Von oben herab: Blick vom Roche-Turm auf Basel.

Im Schatten der Roche

Der Pharmakonzern plant einen dritten Wolken­kratzer in Basel. Gegenwehr? Gibt es. Aber niemand ist dem Himmel in der Stadt näher als die Roche.

Von Angelika Hardegger (Text) und Diana Pfammatter (Bilder), 08.02.2023

Vorgelesen von Jonas Rüegg Caputo
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In Roland Hofmanns Garten gedeiht hauptsächlich das Moos. Moos in hellem Grün, Moos in dunklem Grün, das Moos hat im Grunde übernommen, was früher wohl ein Rasen war. Moos gedeiht im Schatten, anders als Rosen, die brauchen Sonne. Und eigentlich wohnt Roland Hofmann am Rosen­gartenweg.

In der Nummer 10, einem kleinen Stadthaus mit schönem Parkett und einer simplen Struktur. Mit grossen Fenstern hin zum Garten, Hofmann hat sie nach dem Einzug extra noch vergrössern lassen. Das Haus wurde gebaut in den 1930er-Jahren, hinein in eine «ehemalige Garten­anlage», verrät das Schild, das in die Strasse führt.

Aber das war, lange bevor die Roche ihren Schatten auf die Strasse warf.

Der Pharma­konzern sitzt eine Querstrasse weiter, beziehungs­weise: Er thront. Zwei Wolken­kratzer zog die Roche über die vergangenen Jahre hoch, es sind die höchsten Gebäude der Schweiz. Vor Hofmanns Garten liess die Roche vier mächtige Forschungs­gebäude setzen, eins hinter das andere, jedes noch etwas höher, wie eine Treppe, die zu einem der Türme führt. Seither hat Hofmann eine Aussicht wie auf eine Metropole.

Nun plant die Roche einen dritten Turm. Roland Hofmann hat gegen den Bebauungs­plan Einsprache eingelegt. Der Schatten sei das eine, sagt er, viel schlimmer noch: der Lärm.

Er hat erlebt, wie das Haus zitterte, wenn auf der Baustelle gesprengt wurde. Hat sieben Jahre lang Baulifte rauf- und runter­fahren hören, Montag bis Freitag, von sieben Uhr bis fünf, und samstags ab acht, rauf, «sss», und runter, «sss», wieder rauf, «sss», und wieder runter, «sss».

Hofmann präsidiert einen Anwohner­verein, der sich gegen den dritten Turm wehrt. Auch der Heimat­schutz hat sich eingeschaltet. Denn wo der dritte Turm geplant ist, liegen heute historische Büro- und Fabrik­gebäude der Roche – darunter eine «Ikone» der Architektur­geschichte, kritisiert der Heimat­schutz. Er will die Bauwerke am Ort erhalten. Es ist ein hoffnungs­loses Unterfangen.

Denn die Roche, das ist ein Welt­konzern. Das sind Wolken­kratzer von Herzog & de Meuron, Architektur von «Weltstars» aus Basel, wie die NZZ schreibt. Die Roche, das sind 10’000 Arbeits­plätze, Steuer­millionen, Erb­milliarden. Das ist «die wirtschaftliche Nährmutter» von Basel, sagt der Präsident des Basler Heimat­schutzes. Das ist, schrieb die «Weltwoche», «wo Gott hockt» in dieser Stadt.

Ohne die Roche: Was bliebe da von Basel übrig?

Die ganze Stadt im Garten

Roland Hofmann kam aus der Welt nach Basel. Er war auf Asienreise, es waren die Siebziger und die Hippies, und als Hofmann langsam an die Rückreise denken musste und einen Job, gab er in Kabul zwei Briefe auf: einen in die Heimat Bern und einen nach Basel. In Basel lebt Hofmann nun in globaleren Verhältnissen, als ihm lieb ist. Doch bei allem Kleingeist, der ihm vorgeworfen wird: Er hat den Blick auf die Welt behalten.

Einmal, erzählt Hofmann, habe er Besuch aus Bangkok gehabt. «Da haben wir das diskutiert, die Türme und die Aussicht, und einer sagte: ‹Das liegt doch weit weg.› Wenn er in Bangkok aus dem Fenster schaue, komme schon nach zwei Metern eine Mauer.»

