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Als aktueller Doktorand an der ETH muss ich leider sagen, dass mich der Artikel nicht wirklich überrascht. Ich kann nicht aus erster Hand berichten, aber das liegt schlussendlich nur daran das ich einfach Glück hatte bei der Wahl meines Doktorvaters (und auch daran, dass ich ein weisser, westeuropäischer Mann bin). Aber man redet ja auch mit seinen Kolleg:innen von anderen Professoren, und man sieht welche Professor:innen Tenure erhalten und welche (Senior-)Professor:innen von anderen Unis abgeworben werden. Und das gibt insgesamt halt schon ein verdammt schlechtes Bild. Gerade bei den Anstellungen sieht man, dass es die ETH einfach keinen Dreck interessiert wie mit den Doktoranden umgegangen wird. Mir fallen aus dem Stegreif mehrere Fälle ein wo eine Führungsperson eine fristlose Kündigung verdient hätte, aber einfach nichts passiert (ok, vielleicht erhalten sie mal ein ernstes E-Mail).

Die Kultur an der ETH ist in der Tat toxisch, und sie wurde meiner Meinung nach sogar noch toxischer in den letzten Zehn Jahren (ich habe auch an der ETH studiert und verfüge deshalb über einen längeren Beobachtungshorizont ;-) ).

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Freut mich, dass Sie mit Ihrem Betreuer anscheinend eine gute Wahl getroffen haben.

Was mich in diesem Zusammenhang immer wieder überrascht, ist dass Labore bzw. Professoren und Professorinnen, die schon seit Jahren eine einschlägige Reputation für sklaventreiberisches Verhalten, fragwürdige wissenschaftliche Praktiken oder eine dysfunktionale Laborkultur haben, trotzdem immer noch problemlos neue Doktoranden und Postdocs rekrutieren. Darunter auch hervorragende Kandidaten, die eigentlich genau wissen, auf was sie sich da einlassen und die keine Schwierigkeiten hätten andere menschenfreundlichere und ebenso erfolgreiche Labors für ihre Doktorarbeit zu finden.
Gerade an der ETH, wo ja viele der Doktorierenden auch an der ETH studiert und ihre Masterarbeit gemacht haben, weiss man ja doch eigentlich schon wie der Hase in den verschiedenen Labors läuft. Und es gibt ja in den meisten Fachgebieten an der ETH nicht nur eine Professur, sondern meistens hat man ja noch Alternativen.

Weis nicht ob dieses Verhalten psychologisch in die Richtung von "batter wife syndrome" geht und wie man es verändern kann. Wo ich mir aber sicher bin ist, dass Labors, denen die guten Postdocs und Doktoranden bzw. Doktorandinnen wegbleiben, sich nicht lange in der Top-Liga halten können. Mein Tip an alle potentielle Doktoranden und Doktorandinnen, Sie sind wichtiger und mächtiger als Sie denken. Seien Sie sich ihrer Macht bewusst und nutzen Sie sie.

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Es gibt auch meistens nicht so viel Auswahl, wie Sie vielleicht vermuten. Klar gibt es zB viele unterschiedliche Gruppen in der organischen Chemie, aber das, was einen wirklich interessiert, machen vielleicht nur eine oder zwei davon. Dann hat man potentiell die Wahl zwischen einem Doktorat bei Prof. Sklaventreiber, oder bei einem netten Prof, aber in einem Thema, das man nicht so spannend findet.

Meine Erfahrung ist aber auch, dass die Gruppen von Prof. Sklaventreiber Doktoranden anziehen, die gar kein so grosses Problem mit schlechten Arbeitsbedingungen haben. Das sind dann Leute, die von sich aus 60 Stunden die Woche arbeiten und vergessen, Ferien zu nehmen. Entweder aus Ehrgeiz (auch bei der Arbeitszeit gilt: Viel hilft viel) oder aus Gewohnheit, weil sie auch schon im Studium unmenschlich viel gearbeitet haben. Die Vorstellung, dass man als Spitzenwissenschaftler sowieso keine work-life-balance haben kann, ist auch unter Studenten weit verbreitet.

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Das hat auch mit dem System in der Schweiz zu tun. Während Doktoranden in den Graduate Schools in der USA meistens frei auswählen können, in welchem Labor sie die Forschung für Ihre Dissertation durchführen wollen (ihr Stipendium kommt direkt von der School), sind Doktorierende in der Schweiz auf die Bezahlung durch eine:n Professor:in angewiesen, der das Geld vom SNF oder von der Hochschule bekommt. Und je erfolgreicher ein:e Professor:in, desto mehr Doktorandenstellen hat sie oder er zur Verfügung. Will man ein Doktorat haben, und der oder die „Nette“ hat keine Stelle mehr, kommt man in Versuchung, es bei den nicht so netten zu versuchen. Zumal diese ja gut publizieren, was wiederum auch für die eigene Karriere gut sein kann... definitiv kein „battered wives syndrome“, sondern die harte Ökonomie der Wissenschaft...

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Ich plane beim Nationalfonds ein Konzept für ein Forschungsprojekt einzureichen unter dem provisorischen Arbeitstitel
„Praxis der Fehler- und Lernkultur. Eine systematisch vergleichende Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung von ETH, Vatikan und Credit Suisse.“
Widmen werde ich die Arbeit Hans Küng.

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Raten Sie mal, wer in den Expertengremien sitzt, welche derartige Anträge beurteilen. Klar war das jetzt erstmal ein Scherz. Aber die Kompetenz, (mit-)zu bestimmen, welche Themen, Projekte und letztlich Karrieren finanziert werden und welche nicht, ist Teil der Macht, die renommierten Profs zukommt.

