Die Republik ist nur so stark wie ihre Community. Werden Sie ein Teil davon und lassen Sie uns miteinander reden. Kommen Sie jetzt an Bord!

DatenschutzFAQErste-Hilfe-Team: kontakt@republik.ch.



Interkultureller Coach
·

Alles was ich in der Republik zum Krieg in der Ukraine lese, kann ich auch in den Mainstream Medien lesen. Ich habe in den letzten 4 Wochen hier nicht einen Beitrag zum Thema Frieden gelesen. Ich habe Nathalie Wappler vor 2 Jahren geschrieben, dass die Historiker in 50 Jahren mal feststellen werden, dass in den Medien eine eigentliche Kriegshetze betrieben wurde. Mit einseitiger Berichterstattung geht es weiter und hilft der westlichen Allianz weiter am Narrativ für ein militärisches Eingreifen zu stricken. Die nächste Eskalationsstufe wird die No Fly Zone sein. Wenn die ersten Granaten bei uns einschlagen, hoffe ich weit weg zu sein. Hiermit verabschiede ich mich von Der Republik.

16
/
94

Hä?? Ihnen ist schon klar, dass ein Mensch immer auswählt, was er wahrnehmen will? Ich lese kaum je eine klare Aufforderung zum direkten Eingreifen in den Medien. Auch nicht in der Republik. Ich habe als kleine Provokation vor 1 Woche in diese Richtung hier in einem Kommentar etwas geschrieben und fand kaum Zustimmung. Und sogar wenn Medien dies wollten: Die Politik hört nur sehr bedingt darauf. Ihre Verwendung von "Mainstream-Medien" ist zudem selber tendenziös. Diese Begriff-Grenzziehung ist in etwa ähnlich willkürlich wie die der Sprachgrenze.

65
/
4
Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
·

Hiermit verabschiede ich mich von Der Republik.

Ach, Herr H., wenn Sie dies nicht schon mind. 3 Mal behauptet hätten – und sich genau so viele Male selbst widersprochen hätten – würde ich Sie ja gerne beim Wort nehmen. Aber falls Ihnen diesmal Ernst damit ist: Adieu!

56
/
7
Interkultureller Coach
·

😊

1
/
8
Interkultureller Coach
·

Lieber Herr Rebosura, ich hoffe, sie finden heraus aus der Sackgasse des Beweisens wieso andere Meinungen nicht richtig sein können und erschliessen sich und den Lesern einen neuen Zugang zu konträren Standpunkten. Ich habe mich überall abgemeldet. Das in ein Anfall von Euphorie im Voraus bezahlte Jahresabo lass ich sausen, in der Hoffnung, dass die Republik einen Weg zu einem echten, differenzierenden Journalismus findet, den sie sich auf die Fahnen geschrieben hat, aber im Augenblick nicht lebt. Ich wünsche Ihnen alles Gute. P. M. H.

5
/
28

Die vorläufig aktuellste Eskalationsstufe kann man in Bucha sehen, wenn man die Augen nicht verschliessen will. In Bosnien hat Europa der Eskalation über 3 Jahre zugeschaut. Ich denke, dass die HistorikerInnen das Abseitsstehen Europas im Bosnienkrieg auch nach 50 Jahren nicht als friedensförderndes Verhalten einordnen werden.

37
/
1
Rolf Wilhelm
Doppelbürger ;-)
·

Mit einseitiger Berichterstattung geht es weiter und hilft der westlichen Allianz weiter am Narrativ für ein militärisches Eingreifen zu stricken. Die nächste Eskalationsstufe wird die No Fly Zone sein

Die Nato hat explizit nie der Forderung nach der von der Ukraine geforderten No-Fly-Zone entsprochen, weil sie sich damit direkt in diesen Krieg einmischen würde. Und deshalb habe ich den (eventuell naiven?) Eindruck, dass die "westliche Allianz" eben nicht "am Narrativ für ein militärisches Eingreifen" strickt. Das ging ja sogar soweit, dass die alten Kampfjets aus sowjetischer Zeit in Polen eben doch nicht den Ukrainern zur Verfügung gestellt werden.

Das an den Rändern der Nato-Zone aufgerüstet wird ist für mich jetzt auch keine Überraschung und sicherlich auch keine Kriegshetze, sondern eine verständliche Reaktion.

Bis die ersten Granaten hier einschlagen müsste die Natozone in unserem Osten überrannt worden sein. Dann wären wir aber sowieso schon längst im 3.Weltkrieg und "weit weg" würde Mond oder Mars bedeuten. Eventuell reicht Australien.

33
/
2
Leserin
·

Nicht naiv. Sie vernachlässigen nur, dass USA an der Schwächung Europas stricken. Europa soll nicht vernichtet werden, aber keine Chance bekommen, sich als eigenständige vierte oder fünfte Macht zu etablieren. Und Russland soll geschwächt werden. Wer sagte doch gleich "Let's make it their Afghanistan"?

Natürlich soll Westeuropa diese Drecksarbeit machen, für den lachenden Dritten. Dass der australische Kriegsminister dieselbe Strategie empfahl, für Taiwan, nämlich es gegen China aufzurüsten, ist mir hingegen namentlich in Erinnerung geblieben.

Die USA schmiedeten neue Allianzen, um "die einzige wirkliche Weltmacht gewesen zu sein." Autor des Zitats bekannt.

Divide et impera.

9
/
48
comment
·
· editiert

Natürlich jedes Verlegers eigene Wahl. Spannend, dass gerade aufgrund dieses Artikels der letzte Kick zum Ausstieg verspürt wird. Es wird im Artikel über die Unzähmbarkeit der Sprache, deren komplexen Wechselbeziehungen mit den Menschen, den Versuchen sie zu instrumentalisieren geredet und letztlich über Eigengesetzmässigkeiten von Vielfalt. Soll daraus in schlichter Vereinfachung Einfalt resultieren? Und wie will sie dann noch interkulturell verstanden sein? Wie können Ergebnisse aus der sprachpolitischen Forschung zur Kriegshetze werden? Wohl doch nur durch den interpretierenden Verleger. Dem Volk aufs Maul schauen und dem Artikel aufs Wort. Warum denn nicht?

28
/
1
Interkultureller Coach
·

Im Titel steht Lüge ...

4
/
24

Ach, wie gerne möchte ich in diesen Kriegszeiten über Frieden lesen! Dass der Albtraum in der Ukraine tatsächlich ein solcher ist und in Wirklichkeit gar nicht stattfindet! Dass die Bilder nur ein einziger Deep-Fake sind und die unzähligen Flüchtlinge bloss Schauspieler! Dass Putin tatsächlich den Ukrainern zur Hilfe eilt und sie nicht etwa mit Bomben und Raketen einäschert und dem Rest der Welt gleichzeitig mit noch grässlicherem Zeugs droht, sollte jemand ernsthaft einzugreifen versuchen! Es ist Zeit für eine ausgewogene Berichterstattung! Zeit für die Glückspost!

12
/
1

Wenn Kriegsverbrecher Putin in einem niederträchtigen Angriffskrieg Zivilisten schlachtet gibt es keinen Frieden, worüber berichtet werden könnte.

6
/
1
Theologe & Religionspädagoge
·

Vielen Dank für Ihre Beiträge und die manchmal krachenden Wortwechsel! Diese werden mir hier im Dialog fehlen, gerade weil sie mir manchmal gegen den Strich gingen. Das fand ich sehr erfrischend.
Das Potential von Worten ist leider begrenzt. Ich wünsche Ihnen alles Gute!

4
/
0
(durch User zurückgezogen)
· editiert

Mir schwante Schlimmes, als die Republik am Wochenende verkündete, die Demokratie müsse 'erbittert' verteidigt werden. Heisst das nun tatsächlich, dass jeder einzelne Artikel und jedes einzelne Thema instrumentalisiert werden wird, um darzulegen, dass Putins Armee widerrechtlich in die Ukraine einfiel? Ist das jemandem hier nicht klar?