«Es ist immer eine Frage der Relation», sagt Hofmann. Er ist ein aufrichtiger Mensch, so sitzt er schon am Tisch.

Seit vierzig Jahren praktiziert Hofmann Tai-Chi, was «ursprünglich eine Kampf­kunst» sei. Und als wäre das ein Stichwort, erhebt er sich vom Stuhl und macht langsame, fliessende Bewegungen in die Luft.

«Wenn ich zum Beispiel diese Bewegung mache, eine Abwehr­bewegung», kommentiert er, «dann packe ich hier, wenn da eine Faust kommt, das Hand­gelenk, drehe es um, blockiere den Ellbogen, und dann ziehe ich.» – «Und wenn der Gegner der Bewegung nicht folgt, bricht er sich den Arm.» Hofmann lacht.

Er praktiziert Tai-Chi sanft, nicht hart. Ohne reellen Gegner, höchstens mit einer Vorstellung davon, wie mit einem Schatten. Und so kämpft Hofmann auch gegen die Roche: gelassen und entspannt. Gegen einen Konzern, der zwar vor seinem Fenster steht, aber ihm nicht wirklich gegenüber. Er wirft bloss seinen Schatten, und nicht nur jenen auf Hofmanns Garten.

Als die Roche vor sieben Jahren den zweiten Turm und die vier Forschungs­gebäude plante, warb Hofmann Mitglieder an für seinen Verein. Manche Mitglieder, erzählt er, hätten den Vereins­beitrag bezahlt, «aber sie wollten nicht mit Namen auf der Liste erscheinen, sie hatten Arbeit bei der Roche».

Als Hofmann einen bautechnischen Berater suchte, um heraus­zufinden, wogegen der Verein Einsprache erheben konnte, fand er eine «sehr versierte Person aus Basel». Sie wollte namentlich nicht genannt werden, «weil das immer schlecht ist, falls man allenfalls mal mit der Roche zu tun haben wird».

Als Hofmann eine Anwalts­kanzlei suchte, um die Eingabe gegen die Bauten zu formulieren, fragte er neun Juristen aus Basel an, acht lehnten den Auftrag ab. Die einen hatten die Roche bereits als Kundin, die anderen hofften, sie könnte es irgendwann werden.

Roland Hofmann lebt im Schatten der Roche, aber er weiss auch: Hier lebt die ganze Stadt.

Das Basler Parlament verstummt

Das Basler Rathaus wurde gebaut, um im Licht zu stehen. Ein Bau wie ein Pfau ist das, mit Zinnen und Wappen und Arkaden und Gemälden, mit stolzem Stuck und Gold und einem reich verzierten Turm, der früher alles überragte. In diesem Rathaus versammelte sich das Basler Parlament im Jahr 2010, um über den Wolken­kratzer der Roche, den ersten und damals einzigen, zu debattieren.

Es ging um den «städtebaulich krassesten Eingriff, den je eine Schweizer Metropole erlebt hat», so nannte es die «Tageswoche». Der Basler Heimatschutz sprach später vom «grössten städte­baulichen Eingriff seit dem Abbruch der Stadt­mauern». Ein früherer Basler Kantons­baumeister schrieb in einem NZZ-Kommentar von der «gewalt­tätigsten und respekt­losesten Architektur, die bis jetzt in der Schweiz gebaut wurde».

Die Giraffe im Vorgarten …
… lässt sich von der Silhouette der Türme inspirieren.
Der Brunnen auf dem Claraplatz.

Doch als das Basler Parlament im Rathaus tagte, stellte es nie die Frage: Sagen wir Ja zum Turm oder Nein? Der Präsident der Baukommission eröffnete mit dem Votum: «Dass ein weltweit tätiges, grosses und erfolgreiches Unternehmen wie die F. Hoffmann-La Roche AG plant, eine derartige Investition in Basel zu tätigen, darf als ausser­ordentlicher Glücksfall bezeichnet werden.»

