Die Republik ist nur so stark wie ihre Community. Werden Sie ein Teil davon und lassen Sie uns miteinander reden. Kommen Sie jetzt an Bord!

DatenschutzFAQErste-Hilfe-Team: kontakt@republik.ch.



Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
·

Danke Adrienne für die Einordnung! Dein Fazit bringt den trade-off auf den Punkt:

Das Parlament hat berechtigte digital-ethische Fragen angesprochen, und es wird das Vertrauen in die App steigern, sie zu beantworten. Offen bleibt allerdings die Frage, wie die geplante Contact-Tracing-Strategie des Bundes­rats bis dahin ohne griffiges digitales Tool gelingen soll.

Das parlamentarische Postponism in Ehren, aber ihr crisis mode erscheint angesichts einer Situation in der time is critical gilt, geradezu fatal. Ich frage mich, ob man das Kopplungs- und Diskriminierungsverbot nicht per Verordnung hätte festschreiben können.

Aber vielleicht können nun die vielen gelangweilten Spitalsoldat*innen (war auch mal einer) sich als «Corona-Detektive» (SRF-Video) versuchen. Ohne gewaltige Aufstockung von Wo*manpower sehe ich nicht, wie die Contact-Tracing-Strategie erfolgreich sein könnte. Denn das digitale Tool ersetzt ja erstmal Arbeitskraft, Zeit und Geld (im Prinzip kann man alles mit einem Notizblock machen).

Die Frage ist dann: Wird sich das Parlament dafür verantwortlich fühlen, wenn die Contact-Tracing-Strategie an der Verzögerung scheitert und negative Folgen an Leib und Leben nach sich zieht? Schwierig, schwierig.

17
/
2

Sorry da bremst uns das Parlament völlig unnötig aus. Man hätte auch die App ausrollen und das Gesetz im Sommer nachliefern können. Wir befinden uns in einer aussergewöhnlichen Situation. Wir müssen die Epidemie in den Griff bekommen und die Wirtschaft wieder ankurbeln. Die vermuteten ethischen Probleme aber sind hypothetisch. Niemand weiss ob die Unternehmen wirklich so handeln werden. Ausserdem gibt es ja schon jetzt Gesetze (Diskrimierungsverbot) die man in einem solchen Fall anwenden kann plus es gibt ja auch noch die Öffentlichkeit und der mediale Druck. Last but not least, man kann die App sehr rasch abstellen wenn es aus dem Ruder läuft. Nur das Gesetz dafür würde wahrscheinlich Monate dauern... Das Parlament überliess hier die Entscheidungen besser dem Bundesrat. Sie sind einfach zu langsam in dieser kritischen Situation.

18
/
10
Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
·

Ich glaube da steckte wirklich schlechte Kommunikation dahinter, wie Kollege Daniel Schurter von Watson bereits schrieb: https://www.watson.ch/digital/schwe…h-dahinter

Hätte Alain Berset vielleicht klarer kommuniziert, dass eine Annahme der Motion den ganzen Fahrplan verzögern würde, wäre die Entscheidung vielleicht anders ausgefallen. Denn die App wird de facto NICHT in den Stores verfügbar sein bis Juli, auch wenn die Tests dann vielleicht schon abgeschlossen sind.

11
/
0

Die Antwort des Bundesrats auf die beiden Motionen war glasklar:
„ Alle Arbeiten sind bereits weit vorangeschritten. Eine solche App soll für die Bevölkerung ab Mai 2020 in der gesamten Schweiz nutzbar sein. Detaillierte Informationen zur Schweizer PT-App, die für deren Einsatz notwendigen Anpassungen der rechtlichen Grundlagen sowie Überlegungen zu allfälligen flankierenden Massnahmen (z.B. im Bereich Kommunikation) werden dem Bundesrat am 8. Mai 2020 unterbreitet werden.

