Covid-19-Uhr-Newsletter

Dasselbe in Grün

04.11.2020

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Liebe Leserinnen und Leser

Heute Nachmittag hat der Bundesrat eine Reihe neuer Massnahmen angekündigt, um die wirtschaftlichen Schäden der zweiten Welle zu dämpfen. Neue landesweite Einschränkungen gab es keine. Die Zusammenfassung lesen Sie weiter unten.

Aber zuerst: Die Chancen sind gross, dass auch Sie mittlerweile jemanden kennen, der an Covid-19 erkrankt ist oder war. Eine solche Erkrankung bedeutet meist, dass gleichzeitig Menschen in Quarantäne müssen. Und diese Menschen sind manchmal noch sehr klein.

Vielleicht erinnern Sie sich an Eva, 5 Jahre alt. Sie gab uns im Mai ein Interview und erzählte uns, wie sie sich nach dem wochenlangen Shutdown wieder auf den Kindergarten freute – wo es grüne Knete gibt und eine Spielküche mit Kaffeemühle.

Inzwischen hat Eva eine Quarantäne hinter sich, weil ein Familienmitglied positiv auf Covid-19 getestet wurde. Ausserdem hat sie einen wichtigen Karriereschritt geschafft – aber lassen wir sie doch selber erzählen.

Olivia Kühni hat das Gespräch geführt.

Hoi Eva, wir haben ja schon mal ein Interview geführt, erinnerst du dich?
Ja, aber ich weiss nicht mehr, wie es geht.

Ich stelle dir Fragen, und du antwortest.
Ah, genau. Ist gut. Was schreibst du da?

Deine Antworten.
Okay.

Du warst mit deiner Familie in Quarantäne. Wie war das für dich?
Gut! Wir waren im Haus von Oma und Opa. Die waren aber nicht da.

Was hast du da so gemacht?
Sie haben einen Garten, da war ich viel. Ich habe da auch eine Freundin, aber mit der durfte ich jetzt nicht spielen.

War das schlimm?
Nein, weil ich durfte ja mit meiner kleinen Schwester spielen. Dann ist das nicht schlimm.

Wenn man eine kleine Schwester hat?
Ja, oder eine grosse.

Hast du den Kindergarten vermisst?
Ah, wir sind Bären geworden! Ich bin jetzt ein Bär, und ich habe ein Gottikind bei den Büsi, sie heisst Sara.

Dein Gottikind?
Ja, wir sitzen zusammen in einer Reihe, und wir müssen den Büsi Sachen erklären.

Hast du was verpasst, als du in Quarantäne warst?
Nein. Aber ich habe etwas vergessen.

Was?
Taschen müssen in den Korb, das habe ich vergessen.

Und dann?
Ich habe die Tasche an den Haken gehängt, und als es Znüni gab, habe ich es gemerkt und zu den andern gesagt: Ui, jetzt habe ich die Tasche nicht in den Korb getan. Dann habe ich sie geholt.

Würdest du das noch mal machen, so eine Quarantäne?
Ja, ich bin halt manchmal krank. Darum.

Vielen Dank für das Gespräch.
Bitte.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

Bund will wirtschaftliche Schäden stärker abfedern. «Die Schweiz steckt in der schwierigsten wirtschaftlichen Situation der letzten 50 Jahre», sagte Finanzminister Ueli Maurer heute an der Medienkonferenz. Man müsse sich bewusst sein, dass es weitere Konkurse und mehr Arbeitslose geben werde, auch mit weiterer Unterstützung. Konkret gab der Bundesrat heute bekannt:

1. Der Bund wird sich an den Härtefallzahlungen beteiligen, welche die Kantone ab Dezember sprechen. Jeder Kanton entscheidet individuell, wer Anspruch hat. Maurer nannte als Beispiele «Unternehmen in der Wertschöpfungskette der Eventbranche, Schausteller, Dienstleister der Reisebranche sowie touristische Betriebe». Wer warum wie viel Geld bekommen kann, ist in der Härtefallverordnung ausbuchstabiert. Diese Kriterien könnten noch geändert werden, sagte Maurer.