Dann stimmten alle Parteien zu, inklusive der SP – «aus Überzeugung», wie der Sprecher betonte.

Einzig das Grüne Bündnis wies den Bebauungs­plan zurück und stellte Fragen: «Darf ein einzelnes Bau­projekt die Stadt derart dominieren? Darf ein einzelnes Gebäude das Wesen der Stadt in der Weise verändern? Setzt Basel damit nicht seine Identität aufs Spiel?»

Grosse Fragen für eine Stadt, die sich im Licht von Architekten sonnt. Fragen, die sie hätte debattieren können. Aber das Parlament ging auf die Fragen nie ein. Im weiteren Verlauf debattierte es über: gedeckte Velo­abstellplätze beim Turm. Parkplätze beim Turm. Besonders umstritten war die Frage, ob für die Parkplätze eine Umwelt­verträglichkeits­prüfung erforderlich sei. Im Angesicht der Roche schrumpfte das Basler Parlament in seinem anmassenden Rathaus zu einem Dorf.

Als das Parlament im Jahr 2016 den zweiten Turm absegnete, titelte die «Basellandschaftliche Zeitung»: «Das Parlament verneigt sich». Parlament kommt von französisch «parler», also von «sprechen». Aber die Roche, omnipräsent in der Stadt, spätestens seit den Türmen: Sie führt in Basel zu Sprachlosigkeit.

Das stellte auch der Historiker Georg Kreis fest, als er versuchte, das Verhältnis von Basel zur Pharma historisch aufzuarbeiten. Schon in der Einleitung musste Kreis festhalten, dass es dazu in der Geschichte «nur wenige greifbare Überlegungen» gibt. Kreis konstatierte ein «vorherrschendes Schweigen über die Beziehungen der Stadt und ihrer Haupt­industrie». Er vermutete: Geschwiegen werde nicht trotz der Dominanz, sondern wegen ihr.

«Sie zu thematisieren, hätte geheissen, dass es hier etwas zu erörtern, zu diskutieren, ja zu entscheiden gegeben hätte», schrieb Kreis.

Aber was hätte Basel erörtern, diskutieren, ja entscheiden wollen? Ein Dasein ohne Pharma, ohne Roche?

Von unten ein Dorf

Thomas Kessler ist im Kanton Zürich aufgewachsen, aber er glaubt, er habe die Basler Seele gesehen.

Es war Anfang der Neunziger­jahre, die Schweiz hatte offene Drogen­szenen und Kessler eine Lösung. Er schlug vor, Heroin kontrolliert abzugeben. Zuerst in Zürich. Dort kippte man ihn, so schildert es Kessler, «fast mitsamt dem Stuhl aus dem Fenster». In Basel hingegen habe er vor dem Justiz­direktor gesessen, dem konservativ-liberalen «Doktor Facklam». Der faltete in Kesslers Nachahmung die Hände, hörte zu, und am Ende sagte er: «Joo, dasch interessant. Das könnti funktioniere.»

Zürich habe noch mitten im kalten Krieg gesteckt, sagt Kessler, «aber Basel hatte mit ideologischem Theater nichts am Hut».

So kam Thomas Kessler nach Basel. Er wurde Drogen­delegierter, später Stadt­entwickler, selber eine Basler Seele. Nur die rhetorische Zurück­haltung der Basler erreichte ihn nie.

Wo liegt die Macht in der Stadt? «Eindeutig beim Erbadel, da gehören die Roche-Milliarden mit rein.» Wie spielt der Erbadel die Macht aus? «Gar nicht, mit keinem Wort, aber im Gefühl der Leute, namentlich der Politik, ist völlig klar: Die sollte man nicht ärgern.» Was wäre Basel ohne die Roche? «Basel müsste sich neu erfinden.» Wäre Basel ohne die Roche also nichts mehr? «Basel müsste schauen: Was macht Novartis? Was macht der Rest vom Cluster?» Was bedeutet diese Abhängigkeit? «Ein Klumpen­vorteil, der auch mal zum Klumpen­risiko werden könnte, klar.» Was bedeutet es für die Basler Identität?