Es ist dringend und wichtig, der Gesellschaft die PT-App so bald als möglich zur Verfügung zu stellen, um die schrittweise Lockerung des Lockdowns zu unterstützen. Vor dem Hintergrund, dass alle Anliegen der Motion letztlich erfüllt werden, beantragt der Bundesrat die Ablehnung der Motion.“

5
/
2

Niemand weiß wie Unternehmen handeln? Ehrlich jetzt? Hat man sich in letzten Jahren ein bisschen mit dem Wirtschaft auseinandergesetzt, dann weiss man sehr wohl wie Unternehmen handeln (können). Um nur ein Beispiel zu nennen hat es diese in diesem Text herbeigezogene Firma Google in den letzten Jahren geschafft keine Steuern zu bezahlen-und das ist eigentlich doch schon unglaublich dreist. Und wirft man mal einen Blick nach China, wo gerade das langjährig erprobte Sozialkreditsystem mit ihren tracingapps und 600 Millionen Überwachungkameras in die Phase 2.0 eingeführt wird, dann bin ich mir nicht so sicher ob wir uns in der Schweiz so sicher sein können das das nicht ausgenutzt wird. Schlussendlich geht und ging es in unserer kapitalisierten Gesellschaft immer nur um Macht und Geld.
Und noch was: die Epidemie bekämen wir vielleicht eher in den Griff, wenn wir lernen das Handy aus und das Hirn wieder einzuschalten.

Hier noch eine gute arte dok zum Thema Überwachung:
Sieben Milliarden im Visier
https://www.arte.tv/de/videos/08331…im-visier/

12
/
2

Handy-Apps können in diesem Fall durchaus helfen weil sie uns erlauben die Übertragungsketten früher zu unterbrechen. Zum Beispiel hier gut und verständlich erklärt: https://www.ndr.de/nachrichten/info…us172.html

1
/
1

Nur weil wir das Chinesische System als Ueberwachungssystem V2.0 empfinden, muss es dort nicht so wahrgenommen werden. Während wir in der Gesellschaft der Gesellschaft und den Einzelnen ein gewisses Vertrauen entgegenbringen ist das in China nicht so. Es zirkulieren ja auch viel mehr Leute. Wenn der einzelne Bürger das System als so wahrnimmt, dass Nicht-vertrauenswuerdige Elemente aussortiert werden, empfindet er das als Fortschritt. Zwei Artikel von Peter Achten bezueglich China
https://www.journal21.ch/soziales-kreditsystem
https://www.journal21.ch/alles-und-jedes
Bei uns in der Schweiz gibt es noch Gebiete, wo der Nachbar den Schluessel für das Haus/die Wohnung nicht benötigt. Die Leute gegen sogar in die Ferien und das Haus/die Wohnung bleibt unabgeschlossen.
Wobei bei uns in Europa frueher das Vertrauen noch besser war. Ich selbst hab's nicht erlebt, liess es mir erzaehlen. Der grosse Vertrauensbruch kam mit dem Weltkrieg. Vorher konnte (moeglicherweise nicht ueberall) auch ein Unbekannter in einem Restaurant anschreiben lassen. Er bezahle das naechste Mal. Kein Problem.

1
/
3
· editiert

Schade, dass die App verzögert wird, von einem Parlament, welches erst mal mangels Selbstorganisationsfähigkeit die Arbeit verweigerte. Das Parlament hätte Zeit gehabt. Man hätte loesungsorientiert denken sollen, und sich nicht in irgendwelchen Philosophien verlieren. Die App hätte schon längst draussen sein müssen.
Entgegen den üblichen Annahmen wird sie nicht von Anfang an funktionieren. Da kommen tausend Details welche erst dann klar werden. Wie geht das nun mit der Verkäuferin hinter dem Plexiglas. Mit wie vielen Leuten hatte sie jetzt Kontakt ?
Möglicherweise ein Verständnisfehler auf Stufe Medien. Repetitiv jeweils eine Viertelstunde wäre ein Witz. Ich finde eine Viertelstunde schon ein Witz. Wie geht das nun mit dem Brotverkäufer, welcher zwar hinter Plexiglas, aber ohne Maske auf das Brot hustet ?
Ah. Ja, und ich würde die App vorschreiben, wie Winterreifen im Winter. Bei positivem Test ohne App gibt's ein Verfahren als Virenschleuder. Der Träger hat bis zum Test schon ein paar Leute unkontrolliert angesteckt. Es macht wenig Sinn so viel Geld für das Ganze rauszuhauen um ein paar Fanatikern die Freiheit zu lassen Viren zu verteilen. Dann sollen sie wenigstens (heftig) zu den Kosten beitragen.