2. Der Erwerbsersatz wird verlängert und ausgeweitet. Wer wegen Geschäftsschliessungen oder fehlender Kundschaft nicht arbeiten kann, bekommt Unterstützung. Der Bundesrat hat die Bedingungen dafür heute angepasst. Die Anpassungen gelten rückwirkend auf den 17. September. Ob Sie Anspruch haben und wie genau Sie vorgehen müssen, finden Sie auf dieser Website erklärt.

3. Sportvereine werden unterstützt. Weil in den nächsten Monaten Veranstaltungen weitgehend ohne Zuschauer stattfinden dürfen, will der Bundesrat die Clubs mit Darlehen unterstützen. Er stellt dazu 350 Millionen Franken bereit – und prüft auch Unterstützung, die nicht zurückgezahlt werden müsste. Ohne diese Hilfe wären 100’000 Arbeitsplätze bedroht, sagte Sportministerin Viola Amherd.

Die Armee wird wieder aufgeboten. Bis zu 2500 Armeeangehörige sollen die Spitäler, die Pflege und die Patiententransporte in den Kantonen unterstützen. Die Armee hat rund 5000 Armeeangehörige angefragt, ob sie Einsätze leisten wollen. Die ersten gut 200 Armeeangehörigen würden am Mittwoch einrücken. Unterdessen haben Freiburg, Genf, Wallis, Bern und Jura eine Unterstützung beantragt.

Der Bund kritisiert «unsolidarische Kantone». Gesundheitsminister Alain Berset sagte heute an der Medienkonferenz des Bundesrats, dass Spitäler und Kantone zu wenig zusammenarbeiten würden, um Patienten zu verteilen und sich gegenseitig auszuhelfen. Er kritisierte besonders, dass verschiedene Kantone in der Deutschschweiz noch immer Operationen erlauben, die auch verschoben werden könnten. Das blockiere unnötig Betten.

Und zum Schluss ein Blick nach Mexiko: Eine Stadt heult um die Wette

Am Montag haben die Mexikaner den Día de Muertos gefeiert, an dem sie jeweils kollektiv die Verstorbenen betrauern. Doch ausgerechnet in diesem Jahr konnte der Feiertag nur im kleinen Rahmen stattfinden. Mexiko wurde wie viele andere süd- und mittelamerikanische Staaten stark von der Pandemie getroffen; bisher starben im Land über 92’000 Menschen an Covid-19.

Und darum glaubten auch viele, dass in San Juan del Río der beliebte Trauercontest ausfällt. Sie haben richtig gelesen: Jedes Jahr am Tag der Toten weint ein Dutzend Menschen in der zentralmexikanischen Kleinstadt vor Hunderten Zuschauern um die Wette. Eigentlich wollten die Organisatoren den Wettkampf in diesem Jahr absagen, entschieden sich dann aber nach einer Konsultation mit den Sponsoren – dem Tourismusbüro und einem Bestattungsunternehmen – dagegen. Der Contest sollte nun online stattfinden. 27 Teilnehmerinnen und Teilnehmer schickten ihre rund zwei Minuten langen Videos ein, in denen sie sich ihre Seele rausheulten.

Gewonnen hat den Onlinecontest eine Schauspielerin aus Mexiko City. Ihr melodramatischer Auftritt über dem Grab eines Verstorbenen überzeugte die Jury. Eine andere Teilnehmerin wählte einen anderen Weg und betrauerte keine Person, sondern gleich das ganze Jahr. «Wenn dich 2020 nicht zum Weinen bringt», sagte die 31-jährige Torres Villarreal gegenüber einer «New York Times»-Journalistin, «dann bringt dich nichts zum Weinen.»

Bleiben Sie umsichtig. Bleiben Sie freundlich. Und bleiben Sie gesund.

Elia Blülle, Oliver Fuchs und Olivia Kühni

PS: Haben Sie Fragen und Feedback, schreiben Sie an: covid19@republik.ch.

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PPPS: Dass uns das mal passieren würde … Wir müssen Ihnen mitteilen, dass uns gestern im Newsletter zwei das/dass-Fehler durchgerutscht sind. Wir bitten um Verzeihung.

PPPPS: Das Jahr 2020 (bisher), zusammengefasst in einer Meldung. Gestern wurde der Republikaner David Andahl ins Abgeordnetenhaus des US-Bundesstaats North Dakota gewählt. Er starb im Oktober an Covid-19.

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