Wir haben Sie gehört
Wir haben gefragt, Sie haben geantwortet. Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse aus der Verlegerumfrage.
Von Lucia Herrmann, 13.02.2024
Die Republik ist ein digitales Magazin für Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur – finanziert von seinen Leserinnen. Es ist komplett werbefrei und unabhängig. Überzeugen Sie sich selber: Lesen Sie 21 Tage lang kostenlos und unverbindlich Probe:
Zum Jahresanfang wollten wir hören, wie es Ihnen mit der Republik geht. An unserer Umfrage haben sich rund 5000 Verlegerinnen beteiligt. Die grosse Anzahl hat uns sehr gefreut. An dieser Stelle deshalb zuallererst: Vielen Dank an alle, die sich die Zeit dafür genommen haben – und sich nicht von Pflichtfeldern, Zeichenbegrenzungen oder anderem haben abschrecken lassen («Ich mag keine Umfragen. Nur weil ich Ihre Arbeit so wichtig finde, habe ich hier mitgemacht»).
Wir haben die Rückmeldungen mit grossem Interesse gelesen und dabei gestaunt, wie höflich das von uns erwünschte schonungslose Feedback formuliert wurde. Ihre Antworten geben uns wichtige Hinweise darauf, welchen Eindruck die Republik auf Sie macht und welchen Platz das Magazin in Ihrem Alltag einnimmt.
Wie (oft) und wo Sie die Republik lesen
Beginnen wir mit Ihren Nutzungsvorlieben. Seit bald zwei Jahren können Sie sich jeden Beitrag auch vorlesen lassen und seit anderthalb Jahren nicht nur von einer Computerstimme, sondern von einem Team professioneller Sprecherinnen. Die Umfrage zeigt, dass jeder vierte Teilnehmer mindestens so viel hört, wie er liest, und dass fast jede Zehnte die Republik sogar eher hört als liest.
Sie nutzen die Republik hauptsächlich zu Hause auf dem Sofa (61 Prozent), unterwegs (51 Prozent) oder beim Frühstücken (29 Prozent). Auch an ausgefalleneren Orten ist die Republik mit dabei, am Strand, in der Badewanne, zwischen zwei Saunagängen oder in der Dusche – die Hörfunktion hat hier ganz offensichtlich neue Möglichkeiten eröffnet.
Doch egal, wann und wo Sie zur Republik greifen: Das Wichtigste ist, dass unser Journalismus für Sie relevant ist. Daher freut es uns besonders, dass mehr als 90 Prozent der Teilnehmerinnen angegeben haben, mindestens einmal die Woche einen Beitrag zu finden, der sie anspricht – ein Drittel sogar fast täglich.
Daneben gibt es eine Minderheit, die bloss alle paar Wochen fündig wird. Für einige genügt das: So schrieb eine Verlegerin, dass sich das Abo für sie lohne, wenn sie pro Jahr drei bis fünf Artikel lese, die sich eindeutig vom Rest der Schweizer Medienlandschaft abhöben. Es haben sich in der Umfrage aber auch vereinzelt enttäuschte Verleger zu Wort gemeldet, die aufgrund zu weniger für sie interessanter Beiträge überlegen, ihr Abo zu beenden, oder dies bereits getan haben.
Bei den publizistischen Schwerpunkten fällt auf, dass den Teilnehmern besonders ein Thema nach wie vor am Herzen liegt, das für die Republik seit dem Start im Jahr 2018 zentral ist.
Auf dem zweiten Platz steht mit «Klima» ein Thema, dem wir seit einem Jahr zusätzliche Aufmerksamkeit schenken – erst mit dem Klimalabor und aktuell im Rahmen des daraus hervorgegangenen Formats «Challenge Accepted». Bei der restlichen Verteilung stellen wir fest, dass keines der von uns genannten Themen aus Ihrer Sicht unwichtig ist. Unter all den Themen, die Sie unter «Sonstiges» zusätzlich aufführen konnten, sticht keines hervor, das auf eine offensichtliche publizistische Lücke hinweisen würde.