«Basel und die Roche: Das nimmt man nur zusammen wahr», sagt Kessler. «Die Roche ist Teil der Geschichte. Von der Roche kommt das Geld.»

Am Ende landet Kessler immer beim Geld.

Kürzlich hat Basel die Jahres­rechnung für 2022 präsentiert: ein Überschuss von 352 Millionen Franken – mehr als der Kanton Zug. Die Finanz­direktorin, eine Sozial­demokratin, senkte frisch gewählt gleich die Steuern. Man wird das Geld in Basel fast nicht los.

Der Reichtum kommt von vielen Konzernen, aber nur die Roche ist den Baslern heilig. Ihre Erben gehören zu den Reichsten der Schweiz, die «Bilanz» schätzt das Vermögen auf 30 Milliarden Franken. Ein Teil der Familie wohnt in Basel und zahlt hier Steuern – anders als der frühere Novartis-Chef Daniel Vasella, der in den Kanton Zug zog, um Steuern zu sparen, und darauf nur vorgeblich nach Monaco. Und neben Steuern zahlen die Erben vieles mehr.

Kessler könnte eine lange Liste Mäzenaten­tum aufzählen: 20 Millionen für den Zoo, 50 Millionen für das Kunst­museum, Professuren an der Universität, Gigi Oeri beim FC Basel. Das Schaulager für zeitgenössische Kunst, die Musik­akademie, der Jazzcampus, der – «ja, auch das gibt es in Basel, Wohnungen finanziert für junge Musiker mit extra schalldichten Wänden, damit sie morgens um vier Trompete üben können».

Harmonie. Und Ruhe!

Das ist nach Kessler das Kostbarste, was sich Basel vom Reichtum erkauft.

«Ein Riesenunterschied zu Zürich», sagt er. «In Zürich wird in der Politik gestritten. In Basel ist es tiefer Konsens, dass man das nicht will.» Eine Demokratie ohne Streit sei keine Demokratie, sagt Helmut Schmidt, aber in Basel braucht man keinen Streit, man löst Konflikte kultiviert, also: mit Geld. Tauche ein Problem auf, werde einfach das Budget erhöht, sagt Kessler. «Und das stört auch niemanden. Es hat ja so viel Geld.»

Die Türme der Roche sind verglast, und am Rosengarten­weg, bei Roland Hofmann, scheint die Sonne am Abend fast waagrecht in den Turm. Dann wirft die Glasfassade das Licht zurück auf Hofmanns Haus, durch die Fenster in die Stube. «Da haben wir am Abend ganz hell», sagt er, bis weit herein reiche das Licht.

Hofmann sagt auch, dass es manchmal blendet.

Er war nie oben auf dem Turm, anders als Thomas Kessler, der sagt, von oben gefalle ihm Basel am besten. Von unten beschreibt Kessler eine Stadt, die in Enge lebt – nicht nur auf den Stadtkarten, auch in den Köpfen. Er erzählt von der «typischen Basler Biografie», die sich in Finken absolvieren lasse, so beschränkt ist ihr Radius, oder von beliebten Debatten in Basel: Trottoir­sanierungen und gefällte Bäume.

Kessler sagt: «Von unten ist die Stadt beschaulich, dörflich, gemütlich. Von oben ist sie urban.» Von oben verschwinden Grenzen, die des Landes und die des Kantons. Von oben ist Basel mehr als ein Dorf: dem Himmel näher als der Rest der Schweiz.

Alles ist Deal

Es war die «Weltwoche», die zu den Türmen der Roche fragte, was an Träfheit nie mehr übertroffen wurde: «Ist es wirklich nötig, so deutlich im Stadtbild zu zeigen, wo Gott hockt?»

Christof Wamister, Präsident des Basler Heimat­schutzes, sagt: «Vielleicht ist es auch ehrlich.»

Wamister ist 72 Jahre alt, fährt Velo auch bei Schnee und trägt eine moderne Hornbrille. Wenn er nachdenkt, schaut er rechts aus der Brille hinaus, als suche er dort aussen eine Antwort. Auf die Frage, wie man historische Gebäude einer Firma unter Heimat­schutz stellt, wenn die Firma selber unter Schutz steht, sucht Wamister bis heute eine Antwort.

