Herz, Faust, Sieg – ein Ballon mit dem Signet von Swetlana Tichanowskaja, einer der Leaderinnen der Proteste in Belarus.

Wie weiblich ist die Revolution?

Die Proteste in Belarus sind massgeblich ein Verdienst der Frauen. Handelt es sich also um eine feministische Bewegung? Die kurze Antwort lautet: jein.

Von Daniel Graf (Text) und Jana Nizovtseva (Bilder), 22.12.2020

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Die Demokratiebewegung in Belarus reicht über soziale Grenzen hinweg: generations-, schichten-, geschlechter­übergreifend. Und doch ist unverkennbar, dass der Aufstand gegen offenkundig gefälschte Wahlen, Repression und staatlichen Terror in erster Linie von Frauen getragen wird.

«Das weibliche Gesicht der Revolution» lautet die gängige Formel dafür.

Was aber verbirgt sich gesellschaftlich und politisch hinter dem Schlagwort? Heisst «weiblich» auch feministisch? Wer sind die Gesichter hinter dem «Gesicht der Revolution»? Ist das, was in Belarus stattfindet, überhaupt eine Revolution? Oder etwas ganz Eigenes, bei dem die Assoziationen des Begriffs womöglich mehr verdunkeln als erhellen?

Schaut man genauer hin – wie die Autorinnen des Buches, um das es hier gehen soll –, verliert die Formel schnell ihre vermeintliche Selbst­verständlichkeit. Das ist gut so. Denn womöglich verleitet das medial gut verankerte Bild gerade Westeuropäer zu einer voreiligen Verstehens­illusion. Und schlimmsten­falls dazu, die Ikonografie des Protests ins Sentimentale zu verschieben.

Um es vorwegzunehmen: Die Textsammlung «Belarus! Das weibliche Gesicht der Revolution» ist im deutsch­sprachigen Raum wohl das beste Mittel gegen eine oberflächliche Wahrnehmung der Proteste.

23 Schriftstellerinnen, Künstlerinnen, Aktivistinnen, Journalistinnen und Intellektuelle, vorwiegend aus Belarus, kommen zu Wort. Ausserdem macht das Buch eine Vielzahl wichtiger Quellen aus den sozialen Netzwerken erstmals auf Deutsch zugänglich. Vielstimmig und durchaus kontrovers entsteht so eine «Geschichts­schreibung des Augenblicks», wie es im Vorwort heisst. Und dass die kleine Berliner Edition Fototapeta die Sammlung bereits in die Buchläden gebracht hat, während die Proteste augenscheinlich erst am Anfang stehen, ist eine verlegerische Meisterleistung.

Eine Demonstration in der belarussischen Hauptstadt Minsk (9. November 2020).

Die Beiträge im Band liefern jedoch gerade keine schnellen und einfachen Antworten. Es ist durchaus bezeichnend, dass gleich der erste Essay, geschrieben von der Übersetzerin Iryna Herasimovich, den Titel «Die Kraft des Unwissens» trägt. Denn das Erkenntnis­potenzial dieses Buches kommt massgeblich aus dem Misstrauen gegen die vorschnelle, aber umso breitbeiniger vorgetragene Meinung. «Im Übersetzer­beruf», schreibt Herasimovich, gehöre «die Bereitschaft zu Wissens­lücken zur Professionalität. Es fördert die Hellhörigkeit.»

Also noch mal: Inwiefern ist diese Demokratie­bewegung eine weibliche? Und wie stehen hier «weiblich» und «feministisch» zueinander?

Liest man den Band im Ganzen, zeigt sich: Der Aufstand in Belarus ist zugleich mehr und weniger als eine feministische Revolution.

1: Feminismus plus X

Swetlana Tichanowskaja, Maria Kolesnikowa, Veronika Zepkalo. Selbst wer die belarussische Protest­bewegung radikal personalisieren wollte, müsste einräumen: Das «weibliche Gesicht» der Revolution wird mindestens von einem Trio verkörpert.

