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Stellmichein

18.02.2021

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Liebe Leserinnen und Leser – and everyone beyond

Wurde Ihnen schon einmal gekündigt? Wenn ja, und vorausgesetzt, Sie haben Ihren Job nicht gehasst, dann wissen Sie: Es gibt Schöneres im Leben.

Viele Menschen in der Schweiz definieren sich zu einem wesentlichen Grad über ihren Job. Kein Wunder, er besetzt ja oft auch einen wesentlichen Teil unserer Lebenszeit. Wenn dieser Teil dann wegfällt, ist das ein Schock. Für den Kontostand, für die Seele.

Wenn dieser Teil nun in einer globalen Pandemie wegfällt, die uns sozial isoliert und die Wirtschaft in die Knie zwingt, dann ist das oft eine Katastrophe.

So ist die Lage: Die Arbeitslosenquote hat inzwischen Finanzkrisen-Niveau erreicht. So viele Menschen wie noch nie in diesem Jahrhundert suchen derzeit eine Stelle. Der Industrie fehlen die Aufträge. Die Gastrobranche ist am Boden. An kulturelle Events mag niemand denken.

Was heisst das für die Menschen, die in diesen Branchen, in diesen Betrieben arbeiten?

Republik-Reporterin Ronja Beck hat mit fünf Menschen gesprochen, die in der Pandemie ihren Job verloren haben. Weil ihnen gekündigt wurde; weil ihr Vertrag auslief oder weil ihnen die Schutzmassnahmen ihre Arbeit unmöglich machten.

Einer davon ist Felix. Er wollte eigentlich mit seinem Crêpes-Stand von Markt zu Markt fahren. Stattdessen hält er sich heute mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser und parkiert seinen Traumjob in der Garage: «Die ersten paar Märkte, die abgesagt wurden, hab ich gut weggesteckt. Und ich dachte: Im Juli ist alles wieder gut! (…) Am Schluss mussten wir alle Märkte im letzten Jahr sausen lassen.»

Anna blieb nach dem Ende ihres Hochschulpraktikums immer häufiger im Bett liegen, bis sie fast in eine Depression fiel: «Ich hatte das Gefühl, ich könne meiner Familie und meinen Freunden nicht sagen, dass es mir gerade nicht so gut geht und ich Angst habe, keinen Job zu finden.»

Und Bäcker Michael hätte eigentlich die Chance auf einen der raren Jobs in einem Restaurant, wäre da nicht der Shutdown: «Da warte ich nun und hoffe das Beste.»

Wer mit Menschen spricht, die in den vergangenen zwölf Monaten ihre Arbeit verloren haben, versteht schnell: Die Zahlen alleine vermögen die Krise nicht wirklich zu erfassen.

Falls es Sie interessiert, wie die fünf Menschen, mit denen unsere Reporterin gesprochen hat, trotz allem noch Hoffnung schöpfen und warum Arbeitslosigkeit weit mehr ist als brachliegende Arbeitskraft, dann finden Sie die Reportage hier.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

In Neuenburg ist es zu einem Ausbruch an Spitälern gekommen. In den vergangenen Tagen seien an verschiedenen Standorten fast 150 Patienten sowie Pflegekräfte getestet worden, davon seien rund 20 positiv gewesen, so das Newsportal «Arcinfo» mit Verweis auf eine Mitteilung des Neuenburger Spitalnetzes. Der Ursprung der Cluster ist noch nicht bekannt. Bis zum 8. März werden die Besuche in den Spitälern ausgesetzt.

Graubünden testet über 1000 Schüler – und alle sind negativ. In einem weiteren Pilotprojekt hat der Kanton die Stadtschule in Chur getestet. Die Beteiligung am Pilotprojekt habe 92 Prozent betragen, sagte Direktorin Ursina Patt. In den kommenden Wochen sollen die Tests an Schulen fortgeführt und auf Gymnasien ausgeweitet werden. Das Ziel sei, den Präsenzunterricht und damit mehr Chancengleichheit zu ermöglichen. Zudem würden die Tests Ruhe und Sicherheit in den Schulbetrieb bringen, so Patt.

In England sind Neuinfektionen innert eines Monats um zwei Drittel gesunken. Am meisten verbreitet sich das Virus derzeit bei Kindern im Primarschulalter von 5 bis 12 Jahren und bei Jugendlichen zwischen 18 und 24 Jahren. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass trotz vieler Schulschliessungen rund ein Viertel der Schulkinder im Präsenzunterricht sein mussten, so die Studie. Die Studie des Imperial College London weist darauf hin, dass der dritte nationale Lockdown die Verbreitung des Virus trotz der neuen Varianten massiv eingedämmt habe.

Und zum Schluss: Was heisst Wirksamkeit?

Im Gegensatz zu den 95 Prozent der Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna (die in der Schweiz schon verimpft werden) hat der Impfstoff von Astra Zeneca (der hierzulande noch nicht zugelassen ist) gemäss den Studien eine Wirksamkeit von 60 Prozent.

Klingt beunruhigend.

Doch was bedeutet das eigentlich: die Wirksamkeit bei einem Impfstoff?

Die Kolleginnen von der «Zeit» sind der Frage nachgegangen, und weil wir das gut erklärt finden, möchten wir Ihnen das Ergebnis nicht vorenthalten. Das Wort «Wirksamkeit» liesse sich intuitiv falsch verstehen, schreiben die Journalistinnen. Nämlich so: Ein Impfstoff wirkt bei 60 Prozent der Geimpften. Also werden 4 von 10 geimpften Menschen trotzdem krank.

Diese Annahme ist falsch.

Der Prozentwert gibt an, wie stark die Impfung das Risiko senkt, zum Beispiel an Covid-19 zu erkranken – im Vergleich zu nicht geimpften Personen.

Viel wichtiger als die Wirksamkeit in Prozenten ist aber: Alle Impfstoffe sowie die Kandidaten, die bisher in grossen Studien getestet wurden, scheinen sehr gut vor schweren Komplikationen zu schützen.

Das ist eine gute Nachricht: Wenn man geimpft wird, kann man trotzdem krank werden. Nur ist das Risiko, dass man schwer erkrankt, ins Spital muss oder stirbt sehr viel kleiner als ohne Impfung.

(Hier gibt es den ganzen Beitrag der «Zeit» zu lesen.)

Bleiben Sie umsichtig. Bleiben Sie freundlich. Und bleiben Sie gesund.

Ronja Beck und Marguerite Meyer

PS: Haben Sie Fragen und Feedback, schreiben Sie an: covid19@republik.ch.

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PPPPS: Das Schöne am Schreiben dieses Newsletters ist ja, dass man auch mal was Persönlicheres teilen darf. Marguerite Meyer schickt Ihnen zum Feierabend einen ihrer aktuellen Favoriten, der sie sehnsüchtig durch den Winter gebracht hat: «Texas Sun» von Khruangbin & Leon Bridges. So von wegen Roadtrip und Wind im Haar. Schönen Abend!

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