Damit kommen wir zu einer Frage, auf deren Antworten wir ganz besonders gespannt waren: Wie würden Sie die Republik noch besser machen?
Etwas mehr Aktualität und Meinungsvielfalt
Ein gutes Drittel der Teilnehmerinnen (33 Prozent) würde überhaupt nichts ändern. Weil sie zufrieden sind («Die Republik ist gut, so wie sie ist», «Ich finde sie perfekt», «Wunschlos glücklich», «Das hohe Niveau beibehalten»), überfragt («Ich wüsste nicht, was man noch besser machen könnte», «Nichts», «Kein Kommentar») oder bescheiden («Ich bin nicht vom Fach», «Das kann ich nicht beurteilen»). Die verbleibenden zwei Drittel haben einen bunten Strauss an Verbesserungsvorschlägen vorgelegt.
Die meisten Änderungen (20,4 Prozent) zielen auf die Publizistik, also die Frage, worüber die Republik berichten sollte und in welcher Form. Schlüsselt man die einzelnen Vorschläge in Gruppen auf, ergeben sich allerdings keine eindeutigen Präferenzen. Sie wünschen sich mehr Kultur und weniger Kultur, mehr Ausland und mehr Inland, mehr Recherchen, mehr Essays, mehr Kolumnen, ganz grundsätzlich mehr Artikel – oder auf keinen Fall mehr Beiträge, weil sie schon jetzt zu wenig Zeit zum Lesen finden. Wenn man zwei Bereiche herausgreifen müsste, bei denen die meisten von Ihnen Verbesserungspotenzial sehen, dann wären das: mehr Tagesaktualität (2,2 Prozent) und eine grössere Vielfalt an Meinungen und Perspektiven (3,3 Prozent).
Etwas mehr Einigkeit herrscht bei Vorschlägen, die sich nicht auf das Was, sondern auf das Wie unseres Journalismus beziehen. Der mit Abstand häufigste Änderungswunsch betrifft einen Punkt, der bei uns in der Redaktion schon viel zu reden gegeben hat: die Länge von Republik-Beiträgen.
Kürzere und zugänglichere Texte
11,7 Prozent der Teilnehmerinnen sind der Meinung, die Republik würde besser, wenn sie vermehrt kürzere Texte veröffentlichen würde. Da die Angaben «kurz» und «lang» immer relativ sind, haben wir uns hier ganz besonders für Ihre Begründungen interessiert. Nach der Lektüre Ihrer Antworten haben wir den Eindruck, dass die Forderung nach kürzeren Texten Ausdruck dreier unterschiedlicher Bedürfnisse ist. Erstens gibt es eilige Leser, die eindeutige Zeichen- und Zeitbegrenzungen wollen («Nicht länger als 15 Minuten Lesezeit», «Selten Texte mit mehr als 20 Minuten Lesezeit»). Sie schlagen vor, dass sich Autoren kürzer fassen sollen oder dass ausführliche Geschichten auf mehrere Beiträge aufgeteilt werden.
Eine zweite Gruppe will die «Kürzer!»-Forderung ausdrücklich nicht als Votum gegen lange Beiträge verstanden wissen, sondern als Votum für mehr Vielfalt an Textlängen. So, dass Sie als Leserin jeden Tag zwischen verschieden langen Beiträgen auswählen können («Ich kann den zum Teil grossen Umfang der Artikel gut nachvollziehen, schätze manchmal aber auch etwas schlankere Artikel»). Daneben gibt es drittens auch einige Personen, die sich kurze, einordnende Texte als Ergänzung zu längeren Recherchen oder Reportagen wünschen. Etwa Zusammenfassungen, Inhaltsverzeichnisse oder eine Kurz- und eine Langversion. Damit man sich als Leser informiert entscheiden kann, ob man die angegebene Lesezeit in den Beitrag investieren will oder nicht.
Zudem sind 3,6 Prozent der Teilnehmerinnen der Meinung, dass die Republik besser würde, wenn wir an der Sprache feilen würden («Weniger akademisch», «Weniger abgehoben», «Weniger emotional», «Einfacher», «Objektiver»), und 3,5 Prozent finden, wir sollten bei der Navigation ansetzen («Bessere Suchfunktion», «Bessere Übersicht», «Beiträge auch offline lesen können»).