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interessierter Leser
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Es zeigt sich auch hier, dass Macht Kontrolle braucht, weil es immer und überall Individuen gibt, die sie missbrauchen (Musterbeispiele anfälliger Strukturen sind Armee/Polizei, Kliniken, Gefängnisse etc.) Wenn die Republik auch an den Universitäten Transparenz und Machtkontrolle anmahnt, finde ich das sehr verdienstvoll und durchaus im Interesse dieser Einrichtungen.

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Treffend: in den allermeisten Fällen werde die Mächtigeren geschützt, egal wo. Derweil die weniger Mächtigen über die Klinge springen müssen. Anstatt gerade von den Mächtigeren einen höheren Massstand an Integrität anzulegen, passiert oft genau das Gegenteil.

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Macht verträgt keine Komtrolle sonst ist es keine (?)

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Hinter all diesen Problemen steht die Frage, wie man Hochleistungsforschung machen kann, ohne Leute under Druck zu setzen.

Die Kritik an den 50 Stunden Arbeitszeit der Doktoranden ist schön und gut, aber einfach die Realität jedes Anspruchsvollen Jobs. Man Doktoriert nicht, um eine 42-Stundenwoche zu haben, sondern um einen Beitrag der Wissenschaft zu leisten. Und da braucht man halt jede Menge Zeit.

Und bei über 500 Professoren ist es eigentlich ein Wunder, dass « nur » 2-3 Grosse Probleme pro Jahr aufkommen. Man sucht nach guten Forschern und guten Managern, jedoch ist die Nachfrage nach Leuten die beides sehr gut können extrem hoch, und diese Leute sind sehr selten.

Da passiert es, dass man die falsche Person nimmt.

Der im Artikel geschilderten Fakten nach müssen tiefe Strukturelle Probleme in der ETH gelöst werden. Vor allem die Frauenfrage, Intransparenz und Missmanagement.

Jedoch: Die Republik zeichnet hier ein sehr schlechtes Bild der Hochschule (noch einmal). Der Titel ist provokativ, in grossem und ganzen falsch, und vergisst ein bisschen dass die ETH uns irgendwie allen gehört. Sie ist ein innovationsmotor, weltweit angesehen und für die Schweiz strategisch wichtig.

Der/die Durchschnittsprofessor.in ist definitiv nicht ein mobber, sondern viel öfter ein.e sehr gute.r Menschenkenner.in, der auch sehr gute Forschung machen kann.

Und generell ist man dort als Student zwar unter Druck (wie an jedem Ort, der Weltführende Forschung betreibt), wird aber auch gut betreut. Die Bedingungen eines Doktorats in der Schweiz sind so gut wie fast nirgendswo anders, vor allem an der ETH. Post-docs werden sehr gut bezahlt (oft doppelt- oder dreifach so gut wie in den USA), und Doktoranden sind angestellt (was in vielen Ländern nicht der Fall ist).

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Ich habe in den USA und an der ETH geforscht und Doktoranden betreut. Es ist schlichtweg falsch, Spitzenforschung mit schlechten Arbeitsbedingungen gleichzusetzen. Die Doktoranden in den USA und an der ETH, mit denen ich zu tun hatte, waren völlig ohne zusätzlichen Druck bereit, viel (d.h. deutlich über 40h) zu arbeiten. Voraussetzung dafür ist, dass man sie gut behandelt, die Forschungsprojekte sinnvoll und interessant sind und dass man sich als Betreuer für die Studenten einsetzt (regelmässige Treffen, in denen ihre Ergebnisse eingehend und kritisch diskutiert werden). Die Professoren, mit denen ich in den USA zusammengearbeitet habe, waren fachlich und menschlich den meisten Professoren, mit denen ich an der ETH zusammengearbeitet habe, weit überlegen. Sie konnten ihre Studenten ohne unmenschlichen Druck zu hohen Leistungen motivieren.

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Ich bin absolut mit ihnen einverstanden, würde sogar sagen dass Spitzenforschung gute Arbeitsbedingungen braucht! Ich habe mich wohl etwas falsch formuliert.

Aber es geht darum die richtigen Leute dafür zu finden. Und hier liegt der Schwerpunkt. Wie wählt man einen Spitzenforscher aus?

Und in den USA gibt es auch sehr viele Managementprobleme (siehe die Skandalserie am MIT). Was nicht bedeutet, dass man nicht schauen sollte, wie sie diese Probleme lösen.

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Doktorand an der ETH Zürich
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Ich denke ihre Position ist nicht so anders als meine (auch nachdem ich ihren zweiten Kommentar gelesen habe), ich möchte aber trotzdem gerne auf ein paar von ihren Punkten eingehen.

Jedoch: Die Republik zeichnet hier ein sehr schlechtes Bild der Hochschule (noch einmal). Der Titel ist provokativ, in grossem und ganzen falsch, und vergisst ein bisschen dass die ETH uns irgendwie allen gehört. Sie ist ein innovationsmotor, weltweit angesehen und für die Schweiz strategisch wichtig.

Genau deswegen ist es wichtig, dass ein sehr genaues Auge auf diese Institution geworfen wird. Gerade weil sie so gross ist und uns allen gehört! Und die ETH muss das aushalten können als Institution!