3
/
16
Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
·

Alles was Sie aufzählen, habe ich bereits schon schon Wochen hier beschrieben. Lesen Sie sich zuerst ein, bevor Sie etwas unterstellen:

" Ein weiteres Problem wäre der Abnutzungs­effekt: Gerade bei exponierten Arbeit­nehmenden könnte es zu einer Benachrichtigungs­flut kommen: Kassiererinnen und Kranken­pfleger, die nahen Kunden­kontakt haben, würden bei Bluetooth nonstop «on» sein und müssten in Quarantäne. Wie wären solche Ausfälle wirtschaftlich geregelt, wenn es keine Ersatz­einsatzkräfte gibt?

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Bluetooth-Benachrichtigungen viel Datenmüll produzieren, also sogenannte false positives. Dies wäre zum Beispiel der Fall, wenn zwei Nachbarinnen auf ihren Sofas ein Buch läsen (ihre Smartphones daneben), aber durch eine Wand voneinander getrennt wären. Wird das Smart­phone die Qualität einer solchen Nichtbegegnung richtig berechnen können? Führen die digitalen Benachrichtigungen nicht früher oder später zu einem Abstumpfen der Nutzer? So, dass sie sich nach der hundertsten Benachrichtigung irgendwann gar nicht mehr testen lassen?

Wie Menschen mit permanenten Virus­benachrichtigungen psychologisch umgehen, ist nicht erforscht. Kommt es zur Schock­starre? Werden die Benachrichtigten aus Neugier auf eigene Faust ihren vergangenen Begegnungen hinterher­forschen? Können Nutzer die Anonymität einer App-Benachrichtigung wirklich akzeptieren?"

https://www.republik.ch/2020/04/16/…experiment

9
/
0
· editiert

Alles richtig. Nun, das sind die kleinen Details. Deswegen genügt der jetzige Ansatz eben noch nicht. Muss weiterentwickelt werden. Wir stehen da erst am Anfang. Ohne Erfahrung zu sammeln geht da nichts. Die Problem sind eher nicht technischer Art, ausser dass allenfalls zuwenig Daten vorhanden sind. Wir sollten uns vergewaertigen, es geht nicht um jetzt. das können wir auch aussitzen. Der Virus kommt wieder, und es kommen neue Viren, mit neuen Charakteristiken. Und wir sollten jetzt mal Daten sammeln, um irgendwann auf einen Ansatz zu kommen. Es ist viel günstiger Handies Daten sammeln zu lassen wie Milliarden an Unterstützungsgeldern rauszublasen. Jeder Tag Verkuerzug des Lockdowns spart eine Milliarde. Vereinfacht.
Das manuelle Tracing passt zB zur Besprechung der Handydaten, geht aber alleine nicht.

Allenfalls wurde der Fehler gemacht zu kommunizieren, dass das Handytracing das Problem löst. Man haette eher auf einen Lösungsweg hinweisen sollen, welcher nicht im Labor liegt, sondern in der effektiven Anwendung.

Mein Medienbezug war übrigens nicht auf die Republik, sondern allenfalls auf die 20 Minuten oder NZZ.

0
/
1

Super Zusammengefasst

2
/
1

Danke für diesen interessanten und wichtigen Artikel.

Da ist die Schweiz einmal brillant und schnell, wenn es darauf ankommt. DP-3T überzeugt reihenweise die umliegenden Länder, sogar Apple und Google. Bietet Datenschutz wie aus dem Lehrbuch. Und ermöglicht uns einen Weg aus dem lockdown.

Und dann bremsen wir uns doch wieder aus.

Ein Jammer. Und ein Lehrbeispiel für die verpassten Chancen der Schweiz. Haben wir verlernt, abzuwägen und dann zu handeln?

9
/
1
(durch User zurückgezogen)

Eine Session kann man ohne Gesetzesänderung nicht online durchführen. Weniger verständlich sind das Aussetzen der Kommissionssitzungen seit März (die wären online möglich) sowie die Tatsache, dass die Sondersession magere drei Tage lang war (als ob es nicht genügend Themen für eine zweiwöchige Session gegeben hätte).

Nichtsdestotrotz schreibt sich ein Gesetz zum nachteilsfreien Einsatz einer Exposure Tracing-App nicht über Nacht, zumindest nicht wenn es seinen Zweck erreichen will.