Das ist schon deswegen wichtig, weil damit ganz unterschiedliche Identifikations­angebote zusammen­spielten – und bis heute in einem ungebrochen breiten Bündnis weiterwirken.

Swetlana Tichanowskaja, die bei den Wahlen anstelle ihres verhafteten Ehemanns gegen Lukaschenko antrat und sich als Übergangs­kandidatin zu freien und fairen Neuwahlen sah, hat schon im Wahlkampf stets die klassischen Familien­werte beschworen – und mit dem offensiv betonten Selbstbild als Hausfrau und Mutter, die sich nun uneigennützig um das Wohl des Landes kümmern wolle, besonders auch eine traditionelle Wählerschaft mobilisiert.

Leaderinnentrio: Veronika Zepkalo, Swetlana Tichanowskaja, Maria Kolesnikowa. Sergei Gapon/AFP

Ganz anders Maria Kolesnikowa, die bekennende Feministin, die als kosmo­politische Musikerin und Art-Direktorin in verschiedenen europäischen Ländern gelebt hat – und nach den Wahlen, als die Geheim­dienste sie ausser Landes schaffen wollten, ihren Pass zerriss und als Einzige aus dem Trio in Belarus blieb.

Veronika Zepkalo schliesslich, so schreibt die Politik­wissenschaftlerin Olga Dryndova, «galt als Kombination aus beiden Elementen: eine selbstbewusste, erfolgreiche Managerin bei Microsoft, eine liebevolle Frau und Mutter».

Nun sind solche Rollenmuster immer auch ein Stück weit Projektion, vielleicht sogar Klischee. Und wenn auf sorgfältig komponierten Bildern Kolesnikowa ein Herz formt und Tichanowskaja die Faust reckt, will das mit allzu einfachen Zuschreibungen sowieso nicht mehr ganz aufgehen.

Trotzdem: Die breite und anhaltende Popularität des Wahlkampf­trios hatte offenbar entscheidend mit einer «Kombination von traditionellen und feministischen Werten» (Olga Dryndova) zu tun.

Sprecherinnen und Ikonen der belarussischen Opposition gibt es ohnehin sehr viele mehr: von der Rentnerin Nina Baginskaja, die schon seit vielen Jahren gegen Lukaschenko auf die Strasse geht, bis zur Literatur­nobelpreis­trägerin Swetlana Alexijewitsch. Von der Basketball­spielerin Alena Leučanka bis zu jener Frau, die schon von Beginn an eine Ikone war: «Eva» aus dem gleichnamigen Gemälde von Chaim Soutine, einem Bild, das seit seiner Konfiszierung durch die Regierung in den sozialen Netzwerken eine Karriere als Meme gemacht hat.

Seit Sommer ist die gesellschaftliche Breite des friedlichen Protests jede Woche wieder neu auf den Strassen im ganzen Land zu sehen – aller Polizei­gewalt und staatlicher Repression zum Trotz.

Kurz: Die «weibliche Revolution» ist nicht allein eine feministische, und sie wird, selbstverständlich, nicht allein von Frauen getragen.

Der Protest in Belarus ist vielfältig – aber die Demokratie­bewegung hat diese Vielfalt gebündelt zu einem gemeinsamen politischen Ziel. Und was im Medien­zeitalter der Bilder ebenso wichtig ist: zu einer erkennbaren Ikonografie. Den schwarz gekleideten Lukaschenko-Schergen der Omon-Sonder­polizei steht symbolisch der denkbar schärfste Kontrast gegenüber: friedlicher Protest von Frauen in Weiss, in den Händen Blumen statt Waffen.

Ich bin viele: Nina Baginskaja mit Fahne vor der geballten Staatsgewalt.

Sichtbarer lassen sich die Botschaft «Schluss mit der Gewalt!», aber auch die jeweiligen Macht­mittel kaum in Szene setzen. Eine «asymmetrische Antwort» mit einem «enormen Veränderungs­potenzial», wie die Philosophin Tatiana Shchyttsova schreibt.