Die ETH hat extrem viel Macht gegenüber vielen Personen, gerade deswegen gilt für mich "In Dubio pro Underdog" ;)

Und was den Titel betrifft: Klar ist dieser überspitzt, aber ich habe genug toxisches Verhalten an der ETH/EPFL gesehen.

Und generell ist man dort als Student zwar unter Druck (wie an jedem Ort, der Weltführende Forschung betreibt), wird aber auch gut betreut. Die Bedingungen eines Doktorats in der Schweiz sind so gut wie fast nirgendswo anders, vor allem an der ETH. Post-docs werden sehr gut bezahlt (oft doppelt- oder dreifach so gut wie in den USA), und Doktoranden sind angestellt (was in vielen Ländern nicht der Fall ist).

Diese Punkt höre ich ab und zu, und ehrlich gesagt habe ich dieses Argument auch in der Vergangenheit schon selbst verwendet. Aber heute würde ich den nicht mehr einfach so verwenden. Ein paar Gedanken dazu:

  • "wird aber auch gut betreut": Dies ist aber eben extrem abhängig davon, welchen Betreuer man hat! Im Allgemeinen würde ich nicht unterschreiben, dass man als PhD an der ETH gut betreut ist, oder zumindest kenne ich genug Doktoranden mit Betreuungsproblemen.

  • Klar verdient man an der ETH gut, verglichen mit dem Ausland. Man kann den Spiess aber auch umdrehen und sagen, dass man wenn man ein PhD macht, auf 25% - 50% des Lohnes verzichtet, welchen man in der Industrie verdient!
    Und der einzige Grund wieso das möglich ist, ist weil die Universitäten ihre Marktmacht ausnützen, weil das Angebot an Doktoraststellen kleiner ist als die Nachfrage!
    Im Sinne von "Die Ausnahme bestätigt die Regel": An der EPFL in Lausanne werden im IT Departement z.T. auch kompetitive Löhne gezahlt (an Doktoranden), weil man weiss, dass man sonst keine guten Leute bekommt!

  • Auch ansonsten hinkt dieser Lohnvergleich. Auch eine Person im Verkauf oder eine Person in jeglichen anderen Berufsfeldern verdient im Ausland schnell einen Faktor 3 weniger (z.B. in Frankreich). Trotzdem hoffe ich, dass das nicht bedeutet, dass eine Person welche im Verkauf arbeitet in der Schweiz, nicht schlechter behandelt wird als sonst-wo, nur weil sie relativ mehr verdient!

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Danke für Ihre Ergänzung. Sehr interessant.

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Ich sehe das ein bisschen anders: Man sucht nicht mehr wirklich nach guten Menschenkenner:innen oder Manager:innen, sondern nach Papermaschinen die, mit welchen Druckmittel auch immer nötig, die ETH ein bisschen höher im THE ranking pusht.

In gewissem Masse lässt sich das Problem tatsächlich nicht nur an der ETH selbst lösen, die Struktur ist ja die ganze akademische Welt. Das heisst aber auch, das man als Institution ein besonderes Auge auf die Professor:innen haben muss und im Problemfall schnell und entschlossen interveniert. Ab und zu erwischt man mal einen Psychopathen, aber dem Psychopathen freie Hand zu lassen, das geht gar nicht. (Ich verzichte hier mal auf das Gendern, es handelt sich hauptsächlich um männliche Vertreter).

Bei der 50h Woche bin ich bei Ihnen, aber das darf einfach keine Entschuldigung sein um seine Doktorand:Innen zu erpressen. Und wenn man mal einmal keinen Beitrag zur Spitzenforschung leistet? Im schlimmsten Fall gibt es ein Paper weniger, aber dafür hat man eine Notfallhospitalisation (wegen Burnout) weniger. Das ist es doch nicht wert oder?

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"Die Kritik an den 50 Stunden Arbeitszeit der Doktoranden ist schön und gut, aber einfach die Realität jedes Anspruchsvollen Jobs."

Damit wäre eigentlich auch klar, woher die Leaky Pipeline in der Akademia kommt. Zumal 50 Stunden ja nur der Durchschnitt sind, und die Arbeitszeiten als PostDoc ja nicht besser werden.

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Das sehe ich - selber an der ETH studiert und promoviert - anders. Bei der Berufung von Professoren/innen (wie gendert man das jetzt korrekt?) legt die ETH Leitung seit jeher wesentlich mehr wert auf wissenschaftliche Leistung als auf gute Lehre und Führung.
Ich kann die Geschichte absolut nachvollziehen, auch zu meiner Zeit an der ETH im Chemiedepartement war es nicht viel anders. Drohungen zur willkürlichen Verlängerung der Diss-Zeit völlig normal, man ist seinem Doktorvater auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Man akzeptierte es einfach als Teil des Systems und hoffte, die Zeit möglichst unbeschadet hinter sich zu bringen.
Kindergartendiskussionen zwischen Professoren um irgendwelche Statussymbole waren an der Tagesordnung, von Zusammenarbeit ganz zu schweigen.

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Gelöscht

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Die ETH: Krone der - Wissenschaft? - der Bildung? - des Selbstbetrugs? Warum sollte da gelingen, was nirgendwo sonst gelingt, wo Menschen zusammen am Werk sind? Nämlich perfektes Verhalten, Fehlerlosigkeit im Umgang und kein Machtmissbrauch. Mir scheint, mit einem solchen Selbstverständnis ist die ETH nicht in der heutigen Zeit angekommen und als Ganzes nicht in der Lage, ungeahnte Zukunftsfragen anzugehen. Und wer, wenn nicht die Presse, soll notwendige Fragen stellen, die letztlich zukunftsfähige Veränderungen in Gang bringen? Die ETH sollte der Republik dankbar sein, auch wenn's weh tut, für einmal nicht gepriesen zu werden.