Frau Kollys Artikel verliert aus meiner Sicht enorm dadurch, dass er offensichtlich als Gegenpropaganda konzipiert ist. Die Geschichte der ukrainischen Sprache oder grundsätzlich von Sprachgrenzen wäre ohne diese Instrumentalisierung sehr viel spannender. Fachkenntnisse sollten zum Ausdruck kommen dürfen, ohne gleichzeitig eine politische Botschaft transportieren zu müssen. Die Lektüre wird sonst schnell langweilig.

Nachtrag: übrigens ein gutes Beispiel

Und in einer Internet-Community kursierte dann eine verfälschte Version davon: «Ich bin eine Schlampe und spreche meine Mutter­sprache: Russisch!»
Die meisten Ukrainer, sagt der Slawist Zeller, störten sich aber seiner Erfahrung nach nicht an der sprachlichen Vielfalt

dass Sprachgebrauch und Denkweise in Internet-Communities nicht zwingend repäsentativ für die Gesamtbevölkerung sind.

11
/
55
Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
·

Was meinen Sie mit «Gegenpropaganda»? Wollen Sie tatsächlich Marie-José Kolly faktenbasierten und im besten Sinne aufklärerischen und kritischen Artikel der «(Gegen-)Propaganda» bezichtigen (apropos «Emotionalisierung»)? Auch Ihr Gebrauch des Ausdrucks «Instrumentalisierung» ist hier auffällig wie fadenscheinig. Zur Erinnerung:

Propaganda (von lateinisch propagare‚ weiter ausbreiten, ausbreiten, verbreiten) bezeichnet in seiner modernen Bedeutung zielgerichtete Versuche, politische Meinungen oder öffentliche Sichtweisen zu formen, Erkenntnisse zu manipulieren und das Verhalten in eine vom Propagandisten oder Herrscher erwünschte Richtung zu steuern. Die verschiedenen Seiten einer Thematik nicht darzulegen sowie die Vermischung von Information und Meinung charakterisieren dabei die Propagandatechniken. Dies steht im Gegensatz zu pluralistischen und kritischen Sichtweisen, welche durch unterschiedliche Erfahrungen, Beobachtungen und Bewertungen sowie einen rationalen Diskurs geformt werden.

Journalismus heisst nicht, keine Haltung zu haben, denn Journalismus ist keine neutrale, «rein objektive» Wissenschaft, sondern eine kritische Praxis.

Es geht auch nicht nur darum zu zeigen, «dass» Putin falsch handelt, sondern auch darum, «wie» und «wo» er falsch handelt. Und dies ist, denke ich, bei vielen längst nicht so klar. Oder haben Sie bei allem den Durchblick?

Und blickt man ungetrübten Auges auf die Artikel, die schon nur am Wochenende in der Republik erschienen sind, so ging es um Demenz, das Wallis, «Mord im Männermilieu» und den «feministischen Balkan», ja selbst bei Daniel Binswanger ging es nicht um den Krieg in der Ukraine. Also längst nicht «jeder einzelne Artikel und jedes einzelne Thema».

35
/
4

Hitzige Verteidigung statt empörter. Ich nehms zur Kenntnis.

3
/
28
Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
·

Sobald sie den Kreml dazu überredet haben, zu seinen Behauptungen jeweils auch eine ukrainische Gegendarstellung zu veröffentlichen, können sie ihre Forderung nach politischer Neutralität wieder stellen.
Ich persönlich langweile mich nicht dabei, wenn Journalisten sich politisch verorten. Wer könnte auch, angesichts der offensichtlichen Gewaltverbrechen der russischen Armee, nicht gegen Putins Schreckensherrschaft anschreiben? So jemand müsste doch ein Charakterlump sein.

16
/
3
Interkultureller Coach
·

Leider sehen und hören wir in unseren Medien vornehmlich nur die ukrainische Seite ... es sei denn man erschliesse sich andere Kommunikationskanäle. Wenn der Krieg vorüber ist, der Schutt aufgeräumt und unter dem Staub die Realität zum Vorschein kommt, wird man erst be- und verurteilen können.

7
/
21

Viele Zeitungen sind aus ehemaligen Parteiblättern hervorgegangen. Die Berichterstattung war entsprechend einseitig, Guckloch auf die Welt war die eigene Doktrin. Sind alle entweder eingegangen oder mussten sich weiterentwickeln, verlieren heute aber zunehmend ihre Leser an digitale Plattformen, die zur alten Einseitigkeit zurückkehren, wobei sie sich weniger an politischen Programmen und mehr am Freund-Feind-Schema ihrer jeweiligen Blase orientieren. Was Propaganda und politische Verortung unterscheidet, hat Michel Rebosura weiter unten in einem Zitat herausgestellt. Was er anzuführen vergass: Propaganda betreiben natürlich immer nur die andern.
Früher hiess es: 'Geh doch nach Russland, wenn es dir hier nicht passt'. Da musste man sich inhaltlich dann auf gar nichts einlassen. Daran erinnern Ihre Zeilen frappant.

3
/
9

Gerade Ihr gewähltes Beispiel, Herr F., zeigt doch, dass auch die ukrainische Seite Fehler begangen hat und diese im Artikel auch angesprochen werden. Meines Erachtens zeigt der Artikel sehr gut die Komplexität des Problems, das nicht nur an dieser „Sprchgrenze“ besteht.
Aber Sie wollen doch nicht ernsthaft Behaupten das der Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine irgend eine Lösung bringen wird. So wenig wie die wechselnden Zugehörigkeiten des Elsass vor mehr als 100 Jahren eine Lösung brachten. Eine dauerhaft friedliche Lösung gibt es nur in einer Koexistenz.

8
/
2
· editiert

Mir ist nicht klar, wovon Sie reden. Ich behaupte an keiner Stelle

das der Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine irgend eine Lösung bringen wird.

4
/
0
Leserin
·

Nein, eine Lösung bringt kein Krieg. Aber dieser hier setzt bei uns allen jede Menge Lernprozesse in Gang. Hoffentlich.

3
/
3
Interkultureller Coach
·

Dass Wort für Frieden ist das gleiche in Ukrainisch und Russisch: Мир (Mir)

10
/
0

Dasselbe gilt für пиздец.
Natürlich wollen alle Menschen in der Regel lieber Frieden als Krieg. Aber aktuell will die Mehrheit der UkrainerInnen offenbar keinen Frieden zum Preis, den Putin gesetzt hat: Verzicht auf grosse Teile des ukrainischen Territoriums im Osten und Süden der Ukraine, inkl. der Krim. Jetzt aus der sicheren Schweiz heraus Frieden zu fordern, heisst m.E. nichts anderes, als die Ukraine dazu aufzufordern, auf ihre Integrität und ihr Selbstbestimmungsrecht zu verzichten. Damit wir und ganz Europa wieder "unsere Ruhe" haben. Dasselbe könnte man dann auch im Falle eines russischen Angriffs auf Moldawien fordern (oder auf Georgien, oder auf die baltischen Staaten).
In einem anderen Post haben Sie geschrieben, dass Sie dann hoffentlich weit weg seien, wenn bei uns die ersten Bomben fallen. Ich will nicht weg von hier. Und in der Ukraine können aktuell Hunderttausende nicht weg, sogar wenn sie das möchten.

27
/
3
Interkultureller Coach
·

Ich habe das Wort пиздец im Google Translator übersetzt. Ich wage es nicht, es hier wiederzugeben. Aber vielleicht sollte sich die Redaktion das auch mal anschauen und beurteilen, ob es einer Republik würdig ist.

3
/
11
Interkultureller Coach
·

4 Mio sind schon gegangen und werden vielleicht nie zurückkehren - ein "brain drain" sonderegleichen. M.E. spielt Putin auf Zeit, hofft und wartet darauf, dass die Ukrainer kriegsmüde werden. Angriffe auf die Nachbarstaaten wird es geben, wenn die NATO ihre No Fly Zone eingerichtet hat ... und je länger der Krieg dauert, umso wahrscheinlicher wird er ... möglicherseise ohne Zustimmung der Europäer.

3
/
18
Leserin
·

Es geht nicht nur um "unsere Ruhe haben". Es geht darum, ein verheerendes weiteres Wettrüsten zu verhindern. Den ganzen europäischen Kontinent auf einen friedlichen Weg zu bringen, statt uns vor den Karren namens USA-Weltherrschaft spannen zu lassen. Nukearraketen sind keine Knallerbsen. Die einzige vernünftige Perspektive ist eie EINIGUNG zwischen Russland und der Ukraine, nicht die Eskalation, zu der Selenskyi den Westen aufruft.