2
/
0

Ich würde meinen, es gäbe auch sehr gut Gründe, die App zügig einzuführen. Gesundheitspolitische wie ökonomische. Die juristischen Probleme liessen sich – erst mal - mit einer Verordnung lösen.
Mir scheint, es geht den Grünen hier nicht um Datenschutz, sondern um Profilierung.
Erfolg für den Datenschutz: Keine Tracing-App via Notverordnung
«Wir GRÜNE freuen uns über einen Erfolg für den Datenschutz. Unsere Forderung wurde von der SPK-N unterstützt: Eine COVID-19 Tracing-App muss auf einem Parlamentsbeschluss aufbauen, freiwillig sein und darf sensible Daten nicht zentral speichern.»
Als ob die App zentral Daten speichern würde - und unfreiwillig geplant war.
Mir scheint – aus Statements einiger Parlamentarier*innen abgeleitet – da haben nicht alle verstanden, wie die App funktioniert. Ich sehe nicht, wo es bei dieser App um Überwachung geht. Ich bekäme eine für mich wichtige Information durch die App. Die Gesellschaft einen Überblick über Ansteckungsraten – vermutlich eine sehr wichtige Information in den nächsten Monaten; schnell, einfach, mit sehr gutem Persönlichkeitsschutz – weit besser als die allermeisten Apps, die wir nutzen - zu minimalen kosten. Tja.
Ich freue mich gar nicht über den Vorstoss der Grünen.

12
/
7
· editiert

Ich denke nicht, dass die App primär ein ideologisches Problem ist, sondern ein technisches und juristisches. Auf beiden Ebenen sind offensichtlich noch nicht alle Fragen gelöst. Und dann muss sie auch noch, wahrscheinlich mittels Infokampagne, breit bekannt gemacht und die Leute dazu gebracht werden, sie zu nutzen. Die App wird nicht viel bringen, wenn sie nur Digitalaffine benutzen. Aber dazu muss sie erst einmal vorliegen und müssen die rechtlichen Fragen geregelt sein.
Die Forderung nach einen Diskriminierungsverbot hat ursprünglich übrigens der Chaos Computer Club erhoben, von dessen Mitgliedern man erwarten darf, dass sie verstanden haben, wie die App funktioniert (s. auch den lesenswerten Artikel von Daniel Schurter in Watson.ch, auf den Adrienne Fichter verlinkt hat).
Dass es ohne App nur Händewaschen gebe, scheint mir eher ein bedauerlicher Informationsstand. Oder ein nicht weniger bedauerlicher Polarisierungsversuch.

0
/
0
· editiert

Was ich nicht ganz verstanden habe, allen verfügbaren Quellen zum Trotz: wenn die Motion nicht überwiesen worden wäre, hätte der breite Einsatz der App dann wie geplant am 11. Mai starten können? Oder anders gefragt: ist technisch alles parat und die App einsatzbereit? Wie sind die Tests mit den Soldaten gelaufen? Mit welchen Verzögerungen ist aus technischer Sicht gegebenenfalls noch zu rechnen?

Nachtrag: zur Frage der Lohnfortzahlung während einer Quarantäne, auf die hier niemand reagiert hat, hat der TA gestern (Fr. 8.5.) über einen Vorstoss von Monika Bütler berichtet, die in der Task-Force des Bundes die Arbeitsgruppe für Wirtschaft leitet. Sie schlägt vor, die Lohnfortzahlung , für die aktuell der Arbeitgeber zuständig sei, über die Erwerbsersatzordnung laufen zu lassen. Hier muss sicher baldigst eine Lösung gefunden werden, sonst steht der Druck der Arbeitgeber jeder Quarantäneempfehlung diametral entgegen. Wer sich dann durchsetzt, wenn kein Home-Office möglich ist, kann man sich unschwer ausmalen.

3
/
0
Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
·

Gemäss den Informationen aller von mir konsultierten Quellen und dem Wortprotokoll des Nationalrats lassen sich folgende Schlüsse ziehen: so oder so hätte es ab dem 11. Mai (frühestens) nur die Test-Version für ausgewählte User gegeben. Aber diese Testphase hätte paar Wochen maximal gedauert, auch um noch die Integration der Google/Apple-Schnittstelle zu prüfen (sollte nächste Woche soweit sein laut meinen Kontakten bei Apple). Dann hätte man wohl noch Ende Mai mit der Lancierung in den App Stores und der offiziellen Kampagne starten können. Gemäss den ForscherInnen sind die Tests schon relativ fortgeschritten, man wartet nun v.a. auf das GO der Tech-Konzerne für die API. Und dann wäre die App ready für Play und iOS-Store....