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Ich habe lange an der ETH gearbeitet und hatte eigentlich nur gute Erfahrungen gemacht. Das, was diese Hochschule so exzellent macht, ist gerade die unbeschränkte Freiheit der Forschungsgruppen. Die Professoren sind sehr frei und wenn man hervorragende Leute anzieht, ihnen eine hervorragende Umgebung bietet, dann machen sie tatsächlich auch hervorragende Forschung.
Nun gibt es natürlich überall Fehlgriffe und es gibt auch vielleicht ein paar wenige faule Eier. Wie man diese identifiziert und wie man mit ihnen umgehen soll, müsste eigentlich offen diskutiert werden, das sollte auch im Interesse der ETH sein. Was mich erstaunt, ist die wiederholte Aussage im Artikel, dass sich die ETH verschliesst, die Dinge zu lange schleifen lässt und die Presse scheut. Das war nicht immer so, und wenn das stimmt, muss sie sich mit dem Vorwurf der Führungsschwäche auseinandersetzen. Leider ist das nirgendwo ein schneller Prozess, insbesondere nicht im akademischen Sektor.

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Habe beim Lesen konstant den Faden verloren. Worum geht es jetzt genau?
Um die Führungskultur in grossen Institutionen? Um eine Analyse der ETH aus Genderperspektive? Um die Arbeitsbedingungen des akademischen Mittelbaus (das Studentenmagazin Etü hat das Thema übrigens super aufgearbeitet)? Oder einfach nur ETH-Bashing? (ach wie originell)
Schade, hätte vielleicht interessant sein können. Aber aktuell sehe ich nur steile Thesen, die mangelhaft belegt sind. Der Artikel liest sich wie ein bunter Strauss aus einigen wenigen interessanten Details und vielen haltlosen Vorwürfen mit fragwürdigen Begründungen. Dazwischen ein paar offensichtliche Falschaussagen ("Doch alle Schilderungen wurden gründlich überprüft." - Really? Der Text widerspricht sich zum Teil selbst...). Weiss leider wirklich nichts mit diesen unstrukturierten, tendenziösen Argumenten anzufangen - liebe Republik, das könnt ihr doch eigentlich besser!

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Wenn man nichts sehen will, dann sieht man nichts.
Wenn sechs von sieben Befragten angeben, dass Prof. H. sich wie ein Arschloch verhält, dann sind das für mich keine haltlosen Vorwürfe, sondern Tatsachen. Wenn hier mit einer psychologischen Betreuung weitergemacht wird wie bisher, bei Frau Carollo aber eine Kündigung ausgesprochen wird, obwohl dort die Beweislage gerade umgekehrt war, nur etwa 2 Doktoranden!innen beschwerten sich wegen Mobbing, dann ist doch völlig klar, dass hier mit unterschiedlichen Ellen gemessen wird.
Das ganze Desaster mit der inkonsequenten, intransparenten Kommunikation verstärkt den Eindruck, dass hier etwas Unangenehmes vertuscht wird, ohne dass der Wille besteht etwas daran zu ändern.

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Erstens finde ich sieben Köpfe (wie kommen Sie übrigens auf die Zahl?) nicht repräsentativ und zweitens macht die Feststellung, dass ein Vorgesetzter ein Arschloch ist, noch keine Geschichte aus. Der Ruf von Prof. H. ist mir herzlich egal, aber unsorgfältige Vergleiche stören mich. Zumal sich die Republik nach eigenen Angaben die Zeit gibt, ein Thema mit der angebrachten Sorgfalt und Hartnäckigkeit zu recherchieren (finde ich super!). Die Kommunikation der ETH wirkt auf mich tatsächlich auch eher unglücklich. Könnte vielleicht auch ein wenig damit zu tun haben, das mit gewissen Begriffen (und schwerwiegenden Vorwürfen) in der Öffentlichkeit zum Teil etwas ungenau hantiert wird...für das Verständnis der ganzen Plagiatsgeschichte wäre vermutlich die Stellungnahme einer Expert:in hilfreich gewesen - es gibt ja noch andere Hochschulen auf der Welt und in Österreich sogar eine Integritätsagentur, die man hätte anfragen können.

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Es war ja durchaus so, dass man wiederholt versucht hatte mit Frau Carollo zu arbeiten, Coachings anzubieten usw. Den eigentlichen Vorwurf den man der ETH Führung in diesem Fall machen konnte, war ja, dass sie Frau Carollo mit ihrem fürchterlichen Verhalten so lange gewähren liess.

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Guten Tag

Schade, dass Sie den Faden verloren haben. Aber mangelhaft belegt? Steile These? Wie kommen Sie denn darauf?

Jede Information aus diesem Artikel kann ich mit ETH-internen Dokumenten oder den Aussagen von mehreren Quellen belegen. Ansonsten würden Sie nicht in diesem Artikel stehen.

Freundlicher Gruss

Elia Blülle

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Guten Tag Herr Blülle

Vielleicht vorweg: Ich schätze kritische Berichterstattungen und steile Thesen - wenn sie nachvollziehbar begründet und ausführlich belegt sind. Mein Ärgernis liegt vor allem darin begründet, dass Sie viele interessante und wichtige Aspekte streifen, ich aber den Eindruck hatte, dass Sie sich nicht für ein Hauptargument entscheiden konnten und der Artikel dadurch unübersichtlich und stark suggestiv wirkt. Aufgrund der Bündelung verschiedener Vorwürfe erschien mir zudem vieles zu rasch und oberflächlich abgehandelt. Zu jedem Aspekte fehlt mir mindestens ein Puzzleteil.

