Donnerstag, 15. Dezember 2022

Guten Abend,
schön, sind Sie da.

Wir starten ganz beschwingt.

Kinderfrage

Warum haben Männer so eine Stimme?

Du meinst – pardon, Sie meinen: Eine tiefe Stimme, gell? Es ist so: Wir alle haben zwei Stimm­bänder, die im Kehl­kopf liegen. (Wenn man beim Sprechen die Hand an den Hals legt, spürt man sie vibrieren). Beim Atmen fliesst Luft durch eine Lücke zwischen den Stimm­bändern. Beim Sprechen fliesst auch Luft, aber die Stimm­bänder bewegen sich. Sie werden durch den Luft­fluss auseinander­gezogen und klatschen wieder zusammen, werden wieder auseinander­gezogen, und so weiter. Sie schwingen so
schnell, dass man es mit blossem Auge nicht sehen kann: Bei Kindern rund 400-mal pro Sekunde, bei Frauen rund 200-mal und bei Männern etwas mehr als 100-mal. Weil deren Stimm­lippen länger sind, schwingen sie langsamer. Und das erzeugt – wie die Saite einer Gitarre, die nur langsam schwingt – einen tieferen Ton.

In unserem Adventskalender wird es leicht makaber.

Abendtürchen

Aussterben und Alkohol

Sommelièren packen aus. Welcher Wein passt zu welchen bedrohten Tierarten:

  1. Schnee­leopard (Sauvignon Blanc)
  2. Panda (Pinot Noir)
  3. Borneo-Orang-Utan (Rosé)
  4. Amur-Leopard (Merlot)
  5. Sumatra-Elefant (Cabernet Sauvignon)

Pelzig im Abgang: ein Koala mit Weinflasche, erstellt vom Bild­generator Midjourney.

Der Entscheid: Es bestehe Wiederholungs­gefahr für schwere Straftaten.

Brian Keller bleibt in Untersuchungs­haft

Seit heute weiss Brian Keller, dass er die Fest­tage nicht mit seiner Familie verbringen wird – sondern im Gefängnis, wie das seit bald sieben Jahren der Fall ist. Das Zürcher Ober­gericht hat seine Beschwerde gegen die Untersuchungs­haft abgewiesen. Zur Erinnerung: Am 31. Oktober 2022 verfügt das gleiche Ober­gericht, der 27-jährige Schweizer sei aus der Sicherheits­haft zu entlassen. Am 3. November stellt die Staats­anwaltschaft Antrag auf Untersuchungs­haft. Wenige Tage später wird sie vom
Zwangs­massnahmen­gericht angeordnet. Und nun findet auch das
Ober­gericht: Es bestehe Wiederholungs­gefahr für schwere Straf­taten. Haft­entlassung abgelehnt. Die Staats­anwaltschaft habe ausserdem unverzüglich eine «ergänzende Risiko­beurteilung» einzuholen. Das wäre die gefühlt Tausendste gutachterliche Einschätzung. Wie gehts weiter? Ans Bundes­gericht. What else.

Wir fahren fort mit Einsichten zu Ansichten.

aus der Community

Hat Sie 2022 eines Besseren belehrt?

In Europa ist Krieg. In den USA verlieren Frauen das Grund­recht auf Abtreibung. Die Teuerung spielt verrückt. Die Energie wird knapp. 2022 hat viele scheinbare Gewissheiten auf die Probe gestellt. Auch bei der Republik-Crew. In der Endjahres­reihe «Ich hab mich getäuscht» erzählen wir Ihnen davon.

Ging es Ihnen auch so? Erzählen Sie uns und der Community, wo Sie dieses Jahr eine Überzeugung loslassen, eine Meinung ändern, einen Irrtum eingestehen mussten.

So wie dieser Verleger, der feststellen musste, dass die eigene Versorgungs­sicherheit mehr Priorität hat als sein Idealismus.

Ich hatte gedacht, ich wolle meine Ölheizung nach dem Hauskauf möglichst schnell austauschen. Nun sitze ich recht bequem auf 3000 Litern Heizöl und weiss, dass ich 1,5 Jahre damit heizen kann.

Aus der Debatte «Wozu haben Sie 2022 Ihre Meinung geändert?».

Sie suchen nach etwas Kontrast­programm zur immer penetranteren Besinnlichkeit?

spotlight

Die Sonne geht los!

Am Zürcher Schauspiel­haus geht ab heute die Post ab. Nein, nicht die Post. Die Sonne geht ab, und wie. Sie ist wütend, entsetzt, sie resigniert ob der Katastrophe, die die Menschen auf der Erde unter ihr anrichten.

«Egal, ich werfe mit mir, ich werfe alles, was ich habe, in die Schlacht, bis die Geschlachteten daliegen und mich anschreien, dass ich ihr Tod bin, wenn ich so weiter­mache», sagt die Sonne in Elfriede Jelineks Stück «Sonne, los jetzt!». Nicolas Stemann inszeniert diese Uraufführung, kürzlich sagte er dazu in der Republik: «Wir leugnen die Katastrophe ja nicht einmal. Und trotzdem schaffen wir es, so zu tun, als ginge uns das alles nichts an.»

Wie wahr. Oder haben Sie (à la: «Ich weiss, man soll nicht, aber es ist Weihnachten») kürzlich etwa keine Klima­sünde begangen? Wie dem auch sei, Zeit für Zwiespalt ist fast immer Zeit für Jelinek.

Die Folgen eines gelungenen Essens und einer gelungenen Firmen­gründung sind die gleichen: das grosse Geschäft. Deshalb liefert an diesem Adventstag unser Text­roboter GPT-3 etwas für den Magen und den Manager gleichzeitig.

morgentürchen

Rezept zum Kochen von Geschäfts­büchern

Zutaten:

  • 1 Unternehmensplan
  • 1 Finanzplan
  • 1 Business Model Canvas
  • 1 Prise Realitätssinn
  • 1 Messerspitze Mut

Zubereitung:

  1. Nehmen Sie den Unternehmens­plan und den Finanzplan und legen Sie sie beiseite. Sie werden sie nicht mehr brauchen.
  2. Nehmen Sie das Business Model Canvas und legen Sie es vor sich hin.
  3. Nehmen Sie eine Prise Realitäts­sinn und fügen Sie sie dem Business Model Canvas hinzu.
  4. Nehmen Sie eine Messer­spitze Mut und fügen Sie sie dem Business Model Canvas hinzu.
  5. Kochen Sie das Ganze bei hoher Hitze, bis es sich in Luft auflöst.
  6. Geniessen Sie Ihr neues Business!

Businesslunch, generiert von Dall-E.

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Ihre Crew der Republik