9
/
18
Taijiquan und Aikido
·

Und Frieden machen heisst ein gemeinsames Wörterbuch schreiben.

4
/
0
Interkultureller Coach
·

Das reicht nicht ...

4
/
2

Was wir eigentlich zu einem guten Teil aus täglicher Erfahrung wissen, wird hier fachlich sprachwissenschaftlich ausgearbeitet. Danke! Es ist ein wichtiger Puzzleteil des momentanen Geschehens im europ. Osten, wo mental noch viele in der emotional-mystisch getriebenen Vorstellung von gleiche Sprache gleiche Nation stecken. Und sich nicht bewusst sind, dass es vor allem eine politisch getriebene Machtanmassung ist.
Dabei hat doch absolut jede Person Erfahrungen in der Dynamik der Sprache, oft spottet man sogar über die leichte Dialektänderung des Nachbardorfes. Aber nie so, dass man sie insgesamt als "nicht dazugehörig" ausgrenzt.
Ich bin direkt auf der Standardsprach-Grenze aufgewachsen, in einer sehr ländlichen wenig gebildeten Region im Seeland. Je nach Himmelsrichtung sprach ein Nachbardorf Französisch, in anderer Richtung lag noch ein deutschweizer Dorf dazwischen. Weil die Seen sehr attraktiv sind, verbrachte man immer gerne Freizeit dort und es war völlig normal, dass man dort beide Sprachen durcheinander hörte und sprach.
Bildung war wie erwähnt damals bei Bauern nicht so wichtig, aber trotzdem gehörte etwas zur normalen Biografie dazu: Ein Jahr im "Welschen" , wie man hier sagte, also ein Jahr nach der Schule in der französischsprechenden Region zu verbringen. Kein Schulunterricht, einfach in einer Familie leben und arbeiten und Sprachpraxis erhalten. Mein Vater konnte nicht französisch schreiben, zt kaum lesen, aber problemlos sprechen. Ein einfaches, regionales Französisch.
Dies war alles völlig normal und so gibt es wohl in jedem Land einen viel grösseren Bevölkerungsanteil, der ähnlich lebt, als einer in einem ausschliesslich homogenen Sprachraum.
Interessanterweise haben heutige junge Menschen die nicht mehr ins "Welsche" gehen nun mehr Berührungshemmungen. Es wäre interessant, herauszufinden, ob sie deshalb eine stärkere Vorstellung von Trennung durch Sprachgrenzen haben.(?) Was gefährlich sein könnte.
Wir spüren auch alle, dass eine andere Sprache durchaus eine Barriere zwischen Menschen bilden kann, in Momenten, wo man sich nicht verständigen kann. Doch heute löst eigentlich das Smartphone sogar dieses Problem meist sofort.
Kommt hinzu, dass die ukrainischen Kinder, die nun in unseren Schulen sind, meist Englisch oder Deutsch können. Ich unterrichte Kinder, die problemlos von Anfang an in der Regelklasse sind. Und aufgrund ihrer gewohnten Disziplin und Fleiss sogar gut mithalten können. UkrainerInnen sind bildungsaffin und ehrgeizig, dabei aber sozialkompetent und rspektvoll im Vergleich zu vielen leicht dekadenten Verwöhnungsmerkmalen der hiesigen Kinder.
Putin schien "modern" und "rational", weil er sehr kontrolliert, selbstbewusst und aber auch sprachgewandt ist. Er hat aber ausser in geheimdienstlichen Skills in jedem Bereich nur Halbwissen, so auch in Geschichte und erst recht Ethnologie und Sprache.

25
/
1
Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
·
· editiert

Ich war in der Rekrutenschule («RS») – und später bei vielen Wiederholungskursen («WK's») – in der Romandie stationiert. Eine grosse Irritation: Viele Deutschschweizer nannten die Romands «Russen». Ich fragte nach: Warum «Russen»? Ich meine, selbst wenn man zurück in die Geschichte geht, so zogen die Franzosen der napoleonischen Armee gegen Russland in den Krieg, auch im Kalten Krieg standen die Franzosen in der NATO der UdSSR und Warschauer Pakt gegenüber und ganz allgemein leben Romands in der Westschweiz und in der Ostschweiz Deutschsprachige. Oder ist es schlicht die klangliche, alliterative Ähnlichkeit zwischen «Romands» und «Russe»?

Vielleicht weiss hier ja jemand mehr, aber ich vermute «Russen» gleich «Andere» gleich «Fremde» ja gleich «Feinde». Entsprechend gab es auch Berührungsängste und wenig Austausch und Vermischung. Selbst wenn es «scherzhaft gemeint» ist – eine merkwürdige Animosität in unserer sogenannten «Willensnation», in der man nach Aussen Stolz ist auf die Vielsprachigkeit und Vielfältigkeit.

Ich selbst freundete mich mit vielen Romands an, sprach dadurch mehr Französisch, zuerst gebrochenes oder «braves» Schulfranzösisch, später immer besseres, auch «vulgäres» Alltags-Französisch. Nebst dem medizinischen Wissen (ich war Spitalsoldat), waren diese Begegnungen das Wertvollste dieser Episode.

18
/
3
Theologe & Religionspädagoge
·

Die „Russen“ kamen in meiner Erinnerung (bloss Hörensagen) daher, dass bei grossangelegten Übungen oft die französischsprachigen Teile der Truppen die bösen Eindringlinge aus dem Osten (=Russen) spielen mussten. Die Bezeichnung hat sich dann über 1989 hinaus gehalten, wie auch die unsägliche Bezeichnung für Büchsenfutter, die ich niemals verwenden werde.

7
/
0

Keine Ahnung, nie gehört... Fühlten sich die Rekruten im anderen Sprachterritorium so fremd, dass ihnen in Zeiten des kalten Krieges nur die "Hauptreferenz" des Feindlichen in den Sinn kam, in etwa fremd=Russe? Wie Sie ja auch vermuten...

1
/
1
Molekularbiologe PhD, Unternehmer
·

Interessant. Vor allem, dass nicht klar zu sein scheint, woher dieses Romands = Russen kam. Ich absolvierte die RS und mehrere WKs z.T. in der Romandie in den Achzigerjahren, bin damals aber diesem Begriff nie begegnet. Im Wiktionary Verzeichnis der Soldatensprache der Schweizer Armee ist überdies Nazi als abwertende Bezeichnung für Deutschschweizer Soldaten durch Romands aufgeführt. Auch diese Begriffsverwendung war mir nicht bekannt. Hat sich hier etwas verändert, ein Graben aufgetan? Eine Entfremdung, weil das Englische als Zweitsprache dominant geworden ist? Immerhin: Auf der Watson-Liste, die Sie verlinkt haben, ist die unsägliche Bezeichnung für Büchsenfleisch, die ich noch erfahren musste, nicht mehr aufgeführt. Ich hoffe, das heisst auch wirklich, dass sie nicht mehr gebraucht wird? Oder hat dies Watson aus politischer Korrektheit unterschlagen?

0
/
0
Leserin
·

Tolle Geschichte! In unserem schönen Land hat sogar die Rekrutenschule interkulturell erzieherisches Potential. Aber wohl nur für wenige Rekruten, die wie Sie damals danach suchten. Die anderen blieben bei "Russen" stecken und kleben. Warum wohl?

3
/
6

Ich kann Herr Wilhelm bestens verstehen. Bei uns, bin im Sarganserland aufgewachsen, gingen vor allem die Mädchen ein Jahr ins Welsche. Ich hätte das auch tun sollen, aber die Schule hat mir die Lust an dieser Sprache regelrecht vergällt. Es wurde nicht französische Sprache unterrichtet, sondern französische Grammatik und dabei vor allem die Ausnahmen. Hätte ich die Zeit, die ich in 7 Jahren im Französischunterricht abgesessen habe, benutzt um Hochsprung zu trainieren - ich wäre mindestens Schweizermeister geworden, garantiert.
Allen LeidensgenossInnen empfehle ich in Peter Bichsels Buch "Schulmeistereien" das Kapitel "Erfahrung beim Fremdsprachenlernen".