  • Geht es um Sexismus im Hochschulbetrieb? Der Titel und der Vergleich mit dem Fall Carollo suggeriert dies. Ich habe zwei Probleme damit:

  1. Es will mir nicht ganz in den Kopf, wie die von Ihnen zentral abgehandelte Administrativuntersuchung und der Fall des Doktoranden A.M. in dieses Schema passen soll - welchen Bezug stellen Sie da her?

  2. Der Vergleich mit dem Fall Carollo scheint mir potenziell interessant, aber zu wenig sorgfältig ausgearbeitet. Als Leserin konnte ich anhand der Informationen im Artikel nicht beurteilen, wo nun Parallelen und Unterschiede sind und in welchem Ausmass die beiden Fälle überhaupt miteinander vergleichbar sind (ausser, dass beide an der ETH vorgefallen sind...). Sie schreiben, es gebe keine Schwarz-Weiss-Antworten auf diese Frage, erläutern aber in der Folge zwei polarisierende Positionen (von "manchen" und "anderen"). Im weiteren Verlauf und in der Titelsetzung wird schnell klar, welchem Standpunkt Sie als Autor sich anschliessen: "Andere hingegen sehen im vergleichs­weise konzilianten Umgang den Beweis für eine sexistische und machoide Kultur erbracht, die sich hinter den Mauern der ETH über Jahrzehnte etablieren konnte. Eine Kultur, die Fehler von weiblichen Angestellten demonstrativ sanktioniert, die Vergehen «männlicher Genies» hingegen deckt und verzeiht. Eine toxische Kultur." Eine steile - durchaus interessante - These, die in diesem Artikel jedoch meines Erachtens nicht genügend belegt ist. Wenn es Ihnen um diesen Punkt geht, wäre vielleicht ein anderes Beispiel oder eine detailliertere Ausformulierung Ihres Gedankenganges nötig gewesen und der Verein Speak-Up oder die EPFL-Angehörigen (oder überhaupt Frauen?) hätten meines Erachtens stärker zu Wort kommen müssen. Im Text finden sich sehr häufig die etwas schwammigen Ausdrücke "teilweise", "einige...andere" oder "auch", ohne dass mir als Leserin klar wurde, worauf Sie sich damit genau beziehen bzw. wer damit genau gemeint ist. Sie schreiben zudem von "fünf hochkarätigen Wissenschaftlerinnen", die Professor H. des Plagiates bezichtigen, ohne offenzulegen, um wen es sich dabei handelt und in welcher Beziehung diese zur Professorin B. stehen. Handkehrum kritisieren Sie, dass die ETH verschweigt "welcher «unabhängige und renommierte Wissenschaftler aus dem Gebiet der Chemie» das externe Gutachten verfasst hatte". Scheint mir nicht mit gleichen Ellen gemessen.

  • Damit wären wir gleich bei meinem zweiten Punkt: Den Plagiatsvorwürfen. Der Part mit den Untersuchungen zum wissenschaftlichen Fehlverhalten irritierte mich am meisten. Zu Beginn des Artikels schreiben Sie: "Obwohl fünf international hochkarätige Wissenschaftlerinnen seit bald eineinhalb Jahren einen ETH-Chemie­professor bezichtigen, für seine Doktor­arbeit von einer Kollegin kopiert zu haben, hat die Schule diesen Fall nie transparent aufgeklärt. Die ETH stellt jegliches wissenschaftliches Fehl­verhalten konsequent in Abrede – obschon entsprechende Hinweise auf dem Tisch liegen." Es ist mir nicht ganz klar, wie sie auf diese Aussage kommen. Es gab ja einen Untersuchungsbericht zu diesen Vorwürfen - wie sie selber schreiben - und im Moment läuft eine zweite, externe Untersuchung zum Verhalten der Schulleitung. Die ETH räumt zudem in einer Mitteilung (https://ethz.ch/services/de/news-un…ossen.html) Regelverstösse ein. Sie kritisieren zudem die "langen" Zeiträume - aber braucht nicht genau eine sorgfältige Aufarbeitung einfach Zeit? (Zumal die Leute in der Regel ja noch anderes zu tun haben...?) Offensichtlich handelt es sich um einen relativ komplexen, für Laien schwer verständlichen Fall, der im Artikel nicht abschliessend und für die Leserin nachvollziehbar geklärt wurde. Wie definieren Sie wissenschaftliches Fehlverhalten? Und wieso ist es klar, dass die ETH dieses "Chaos" hätte verhindern können, wenn sie die Vorwürfe frühzeitig transparent und sorgfältig durch eine externe, unabhängige Untersuchung überprüft hätte."? Anscheinend lag der Fokus auch nicht auf diesem Aspekt.