Daneben gab es auch ein paar besonders originelle Vorschläge, etwa: «Ein Pflichtabo für Politiker», «Eine Republik am Sonntag», «Ein Ressort Zukunft», «Im Erdgeschoss des Rothauses morgens Kaffee anbieten», «Bei jedem Artikel visualisieren, wie viele Stunden Arbeit darin stecken» oder auch «Die Anzahl Verlegerinnen verzehnfachen».
Wir bleiben dran
Die Teilnahme an der Umfrage war freiwillig, es hat bloss ein Teil der Verleger mitgemacht, und damit ist die Auswahl natürlich selbstselektiv. Aber mit immerhin 18 Prozent ist die Beteiligung doch bedeutend, und die Ergebnisse sind ermutigend. Das sieht auch die Chefredaktion so:
Dass sich so viele unserer Verlegerinnen Zeit genommen haben, uns eine Rückmeldung zu geben, ist für mich das schönste Geschenk. Die Antworten zeigen mir, dass wir publizistisch in die richtige Richtung unterwegs sind – unsere Kernthemen stossen auf grosses Interesse und die thematische Mischung stimmt grundsätzlich. Darüber hinaus freue ich mich aber auch, dass die grössten Änderungswünsche unserer Verlegerinnen solche sind, die zu unseren eigenen Entwicklungsprojekten passen: Mit dem Wunsch nach mehr kürzeren Texten und einer etwas grösseren Pluralität der Stimmungen und Stimmen rennt man bei uns offene Türen ein. Auch im Wunsch nach mehr Aktualität erkennen wir uns wieder: Es ist eines der Ziele der Redaktion, verlässlicher zu werden und noch stärker an aktuelle Debatten anzuknüpfen.
Neben den genannten inhaltlichen Erkenntnissen hat uns die Umfrage auch zwei weitere Dinge verdeutlicht. Erstens hat sich wieder einmal gezeigt, wie vielstimmig unsere Verlagsetage ist. Im Alltag hören wir nur von wenigen von Ihnen direkt, etwa wenn Sie sich im Dialog zu Wort melden, uns schreiben oder wenn wir an einer Veranstaltung persönlich ins Gespräch kommen. Diese Rückmeldungen sind wichtig, aber sie zeigen natürlich immer nur einen kleinen Ausschnitt.
Und zweitens geben uns Ihre Antworten Aufschluss darüber, was wir rund um die Republik noch besser erklären müssen. Etwa, dass Sie unsere Newsletter direkt in Ihrem Konto abonnieren oder abbestellen können (oder ganz ohne E-Mail über die Republik-App lesen), dass es in der App automatisierte Benachrichtigungen gibt (und wo Sie diese einstellen können) oder dass wir eine Gebrauchsanleitung haben, die Sie bei weiteren praktischen Fragen rund um die Handhabung des Magazins unterstützt.
Wir werden uns weiter mit den Umfrageergebnissen auseinandersetzen und sie bei zukünftigen Entscheiden zur Weiterentwicklung unseres Magazins berücksichtigen. Sie werden von uns hören.
Die hier verwendeten Daten beruhen auf einer Verlegerumfrage, die vom 22. bis 31. Januar 2024 lief. Zur Teilnahme waren alle Personen mit einem gültigen Abonnement oder einer gültigen Jahresmitgliedschaft eingeladen. Wir haben alle Teilnahmeberechtigten per E-Mail angeschrieben, mehrfach im Tages- und Wochenend-Newsletter informiert und über ein Banner im Magazin und auf der App direkt auf die Umfrage verlinkt. Die Umfrage war anonym. Die Umfrage wurde insgesamt 5003-mal ausgefüllt. Wir konnten 16 eindeutige Duplikate identifizieren. Aufgrund der kleinen Zahl an Duplikaten haben wir davon abgesehen, diese aus dem Datensatz zu entfernen. Wir haben alle Antworten gelesen. Bei einzelnen Fragen haben wir die Antworten nach Kategorien geordnet und quantitativ ausgewertet.