Und ihre Fachkollegin Olga Shparaga betont in einem Interview:

Die Frauen sind nicht zufällig zum Gesicht der Proteste geworden – sie haben bereits Erfahrung darin, über Gewalt zu sprechen, über Gewalt, die sie selbst oder ihre Kinder erleben. Und dieses Schutz­haus, das Frauen mit Gewalt­erfahrung zur Verfügung steht, benötigt heute eigentlich die ganze Bevölkerung. Das ist vielleicht die Erkenntnis.

Da liegen die vermeintlich kontrastierenden Motivationen zwischen Tichanowskaja und Kolesnikowa plötzlich ganz eng beieinander.

Aber das wäre ein zu harmonistisches Resümee.

Denn dieses polyphon komponierte Buch mit Stimmen der Protest­bewegung enthält auch Grundsatz­kritik aus der eigenen politischen Familie. Und hier wird es noch einmal spannend – für Belarus. Und weit darüber hinaus.

2: Feminismus minus X

Harsche Einwände gegen die «weibliche Revolution» und ihre Protagonistinnen kommen von der Frauen­rechtlerin Irina Solomatina.

  • Dass Swetlana Tichanowskaja «stets ihre Erfahrung als Mutter und die Liebe zu ihrem Ehemann unterstrich», sei bereits das erschöpfende Argument gewesen und habe ein detailliertes Programm ersetzt.

  • Soziale Probleme hätten die Präsidentschafts­kandidatinnen «ausschliesslich in Bezug auf die Fürsorge (für den Ehemann, die Kinder und die Belarussen)» formuliert, ohne eine feministische oder gender­spezifische Agenda.

  • Tichanowskaja, Zepkalo und Kolesnikowa seien letztlich alle drei nur Platzhalterinnen für die ursprünglich vorgesehenen männlichen Kandidaten gewesen: «Frauen, die ‹ihren› Männern helfen, deren politische Ambitionen zu verwirklichen».

Mag sein, dass Solomatina damit den spezifischen Voraussetzungen und Folgen dieser Wahl zu wenig Rechnung trägt. Dass sie zu einseitig auf die orthodoxe Theorie vertraut – und zu wenig auf die transformative Kraft von gemeinschaftlichem politischem Erleben. Und es ist wohl nicht zuletzt aus feministischer Perspektive streitbar, wie schnell Solomatina bei einer Gleichsetzung der Protestierenden mit ihrem politischen Gegner landet:

Frauen, die sich selbst für hetero­patriarchale Werte opfern und diese für gut befinden, betrügen nicht nur sich selbst, sondern alle Frauen. Lukaschenko transportiert natürlich genau dieselben Wert­vorstellungen, wenn er sich als den einzigen «harten Kerl» geriert, der die Last des Verfassungs­garanten zu schultern in der Lage sei.

Dennoch macht Solomatina einige wichtige Punkte, die ihren Beitrag gerade wegen seiner kritischen Schärfe zu einem der wichtigsten des Bandes werden lassen.

Etwa wenn sie darauf insistiert, dass auch der wohlwollende Blick auf die «weibliche Revolution» oft allzu leicht über reale politische Macht- und Repräsentations­fragen hinweggeht. Dass die Symbolik des friedlichen Protests immer auch in Gefahr steht, ins Erbauliche zu kippen. Dass in der medialen Bericht­erstattung, ebenso wie in Teilen der Protest­bewegung, eben auch patriarchale und sexistische Muster zum Ausdruck kommen, etwa wenn in der Minsker Metro Plakate hängen mit dem Slogan: «Belarussische Mädels – ihr seid unsere Blumen des Sieges».

Irina war eine der unabhängigen Wahl­beobachterinnen bei den Präsidentschafts­wahlen im August – bis sie von Offiziellen hinaus­geworfen wurde.