  • Geht es in dem Text also etwa um Führungskultur? Auch spannend, hier hätte man z.B. darüber nachdenken können, ob ein stark hierarchisches, kompetitives Umfeld narzisstische Persönlichkeitszüge begrüsst. Diese Chance wurde verpasst, stattdessen stützen sich die Anschuldigungen in diesem Bereich sehr stark auf einen ehemaligen anonymen Doktoranden. Hier hätte ich mir gewünscht, dass die Aussagen und Erinnerungen des zitierten A.M. mit weiteren Quellen untermauert werden oder aber die zwei Versionen (von A.M. und Prof. H.) dieser Geschichte einander gegenüber gestellt wird. Es scheint mir zudem etwas heuchlerisch, von der ETH einerseits Spitzenforschung zu verlangen und andererseits zu kritisieren, dass es den Forschenden zu wichtig sei, Preise zu gewinnen, häufig in renommierten Journals zu publizieren und möglichst oft zitiert zu werden. Das sind nun einmal aktuell die Massstäbe, an denen wissenschaftliches Arbeiten gemessen wird. Wie sinnvoll das ist, darüber könnte man diskutieren - darum geht es in diesem Text ja nun aber auch nicht.

  • Oder geht es Ihnen darum, wie furchtbar schief alles an der ETH läuft? Da scheinen mir zwei Fälle irgendwie nicht so wahnsinnig repräsentativ bei 520 Professorinnen und Professoren...

Mir ist bewusst, dass das jetzt sehr viele Details waren, aber die machen in der Summe halt den Eindruck aus. Vielleicht können Sie mir auch helfen und Ihre Hauptthese inkl. Begründung und Belegen noch einmal formulieren.

Schönen Abend und liebe Grüsse
S. M.

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Eine weitere Studie derselben Organisation ergab ein Jahr darauf, dass 24 Prozent von 1500 befragten Doktorandinnen Macht­missbrauch durch ihren Professor erlebt hatten

Ich finde den Ansatz mit dem alternierenden generischen Femininum/Maskulinum ja einen witzigen, allerdings war es mir an dieser Stelle tatsächlich nicht eindeutig genug, so dass ich in der Quelle nachschlagen musste.
Ggf. sollten hier beide Formen ausgeschrieben werden...?

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Guten Tag Herr S.

Einverstanden. Bei diesem Beispiel funktioniert es nicht. Werde ich anpassen.

Freundlicher Gruss

E.

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Tobias Oetiker
Full Stack Engineer
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Aktion Licht ins Dunkel! Danke!

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Es ist charakteristisch für Institutionen wie Universitäten oder auch Verwaltungseinheiten in Kantonen z.B., dass eigentlich unhaltbare zwischenmenschliche Verhältnisse oder fachliche Unzulänglichkeiten in Abteilungen von den zuständigen politischen Verantwortlichen und Chefs so lange wie möglich verdrängt und heruntergespielt werden. Selber erlebt im Kanton Zug. Erst werden die Untergebenen gesenkelt. Wenn das nicht genügt, kommt eine externe Beratung, die den Leiter unterstützt und von ihm ausgewählt wurde, obwohl eigentlich er das Problem ist. Vielleicht gibt es mal eine Aussprache mit einem Regierungsrat des Departements nach Jahren. So wird verschleppt so lang wie möglich und dass dabei viel Energie von Teams flöten geht, die dann bei der eigentlichen Arbeit fehlt, interessiert keinen Chef. Hauptsache es ist Ruhe.

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Der Impact-Faktor und Zitierungs­koeffizient der Republik haben sich gerade erhöht.

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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🙏🏼

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"Hier, an der ETH, beschäftigten die Forscher eigene Elektro­mechaniker und Techniker. Vergleichbare Änderungen waren eine Sache von Minuten."

Herr M. staunte darüber, in Wahrheit ist dieser Service aber unbezahlbar, glauben sie mir.

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Das amerikanisch inspirierte Modell vom "Der Professor ist ein Unternehmen" hat durchaus seine Vorteile, und ich glaube für gewisse Arten von Forschung ist es sogar nötig.

Aber, es führt auch zu einer extremen Abhängigkeit vom Professor, und da muss die ETH ein gutes Auge darauf werfen.

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Leider ist die Situation in andere Schweizer Uni gleich schlecht. Schade.

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System Engineer
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Grundsätzlich ein interessantes Thema.
Mir ist wohl etwas unwohl dabei den Artikel zu lesen weil für mich die ETH schon einen gewissen Vorbildfaktor hat.

Was ich mich allgemein gefragt habe, ist es normal das man den Leuten so wenig Zeit zum Anworten gibt?
Die Anfrage habt ihr der ETH am Freitag geschickt mit der Aufforderung bis am Dienstag zu Antworten.
Das sind wenn man grosszügig rechnet nur 3 Tage, finde ich persönlich etwas sehr knapp vor allem wenn ein Wochenende dazwischen liegt.

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Guten Tag Herr Z.

Danke für Ihre Frage. Ich habe der ETH 48 Stunden Zeit gegeben für 20 Fragen. Das ist absoluter Standard bei solchen Recherchen – beziehungsweise eher grosszügig. Die staatliche ETH hat eine Kommunikationsabteilung, die fast so gross ist wie unsere ganze Reaktion. Da kann man rasche Antworten erwarten. Als Gegenbeispiel: Eine vergleichbare Anfrage beantwortet zum Beispiel das BAG mit ähnlichen Ressourcen seriös und ausführlich im selben Zeitraum – während einer Pandemie.

Freundicher Gruss, Elia Blülle

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Gelesen habe ich den wahrscheinlich spannenden Artikel nicht. Aber wenn Sie Leseraufmerksam mit der Verballhornung von Akronymen gewinnen wollen, begeben Sie sich schon sehr Nahe an den Boulervardjournalismus, von dem Sie sich doch abgrenzen möchte. Ich bitte Sie um mehr Seriosität in der Titelsetzung - dann lese ich Ihre Geschichten dann auch wieder.