11
/
0

;-)) Sie waren auch zu weit weg und natürlich die Schule auch! (Wir lernten es in der Schule aber auch nicht besonders praxisnah). Den meisten eher Richtung Ostschweiz erging es glaubs ähnlich...
Dass bei Ihnen die Mädchen ins Welsche gingen, war wohl mehr die Schweizer "Politik des sprachlichen Zusammenhalts" fördern, als ein Bedürfnis. Und die sollten ja vor allem einen Haushalt führen lernen, als Sprachkarriere zu machen... Schulisch ist es sicher so bnegründet, bis heute: Eine andere Landessprache lernen gehört zurm staatlichen Auftrag.
Ehrlich gesagt weiss ich über die hiesige lokale Historie des "Welschlandaufenthalts" eigentlich auch wenig, besonders nichts über die Gründe, die Ursprünge, und wann es anfing. Die Aktivitäten über die Sprachgrenze waren sicher immer da, ist ja logisch, so nahe. Handel, Heiraten, Wohnortwechsel, Ausbildungen, Verwandtschaften, etc...

5
/
0
Rolf Wilhelm
Doppelbürger ;-)
·

Ich fühle mich angesprochen:

Interessanterweise haben heutige junge Menschen die nicht mehr ins "Welsche" gehen nun mehr Berührungshemmungen. Es wäre interessant, herauszufinden, ob sie deshalb eine stärkere Vorstellung von Trennung durch Sprachgrenzen haben.(?) Was gefährlich sein könnte.

Mein Hintergrund: Ich bin fernab der Schweiz in einer "britischen Besatzungszone" aufgewachsen. Französisch war "sehr weit weg", Englisch im Alltag spürbar, natürlich nicht so stark wie Standarddeutsch. Weil ich mich ganz generell mit Sprachen extrem schwer tue, bin ich im Französischunterricht in der Schule faktisch gescheitert (und einmal konnte die Versetzung durch die katastrophale Note nur knapp durchgesetzt werden).

Dann hat es mich irgendwann in die Schweiz verschlagen. Ein weiterer Versuch (mit Unterstützung des Arbeitgebers), das Französische zu erlernen, ist erneut grandios gescheitert. Hinzu kam die Erkenntnis, dass in Frankreich niemand Englisch sprechen kann oder will. Und eine Erfahrung in Genf hat mir gezeigt, dass Deutsch ebenfalls nicht gerne gesprochen wird: eine Hotelangestellte hat mit mir mühsam auf Englisch kommuniziert, mit ihren [tendenziell österreichischen] Kollegen abseits der Gäste aber problemlos deutsch.

Tatsächlich meide ich französischsprachige Gebiete, weil ich mich, obwohl ich fliessend deutsch und recht anständig englisch spreche dort ausgegrenzt fühle und mich dann immer frage, ob Franzosen wirklich kein Englisch können (insbesondere in Touristik-Institutionen) und "die Welschen" wirklich kein Deutsch können. Ich habe mich wirklich bemüht, aber der Kopf will Französisch nicht lernen.

6
/
0
Leserin
·

Einheit im Kontrast: Das Gros der auf Französisch denkenden Köpfe mag einfach Deutsch nicht lernen. Ganz anders die ukrainischen und russischen Köpfe in den vergangenen mindestens hundert Jahren. Die hatten keine Mühe. Und jetzt will ein Selenski das innerhalb einer Generation verändern. Versucht die Russen zu demütigen. Kriegt die Quittung dafür, Ruft den Westen zum Weltkrieg auf. Eben kein richtiger Lehrer, denn sonst würde er für schnellstmögliche Waffenruhe, Frieden und Versöhnung eintreten, statt sich und das ukrainische Volk -- am Ende sogar Europa-- zwischen den Grossmächten zerreiben zu lassen. Ein Schauspieler halt. Äquidistanz ist dringend nötig. Historische Geduld. Möge der Mime das bald erkennen. Dann würde er zum Retter Europas. Eine viel schönere Rolle.

4
/
38

Danke für die ausführliche Schikderung Herr Wilhelm! Ja, die Romands sprechen heute lieber Englisch als Deutsch und zT gehört auch ein wenig mentale Abwehr vor der Sprachmehrheit des Landes dazu. Die Romands fühlen sich stärker kulturell mit Frankreich verbunden, das ist dann Kompensation. Ist ja la "Grande Nation". Das wirkt umso stärker desto näher an der Grenze. Beim Seeland ist es noch mit stärker ländlichen Kantonen, Waadt und Fribourg verbunden und mental "näher". Und mit dem französischsprechenden Teil von Bern sogar innerkantonal. Aber Deutsch sprechen ist auch dort eher unangenehm. die DeutschschweizerInnen haben es aber auch immer sofort beflissen mit ihren Französischkenntnissen versucht, sind halt tendenziell eher die Pflichtbewussten, die MusterschülerInnen;-).
Ich glaube, es geht halt am Leichtesten, wenn man darin aufwächst. Ich und meine Generation sind schon nicht mehr häufig "ins Welsche" gegangen, Englisch war mir als "Musikfreak" eh wichtiger. Man hat sich dann viel mehr geniert, Französisch zu sprechen. Als Lehrerin wollte ich das aber unbedingt gut genug können und stürzte mich in den Ferien voll hinein. Die ältere Generation hat es einfach als Teil des Alltags gekannt, sie kannten sich oft auch als Bauern untereinander, mein Grossvater hatte in der Region Vully seine Stamm-Weinhändler, wo er einkaufte. sie redeten dann ein fürchterlich bernisches Französisch-Patois, mit rollendem R, aber es war kein Thema, dass es mühsam sei, oder fremd.
Sie waren dem Französisch wohl einfach ein Leben Lang zu weit entfernt und zudem nicht sehr sprachaffin. Kein Problem!

5
/
0

Er werde in letzter Zeit häufig gefragt, ob Ukrainisch ein patois, ein Dialekt des Russischen sei, sagte der Slawist Sériot in einer Vorlesung in Lausanne.

Offenbar ist Ukrainisch aus dem Altostslawischen entstanden, hat sich ins Ruthenische weiterentwickelt und wurde dann zu Ukrainisch [1].
Falls bei dem Satz sonst noch jemandem die Auflösung fehlte.

[^1] https://de.wikipedia.org/wiki/Ukrainische_Sprache#Geschichte

11
/
0
Leserin
·
· editiert

Man kann Ukrainisch und sein Verhältnis zum Russischen durchaus mit Schweizer Mundart und deren Verhältnis zur deutschen Schriftsprache vergleichen, mit dem Unterschied, dass die ukrainische Sprache über eine weitgehend einheitliche Grammatik verfügt. Die ähnelt der polnischen, da gibt es fliessende Übergänge. Und so verhält es sich auch mit der Etymologie.

Während der Sowjetzeit, als ich das Land häufig besuchte, sprach zumindest die städtische Bevölkerung nach schon fünfzig Jahren Oktoberrevolution bevorzugt Russisch, wie die in den anderen bevölkerungsdurchmischten Republiken auch, obwohl Ukrainisch überall noch zu hören und zu lesen war. Alle meine ukrainischen Freunde (Generation der in den Fünfzigern Geborenen) sprechen besser Russisch als Ukrainisch.

Die postsowjetischen Kiewer Regierungen haben einen grossen Fehler gemacht, indem sie das Russische innerhalb einer einzigen Generation abschaffen wollten. Da war die Nationalitätenpolitik der poststalinistischen Sowjetunion um ein Vielfaches demokratischer und liberaler.

Entwicklungskonform gibt es seit der Industrialisierung dieses ehemals von Landwirtschaft geprägten Landes, in den Ballungszentren im Osten, in der Hauptstadt und auf der Krim einen russischen Bevölkerungsanteil, der an Dominanz grenzt, Der Kreml ist intensiv damit konfrontiert und kennt die Lage natürlich besser als die US-amerikanischen Berater der ihnen zugeneigten Kyiwer Regierung.