Aus feministischer Perspektive ist es ausserdem vollkommen konsequent, wenn Solomatina beklagt, dass «patriarchale Mythen» und «geschlechts­spezifische Vorurteile» trotz der Proteste in Belarus nach wie vor stark verbreitet sind. Und dass die Demokratie­bewegung, je inklusiver sie ist, desto eher von einer dezidiert feministischen Programmatik abweicht.

Nur: Was folgt strategisch aus dieser Analyse?

Dass es einerlei sei, ob man Lukaschenko unterstütze oder die «weibliche Revolution», weil die «Wert­vorstellungen» doch «genau dieselben» seien?

Spätestens hier ist die Grundsatz­frage aller progressiven Bewegungen berührt: Wie viel Idealismus ist möglich, wie viel Abweichungs­toleranz nötig? Welches Mass an strategischem Pragmatismus braucht es, damit überhaupt was vorangeht?

Wie verhindern, dass vor lauter Fokus auf all die noch fehlenden Schritte schon der erste unterbleibt?

«Die Eroberung der Schlagzeilen» sei noch kein politischer Sieg, mahnt Solomatina zu Recht. Aber das gilt auch für jede noch so treffende (Selbst-)Kritik an der Protest­bewegung. Die entscheidende Frage bleibt: Wie entsteht ganz konkrete gesellschaftliche Veränderung?

3: Erfolgsformeln?

Es lohnt vor diesem Hintergrund, sich noch einmal die Entstehungs­bedingungen des belarussischen Aufstands vor Augen zu führen.

Eindrücklich lässt sich in dem Band nachlesen, welch gewichtige Rolle das politische Versagen und die Arroganz des Macht­habers in der Covid-Pandemie für das Entstehen der Protest­welle spielten. Auch haben die Demonstrationen eine längere Vorgeschichte, etwa in den landesweiten Protesten 2017 gegen Lukaschenkos sogenannte Sozial­parasiten-Steuer, die Erwerbslose de facto mit Straf­zahlungen belegte.

Die Bevölkerung war also bereits zu weiten Teilen politisiert und nach einem Viertel­jahrhundert unter dem «letzten Diktator Europas» mindestens so Lukaschenko- wie coronamüde. Und ironischer­weise dürfte auch die sexistische Überheblichkeit des Regimes, das den Protest der Frauen lange kaum ernst nahm, zum Erfolg der «weiblichen Revolution» beigetragen haben.

Doch die begünstigenden Faktoren wären wirkungslos geblieben ohne das strategische Geschick der Bewegung, sie auch zu nutzen.

Zu den Kennzeichen der Proteste gehörten neben der versierten Nutzung der sozialen Netzwerke von Beginn an: Witz. Ironie. Ein optimistisches Narrativ (mit dem Herz als Symbol und Kontrast zu Lukaschenkos Empathie­losigkeit). Und vor allem: ein breites Angebot zur Identifikation mit dem Wandel.

Die weiss-rot-weisse Fahne der Opposition. Politische Kunst in Form von Gedichten und Street-Art, wie sie in ihrer unmittelbaren Breiten­wirkung in hiesigen Gefilden fast unvorstellbar geworden ist. Aber auch Lieder, Folklore – Kulturgut, das progressive und ästhetisch distinguierte Geister unter anderen Umständen als Zumutung empfänden, hier aber, in einem spezifischen Kontext, eine ganz neue Bedeutung erhält.

Mit anderen Worten: Der Erfolg der Protest­bewegung lag und liegt nicht im Distinktions­eifer der einzelnen Gruppen, sondern in der solidarischen Geschlossenheit über Trennendes hinweg. Nicht darin, dass zwischen Menschen, sondern zwischen verschiedenen Kontexten und Bedeutungen unterschieden wird.

Wie hilfreich das sein kann, zeigt gerade das Beispiel des Wiegenliedes «Kupalinka», das zu einer Hymne der Protest­bewegung avancierte.

Nichts leichter, als dieses ursprünglich regressive Liedchen mit seiner biederen Bildlichkeit und seinen Geschlechter­stereotypen («Sie pflückt Blümchen, pflückt Blümchen / Flicht Kränzchen, vergiesst Tränchen») reaktionär zu schimpfen und seine Verwendung bei den Demos als Kitsch zu geisseln – wenn man auf der blossen Werkebene bleibt.