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Guten Tag Herr F. Titel sind immer Geschmackssache. Lesen Sie doch aber bitte den Text, dann verstehen Sie vielleicht auch, wieso wir den Beitrag so betitelt haben.

Einen schönen Sonntag, Elia

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Ich glaube nicht, dass dies nötig ist. Aber Ihre Antwort zeigt mir, dass Sie offenbar nicht das leisten können, was ich mir von dieser Zeitung erhofft habe. Aufmerksamheischende Schlagzeilen, die ganze Gruppen undifferenziert in einen Topf werfen (hier: alle rund 30'000 Angestellte und Studierende der ETHZ) kann ich anderswo auch umsonst kriegen: zum Beispiel hier: https://www.20min.ch/story/darum-si…0987086752

Das Prinzip ist das selbe.

Ich stelle meine Unterstützung Der Repubklik daher bis auf weiteres ein. Falls sich aber etwas tut und Sie in Zukunft bereit zu einer sachlicherer Setzung ihrer Titel sind, melden Sie sich bitte.

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Lassen Sie sich bitte nicht zu sehr von Äusserlichkeiten lenken. Bitte beurteilen Sie doch den Inhalt und erlauben Sie auch der Republik ein bisschen Lärm zu machen. Danke!

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Ja, Aufklärung und Transparenz sind gut. Und ja es ist wichtig, dass sie Öffentlichkeit weiss, was an einer von ihr finanzierten und für das Land so wichtigen Hochschule läuft und auch was dort falsch läuft.
Bin nach dem Artikel dann aber hauptsächlich genervt. Zum einen von den beiden Chemie Profs, die doch eigentlich etwas besseres zu tun haben sollten als Ihren Kleinkrieg zu führen, zum anderen davon wie schwer es anscheinend ist recht offensichtliches Fehlverhalten mit Sanktionen zu belegen aber vor allem darüber, dass ich meine Zeit mit diesem schwer zu durchdringenden Wirrwarr von halbgaren oder wieder aufgewärmten „Stories“ verbracht habe.
Das Ihr guten Investigativjournalismus in diesem Bereich könnt, habt ihr ja erst kürzlich mit der Artikelserie zur Kardiologie am Unispital bewiesen. Würde mich sehr über Artikel auf diesem Niveau über die ETH freuen.
Und da ich jetzt ohnehin schon so genervt bin, bitte nicht auf die Carollo Trilogie verweisen ;-)

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Dennis Bühler
Autor Bundeshaus
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Lieber Herr G., was hat Ihnen an dieser meiner Meinung nach sehr gelungenen Recherche sowie der Carollo-Trilogie denn konkret missfallen (und was hat die Republik bei der USZ-Berichterstattung aus Ihrer Sicht besser gemacht)? Beste Grüsse, Dennis Bühler

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Bei der Carollo Geschichte war die Aufmachung sehr reisserisch und die Autoren haben sich sehr darauf versteift Frau Carollo als das eigentliche Opfer zu stilisieren und deren Entlassung als einen sexistischen Komplott darzustellen. Die Story lag in vielen Aspekten einfach komplett daneben. Diese Probleme wurde aber damals auch schon im Diskussionsforum von vielen Seiten angesprochen aber da hatte ich nicht den Eindruck, dass die Autoren da zuhören wollten.

Was mir an dem Bericht über die Kardiologie gefallen hat, war, dass ich am Ende der Reihe den Eindruck hatte wirklich etwas verstanden zu haben: Den fundamentalen Konflikt zwischen Kardiologie und Herzchirurgie, die Wichtigkeit von Überweisungszahlen von anderen Kliniken, die Abrechnungsmechanismen, die Interessenkonflikte bei der medizintechnischen Entwicklung etc. etc. Auch hatte ich am Ende den Eindruck die wichtigsten Akteure, deren Persönlichkeit, deren Motive etc. zu verstehen. Das war sehr erfrischend im Vergleich zu der sehr auf Skandalisierung und Headlines ausgelegten Berichterstattung in den anderen Medien.

Der Artikel gestern war einfach ein komplettes Durcheinander von viel zu vielen Handlungssträngen und Aspekten, die für sich genommen alle eventuell interessant sind, von denen viele aber nichts miteinander zu tun hatten. Das ganze war eher ein Brainstorm oder Rant als eine zusammenhängenden Story und schien mir auch recht stark auf Skandalisierung und maximale Empörung ausgelegt zu sein.