7
/
22
Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
·
· editiert

Jein, ich spreche Russisch. Auch ich ging (arroganterweise) davon aus dass Ukrainisch lediglich eine Art Dialekt sei und bin dann schön "auf die Welt gekommen" als ich in Lviv etwas bestellen wollte. Eine Ukrainerin sagte mir: im Grunde ist es so unterschiedlich wie Deutsch und Niederländisch. Der Vergleich half mir, da man einzelne Satzfragmente gut versteht mit russischen Sprachkenntnis, aber dann wieder 5 Zeilen lang gar nichts.

Auch ich hörte von meinen Verwandten in der Ukraine dass Russisch an gewissen offiziellen amtlichen Stellen/Öffentlichen Institutionen nicht mehr erwünscht sei (wegen der Policies, die man auch aus dem Text entnehmen kann). Doch wie es meine Kollegin Marie-José Kolly richtig erläuterte: das ist die Folge von Putins achtjährigem Krieg und Invasion in der Ukraine. Er treibt die Leute nachvollziehbarerweise geradezu ins Ukrainische hinein, es wird also teils identitätsstiftend. Insofern ist dieser sinnlose Krieg auch sprachpolitisch ein absolutes Eigentor des Kremls. Ich hoffe dass der relaxte Umgang mit beiden Sprachen, den ich früher schon als bereicherend erlebte und immer noch erlebe (spielend zu "switchen" zwischen Ukrainisch und Russisch oder eben: Surschyk), bestehen bleibt.

22
/
1
Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
·

Da war die Nationalitätenpolitik der poststalinistischen Sowjetunion um ein Vielfaches demokratischer und liberaler.

Äh, Ungarnaufstand 1956, Prager Frühling 1968, um nur diese zu nennen? Demokratisch? Liberal?

19
/
4

Was ich aus diesem differenzierten und anregenden Artikel unter anderem mitnehme, ist folgendes:

  • Sprache bedeutet menschlichen, psychologischen und kulturellen Reichtum – sofern die Herrschenden sie sich frei entfalten lassen.

  • Sprache wurde und wird aber auch als Macht- und Unterdrückungsinstrument vor allem im Kontext von Nationalismus benutzt und missbraucht. Das kann vorwiegend die Aussenpolitik betreffen, wie es die Autorin am Beispiel des russischen Nationalismus Putinscher Prägung aufzeigt. Das kann aber auch innenpolitisch verwendet werden, wie es das Beispiel der Unterdrückung der bretonischen, aber auch der okzitanischen und provenzalischen Dialekte durch den französischen Zentralstaat bis in die jüngere Vergangenheit hin exemplarisch deutlich macht.

  • Auch wenn ich vielen Geschichten über den Sonderfall Schweiz gegenüber eher skeptisch eingestellt bin, so finde ich die Vielsprachigkeit unseres Landes eine enorme Bereicherung, die ich nicht missen möchte. Und ich bin auch sehr froh, dass wir keine offizielle Schweizerdeutsch-Sprache haben – was ein unbefriedigender Mischmasch wäre –, sondern das offizielle sog. Schriftdeutsch als Amtssprache und die Vielfalt der Dialekte.

21
/
1
Leserin
·

Genau. Wären Putin und Selenskyi durch eine Schweizerische Schule gegangen, fänden sie vielleicht in Bälde eine gemeinsame Sprache. Wir leben tatsächlich in einem Land, in dem wir unsere interkulturellen Kompetenzen verbessern können, wenn wir das wollen.

5
/
4
· editiert

Naja der Kim Jong Un ist ja auch hier zur Schule und es hat nichts gebracht.

17
/
1

Wenn alle argumentativ in die gleiche Richtung rennen befürchte ich immer ein bisschen das "Schafherdensyndrom", dh dass viele das von der Masse vorgegebene Denken adaptieren ohne es selber kritisch zu prüfen. Und so reizt es mich jeweils, provokative, gegen den Strom gerichtete Fragen zu stellen.
Natürlich ist es nicht in Ordnung wenn Putin Land erobert weil dort mehrheitlich russischsprechende zuhause sind. Jede Region soll doch selber entscheiden zu welchem Staat sie zugehörig sein will. Wenn Katalonien unabhängig sein will oder die Basken, soll es Spanien erlauben. Ist es denn aber nicht so, dass der Ukrainische Staat die Sezession des Donbass in den letzten Jahren mit Waffengewalt hat verhindern wollen, und ist dies nicht ebenso verwerflich wie Putins Invasion? Ich bin kein Ukraine Experte, aber diese Frage möchte ich schon gern mal gestellt haben.. Generell kann ich es nicht ausstehen wenn mit verschiedenen Ellen gemessen wird. Wo war im 2.Irakkrieg der Aufschrei, warum keine Sanktionen und Kontensperrungen gegen die USA, warum wurde G.W. Bush nicht vor das Kriegsverbrechertribunal gezerrt, für den illegalen Einmarsch und das Abschlachten von hunderttausenden unschuldigen Zivilisten? Wie heuchlerisch und unstet sind wir Europäer, wenn es um die Verteidigung unserer Werte geht?

16
/
25
· editiert

Völlig einverstanden: jede Region soll selber entscheiden, wo sie hin will. Wenn Russland ganze Truppenverbände unter falscher Flagge ins Donbass entsendet um den dortigen Separatisten militärisch unter die Arme zu greifen (unter anderem wurde das Passagierflugzeugs MH17 über Separatistengebiet durch eine Lenkwaffe einer russischen Flugabwehrbrigade abgeschossen), hat das Donbass nicht selber entschieden.

Und nein, dass sich die Ukraine mit militärischen Mitteln gegen einen russischen Einmarsch verteidigt ist nicht ebenso verwerflich wie die russische Invasion. Erstens hat die Ukraine völkerrechtlich ein Selbstverteidigungsrecht, aber Russland kein Recht, die Ukraine anzugreifen (selbst wenn Russland die Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine im Budapester Memorandum nicht garantiert hätte).

Doch nicht nur der Kriegsgrund, auch die Art der Kriegsführung unterscheidet sich markant. Während der Ukraine nur vereinzelt Kriegsverbrechen angelastet werden, sind bei Russland zahlreiche schwere Kriegsverbrechen von unabhängiger Seite dokumentiert worden. Unter anderem hat Russland:

Und das beantwortet vielleicht auch ihre Frage, weshalb G.W. Bush nicht als Kriegsverbrecher angeklagt wurde. Kriegsverbrechen sind im Römer Statut definiert, und ahnden primär Verletzungen der Genfer Konvention (Angriffe auf Zivilisten, unterschiedslose Angriffe, ...) oder ähnlicher Normen. Solches hat Bush weder getan noch befohlen (soweit ich weiss). Das blosse Führen eines völkerrechtswidrigen Krieges ist kein Kriegsverbrechen im Sinne des Römer Statuts, und führt nicht zu einem Strafverfahren vor dem Internationalen Strafgerichtshof.

22
/
5
Märchentante*onkel
·
· editiert

Lesen Sie doch einfach einmal in aller Ruhe den Wikipedia-Eintrag zum zweiten Irakkrieg. Und dann werden Sie T. M. recht geben müssen. Es besteht kein Grund, den Krieg von Bush/Blair schönzureden. Er basierte auf Lügen. Viele Greueltaten von Soldaten sind gut dokumentiert. Es ist nicht so, dass der militärische Oberbefehlshaber Kriegsverbrechen "tun" oder "befehlen" muss, um Kriegsverbrechen begangen zu haben. Es genügt, wenn er seine Untergebenen Kriegsverbrechen ungesühnt begehen lässt, sie systematisch zu vertuschen sucht, Journalisten, welche die Taten dokumentieren, mit lebenslangen Haftstrafen bedroht, etc.

10
/
1

Es gibt nur EINEN Grund, warum noch kein US-amerikanischer Generalstabsoffizier oder Politiker vor dem Internationalen Strafgerichtshof gestanden hat:
Die USA erkennen den Gerichtshof gar nicht an! Sie sehen in diesem eine "Bedrohung der amerikanischen Souveränität und aussenpolitischen Handlungsfreiheit".
Genausowenig übrigens, wie auch China und Russland, die ebenso ständige Mitglieder mit Veto-Stimmrecht im UN-Sicherheitsrat sind.
Oder Indien, das nach China bevölkerungsreichste Land des Planeten.