Zur Frage der Lohnfortzahlung während Quarantäne: das ist nicht meine Domäne:)

5
/
0
· editiert

Danke für Ihre Antwort, Frau Fichter.
Zusammenfassend könnte die App also auch ohne Motion für ein spezifisches Gesetz nicht vor Ende Mai in Betrieb genommen werden. Nicht ganz nachvollziehen konnte ich, wie Sie in einem Kommentar weiter unten auf Juli kommen.
Ich bin zwar kein Hirsch in Französisch und lasse mich gerne korrigieren, aber was Berset gesagt hat, war sinngemäss, dass auch bei Annahme der Motion auf Basis der aktuellen gesetzlichen Regelung eine Testphase von einigen Wochen starten könne und der BR parallell dazu eine definitive gesetzliche Grundlage erarbeite, um diese dem Parlament in einer dringlichen Botschaft vor der Sommersession vorzulegen. Das sei ein sportliches Ziel, aber wenn das Geschäft in der Sommersession nicht behandelt werden könne, dann riskiere man ein Loch zwischen Abschluss der Testphase und dem Moment, wo man von der App profitieren könne ("parce que sinon il risque d'y avoir un trou").
Die Sommersession beginnt am 2. Juni und dauert bis zum 19.
Da darf man jetzt gespannt sein, was zuerst fertig sein wird: das Gesetz und die restlichen Rahmenbedingungen oder eine durchgetestete und funktionstüchtige App, die zuverlässig das tut, was sie tun soll.

Zur Lohnzahlung in Quarantäne war gestern übrigens eine Korrektur im TA: die werde bereits jetzt über die Erwerbsersatzordnung finanziert.

1
/
0

Es wäre schade wenn das Rollout dieser App jetzt vom glazialen Parlamentskalender limitiert wird und wir vielleicht das Zeitfenster verpassen wo eine solch App nützlich sein könnte: jetzt wo die Fallzahlen niedrig sind.

Ein bisschen mehr Startup-Mentalität, "launch and iterate" mit einer offenen Beta könnte vielleicht helfen operative Erfahrungen zu sammeln und Leben zur retten. Bis eine neue App in grossen Zahlen installiert wird dauert es so oder so Monate - Zeit, die wir vielleicht nicht haben. Dafür haben wir vermutlich gerade arbeitslose Informatiker*innen - z.B. von Startups aus der Reisebranche, die mit inkrementellen in-field Updates und "Bananen-Apps" (reift beim Kunden) Erfahrung haben.

5
/
1

Ich habe definitiv keine Lust, dass eine App, welche solche Daten verarbeitet, «beim Kunden reift». Datenschutzfiasko auf dem Fahrplan, nein danke.

2
/
0

Ein Datenschutzfiasko ist sehr unwahrscheinlich, weil das Protokoll auf der die App basiert sehr wenig (miss)brauchbare Daten sammelt und von vielen Sicherheits und Privacy Experten*innen über die letzten Wochen auf Herz und Nieren analysiert wurde.

Das grössere Risiko ist das die App operativ nicht gut genug funktioniert und zu viele falsche Resultate liefert: Fehlalarme wo keine sein sollten und fehlende Alarme, wo welche sein sollten. Und wegen dem soliden Datenschutz gibt es kaum eine Möglichkeit zu verfolgen, wo die Fehler passieren.

1
/
0
Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpubl&lektorin
·

Liebe Adrienne
Verzögerung aus Datenschutzgründen ist doch auch Pioniersrolle. Finde, dass das in Betrachtungen über Pioniersleistungen mit einbezogen werden sollte.
Wäre deshalb bezüglich Pioneering auch nicht so pessimistisch.
Schönen Abend ins Rothaus!

5
/
1
Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
·

Liebe Verena, merci! Ich bin noch im Shutdown-Homeoffice:) Die Verzögerungen finden aber nicht aus Datenschutzgründen statt sondern aus ethischen Gründen. Datenschutztechnisch ist die Schweizer Lösung die weltweit beste. Natürlich gibt es Angreifspotenzial zum Beispiel bei der Installation von Bluetooth-Empfängern und Überwachungskameras, da ist dann aber kein spezifisches Contact Tracing App-Problem sondern ein generelles Bluetooth-Problem. Und setzt einiG. K.iminelle Energie voraus.:)

1
/
0
Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpubl&lektorin
·

Liebe Adrienne

Mein Homeoffice gestaltet sich eher turbulent, daher erst jetzt mein Merci für deine Antwort.

Danke für den Denkanstoss, Datenschutz und Ethik zu unterscheiden; kam mir so nicht in den Sinn.