Auf dem Heimweg: Eine Nonne der Church of the Holy Trinity mit Protest­blumen am Rucksack.

Doch abgesehen davon, dass der Liedtext im Rahmen der Proteste immer auch subversive Verschiebungen erfahren kann: Im Angesicht des staatlichen Macht­apparats mit seinen Folter­knechten fungierte das gemeinsame und spontane Singen auch als «Reflex und Rezept gegen die Angst», wie die Literatur­wissenschaftlerin Yaraslava Ananka schreibt – und auf eine wichtige Unter­scheidung aufmerksam macht. Nicht das Singen an sich sei kitschig, sondern die narzisstische Rührung beim Betrachten der Proteste: «Wie schön und süss ist es doch, ‹Kupalinka› singende Frauen zu beobachten.»

Was heisst all das, ausser dass diese Protest­bewegung offensichtlich nicht dem Skript der gängigen heroischen Revolutions­vorstellungen folgt?

Was bedeutet es für das Spannungs­verhältnis von Solidarität und Kritik?

Dass eben beides unverzichtbar ist.

Und dass solidarische Kritik und kritische Solidarität beide einen klaren Blick für strategisch hilfreiche Unter­scheidungen brauchen. Mit einem Fokus auf konkrete politische Veränderungen, nicht auf einen Sieg im Debattier­club oder den alleinigen Beifall von den allerengsten Peers.

4: Keine Summa

Noch ist vollkommen unklar, ob die «weibliche Revolution» zu einem Macht­wechsel und zu einer echten Demokratisierung in Belarus führen wird. Schon deshalb verbietet sich ein Fazit.

Aber es sieht sehr danach aus, als hätten die Proteste seit dem Sommer das Land schon jetzt so grundlegend verändert, dass sich das Versprechen auf Demokratie und Gleich­berechtigung nicht mehr langfristig durch Gewalt unterdrücken lässt. Zumal die internationale Solidarität mit den Protestierenden zuletzt wieder deutlich vernehmbarer und die Sanktionen gegen das Lukaschenko-Regime ausgeweitet wurden (auch seitens der Schweiz). Am vergangenen Mittwoch nahm Swetlana Tichanowskaja stellvertretend für die belarussische Opposition den Sacharow-Preis des Europäischen Parlaments entgegen.

Ohnehin könnte man sich international derzeit einiges an Inspiration aus Belarus holen. Die Stimmen aus dem Buch «Belarus!» deuten insgesamt jedenfalls klar darauf hin, dass ohne Solidarität und Kritik die grossen gesellschaftlichen Veränderungen nicht zu haben sind – für ihre Durchsetzung aber das Verbindende wichtiger ist als das Trennende.

Das hat beträchtliche Implikationen für das progressive Spektrum und für die weltumspannenden Grossthemen, allen voran die Klimakrise.

Die beste Versicherung all jener, für die unbedingt alles schön beim Alten bleiben soll, war immer schon der Abgrenzungs­furor der progressiven Kräfte – zur Mitte hin, aber vor allem auch gegenüber den neuralgisch Nahen.

Womöglich also liesse sich von der «weiblichen Revolution» ein wenig strategisches Denken lernen. Und etwas angewandte Dialektik: Wo nicht nur erkannt wird, dass es bei allen Differenzen ja auch Gemeinsamkeiten gibt, sondern dass dieses Gemeinsame gar das Entscheidende sein könnte – dort erwächst vielleicht gerade aus dem Bewusstsein der Unterschiede die Kohäsions­kraft für einen grundlegenden Wandel.

Zum Buch

Andreas Rostek / Thomas Weiler / Nina Weller / Tina Wünschmann (Hrsg.): «Belarus! Das weibliche Gesicht der Revolution». Edition Fototapeta, Berlin 2020. 272 Seiten, ca. 18 Franken.

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