7
/
0

Ich habe mich nicht genau genug ausgedrückt. Ich habe die Zeit vor dem Ukrainekrieg gemeint. Da gab es noch keine Invasion. Die Separatistengebiete wollten zu Russland. Beide Seiten, Ukraine und Russland, haben gewaltsam interveniert. Russland ist anzulasten, sich in innere Angelegenheiten eines souveränen Nachbarstaates einzumischen. Davon ausgehend, dass jede Region seine Zugehörigkeit frei bestimmen dürfen soll, macht sich die Ukraine aber nicht auch schuldig, wenn sie die Loslösung der Seperatistengebiete gewaltsam verhindert? Das wäre meine Frage gewesen.

2
/
0
Rolf Wilhelm
Doppelbürger ;-)
·

Die Erzählung erinnert mich irgendwie an das Elsass (Zur Klarstellung: Ich lebe bei Basel).

Ein (elsässischer) Arbeitskollege erzählte mir einmal, dass die elsässische Sprache von der Zentralregierung in Paris als unerwünscht erklärt wurde und Unterrischt in Elsässisch verboten worden sei. Deshalb würden viele Elsässier (die es sich leisten könnten) ihre Kinder zusätzlich in Privatschulen schicken, wo Elsässisch unterrichtet würde. Als Nachsatz kam dann noch: "Ansonsten haben die Kinder keine Chance mehr, eine eher besser bezahlte Arbeit im Raum Basel oder Lörrach zu bekommen".

Und dann das Erlebnis am Freitag in einem Supermarkt in Basel: Auf der Suche nach einem Produkt habe ich eine Mitarbeiterin angesprochen. Die sprach klar mit einem schwäbischen Einschlag und war sehr bemüht, mir zu helfen. Dabei sprach sie mehrere junge Kolleginnen an, in einem eher gebrochenen Französisch. Eine hat mir dann das Produkt in die Hand gedrückt und noch einen französischen Kommentar dazu abgegeben. Die französische Zentralpolitik scheint zu wirken.

14
/
0

Die Eltern meiner Frau stammten aus dem Elsass. Und haben Bekannte erzählt, dass wieder vermehrt Elsässerdeutsch gesprochen werde, gerade auch von jungen Leuten. Zweisprachigkeit wäre doch toll.
PS. Ich habe immer Leute beneidet, die Romanisch gesprochen haben, weil die relativ leicht Französisch, Italienisch und Spanisch gelernt haben.

10
/
0
Rolf Wilhelm
Doppelbürger ;-)
·

Ja, darum hatte ich vermutlich wenig Probleme, Englisch zu lernen (und Dänisch), aber weder Französisch noch Spanisch (was dann für das letzte Schuljahr, wo ich mich mit einer zweiten Fremdsprache beschäftigen musste, die Notfallmassnahme nach dem Französisch-Desaster war - hat übrigens genauso desaströs geendet).

Als beruflicher Logiker kommen mir nebenbei erwähnt die germanischen Sprachen irgendwie auch ein klein wenig "logischer" vor als Französisch (und vermutlich auch Spanisch, Italienisch). Wobei logische Ansätze bei gewachsenen Sprachen natürlich grundsätzlich zum Scheitern verurteilt sind.

3
/
1

Die Elsass-Erzählung kann ich noch ein bisschen fortführen :-) Meine Grosseltern wuchsen in einer Zeit am östlichen Rheinufer auf, als das Elsass und Lothringen zu Deutschland gehörten. Die beidseits des Rheins gesprochenen Dialekte waren so ähnlich, dass der Austausch völlig unproblematisch war (obwohl sich die Elsässer und Lothringer nie als Deutsche sahen). Nach 1918 fiel dieser "Lebensraum" beidseits weg, weil Frankreich - zu dem Elsass und Lothringen wieder gehörten - eine klare Abgrenzung wollte (was politisch nachvollziehbar, menschlich aber schwierig war). Deutsch bzw. Elsässisch (und Lothringisch) wurde verpönt. Dann kam - unter den Nazis - Elsass-Lothringen wieder zu Deutschland und man besann sich auf die Verständigungsmöglichkeit des Diaklekts. Was 1945 wieder endete - und dieses Mal verbot Frankreich Deutschunterricht in den eslässischen und lothringischen Schulen. Auf der deutschen Rheinseite - die lange französisch besetzt war - war Französisch nicht beliebt, man lernte lieber Englisch. Der Graben zwischen den Regionen vergrösserte sich. Inzwischen darf zwar im Elsass wieder Deutsch gelehrt werden, aber junge Leute sprechen kaum noch Elsässisch. Was immer noch gut funktioniert: Wer den "alten" Dialekt auf der deutschen Seite beherrscht, bekommt von älteren ElsässerInnen problemlos Auskunft und Unterhaltung in Elsässisch. Inzwischen arbeiten aber ElsässerInnen auf der deutschen Rheinseite und nähern sich so wieder der gemeinsamen Verständigung. Ähnlich verlief das zwischen dem Saarland und Lothringen, wo nicht nur Lothringen, sondern auch das Saarland mehrmals die Staatszugehörigkeit wechselten und die regionalen Dialekte weiterhin bei der Verständigung helfen/halfen.

10
/
0
Interkultureller Coach
·

Ich hatte in einem Seminar eine Elässerin, die in einer Organisation für den Erhalt der elsässischen Sprache aktiv war und gleichzeitig für den französischen Staat in Deutschland arbeitete. In der Pause kam sie zu mir und meinte: Ich musste mein Engagement im Verein für die elsässische Sprache aufgeben, weil es für mein Karriere nicht gut war".

7
/
2
Leserin
·

Wunderschöne Anekdote.

3
/
1

Zwei Dinge kommen mir zur putin'schen Sprachlogik in den Sinn:
Wenns um russisch-sprechende Minderheiten geht, müssen wir St. Moritz und Zermatt bald auch ans russische Grossreich abtreten. Und der zweite Gedanke: Müssten Gebiete in Russland, in denen andere Sprachen gesprochen werden, nach derselben Logik nicht aus Russland ausgegliedert werden?

17
/
3

Wäre Putin konsequent, würde er alle Gebiete, in denen Russisch nicht die ursprüngliche Sprache ist, aufgeben. Gemäss Wikipedia (Sprachen Russlands) sind es über hundert Sprachen, und diese Karte sagt alles. Leider kennt der Wahn von Grossreichen keine universelle Logik.

13
/
1
Rolf Wilhelm
Doppelbürger ;-)
·

Doch, diese Logik ist vorhanden.
Gebiete, die schon der eigenen Macht unterstehen, kann man "gleichschalten". Diese Gebiete abzugeben würde die Macht schmälern und den Machtausübenden Schwäche zeigen lassen.

Gibt genügend andere Regionen auf dieser Welt, wo das bereits praktiziert wird. Die Kurden im Osten der Türkei sind, denke ich, ein ganz gutes weiteres Beispiel dafür.

14
/
0
Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
·

Nur nebenbei: Ich glaube, M. L. meinte mit «universeller Logik» keine konsistente, universell gültige Logik im Gegensatz zu einer «partikularen Logik», die nur lokal gültig ist und in der Konsequenz aus universeller Warte aus inkonsistent ist und «mit zwei Ellen» misst.

4
/
0
Theologe & Religionspädagoge
·

Die Kurden generell.

3
/
0
Herbert Bühl
Alt Regierungsrat
·

In Ihrem Beitrag steht der Satz: „Hier wird Sprache für politische Macht­ansprüche missbraucht.“ Die Kritik richtet sich an Russland. Nachvollziehbar. Der Umgang des ukrainischen Staatsapparats mit der russischen Sprache während der vergangenen 10 Jahre hätte ebenfalls eine kritische Würdigung verdient: https://www.google.ch/amp/s/m.faz.n…7.amp.html

14
/
1
Theologe & Religionspädagoge
·
· editiert

Wo das mystische grossrussische Reich winkt, ist auch das christliche Abendland nicht weit, oder auch der islamische Staat mit einem Kalifen an der Spitze. Während das Abendland auf dem Weg zu alter Grösse bereits an seinen Lateinkenntnissen scheitern würde, könnten sich die Anhänger aller versunkenen Grossreiche eine Scheibe abschneiden von der Betrachtungsweise von Sprachen als sich überlappende Kontinua.
Genauso wie eine Sprache ist eine Religion nur als Kontinuum adäquat zu erfassen. Neben allen kulturellen Ebenen scheint mir vor allem der Unterschied herrschend und beherrscht signifikant.
Bei Religionen und Sprachen.