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Es ist richtig, von einer toxischen Kultur an der ETH zu sprechen, doch was in der ETH in den letzten Jahren an Problemen an die Oeffentlichkeit kam, ist keine toxische Reaktion sondern etwas Alltägliches. Fehlverhalten und Konflikte zwischen Personen und Gruppen gehören zu einer Unternehmenskultur und zum Führungsalltag in privatwirtschaftlichen und öffentlich-rechtlichen Organisationen. Die zentrale Frage dabei ist, wie damit umgegangen wird und was dabei für die Zukunft gelernt wird.
Die ETH- Kultur wird weiterhin toxisch sein, weil dies einer erfolgreichen Hochschulkultur inherent ist: Die Reputation einer Hochschule hängt v.a. von ihren Forschungsleistungen ab und diese vom Grad der Freiheit dieser Forschung. Zu dieser Freiheit gehört auch, dass Hochschulen frei darin sind, welche Kriterien für die Karrieren ihres wissenschaftlichen Personals relevant sind. Dabei hat sich in unserer hochleistungsorientierten Gesellschaft die Erfahrung durchgesetzt, dass es zur Karriere in der Forschung neben ausserordentlicher Kompetenz ein grosses Ego mit starken Ellbögen braucht, unterfuttert mit einer grossen Bereitschaft, auf vieles verzichten zu können, was uns als soziale Wesen ausmacht und nährt. Solche Persönlichkeiten können sich am besten in hierarchischen Strukturen entfalten, wo Empathie nur stören kann. Diesem Erfolgsrezept im Hochschulbetrieb stehen allerdings noch ganz andere Notwendigkeiten gegenüber, auf die erfolgreiche Hochschulen angewiesen sind: Die Freiheit der Forschung ist geprägt von einem ständigen Diskurs über Thesen und Antithesen mit dem Ziel der Wahrheitsfindung; diese Diskurserwartung prägt auch die Erwartungen des Hochschulpersonals an Hierarchie und Führungsentscheide; Ergebnisse in der Forschung oder attraktive Lehrangebote sind nicht einfach hervorragende Einzelleistungen sondern immer auch Leistung einer Gruppe, eines Teams; Hochschulen müssen mit der Oeffentlichkeit transparent kommunizieren, denn sie sind auf Steuergelder angewiesen.
Diese Mischung einander widersprüchlicher Erfolgsbedingungen ist toxisch und damit muss umgegangen werden. Dies ist Aufgabe des Führungspersonals. Offenbar hat man in der ETH immer noch nicht gelernt, dass in einer Hochschule bei umstrittenen Entscheidungen nicht formal mit der Legitimität des Entscheidungsprozesses argumentiert und diese top-down durchgesetzt werden können. Dass für das Führungspersonal in Departementen, Instituten andere Fähigkeiten wichtig sind als für ForscherInnen, nämlich Fähigkeiten wie Diskussionen zulassen und moderieren, in Konflikten vermitteln, Zusammenarbeit fördern, Gemeinsamkeiten schaffen, Unterschiedlichkeiten wertschätzen, Entwicklung der Mitarbeitenden ermöglichen.

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Danke für Ihre gute Einschätzung, die ich teile.

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Ich gehe davon aus, dass Vertrauen in Vorgesetzte und deren wissenschaftliche und soziale Kompetenz Vorausetzungen sind für kreatives Forschen und Arbeiten. Oder muss befürchtet werden, dass dank intransparenter Führung die ETH und damit eine bedeutende Ressource der Schweiz allmählich bedeutungsloser wird?

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Forscherin
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Es wäre interssant, mehr über die Thematik zu erfahren, insbesondere da es nicht nur die ETH betrifft:

Probleme in Basel z.B.
https://www.bzbasel.ch/basel/basel-…ld.1395855
Probleme in Genf z.B.
https://www.tdg.ch/geneve/actu-gene…y/10365762 (paywall)
Probleme in Luzern z.B.
https://www.zentralplus.ch/freigest…rn-846297/

Und wir sehen wohl nur die Spitze des Eisbergs ...

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Theologin/Pfarreiseelsorgerin
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"Auch der Vorwurf von H., die damalige Instituts­leiterin B. habe ihn systematisch benachteiligt, entkräftet der Bericht." - ich bin ehrlich verwirrt, muss es nicht "Auch den Vorwurf..." heissen?

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Sie haben recht – wir haben korrigiert. Vielen Dank für den Hinweis, A. B.!

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Theologin/Pfarreiseelsorgerin
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Merci, gerne geschehen - ich finde es toll, dass ihr so prompt auf diese Nachrichten reagiert. Einen schönen Tag und herzlichen Gruss.

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Der Fallfehler ergibt ja keinen anderen Sinn, deshalb bin ich schon erstaunt, wie schnell man VERWIRRT sein kann.

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Theologin/Pfarreiseelsorgerin
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Fein, wenn ich zu Ihrem Erstaunen beigetragen habe. Menschen sind verschieden, immer wieder überraschend.

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Dipl. Mikrotech.-Ing. ETH
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Ogottogottogott!
Ob die Situation in Lausanne wohl besser ist, oder ob einfach die Fälle in der D-CH nicht so publik werden? Das Präsidialsystem von Lausanne hat da vielleicht einen Vorteil.
"Mes dames et messieurs, il n'y a qu'une seule personne qui décide içi. Tous les autres ne font que des propositions." Sinngemässes Zitat des damaligen Vizepräsidenten während einer Sitzung der Commission d'enseignement der EPFL.

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· editiert

Ich lese den Artikel zwei Jahre nach seiner Veröffentlichung und rechne daher nicht mehr mit einer Antwort -- meine Frage stelle ich trotzdem:

Ist es an der ETH / im Labor üblich, dass Nutzerkonten auf Arbeits-Laptops nicht passwortgeschützt sind? Wieso konnte Professor H. einfach so auf die Email-Postfächer seiner Mitarbeitenden zugreifen und diese Stichwortsuche durchführen?

Ich arbeite auch im Hochschulumfeld (nicht an der ETH) und habe mich über diesen Punkt beim Lesen sehr gewundert.

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Schlimm, wenn ein solcher Umgang mit Menschen an einer unserer sogenannten „Eliteschulen“ geduldet wird. Habe einige Abgänger in der Privatwirtschaft erlebt, man merkt schnell, dass sie sich in einem toxischen Umfeld beweisen mussten. Schade eigentlich. Hat die ETH eigtl. auch sowas wie Verhaltensgrundsätze?

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