Aber auch wenn die schweizerische Lösung noch so datenschutznah ausgestaltet ist, muss dies ja doch von der Politik noch überprüft und danach auch verbindlich festgeschrieben werden. Da treffen sich aus meiner Sicht Datenschutz und Ethik.

Auch bei der Notwendigkeit, den Datenschutz auch für weitere Playerinnen wie Krankenkassen, übrige Versicherungen, Ärztinnen, Spitäler, ÖV, SBB und sowieso private Unternehmen verbindlich festzuschreiben, als Verbot, App oder Nicht-App (Nutzung) zu Sein oder Nicht-Sein umzuwandeln; unterschiedliche Behandlungs- und-oder Preisklassen einzuführen.

Oder anders: Dass niemand zur Angabe über Nutzung oder Nicht-Nutzung gezwungen oder bei Auskunftsverweigerung schlechter eingestuft und behandelt werden darf. Gesetzlich, staatlich, verbindlich festgeschrieben.

Welche weiteren ethischen Aspekte siehst du damit noch verbunden? Das hier ja nicht abschliessend aufgelistet sein.

Apropos Datenschutz itself:

Eine weitere Frage hat sich mir inzwischen gestellt:
Wie bringt es die best codierte und open source App fertig, die Identität tatsächlich unlösbar zu maskieren, zu schützen, wenn jedes Handy, jedes Gerät mit auch der besten App drauf, jeder x-beliebige Zahlencode jeweils in einer klar zuordenbaren Lokalität, oder auch diversen, aber immer noch klar zuordenbaren locations, dann nachts parkiert (oder bei Ausschalten immer wieder dort über Nacht oder bei Schichtarbeit auch mal regelmässig über Tag) verschwindet?

Wie soll das funktionieren?

Von Cumulus-Warenkorb-Tracings wissen wir ja, dass sogar die reine Warenkorbzusammenstellung jede einzelne Cumulusnummer zu einem eineindeutigen individuellen Muster werden lässt, dass also jede Cumulus- oder sonstige persönliche Rabattkarte irgendeines Unternehmens sich in kürzester Zeit quasi als Individuum definiert. Rein übers Kaufverhalten.

Wenn ich alles in einem Begriff zusammenfassen müsste wäre dieser Begriff eben Datenschutz. - Und jede Datenschutzdiskussion immer auch eine ethische Diskussion.

Umgekehrt ist natürlich nicht annähernd jede ethische Diskussion auch eine des Datenschutzes; wobei: doch öfter und öfter irgendwo im Hintergrund ja dann trotzdem zusätzlich doch auch; und zunehmend so.

Wie ist das gelöst mit den irgendwann nachts oder tagsüber plötzlich eingefrorenen Handystandorten?

Change of subject:

Würde unendlich gern wieder mal an ein Republik-Treffen, ein so richtiges, physisches, nach Zürich kommen. Dich und andere da face to face wieder mal sehen und hören und belafern. - Aber ja, vorläufig wird das wohl noch nix; also einfach alles Gute von Homeoffice bzw. grossteils HomeGemüsegarten zu Homeoffice.

Apropos Gemüse: Habe noch mehrere Duzend überzählige ganz giftfrei gezogene Tomatenpflänzchen unterschiedlichster Sorten (war ein gutes Jahr, jedes einzelne Samenkorn ist herangewachsen ;) Anyone interested in Republik und oder Rothaus? Oder auch unter plusminus bernansässigen Verleger•innen?

Alles Gute dir - und euch - schon mal; herzlich, Verena

0
/
0
Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpubl&lektorin
·

P.S. Aber ich stimme zu, dass die Testphase und Bereitstellung in den Appstores gleichzeitig, durch klarere Kommunikation - oder Einschränkungen der Motion -, für breitere und wirklich freiwilliG. K.eise sinnvollerweise natürlich schon hätte möglich gemacht werden sollen. - Aber ja, menschliche Kommunikation wird in Ausnahmezeiten ja halt auch nicht einfacher, simpler, weniger Missverständnis-anfällig. Das ist wohl der Preis, den wir in Demokratien nun mal zahlen. (Und in Diktaturen nur scheinbar nicht.)