17
/
4

Hrum, nicht so hastig Master Maria-José Kolly. Pflanzen sind nicht an ihr Territorium gebunden.

Um es als Echo zurückzuwerfen: Das ist stark verkürzt gedacht, und es zeugt von einem vereinfachten Verständnis der Realität von pflanzlichem Leben. Denn die Wirklichkeit ist sehr viel komplexer. Planzen bewegen sich und migrieren ebenfalls, einfach viel langsamer.

Gerade bei Bäumen ist das gut dokumentiert. In Peter Wohllebens Bestseller Das geheime Leben der Bäume wird der Wandertätigkeit dieser Pflanze ein eigenes Kapitel gewidmet. Mittels Früchten und Samen können Bäume ihr Territorium bis zu einem Kilometer pro Jahr verschieben. Mit dem Klimawandel lässt sich die Baummigration in noch höherem Tempo als sonst miterleben. In Ecuador bewegen sich sogar Individuen mit frei stehenden Wurzeln wie auf Stelzen bis zu drei Zentimeter pro Tag.

James Bridle hat die Bedeutung davon schön erzählt in der Financial Times:

Plants move, and they are on the move: our whole worldview might begin to shift if we were to understand and internalise this realisation. We’re so used to the idea that plants are rooted in place that such a revelation might shock us out of our complacency: about plant migration, about wider patterns of climate-induced animal and human migration, and about the devastating effects of climate change itself. It’s hard to see at first, but we have the tools to do so: we need to match them with our hope and will.
[...]
[Such experiments] challenge the idea of human superiority through their own abilities and agency. Understanding that plants and all the other beings that we share the planet with are intelligent, communicative and full of their own knowledges about the world is crucial to building new relationships with them, so we may survive an uncertain future together.

Natürlich ist die Methapher mit den statischen Pflanzen im Rahmen des Textes ganz ok. Aber lasst uns die Pflanzen nicht unterschätzen. Die sind, ganz wie die Sprachen, auch nicht so simpel wie sie in unserer Alltagswahrnehmung erscheinen.

14
/
4
Funktion(s)los
·

Im März 1841 schreibt Gottfried Keller in seiner Münchner Zeit einen Aufsatz für das „Wochenblatt der Schweizer Gesellschaft“ - eine Kneipenzeitung (vgl. HKKA Bd. 16.1). Er wendet sich gegen den damals aufkommenden Nationalismus, der die deutsche Schweiz zu Deutschland rechnet und zu dem die Schweiz schon damals einfach nicht passen will:

"Der Nationalcharakter der Schweizer besteht nicht in der Herkunft, noch in den ältesten Ahnen, noch in der Lage des Landes noch sonst in irgend etwas Materiellem; sondern er besteht in ihrer Liebe zur Freiheit, zur Unabhängigkeit, er besteht in ihrer außerordentlichen Anhänglichkeit an das kleine, aber schöne und theure Vaterland, er besteht in ihrem Heimweh, das sie in fremden, wenn auch den schönsten Ländern, befällt. Wenn ein Ausländer die schweizerische Staatseinrichtung liebt, wenn er sich glücklicher fühlt, bei uns, als in einem monarchischen Staate, wenn er in unsre Sitten u Gebräuche freudig eingeht u sich voll und überhaupt sich einbürgert, so ist er ein so guter Schweizer, als einer, dessen Väter schon bei Sempach gekämpft haben. Und umgekehrt, wenn ein Schweizer, mit Frankreich od. Deutschland zu sehr sympathisirt, wenn er sich behaglich und glücklich befindet als Unterthan irgend eines fremden Souverains, wenn er fremde Gewohnheiten aus Neigung annimmt und heimathliche Sitten verachtet, so ist er kein Schweizer mehr, er ist ein Franzose, ein Oestreicher, wo ihn sein Herz hinzieht, u das kann man nicht immer zur Sünde anrechnen; denn der Neigungen und Wünsche des Menschen sind so viele, wie Sterne am Himmel. "

1846 schreibt Keller dann die „Vaterländischen Sonette“, zu denen auch das - später für die Diamant-Feiern missbrauchte - Sonett „Das Eidgenossen-Volk“ gehört. Das erste Sonett aber heisst „Die schweizerische Nationalität“ und lautet so:

Volksthum und Sprache sind das Jugendland
Darin die Völker wachsen und gedeihen,
Das Mutterhaus, nach dem sie sehnend schreien
Wenn sie verschlagen sind auf fremden Strand.

Doch manchmal werden sie zum Gängelband,
Sogar zur Kette um den Hals der Freien:
Dann treiben Längsterwachsne Spielereien,
Gelenkt von der Tyrannen schlauer Hand.

Hier trenne sich der langvereinte Strom!
Versiegend schwinde der im alten Staube,
Der Andre breche sich ein neues Bette.

Denn Einen Pred’ger nur verträgt der Dom:
Das ist die Freiheit, der polit’sche Glaube!
Der löst und sprengt die eingewachsne Kette.

Ich zitiere diese Texte, weil sie zeigen, dass es schon am Beginn des europäischen Nationalismus - als dieser auch eine befreiende Wirkung zu haben schien - republikanische Stimmen gab, die nicht in den allgemeinen Chor einstimmten und die Gefahren sahen. Wenn wir etwas vom Pathos der Zeit abkratzen, dann sind wir ziemlich direkt im Heute.

9
/
0

Vielen Dank Herr G. für diese Kellerzitate!

0
/
0
· editiert

Guter Artikel, mich würde aber eher die Frage interessieren was wir in Westeuropa tun können, um diesen Krieg jetzt zu beenden. Schon wieder wurden über 400 Zivilisten getötet, darunter Kinder und Frauen die vergewaltigt wurden. Ich will daran nicht mitschuldig sein. Täglich bekommt Russland über 600 Mio. Euro von uns, um dann unschuldige ukrainische Zivilisten zu töten.
Wir feiern hier das Ende des Neoliberalismus und wenn es drauf an kommt rudern wir zurück. Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hätte ein Energie-Embargo? (Die Analyse von Herrn Blülle ist mir zu oberflächlich.)
Welche Sektoren wären am stärksten betroffen? Inwiefern kann man das Gas aus Russland mit Flüssiggas ersetzen? Wie könnte die Wirtschaft darauf reagieren? (HomeOffice, Förderung des ÖV?)

10
/
3
Leserin
·

Danke Fiton Elshani für die Fragen! Die Antworten darauf interessieren mich ebenfalls sehr!

5
/
0
· editiert

Danke Frau B. für Ihre Antwort. Irgendwie scheint mir das Thema Energie, im Zusammenhang mit Putins Krieg, hier in der Republik etwas vernachlässigt zu werden. Das erstaunt mich ein wenig, weil bisher immer davon geredet wurde, dass Energiepolitik auch Sicherheitspolitik ist.

5
/
0

Von Republik.ch erwarte ich gar nichts mehr. Wozu hatte ich dieses Organ (wider den herrschenden Zeitgeist) je unterstützt, das prompt zu den Einpeitschern einer von der NATO vorgegebenen Linie mutiert ? Ich finde nicht mal die Worte, dieses Unbehagen gegen den STROM konzis genug auszudrücken (da Zeitverschwendung). Also bleibt wohl nur die Aufkündigung des jüngst noch bestätigten Abbonements. Nein, nicht so weiter mit mir.....

9
/
25

Kein Verlust.

