schönes Beispiel wurde auf der GV der Ems-Chemie gezeigt wie ein einzelnes Element der Lieferkette nämlich dessen Überwachung auf einer ganz anderen Basis stattfinden kann Kosten spart und die Sicherheit und Steuerbarkeit verbessert. Jedes Teil wird auf seiner ganzen Reise eng und aktiv von einem GPS Sensor begleitet und meldet sich wenn Unregelmäßigkeiten auftreten. Ein Log über den durchlaufenen Weg ist Grundlage für neue Optimierung. Der versteckte  Kostenfaktor Tracking ist klar sichtbar und das Datenloch ist geschlossen. 

 Solche Parameter über die Lieferkette hinweg nicht nur für einen Weg sondern für alternative Wege mit ihren unterschiedlichen Kostenfaktoren und unterschiedlichen Standorten zu kalkulieren ist nicht mehr eine Frage von offshoring oder nearshorings sondern aktive Standort-planung und -steuerung - ein anspruchsvolles Gebilde das man mit Excel nicht mehr fassen kann und in die Nähe der Nutzung von sogenannter künstlicher Intelligenz rückt.

 Ich hatte die Freunde als junger Studienabgänger 1963 mich bei Haldemann vorstellen zu können. Mit meiner Arbeit über die Entflechtung der Produktion in bedarfs-getriebene und kapazitäts-getriebene Saisonkurven konnte man die Planung von Bestecksets  bei WMF entscheidend verbessern. Ich bekam den Job und habe mehrere Jahre bei ihm zu diesen Themen gearbeitet bis ich ganz in die Informatik entschwand. Da wurde vieles grundsätzlich vorgedacht, das erst heute mit den modernen Mitteln der Informatik umsetzbar ist. 

Für die Unternehmen ist entscheidend zu erkennen wann sie von den geliebten Excel-Lösungen Abschied nehmen müssen und die Technik der Digitalisierung, die Beherrschung von Datenstrukturen und Algorithmen als Grundlage für ihre Entscheidungen selbst in die Hand nehmen müssen. In der Entscheidungsfindung wird die Politik durchaus nicht ausgeklammert aber sie ist nur ein Punkt unter vielen. China-bashing sollte nicht den Blick auf die Wirklichkeit verstellen.   

Es ist kein Zweifel - es ist aus meiner Sicht ein langer Weg den wir seit 1965 gegangen sind und müssen uns klar sein, dass es erst ein Teil des Weges ist und noch ein längerer faszinierender Weg vor uns liegt

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Selbstständig
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Danke für den guten Artikel. Aber er lässt mich zusammen mit den Beiträgen hier mit mehr Fragen als Antworten zurück. Eins ist sicher: Die Welt ist extrem komplex geworden. Vielleicht ist diese Komplexität gefährlicher als gestörte Lieferketten.

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Wirtschafts-Informatiker
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Komplex ist wenn es viele Dinge gibt die in einer Beziehung stehen und nur in dieser funktionieren. Mehr Dinge + Mehr Beziehung = Komplex. Wenn man aber zu wenig über die Zusammenhänge WEISS, dann nennt man das KOMPLIZIERT: Ein Mechaniker wühlt in den Eingeweiden eines Motors und bewundernd sagt die Besitzerin "Das ist aber komplex", worauf er antwortet "das ist gar nicht komplex, sie hätten sich eine weniger komplizierte Lösung einfallen lassen sollen.

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Köchin
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ich weiss nicht, wie wir diese komplexen Abhängigkeiten korrigieren können. Wir sind uns so gewöhnt, alles ist verfügbar, und preisgünstig. Nun sind wir mit realen Kosten: Der Energie konfrontiert, mit einem Preisaufschlag auf den Krankenkassenprämien. Uau, da kommen viele Zusammenhänge auf uns zu. Vielleicht gibt es da einmal eine reale Analyse zu den Gegebenheiten, die uns jetzt betreffen. Alle, die sich in diesem Forum beteiligen, sind privilegiert.

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Dorothee Brumann
Organisationsdesign & Transformation
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Innovationen entwickeln und passende technische Möglichkeiten implementieren, wird für viele Unternehmen absolut überlebenswichtig werden. Wo und wie Wertschöpfung künftig möglich sind, erfordert einiges um- und neudenken. Ja das wird anstrengend! Ich bin überzeugt davon, dass die Unternehmen bestehen werden, die es schaffen auf wirtschaftliche Herausforderungen rasch zu reagieren. Ich freue mich über diesen umfassenden Beitrag zu dem Thema und auch zu der gezwungenermaßen positiven Entwicklung im Reshoring.

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Stadtforscher
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voll einverstanden, ein Buch dazu hier:
“Industrie.Stadt” bei Lars Müller Publishers, oder auch auf Englisch “The Industrious City”

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Cornelia Eisenach
Wissenschaftsjournalistin
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Interessanter Hinweis, Danke.

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Kapitalismus in Reinkultur. "Oje, die ArbeiterInnen in China verdienen schon einen Drittel so viel wie in der Schweiz! Lasst uns wieder hier produzieren. Aber nicht mit hiesigen ArbeiterInnen, die sind zu teuer, sondern mit Robotern."