0
/
0
Simplicissimus
·

Liebe Freunde des schnellstmöglichen Tracings.
Eine Anwendung deren Gebrauch zwar offiziell freiwillig wäre, deren Gebrauch jedoch zur Inanspruchnahme von Dienst- und/oder Handelsleistungen durch den Anbieter obligatorisch werden könnte (keine Inanspruchnahme ohne Tracing-Anwendung, z.B. Haareschneiden, Restaurantbesuch, Einkauf im Einzelhandel etc.) ist die Büchse der Pandora des digitalen Zeitalters. Und die lassen wir doch diesmal Bitteschön zu.

6
/
3

Ich sehe das Problem so nicht.
Für Coiffeure und Einzelhandel macht die App aus exakt entgegengesetzten Gründen (zeitlicher Filter, 15 min.) keinen Sinn. Ausserdem, wer will den Kunden fortschicken? Für Restaurantbesuch – als Gruppe, die sich kennt – macht keinen Sinn. Bar - vielleicht. Die Kassiererin wird nicht dauernd Meldungen erhalten (zeitlicher Filter). Beim Lesen eines Buches auf dem Sofa kann ich ein Smartphone auch ausschalten, Bluetooth deaktivieren, oder das Phone auf den Stubentisch legen. In einer Familie werde ich mich eh testen lassen, wenn jemand krank werden sollte – mit oder ohne App. In Quarantäne schickt mich die App auch nicht, das macht der Kantonsarzt – falls ich mich nach einer Warnung freiwillig melde. Auch bei der Arbeit (Baustelle, Büro, Schule) wird man informiert werden (ohne App), falls sich jemand angesteckt hat.
Es geht um Fälle in öffentlichen Verkehrsmitteln, um Kontakte, die man nicht rekonstruieren kann, in Parks, Badeanstalten vielleicht, zu langem und dichtem Anstehen beim Takeaway, Kiosk, Museum etc.
Ich verwende keine Apps wie Facebook, Twitter, Instagram oder Google Maps. Bei dieser App - übrigens bei next-step einsehbar – teile ich die massiven Bedenken nicht.
Wir müssen uns bemühen, Re unter 1 zu halten, und da hätte das Tool ziemlich sicher helfen können. Hände waschen alleine wird nicht reichen.
Nun werden wir sehen, wie viele Sessionen die Diskussion des Gesetzes im Parlament benötigt.

3
/
0
Simplicissimus
·

Bin Ihrer Meinung, in Bezug auf die von ihnen aufgezeigten Szenarien... allerdings teile ich ihre Annahme nicht, das niemand Kunden fortschicken will. Sollte sich die gesellschaftliche Debatte im weiteren Verlauf der Pandemie weiter aufheizen, ist die Einführung der angesprochenen Obligatorien gar nicht so unwahrscheinlich wie heute noch gedacht. Deshalb begrüsse ich eine gesetzliche Regelung, denn: „ Die Schweiz kennt bislang kein Koppelungs­verbot und keinen Diskriminierungs­schutz bei Privat­unternehmen. Es wäre also theoretisch möglich, dass Unter­nehmen die App-Installation als zwingende Vorbedingung für eine Dienst­leistung einforderten.“ Aus meiner Sicht ist deshalb schneller für einmal nicht besser. Ansonsten haben sie von mir einen Like für ihre Ausführungen :o)

2
/
0
(durch User zurückgezogen)
Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
·

Vielen Dank!

1
/
0

Es ist eine Güterabwägung.
Auf der einen Seite steht ein hypothetisches Problem, auf der anderen Seite mehr Tote, voraussichtlich viele chronisch Lungenkranke, noch mehr wirtschaftlicher Schaden - also ganz sicher viel mehr menschliches Leid. Meine Wahl wäre anders ausgefallen.
Dass die App alleine das Problem nicht gelöst hätte, ist allen Menschen mit etwas Verstand klar - aber sie wäre wohl ein wichtiges Zahnrädchen gewesen. Jetzt öffnen wir früh, schnell und relativ umfassend (genau, wie es die Wirtschaftsvertreter*innen forderten) - dafür ohne App (hey, denen haben wirs jetzt aber mal gezeigt!).

7
/
6

„Das eine tun und das andere nicht lassen“, wäre hier wahrscheinlich angebracht ...
Ein möglicher Workarround wäre vielleicht, die Funktionalität der zukünftigen COVID-App, in Apps zu integrieren, welche schon ein Grossteil der Bevölkerung auf dem Device hat ... . Natürlich alles auf freiwilliger Basis. Ziemlich sicher liegt der Teufel , auch bei einem solchen Vorgehen, im Detail ...

2
/
2