Zum ersten Turm der Roche hatte der Basler Heimat­schutz geschwiegen. Beim zweiten Turm, «da fragten wir uns langsam: Was geht hier? Ist das Salami­taktik, ein Hochhaus nach dem anderen?» Der dritte Turm versetzte den Heimat­schutz in Aufruhr – und nicht nur ihn: Auch eine architektur­historische Fachgruppe der Universität Bern forderte per Petition: «Rettet die Roche-Bauten in Basel!»

Überbauung an der Dreirosenbrücke.
Und im Hintergrund wachen die Roche-Türme.

Gestritten wird um zwei Bauwerke, die im Inventar der Kultur­güter der höchsten Kategorie gelistet sind. Das erste, ein Fabrik­haus aus den 1930er-Jahren, gilt als «Ikone der Industrie­architektur des Neuen Bauens», als technik­geschichtliches Denkmal von «heraus­ragendem Zeugniswert». Das zweite, ein Büroturm vom Architekten Roland Rohn: «Eines der ersten Hochhäuser der Schweiz mit einer Curtain-Wall-Fassade nach amerikanischem Vorbild», schrieb der Heimat­schutz in seiner Einsprache. Es präge als «gleicher­massen feingliedrig wie gekonnt proportioniert und städtebaulich stimmig platzierte Höhen­dominante» das Areal der Roche mit.

«Im Kern ist die Roche pickelhart», sagt Wamister.

Der pickelharte Kern schälte sich heraus bei vielen Gesprächen. Zwischen der Roche und der Denkmal­pflege. Zwischen der Roche und Petitionärinnen der Uni Bern. Zwischen der Roche und dem Heimat­schutz; das auch, freundliche, stilvolle, gepflegte Gespräche, sagt Wamister, wie immer bei der Roche.

Am Ende dieser Gespräche zeigt sich die Roche nun bereit, vier Gebäude auf dem Werkareal zu schützen. Drei davon stehen dem Turm nicht im Weg. Das vierte, das Fabrik­gebäude aus den 1930er-Jahren, soll verschoben werden, damit der Wolken­kratzer Platz hat.

«Das ist streng aufgefasst ein Bluff, eine Fälschung», sagt Wamister. Aber er weiss auch: Es war das letzte Angebot der Roche.

Als das Basler Parlament im Jahr 2010 den ersten Turm besprach, sagte der Sprecher der Grünen: «Das Dilemma lässt sich auf politischem Weg nicht lösen, weil wir von einem der wichtigsten Player in der Stadt abhängig sind.» Wie die aktuelle Geschichte politisch endet, ist darum vorgeschrieben. Die Einsprachen werden abgewiesen. Das Parlament verabschiedet den Bebauungs­plan, die Regierung auch. Ein Referendum? Nicht zu gewinnen. Ein Rekurs bei den Gerichten? Teuer und unpopulär.

Es gibt viele demokratische Instrumente, die anderswo in der Schweiz gegen viel kleinere Bauten ergriffen werden. Aber was Basel bleibt, ist das markt­wirtschaftliche Prinzip: verhandeln.

Der Anwohner Roland Hofmann bekam von der Roche schalldichte Fenster eingebaut, als der zweite Turm gebaut wurde. Er handelte die Fenster für die ganze Nachbarschaft aus, und zusätzlich eine Miet­reduktion: um die 500 Franken monatlich, als der Lärm am schlimmsten war.

Der Heimatschützer Christof Wamister sagt, Basel habe ein «fatalistisches» Verhältnis zur Roche, und mehr noch ein ironisches. Es gebe den bösen Spruch, die Regierung müsse einmal im Jahr bei der Pharma antreten zum Rapport.

«Das stimmt sicher nicht», fügt Wamister an, zur Sicherheit. Als könnte es sonst jemand glauben.

In einer früheren Version haben wir geschrieben, dass Thomas Kessler in Zürich geboren wurde; richtig ist, dass er im Kanton Zürich aufgewachsen ist. Die Stelle ist korrigiert.

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