Profit. Es geht nur um Profit. Es wird lokal/regional produziert, nicht weil es gut oder nachhaltig ist, sondern sicherer/profitabler ist. Krass auch, dass Aussagen wie obige nicht kritisch eingeordnet werden. Aber wen interessieren schon ArbeiterInnen? Gibt es die in der Bubble aus AkademikerInnen und PensionärInnen noch?

Lieber jammert man in der eigenen Komfortzone darüber, dass LEDs aus China sind. Unfassbar, diese Wohlstandsverwahrlosung!

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Secondhand-Fan
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"Zum anderen lässt sich eine Liefer­kette rund um den Globus mit einem Schnäppchen­kauf auf Ricardo vergleichen. Der Preis ist zwar unschlagbar. Doch dann muss man x-mal für den Abhol­termin hin- und her­simsen [...]"

Was soll bitte diese Diffamierung der besten und bequemsten Art, einen Artikel in der Schweiz gebraucht zu kaufen? Auch wenn es nur eine Analogie ist, würde ich mir in einem Artikel zum Thema Nachhaltigkeit eine positivere Grundhaltung gegenüber Secondhand-Käufen wünschen.

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Norbert Tholl
Unternehmer und Entwickler
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Wenn man genauer hinschaut, findet man überall Schweizer Entwicklungen, die sich durch ihre Einzigartigkeit auszeichnen können ... und dies sogar unter commodity Bau-Produkten:
Die zur swisspor Holding AG gehörende Vaparoid AG produziert im Oberwallis jährlich fast 15 Mio. m2 Bitumenbahnen für allerlei Abdichtungsaufgaben. Unter anderem sind dabei wurzelfeste Bitumenbahnen (Bikutop Pro Aqua), die als einzige im Schweizer Markt die eco-1 Einstufung für einen sicheren zweilagigen Abdichtungsaufbau erfüllen und gleichzeitig die Klassifizierung "Belastungsklasse gering" der VSA-Richtlinie erfüllen. Solche Entwicklung-"Perlen" helfen dem Unternehmen, auch Standardprodukte in der Schweiz fertigen zu können.
Welche weitere einzigartige Produkte "made in Switzerland" kennen Sie noch?

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Leser
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· editiert

Eine Lehrerin in Italien verdient (laut Republikinterview weiter oben) 1600 Euro und gehört damit schon zur Mittelschicht. Woher sollen Kunden in Europa, die noch keine 10 Pfannen haben, das Geld nehmen, um sich eine Kuhn Rikon Pfanne zu kaufen? Ein Geschäftsmodell in dem die Löhne in China ausgezahlt werden und die Gewinne auf den Konten der Vermögensverwalter in der Schweiz, kann allein schon deshalb nicht funktionieren, weil die chinesichen Kunden chinesische Waren bevorzugen. Damit für europäische Kunden aus diesem Kreislauf Mittel anfallen, mit denen sie dann wieder eine Kuhn Rikon Pfanne erwerben können, müsste man sie mit einem Bürgerlohn am Gewinn beteiligen. Aber es ist einfacher mit einer Oligarchenpartei ihre Wut zu bewirtschaften und sie dann mit autoritären totalitären Überwachungsmechanismen unter Kontrolle zu halten.

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Alles ganz selber machen, eine schöne Idee. Produkte die wir brauchen, wie Pullover, Schuhe, Jacken, Brot und Käse, so Dinge. Eine komplette industrielle Lieferkette hingegen beinhaltet alle verwendeten Rohstoffe, inklusive aller Teilfabrikate, sowie für die Fabrikation und Vertrieb alle nötigen Arbeitskräfte. Am besten mit Knowhow. Haben wir alles nicht. Doch Roboter… wer fabriziert denn die? Asien? Mit wiederum welchen Lieferketten? Merkwürdiges Denken…
Doch was auch immer, Angebot und Nachfrage fürs Produkt müssen stimmen, ohne Kapital und Risikoabwägung läuft in der Schweiz eh nichts. Produktion braucht zudem Energie, es entstehen Emissionen. Nischenprodukte haben hier als komplette Eigenproduktion wohl am meisten Chancen.
Wir sind Teil einer Welt, halten wir diese friedlich. Darum bitte keine Handelskriege von gestern, denn wer Krieg sät wird Krieg ernten. Diejenigen, welche partout gegen Windmühlen kämpfen wollen, kann man allerdings davon nicht abhalten.
China. China ist daran, komplett autarke Lieferketten aufzubauen. Mit gutem Grund: Boykotte der dominierenden USA (gegen Huawei etc., bezüglich Software, e-Chip etc.) sollten die Chinesische Produktion beeinträchtigen, doch China ist nicht was früher das aufstrebende Japan mal war. Huawei Smartphones sind im Westen wegen den bisherigen US Boykotten zwar vom Tisch, nicht aber alle andern Smartphones aus China. Aktuell wird das neue iPhone etc. in Indien produziert, allerdings werden den US Firmen auch dort mittelfristig Konkurrenz und höhere Löhne und Sozialabgaben ,drohen’. Der Profit regiert die Welt.

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