7
/
2

Ja, gewiss nicht. Aus Ihrer Sicht eines vormals links-kritischen , seit CORONA aber nur noch affirmativen MAIN-STREAM Journalismus, der offenbar aus Gewohnheit auf die SVP, AfD oder "Querdenker" eindrischt (die noch eine eigene Meinung zu haben sich erlauben), auf "Putinversteher" (statt Putins Treiben wirklich mal gymnastisch - ohne Bejahung ! - verstehen zu wollen). Oder eben die WELTWOCHE als doch wohl Blochers und nicht Putins Organ, das obendrein sehr kontroverse Beiträge zum strittigen Thema zulässt. Daniel BINSWANGER (jüngste Kolumne zu BUTSCHA), der auf der Linie von Kurt PELDA liegt (nicht so von Peter Hänseler oder Guy METTAN) wertet diese zugelassene Meinungsvielfalt hanebüchen als gewollte DISSUASION (von russ. Geheimdiensten inszeniert ??), etwas also, was in REPUBLIK.CH keinesfalls zugelassen werden kann. Insofern gratuliere ich Ihnen, M. H.: wo es Meinungsfreiheit nicht gab, entsteht wahrlich "kein Verlust", wenn engagiert frustrierte Verleger des Mediums das Handtuch schmeissen!

1
/
7
Theologe & Religionspädagoge
·

Wäre doch schön, wenn der jetzt begonnene Krieg das Ende aller Grossmächte einläuten würde.
Punkto Frieden traue ich keiner einzigen Grossmacht über den Weg.
Vielleicht ginge das Rezept so: Zerlegen, säubern, umrühren, nachwürzen, grosszügig verteilen.

8
/
3
Leserin
·

Herr P., Ich mag einmal mehr Ihre Gelassenheit. Ihr Wort in G----s Ohr!

3
/
4
Theologe & Religionspädagoge
·

Säubern müsste natürlich zuerst kommen, sonst sieht man vor lauter brauner Kruste nicht, was man da genau in die Suppe schnetzelt.

5
/
0
Ärztin
·

Vielen Dank für diesen intelligenten Beitrag zur Entlarvung der politischen Lügen und Halbwahrheiten in der Begründung des Angriffs auf die Ukraine - aber auch für viel Leid und sinnloses Blutvergiessen anderswo in der Welt (z.B. Elsass, Südtirol, Kärnten - um nur die nächste Nachbarschaft zu nennen).
Es wäre zu ergänzen, dass das politische Programm zur Errichtung von Nationalstaaten in Europa nach Zusammenbruch des Vielvölkerstaates der "Donaumonarchie" am Ende des ersten Weltkrieges massgeblich vom damaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Woodrow Wilson, vertreten und in Europa implementiert worden ist - und dass einer seiner Zeitgenossen, Rudolf Steiner, schon damals nicht müde wurde, diesen Unsinn anzuprangern.

5
/
0

Es gibt keine Nationen, es gibt nur Individuen.

3
/
0
Interkultureller Coach
·

1979 bis 1981 lebte ich in Tokyo der Beginn der finstersten Zeit im kalten Krieg. Mein amerikanischer Freund, der McDonalds in die Welt hinaustrug, erschloss mir Randy Newman's Song "Political Science". Ein historisches Dokument, das nichts an Aktualität verloren hat. Hier ist der Link:
https://www.google.com/search?clien…Politology

7
/
5
Leserin
·

Genialer Song. Ich sollte mich zurücklehnen und auf solche Amerikaner vertrauen. Kenne selber viele.

4
/
2
Grossvater
·

Danke, hat mir sehr gefallen vor allem mit der Aussage über das Kontinuum der Sprache, wenn ich die feinen Veränderungen im Schwyzertütsch von einem Kanton in den Anderen oder z.B. in der UK zwischen den Welsh, Scots Cornish, Irish, Queens English, Standard English, Geordies, Scouse usw. bewege.
Ein schöner Tag an alle.

1
/
0

"...sagt der Slawist Sériot. Natürlich könne man problemlos die nördliche Grenze der Olivenbaum­kultur bestimmen. Aber eben nicht die westliche Grenze der russischen Sprache"

der slawist hat recht, was die sprache anbelangt. aber als biologe möchte ich seinem olivenbaum bild widersprechen. die pflanzen-geographie, auch die der sogenannten kulturpflanzen, kennt eine ganze reihen von beispielen aus den vergangenen jahrhunderten, die weniger die "standort-treue" von pflanzen beschreiben sondern deren "migrationen" aufgrund längerfristiger klima-veränderungen. es ist bei den pflanzen letztlich nicht viel anders als bei sprachen (nur "zwei-pflanzlichkeit" ist mir nicht bekannt.) dank an marie-josé kolly für diesen ausgezeichneten und sehr anschaulichen "explainer".

1
/
0
· editiert

Ein spannender und tiefschürfender Beitrag. Ich stimme natürlich zu, dass Sprache und Nation/Land keineswegs deckungsgleich sind. Schon deshalb, weil Boris Johnson sich sonst die USA einverleiben müsste.
Und dass Putin falsch liegt, hätte er nach Lektüre der Dialektdefinition eines gewissen Weinreich merken müssen: "Eine Sprache ist ein Dialekt mit einer Armee." Die Ukrainer haben sich eine (recht erfolgreiche) Armee zugelegt, somit ist ukrainisch kein russischer Dialekt mehr, und die Ukraine keine russische Provinz mehr.
Trotzdem, ein Land braucht Klammern, die es zusammenhalten, oder Dinge, die es abgrenzen. Das kann die Sprache sein, oder die Religion (Irland), oder ein Narrativ, wie bei uns. Allerdings spielen Sprachen auch in der Schweiz eine Rolle. So wurde Rätoromanisch in den 30er Jahren zur Landessprache erklärt, um der italienischen (linguistisch nicht falschen) Definition eines italienischen Randdialekts und den damit verbundenen Territorialansprüchen zu entgehen.
Italien zelebriert im Aostatal dagegen den lokalen okzitanischen Dialekt (nein, mit französisch kommt man dort nicht weit) und das Walserdeutsch in einer Form, dass es für französisch- oder deutschsprechende sogar geschrieben ziemlich unverständlich ist, um die Verbindungen zu den Nachbarn ennet der Grenze nicht zu fördern.
Und Wallonien, bzw. Belgien, ist das Beispiel, was resultiert, wenn die Sprache nicht verbindet und nichts anderes die Klammerfunktion ausübt: ein gescheiterter Staat.

Ich denke, Putin möchte a) die Umklammerung durch die USA lockern und b) nicht der sein, der der Abwicklung des russischen Reiches tatenlos zugeschaut hat. Sprache ist für Putin ein Argument, aber ein Nebenschauplatz. Genauso wie für Macron. Der würde weder der Sezession Korsikas noch des Elsasses wegen dem Trost, dass da keine frankophonen Länder gehen, tatenlos zusehen.

6
/
7

Stellen Sie sich vor, der Bundesrat würde dem Parlament beantragen es sei nur noch deutsch als Amtssprache einzuführen, sowie die Anwendung der französischen, italienischen und romanischen Sprache an Schulen, Universitäten, Parlamenten und von Behörden zu verbieten, die Mehrheit von National- und Ständerat würde zustimmen und eine entsprechende Vorlage würde von der Mehrheit der Stimmbevölkerung und der Kantone angenommen. Schliesslich lebt ja eine nicht unbedeutende Minderheit Deutschsprachiger in den französischsprachigen Regionen. Ich bin überzeugt, dass in der Schweiz ein Riesenkonflikt losgetreten würde und es sicherlich einen Hilferuf an Frankreich aus den westschweizer französischen Mehrheiten geben würde (es sei an den Jurakonflikt erinnert).
Die Unterdrückung der russischen Sprache in der Ukraine in den letzten Jahren ist nicht ganz so demokratisch abgelaufen, aber so ähnlich. Ich will damit in keiner Weise den russischen Überfall auf die Ukraine mit den grausamen Kriegsverbrechen verteidigen. Aber darauf hinweisen, dass es mit dem zuweisen der einzigen Verantwortung des ethnischen und nationalistischen Konfliktes auf den bösen Russ mit dem grausamen Putin nicht getan ist. Faschistoide nationalistische Kräfte sind schon seit langem sowohl auf der russischen als auch auf der ukrainischen Seite am wühlen.

12
/
14